Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 As män hot nit auf Schabbes, hot män nit auf Süntag. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn man am Sonnabend nichts hat, so hat man auch am Sonntag nichts; weil am Sonnabend keine Geschäfte gemacht werden dürfen und man also auch nichts erwerben kann.

*3 Das haasst mer: Mechallel Schabbes umsunst. - Tendlau, 75.

Den Sabbat umsonst entweiht, wird gesagt, wenn ein Unternehmen keinen oder nur geringen Gewinn trägt.

*4 Der halt aach nor Schabbes Schabbosen. - Tendlau, 1056.

Von einem, der nur solche (religiöse) Vorschriften beobachtet, deren Uebertretung sich nicht gut geheimhalten lässt. Auf die Frage, warum der Versöhnungstag Sabbat der Sabbate heisse, gab jemand die Erklärung: Hab' ich an einem andern Festtage heimlich einen Schnaps getrunken, so rauche ich Taback darauf, und man riecht den Branntwein nicht. Hab' ich am Sabbat heimlich eine Pfeife geraucht, so trinke ich Branntwein darauf, und ich bin wieder geborgen. Am Versöhnungstage aber da darf ich nicht rauchen und nicht trinken, da weiss ich mir keinen Rath, und darum heisst er Schabbes Schabbosen.

*5 Der hat früh Schabbes gemacht. - Tendlau, 618.

Hat früh den Laden geschlossen, das Geschäft eingestellt. Von einem, der, besonders wenn er grossartig begann, bald fallirte.

*6 Ein Loch in den Schabbes machen. - Tendlau, 658.

Den Sabbat verletzen. Am Freitag Abend in den Schabbes hineinarbeiten, reisen u. s. w.

*7 Es ist bei ihm Schabbes in den Taschen. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Die Taschen sind leer, er hat kein Geld.

*8 Es ist Schabbes in der Welt. (Köthen.)

Es ist nichts mehr los.

*9 Könnt' mer den Schabbes anbinde. - Tendlau, 815.

Dass er uns mit seiner Ruhe nicht bald verliesse. Ein Wunsch mit Bezug auf die Mühen, Bedrängnisse und Sorgen des täglichen Lebens, von denen der Sabbat ziemlich frei ist.

*10 Mach Schabbes dervun! - Tendlau, 514.

In Bezug auf Dinge und Mittheilungen, die für uns ohne Interesse sind. Mach Sabbat davon. Lass es dir die Kosten einbringen, die ein Sabbat, der durch bessern Tisch und Vergnügungen gefeiert wird, kostet.

*11 Mein Schabbes allaan, mein Tontev (Festtag) allaan. - Tendlau, 817.

Zunächst der Wunsch, dass ein jom tob (guter Tag, Festtag) nicht auf einen Sabbat fallen möge, damit man der Ruhe und des Genusses des einen nicht durch den andern verlustig werde. Dann im allgemeinen, dass verschiedene Veranlassungen zur Freude auch voneinander getrennt bleiben mögen.

*12 Wenn Schabbes-Machme uf Mittwoch fallt. - Tendlau, 69.

Der "Schabbes-Machme", der Sabbat nach dem Fasttag der Zerstörung Jerusalems, an welchem Jes. 40, das mit dem Worte "nachm = tröstet" beginnt, kann auf keine Mittwoch fallen. Der Sinn also: Niemals; wie: Zu Pfingsten auf dem Eise.


Schabbesdeckel.

* Er hat en alte Schabbesdeckel. (Ulm.)

Einen alten abgeschabten Hut.


Schabbes-Goj.

* A Schabbes-Goj. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

So heisst im allgemeinen ein Christ, der am Sabbat die unerlaubten Arbeiten, wie z. B. Lichtanzünden, Ofenheizen u. s. w. in der jüdischen Gemeinde verrichtet; insbesondere aber ein Jude, der sich über Sabbatverbote, wie Tabackrauchen u. s. w., hinwegsetzt.


Schabbeskleid.

* Worum hostu dein Schabbes-Kleen an? - Tendlau, 199.

Wozu heut' der besondere Putz, das Ungewöhnliche am gewöhnlichen Tage.


Schäbe (s. Grind, Krätze, Schorf).

Die Schäbe heilt man nicht mit Kratzen.


Schabe.

1 Die Schaben im Kamisol denken nicht an die Bürste.

Ein in Deutschland reisender Amerikaner bemerkte, das viele Hofgesinde komme ihm vor, wie Schaben in einem alten zusammengeflickten Rock, denen es im Traum nicht einfiele, dass ihre Herberge einmal ausgeklopft und ausgebürstet werden könnte.

