Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *110 Ein zerbrochenes Schwert haben. - Lohrengel, II, 248.

*111 Einem ein Schwert geben, damit er sich erstechen kann. (Altröm.)

*112 Einen mit seinem eigenen Schwerte tödten. (S. Fett 31.)

Dän.: Draebe ham med sit eget svaert. (Prov. dan., 127.)

*113 Er führt das Schwert im Maul.

Lat.: Armaturam in lingua habet. (Philippi, I, 41; Seybold, 37.) - Lingua bellare. (Erasm., 921; Philippi, I, 220.)

*114 Er ist weder für das Schwert noch für den Gast gut. - Burckhardt, 741.

Er ist feig und filzig.

*115 Er will mit zwei Schwertern fechten.

Holl.: Hij wil met twee zwaarden vechten. (Harrebomee, II, 514a.)

*116 Er wird mit dem eigenen Schwert geschlagen.

"Werden von andern selb betrogen, mit ihrem eignen schwerd gschlagen." (Waldis, II, 9, 29; I, 38, 50.)

*117 Es hängt ein Schwert über seinem Haupt.

Holl.: Hem hangt een' zwaard boven het hoofd. (Harrebomee, II, 514a.)

*118 Etwas mit dem Schwerte erlangen.

Frz.: Emporter une chose a la pointe de l'epee. (Kritzinger, 267a.)

*119 Etwas mit dem Schwerte theilen.

Eine Sache mit Gewalt führen; wo Gewalt gilt, schweigen die Gesetze.

*120 In sein eigen Schwert fallen.

"Wir han mit vnserm eygnen schwerdt vns selb geschlagen solche wunden." (Waldis, III, 22, 18.) Sich mit seinen eigenen Worten schlagen, wider sich selbst reden.

Frz.: Il s'est enferre lui-meme. (Kritzinger, 271b.)

*121 Mein schwerdt schneidt auch. - Franck, II, 51a; Hauer, Kiij2; Simrock, 9402; Körte, 5504.

Lat.: Cuspidem habet acuminatam. - Et meum relum. (Hauer, Kiij2.) - Et meum telum cuspidem habet. (Faselius, 77.) - Et mihi sunt vires, et mea tela nocent. (Ovid.) (Binder II, 1002.)

*122 Mit dem Schwerte (Petri) dreinschlagen.

Gewalt gebrauchen.

*123 Mit Schwerdt vnd Brand verwüsten. - Aventin, CLVIIIb.

*124 Sein Schwert in die Wagschale werfen. - Büchmann (6. Aufl.), 130.

Auf einer Stelle des Livius beruhend.

*125 Sein Schwert ist eingerostet.

*126 Zwischen zwei Schwertern stehen.


Schwertfeger.

Des Schwertfegers recept hilfft vor gewalt. - Lehmann, 50, 31.


Schwertlein.

* Er weiss nicht mehr davon als von Herrn Schwertlein's Tod.

"Hunderte von befähigten Leuten werden durch die Vereins- und Versammlungshalbbildung verführt, mit grossen Worten über Staatsrecht, Volkswirthschaft u. s. w. zu sprechen, obgleich sie davon nicht mehr als von Herrn Schwertlein's Tod wissen." (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531.) bekanntlich der Gatte der Nachbarin Martha in Goethe's Faust, Th. 1.


Schwertmagen.

Nehmen die Schwertmagen das Heergewäte, so nehmen die Gespinnen die Gerade (s. d.). - Graf, 216, 241.

Unter Schwertmagen verstand man im alten deutschen, besonders dem Sachsenrechte alle, die von einem gemeinsamen Vater abstammten, die Agnaten oder Magen, welches letztere Wort ehedem so viel als eine Gesellschaft, auch einen Theil einer Gesellschaft bezeichnete, daher Magenschaft = Gesellschaft. So hiess denn auch die Verwandtschaft, in der sich eine Familie zusammen befand, Magenschaft, und die einzelnen Glieder derselben hiessen Magen, und zwar die Verwandten männlicherseits "Schwertmagen" (vom Schwert, dem vorzüglichsten Waffenstücke der Deutschen), die von weiblicher Seite Spillmagen, von der Spille oder Spindel, der Hauptbeschäftigung deutscher Frauen. Im römischen Recht sind jene die Agnaten, diese die Cognaten. Zum Heergewäte gehört im allgemeinen (in Sachsen): das beste Pferd gesattelt und gezäumt, der Harnisch, ein Schwert, die täglichen Kleider des Verstorbenen, ein Heerpfühl, ein Tischtuch, zwei Becken, ein Fischkessel, eine Handpumpe, ein Schüsselring oder Dreifuss. (Richard, 49.) Nach Pratje (Histor. Sammlungen, III, 395) gehörte zum "Heergewette im Kirchspiel Debstedt, das unter stadt-bremischer Hoheit stand, ein Storl mit einem Küssen, ein Tafel und ein Tafellaken, eine Tinnen Kanne, 2 Väthe, alle des Doden Kleeder, ein Bedde, dar ein fram Mann mit Eren up slapen [Spaltenumbruch] kan, dat beste Pfeerdt, des doden Weeren, eine Heidtlehe und ein Rattschuch, eine Barde, eine Eyse, ein Lehe, ein Plaggenstegende, sin dar 2, gehören sie beyde dartho, ein Hartow, ein Moerspaden, ein Ketel, dar man mit Slewel und Sparen kan intreden, ein Pot dar man ein Horn in seden kan, dat vornste Plogisen, ein Vorwagen, ein Vortau, eine Kiste, dar man Kleed in leggen kan, ein Misthake, ein Mistfork, ein Ketelhake, de mit umgeit, ein Gardel mit dem Meste, des verstorwenen Hut und Schoe, de Querste Queren-Steen, ein half Schap, ein Küven sunder Tapholt. Was aber in diesen vorgeschrievenen Güdern nicht ist, dat darf man nicht köpen edder towege bringen. Van den Heergewette nimt der oldeste Broder, so da mer vorhanden sin, id overste Kleed vorab, dat överige thelen sie zu glicken Deln." (Vgl. auch Köster, 192.)


