Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 5 Semmel ohne Butter ist ein Pelz ohne Futter.

6 Wer seine semmel frü auffisset, der muss darnach im alter rockenbrot essen. - Henisch, 521, 57; Petri, II, 754; Mathesy, 29b.

7 Wer Semmel backen will, braucht keinen Sauerteig.

*8 Er hat seine Semmel zuerst gegessen.

Sein Gutes schon genossen.

*9 Wie warme Semmeln gehen.

Wenn etwas sehr rasch abgeht, gleich den frischen Semmeln beim Bäcker; wenn sich z. B. die Töchter einer Familie schnell nacheinander verheirathen.


Semmelbruch.

* Die Semmelbrüche besser kennen als die Rechenbrüche.


Semmelmehl.

Das Semmelmehl dess Evangelij soll man ohne Saltz des Gesetzes nicht opffern. - Henisch, 954, 13.


Senat.

Der frankfurter Senat und der christliche Staat gehören in Ein Bad. - Baltimore Wecker.


Seneca.

Seneca ist nicht für Buben, die mit der Nase auf den Aermel schreiben. - Parömiakon, 269.


Senf.

1 Man darf den Senf nicht mit sich bringen, man wird ihn finden.

Jedes Geschäft hat sein Unangenehmes im Gefolge.

2 Senf stärkt, sagt er, aber er würde keinem gebratenen Hasen den Schwanz ausziehen.

3 Wer nicht eine Schüssel voll Senf auf einmal auffressen und dabei lachen kann, dient (taugt) zu keinem Hofmann. - Schuppius, Schr., I, 292.

4 Wer sich morgens mit Senf wäscht, dem wässern die Augen den ganzen Tag.

*5 Dar kreg de drüdde nig Semp van. - Dähnert, 422a.

Das Gericht war zu klein für die Gesellschaft.

*6 Das ist Senf nach dem Rindfleisch (oder: nach der Tafel). - Eiselein, 567.

Holl.: Dat is mosterd op den kabeljaauw. (Harrebomee, II, 105a.)

Lat.: Sinapi post prandium. (Eiselein, 567.)

*7 Das ist zu viel Senf auf so wenig Fleisch.

Die obige Redensart gebrauchte ein ausgemergelter Kranker, als ihm der Arzt ein ungeheures Senfpflaster auf die Brust legte. (Das Neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 10.)

*8 Den Senf bezahlen.

"Es ward kein sache nie so kalt, wenn man euch den senff bezalt vnd nam von euch consilium, so was sie recht, wer si schon krum." (Murner, Nb., in Kloster, IV, 688.)

*9 Den Senf überzuckern.

Dem Unangenehmen eine milde Form geben.

*10 Der Senf steigt ihm in die Nase.

Er wird zornig.

Frz.: La moutarde lui monte au nez. (Lendroy, 1046.)

*11 Der senff hat jhn bei der nasen genommen. - Töppen, 195b; Körte, 5539c.

Scherzhaft, wenn jemand die Augen thränen, wenn er, namentlich officiell, weint. (S. Sonne und Zweifel.)

Holl.: De mostaard kriebelt hem in den neus. (Harrebomee, II, 195b.)

*12 Dieser Senf steigt in die Nase.

Der Spass ist zu grob, der Scherz zu spitz und empfindlich.

Frz.: La moautarde prend au nes. (Kritzinger, 471a.)

*13 Einen in eim Senff auffressen wollen. - Fischer, Psalter, 55, 3.

*14 Einen langen Senf worüber machen. - Schuppius, Tract.; Eiselein, 567; Körte, 5539b; Braun, I, 4087.

In Pommern: Enen langen Semp maken. (Dähnert, 422a.) Viel unnütze Worte.

*15 Einen Senf dazu anrichten. - Lehmann, 774, 1.

Es verderben, verschlimmern. (S. Hundehaar 3.)

*16 Einen Senf (zum Braten) geben.

*17 Einen Senf 'rausschwätzen. (Ulm.)

*18 En langen Semp maken. (Holst.) - Schütze, IV, 96; Eichwald, 1713.

"Einen langen Senff mahlen." (Theatrum Diabolorum, 415a.)


[Spaltenumbruch]

*19 Enem Semp up den Titt smeren. - Richey, 253; Schütze, IV, 96.

