Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Schweinfleisch - Keinfleisch.

Die Spanier halten Schweinefleisch und neuen Wein für gute Beförderungsmittel auf den Kirchhof, indem sie sagen: Puerco fresco, y vino nuevo, Christianillo al cimenterio. (Bohn I, 242; Magazin, 1863, 604.) Ueber Schädlichkeit des Schweinefleisches vgl. Allgemeiner Anzeiger, 1846, 16. Diese Schädlichkeit ist aber jedenfalls nur eine klimatisch oder durch andere Umstände bedingte. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas isst man häufig täglich dreimal Schweinefleisch, ohne dass es schadet, wenn es - trichinenfrei ist.

3 Vff schweinefleisch trinck guten wein, wiltu bey guter gesundtheit sein.

Lat.: Est caro porcina sine uino peior ouina: si tribuis uina tunc est cibus et medicina. (Loci comm., 25.)

4 Wer das Schweinefleisch spickt, der mag auch den Honig zuckern.

5 Willst du nicht Schweinefleisch essen, was sollen dann Würste und Speck am Rauche hängen? - Eiselein, 563.


Schweinefuss.

S'wuinefaite dai sid saite (süss), oawer Liäwerwüärste dai sid ungesund, sied de Sl'ächtersruie. (Iserlohn.) - Frommann, III, 256, 52.


Schweineglocke.

* Mit der Sweineklock lüen. (Westf.)

Zoten sprechen.


Schweineglück.

* Er hat Schweineglück. - Trachsel, 63.

Neidischer Ausdruck für unverdientes Glück.


Schweineheerde.

So lang' eine Schweineheerde einig ist, bekommt der Wolf keine Beute.

Dän.: Saa laenge svinehiorden er eenig kand reven ikke skade dem. (Prov. dan., 135.)


Schweinehirt.

1 Es ist schon oft ein Schweinehirt Franciscaner und ein Franciscaner Schweinehirt worden. - Klosterspiegel, 54, 19.

*2 Der Schweinjshirt wor zornig af de Gemein. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 527.

*3 Er hat wie der Schweinhirt zu Dorstfeld sieben Brücken und Ein Schwein. (Westf.)

Mehr Anstalten gemacht als nöthig waren.

*4 Er ist ein Schweinehirt.

Holl.: Hij bekleet het professoraat aan de akademie, waar de studenten knor, knor, schreeuwen. (Harrebomee, II, 317b.)


Schweinehund.

1 Sweinehünne sint ok Hünne. - Schambach, II, 369.

Wenn ein Mensch auch noch so verächtlich ist, so bleibt er doch ein Mensch.

*2 He is 'n rechte Swinehund. - Kern, 656.

Schimpfwort auf einen (auch im moralischen Sinne) unsaubern Menschen. (Trachsel, 53.)


Schweinehüten.

* Dat kömmt gleik na'm Schweinhöde.


Schweinekäse.

Wer sek vor Sweinekäse updragen let, dei werd dervor aneseien. (Hannover.) - Schambach, II, 60.

Jeder wird genommen, wofür er sich gibt, und so behandelt, wie er es sich will gefallen lassen. Das Sprichwort empfiehlt, nicht zu viel Bescheidenheit gegen Hochfahrende, Anmassende u. s. w. zu beweisen.


Schweinekaspar.

* 'S is a rechter Schwenkosper. - Gomolcke, 965.


Schweinekoben.

1 Ein Schweinkoben in einer Statt ist fester, denn ein wolgebawet Hauss auffm Dorff. - Petri, II, 228; Henisch, 732, 40.

*2 Du musst dich am Schweinekoben gescheuert haben.

Zu einem, der sehr glücklich im Spiel ist. (S. Erpel.) Bei den Römern, welche eine Anzahl ihrer Sprichwörter auch von leblosen Dingen hernehmen, gehörte auch der Schweinkoben dazu, der bei uns als Sitz des Glücks bezeichnet wird. Zu Anfang des "Hausgespenstes" lässt Plautus den einen Sklaven von dem andern mit folgenden lieblichen Beinamen belegen: Unflat, Bock, Schweinestall, Gewächs aus Hund und Ziegenbock. Neben dem Schweinkoben, hara suis, erschien stabulum, der Stall, überhaupt als menschlicher Beiname, auch in Verbindung mit Attributen wie Sklavenstall, Niederträchtigkeitsstall, Schandstall. (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1872, Nr. 8.)