Schwertseite.

Die Schwertseite ist näher zum Kauf als die eigene Tochter. - Graf, 104, 224 u. 189, 25.

Das alte deutsche Recht suchte das Familiengut so lange als möglich im Mannesstamm zu vererben, daher hatte ein entfernter männlicher Verwandter, was der Sinn des Sprichworts ist, das Vorrecht vor einer weit nähern weiblichen Verwandten, sogar vor der eigenen Tochter des Vorbesitzers.

Mhd.: De swertside is neger tho kope als sene eyne Dochter. (Westphalen, III, 1745, 150; Richthofen, 105, 10.)


Schwertstreich.

Besser ein Schwertstreich als ein Zungenstreich.

Die Chinesen: Hart verletzen blanke Schwerter, Freunde schlagen sich noch härter. (Hlawatsch, 242.)


Schwerttanz.

* Einen Schwerttanz mit einem machen.

"Springen wir einmal mit einander den Schwerttanz." (Köhler, 37, 3.)


Schwester.

1 Aber Schwester, wer wird sich denn mit so schwerem Panzer tragen, sagte die Kröte zur Schildkröte.

Die Russen: Jede Kröte meint, sie sei eine Schildkröte, der nur die lästige Schale fehle. (Altmann VI, 503.)

2 Die Schwester ist näher als der Schwager. - Grubb, 49.

3 Es kommt wol, dass jemand mit Einer Schwester viel Schwäger macht. - Eiselein, 561.

4 Gute Schwestern machen gute Brüder. - Cibot, 170.

5 Hat man ein Karch voll Schwestern, so hat man ein Wagen voll Schwäger. - Gruter, III, 48; Lehmann, II, 264, 19.

6 Hättest du meine Schwester geheirathet, so wärst du mein Schwager geworden. (Böhmerwald.)

7 Schwester und Bruder können nur einmal miteinander markten. - Graf, 217, 249.

Dies Sprichwort gehört dem 13. Jahrhundert an, in welches die Bestimmung fällt, dass Heergewäte (s. d.) und Gerade (s. d.) nicht mehr ausgegeben werden sollen und der nächste Erbe nicht nur das Erbe, sondern auch Heergewäte nebst Gerade nahm. So wurde das Erbgut unter die Geschwister dann vertheilt und es konnte nun natürlich ferner weder ein männlicher Nachkomme Heergewäte, noch ein weiblicher Gerade fordern. Diese Sache war zwischen Bruder und Schwester einmal für immer abgemacht.

Mhd.: Swester vnd bruder mogen nur ainmal mit ainander markten. (Grimm, Weisth., II, 4941.)

8 Schwester vnd brüder vnd trewe freunde ist kein acker voll gesäet. - Henisch, 530, 51; Petri, II, 534.

9 Viel Schwestern, viel Schwäger. - Lehmann, II, 798, 60.

10 Was Schwester, sagte die Kammerzofe zur Kuhmagd.

Die Russen: Jede Haushenne nennt die Fasanin Schwester. (Altmann VI, 390.) Und in Habesch: Schwester, Schwester, rief die Kuh, als sie die Kamelstute kommen sah.

11 Wenn die Schwester aus dem Haus, ist die Schwesterschaft aus.

Sie wird fremd.

Böhm.: Sestra vdana, sousedka nazvana. (Celakovsky, 398.)

12 Wenn die Schwester ist vermählt, sie nur für eine Nachbarin zählt.

13 Wer eine schöne Schwester hat, bekommt bald einen Schwager. Verse des früher sehr beliebten volksthümlichen Liedes: Gib, blanke Schwester, gibt uns Wein, von Joh. Ludw. Gericke, vgl. Hoffmann a. a. O. Str. 378.

