Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Seuche.

1 De Süke kummt anflegen, man se krüpt wedder weg. (Bremen.) - Köster, 251.

2 Die lange Seuche ist der gewisse tod. - Henisch, 1604, 49; Petri, II, 135.

Hier in dem Sinne von Siechheit, langanhaltendes Kranksein.

3 Die Seuch ist allen Leuthen angeboren, dass sie bald glauben, was sie horen. - Henisch, 1636, 8.

4 Die Seuche wil jhre zeit haben, ehe sie wider ablest. - Petri, II, 142; Henisch, 794, 54.

5 Es ist eine schlimme Seuch, wenn man stirbt, ehe mans gewahr wird, dass man krank ist. - Opel, 380.

Die Chinesen behaupten in einem Sprichwort: Es gibt fünf Seuchen in einer Familie: Schwärmerei, Bausucht, Gerichtshändel, unnütze Seltenheiten und Faulheit. (Hlawatsch, 137.)

6 Es ist nirgend eine Seuche, es ist eine Arznei dafür. - Graf, 477, 634.

Graf bemerkt, es müsse daher auch gegen ungeeignete Verfügungen Rechtsmittel geben, aber wo ist die Medicin gegen falsche Urtel letzter Instanz?

Mhd.: Is ist nyndert eine suche, do ist eine erznye vor. (Daniels, Weichbildglosse, 244, 44.)

7 Neue Seuchen verlangen neue Arzneien. - Graf, 445, 405.

Als Rechtssprichwort: Neue Angriffe, neue Vertheidigung.

Altfries.: Nije syuchten behowet, nije ersedie. (Hettema, XXXII, 25 [256].)

*8 Ick hebbe oeck an der selve suckende kranck gelegen. - Tappius, 104a.


Seufzen.

1 Es kompt nicht alles Seufzen von Kranckheit. - Petri, II, 840.

*2 Er seufzt wie ein Esel, dem ein Sack entfällt.

"Vnd süfftzen doch so manigfalt, wie dem esel der sack empfalt." (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 31.)

*3 Er seufzt wie ein Schanzkarren, der nicht geschmiert ist.

*4 Er seufzt wie ein ungeschmierter Garnhaspel. - Parömiakon, 943.

*5 Er seufzt wie ein ungeschmierter Rüstwagen. - Parömiakon, 1226.

*6 Er seufzt wie eine Turteltaube. - Parömiakon, 960.

Neben dieser sind (Chaos, 34) noch folgende vergleichende Redensarten aufgeführt: Aufwarten wie ein Pudelhund. Aufschneiden wie ein Wurmarzt. Allenthalben anklopffen, wie ein Baumhäckel. Sich drehen, wie ein eiserner Gockelhan auf dem Thurm. Sich zu allem brauchen lassen wie ein Hut. Suchen wie ein Spürhund. Wachen wie eine Schneegans. Hin- und Hergehen wie ein Rad. Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie eine Bruthenne.


Seufzer.

1 Die Seufzer der Glücklichen wiegen nicht schwer.

Aehnlich russisch Altmann VI, 431.

2 Ein Seufzer findet (weiss) den Weg zum Himmel.

Dän.: Suk gaaer vel til himmelen, om end taarene falde paa jorden. (Prov. dan., 537.)

3 Ein Seufzer ist einem Manne erlaubt, Weinen und Heulen aber auch für ein Weib zu viel.

4 Ein stiller Seufzer ist das beste (kürzeste) Gebet.

Dän.: Inderlig suk er bedre end skienhellig bön. (Prov. dan., 537.)

5 Es gehören viel Seufzer dazu, eine Mühle zu treiben.

6 Jeder Seufzer wird gehört.

Die Osmanen: Es verhallt kein Seufzer ungehört. (Schlechta, 106.)

7 Seufzer sprengen keine Steine. - Sprichwörtergarten, 34.

Schwere Geschäfte werden dadurch nicht leichter, dass man sie beseufzt. Frisch daran, schlägt halb den Mann.

Lat.: Non luctu, sed remedio est opus in malis. (Philippi, II, 38.)

8 Viel Seufzer bringen Traurigkeit.

Schwed.: Mycken suck är sorgen näst. (Grubb, 539.)

*9 Dös eit a Seufzer vou' d'r grass'n Zöich'n (Zehe) g'wa' (gewesen). (Franken.) - Frommann, VI, 324, 358.

Aus Herzensgrunde.