Jemand etwas verleiden, wie z. B. Kindern, die entwöhnt werden sollen, die Brust durch das Bestreichen mit Senf.

*20 Er hat Senf auf dem Schwanze. (Holl.)

Ist bissig.

*21 Er hat senff geessen. - Suringar, CCIX, 2 u. 6.

Lat.: Frontem contrahere. (Sutor, 993.)

*22 Er macht mir viel (gelehrten) Senf vor.

So sagt der Ungelehrte vom Auskramen grosser Gelehrtheit.

*23 Er will seinen eigenen Senf haben.

Frz.: Il a resolu de suivre opiniatrement son sentiment. (Kritzinger, 663b.)

*24 Er wird durch den Senf gezogen.

Durchgehechelt.

*25 Guten Senf kann man nicht mit jedem Essig machen.

Frz.: Il n'appartient pas a tout vinaigrier de faire de bonne moutarde. (Lendroy, 1944.)

*26 Hat er sonst keinen Senf zu schlecken, so kann er mich im A. lecken.

"Hast sonst kein senff, so magst wol stippen, mit fünf Fingern in hindern dippen." (Waldis, I, 24, 31.)

*27 He givt'r sinen Semp mit to. (Holst.) - Schütze, IV, 96; für Altmark: Danneil, 191.

Spricht ohne Beruf und Berechtigung mit.

*28 He makt mi vel gelerten Semp vör. - Schütze, II, 24.

Kramt viel (überflüssige) Gelehrsamkeit aus.

*29 Hi skal 'r uk altidj sin Sennap tu du. (Amrum.) - Haupt, VIII, 358, 117.

Er muss auch allzeit seinen Senf dazuthun.

*30 Hoat a suste ken Sanff, oas dan zur Tunke. - Gomolcke, 425.

*31 Ich glaub', er hat Senf gegessen. - Eyering, III, 61.

*32 Ich hotte sunste kenn Sanf als dan zur Eitunke (Sauce). (Schles.) - Frommann, III, 244, 109.

Gomolcke (425) hat es in folgender Form: Hoat a süste kem Sanf, oas dan zur Tunke. Und Robinson (119): Hoter sunste kin Sanff zum eintunken.

*33 Mach keinen Senf. - Klix, 50.

*34 Seinen Senf dazu geben. - Körte, 5539; Braun, I, 4088.

Seine Ansicht auch aussprechen, sich in das Gespräch, den Streit mischen.

*35 Sin Semp mit darto geb'n. - Eichwald, 1714.

In Pommern: De will eren Semp ok mit togewen. (Dähnert, 422a.) Sie will auch mitsprechen.

*36 Wenn a ken andern Senf zu vertunken hat, so konn a sei Rindflesch trocken essen.

Eine Mutter zu ihrem ungerathenen Sohne: "Du solst wohl erfahren, dass wo du sonst keinen Senff zu vertunken host als diesen, du hier zu spät kommen werdest." (Keller, 149a.)


Senfkörnlein.

1 Ein kleines Senfkörnlein kann einen grossen Strauch geben. - Herberger, Ib, 161.

*2 Er lässt kein Senfkörnlein aus der Hand fallen. - Burckhardt, 596.

Von der Sorgfalt, mit der jemand, namentlich ein Müller, sein Eigenthum bewacht.


Senfpflaster.

* Das ist ein Senfpflaster auf ein hölzern Bein.

Frz.: C'est un cautere sur une jambe de bois. (Lendroy, 281.)


Senge.

* Da kriegt einer Senge.

Diese Redensart ist mir aus Sorau zugegangen. Sie wurde neulich bei einem Bau gehört, als ein Handlanger von den übrigen durchgehauen wurde. Senge? Hiebe, infolge deren der Durchgehauene warm wird? Ich habe in meinem Wörterbuch etwas darauf Bezügliches nicht finden können; nur bei Stürenburg (243b) heisst es unter "Seng" = warmer Lufthauch, Windstoss. Sollte man nun die Hiebe als warme Lufthauche und Stösse betrachten? - Der damit verwandte Ausdruck " Sengern" (s. d.) dagegen kommt in demselben Sinne in Ostpreussen und Nordböhmen vor.


