Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] Poln.: Kto milczy, ze zwala. (Masson, 21.) Schwed.: Den som tiger, samtyker. (Marin, 9; Wensell, 19; Grubb, 124; Rhodin, 23.) 196 Wer schweigt, der ist vberzeugt. - Petri, II, 767. 197 Wer schweigt, gibt sich schuldig. Frz.: Qui se tait veut consentir. Lat.: Qui tacet hic facto, iam consentire videtur. (Bovill, II, 84.) 198 Wer schweigt, irrt nicht. Frz.: Qui ne parle, n'erre. (Bohn I, 50.) 199 Wer schweigt, ist des Geheimnisses Herr; wer spricht, sein Knecht. Dän.: Saa laenge jeg tier er det hemmelige en fange, naar jeg har udsagt det er jeg en fange. (Prov. dan., 550.) 200 Wer schweigt, ist klug; wer schwatzt, hat Aerger genug. Böhm.: Mlceni vice prileha k chytrosti, nezli k dobrosrdecnosti. (Celakovsky, 78.) Poln.: Mil czenie blizsze chytrosci niz dobroci. (Celakovsky, 78.) 201 Wer schweigt, lehrt (redet). Böhm.: Kdo mlci, dva uci. (Celakovsky, 78.) Kroat.: Koi muci, dva vuci. (Celakovsky, 78.) 202 Wer schweigt, lügt nicht. It.: Mai mente chi non dice niente. (Pazzaglia, 219, 5.) 203 Wer schweigt, sagt auch etwas. Böhm.: Hnes mlcenou kam chces; mluveni nese pykani. Mlcenim obrati clovek, kam chce. (Celakovsky, 77.) Poln.: Milczana obrocisz kedy chcesz. (Celakovsky, 77.) 204 Wer schweigt, sammelt Steine. Wer zu einer Beleidigung schweigt, wartet die Gelegenheit ab, sich zu rächen. Engl.: He who holds his peace, gathers stones. 205 Wer schweigt, schläft. 206 Wer schweigt, stimmt heimlich mit. - Chaos, 920. 207 Wer schweigt vnd leidt, ist sicher alzeit. - Ottow's Ms. 208 Wer schweigt vnd roth wird, gibt sich schuldig. - Petri, II, 767. Bei Tunnicius (368): De swicht unde wert rot, de gift sik schuldich. (Conscius est sceleris qui conticet atque rubescit.) 209 Wer schweigt, widerspricht nicht (stimmt zu, willigt ein). Lat.: Qui tacet, consentire videtur. (Faselius, 216; Binder I, 1500; II, 2816; Fischer, 193, 75; Wiegand, 624; Seybold, 502; Frob., 551.) 210 Wer schweigt, wird Friede haben. 211 Wer schweigt, wird gerettet. (Türk.) 212 Wer schweigt's, der leid's. - Lehmann, 712, 32. 213 Wer stille schwigt, de verkürt1 sick nich. (Lippe.) 1) Verspricht. 214 Wer tückisch schweigt, für dess Sprung hüt man sich. - Petri, II, 697. 215 Wer wol schweigen kan, da wirt ehr drauss. - Henisch, 817, 39; Petri, II, 732. Holl.: Zwijgen en regt handelen baart rust en geeft eer. (Harrebomee, II, 234b.) 216 Wer wol schweigen kann, der ist ein vnverdorben Mann. - Petri, II, 782; Mathesy, 114a. 217 Wer zu schweigen weiss, der weiss genug, wie wenig er weiss. It.: Assai sa chi sa, ma piu sa chi tacer sa. (Pazzaglia 368, 1; Gaal, 1801.) 218 Wer zu schweigen weiss, erhält den Preis. Die Finnen: Der Schweigende gewinnt alles. (Bertram, 69.) 219 Wie kan der schweigen, der vor jm selbs nicht kan verschweigen. - Franck, II, 197b; Lehmann, II, 555, 405. 220 Wie soll der ander heissen schweigen, der selbst nicht schweigen kann. - Egenolff, 333b. 221 Wol schweigen ist eine grössere kunst, dann wol reden. - Franck, I, 144a; Lehmann, II, 858, 467; Simrock, 9378; Körte, 5477; Parömiakon, 2885. Es gibt zwei Arten des Stummseins, die eine verräth Albernheit, die andere Geist. Tröpfe können nur die erstere und halten sich für ebenso gut als kluge Leute, welche die letztere üben. Mhd.: Sweigen ist ein grozin tugend beide an alter und an jugent. (Cato.) (Zingerle, 136.) 