*10 Ein deutscher Seufzer.

Verhüllender Ausdruck der Franzosen für: Rülps.

[Spaltenumbruch] *11 Er wünschte, ihre Seufzer hätten Schellen oder Glöckel, wie die Schweizerkühe, damit er wüsste, wo sie hingingen. - Parömiakon, 289.

Von einem eifersüchtigen Ehemann.

*12 Seufzer gen Himmel schicken.

*13 Stille Seufzer1 fahren lassen. (Ostpreuss.)

1) Verhüllend für Blähungen.


Sevenbaum.

Den Seven(Sade-)baum das wesel liebt, die Katz ein gut küssmutter giebt. Der wolff zum Hirten geschätzt, der bock zum Gärtner gesetzt, der fuchs ein hünervogt thut geben, wer auch im ampt vor raben leben. Der hund ein bösen metzler gibt, die saw das küchenamt sehr liebt. Der geyr lehrt die hüner fliegen, die sawe stets im dreck thut liegen. Den pfaw beliebt sein schöner schwantz, die magd hat grosse lust zum dantz. - Zinkgref, IV, 346.


Sever.

Beter en lütjen Sever1 as en lütjen Fewer. (Holst.) - Schütze, IV, 91.

1) Das Wort bezeichnet zunächst: Käfer, Maikäfer, dann einen kleinen Rausch. Ein kleiner Rausch ist besser als ein kleines Fieber.


Severin.

Zinter (Sanct) Vring (23. Oct.) wirf dä kale (kalte) Stein an dä Rhing (Rhein); Zint Gerdrück met der maus höllt in widder draus. (Köln.) - Weyden, I, 2; Firmenich, I, 472, 35.

Sanct-Severin wirft den kalten Stein in den Rhein, Sant-Gertrud (17. März) mit der Maus, holt ihn wieder heraus. (Boebel, 5.)


Sevilla.

Wer Sevilien nicht gesehen, der hat nichts Verwunderliches und Vornehmes gesehen. - Berckenmeyer, 31.

Sie heisst auch die schöne Kaufmannsfrau. Das Sprichwort deutet auf die goldene Zeit der Stadt unter der Herrschaft der Mauren und ihre damalige Pracht. (S. Gott 1885.)

Lat.: Qui non Sevilia, non vidit mirabilia. (Berckenmeyer, 31; Meyer, Universal-Lexikon, 37, 85.)

Span.: Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla.


Sibbe, s. Sippe.

Sibbeste.

Die sechs Sibbesten wahren den Siebenten. - Graf, 468, 585.

Zum Beweise der Unschuld schwor der Betreffende mit sechs Eideshelfern in bürgerlichen wie peinlichen Sachen. Sechs Männereide, heisst es, halten den siebenten aufrecht, alle sieben sind des Mannes unverbrüchliche Wehr und Bürgschaft. Dieser Beistand der Standesgenossen, den indess Niedere den Höhern nicht leisten konnten, löst Bast und Band. Die Wahrheit konnte indess dadurch nicht erwiesen werden, da die nächsten Verwandten, die natürlichsten Eideshelfer gerade für ein glaubwürdiges Zeugniss die ungeeignetsten Personen sind. Es sollte dadurch blos gezeigt werden, dass dem Angefochtenen bereits Helfer zur Seite ständen. Im Altfriesischen: So ware sex de sibbeste dene sovenden. (Richthofen, 379, 24.)


Sibirien.

1 Aus Sibirien und aus der Hölle kommt keiner zurück.

Aus Sibirien sind schon viele zurückgekehrt; über die Rückkehr aus der Hölle dagegen fehlen Nachrichten.

2 Sibirien gibt wol die Todten heraus, aber nicht die Lebenden. - Altmann V, 112.

Sibirien findet sich aus naheliegenden Gründen in russischen Sprichwörtern häufig. So heisst es: Es fahren nicht alle nach Sibirien, die in einer Kibitke sitzen. Man ist auch in Sibirien frei, wenn man nur Geld hat. Man ist auch in Sibirien, wenn man in Tobolsk ist. (Altmann V, 118.)

3 Sibirien ist nicht blos das Land der Diebe. - Altmann VI, 387.

*4 Es ist ja hier rein wie in Sibirien.

Nämlich so kalt.

Holl.: Het is, als of men daar in Siberie komt. (Harrebomee, II, 265b.)


Sichdichfür.