2 Ohne Schaben kein Gewand, keine Frauen ohne Tand.

Mhd.: Von dem gewant pern sich die schaben von den frawen pirt sich das vnrecht gar. (Vintler.) (Zingerle, 127.)

[Spaltenumbruch] 3 Schaben fressen die Kleider, Sorgen das Herz (Eingeweide). - Eiselein, 571.

"Die Schaben verczern die kleyder gut, also die sorg den wemütigen hertzen thut." (Werdea, Bi.)

Lat.: Non curatur, qui curat. (Binder II, 2148.)

*4 Er het Schabe-n im Bauch. - Sutermeister, 97.

Hunger im Leibe. (S. Maul 473.)

*5 Etwas von Schaben fressen lassen.

Lat.: Tineos pascere. (Horaz.) (Erasm., 161; Philippi, II, 220.)

*6 Krieg die Schaba. - Sartorius, 180.

Ein nicht immer bös gemeinter Fluch.

*7 Wenn die Schaben werden ins Salz kommen. - Körte, 5226a; Eyering, III, 373.

Wird es geschehen, d. h. nimmermehr. (S. Nimmerleinstag 1.)

Schwed.: Nar swijnen klippas. (Grubb, 591.)


Schabelle.

* Eine alte Schabelle.

D. h. ein altes, schmuziges, zerlumptes Weib. Im Jahre 1601, den 12. Juli ward Ostende von Philipp III. von Spanien belagert. Dessen Schwester Isabella that ein Gelübde, ihr Hemd nicht eher auszuziehen, bis der Ort gewonnen sein würde. Das erfüllte sie auch und behielt das Hemd 3 Jahr, 2 Monate und 17 Tage am Leibe. Von der Farbe dieses Hemdes hat nicht nur die Isabellfarbe den Namen, sondern es haben auch von der Person, die es trug, die schmuzigen Jungfern den Namen Schabellen. (Vgl. Correspondent von und für Deutschland, 1816, 125.)


Schaben.

1 Bei ihm heisst's: schab, schab, schab bis ins Grab. - Parömiakon, 2144.

2 Man kann noch so lange schaben, um von der Welt die Hälfte zu haben, man wird doch begraben. - Parömiakon, 2145.

3 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann.

4 Wo man nicht kann schaben, muss man schinden.

*5 Schobt mer de Titte und's O-mitte. - Robinson, 967; Gomolcke, 937.


Schabenkäse.

* Der ist ain schabenkäss. - Hauer, Mij2.

Auch bei Fischart (Gesch.): "Ich reiss nit sehr nach gut, als mancher Schabkäs thut." In dem Sinne von Schabab.

Lat.: Salem lingit. (Hauer, Mij2.)


Schaberau.

* Ueber Schaberau in die Richt gehen. (Ostpreuss.)

Sich einen Umweg machen. Schaberau ist ein Dorf bei Wehlau. Diese Redensart ist auch nur in der Gegend von Tapiau und Wehlau gebräuchlich.


Schabernack.

1 Herr, se hebben em 'nen Schabernack angeduhn, sagte der Bauer, als er einen Kammerherrn mit dem Schlüssel am Rocke sah.

Nach einer Anekdote, die sich in Braun's Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 24, erzählt findet.

*2 Einem einen Schabernack spielen.

In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Chojsik machen. Einen zum besten haben, ihm einen Possenstreich spielen.

*3 Einen Schabernack anthun. - Eiselein, 541.

Der Ausdruck scheint von dem schimpflichen Abscheren der Haare, dessen Tacitus bei den Deutschen schon erwähnt, herzurühren, und die höchste Unbill anzudeuten. Nach Jul. Braun (Geschichte der Kunst) soll Hiron, eine sassenidische Residenz, einen Palast, Namens Chavernak, besessen haben, dessen Erbauer zum Danke für seine Mühe von dem Bauwerke herabgestürzt wurde. Dadurch soll sich der Schabernack bis auf uns vererbt haben.

*4 Schabernack leiden. - Eiselein, 541.


Schabernacken.

* Schabernacken thun. - Schottel, 1116a.


Schabhut.

* Das ist ein Schabhut. (Zittau.)

Ein schäbiger Hut, ein dummer, einfältiger Mensch.


Schäbig.