14 Wer eine schöne Schwester hat, den liebkost jedermann. - Pistor., VI, 87.

[Spaltenumbruch] *110 Ein zerbrochenes Schwert haben.Lohrengel, II, 248.

*111 Einem ein Schwert geben, damit er sich erstechen kann. (Altröm.)

*112 Einen mit seinem eigenen Schwerte tödten. (S. Fett 31.)

Dän.: Dræbe ham med sit eget svært. (Prov. dan., 127.)

*113 Er führt das Schwert im Maul.

Lat.: Armaturam in lingua habet. (Philippi, I, 41; Seybold, 37.) – Lingua bellare. (Erasm., 921; Philippi, I, 220.)

*114 Er ist weder für das Schwert noch für den Gast gut.Burckhardt, 741.

Er ist feig und filzig.

*115 Er will mit zwei Schwertern fechten.

Holl.: Hij wil met twee zwaarden vechten. (Harrebomée, II, 514a.)

*116 Er wird mit dem eigenen Schwert geschlagen.

„Werden von andern selb betrogen, mit ihrem eignen schwerd gschlagen.“ (Waldis, II, 9, 29; I, 38, 50.)

*117 Es hängt ein Schwert über seinem Haupt.

Holl.: Hem hangt een' zwaard boven het hoofd. (Harrebomée, II, 514a.)

*118 Etwas mit dem Schwerte erlangen.

Frz.: Emporter une chose à la pointe de l'épée. (Kritzinger, 267a.)

*119 Etwas mit dem Schwerte theilen.

Eine Sache mit Gewalt führen; wo Gewalt gilt, schweigen die Gesetze.

*120 In sein eigen Schwert fallen.

„Wir han mit vnserm eygnen schwerdt vns selb geschlagen solche wunden.“ (Waldis, III, 22, 18.) Sich mit seinen eigenen Worten schlagen, wider sich selbst reden.

Frz.: Il s'est enferré lui-même. (Kritzinger, 271b.)

*121 Mein schwerdt schneidt auch.Franck, II, 51a; Hauer, Kiij2; Simrock, 9402; Körte, 5504.

Lat.: Cuspidem habet acuminatam. – Et meum relum. (Hauer, Kiij2.) – Et meum telum cuspidem habet. (Faselius, 77.) – Et mihi sunt vires, et mea tela nocent. (Ovid.) (Binder II, 1002.)

*122 Mit dem Schwerte (Petri) dreinschlagen.

Gewalt gebrauchen.

*123 Mit Schwerdt vnd Brand verwüsten.Aventin, CLVIIIb.

*124 Sein Schwert in die Wagschale werfen.Büchmann (6. Aufl.), 130.

Auf einer Stelle des Livius beruhend.

*125 Sein Schwert ist eingerostet.

*126 Zwischen zwei Schwertern stehen.


Schwertfeger.

Des Schwertfegers recept hilfft vor gewalt.Lehmann, 50, 31.


Schwertlein.

* Er weiss nicht mehr davon als von Herrn Schwertlein's Tod.

„Hunderte von befähigten Leuten werden durch die Vereins- und Versammlungshalbbildung verführt, mit grossen Worten über Staatsrecht, Volkswirthschaft u. s. w. zu sprechen, obgleich sie davon nicht mehr als von Herrn Schwertlein's Tod wissen.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531.) bekanntlich der Gatte der Nachbarin Martha in Goethe's Faust, Th. 1.


Schwertmagen.

Nehmen die Schwertmagen das Heergewäte, so nehmen die Gespinnen die Gerade (s. d.).Graf, 216, 241.