Sichdichfür und Traunicht sind Nachbarn.

Wortspiel mit den Namen zweier im saganer Kreise liegenden Ortschaften. (Vgl. Niederschles. Zeitung, 1874, Nr. 40.)


[Spaltenumbruch]
Seuche.

1 De Süke kummt anflegen, man se krüpt wedder weg. (Bremen.) – Köster, 251.

2 Die lange Seuche ist der gewisse tod.Henisch, 1604, 49; Petri, II, 135.

Hier in dem Sinne von Siechheit, langanhaltendes Kranksein.

3 Die Seuch ist allen Leuthen angeboren, dass sie bald glauben, was sie horen.Henisch, 1636, 8.

4 Die Seuche wil jhre zeit haben, ehe sie wider ablest.Petri, II, 142; Henisch, 794, 54.

5 Es ist eine schlimme Seuch, wenn man stirbt, ehe mans gewahr wird, dass man krank ist.Opel, 380.

Die Chinesen behaupten in einem Sprichwort: Es gibt fünf Seuchen in einer Familie: Schwärmerei, Bausucht, Gerichtshändel, unnütze Seltenheiten und Faulheit. (Hlawatsch, 137.)

6 Es ist nirgend eine Seuche, es ist eine Arznei dafür.Graf, 477, 634.

Graf bemerkt, es müsse daher auch gegen ungeeignete Verfügungen Rechtsmittel geben, aber wo ist die Medicin gegen falsche Urtel letzter Instanz?

Mhd.: Is ist nyndert eine suche, do ist eine erznye vor. (Daniels, Weichbildglosse, 244, 44.)

7 Neue Seuchen verlangen neue Arzneien.Graf, 445, 405.

Als Rechtssprichwort: Neue Angriffe, neue Vertheidigung.

Altfries.: Nije syuchten behowet, nije ersedie. (Hettema, XXXII, 25 [256].)

*8 Ick hebbe oeck an der selve suckende kranck gelegen.Tappius, 104a.


Seufzen.

1 Es kompt nicht alles Seufzen von Kranckheit.Petri, II, 840.

*2 Er seufzt wie ein Esel, dem ein Sack entfällt.

„Vnd süfftzen doch so manigfalt, wie dem esel der sack empfalt.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 31.)

*3 Er seufzt wie ein Schanzkarren, der nicht geschmiert ist.

*4 Er seufzt wie ein ungeschmierter Garnhaspel.Parömiakon, 943.

*5 Er seufzt wie ein ungeschmierter Rüstwagen.Parömiakon, 1226.

*6 Er seufzt wie eine Turteltaube.Parömiakon, 960.

Neben dieser sind (Chaos, 34) noch folgende vergleichende Redensarten aufgeführt: Aufwarten wie ein Pudelhund. Aufschneiden wie ein Wurmarzt. Allenthalben anklopffen, wie ein Baumhäckel. Sich drehen, wie ein eiserner Gockelhan auf dem Thurm. Sich zu allem brauchen lassen wie ein Hut. Suchen wie ein Spürhund. Wachen wie eine Schneegans. Hin- und Hergehen wie ein Rad. Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie eine Bruthenne.


Seufzer.

1 Die Seufzer der Glücklichen wiegen nicht schwer.

Aehnlich russisch Altmann VI, 431.

2 Ein Seufzer findet (weiss) den Weg zum Himmel.

Dän.: Suk gaaer vel til himmelen, om end taarene falde paa jorden. (Prov. dan., 537.)

3 Ein Seufzer ist einem Manne erlaubt, Weinen und Heulen aber auch für ein Weib zu viel.

4 Ein stiller Seufzer ist das beste (kürzeste) Gebet.

Dän.: Inderlig suk er bedre end skienhellig bøn. (Prov. dan., 537.)

5 Es gehören viel Seufzer dazu, eine Mühle zu treiben.

6 Jeder Seufzer wird gehört.

Die Osmanen: Es verhallt kein Seufzer ungehört. (Schlechta, 106.)

7 Seufzer sprengen keine Steine.Sprichwörtergarten, 34.

Schwere Geschäfte werden dadurch nicht leichter, dass man sie beseufzt. Frisch daran, schlägt halb den Mann.

Lat.: Non luctu, sed remedio est opus in malis. (Philippi, II, 38.)

8 Viel Seufzer bringen Traurigkeit.

Schwed.: Mycken suck är sorgen näst. (Grubb, 539.)