[Spaltenumbruch]
Schweinen (Verb.).

1 Er schweint us em G'wand. - Sutermeister, 106.

Schweinen, schweinen = schwinden, eigentlich von Holz, wenn es trocken wird, von menschlichen Gliedern, wenn sie durch Krankheiten abnehmen, uneigentlich von Geld u. s. w., daher die Schweine, Schweine, Schweinung, die Abnahme von Armen, Füssen, die Schwindsucht. (Vgl. Stalder, II, 362.)

*2 Es schweint em. - Sutermeister, 106.


Schweineringen.

De 't Swineringen anfangt, mot sik 't Geiren gefallen laten. (Oldenburg.) - Bueren, 391; Eichwald, 1893; Frommann, IV, 143, 369.

Wer dem Schwein einen Ring durch die Nase zieht, muss auf das Geiren (schwirrend schreien, quicksen, pfeifen wie eine Thürangel) gefasst sein. Mittelhochdeutsch girren.


Schweinezucht.

* Es ist dort eine wahre Schweinezucht. - Trachsel, 53.

Grosse Unordnung und Unsauberkeit.


Schweinfurt.

1 Die von Schweinfurt werden die Eicheln mit der Haut bezahlen. - Fischart, Gesch.

2 In Schweinfurt geboren, in Dreckheim begraben.


Schweinhardus.

1 Schweinhardus und Grobianus sind gern beisammen.

In einer 1688 unter dem Titel Grobianus und Grobiana erschienenen Schrift heisst es: "Hier handelt es sich um einen ähnlichen Orden und es werden als Mitglieder genannt: Grobianus - Oberältester, Schweinhardus - Beisitzer, Bruder Unflat und Claus Seltenreich - Grossmeister, auch etliche Doctores dieses Ordens, welche in neun Jahren nicht nüchtern gewesen, als Doctor Bierschlung, Spihardus, Eselbertus und Hans Unlust, die Herren Seltennüchtern, Antonius Trinkgern, Joachim Saufaus, Jonas Frissviel, Thomas Dünntasche, Matz Puntzler, Georg Krübler, Veit Schnitzer."

*2 Dem heiligen Schweinhardus opfern.

"Der lieb heilig Schweynhardus." (Rollwagenbüchlein, CIV.)

*3 Man feiert den St. Schweinhardo. - Fischart, Gesch.

Feste mit Essen und Trinken in der Periode des Schweineschlachtens.


Schweinkoth.

* Dat is Swinkötl mank de Plumen.

Schweinedreck unter Pflaumen; wenn sich ein verachtetes Subject unter angesehene Leute mengt.


Schweinpelz.

* Es ist ein Schweinpelz. - Dähnert, 479b; Kritzinger, 260b.

Ein Scheltwort auf einen unsaubern Menschen.


Schweinpolitisch.

* Dat is sweinpleitsch.

Der kleinen listig blickenden Augen wegen wird dem Schwein auch eine gewisse Verschmitztheit zugeschrieben; und daher bezeichnet man Menschen, in deren lauernden Blicken sich eine tückische Gesinnung ausspricht, mit dem Ausdruck sweinpleitsch. Das Schwein bietet auch sonst in seiner Faulheit, Unreinlichkeit und Gefrässigkeit Gelegenheit zu einer Anzahl verschiedentlicher anzüglicher Vergleichungen: faule, olde, dicke Söge und oldes, lüttes Farken sind bekanntlich häufige, obwol nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnungen von Personen. Einige dieser Sprichwörter malen, wie bei solchen Leuten die Gegensätze, beanspruchte Reinlichkeit (s. d. 10-25) und säuische Wirthschaft, sich in holder Eintracht beisammenfinden können. (S. Ferkel 8 u. 27, Rein 1, 3-5, Sau 390 u. a.)


Schweinsblase.

In der schlechtesten Schweinsblase sind oft die besten Dukaten. - Parömiakon, 130.


Schweinsborste.

1 Aus faulen Schweinsborsten macht man schöne Kehrbürsten. - Winckler, V, 68.

*2 Eine Schweinsborste ist besser als sein ganzer Bart.

Von einem bösen Schuldner.

*3 Ich will ihm seine Schweinsborsten auskämmen.

In Köhler's Kunst über alle Künste (S. 9) sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: ..."Es würde meine grösste Sorge sein, euere Schweinsborsten mit einem dreibeinigen Melkstuhl auszukämmen, euern Hasenbart mit der Feuerzange aufzusetzen und euer Gesicht mit der Pfanne zu färben."