1 Je schäwiger de Hund, je mer Flei'n. (Altmark.)

2 Wer nicht schäbig ist, braucht sich nicht zu kratzen.

Holl.: Die niet schurftig is, zal zich niet kraauwen. (Harrebomee, II, 264b.)

3 Wer schäbig ist, kann bald blutrünstig werden. - Petri, II, 766.


[Spaltenumbruch] 2 As män hot nit auf Schabbes, hot män nit auf Süntag. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn man am Sonnabend nichts hat, so hat man auch am Sonntag nichts; weil am Sonnabend keine Geschäfte gemacht werden dürfen und man also auch nichts erwerben kann.

*3 Das haasst mer: Mechallel Schabbes umsunst.Tendlau, 75.

Den Sabbat umsonst entweiht, wird gesagt, wenn ein Unternehmen keinen oder nur geringen Gewinn trägt.

*4 Der halt aach nor Schabbes Schabbosen.Tendlau, 1056.

Von einem, der nur solche (religiöse) Vorschriften beobachtet, deren Uebertretung sich nicht gut geheimhalten lässt. Auf die Frage, warum der Versöhnungstag Sabbat der Sabbate heisse, gab jemand die Erklärung: Hab' ich an einem andern Festtage heimlich einen Schnaps getrunken, so rauche ich Taback darauf, und man riecht den Branntwein nicht. Hab' ich am Sabbat heimlich eine Pfeife geraucht, so trinke ich Branntwein darauf, und ich bin wieder geborgen. Am Versöhnungstage aber da darf ich nicht rauchen und nicht trinken, da weiss ich mir keinen Rath, und darum heisst er Schabbes Schabbosen.

*5 Der hat früh Schabbes gemacht.Tendlau, 618.

Hat früh den Laden geschlossen, das Geschäft eingestellt. Von einem, der, besonders wenn er grossartig begann, bald fallirte.

*6 Ein Loch in den Schabbes machen.Tendlau, 658.

Den Sabbat verletzen. Am Freitag Abend in den Schabbes hineinarbeiten, reisen u. s. w.

*7 Es ist bei ihm Schabbes in den Taschen. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Die Taschen sind leer, er hat kein Geld.

*8 Es ist Schabbes in der Welt. (Köthen.)

Es ist nichts mehr los.

*9 Könnt' mer den Schabbes anbinde.Tendlau, 815.

Dass er uns mit seiner Ruhe nicht bald verliesse. Ein Wunsch mit Bezug auf die Mühen, Bedrängnisse und Sorgen des täglichen Lebens, von denen der Sabbat ziemlich frei ist.

*10 Mach Schabbes dervun!Tendlau, 514.

In Bezug auf Dinge und Mittheilungen, die für uns ohne Interesse sind. Mach Sabbat davon. Lass es dir die Kosten einbringen, die ein Sabbat, der durch bessern Tisch und Vergnügungen gefeiert wird, kostet.

*11 Mein Schabbes allaan, mein Tontev (Festtag) allaan.Tendlau, 817.

Zunächst der Wunsch, dass ein jom tob (guter Tag, Festtag) nicht auf einen Sabbat fallen möge, damit man der Ruhe und des Genusses des einen nicht durch den andern verlustig werde. Dann im allgemeinen, dass verschiedene Veranlassungen zur Freude auch voneinander getrennt bleiben mögen.

*12 Wenn Schabbes-Machme uf Mittwoch fallt.Tendlau, 69.

Der „Schabbes-Machme“, der Sabbat nach dem Fasttag der Zerstörung Jerusalems, an welchem Jes. 40, das mit dem Worte „nachm = tröstet“ beginnt, kann auf keine Mittwoch fallen. Der Sinn also: Niemals; wie: Zu Pfingsten auf dem Eise.


Schabbesdeckel.

* Er hat en alte Schabbesdeckel. (Ulm.)

Einen alten abgeschabten Hut.


Schabbes-Goj.

* A Schabbes-Goj. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

So heisst im allgemeinen ein Christ, der am Sabbat die unerlaubten Arbeiten, wie z. B. Lichtanzünden, Ofenheizen u. s. w. in der jüdischen Gemeinde verrichtet; insbesondere aber ein Jude, der sich über Sabbatverbote, wie Tabackrauchen u. s. w., hinwegsetzt.


Schabbeskleid.

* Worum hostu dein Schabbes-Kleen an?Tendlau, 199.

Wozu heut' der besondere Putz, das Ungewöhnliche am gewöhnlichen Tage.


Schäbe (s. Grind, Krätze, Schorf).

Die Schäbe heilt man nicht mit Kratzen.


Schabe.