Sengern.

*1 Einem etwas sengern. - Frischbier2, 3485.

Ihm eine Ohrfeige geben.

*2 Ich will dich sengern1 nach Noten.

1) In Nordböhmen für: schlagen, strafen.


Senkblei.

Das Senkblei findet überall Grund, wenn es tief genug geht. - Altmann V, 82.


[Spaltenumbruch] 5 Semmel ohne Butter ist ein Pelz ohne Futter.

6 Wer seine semmel frü auffisset, der muss darnach im alter rockenbrot essen.Henisch, 521, 57; Petri, II, 754; Mathesy, 29b.

7 Wer Semmel backen will, braucht keinen Sauerteig.

*8 Er hat seine Semmel zuerst gegessen.

Sein Gutes schon genossen.

*9 Wie warme Semmeln gehen.

Wenn etwas sehr rasch abgeht, gleich den frischen Semmeln beim Bäcker; wenn sich z. B. die Töchter einer Familie schnell nacheinander verheirathen.


Semmelbruch.

* Die Semmelbrüche besser kennen als die Rechenbrüche.


Semmelmehl.

Das Semmelmehl dess Evangelij soll man ohne Saltz des Gesetzes nicht opffern.Henisch, 954, 13.


Senat.

Der frankfurter Senat und der christliche Staat gehören in Ein Bad.Baltimore Wecker.


Seneca.

Seneca ist nicht für Buben, die mit der Nase auf den Aermel schreiben.Parömiakon, 269.


Senf.

1 Man darf den Senf nicht mit sich bringen, man wird ihn finden.

Jedes Geschäft hat sein Unangenehmes im Gefolge.

2 Senf stärkt, sagt er, aber er würde keinem gebratenen Hasen den Schwanz ausziehen.

3 Wer nicht eine Schüssel voll Senf auf einmal auffressen und dabei lachen kann, dient (taugt) zu keinem Hofmann.Schuppius, Schr., I, 292.

4 Wer sich morgens mit Senf wäscht, dem wässern die Augen den ganzen Tag.

*5 Dar krêg de drüdde nig Semp van.Dähnert, 422a.

Das Gericht war zu klein für die Gesellschaft.

*6 Das ist Senf nach dem Rindfleisch (oder: nach der Tafel).Eiselein, 567.

Holl.: Dat is mosterd op den kabeljaauw. (Harrebomée, II, 105a.)

Lat.: Sinapi post prandium. (Eiselein, 567.)

*7 Das ist zu viel Senf auf so wenig Fleisch.

Die obige Redensart gebrauchte ein ausgemergelter Kranker, als ihm der Arzt ein ungeheures Senfpflaster auf die Brust legte. (Das Neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 10.)

*8 Den Senf bezahlen.

„Es ward kein sache nie so kalt, wenn man euch den senff bezalt vnd nam von euch consilium, so was sie recht, wer si schon krum.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 688.)

*9 Den Senf überzuckern.

Dem Unangenehmen eine milde Form geben.

*10 Der Senf steigt ihm in die Nase.

Er wird zornig.

Frz.: La moutarde lui monte au nez. (Lendroy, 1046.)

*11 Der senff hat jhn bei der nasen genommen.Töppen, 195b; Körte, 5539c.

Scherzhaft, wenn jemand die Augen thränen, wenn er, namentlich officiell, weint. (S. Sonne und Zweifel.)

Holl.: De mostaard kriebelt hem in den neus. (Harrebomée, II, 195b.)

*12 Dieser Senf steigt in die Nase.

Der Spass ist zu grob, der Scherz zu spitz und empfindlich.

Frz.: La moûtarde prend au nés. (Kritzinger, 471a.)

*13 Einen in eim Senff auffressen wollen.Fischer, Psalter, 55, 3.

*14 Einen langen Senf worüber machen.Schuppius, Tract.; Eiselein, 567; Körte, 5539b; Braun, I, 4087.

In Pommern: Enen langen Semp maken. (Dähnert, 422a.) Viel unnütze Worte.

*15 Einen Senf dazu anrichten.Lehmann, 774, 1.

Es verderben, verschlimmern. (S. Hundehaar 3.)

*16 Einen Senf (zum Braten) geben.