*9 Dös ît á Seufzer vou' d'r grass'n Zöich'n (Zehe) g'wa' (gewesen). (Franken.) – Frommann, VI, 324, 358.

Aus Herzensgrunde.

*10 Ein deutscher Seufzer.

Verhüllender Ausdruck der Franzosen für: Rülps.

[Spaltenumbruch] *11 Er wünschte, ihre Seufzer hätten Schellen oder Glöckel, wie die Schweizerkühe, damit er wüsste, wo sie hingingen.Parömiakon, 289.

Von einem eifersüchtigen Ehemann.

*12 Seufzer gen Himmel schicken.

*13 Stille Seufzer1 fahren lassen. (Ostpreuss.)

1) Verhüllend für Blähungen.


Sevenbaum.

Den Seven(Sade-)baum das wesel liebt, die Katz ein gut küssmutter giebt. Der wolff zum Hirten geschätzt, der bock zum Gärtner gesetzt, der fuchs ein hünervogt thut geben, wer auch im ampt vor raben leben. Der hund ein bösen metzler gibt, die saw das küchenamt sehr liebt. Der geyr lehrt die hüner fliegen, die sawe stets im dreck thut liegen. Den pfaw beliebt sein schöner schwantz, die magd hat grosse lust zum dantz.Zinkgref, IV, 346.


Sêver.

Beter en lütjen Sêver1 as en lütjen Fêwer. (Holst.) – Schütze, IV, 91.

1) Das Wort bezeichnet zunächst: Käfer, Maikäfer, dann einen kleinen Rausch. Ein kleiner Rausch ist besser als ein kleines Fieber.


Severin.

Zinter (Sanct) Vring (23. Oct.) wirf dä kâle (kalte) Stein an dä Rhing (Rhein); Zint Gerdrück met der mûs höllt in widder drûs. (Köln.) – Weyden, I, 2; Firmenich, I, 472, 35.

Sanct-Severin wirft den kalten Stein in den Rhein, Sant-Gertrud (17. März) mit der Maus, holt ihn wieder heraus. (Boebel, 5.)


Sevilla.

Wer Sevilien nicht gesehen, der hat nichts Verwunderliches und Vornehmes gesehen.Berckenmeyer, 31.

Sie heisst auch die schöne Kaufmannsfrau. Das Sprichwort deutet auf die goldene Zeit der Stadt unter der Herrschaft der Mauren und ihre damalige Pracht. (S. Gott 1885.)

Lat.: Qui non Sevilia, non vidit mirabilia. (Berckenmeyer, 31; Meyer, Universal-Lexikon, 37, 85.)

Span.: Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla.


Sibbe, s. Sippe.

Sibbeste.

Die sechs Sibbesten wahren den Siebenten.Graf, 468, 585.

Zum Beweise der Unschuld schwor der Betreffende mit sechs Eideshelfern in bürgerlichen wie peinlichen Sachen. Sechs Männereide, heisst es, halten den siebenten aufrecht, alle sieben sind des Mannes unverbrüchliche Wehr und Bürgschaft. Dieser Beistand der Standesgenossen, den indess Niedere den Höhern nicht leisten konnten, löst Bast und Band. Die Wahrheit konnte indess dadurch nicht erwiesen werden, da die nächsten Verwandten, die natürlichsten Eideshelfer gerade für ein glaubwürdiges Zeugniss die ungeeignetsten Personen sind. Es sollte dadurch blos gezeigt werden, dass dem Angefochtenen bereits Helfer zur Seite ständen. Im Altfriesischen: So ware sex de sibbeste dene sovenden. (Richthofen, 379, 24.)


Sibirien.

1 Aus Sibirien und aus der Hölle kommt keiner zurück.

Aus Sibirien sind schon viele zurückgekehrt; über die Rückkehr aus der Hölle dagegen fehlen Nachrichten.

2 Sibirien gibt wol die Todten heraus, aber nicht die Lebenden.Altmann V, 112.

Sibirien findet sich aus naheliegenden Gründen in russischen Sprichwörtern häufig. So heisst es: Es fahren nicht alle nach Sibirien, die in einer Kibitke sitzen. Man ist auch in Sibirien frei, wenn man nur Geld hat. Man ist auch in Sibirien, wenn man in Tobolsk ist. (Altmann V, 118.)

3 Sibirien ist nicht blos das Land der Diebe.Altmann VI, 387.

*4 Es ist ja hier rein wie in Sibirien.