Schweinschneider.

Wenn der Schweinschneider vorbeigeht, muss man castriren lassen.


[Spaltenumbruch] 2 Schweinfleisch – Keinfleisch.

Die Spanier halten Schweinefleisch und neuen Wein für gute Beförderungsmittel auf den Kirchhof, indem sie sagen: Puerco fresco, y vino nuevo, Christianillo al cimenterio. (Bohn I, 242; Magazin, 1863, 604.) Ueber Schädlichkeit des Schweinefleisches vgl. Allgemeiner Anzeiger, 1846, 16. Diese Schädlichkeit ist aber jedenfalls nur eine klimatisch oder durch andere Umstände bedingte. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas isst man häufig täglich dreimal Schweinefleisch, ohne dass es schadet, wenn es – trichinenfrei ist.

3 Vff schweinefleisch trinck guten wein, wiltu bey guter gesundtheit sein.

Lat.: Est caro porcina sine uino peior ouina: si tribuis uina tunc est cibus et medicina. (Loci comm., 25.)

4 Wer das Schweinefleisch spickt, der mag auch den Honig zuckern.

5 Willst du nicht Schweinefleisch essen, was sollen dann Würste und Speck am Rauche hängen?Eiselein, 563.


Schweinefuss.

S'wuinefaite dai sid saite (süss), oawer Liäwerwüärste dai sid ungesund, sied de Sl'ächtersruië. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 52.


Schweineglocke.

* Mit der Swîneklock lüen. (Westf.)

Zoten sprechen.


Schweineglück.

* Er hat Schweineglück.Trachsel, 63.

Neidischer Ausdruck für unverdientes Glück.


Schweineheerde.

So lang' eine Schweineheerde einig ist, bekommt der Wolf keine Beute.

Dän.: Saa længe svinehiorden er eenig kand reven ikke skade dem. (Prov. dan., 135.)


Schweinehirt.

1 Es ist schon oft ein Schweinehirt Franciscaner und ein Franciscaner Schweinehirt worden.Klosterspiegel, 54, 19.

*2 Der Schweinjshirt wôr zornig af de Gemîn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 527.

*3 Er hat wie der Schweinhirt zu Dorstfeld sieben Brücken und Ein Schwein. (Westf.)

Mehr Anstalten gemacht als nöthig waren.

*4 Er ist ein Schweinehirt.

Holl.: Hij bekleet het professoraat aan de akademie, waar de studenten knor, knor, schreeuwen. (Harrebomée, II, 317b.)


Schweinehund.

1 Swînehünne sint ôk Hünne.Schambach, II, 369.

Wenn ein Mensch auch noch so verächtlich ist, so bleibt er doch ein Mensch.

*2 He is 'n rechte Swinehund.Kern, 656.

Schimpfwort auf einen (auch im moralischen Sinne) unsaubern Menschen. (Trachsel, 53.)


Schweinehüten.

* Dat kömmt glîk na'm Schwînhöde.


Schweinekäse.

Wër sek vor Swînekäse updrâgen let, dei werd dervor aneseien. (Hannover.) – Schambach, II, 60.

Jeder wird genommen, wofür er sich gibt, und so behandelt, wie er es sich will gefallen lassen. Das Sprichwort empfiehlt, nicht zu viel Bescheidenheit gegen Hochfahrende, Anmassende u. s. w. zu beweisen.


Schweinekaspar.

* 'S is a rechter Schwênkosper.Gomolcke, 965.


Schweinekoben.

1 Ein Schweinkoben in einer Statt ist fester, denn ein wolgebawet Hauss auffm Dorff.Petri, II, 228; Henisch, 732, 40.

*2 Du musst dich am Schweinekoben gescheuert haben.

Zu einem, der sehr glücklich im Spiel ist. (S. Erpel.) Bei den Römern, welche eine Anzahl ihrer Sprichwörter auch von leblosen Dingen hernehmen, gehörte auch der Schweinkoben dazu, der bei uns als Sitz des Glücks bezeichnet wird. Zu Anfang des „Hausgespenstes“ lässt Plautus den einen Sklaven von dem andern mit folgenden lieblichen Beinamen belegen: Unflat, Bock, Schweinestall, Gewächs aus Hund und Ziegenbock. Neben dem Schweinkoben, hara suis, erschien stabulum, der Stall, überhaupt als menschlicher Beiname, auch in Verbindung mit Attributen wie Sklavenstall, Niederträchtigkeitsstall, Schandstall. (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1872, Nr. 8.)