*17 Einen Senf 'rausschwätzen. (Ulm.)

*18 En langen Semp maken. (Holst.) – Schütze, IV, 96; Eichwald, 1713.

„Einen langen Senff mahlen.“ (Theatrum Diabolorum, 415a.)


[Spaltenumbruch]

*19 Ênem Semp up den Titt smêren.Richey, 253; Schütze, IV, 96.

Jemand etwas verleiden, wie z. B. Kindern, die entwöhnt werden sollen, die Brust durch das Bestreichen mit Senf.

*20 Er hat Senf auf dem Schwanze. (Holl.)

Ist bissig.

*21 Er hat senff geessen.Suringar, CCIX, 2 u. 6.

Lat.: Frontem contrahere. (Sutor, 993.)

*22 Er macht mir viel (gelehrten) Senf vor.

So sagt der Ungelehrte vom Auskramen grosser Gelehrtheit.

*23 Er will seinen eigenen Senf haben.

Frz.: Il a resolu de suivre opiniatrement son sentiment. (Kritzinger, 663b.)

*24 Er wird durch den Senf gezogen.

Durchgehechelt.

*25 Guten Senf kann man nicht mit jedem Essig machen.

Frz.: Il n'appartient pas à tout vinaigrier de faire de bonne moutarde. (Lendroy, 1944.)

*26 Hat er sonst keinen Senf zu schlecken, so kann er mich im A. lecken.

„Hast sonst kein senff, so magst wol stippen, mit fünf Fingern in hindern dippen.“ (Waldis, I, 24, 31.)

*27 He givt'r sinen Semp mit to. (Holst.) – Schütze, IV, 96; für Altmark: Danneil, 191.

Spricht ohne Beruf und Berechtigung mit.

*28 He makt mi vêl gelêrten Semp vör.Schütze, II, 24.

Kramt viel (überflüssige) Gelehrsamkeit aus.

*29 Hi skal 'r uk altidj sin Sennap tu du. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 117.

Er muss auch allzeit seinen Senf dazuthun.

*30 Hoat a suste ken Sanff, oas dan zur Tunke.Gomolcke, 425.

*31 Ich glaub', er hat Senf gegessen.Eyering, III, 61.

*32 Ich hotte sunste kenn Sanf als dân zur Eitunke (Sauce). (Schles.) – Frommann, III, 244, 109.

Gomolcke (425) hat es in folgender Form: Hoat a süste kem Sanf, oas dan zur Tunke. Und Robinson (119): Hoter sunste kin Sanff zum eintunken.

*33 Mach keinen Senf.Klix, 50.

*34 Seinen Senf dazu geben.Körte, 5539; Braun, I, 4088.

Seine Ansicht auch aussprechen, sich in das Gespräch, den Streit mischen.

*35 Sin Semp mit darto geb'n.Eichwald, 1714.

In Pommern: De will eren Semp ôk mit togewen. (Dähnert, 422a.) Sie will auch mitsprechen.

*36 Wenn a ken andern Senf zu vertunken hat, so konn a sei Rindflêsch trocken essen.

Eine Mutter zu ihrem ungerathenen Sohne: „Du solst wohl erfahren, dass wo du sonst keinen Senff zu vertunken host als diesen, du hier zu spät kommen werdest.“ (Keller, 149a.)


Senfkörnlein.

1 Ein kleines Senfkörnlein kann einen grossen Strauch geben.Herberger, Ib, 161.

*2 Er lässt kein Senfkörnlein aus der Hand fallen.Burckhardt, 596.

Von der Sorgfalt, mit der jemand, namentlich ein Müller, sein Eigenthum bewacht.


Senfpflaster.

* Das ist ein Senfpflaster auf ein hölzern Bein.

Frz.: C'est un cautère sur une jambe de bois. (Lendroy, 281.)


Senge.

* Da kriegt einer Senge.

Diese Redensart ist mir aus Sorau zugegangen. Sie wurde neulich bei einem Bau gehört, als ein Handlanger von den übrigen durchgehauen wurde. Senge? Hiebe, infolge deren der Durchgehauene warm wird? Ich habe in meinem Wörterbuch etwas darauf Bezügliches nicht finden können; nur bei Stürenburg (243b) heisst es unter „Seng“ = warmer Lufthauch, Windstoss. Sollte man nun die Hiebe als warme Lufthauche und Stösse betrachten? – Der damit verwandte Ausdruck „ Sengern“ (s. d.) dagegen kommt in demselben Sinne in Ostpreussen und Nordböhmen vor.