Unter Schwertmagen verstand man im alten deutschen, besonders dem Sachsenrechte alle, die von einem gemeinsamen Vater abstammten, die Agnaten oder Magen, welches letztere Wort ehedem so viel als eine Gesellschaft, auch einen Theil einer Gesellschaft bezeichnete, daher Magenschaft = Gesellschaft. So hiess denn auch die Verwandtschaft, in der sich eine Familie zusammen befand, Magenschaft, und die einzelnen Glieder derselben hiessen Magen, und zwar die Verwandten männlicherseits „Schwertmagen“ (vom Schwert, dem vorzüglichsten Waffenstücke der Deutschen), die von weiblicher Seite Spillmagen, von der Spille oder Spindel, der Hauptbeschäftigung deutscher Frauen. Im römischen Recht sind jene die Agnaten, diese die Cognaten. Zum Heergewäte gehört im allgemeinen (in Sachsen): das beste Pferd gesattelt und gezäumt, der Harnisch, ein Schwert, die täglichen Kleider des Verstorbenen, ein Heerpfühl, ein Tischtuch, zwei Becken, ein Fischkessel, eine Handpumpe, ein Schüsselring oder Dreifuss. (Richard, 49.) Nach Pratje (Histor. Sammlungen, III, 395) gehörte zum „Heergewette im Kirchspiel Debstedt, das unter stadt-bremischer Hoheit stand, ein Storl mit einem Küssen, ein Tafel und ein Tafellaken, eine Tinnen Kanne, 2 Väthe, alle des Doden Kleeder, ein Bedde, dar ein fram Mann mit Eren up slapen [Spaltenumbruch] kan, dat beste Pfeerdt, des doden Weeren, eine Heidtlehe und ein Rattschuch, eine Barde, eine Eyse, ein Lehe, ein Plaggenstegende, sin dar 2, gehören sie beyde dartho, ein Hartow, ein Moerspaden, ein Ketel, dar man mit Slewel und Sparen kan intreden, ein Pot dar man ein Horn in seden kan, dat vornste Plogisen, ein Vorwagen, ein Vortau, eine Kiste, dar man Kleed in leggen kan, ein Misthake, ein Mistfork, ein Ketelhake, de mit umgeit, ein Gardel mit dem Meste, des verstorwenen Hut und Schoe, de Querste Queren-Steen, ein half Schap, ein Küven sunder Tapholt. Was aber in diesen vorgeschrievenen Güdern nicht ist, dat darf man nicht köpen edder towege bringen. Van den Heergewette nimt der oldeste Broder, so da mer vorhanden sin, id overste Kleed vorab, dat överige thelen sie zu glicken Deln.“ (Vgl. auch Köster, 192.)


Schwertseite.

Die Schwertseite ist näher zum Kauf als die eigene Tochter.Graf, 104, 224 u. 189, 25.

Das alte deutsche Recht suchte das Familiengut so lange als möglich im Mannesstamm zu vererben, daher hatte ein entfernter männlicher Verwandter, was der Sinn des Sprichworts ist, das Vorrecht vor einer weit nähern weiblichen Verwandten, sogar vor der eigenen Tochter des Vorbesitzers.

Mhd.: De swertside is neger tho kope als sene eyne Dochter. (Westphalen, III, 1745, 150; Richthofen, 105, 10.)


Schwertstreich.

Besser ein Schwertstreich als ein Zungenstreich.

Die Chinesen: Hart verletzen blanke Schwerter, Freunde schlagen sich noch härter. (Hlawatsch, 242.)


Schwerttanz.

* Einen Schwerttanz mit einem machen.

„Springen wir einmal mit einander den Schwerttanz.“ (Köhler, 37, 3.)


Schwester.

1 Aber Schwester, wer wird sich denn mit so schwerem Panzer tragen, sagte die Kröte zur Schildkröte.

Die Russen: Jede Kröte meint, sie sei eine Schildkröte, der nur die lästige Schale fehle. (Altmann VI, 503.)

2 Die Schwester ist näher als der Schwager.Grubb, 49.

3 Es kommt wol, dass jemand mit Einer Schwester viel Schwäger macht.Eiselein, 561.

4 Gute Schwestern machen gute Brüder.Cibot, 170.

5 Hat man ein Karch voll Schwestern, so hat man ein Wagen voll Schwäger.Gruter, III, 48; Lehmann, II, 264, 19.

6 Hättest du meine Schwester geheirathet, so wärst du mein Schwager geworden. (Böhmerwald.)

7 Schwester und Bruder können nur einmal miteinander markten.Graf, 217, 249.

Dies Sprichwort gehört dem 13. Jahrhundert an, in welches die Bestimmung fällt, dass Heergewäte (s. d.) und Gerade (s. d.) nicht mehr ausgegeben werden sollen und der nächste Erbe nicht nur das Erbe, sondern auch Heergewäte nebst Gerade nahm. So wurde das Erbgut unter die Geschwister dann vertheilt und es konnte nun natürlich ferner weder ein männlicher Nachkomme Heergewäte, noch ein weiblicher Gerade fordern. Diese Sache war zwischen Bruder und Schwester einmal für immer abgemacht.

Mhd.: Swester vnd bruder mogen nur ainmal mit ainander markten. (Grimm, Weisth., II, 4941.)

8 Schwester vnd brüder vnd trewe freunde ist kein acker voll gesäet.Henisch, 530, 51; Petri, II, 534.

9 Viel Schwestern, viel Schwäger.Lehmann, II, 798, 60.

10 Was Schwester, sagte die Kammerzofe zur Kuhmagd.

Die Russen: Jede Haushenne nennt die Fasanin Schwester. (Altmann VI, 390.) Und in Habesch: Schwester, Schwester, rief die Kuh, als sie die Kamelstute kommen sah.

11 Wenn die Schwester aus dem Haus, ist die Schwesterschaft aus.

Sie wird fremd.

Böhm.: Sestra vdaná, sousedka nazvaná. (Čelakovsky, 398.)

12 Wenn die Schwester ist vermählt, sie nur für eine Nachbarin zählt.

13 Wer eine schöne Schwester hat, bekommt bald einen Schwager. Verse des früher sehr beliebten volksthümlichen Liedes: Gib, blanke Schwester, gibt uns Wein, von Joh. Ludw. Gericke, vgl. Hoffmann a. a. O. Str. 378.