Nämlich so kalt.

Holl.: Het is, als of men daar in Siberië komt. (Harrebomée, II, 265b.)


Sichdichfür.

Sichdichfür und Traunicht sind Nachbarn.

Wortspiel mit den Namen zweier im saganer Kreise liegenden Ortschaften. (Vgl. Niederschles. Zeitung, 1874, Nr. 40.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0280" n="[274]"/>
          <cb n="547"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Seuche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Süke kummt anflegen, man se krüpt wedder weg.</hi> (<hi rendition="#i">Bremen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Köster, 251.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die lange Seuche ist der gewisse tod.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1604, 49; Petri, II, 135.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hier in dem Sinne von Siechheit, langanhaltendes Kranksein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Seuch ist allen Leuthen angeboren, dass sie bald glauben, was sie horen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1636, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die Seuche wil jhre zeit haben, ehe sie wider ablest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 142; Henisch, 794, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Es ist eine schlimme Seuch, wenn man stirbt, ehe mans gewahr wird, dass man krank ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 380.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Chinesen behaupten in einem Sprichwort: Es gibt fünf Seuchen in einer Familie: Schwärmerei, Bausucht, Gerichtshändel, unnütze Seltenheiten und Faulheit. (<hi rendition="#i">Hlawatsch, 137.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es ist nirgend eine Seuche, es ist eine Arznei dafür.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 477, 634.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Graf</hi> bemerkt, es müsse daher auch gegen ungeeignete Verfügungen Rechtsmittel geben, aber wo ist die Medicin gegen falsche Urtel letzter Instanz?</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Is ist nyndert eine suche, do ist eine erznye vor. (<hi rendition="#i">Daniels, Weichbildglosse, 244, 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Neue Seuchen verlangen neue Arzneien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 445, 405.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Rechtssprichwort: Neue Angriffe, neue Vertheidigung.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Nije syuchten behowet, nije ersedie. (<hi rendition="#i">Hettema, XXXII, 25 [256].</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Ick hebbe oeck an der selve suckende kranck gelegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 104<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Seufzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es kompt nicht alles Seufzen von Kranckheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 840.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er seufzt wie ein Esel, dem ein Sack entfällt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Vnd süfftzen doch so manigfalt, wie dem esel der sack empfalt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 31.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er seufzt wie ein Schanzkarren, der nicht geschmiert ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er seufzt wie ein ungeschmierter Garnhaspel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 943.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er seufzt wie ein ungeschmierter Rüstwagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1226.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er seufzt wie eine Turteltaube.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 960.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Neben dieser sind (<hi rendition="#i">Chaos, 34</hi>) noch folgende vergleichende Redensarten aufgeführt: Aufwarten wie ein Pudelhund. Aufschneiden wie ein Wurmarzt. Allenthalben anklopffen, wie ein Baumhäckel. Sich drehen, wie ein eiserner Gockelhan auf dem Thurm. Sich zu allem brauchen lassen wie ein Hut. Suchen wie ein Spürhund. Wachen wie eine Schneegans. Hin- und Hergehen wie ein Rad. Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie eine Bruthenne.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Seufzer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Seufzer der Glücklichen wiegen nicht schwer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 431.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein Seufzer findet (weiss) den Weg zum Himmel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Suk gaaer vel til himmelen, om end taarene falde paa jorden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 537.