1 Die Schaben im Kamisol denken nicht an die Bürste.

Ein in Deutschland reisender Amerikaner bemerkte, das viele Hofgesinde komme ihm vor, wie Schaben in einem alten zusammengeflickten Rock, denen es im Traum nicht einfiele, dass ihre Herberge einmal ausgeklopft und ausgebürstet werden könnte.

2 Ohne Schaben kein Gewand, keine Frauen ohne Tand.

Mhd.: Von dem gewant pern sich die schaben von den frawen pirt sich das vnrecht gar. (Vintler.) (Zingerle, 127.)

[Spaltenumbruch] 3 Schaben fressen die Kleider, Sorgen das Herz (Eingeweide).Eiselein, 571.

„Die Schaben verczern die kleyder gut, also die sorg den wemütigen hertzen thut.“ (Werdea, Bi.)

Lat.: Non curatur, qui curat. (Binder II, 2148.)

*4 Er het Schabe-n im Bûch.Sutermeister, 97.

Hunger im Leibe. (S. Maul 473.)

*5 Etwas von Schaben fressen lassen.

Lat.: Tineos pascere. (Horaz.) (Erasm., 161; Philippi, II, 220.)

*6 Krieg die Schaba.Sartorius, 180.

Ein nicht immer bös gemeinter Fluch.

*7 Wenn die Schaben werden ins Salz kommen.Körte, 5226a; Eyering, III, 373.

Wird es geschehen, d. h. nimmermehr. (S. Nimmerleinstag 1.)

Schwed.: Når swijnen klippas. (Grubb, 591.)


Schabelle.

* Eine alte Schabelle.

D. h. ein altes, schmuziges, zerlumptes Weib. Im Jahre 1601, den 12. Juli ward Ostende von Philipp III. von Spanien belagert. Dessen Schwester Isabella that ein Gelübde, ihr Hemd nicht eher auszuziehen, bis der Ort gewonnen sein würde. Das erfüllte sie auch und behielt das Hemd 3 Jahr, 2 Monate und 17 Tage am Leibe. Von der Farbe dieses Hemdes hat nicht nur die Isabellfarbe den Namen, sondern es haben auch von der Person, die es trug, die schmuzigen Jungfern den Namen Schabellen. (Vgl. Correspondent von und für Deutschland, 1816, 125.)


Schaben.

1 Bei ihm heisst's: schab, schab, schab bis ins Grab.Parömiakon, 2144.

2 Man kann noch so lange schaben, um von der Welt die Hälfte zu haben, man wird doch begraben.Parömiakon, 2145.

3 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann.

4 Wo man nicht kann schaben, muss man schinden.

*5 Schobt mer de Titte und's O-mitte.Robinson, 967; Gomolcke, 937.


Schabenkäse.

* Der ist ain schabenkäss.Hauer, Mij2.

Auch bei Fischart (Gesch.): „Ich reiss nit sehr nach gut, als mancher Schabkäs thut.“ In dem Sinne von Schabab.

Lat.: Salem lingit. (Hauer, Mij2.)


Schaberau.

* Ueber Schaberau in die Richt gehen. (Ostpreuss.)

Sich einen Umweg machen. Schaberau ist ein Dorf bei Wehlau. Diese Redensart ist auch nur in der Gegend von Tapiau und Wehlau gebräuchlich.


Schabernack.

1 Herr, se hebben em 'nen Schabernack angeduhn, sagte der Bauer, als er einen Kammerherrn mit dem Schlüssel am Rocke sah.

Nach einer Anekdote, die sich in Braun's Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 24, erzählt findet.

*2 Einem einen Schabernack spielen.

In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Chojsik machen. Einen zum besten haben, ihm einen Possenstreich spielen.

*3 Einen Schabernack anthun.Eiselein, 541.

Der Ausdruck scheint von dem schimpflichen Abscheren der Haare, dessen Tacitus bei den Deutschen schon erwähnt, herzurühren, und die höchste Unbill anzudeuten. Nach Jul. Braun (Geschichte der Kunst) soll Hiron, eine sassenidische Residenz, einen Palast, Namens Chavernak, besessen haben, dessen Erbauer zum Danke für seine Mühe von dem Bauwerke herabgestürzt wurde. Dadurch soll sich der Schabernack bis auf uns vererbt haben.

*4 Schabernack leiden.Eiselein, 541.


Schabernacken.

* Schabernacken thun.Schottel, 1116a.


Schabhut.

* Das ist ein Schabhut. (Zittau.)