14 Wer eine schöne Schwester hat, den liebkost jedermann.Pistor., VI, 87.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0242" n="[236]"/><cb n="471"/>
*110 Ein zerbrochenes Schwert haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*111 Einem ein Schwert geben, damit er sich erstechen kann.</hi> (<hi rendition="#i">Altröm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*112 Einen mit seinem eigenen Schwerte tödten.</hi> (S.  Fett 31.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Dræbe ham med sit eget svært. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*113 Er führt das Schwert im Maul.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Armaturam in lingua habet. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 41; Seybold, 37.</hi>) &#x2013; Lingua bellare. (<hi rendition="#i">Erasm., 921; Philippi, I, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*114 Er ist weder für das Schwert noch für den Gast gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 741.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist feig und filzig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*115 Er will mit zwei Schwertern fechten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij wil met twee zwaarden vechten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 514<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*116 Er wird mit dem eigenen Schwert geschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Werden von andern selb betrogen, mit ihrem eignen schwerd gschlagen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 9, 29; I, 38, 50.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*117 Es hängt ein Schwert über seinem Haupt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hem hangt een' zwaard boven het hoofd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 514<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*118 Etwas mit dem Schwerte erlangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Emporter une chose à la pointe de l'épée. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 267<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*119 Etwas mit dem Schwerte theilen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Sache mit Gewalt führen; wo Gewalt gilt, schweigen die Gesetze.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*120 In sein eigen Schwert fallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wir han mit vnserm eygnen schwerdt vns selb geschlagen solche wunden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, III, 22, 18.</hi>) Sich mit seinen eigenen Worten schlagen, wider sich selbst reden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il s'est enferré lui-même. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 271<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*121 Mein schwerdt schneidt auch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 51<hi rendition="#sup">a</hi>; Hauer, Kiij<hi rendition="#sup">2</hi>; Simrock, 9402; Körte, 5504.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cuspidem habet acuminatam. &#x2013; Et meum relum. (<hi rendition="#i">Hauer, Kiij<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi>) &#x2013; Et meum telum cuspidem habet. (<hi rendition="#i">Faselius, 77.</hi>) &#x2013; Et mihi sunt vires, et mea tela nocent. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1002.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*122 Mit dem Schwerte (Petri) dreinschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewalt gebrauchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*123 Mit Schwerdt vnd Brand verwüsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Aventin, CLVIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*124 Sein Schwert in die Wagschale werfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Büchmann (6. Aufl.), 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf einer Stelle des <hi rendition="#i">Livius</hi> beruhend.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*125 Sein Schwert ist eingerostet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*126 Zwischen zwei Schwertern stehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwertfeger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Des Schwertfegers recept hilfft vor gewalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 50, 31.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwertlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er weiss nicht mehr davon als von Herrn Schwertlein's Tod.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Hunderte von befähigten Leuten werden durch die Vereins- und Versammlungshalbbildung verführt, mit grossen Worten über Staatsrecht, Volkswirthschaft u. s. w. zu sprechen, obgleich sie davon nicht mehr als von Herrn Schwertlein's Tod wissen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531.</hi>) bekanntlich der Gatte der Nachbarin Martha in Goethe's Faust, Th. 1.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwertmagen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nehmen die Schwertmagen das Heergewäte, so nehmen die Gespinnen die  Gerade (s. d.).