[Spaltenumbruch]
Schweinen (Verb.).

1 Er schwînt us em G'wand.Sutermeister, 106.

Schweinen, schwînen = schwinden, eigentlich von Holz, wenn es trocken wird, von menschlichen Gliedern, wenn sie durch Krankheiten abnehmen, uneigentlich von Geld u. s. w., daher die Schweine, Schwîne, Schweinung, die Abnahme von Armen, Füssen, die Schwindsucht. (Vgl. Stalder, II, 362.)

*2 Es schwînt em.Sutermeister, 106.


Schweineringen.

De 't Swineringen anfangt, mot sik 't Gîren gefallen laten. (Oldenburg.) – Bueren, 391; Eichwald, 1893; Frommann, IV, 143, 369.

Wer dem Schwein einen Ring durch die Nase zieht, muss auf das Gîren (schwirrend schreien, quicksen, pfeifen wie eine Thürangel) gefasst sein. Mittelhochdeutsch girren.


Schweinezucht.

* Es ist dort eine wahre Schweinezucht.Trachsel, 53.

Grosse Unordnung und Unsauberkeit.


Schweinfurt.

1 Die von Schweinfurt werden die Eicheln mit der Haut bezahlen.Fischart, Gesch.

2 In Schweinfurt geboren, in Dreckheim begraben.


Schweinhardus.

1 Schweinhardus und Grobianus sind gern beisammen.

In einer 1688 unter dem Titel Grobianus und Grobiana erschienenen Schrift heisst es: „Hier handelt es sich um einen ähnlichen Orden und es werden als Mitglieder genannt: Grobianus – Oberältester, Schweinhardus – Beisitzer, Bruder Unflat und Claus Seltenreich – Grossmeister, auch etliche Doctores dieses Ordens, welche in neun Jahren nicht nüchtern gewesen, als Doctor Bierschlung, Spihardus, Eselbertus und Hans Unlust, die Herren Seltennüchtern, Antonius Trinkgern, Joachim Saufaus, Jonas Frissviel, Thomas Dünntasche, Matz Puntzler, Georg Krübler, Veit Schnitzer.“

*2 Dem heiligen Schweinhardus opfern.

„Der lieb heilig Schweynhardus.“ (Rollwagenbüchlein, CIV.)

*3 Man feiert den St. Schweinhardo.Fischart, Gesch.

Feste mit Essen und Trinken in der Periode des Schweineschlachtens.


Schweinkoth.

* Dat is Swinkötl mank de Plumen.

Schweinedreck unter Pflaumen; wenn sich ein verachtetes Subject unter angesehene Leute mengt.


Schweinpelz.

* Es ist ein Schweinpelz.Dähnert, 479b; Kritzinger, 260b.

Ein Scheltwort auf einen unsaubern Menschen.


Schweinpolitisch.

* Dat is swînplîtsch.

Der kleinen listig blickenden Augen wegen wird dem Schwein auch eine gewisse Verschmitztheit zugeschrieben; und daher bezeichnet man Menschen, in deren lauernden Blicken sich eine tückische Gesinnung ausspricht, mit dem Ausdruck swînplîtsch. Das Schwein bietet auch sonst in seiner Faulheit, Unreinlichkeit und Gefrässigkeit Gelegenheit zu einer Anzahl verschiedentlicher anzüglicher Vergleichungen: fûle, olde, dicke Söge und oldes, lüttes Farken sind bekanntlich häufige, obwol nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnungen von Personen. Einige dieser Sprichwörter malen, wie bei solchen Leuten die Gegensätze, beanspruchte Reinlichkeit (s. d. 10-25) und säuische Wirthschaft, sich in holder Eintracht beisammenfinden können. (S. Ferkel 8 u. 27, Rein 1, 3-5, Sau 390 u. a.)


Schweinsblase.

In der schlechtesten Schweinsblase sind oft die besten Dukaten.Parömiakon, 130.


Schweinsborste.

1 Aus faulen Schweinsborsten macht man schöne Kehrbürsten.Winckler, V, 68.

*2 Eine Schweinsborste ist besser als sein ganzer Bart.

Von einem bösen Schuldner.

*3 Ich will ihm seine Schweinsborsten auskämmen.