Sengern.

*1 Einem etwas sengern.Frischbier2, 3485.

Ihm eine Ohrfeige geben.

*2 Ich will dich sengern1 nach Noten.

1) In Nordböhmen für: schlagen, strafen.


Senkblei.

Das Senkblei findet überall Grund, wenn es tief genug geht.Altmann V, 82.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0277" n="[271]"/><cb n="541"/>
5 Semmel ohne Butter ist ein Pelz ohne Futter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer seine semmel frü auffisset, der muss darnach im alter rockenbrot essen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 521, 57; Petri, II, 754; Mathesy, 29<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer Semmel backen will, braucht keinen Sauerteig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er hat seine Semmel zuerst gegessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sein Gutes schon genossen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Wie warme Semmeln gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn etwas sehr rasch abgeht, gleich den frischen Semmeln beim Bäcker; wenn sich z. B. die Töchter einer Familie schnell nacheinander verheirathen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Semmelbruch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Die Semmelbrüche besser kennen als die Rechenbrüche.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Semmelmehl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das Semmelmehl dess Evangelij soll man ohne Saltz des Gesetzes nicht opffern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 954, 13.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Senat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der frankfurter Senat und der christliche Staat gehören in Ein Bad.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Baltimore Wecker.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Seneca.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Seneca ist nicht für Buben, die mit der Nase auf den Aermel schreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 269.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Senf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Man darf den Senf nicht mit sich bringen, man wird ihn finden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jedes Geschäft hat sein Unangenehmes im Gefolge.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Senf stärkt, sagt er, aber er würde keinem gebratenen Hasen den Schwanz ausziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer nicht eine Schüssel voll Senf auf einmal auffressen und dabei lachen kann, dient (taugt) zu keinem Hofmann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius, Schr., I, 292.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer sich morgens mit Senf wäscht, dem wässern die Augen den ganzen Tag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Dar krêg de drüdde nig Semp van.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 422<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Gericht war zu klein für die Gesellschaft.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Das ist Senf nach dem Rindfleisch (oder: nach der Tafel).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 567.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is mosterd op den kabeljaauw. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 105<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sinapi post prandium. (<hi rendition="#i">Eiselein, 567.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Das ist zu viel Senf auf so wenig Fleisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die obige Redensart gebrauchte ein ausgemergelter Kranker, als ihm der Arzt ein ungeheures Senfpflaster auf die Brust legte. (<hi rendition="#i">Das Neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Den Senf bezahlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ward kein sache nie so kalt, wenn man euch den senff bezalt vnd nam von euch consilium, so was sie recht, wer si schon krum.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Nb., in Kloster, IV, 688.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Den Senf überzuckern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dem Unangenehmen eine milde Form geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Der Senf steigt ihm in die Nase.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er wird zornig.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La moutarde lui monte au nez. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1046.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Der senff hat jhn bei der nasen genommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Töppen, 195<hi rendition="#sup">b</hi>; Körte, 5539<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft, wenn jemand die Augen thränen, wenn er, namentlich officiell, weint. (S.  Sonne und  Zweifel.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De mostaard kriebelt hem in den neus. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 195<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Dieser Senf steigt in die Nase.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Spass ist zu grob, der Scherz zu spitz und empfindlich.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La moûtarde prend au nés. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 471<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Einen in eim Senff auffressen wollen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 55, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Einen langen Senf worüber machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius, Tract.; Eiselein, 567; Körte, 5539<hi rendition="#sup">b</hi>; Braun, I, 4087.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Pommern: Enen langen Semp maken. (<hi rendition="#i">Dähnert, 422<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Viel unnütze Worte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Einen Senf dazu anrichten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 774, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es verderben, verschlimmern. (S.  Hundehaar 3.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Einen Senf (zum Braten) geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Einen Senf 'rausschwätzen.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 En langen Semp maken.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 96; Eichwald, 1713.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Einen langen Senff mahlen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 415<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="542"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Ênem Semp up den Titt smêren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 253; Schütze, IV, 96.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jemand etwas verleiden, wie z. B. Kindern, die entwöhnt werden sollen, die Brust durch das Bestreichen mit Senf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Er hat Senf auf dem Schwanze.</hi> (<hi rendition="#i">Holl.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist bissig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Er hat senff geessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Suringar, CCIX, 2 u. 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Frontem contrahere. (<hi rendition="#i">Sutor, 993.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Er macht mir viel (gelehrten) Senf vor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt der Ungelehrte vom Auskramen grosser Gelehrtheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Er will seinen eigenen Senf haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a resolu de suivre opiniatrement son sentiment. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 663<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Er wird durch den Senf gezogen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Durchgehechelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Guten Senf kann man nicht mit jedem Essig machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'appartient pas à tout vinaigrier de faire de bonne moutarde. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1944.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Hat er sonst keinen Senf zu schlecken, so kann er mich im A. lecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Hast sonst kein senff, so magst wol stippen, mit fünf Fingern in hindern dippen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, I, 24, 31.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 He givt'r sinen Semp mit to.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 96;</hi> für Altmark: <hi rendition="#i">Danneil, 191.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spricht ohne Beruf und Berechtigung mit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 He makt mi vêl gelêrten Semp vör.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Kramt viel (überflüssige) Gelehrsamkeit aus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Hi skal 'r uk altidj sin Sennap tu du.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 358, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er muss auch allzeit seinen Senf dazuthun.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Hoat a suste ken Sanff, oas dan zur Tunke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 425.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Ich glaub', er hat Senf gegessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Ich hotte sunste kenn Sanf als dân zur Eitunke (Sauce).</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 244, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Gomolcke (425)</hi> hat es in folgender Form: Hoat a süste kem Sanf, oas dan zur Tunke. Und <hi rendition="#i">Robinson (119)</hi>: Hoter sunste kin Sanff zum eintunken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Mach keinen Senf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Seinen Senf dazu geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5539; Braun, I, 4088.