222 Wun em schwecht, verriet em sich nit. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 917. [Spaltenumbruch] 223 Zu viel schweigen schadet auch. Mhd.: Ze vil versweigen saumet, ein übersprechen sich vergahen wil. (Reim. Zw.) (Zingerle, 136.) 224 Zwei können wol schweigen, so man einen davon thut. - Eiselein, 563; Simrock, 9371. *225 Bomstill sweigen. - Eichwald, 151. *226 Davon schweigt des Sängers Höflichkeit. Diese sprichwörtlich gewordene Stelle aus einem Gedicht, dessen Verfasser mit Bestimmtheit noch nicht ermittelt ist, wird häufig angewandt, um zu sagen, dass über irgendeinen (meist delicaten, bedenklichen) Punkt jede Mittheilung aus Klugheit, Schonung u. s. w. vermieden worden sei. Das Berliner Fremden- und Anzeigeblatt vom 14. Juli 1872 theilt ein Lied mit, das anfangs der vierziger Jahre von Studenten gesungen worden ist und dessen Strophen alle mit dem Verse schliessen: "Dies verschweigt des Sängers Höflichkeit." Dies Lied, welches beginnt: "Als der liebe Gott die Welt erschaffen, schuf er Fische, Vögel, Löwen, Affen", ist aber nicht die Quelle der obigen Redensart, die ich, wie ich mich erinnere, schon in den zwanziger Jahren gehört habe. Auch ist das Lied schon früher im Verlage von F. S. Lischke (jetzige Paez'sche Musikalienhandlung) als Notenblatt erschienen. Lischke hatte die Handlung von 1812-1842 inne. Aber schon in Langbein's Neuern Gedichten (Tübingen 1812, S. 137) befindet sich eine Erzählung: Die Weissagung, welche beginnt: "In einem Städtlein, dessen Name des Dichters Höflichkeit verschweigt." (Vgl. auch Büchmann, 8. Aufl., S. 83.) *227 Er hat sie geschweiget wie Fägel seine Gäste. "In Schneeberg (Sachsen) hat einmal ein Fleischer, Namens Fägel, zweien seiner Gäste, die zu Unfrieden gekommen, Friede geboten und deswegen auch nach dem Richter geschickt. Weil aber dieser etwas verzogen und die Gäste sich nicht steuern lassen wollten, hat er sie alle beide erstochen, darauf die Flucht ergriffen und dem Richter Hans Kämpffe, der ihn begegnet, auf sein Befragen geantwortet: >Es ist unnöthig, dass ihr euch bemüht und heruntergeht, ich habe sie alle beide gestillt, sie haben sich wol müssen bedeuten lassen.<" (Meltzer, Schneeberger Chronik, S. 1009; Grässe, Sagenschatz, S. 309.) Lat.: Reddidit Harpocratem. (Philippi, II, 152.) *228 Er kan schweigen, es wirt ehre auss jm werden. - Agricola II, 40. *229 Er kann schweigen wie ein abgeschlachtet Huhn. Holl.: Hij kan zwijgen als en hoen, dat de keel is afgestoken. - Hij zwijgt als een mof. (Harrebomee, I, 390a; II, 94a.) *230 Er kann schweigen wie ein Spiegel, an dem das Glas fehlt. Holl.: Hij weet te zwijgen als een spiegel, waaraan het glas ontbrekt. (Harrebomee, II, 288.) It.: Assai sa, chi non sa, se tacer sa. (Gaal, 1801.) *231 Er schweigt wie der Karschin ihre Lerche, als sie sich satt Weizen gefressen hatte. - Justus Möser. *232 Er schweigt wie ein Stein, den man ins Wasser geworfen hat. Lat.: Pythagoreis taciturnior. - Pythagorico more. (Seybold, 465.) Poln.: Milczy, jak kamien do wody wrzucony. (Lompa, 20.) *233 Schweig', trauriger Trompeter. (Köthen.) *234 Schweigen wie die Frösche, wenn ein Licht an den Teich gestellt