Ein schäbiger Hut, ein dummer, einfältiger Mensch.


Schäbig.

1 Je schäwiger de Hund, je mêr Flei'n. (Altmark.)

2 Wer nicht schäbig ist, braucht sich nicht zu kratzen.

Holl.: Die niet schurftig is, zal zich niet kraauwen. (Harrebomée, II, 264b.)

3 Wer schäbig ist, kann bald blutrünstig werden.Petri, II, 766.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0026" n="[20]"/><cb n="39"/>
2 As män hot nit auf Schabbes, hot män nit auf Süntag.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man am Sonnabend nichts hat, so hat man auch am Sonntag nichts; weil am Sonnabend keine Geschäfte gemacht werden dürfen und man also auch nichts erwerben kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Das haasst mer: Mechallel Schabbes umsunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Den Sabbat umsonst entweiht, wird gesagt, wenn ein Unternehmen keinen oder nur geringen Gewinn trägt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Der halt aach nor Schabbes Schabbosen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 1056.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der nur solche (religiöse) Vorschriften beobachtet, deren Uebertretung sich nicht gut geheimhalten lässt. Auf die Frage, warum der Versöhnungstag Sabbat der Sabbate heisse, gab jemand die Erklärung: Hab' ich an einem andern Festtage heimlich einen Schnaps getrunken, so rauche ich Taback darauf, und man riecht den Branntwein nicht. Hab' ich am Sabbat heimlich eine Pfeife geraucht, so trinke ich Branntwein darauf, und ich bin wieder geborgen. Am Versöhnungstage aber da darf ich nicht rauchen und nicht trinken, da weiss ich mir keinen Rath, und darum heisst er Schabbes Schabbosen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Der hat früh Schabbes gemacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 618.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat früh den Laden geschlossen, das Geschäft eingestellt. Von einem, der, besonders wenn er grossartig begann, bald fallirte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Ein Loch in den Schabbes machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 658.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Den Sabbat verletzen. Am Freitag Abend in den Schabbes hineinarbeiten, reisen u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Es ist bei ihm Schabbes in den Taschen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Taschen sind leer, er hat kein Geld.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Es ist Schabbes in der Welt.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist nichts mehr los.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Könnt' mer den Schabbes anbinde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 815.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dass er uns mit seiner Ruhe nicht bald verliesse. Ein Wunsch mit Bezug auf die Mühen, Bedrängnisse und Sorgen des täglichen Lebens, von denen der Sabbat ziemlich frei ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Mach Schabbes dervun!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 514.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf Dinge und Mittheilungen, die für uns ohne Interesse sind. Mach Sabbat davon. Lass es dir die Kosten einbringen, die ein Sabbat, der durch bessern Tisch und Vergnügungen gefeiert wird, kostet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Mein Schabbes allaan, mein Tontev (Festtag) allaan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 817.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zunächst der Wunsch, dass ein jom tob (guter Tag, Festtag) nicht auf einen Sabbat fallen möge, damit man der Ruhe und des Genusses des einen nicht durch den andern verlustig werde. Dann im allgemeinen, dass verschiedene Veranlassungen zur Freude auch voneinander getrennt bleiben mögen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Wenn Schabbes-Machme uf Mittwoch fallt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 69.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der &#x201E;Schabbes-Machme&#x201C;, der Sabbat nach dem Fasttag der Zerstörung Jerusalems, an welchem <hi rendition="#i">Jes.</hi> 40, das mit dem Worte &#x201E;nachm = tröstet&#x201C; beginnt, kann auf keine Mittwoch fallen. Der Sinn also: Niemals; wie: Zu Pfingsten auf dem Eise.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabbesdeckel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat en alte Schabbesdeckel.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen alten abgeschabten Hut.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabbes-Goj.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A Schabbes-Goj.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So heisst im allgemeinen ein Christ, der am Sabbat die unerlaubten Arbeiten, wie z. B. Lichtanzünden, Ofenheizen u. s. w. in der jüdischen Gemeinde verrichtet; insbesondere aber ein Jude, der sich über Sabbatverbote, wie Tabackrauchen u. s. w., hinwegsetzt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabbeskleid.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Worum hostu dein Schabbes-Kleen an?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 199.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wozu heut' der besondere Putz, das Ungewöhnliche am gewöhnlichen Tage.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schäbe</hi> (s.  Grind,  Krätze,  Schorf).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Die Schäbe heilt man nicht mit Kratzen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Schaben im Kamisol denken nicht an die Bürste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein in Deutschland reisender Amerikaner bemerkte, das viele Hofgesinde komme ihm vor, wie Schaben in einem alten zusammengeflickten Rock, denen es im Traum nicht einfiele, dass ihre Herberge einmal ausgeklopft und ausgebürstet werden könnte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ohne Schaben kein Gewand, keine Frauen ohne Tand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Von dem gewant pern sich die schaben von den frawen pirt sich das vnrecht gar. (<hi rendition="#i">Vintler.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="40"/>
3 Schaben fressen die Kleider, Sorgen das Herz (Eingeweide).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 571.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Schaben verczern die kleyder gut, also die sorg den wemütigen hertzen thut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Werdea, Bi.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non curatur, qui curat. (<hi rendition="#i">Binder II, 2148.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er het Schabe-n im Bûch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 97.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hunger im Leibe. (S.  Maul 473.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Etwas von Schaben fressen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tineos pascere. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 161; Philippi, II, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Krieg die Schaba.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sartorius, 180.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein nicht immer bös gemeinter Fluch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Wenn die Schaben werden ins Salz kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5226<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, III, 373.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird es geschehen, d. h. nimmermehr. (S.  Nimmerleinstag 1.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Når swijnen klippas. (<hi rendition="#i">Grubb, 591.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabelle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Eine alte Schabelle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. ein altes, schmuziges, zerlumptes Weib. Im Jahre 1601, den 12. Juli ward Ostende von Philipp III. von Spanien belagert. Dessen Schwester Isabella that ein Gelübde, ihr Hemd nicht eher auszuziehen, bis der Ort gewonnen sein würde. Das erfüllte sie auch und behielt das Hemd 3 Jahr, 2 Monate und 17 Tage am Leibe. Von der Farbe dieses Hemdes hat nicht nur die Isabellfarbe den Namen, sondern es haben auch von der Person, die es trug, die schmuzigen Jungfern den Namen Schabellen. (Vgl. <hi rendition="#i">Correspondent von und für Deutschland, 1816, 125.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schaben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bei ihm heisst's: schab, schab, schab bis ins Grab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2144.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man kann noch so lange schaben, um von der Welt die Hälfte zu haben, man wird doch begraben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2145.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wo man nicht kann schaben, muss man schinden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Schobt mer de Titte und's O-mitte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 967; Gomolcke, 937.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabenkäse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der ist ain schabenkäss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, Mij<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch bei Fischart (Gesch.): &#x201E;Ich reiss nit sehr nach gut, als mancher Schabkäs thut.&#x201C; In dem Sinne von Schabab.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Salem lingit. (<hi rendition="#i">Hauer, Mij<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schaberau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ueber Schaberau in die Richt gehen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich einen Umweg machen. Schaberau ist ein Dorf bei Wehlau. Diese Redensart ist auch nur in der Gegend von Tapiau und Wehlau gebräuchlich.