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Seine Ansicht auch aussprechen, sich in das Gespräch, den Streit mischen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Sin Semp mit darto geb'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1714.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Pommern: De will eren Semp ôk mit togewen. (<hi rendition="#i">Dähnert, 422<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Sie will auch mitsprechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Wenn a ken andern Senf zu vertunken hat, so konn a sei Rindflêsch trocken essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Mutter zu ihrem ungerathenen Sohne: &#x201E;Du solst wohl erfahren, dass wo du sonst keinen Senff zu vertunken host als diesen, du hier zu spät kommen werdest.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 149<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Senfkörnlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein kleines Senfkörnlein kann einen grossen Strauch geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I<hi rendition="#sup">b</hi>, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er lässt kein Senfkörnlein aus der Hand fallen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 596.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Sorgfalt, mit der jemand, namentlich ein Müller, sein Eigenthum bewacht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Senfpflaster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das ist ein Senfpflaster auf ein hölzern Bein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un cautère sur une jambe de bois. (<hi rendition="#i">Lendroy, 281.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Senge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Da kriegt einer Senge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart ist mir aus Sorau zugegangen. Sie wurde neulich bei einem Bau gehört, als ein Handlanger von den übrigen durchgehauen wurde. Senge? Hiebe, infolge deren der Durchgehauene warm wird? Ich habe in meinem Wörterbuch etwas darauf Bezügliches nicht finden können; nur bei <hi rendition="#i">Stürenburg (243<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi> heisst es unter &#x201E;Seng&#x201C; = warmer Lufthauch, Windstoss. Sollte man nun die Hiebe als warme Lufthauche und Stösse betrachten? &#x2013; Der damit verwandte Ausdruck &#x201E; Sengern&#x201C; (s. d.) dagegen kommt in demselben Sinne in Ostpreussen und Nordböhmen vor.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sengern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einem etwas sengern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3485.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm eine Ohrfeige geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Ich will dich sengern<hi rendition="#sup">1</hi> nach Noten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) In Nordböhmen für: schlagen, strafen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Senkblei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das Senkblei findet überall Grund, wenn es tief genug geht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 82.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[271]/0277] 5 Semmel ohne Butter ist ein Pelz ohne Futter. 6 Wer seine semmel frü auffisset, der muss darnach im alter rockenbrot essen. – Henisch, 521, 57; Petri, II, 754; Mathesy, 29b. 7 Wer Semmel backen will, braucht keinen Sauerteig. *8 Er hat seine Semmel zuerst gegessen. Sein Gutes schon genossen. *9 Wie warme Semmeln gehen. Wenn etwas sehr rasch abgeht, gleich den frischen Semmeln beim Bäcker; wenn sich z. B. die Töchter einer Familie schnell nacheinander verheirathen. Semmelbruch. * Die Semmelbrüche besser kennen als die Rechenbrüche. Semmelmehl. Das Semmelmehl dess Evangelij soll man ohne Saltz des Gesetzes nicht opffern. – Henisch, 954, 13. Senat. Der frankfurter Senat und der christliche Staat gehören in Ein Bad. – Baltimore Wecker. Seneca. Seneca ist nicht für Buben, die mit der Nase auf den Aermel schreiben. – Parömiakon, 269. Senf. 1 Man darf den Senf nicht mit sich bringen, man wird ihn finden. Jedes Geschäft hat sein Unangenehmes im Gefolge. 2 Senf stärkt, sagt er, aber er würde keinem gebratenen Hasen den Schwanz ausziehen. 3 Wer nicht eine Schüssel voll Senf auf einmal auffressen und dabei lachen kann, dient (taugt) zu keinem Hofmann. – Schuppius, Schr., I, 292. 4 Wer sich morgens mit Senf wäscht, dem wässern die Augen den ganzen Tag. *5 Dar krêg de drüdde nig Semp van. – Dähnert, 422a. Das Gericht war zu klein für die Gesellschaft. *6 Das ist Senf nach dem Rindfleisch (oder: nach der Tafel). – Eiselein, 567. Holl.: Dat is mosterd op den kabeljaauw. (Harrebomée, II, 105a.) Lat.: Sinapi post prandium. (Eiselein, 567.) *7 Das ist zu viel Senf auf so wenig Fleisch. Die obige Redensart gebrauchte ein ausgemergelter Kranker, als ihm der Arzt ein ungeheures Senfpflaster auf die Brust legte. (Das Neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 10.) *8 Den Senf bezahlen. „Es ward kein sache nie so kalt, wenn man euch den senff bezalt vnd nam von euch consilium, so was sie recht, wer si schon krum.