wird. *235 Schweigen wie eine Maus. "Schweigen als ein Maus." (Hätzlerin, II, 8, 387.) *236 Schweig, on denk, Michelke. - Frischbier2, 3437. *237 Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien. aus Lucas 19, 40. Lat.: Servi ut taceant: jumenta loquuntur et canis et postes et marmora. (Juvenal.) (Philippi, II, 180.) *238 Wenn er geschwiegen, er wäre Philosoph geblieben. - Lohrengel, I, 762. Man hätte ihn für klug gehalten. Die Neger in Surinam drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Wenn die Schlange sich verborgen hält, so wird eine Aboma (Abgottsschlange) daraus. (Wullschlägel.) Lat.: Quin contines vocem, indicem stultitiae tuae? (Seybold, 492.) Schweigende. Man fürchtet nur die Schweigenden. - Schottel, 1127a. Schweigenmass. Schweigenmaas die best. - Schottel, 1126a. Schweigenszeit. Wer zur Schweigenszeit redet, schlägt den Wind und predigt den Tauben. - Simrock, 9370. [Spaltenumbruch] Poln.: Kto milczy, ze zwala. (Masson, 21.) Schwed.: Den som tiger, samtyker. (Marin, 9; Wensell, 19; Grubb, 124; Rhodin, 23.) 196 Wer schweigt, der ist vberzeugt. – Petri, II, 767. 197 Wer schweigt, gibt sich schuldig. Frz.: Qui se tait veut consentir. Lat.: Qui tacet hic facto, iam consentire videtur. (Bovill, II, 84.) 198 Wer schweigt, irrt nicht. Frz.: Qui ne parle, n'erre. (Bohn I, 50.) 199 Wer schweigt, ist des Geheimnisses Herr; wer spricht, sein Knecht. 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Juli 1872 theilt ein Lied mit, das anfangs der vierziger Jahre von Studenten gesungen worden ist und dessen Strophen alle mit dem Verse schliessen: „Dies verschweigt des Sängers Höflichkeit.“ Dies Lied, welches beginnt: „Als der liebe Gott die Welt erschaffen, schuf er Fische, Vögel, Löwen, Affen“, ist aber nicht die Quelle der obigen Redensart, die ich, wie ich mich erinnere, schon in den zwanziger Jahren gehört habe. Auch ist das Lied schon früher im Verlage von F. S. Lischke (jetzige Paez'sche Musikalienhandlung) als Notenblatt erschienen. Lischke hatte die Handlung von 1812-1842 inne. Aber schon in <hi rendition="#i">Langbein's Neuern Gedichten (Tübingen 1812, S. 137)</hi> befindet sich eine Erzählung: <hi rendition="#i">Die Weissagung,</hi> welche beginnt: „In einem Städtlein, dessen Name des Dichters Höflichkeit verschweigt.“ (Vgl. <hi rendition="#i">auch Büchmann, 8. 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Poln.: Kto milczy, ze zwala. (Masson, 21.)
Schwed.: Den som tiger, samtyker. (Marin, 9; Wensell, 19; Grubb, 124; Rhodin, 23.)
196 Wer schweigt, der ist vberzeugt. – Petri, II, 767.
197 Wer schweigt, gibt sich schuldig.
Frz.: Qui se tait veut consentir.
Lat.: Qui tacet hic facto, iam consentire videtur. (Bovill, II, 84.)
198 Wer schweigt, irrt nicht.
Frz.: Qui ne parle, n'erre. (Bohn I, 50.)
199 Wer schweigt, ist des Geheimnisses Herr; wer spricht, sein Knecht.
Dän.: Saa længe jeg tier er det hemmelige en fange, naar jeg har udsagt det er jeg en fange. (Prov. dan., 550.)
200 Wer schweigt, ist klug; wer schwatzt, hat Aerger genug.
Böhm.: Mlčení více přilehá k chytrosti, nežli k dobrosrdečnosti. (Čelakovsky, 78.)
Poln.: Mil czenie bližsze chytroścí niž dobroci. (Čelakovsky, 78.)
201 Wer schweigt, lehrt (redet).
Böhm.: Kdo mlčí, dva učí. (Čelakovsky, 78.)