In Köhler's Kunst über alle Künste (S. 9) sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: ...„Es würde meine grösste Sorge sein, euere Schweinsborsten mit einem dreibeinigen Melkstuhl auszukämmen, euern Hasenbart mit der Feuerzange aufzusetzen und euer Gesicht mit der Pfanne zu färben.“


Schweinschneider.

Wenn der Schweinschneider vorbeigeht, muss man castriren lassen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0236" n="[230]"/><cb n="459"/>
2 Schweinfleisch &#x2013; Keinfleisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Spanier halten Schweinefleisch und neuen Wein für gute Beförderungsmittel auf den Kirchhof, indem sie sagen: Puerco fresco, y vino nuevo, Christianillo al cimenterio. (<hi rendition="#i">Bohn I, 242; Magazin, 1863, 604.</hi>) Ueber Schädlichkeit des Schweinefleisches vgl. <hi rendition="#i">Allgemeiner Anzeiger, 1846, 16.</hi> Diese Schädlichkeit ist aber jedenfalls nur eine klimatisch oder durch andere Umstände bedingte. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas isst man häufig täglich dreimal Schweinefleisch, ohne dass es schadet, wenn es &#x2013; trichinenfrei ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Vff schweinefleisch trinck guten wein, wiltu bey guter gesundtheit sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Est caro porcina sine uino peior ouina: si tribuis uina tunc est cibus et medicina. (<hi rendition="#i">Loci comm., 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer das Schweinefleisch spickt, der mag auch den Honig zuckern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Willst du nicht Schweinefleisch essen, was sollen dann Würste und Speck am Rauche hängen?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 563.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinefuss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">S'wuinefaite dai sid saite (süss), oawer Liäwerwüärste dai sid ungesund, sied de Sl'ächtersruië.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 256, 52.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweineglocke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Mit der Swîneklock lüen.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zoten sprechen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweineglück.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat Schweineglück.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Trachsel, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Neidischer Ausdruck für unverdientes Glück.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweineheerde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">So lang' eine Schweineheerde einig ist, bekommt der Wolf keine Beute.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Saa længe svinehiorden er eenig kand reven ikke skade dem. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 135.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinehirt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist schon oft ein Schweinehirt Franciscaner und ein Franciscaner Schweinehirt worden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 54, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Der Schweinjshirt wôr zornig af de Gemîn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 527.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er hat wie der Schweinhirt zu Dorstfeld sieben Brücken und Ein Schwein.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mehr Anstalten gemacht als nöthig waren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er ist ein Schweinehirt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij bekleet het professoraat aan de akademie, waar de studenten knor, knor, schreeuwen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 317<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinehund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Swînehünne sint ôk Hünne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 369.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn ein Mensch auch noch so verächtlich ist, so bleibt er doch ein Mensch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He is 'n rechte Swinehund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 656.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schimpfwort auf einen (auch im moralischen Sinne) unsaubern Menschen. (<hi rendition="#i">Trachsel, 53.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinehüten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Dat kömmt glîk na'm Schwînhöde.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinekäse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wër sek vor Swînekäse updrâgen let, dei werd dervor aneseien.</hi> (<hi rendition="#i">Hannover.