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 216, 241.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Schwertmagen verstand man im alten deutschen, besonders dem Sachsenrechte alle, die von einem gemeinsamen Vater abstammten, die Agnaten oder Magen, welches letztere Wort ehedem so viel als eine Gesellschaft, auch einen Theil einer Gesellschaft bezeichnete, daher Magenschaft = Gesellschaft. So hiess denn auch die Verwandtschaft, in der sich eine Familie zusammen befand, Magenschaft, und die einzelnen Glieder derselben hiessen Magen, und zwar die Verwandten männlicherseits &#x201E;Schwertmagen&#x201C; (vom Schwert, dem vorzüglichsten Waffenstücke der Deutschen), die von weiblicher Seite Spillmagen, von der Spille oder Spindel, der Hauptbeschäftigung deutscher Frauen. Im römischen Recht sind jene die Agnaten, diese die Cognaten. Zum Heergewäte gehört im allgemeinen (in Sachsen): das beste Pferd gesattelt und gezäumt, der Harnisch, ein Schwert, die täglichen Kleider des Verstorbenen, ein Heerpfühl, ein Tischtuch, zwei Becken, ein Fischkessel, eine Handpumpe, ein Schüsselring oder Dreifuss. (<hi rendition="#i">Richard, 49.</hi>) Nach <hi rendition="#i">Pratje (Histor. Sammlungen, III, 395)</hi> gehörte zum &#x201E;Heergewette im Kirchspiel Debstedt, das unter stadt-bremischer Hoheit stand, ein Storl mit einem Küssen, ein Tafel und ein Tafellaken, eine Tinnen Kanne, 2 Väthe, alle des Doden Kleeder, ein Bedde, dar ein fram Mann mit Eren up slapen <cb n="472"/>
kan, dat beste Pfeerdt, des doden Weeren, eine Heidtlehe und ein Rattschuch, eine Barde, eine Eyse, ein Lehe, ein Plaggenstegende, sin dar 2, gehören sie beyde dartho, ein Hartow, ein Moerspaden, ein Ketel, dar man mit Slewel und Sparen kan intreden, ein Pot dar man ein Horn in seden kan, dat vornste Plogisen, ein Vorwagen, ein Vortau, eine Kiste, dar man Kleed in leggen kan, ein Misthake, ein Mistfork, ein Ketelhake, de mit umgeit, ein Gardel mit dem Meste, des verstorwenen Hut und Schoe, de Querste Queren-Steen, ein half Schap, ein Küven sunder Tapholt. Was aber in diesen vorgeschrievenen Güdern nicht ist, dat darf man nicht köpen edder towege bringen. Van den Heergewette nimt der oldeste Broder, so da mer vorhanden sin, id overste Kleed vorab, dat överige thelen sie zu glicken Deln.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">auch Köster, 192.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwertseite.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Schwertseite ist näher zum Kauf als die eigene Tochter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 104, 224 u. 189, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das alte deutsche Recht suchte das Familiengut so lange als möglich im Mannesstamm zu vererben, daher hatte ein entfernter männlicher Verwandter, was der Sinn des Sprichworts ist, das Vorrecht vor einer weit nähern weiblichen Verwandten, sogar vor der eigenen Tochter des Vorbesitzers.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: De swertside is neger tho kope als sene eyne Dochter. (<hi rendition="#i">Westphalen, III, 1745, 150; Richthofen, 105, 10.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwertstreich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Besser ein Schwertstreich als ein Zungenstreich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Chinesen: Hart verletzen blanke Schwerter, Freunde schlagen sich noch härter. (<hi rendition="#i">Hlawatsch, 242.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwerttanz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen Schwerttanz mit einem machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Springen wir einmal mit einander den Schwerttanz.&#x201C; (<hi rendition="#i">Köhler, 37, 3.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwester.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aber Schwester, wer wird sich denn mit so schwerem Panzer tragen, sagte die Kröte zur Schildkröte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Jede Kröte meint, sie sei eine Schildkröte, der nur die lästige Schale fehle. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 503.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Schwester ist näher als der Schwager.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grubb, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es kommt wol, dass jemand mit Einer Schwester viel Schwäger macht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 561.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Gute Schwestern machen gute Brüder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Cibot, 170.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Hat man ein Karch voll Schwestern, so hat man ein Wagen voll Schwäger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 48; Lehmann, II, 264, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Hättest du meine Schwester geheirathet, so wärst du mein Schwager geworden.</hi> (<hi rendition="#i">Böhmerwald.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Schwester und Bruder können nur einmal miteinander markten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 217, 249.