Kroat.: Koi muči, dva vuči. (Čelakovsky, 78.)
202 Wer schweigt, lügt nicht.
It.: Mai mente chi non dice niente. (Pazzaglia, 219, 5.)
203 Wer schweigt, sagt auch etwas.
Böhm.: Hneš mlčenou kam chceš; mluvení nese pykání. Mlčením obrátí človĕk, kam chce. (Čelakovsky, 77.)
Poln.: Milczaną obrócisz kędy chcesz. (Čelakovsky, 77.)
204 Wer schweigt, sammelt Steine.
Wer zu einer Beleidigung schweigt, wartet die Gelegenheit ab, sich zu rächen.
Engl.: He who holds his peace, gathers stones.
205 Wer schweigt, schläft.
206 Wer schweigt, stimmt heimlich mit. – Chaos, 920.
207 Wer schweigt vnd leidt, ist sicher alzeit. – Ottow's Ms.
208 Wer schweigt vnd roth wird, gibt sich schuldig. – Petri, II, 767.
Bei Tunnicius (368): De swicht unde wert rôt, de gift sik schuldich. (Conscius est sceleris qui conticet atque rubescit.)
209 Wer schweigt, widerspricht nicht (stimmt zu, willigt ein).
Lat.: Qui tacet, consentire videtur. (Faselius, 216; Binder I, 1500; II, 2816; Fischer, 193, 75; Wiegand, 624; Seybold, 502; Frob., 551.)
210 Wer schweigt, wird Friede haben.
211 Wer schweigt, wird gerettet. (Türk.)
212 Wer schweigt's, der leid's. – Lehmann, 712, 32.
213 Wer stille schwigt, de verkürt1 sick nich. (Lippe.)
1) Verspricht.
214 Wer tückisch schweigt, für dess Sprung hüt man sich. – Petri, II, 697.
215 Wer wol schweigen kan, da wirt ehr drauss. – Henisch, 817, 39; Petri, II, 732.
Holl.: Zwijgen en regt handelen baart rust en geeft eer. (Harrebomée, II, 234b.)
216 Wer wol schweigen kann, der ist ein vnverdorben Mann. – Petri, II, 782; Mathesy, 114a.
217 Wer zu schweigen weiss, der weiss genug, wie wenig er weiss.
It.: Assai sà chi sà, mà più sà chi tacer sà. (Pazzaglia 368, 1; Gaal, 1801.)
218 Wer zu schweigen weiss, erhält den Preis.
Die Finnen: Der Schweigende gewinnt alles. (Bertram, 69.)
219 Wie kan der schweigen, der vor jm selbs nicht kan verschweigen. – Franck, II, 197b; Lehmann, II, 555, 405.
220 Wie soll der ander heissen schweigen, der selbst nicht schweigen kann. – Egenolff, 333b.
221 Wol schweigen ist eine grössere kunst, dann wol reden. – Franck, I, 144a; Lehmann, II, 858, 467; Simrock, 9378; Körte, 5477; Parömiakon, 2885.
Es gibt zwei Arten des Stummseins, die eine verräth Albernheit, die andere Geist. Tröpfe können nur die erstere und halten sich für ebenso gut als kluge Leute, welche die letztere üben.
Mhd.: Swîgen ist ein grôzin tugend beide an alter und an jugent. (Cato.) (Zingerle, 136.)
222 Wun em schwecht, verriet em sich nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 917.
223 Zu viel schweigen schadet auch.
Mhd.: Ze vil verswîgen sûmet, ein übersprechen sich vergâhen wil. (Reim. Zw.) (Zingerle, 136.)
224 Zwei können wol schweigen, so man einen davon thut. – Eiselein, 563; Simrock, 9371.
*225 Bômstill swîgen. – Eichwald, 151.
*226 Davon schweigt des Sängers Höflichkeit.