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Seufzer ist einem Manne erlaubt, Weinen und Heulen aber auch für ein Weib zu viel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein stiller Seufzer ist das beste (kürzeste) Gebet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Inderlig suk er bedre end skienhellig bøn. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 537.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es gehören viel Seufzer dazu, eine Mühle zu treiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Jeder Seufzer wird gehört.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Osmanen: Es verhallt kein Seufzer ungehört. (<hi rendition="#i">Schlechta, 106.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Seufzer sprengen keine Steine.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schwere Geschäfte werden dadurch nicht leichter, dass man sie beseufzt. Frisch daran, schlägt halb den Mann.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non luctu, sed remedio est opus in malis. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 38.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Viel Seufzer bringen Traurigkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Mycken suck är sorgen näst. (<hi rendition="#i">Grubb, 539.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Dös ît á Seufzer vou' d'r grass'n Zöich'n (Zehe) g'wa' (gewesen).</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 324, 358.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus Herzensgrunde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Ein deutscher Seufzer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Verhüllender Ausdruck der Franzosen für: Rülps.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="548"/>
*11 Er wünschte, ihre Seufzer hätten Schellen oder Glöckel, wie die Schweizerkühe, damit er wüsste, wo sie hingingen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 289.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem eifersüchtigen Ehemann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Seufzer gen Himmel schicken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Stille Seufzer<hi rendition="#sup">1</hi> fahren lassen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Verhüllend für Blähungen.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sevenbaum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Den Seven(Sade-)baum das wesel liebt, die Katz ein gut küssmutter giebt. Der wolff zum Hirten geschätzt, der bock zum Gärtner gesetzt, der fuchs ein hünervogt thut geben, wer auch im ampt vor raben leben. Der hund ein bösen metzler gibt, die saw das küchenamt sehr liebt. Der geyr lehrt die hüner fliegen, die sawe stets im dreck thut liegen. Den pfaw beliebt sein schöner schwantz, die magd hat grosse lust zum dantz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 346.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sêver.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Beter en lütjen Sêver<hi rendition="#sup">1</hi> as en lütjen Fêwer.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 91.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Das Wort bezeichnet zunächst: Käfer, Maikäfer, dann einen kleinen Rausch. Ein kleiner Rausch ist besser als ein kleines Fieber.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Severin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zinter (Sanct) Vring (23. Oct.) wirf dä kâle (kalte) Stein an dä Rhing (Rhein); Zint Gerdrück met der mûs höllt in widder drûs.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Weyden, I, 2; Firmenich, I, 472, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sanct-Severin wirft den kalten Stein in den Rhein, Sant-Gertrud (17. März) mit der Maus, holt ihn wieder heraus. (<hi rendition="#i">Boebel, 5.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sevilla.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer Sevilien nicht gesehen, der hat nichts Verwunderliches und Vornehmes gesehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie heisst auch die schöne Kaufmannsfrau. Das Sprichwort deutet auf die goldene Zeit der Stadt unter der Herrschaft der Mauren und ihre damalige Pracht. (S.  Gott 1885.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui non Sevilia, non vidit mirabilia. (<hi rendition="#i">Berckenmeyer, 31; Meyer, Universal-Lexikon, 37, 85.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Sibbe,</hi> s.  Sippe.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sibbeste.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die sechs Sibbesten wahren den Siebenten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 468, 585.