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 688.) *9 Den Senf überzuckern. Dem Unangenehmen eine milde Form geben. *10 Der Senf steigt ihm in die Nase. Er wird zornig. Frz.: La moutarde lui monte au nez. (Lendroy, 1046.) *11 Der senff hat jhn bei der nasen genommen. – Töppen, 195b; Körte, 5539c. Scherzhaft, wenn jemand die Augen thränen, wenn er, namentlich officiell, weint. (S. Sonne und Zweifel.) Holl.: De mostaard kriebelt hem in den neus. (Harrebomée, II, 195b.) *12 Dieser Senf steigt in die Nase. Der Spass ist zu grob, der Scherz zu spitz und empfindlich. Frz.: La moûtarde prend au nés. (Kritzinger, 471a.) *13 Einen in eim Senff auffressen wollen. – Fischer, Psalter, 55, 3. *14 Einen langen Senf worüber machen. – Schuppius, Tract.; Eiselein, 567; Körte, 5539b; Braun, I, 4087. In Pommern: Enen langen Semp maken. (Dähnert, 422a.) Viel unnütze Worte. *15 Einen Senf dazu anrichten. – Lehmann, 774, 1. Es verderben, verschlimmern. (S. Hundehaar 3.) *16 Einen Senf (zum Braten) geben. *17 Einen Senf 'rausschwätzen. (Ulm.) *18 En langen Semp maken. (Holst.) – Schütze, IV, 96; Eichwald, 1713. „Einen langen Senff mahlen.“ (Theatrum Diabolorum, 415a.) *19 Ênem Semp up den Titt smêren. – Richey, 253; Schütze, IV, 96. Jemand etwas verleiden, wie z. B. Kindern, die entwöhnt werden sollen, die Brust durch das Bestreichen mit Senf. *20 Er hat Senf auf dem Schwanze. (Holl.) Ist bissig. *21 Er hat senff geessen. – Suringar, CCIX, 2 u. 6. Lat.: Frontem contrahere. (Sutor, 993.) *22 Er macht mir viel (gelehrten) Senf vor. So sagt der Ungelehrte vom Auskramen grosser Gelehrtheit. *23 Er will seinen eigenen Senf haben. Frz.: Il a resolu de suivre opiniatrement son sentiment. (Kritzinger, 663b.) *24 Er wird durch den Senf gezogen. Durchgehechelt. *25 Guten Senf kann man nicht mit jedem Essig machen. Frz.: Il n'appartient pas à tout vinaigrier de faire de bonne moutarde. (Lendroy, 1944.) *26 Hat er sonst keinen Senf zu schlecken, so kann er mich im A. lecken. „Hast sonst kein senff, so magst wol stippen, mit fünf Fingern in hindern dippen.“ (Waldis, I, 24, 31.) *27 He givt'r sinen Semp mit to. (Holst.) – Schütze, IV, 96; für Altmark: Danneil, 191. Spricht ohne Beruf und Berechtigung mit. *28 He makt mi vêl gelêrten Semp vör. – Schütze, II, 24. Kramt viel (überflüssige) Gelehrsamkeit aus. *29 Hi skal 'r uk altidj sin Sennap tu du. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 117. Er muss auch allzeit seinen Senf dazuthun. *30 Hoat a suste ken Sanff, oas dan zur Tunke. – Gomolcke, 425. *31 Ich glaub', er hat Senf gegessen. – Eyering, III, 61. *32 Ich hotte sunste kenn Sanf als dân zur Eitunke (Sauce). (Schles.) – Frommann, III, 244, 109. Gomolcke (425) hat es in folgender Form: Hoat a süste kem Sanf, oas dan zur Tunke. Und Robinson (119): Hoter sunste kin Sanff zum eintunken. *33 Mach keinen Senf. – Klix, 50. *34 Seinen Senf dazu geben. – Körte, 5539; Braun, I, 4088. Seine Ansicht auch aussprechen, sich in das Gespräch, den Streit mischen. *35 Sin Semp mit darto geb'n. – Eichwald, 1714. In Pommern: De will eren Semp ôk mit togewen. (Dähnert, 422a.) Sie will auch mitsprechen. *36 Wenn a ken andern Senf zu vertunken hat, so konn a sei Rindflêsch trocken essen. Eine Mutter zu ihrem ungerathenen Sohne: „Du solst wohl erfahren, dass wo du sonst keinen Senff zu vertunken host als diesen, du hier zu spät kommen werdest.“ (Keller, 149a.) Senfkörnlein. 1 Ein kleines Senfkörnlein kann einen grossen Strauch geben. – Herberger, Ib, 161. *2 Er lässt kein Senfkörnlein aus der Hand fallen. – Burckhardt, 596. Von der Sorgfalt, mit der jemand, namentlich ein Müller, sein Eigenthum bewacht. Senfpflaster. * Das ist ein Senfpflaster auf ein hölzern Bein. Frz.: C'est un cautère sur une jambe de bois. (Lendroy, 281.) Senge. * Da kriegt einer Senge. Diese Redensart ist mir aus Sorau zugegangen. Sie wurde neulich bei einem Bau gehört, als ein Handlanger von den übrigen durchgehauen wurde. Senge? Hiebe, infolge deren der Durchgehauene warm wird? Ich habe in meinem Wörterbuch etwas darauf Bezügliches nicht finden können; nur bei Stürenburg (243b) heisst es unter „Seng“ = warmer Lufthauch, Windstoss. Sollte man nun die Hiebe als warme Lufthauche und Stösse betrachten? – Der damit verwandte Ausdruck „ Sengern“ (s. d.) dagegen kommt in demselben Sinne in Ostpreussen und Nordböhmen vor. Sengern. *1 Einem etwas sengern. – Frischbier2, 3485. Ihm eine Ohrfeige geben. *2 Ich will dich sengern1 nach Noten. 1) In Nordböhmen für: schlagen, strafen. Senkblei. Das Senkblei findet überall Grund, wenn es tief genug geht. – Altmann V, 82.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/277
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/277>, abgerufen am 21.12.2024.