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort gehört dem 13. Jahrhundert an, in welches die Bestimmung fällt, dass Heergewäte (s. d.) und  Gerade (s. d.) nicht mehr ausgegeben werden sollen und der nächste Erbe nicht nur das Erbe, sondern auch Heergewäte nebst Gerade nahm. So wurde das Erbgut unter die Geschwister dann vertheilt und es konnte nun natürlich ferner weder ein männlicher Nachkomme Heergewäte, noch ein weiblicher Gerade fordern. Diese Sache war zwischen Bruder und Schwester einmal für immer abgemacht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swester vnd bruder mogen nur ainmal mit ainander markten. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., II, 4941.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Schwester vnd brüder vnd trewe freunde ist kein acker voll gesäet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 530, 51; Petri, II, 534.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Viel Schwestern, viel Schwäger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 798, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Was Schwester, sagte die Kammerzofe zur Kuhmagd.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Jede Haushenne nennt die Fasanin Schwester. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 390.</hi>) Und in Habesch: Schwester, Schwester, rief die Kuh, als sie die Kamelstute kommen sah.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wenn die Schwester aus dem Haus, ist die Schwesterschaft aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie wird fremd.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Sestra vdaná, sousedka nazvaná. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 398.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wenn die Schwester ist vermählt, sie nur für eine Nachbarin zählt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wer eine schöne Schwester hat, bekommt bald einen Schwager.</hi> Verse des früher sehr beliebten volksthümlichen Liedes: Gib, blanke Schwester, gibt uns Wein, von Joh. Ludw. Gericke, vgl. <hi rendition="#i">Hoffmann a. a. O. Str. 378.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wer eine schöne Schwester hat, den liebkost jedermann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VI, 87.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[236]/0242] *110 Ein zerbrochenes Schwert haben. – Lohrengel, II, 248. *111 Einem ein Schwert geben, damit er sich erstechen kann. (Altröm.) *112 Einen mit seinem eigenen Schwerte tödten. (S. Fett 31.) Dän.: Dræbe ham med sit eget svært. (Prov. dan., 127.) *113 Er führt das Schwert im Maul. Lat.: Armaturam in lingua habet. (Philippi, I, 41; Seybold, 37.) – Lingua bellare. (Erasm., 921; Philippi, I, 220.) *114 Er ist weder für das Schwert noch für den Gast gut. – Burckhardt, 741. Er ist feig und filzig. *115 Er will mit zwei Schwertern fechten. Holl.: Hij wil met twee zwaarden vechten. (Harrebomée, II, 514a.) *116 Er wird mit dem eigenen Schwert geschlagen. „Werden von andern selb betrogen, mit ihrem eignen schwerd gschlagen.“ (Waldis, II, 9, 29; I, 38, 50.) *117 Es hängt ein Schwert über seinem Haupt. Holl.: Hem hangt een' zwaard boven het hoofd. (Harrebomée, II, 514a.) *118 Etwas mit dem Schwerte erlangen. Frz.: Emporter une chose à la pointe de l'épée. (Kritzinger, 267a.) *119 Etwas mit dem Schwerte theilen. Eine Sache mit Gewalt führen; wo Gewalt gilt, schweigen die Gesetze. *120 In sein eigen Schwert fallen. „Wir han mit vnserm eygnen schwerdt vns selb geschlagen solche wunden.“ (Waldis, III, 22, 18.) Sich mit seinen eigenen Worten schlagen, wider sich selbst reden. Frz.: Il s'est enferré lui-même. (Kritzinger, 271b.) *121 Mein schwerdt schneidt auch. – Franck, II, 51a; Hauer, Kiij2; Simrock, 9402; Körte, 5504. Lat.: Cuspidem habet acuminatam. – Et meum relum. (Hauer, Kiij2.) – Et meum telum cuspidem habet. (Faselius, 77.) – Et mihi sunt vires, et mea tela nocent. (Ovid.) (Binder II, 1002.) *122 Mit dem Schwerte (Petri) dreinschlagen. Gewalt gebrauchen. *123 Mit Schwerdt vnd Brand verwüsten. – Aventin, CLVIIIb. *124 Sein Schwert in die Wagschale werfen. – Büchmann (6. Aufl.), 130. Auf einer Stelle des Livius beruhend. *125 Sein Schwert ist eingerostet. *126 Zwischen zwei Schwertern stehen. Schwertfeger. Des Schwertfegers recept hilfft vor gewalt. – Lehmann, 50, 31. Schwertlein. * Er weiss nicht mehr davon als von Herrn Schwertlein's Tod. „Hunderte von befähigten Leuten werden durch die Vereins- und Versammlungshalbbildung verführt, mit grossen Worten über Staatsrecht, Volkswirthschaft u. s. w. zu sprechen, obgleich sie davon nicht mehr als von Herrn Schwertlein's Tod wissen.