Diese sprichwörtlich gewordene Stelle aus einem Gedicht, dessen Verfasser mit Bestimmtheit noch nicht ermittelt ist, wird häufig angewandt, um zu sagen, dass über irgendeinen (meist delicaten, bedenklichen) Punkt jede Mittheilung aus Klugheit, Schonung u. s. w. vermieden worden sei. Das Berliner Fremden- und Anzeigeblatt vom 14. Juli 1872 theilt ein Lied mit, das anfangs der vierziger Jahre von Studenten gesungen worden ist und dessen Strophen alle mit dem Verse schliessen: „Dies verschweigt des Sängers Höflichkeit.“ Dies Lied, welches beginnt: „Als der liebe Gott die Welt erschaffen, schuf er Fische, Vögel, Löwen, Affen“, ist aber nicht die Quelle der obigen Redensart, die ich, wie ich mich erinnere, schon in den zwanziger Jahren gehört habe. Auch ist das Lied schon früher im Verlage von F. S. Lischke (jetzige Paez'sche Musikalienhandlung) als Notenblatt erschienen. Lischke hatte die Handlung von 1812-1842 inne. Aber schon in Langbein's Neuern Gedichten (Tübingen 1812, S. 137) befindet sich eine Erzählung: Die Weissagung, welche beginnt: „In einem Städtlein, dessen Name des Dichters Höflichkeit verschweigt.“ (Vgl. auch Büchmann, 8. Aufl., S. 83.)
*227 Er hat sie geschweiget wie Fägel seine Gäste.
„In Schneeberg (Sachsen) hat einmal ein Fleischer, Namens Fägel, zweien seiner Gäste, die zu Unfrieden gekommen, Friede geboten und deswegen auch nach dem Richter geschickt. Weil aber dieser etwas verzogen und die Gäste sich nicht steuern lassen wollten, hat er sie alle beide erstochen, darauf die Flucht ergriffen und dem Richter Hans Kämpffe, der ihn begegnet, auf sein Befragen geantwortet: ›Es ist unnöthig, dass ihr euch bemüht und heruntergeht, ich habe sie alle beide gestillt, sie haben sich wol müssen bedeuten lassen.‹“ (Meltzer, Schneeberger Chronik, S. 1009; Grässe, Sagenschatz, S. 309.)
Lat.: Reddidit Harpocratem. (Philippi, II, 152.)
*228 Er kan schweigen, es wirt ehre auss jm werden. – Agricola II, 40.
*229 Er kann schweigen wie ein abgeschlachtet Huhn.
Holl.: Hij kan zwijgen als en hoen, dat de keel is afgestoken. – Hij zwijgt als een mof. (Harrebomée, I, 390a; II, 94a.)
*230 Er kann schweigen wie ein Spiegel, an dem das Glas fehlt.
Holl.: Hij weet te zwijgen als een spiegel, waaraan het glas ontbrekt. (Harrebomée, II, 288.)
It.: Assai sà, chi non sà, se tacer sà. (Gaal, 1801.)
*231 Er schweigt wie der Karschin ihre Lerche, als sie sich satt Weizen gefressen hatte. – Justus Möser.
*232 Er schweigt wie ein Stein, den man ins Wasser geworfen hat.
Lat.: Pythagoreis taciturnior. – Pythagorico more. (Seybold, 465.)
Poln.: Milczy, jak kamień do wody wrzucony. (Lompa, 20.)
*233 Schweig', trauriger Trompeter. (Köthen.)
*234 Schweigen wie die Frösche, wenn ein Licht an den Teich gestellt wird.
*235 Schweigen wie eine Maus.
„Schweigen als ein Maus.“ (Hätzlerin, II, 8, 387.)
*236 Schwîg, on denk, Michelke. – Frischbier2, 3437.
*237 Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien. aus Lucas 19, 40.
Lat.: Servi ut taceant: jumenta loquuntur et canis et postes et marmora. (Juvenal.) (Philippi, II, 180.)
*238 Wenn er geschwiegen, er wäre Philosoph geblieben. – Lohrengel, I, 762.
Man hätte ihn für klug gehalten. Die Neger in Surinam drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Wenn die Schlange sich verborgen hält, so wird eine Aboma (Abgottsschlange) daraus. (Wullschlägel.)
Lat.: Quin contines vocem, indicem stultitiae tuae? (Seybold, 492.)
Schweigende.
Man fürchtet nur die Schweigenden. – Schottel, 1127a.
Schweigenmass.
Schweigenmaas die best. – Schottel, 1126a.
Schweigenszeit.
Wer zur Schweigenszeit redet, schlägt den Wind und predigt den Tauben. – Simrock, 9370.
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