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabernack.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Herr, se hebben em 'nen Schabernack angeduhn, sagte der Bauer, als er einen Kammerherrn mit dem Schlüssel am Rocke sah.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach einer Anekdote, die sich in <hi rendition="#i">Braun's Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 24</hi>, erzählt findet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Einem einen Schabernack spielen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Chojsik machen. Einen zum besten haben, ihm einen Possenstreich spielen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Einen Schabernack anthun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 541.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ausdruck scheint von dem schimpflichen Abscheren der Haare, dessen Tacitus bei den Deutschen schon erwähnt, herzurühren, und die höchste Unbill anzudeuten. Nach <hi rendition="#i">Jul. Braun</hi> (Geschichte der Kunst) soll Hiron, eine sassenidische Residenz, einen Palast, Namens Chavernak, besessen haben, dessen Erbauer zum Danke für seine Mühe von dem Bauwerke herabgestürzt wurde. Dadurch soll sich der Schabernack bis auf uns vererbt haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Schabernack leiden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 541.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabernacken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Schabernacken thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1116<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schabhut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein Schabhut.</hi> (<hi rendition="#i">Zittau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein schäbiger Hut, ein dummer, einfältiger Mensch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schäbig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Je schäwiger de Hund, je mêr Flei'n.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer nicht schäbig ist, braucht sich nicht zu kratzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die niet schurftig is, zal zich niet kraauwen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 264<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer schäbig ist, kann bald blutrünstig werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 766.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[20]/0026] 2 As män hot nit auf Schabbes, hot män nit auf Süntag. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wenn man am Sonnabend nichts hat, so hat man auch am Sonntag nichts; weil am Sonnabend keine Geschäfte gemacht werden dürfen und man also auch nichts erwerben kann. *3 Das haasst mer: Mechallel Schabbes umsunst. – Tendlau, 75. Den Sabbat umsonst entweiht, wird gesagt, wenn ein Unternehmen keinen oder nur geringen Gewinn trägt. *4 Der halt aach nor Schabbes Schabbosen. – Tendlau, 1056. Von einem, der nur solche (religiöse) Vorschriften beobachtet, deren Uebertretung sich nicht gut geheimhalten lässt. Auf die Frage, warum der Versöhnungstag Sabbat der Sabbate heisse, gab jemand die Erklärung: Hab' ich an einem andern Festtage heimlich einen Schnaps getrunken, so rauche ich Taback darauf, und man riecht den Branntwein nicht. Hab' ich am Sabbat heimlich eine Pfeife geraucht, so trinke ich Branntwein darauf, und ich bin wieder geborgen. Am Versöhnungstage aber da darf ich nicht rauchen und nicht trinken, da weiss ich mir keinen Rath, und darum heisst er Schabbes Schabbosen. *5 Der hat früh Schabbes gemacht. – Tendlau, 618. Hat früh den Laden geschlossen, das Geschäft eingestellt. Von einem, der, besonders wenn er grossartig begann, bald fallirte. *6 Ein Loch in den Schabbes machen. – Tendlau, 658. Den Sabbat verletzen. Am Freitag Abend in den Schabbes hineinarbeiten, reisen u. s. w. *7 Es ist bei ihm Schabbes in den Taschen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Die Taschen sind leer, er hat kein Geld. *8 Es ist Schabbes in der Welt. (Köthen.) Es ist nichts mehr los. *9 Könnt' mer den Schabbes anbinde. – Tendlau, 815. Dass er uns mit seiner Ruhe nicht bald verliesse. Ein Wunsch mit Bezug auf die Mühen, Bedrängnisse und Sorgen des täglichen Lebens, von denen der Sabbat ziemlich frei ist. *10 Mach Schabbes dervun! – Tendlau, 514. In Bezug auf Dinge und Mittheilungen, die für uns ohne Interesse sind. Mach Sabbat davon. Lass es dir die Kosten einbringen, die ein Sabbat, der durch bessern Tisch und Vergnügungen gefeiert wird, kostet. *11 Mein Schabbes allaan, mein Tontev (Festtag) allaan. – Tendlau, 817. Zunächst der Wunsch, dass ein jom tob (guter Tag, Festtag) nicht auf einen Sabbat fallen möge, damit man der Ruhe und des Genusses des einen nicht durch den andern verlustig werde. Dann im allgemeinen, dass verschiedene Veranlassungen zur Freude auch voneinander getrennt bleiben mögen. *12 Wenn Schabbes-Machme uf Mittwoch fallt. – Tendlau, 69. Der „Schabbes-Machme“, der Sabbat nach dem Fasttag der Zerstörung Jerusalems, an welchem Jes. 40, das mit dem Worte „nachm = tröstet“ beginnt, kann auf keine Mittwoch fallen. Der Sinn also: Niemals; wie: Zu Pfingsten auf dem Eise. Schabbesdeckel. * Er hat en alte Schabbesdeckel. (Ulm.) Einen alten abgeschabten Hut. Schabbes-Goj. * A Schabbes-Goj. (Jüd.