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zum Beweise der Unschuld schwor der Betreffende mit sechs Eideshelfern in bürgerlichen wie peinlichen Sachen. Sechs Männereide, heisst es, halten den siebenten aufrecht, alle sieben sind des Mannes unverbrüchliche Wehr und Bürgschaft. Dieser Beistand der Standesgenossen, den indess Niedere den Höhern nicht leisten konnten, löst Bast und Band. Die Wahrheit konnte indess dadurch nicht erwiesen werden, da die nächsten Verwandten, die natürlichsten Eideshelfer gerade für ein glaubwürdiges Zeugniss die ungeeignetsten Personen sind. Es sollte dadurch blos gezeigt werden, dass dem Angefochtenen bereits Helfer zur Seite ständen. Im Altfriesischen: So ware sex de sibbeste dene sovenden. (<hi rendition="#i">Richthofen, 379, 24.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sibirien.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus Sibirien und aus der Hölle kommt keiner zurück.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus Sibirien sind schon viele zurückgekehrt; über die Rückkehr aus der Hölle dagegen fehlen Nachrichten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Sibirien gibt wol die Todten heraus, aber nicht die Lebenden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 112.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sibirien findet sich aus naheliegenden Gründen in russischen Sprichwörtern häufig. So heisst es: Es fahren nicht alle nach Sibirien, die in einer Kibitke sitzen. Man ist auch in Sibirien frei, wenn man nur Geld hat. Man ist auch in Sibirien, wenn man in Tobolsk ist. (<hi rendition="#i">Altmann V, 118.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Sibirien ist nicht blos das Land der Diebe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 387.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Es ist ja hier rein wie in Sibirien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich so kalt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is, als of men daar in Siberië komt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 265<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sichdichfür.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Sichdichfür und Traunicht sind Nachbarn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wortspiel mit den Namen zweier im saganer Kreise liegenden Ortschaften. (Vgl. <hi rendition="#i">Niederschles. Zeitung, 1874, Nr. 40.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[274]/0280] Seuche. 1 De Süke kummt anflegen, man se krüpt wedder weg. (Bremen.) – Köster, 251. 2 Die lange Seuche ist der gewisse tod. – Henisch, 1604, 49; Petri, II, 135. Hier in dem Sinne von Siechheit, langanhaltendes Kranksein. 3 Die Seuch ist allen Leuthen angeboren, dass sie bald glauben, was sie horen. – Henisch, 1636, 8. 4 Die Seuche wil jhre zeit haben, ehe sie wider ablest. – Petri, II, 142; Henisch, 794, 54. 5 Es ist eine schlimme Seuch, wenn man stirbt, ehe mans gewahr wird, dass man krank ist. – Opel, 380. Die Chinesen behaupten in einem Sprichwort: Es gibt fünf Seuchen in einer Familie: Schwärmerei, Bausucht, Gerichtshändel, unnütze Seltenheiten und Faulheit. (Hlawatsch, 137.) 6 Es ist nirgend eine Seuche, es ist eine Arznei dafür. – Graf, 477, 634. Graf bemerkt, es müsse daher auch gegen ungeeignete Verfügungen Rechtsmittel geben, aber wo ist die Medicin gegen falsche Urtel letzter Instanz? Mhd.: Is ist nyndert eine suche, do ist eine erznye vor. (Daniels, Weichbildglosse, 244, 44.) 7 Neue Seuchen verlangen neue Arzneien. – Graf, 445, 405. Als Rechtssprichwort: Neue Angriffe, neue Vertheidigung. Altfries.: Nije syuchten behowet, nije ersedie. (Hettema, XXXII, 25 [256].) *8 Ick hebbe oeck an der selve suckende kranck gelegen. – Tappius, 104a. Seufzen. 1 Es kompt nicht alles Seufzen von Kranckheit. – Petri, II, 840. *2 Er seufzt wie ein Esel, dem ein Sack entfällt. „Vnd süfftzen doch so manigfalt, wie dem esel der sack empfalt.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 31.) *3 Er seufzt wie ein Schanzkarren, der nicht geschmiert ist. *4 Er seufzt wie ein ungeschmierter Garnhaspel. – Parömiakon, 943. *5 Er seufzt wie ein ungeschmierter Rüstwagen. – Parömiakon, 1226. *6 Er seufzt wie eine Turteltaube. – Parömiakon, 960. Neben dieser sind (Chaos, 34) noch folgende vergleichende Redensarten aufgeführt: Aufwarten wie ein Pudelhund. Aufschneiden wie ein Wurmarzt. Allenthalben anklopffen, wie ein Baumhäckel. Sich drehen, wie ein eiserner Gockelhan auf dem Thurm. Sich zu allem brauchen lassen wie ein Hut. Suchen wie ein Spürhund. Wachen wie eine Schneegans. Hin- und Hergehen wie ein Rad. Reverenz machen und mit den Füssen scharren wie eine Bruthenne. Seufzer. 