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jeder wird genommen, wofür er sich gibt, und so behandelt, wie er es sich will gefallen lassen. Das Sprichwort empfiehlt, nicht zu viel Bescheidenheit gegen Hochfahrende, Anmassende u. s. w. zu beweisen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinekaspar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'S is a rechter Schwênkosper.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 965.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinekoben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein Schweinkoben in einer Statt ist fester, denn ein wolgebawet Hauss auffm Dorff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 228; Henisch, 732, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Du musst dich am Schweinekoben gescheuert haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu einem, der sehr glücklich im Spiel ist. (S.  Erpel.) Bei den Römern, welche eine Anzahl ihrer Sprichwörter auch von leblosen Dingen hernehmen, gehörte auch der Schweinkoben dazu, der bei uns als Sitz des Glücks bezeichnet wird. Zu Anfang des &#x201E;Hausgespenstes&#x201C; lässt <hi rendition="#i">Plautus</hi> den einen Sklaven von dem andern mit folgenden lieblichen Beinamen belegen: Unflat, Bock, Schweinestall, Gewächs aus Hund und Ziegenbock. Neben dem Schweinkoben, hara suis, erschien stabulum, der Stall, überhaupt als menschlicher Beiname, auch in Verbindung mit Attributen wie Sklavenstall, Niederträchtigkeitsstall, Schandstall. (Vgl. <hi rendition="#i">Römische Schimpfwörter in Ausland, 1872, Nr. 8.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="460"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schweinen</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Er schwînt us em G'wand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schweinen, schwînen = schwinden, eigentlich von Holz, wenn es trocken wird, von menschlichen Gliedern, wenn sie durch Krankheiten abnehmen, uneigentlich von Geld u. s. w., daher die Schweine, Schwîne, Schweinung, die Abnahme von Armen, Füssen, die Schwindsucht. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 362.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es schwînt em.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 106.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweineringen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De 't Swineringen anfangt, mot sik 't Gîren gefallen laten.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 391; Eichwald, 1893; Frommann, IV, 143, 369.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer dem Schwein einen Ring durch die Nase zieht, muss auf das Gîren (schwirrend schreien, quicksen, pfeifen wie eine Thürangel) gefasst sein. Mittelhochdeutsch girren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinezucht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist dort eine wahre Schweinezucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Trachsel, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Grosse Unordnung und Unsauberkeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinfurt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die von Schweinfurt werden die Eicheln mit der Haut bezahlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 In Schweinfurt geboren, in Dreckheim begraben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinhardus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Schweinhardus und Grobianus sind gern beisammen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In einer 1688 unter dem Titel <hi rendition="#i">Grobianus und Grobiana</hi> erschienenen Schrift heisst es: &#x201E;Hier handelt es sich um einen ähnlichen Orden und es werden als Mitglieder genannt: Grobianus &#x2013; Oberältester, Schweinhardus &#x2013; Beisitzer, Bruder Unflat und Claus Seltenreich &#x2013; Grossmeister, auch etliche Doctores dieses Ordens, welche in neun Jahren nicht nüchtern gewesen, als Doctor Bierschlung, Spihardus, Eselbertus und Hans Unlust, die Herren Seltennüchtern, Antonius Trinkgern, Joachim Saufaus, Jonas Frissviel, Thomas Dünntasche, Matz Puntzler, Georg Krübler, Veit Schnitzer.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Dem heiligen Schweinhardus opfern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der lieb heilig Schweynhardus.&#x201C; (<hi rendition="#i">Rollwagenbüchlein, CIV.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Man feiert den St. Schweinhardo.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Feste mit Essen und Trinken in der Periode des Schweineschlachtens.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinkoth.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Dat is Swinkötl mank de Plumen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schweinedreck unter Pflaumen; wenn sich ein verachtetes Subject unter angesehene Leute mengt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinpelz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Schweinpelz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 479<hi rendition="#sup">b</hi>; Kritzinger, 260<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Scheltwort auf einen unsaubern Menschen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinpolitisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Dat is swînplîtsch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der kleinen listig blickenden Augen wegen wird dem Schwein auch eine gewisse Verschmitztheit zugeschrieben; und daher bezeichnet man Menschen, in deren lauernden Blicken sich eine tückische Gesinnung ausspricht, mit dem Ausdruck swînplîtsch. Das Schwein bietet auch sonst in seiner Faulheit, Unreinlichkeit und Gefrässigkeit Gelegenheit zu einer Anzahl verschiedentlicher anzüglicher Vergleichungen: fûle, olde, dicke Söge und oldes, lüttes Farken sind bekanntlich häufige, obwol nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnungen von Personen. Einige dieser Sprichwörter malen, wie bei solchen Leuten die Gegensätze, beanspruchte  Reinlichkeit (s. d. 10-25) und säuische Wirthschaft, sich in holder Eintracht beisammenfinden können. (S. Ferkel  8 u.  27,  Rein 1,  3-5,  Sau 390 u. a.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinsblase.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In der schlechtesten Schweinsblase sind oft die besten Dukaten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 130.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinsborste.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aus faulen Schweinsborsten macht man schöne Kehrbürsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, V, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Eine Schweinsborste ist besser als sein ganzer Bart.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem bösen Schuldner.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Ich will ihm seine Schweinsborsten auskämmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In <hi rendition="#i">Köhler's Kunst über alle Künste (S. 9)</hi> sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: ...&#x201E;Es würde meine grösste Sorge sein, euere Schweinsborsten mit einem dreibeinigen Melkstuhl auszukämmen, euern Hasenbart mit der Feuerzange aufzusetzen und euer Gesicht mit der Pfanne zu färben.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinschneider.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn der Schweinschneider vorbeigeht, muss man castriren lassen.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[230]/0236] 2 Schweinfleisch – Keinfleisch. Die Spanier halten Schweinefleisch und neuen Wein für gute Beförderungsmittel auf den Kirchhof, indem sie sagen: Puerco fresco, y vino nuevo, Christianillo al cimenterio. (Bohn I, 242; Magazin, 1863, 604.) Ueber Schädlichkeit des Schweinefleisches vgl. Allgemeiner Anzeiger, 1846, 16. Diese Schädlichkeit ist aber jedenfalls nur eine klimatisch oder durch andere Umstände bedingte. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas isst man häufig täglich dreimal Schweinefleisch, ohne dass es schadet, wenn es – trichinenfrei ist. 3 Vff schweinefleisch trinck guten wein, wiltu bey guter gesundtheit sein. Lat.: Est caro porcina sine uino peior ouina: si tribuis uina tunc est cibus et medicina. (Loci comm., 25.) 4 Wer das Schweinefleisch spickt, der mag auch den Honig zuckern. 5 Willst du nicht Schweinefleisch essen, was sollen dann Würste und Speck am Rauche hängen? – Eiselein, 563. Schweinefuss. S'wuinefaite dai sid saite (süss), oawer Liäwerwüärste dai sid ungesund, sied de Sl'ächtersruië. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 52. Schweineglocke. * Mit der Swîneklock lüen. (Westf.) Zoten sprechen. Schweineglück. * Er hat Schweineglück. – Trachsel, 63. Neidischer Ausdruck für unverdientes Glück. Schweineheerde. So lang' eine Schweineheerde einig ist, bekommt der Wolf keine Beute. Dän.: Saa længe svinehiorden er eenig kand reven ikke skade dem. (Prov. dan., 135.) Schweinehirt. 1 Es ist schon oft ein Schweinehirt Franciscaner und ein Franciscaner Schweinehirt worden. – Klosterspiegel, 54, 19. *2 Der Schweinjshirt wôr zornig af de Gemîn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 527. *3 Er hat wie der Schweinhirt zu Dorstfeld sieben Brücken und Ein Schwein. (Westf.) Mehr Anstalten gemacht als nöthig waren. *4 Er ist ein Schweinehirt. Holl.: Hij bekleet het professoraat aan de akademie, waar de studenten knor, knor, schreeuwen. (Harrebomée, II, 317b.) Schweinehund. 1 Swînehünne sint ôk Hünne. – Schambach, II, 369. Wenn ein Mensch auch noch so verächtlich ist, so bleibt er doch ein Mensch. *2 He is 'n rechte Swinehund. – Kern, 656. Schimpfwort auf einen (auch im moralischen Sinne) unsaubern Menschen. (Trachsel, 53.) Schweinehüten. * Dat kömmt glîk na'm Schwînhöde. Schweinekäse. Wër sek vor Swînekäse updrâgen let, dei werd dervor aneseien. (Hannover.) – Schambach, II, 60. Jeder wird genommen, wofür er sich gibt, und so behandelt, wie er es sich will gefallen lassen. Das Sprichwort empfiehlt, nicht zu viel Bescheidenheit gegen Hochfahrende, Anmassende u. s. w. zu beweisen. Schweinekaspar. * 'S is a rechter Schwênkosper. – Gomolcke, 965. Schweinekoben. 