-deutsch. Warschau.) So heisst im allgemeinen ein Christ, der am Sabbat die unerlaubten Arbeiten, wie z. B. Lichtanzünden, Ofenheizen u. s. w. in der jüdischen Gemeinde verrichtet; insbesondere aber ein Jude, der sich über Sabbatverbote, wie Tabackrauchen u. s. w., hinwegsetzt. Schabbeskleid. * Worum hostu dein Schabbes-Kleen an? – Tendlau, 199. Wozu heut' der besondere Putz, das Ungewöhnliche am gewöhnlichen Tage. Schäbe (s. Grind, Krätze, Schorf). Die Schäbe heilt man nicht mit Kratzen. Schabe. 1 Die Schaben im Kamisol denken nicht an die Bürste. Ein in Deutschland reisender Amerikaner bemerkte, das viele Hofgesinde komme ihm vor, wie Schaben in einem alten zusammengeflickten Rock, denen es im Traum nicht einfiele, dass ihre Herberge einmal ausgeklopft und ausgebürstet werden könnte. 2 Ohne Schaben kein Gewand, keine Frauen ohne Tand. Mhd.: Von dem gewant pern sich die schaben von den frawen pirt sich das vnrecht gar. (Vintler.) (Zingerle, 127.) 3 Schaben fressen die Kleider, Sorgen das Herz (Eingeweide). – Eiselein, 571. „Die Schaben verczern die kleyder gut, also die sorg den wemütigen hertzen thut.“ (Werdea, Bi.) Lat.: Non curatur, qui curat. (Binder II, 2148.) *4 Er het Schabe-n im Bûch. – Sutermeister, 97. Hunger im Leibe. (S. Maul 473.) *5 Etwas von Schaben fressen lassen. Lat.: Tineos pascere. (Horaz.) (Erasm., 161; Philippi, II, 220.) *6 Krieg die Schaba. – Sartorius, 180. Ein nicht immer bös gemeinter Fluch. *7 Wenn die Schaben werden ins Salz kommen. – Körte, 5226a; Eyering, III, 373. Wird es geschehen, d. h. nimmermehr. (S. Nimmerleinstag 1.) Schwed.: Når swijnen klippas. (Grubb, 591.) Schabelle. * Eine alte Schabelle. D. h. ein altes, schmuziges, zerlumptes Weib. Im Jahre 1601, den 12. Juli ward Ostende von Philipp III. von Spanien belagert. Dessen Schwester Isabella that ein Gelübde, ihr Hemd nicht eher auszuziehen, bis der Ort gewonnen sein würde. Das erfüllte sie auch und behielt das Hemd 3 Jahr, 2 Monate und 17 Tage am Leibe. Von der Farbe dieses Hemdes hat nicht nur die Isabellfarbe den Namen, sondern es haben auch von der Person, die es trug, die schmuzigen Jungfern den Namen Schabellen. (Vgl. Correspondent von und für Deutschland, 1816, 125.) Schaben. 1 Bei ihm heisst's: schab, schab, schab bis ins Grab. – Parömiakon, 2144. 2 Man kann noch so lange schaben, um von der Welt die Hälfte zu haben, man wird doch begraben. – Parömiakon, 2145. 3 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann. 4 Wo man nicht kann schaben, muss man schinden. *5 Schobt mer de Titte und's O-mitte. – Robinson, 967; Gomolcke, 937. Schabenkäse. * Der ist ain schabenkäss. – Hauer, Mij2. Auch bei Fischart (Gesch.): „Ich reiss nit sehr nach gut, als mancher Schabkäs thut.“ In dem Sinne von Schabab. Lat.: Salem lingit. (Hauer, Mij2.) Schaberau. * Ueber Schaberau in die Richt gehen. (Ostpreuss.) Sich einen Umweg machen. Schaberau ist ein Dorf bei Wehlau. Diese Redensart ist auch nur in der Gegend von Tapiau und Wehlau gebräuchlich. Schabernack. 1 Herr, se hebben em 'nen Schabernack angeduhn, sagte der Bauer, als er einen Kammerherrn mit dem Schlüssel am Rocke sah. Nach einer Anekdote, die sich in Braun's Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 24, erzählt findet. *2 Einem einen Schabernack spielen. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Chojsik machen. Einen zum besten haben, ihm einen Possenstreich spielen. *3 Einen Schabernack anthun. – Eiselein, 541. Der Ausdruck scheint von dem schimpflichen Abscheren der Haare, dessen Tacitus bei den Deutschen schon erwähnt, herzurühren, und die höchste Unbill anzudeuten. Nach Jul. Braun (Geschichte der Kunst) soll Hiron, eine sassenidische Residenz, einen Palast, Namens Chavernak, besessen haben, dessen Erbauer zum Danke für seine Mühe von dem Bauwerke herabgestürzt wurde. Dadurch soll sich der Schabernack bis auf uns vererbt haben. *4 Schabernack leiden. – Eiselein, 541. Schabernacken. * Schabernacken thun. – Schottel, 1116a. Schabhut. * Das ist ein Schabhut. (Zittau.) Ein schäbiger Hut, ein dummer, einfältiger Mensch. Schäbig. 1 Je schäwiger de Hund, je mêr Flei'n. (Altmark.) 2 Wer nicht schäbig ist, braucht sich nicht zu kratzen. Holl.: Die niet schurftig is, zal zich niet kraauwen. (Harrebomée, II, 264b.) 3 Wer schäbig ist, kann bald blutrünstig werden. – Petri, II, 766.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/26
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/26>, abgerufen am 30.12.2024.