1 Die Seufzer der Glücklichen wiegen nicht schwer. Aehnlich russisch Altmann VI, 431. 2 Ein Seufzer findet (weiss) den Weg zum Himmel. Dän.: Suk gaaer vel til himmelen, om end taarene falde paa jorden. (Prov. dan., 537.) 3 Ein Seufzer ist einem Manne erlaubt, Weinen und Heulen aber auch für ein Weib zu viel. 4 Ein stiller Seufzer ist das beste (kürzeste) Gebet. Dän.: Inderlig suk er bedre end skienhellig bøn. (Prov. dan., 537.) 5 Es gehören viel Seufzer dazu, eine Mühle zu treiben. 6 Jeder Seufzer wird gehört. Die Osmanen: Es verhallt kein Seufzer ungehört. (Schlechta, 106.) 7 Seufzer sprengen keine Steine. – Sprichwörtergarten, 34. Schwere Geschäfte werden dadurch nicht leichter, dass man sie beseufzt. Frisch daran, schlägt halb den Mann. Lat.: Non luctu, sed remedio est opus in malis. (Philippi, II, 38.) 8 Viel Seufzer bringen Traurigkeit. Schwed.: Mycken suck är sorgen näst. (Grubb, 539.) *9 Dös ît á Seufzer vou' d'r grass'n Zöich'n (Zehe) g'wa' (gewesen). (Franken.) – Frommann, VI, 324, 358. Aus Herzensgrunde. *10 Ein deutscher Seufzer. Verhüllender Ausdruck der Franzosen für: Rülps. *11 Er wünschte, ihre Seufzer hätten Schellen oder Glöckel, wie die Schweizerkühe, damit er wüsste, wo sie hingingen. – Parömiakon, 289. Von einem eifersüchtigen Ehemann. *12 Seufzer gen Himmel schicken. *13 Stille Seufzer1 fahren lassen. (Ostpreuss.) 1) Verhüllend für Blähungen. Sevenbaum. Den Seven(Sade-)baum das wesel liebt, die Katz ein gut küssmutter giebt. Der wolff zum Hirten geschätzt, der bock zum Gärtner gesetzt, der fuchs ein hünervogt thut geben, wer auch im ampt vor raben leben. Der hund ein bösen metzler gibt, die saw das küchenamt sehr liebt. Der geyr lehrt die hüner fliegen, die sawe stets im dreck thut liegen. Den pfaw beliebt sein schöner schwantz, die magd hat grosse lust zum dantz. – Zinkgref, IV, 346. Sêver. Beter en lütjen Sêver1 as en lütjen Fêwer. (Holst.) – Schütze, IV, 91. 1) Das Wort bezeichnet zunächst: Käfer, Maikäfer, dann einen kleinen Rausch. Ein kleiner Rausch ist besser als ein kleines Fieber. Severin. Zinter (Sanct) Vring (23. Oct.) wirf dä kâle (kalte) Stein an dä Rhing (Rhein); Zint Gerdrück met der mûs höllt in widder drûs. (Köln.) – Weyden, I, 2; Firmenich, I, 472, 35. Sanct-Severin wirft den kalten Stein in den Rhein, Sant-Gertrud (17. März) mit der Maus, holt ihn wieder heraus. (Boebel, 5.) Sevilla. Wer Sevilien nicht gesehen, der hat nichts Verwunderliches und Vornehmes gesehen. – Berckenmeyer, 31. Sie heisst auch die schöne Kaufmannsfrau. Das Sprichwort deutet auf die goldene Zeit der Stadt unter der Herrschaft der Mauren und ihre damalige Pracht. (S. Gott 1885.) Lat.: Qui non Sevilia, non vidit mirabilia. (Berckenmeyer, 31; Meyer, Universal-Lexikon, 37, 85.) Span.: Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla. Sibbe, s. Sippe. Sibbeste. Die sechs Sibbesten wahren den Siebenten. – Graf, 468, 585. Zum Beweise der Unschuld schwor der Betreffende mit sechs Eideshelfern in bürgerlichen wie peinlichen Sachen. Sechs Männereide, heisst es, halten den siebenten aufrecht, alle sieben sind des Mannes unverbrüchliche Wehr und Bürgschaft. Dieser Beistand der Standesgenossen, den indess Niedere den Höhern nicht leisten konnten, löst Bast und Band. Die Wahrheit konnte indess dadurch nicht erwiesen werden, da die nächsten Verwandten, die natürlichsten Eideshelfer gerade für ein glaubwürdiges Zeugniss die ungeeignetsten Personen sind. Es sollte dadurch blos gezeigt werden, dass dem Angefochtenen bereits Helfer zur Seite ständen. Im Altfriesischen: So ware sex de sibbeste dene sovenden. (Richthofen, 379, 24.) Sibirien. 1 Aus Sibirien und aus der Hölle kommt keiner zurück. Aus Sibirien sind schon viele zurückgekehrt; über die Rückkehr aus der Hölle dagegen fehlen Nachrichten. 2 Sibirien gibt wol die Todten heraus, aber nicht die Lebenden. – Altmann V, 112. Sibirien findet sich aus naheliegenden Gründen in russischen Sprichwörtern häufig. So heisst es: Es fahren nicht alle nach Sibirien, die in einer Kibitke sitzen. Man ist auch in Sibirien frei, wenn man nur Geld hat. Man ist auch in Sibirien, wenn man in Tobolsk ist. (Altmann V, 118.) 3 Sibirien ist nicht blos das Land der Diebe. – Altmann VI, 387. *4 Es ist ja hier rein wie in Sibirien. Nämlich so kalt. Holl.: Het is, als of men daar in Siberië komt. (Harrebomée, II, 265b.) Sichdichfür. Sichdichfür und Traunicht sind Nachbarn. Wortspiel mit den Namen zweier im saganer Kreise liegenden Ortschaften. (Vgl. Niederschles. Zeitung, 1874, Nr. 40.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/280
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [274]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/280>, abgerufen am 21.12.2024.