1 Ein Schweinkoben in einer Statt ist fester, denn ein wolgebawet Hauss auffm Dorff. – Petri, II, 228; Henisch, 732, 40. *2 Du musst dich am Schweinekoben gescheuert haben. Zu einem, der sehr glücklich im Spiel ist. (S. Erpel.) Bei den Römern, welche eine Anzahl ihrer Sprichwörter auch von leblosen Dingen hernehmen, gehörte auch der Schweinkoben dazu, der bei uns als Sitz des Glücks bezeichnet wird. Zu Anfang des „Hausgespenstes“ lässt Plautus den einen Sklaven von dem andern mit folgenden lieblichen Beinamen belegen: Unflat, Bock, Schweinestall, Gewächs aus Hund und Ziegenbock. Neben dem Schweinkoben, hara suis, erschien stabulum, der Stall, überhaupt als menschlicher Beiname, auch in Verbindung mit Attributen wie Sklavenstall, Niederträchtigkeitsstall, Schandstall. (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1872, Nr. 8.) Schweinen (Verb.). 1 Er schwînt us em G'wand. – Sutermeister, 106. Schweinen, schwînen = schwinden, eigentlich von Holz, wenn es trocken wird, von menschlichen Gliedern, wenn sie durch Krankheiten abnehmen, uneigentlich von Geld u. s. w., daher die Schweine, Schwîne, Schweinung, die Abnahme von Armen, Füssen, die Schwindsucht. (Vgl. Stalder, II, 362.) *2 Es schwînt em. – Sutermeister, 106. Schweineringen. De 't Swineringen anfangt, mot sik 't Gîren gefallen laten. (Oldenburg.) – Bueren, 391; Eichwald, 1893; Frommann, IV, 143, 369. Wer dem Schwein einen Ring durch die Nase zieht, muss auf das Gîren (schwirrend schreien, quicksen, pfeifen wie eine Thürangel) gefasst sein. Mittelhochdeutsch girren. Schweinezucht. * Es ist dort eine wahre Schweinezucht. – Trachsel, 53. Grosse Unordnung und Unsauberkeit. Schweinfurt. 1 Die von Schweinfurt werden die Eicheln mit der Haut bezahlen. – Fischart, Gesch. 2 In Schweinfurt geboren, in Dreckheim begraben. Schweinhardus. 1 Schweinhardus und Grobianus sind gern beisammen. In einer 1688 unter dem Titel Grobianus und Grobiana erschienenen Schrift heisst es: „Hier handelt es sich um einen ähnlichen Orden und es werden als Mitglieder genannt: Grobianus – Oberältester, Schweinhardus – Beisitzer, Bruder Unflat und Claus Seltenreich – Grossmeister, auch etliche Doctores dieses Ordens, welche in neun Jahren nicht nüchtern gewesen, als Doctor Bierschlung, Spihardus, Eselbertus und Hans Unlust, die Herren Seltennüchtern, Antonius Trinkgern, Joachim Saufaus, Jonas Frissviel, Thomas Dünntasche, Matz Puntzler, Georg Krübler, Veit Schnitzer.“ *2 Dem heiligen Schweinhardus opfern. „Der lieb heilig Schweynhardus.“ (Rollwagenbüchlein, CIV.) *3 Man feiert den St. Schweinhardo. – Fischart, Gesch. Feste mit Essen und Trinken in der Periode des Schweineschlachtens. Schweinkoth. * Dat is Swinkötl mank de Plumen. Schweinedreck unter Pflaumen; wenn sich ein verachtetes Subject unter angesehene Leute mengt. Schweinpelz. * Es ist ein Schweinpelz. – Dähnert, 479b; Kritzinger, 260b. Ein Scheltwort auf einen unsaubern Menschen. Schweinpolitisch. * Dat is swînplîtsch. Der kleinen listig blickenden Augen wegen wird dem Schwein auch eine gewisse Verschmitztheit zugeschrieben; und daher bezeichnet man Menschen, in deren lauernden Blicken sich eine tückische Gesinnung ausspricht, mit dem Ausdruck swînplîtsch. Das Schwein bietet auch sonst in seiner Faulheit, Unreinlichkeit und Gefrässigkeit Gelegenheit zu einer Anzahl verschiedentlicher anzüglicher Vergleichungen: fûle, olde, dicke Söge und oldes, lüttes Farken sind bekanntlich häufige, obwol nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnungen von Personen. Einige dieser Sprichwörter malen, wie bei solchen Leuten die Gegensätze, beanspruchte Reinlichkeit (s. d. 10-25) und säuische Wirthschaft, sich in holder Eintracht beisammenfinden können. (S. Ferkel 8 u. 27, Rein 1, 3-5, Sau 390 u. a.) Schweinsblase. In der schlechtesten Schweinsblase sind oft die besten Dukaten. – Parömiakon, 130. Schweinsborste. 1 Aus faulen Schweinsborsten macht man schöne Kehrbürsten. – Winckler, V, 68. *2 Eine Schweinsborste ist besser als sein ganzer Bart. Von einem bösen Schuldner. *3 Ich will ihm seine Schweinsborsten auskämmen. In Köhler's Kunst über alle Künste (S. 9) sagt die böse Katharina zu einem Bewerber: ...„Es würde meine grösste Sorge sein, euere Schweinsborsten mit einem dreibeinigen Melkstuhl auszukämmen, euern Hasenbart mit der Feuerzange aufzusetzen und euer Gesicht mit der Pfanne zu färben.“ Schweinschneider. Wenn der Schweinschneider vorbeigeht, muss man castriren lassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/236
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [230]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/236>, abgerufen am 21.12.2024.