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531.) bekanntlich der Gatte der Nachbarin Martha in Goethe's Faust, Th. 1. Schwertmagen. Nehmen die Schwertmagen das Heergewäte, so nehmen die Gespinnen die Gerade (s. d.). – Graf, 216, 241. Unter Schwertmagen verstand man im alten deutschen, besonders dem Sachsenrechte alle, die von einem gemeinsamen Vater abstammten, die Agnaten oder Magen, welches letztere Wort ehedem so viel als eine Gesellschaft, auch einen Theil einer Gesellschaft bezeichnete, daher Magenschaft = Gesellschaft. So hiess denn auch die Verwandtschaft, in der sich eine Familie zusammen befand, Magenschaft, und die einzelnen Glieder derselben hiessen Magen, und zwar die Verwandten männlicherseits „Schwertmagen“ (vom Schwert, dem vorzüglichsten Waffenstücke der Deutschen), die von weiblicher Seite Spillmagen, von der Spille oder Spindel, der Hauptbeschäftigung deutscher Frauen. Im römischen Recht sind jene die Agnaten, diese die Cognaten. Zum Heergewäte gehört im allgemeinen (in Sachsen): das beste Pferd gesattelt und gezäumt, der Harnisch, ein Schwert, die täglichen Kleider des Verstorbenen, ein Heerpfühl, ein Tischtuch, zwei Becken, ein Fischkessel, eine Handpumpe, ein Schüsselring oder Dreifuss. (Richard, 49.) Nach Pratje (Histor. Sammlungen, III, 395) gehörte zum „Heergewette im Kirchspiel Debstedt, das unter stadt-bremischer Hoheit stand, ein Storl mit einem Küssen, ein Tafel und ein Tafellaken, eine Tinnen Kanne, 2 Väthe, alle des Doden Kleeder, ein Bedde, dar ein fram Mann mit Eren up slapen kan, dat beste Pfeerdt, des doden Weeren, eine Heidtlehe und ein Rattschuch, eine Barde, eine Eyse, ein Lehe, ein Plaggenstegende, sin dar 2, gehören sie beyde dartho, ein Hartow, ein Moerspaden, ein Ketel, dar man mit Slewel und Sparen kan intreden, ein Pot dar man ein Horn in seden kan, dat vornste Plogisen, ein Vorwagen, ein Vortau, eine Kiste, dar man Kleed in leggen kan, ein Misthake, ein Mistfork, ein Ketelhake, de mit umgeit, ein Gardel mit dem Meste, des verstorwenen Hut und Schoe, de Querste Queren-Steen, ein half Schap, ein Küven sunder Tapholt. Was aber in diesen vorgeschrievenen Güdern nicht ist, dat darf man nicht köpen edder towege bringen. Van den Heergewette nimt der oldeste Broder, so da mer vorhanden sin, id overste Kleed vorab, dat överige thelen sie zu glicken Deln.“ (Vgl. auch Köster, 192.) Schwertseite. Die Schwertseite ist näher zum Kauf als die eigene Tochter. – Graf, 104, 224 u. 189, 25. Das alte deutsche Recht suchte das Familiengut so lange als möglich im Mannesstamm zu vererben, daher hatte ein entfernter männlicher Verwandter, was der Sinn des Sprichworts ist, das Vorrecht vor einer weit nähern weiblichen Verwandten, sogar vor der eigenen Tochter des Vorbesitzers. Mhd.: De swertside is neger tho kope als sene eyne Dochter. (Westphalen, III, 1745, 150; Richthofen, 105, 10.) Schwertstreich. Besser ein Schwertstreich als ein Zungenstreich. Die Chinesen: Hart verletzen blanke Schwerter, Freunde schlagen sich noch härter. (Hlawatsch, 242.) Schwerttanz. * Einen Schwerttanz mit einem machen. „Springen wir einmal mit einander den Schwerttanz.“ (Köhler, 37, 3.) Schwester. 1 Aber Schwester, wer wird sich denn mit so schwerem Panzer tragen, sagte die Kröte zur Schildkröte. Die Russen: Jede Kröte meint, sie sei eine Schildkröte, der nur die lästige Schale fehle. (Altmann VI, 503.) 2 Die Schwester ist näher als der Schwager. – Grubb, 49. 3 Es kommt wol, dass jemand mit Einer Schwester viel Schwäger macht. – Eiselein, 561. 4 Gute Schwestern machen gute Brüder. – Cibot, 170. 5 Hat man ein Karch voll Schwestern, so hat man ein Wagen voll Schwäger. – Gruter, III, 48; Lehmann, II, 264, 19. 6 Hättest du meine Schwester geheirathet, so wärst du mein Schwager geworden. (Böhmerwald.) 7 Schwester und Bruder können nur einmal miteinander markten. – Graf, 217, 249. Dies Sprichwort gehört dem 13. Jahrhundert an, in welches die Bestimmung fällt, dass Heergewäte (s. d.) und Gerade (s. d.) nicht mehr ausgegeben werden sollen und der nächste Erbe nicht nur das Erbe, sondern auch Heergewäte nebst Gerade nahm. So wurde das Erbgut unter die Geschwister dann vertheilt und es konnte nun natürlich ferner weder ein männlicher Nachkomme Heergewäte, noch ein weiblicher Gerade fordern. Diese Sache war zwischen Bruder und Schwester einmal für immer abgemacht. Mhd.: Swester vnd bruder mogen nur ainmal mit ainander markten. (Grimm, Weisth., II, 4941.) 8 Schwester vnd brüder vnd trewe freunde ist kein acker voll gesäet. – Henisch, 530, 51; Petri, II, 534. 9 Viel Schwestern, viel Schwäger. – Lehmann, II, 798, 60. 10 Was Schwester, sagte die Kammerzofe zur Kuhmagd. Die Russen: Jede Haushenne nennt die Fasanin Schwester. (Altmann VI, 390.) Und in Habesch: Schwester, Schwester, rief die Kuh, als sie die Kamelstute kommen sah. 11 Wenn die Schwester aus dem Haus, ist die Schwesterschaft aus. Sie wird fremd. Böhm.: Sestra vdaná, sousedka nazvaná. (Čelakovsky, 398.) 12 Wenn die Schwester ist vermählt, sie nur für eine Nachbarin zählt. 13 Wer eine schöne Schwester hat, bekommt bald einen Schwager. Verse des früher sehr beliebten volksthümlichen Liedes: Gib, blanke Schwester, gibt uns Wein, von Joh. Ludw. Gericke, vgl. Hoffmann a. a. O. Str. 378. 14 Wer eine schöne Schwester hat, den liebkost jedermann. – Pistor., VI, 87.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/242
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [236]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/242>, abgerufen am 21.12.2024.