Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *6 Einem den Schulsack gesegnen. - Murner, Schelm., 9. Von einem, der sich auf der Schule müssig herumgetrieben und nichts gelernt hat, sagt Murner (in Kloster, I, 839): "Wer er mein son, in solchen sachen wölt jm das Benedicite machen, von oben an biss vnder die stegen wölt jm also den schulsack gesegen." *7 Einen guten Schulsack haben. - Eiselein, 556; Braun, I, 4003. *8 Er hasst den Schulsack, wie schön er auch gemalt ist. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 318. *9 Er hat dem Schulsack keinen Schaden gethan. *10 Er hat den Schulsack ungefressen gela'n. - Murner, Schelm., 9. Sich nicht überstudirt ...."Vnd hett sich selb nit also gschand, das gelt so schendlich nit verthon, den schulsack vngefressen lon." (Kloster, I, 838.) *11 Er hat den Schulsack wol gefressen, doch war er blos voll Stroh gemessen. "Solche Klüglinge meinen flugs, sie haben den Schulsack gefressen." (Luther's Werke, V, 147.) *12 Er hat ein Stück vom Schulsack gefressen. (S. Sau 351 u. 352 und Schulmeister 20.) - Geiler, Nsch., 21; Eiselein, 556; Simrock, 9274. Halbbildung. "Wiewol ich hab' ein schulsack fressen, noch hab' ich mein latein vergessen." (Murner, Schelm., in Kloster, I, 838.) *13 Er hat einen Schulsack (halb) gefressen. - Murner, Nb., 60. "Ich hab einsmals ein schulsack gfressen, das ichs Latins nit kan vergessen." (Kloster, IV, 791.) *14 Er hat es im Schulsack verloren. "Hierauf repetirt und replicirt man die Lection des vorigen Tags, dass er die nicht im Schulsack verliegen liess." (Fischart in Kloster, VIII, 318.) *15 Er ist mit dem Schulsack geschlagen worden. *16 Keinen Schulsack haben. *17 Nach dem Schulsack riechen. - Braun, I, 4004. *18 Seinen Schulsack ausgeleert haben. Nicht mehr wissen, was man anfangen oder vorbringen soll, nicht mehr fortkommen können, dahin gebracht sein, dass man nicht mehr weiss, wo aus, wo ein. Frz.: Au bout de ses ruses. - Il est au bout de son rolet. (Kritzinger, 86b u. 621a.) *19 Seinen Schulsack ausschütteln. Schaulsch. * He süt so schaulsch ut. - Dähnert, 418a. Er hat keinen offenen Blick, kein ehrliches Auge. Schaulsch = der sich zu verbergen weiss. Schulschleicher. * Es ist ein Schulschleicher. "Ein Schulfuchs, Schulschleicher, Arschpauker. Media non sunt negligenda." (Schuppius, Tract.) Schulstaub. *1 Einen aus dem Schulstaube herausziehen. Frz.: Tirer quelqu'un de la poussiere du college. (Kritzinger, 557b.) *2 Nach Schulstaub riechen. - Körte, 5434c; Eiselein, 556. Frz.: Les discours sentent la crasse de l'ecole. (Körte, 5434c.) Schulter. 1 Auf der schwächsten Schulter ruht oft die schwerste Last. Holl.: Die de zwakste schouders heeft, moet het zwaarste pak dragen. (Harrebomee, II, 260b.) 2 Auf Einer Schulter kann man nicht zwei Bürden tragen. Zwei Wassermelonen finden nicht Raum unter einer Achsel, sagen die Osmanen. (Schlechta, 116.) 3 Auf fremden Schultern ist leicht tragen. Die Russen: Die Last ist leicht auf der Schulter des andern. (Cahier, 1895.) 4 Je mehr auf den Schultern liegt, je mehr der Kopf sich zur Erde biegt. 5 Man muss nicht mehr auf die Schultern nehmen als man tragen kann. 6 Setzt man einen auff die Schultern, so wil er gar auff den Kopff steigen. - Petri, II, 520. 7 Wat em geit dört Schuller, dat geit äuk dört Aesgatt. (Sauerland.) 8 Wen man auf die Schulter steigen lässt, der will gar auf den Kopf. Dän.: Tit den du saetter paa din axel, vil saette sig paa dit hoved. - (Prov. dan., 303; Bohn I, 460.) [Spaltenumbruch] 9 Wenn die Schultern es nicht tragen, muss der Kopf sich auch mit plagen. Von den Lastträgern, die oft auf Kopf und Schultern zugleich tragen. 10 Wer breite Schultern hat, kann viel tragen. Böhm.: Kdo jest sirokych pleci mnoho unese. (Celakovsky, 112.) 11 Wer die schwächsten Schultern hat, muss die grössten Päcke tragen. - Winckler, V, 52. 12 Wer einem andern auff den Schultern stehet, der kan weiter sehn dan er. - Petri, II, 699. 13 Wie die Schultern, so die Last. Ein Sprichwort des Talmud sagt: Je nachdem das Kamel beschaffen ist, legt man ihm die Last auf. (Ketubot.) *14 Auf anderer Schultern treten. Lat.: Alienis uti soleis. (Philippi, I, 19.) *15 Auf beiden Schultern (Wasser) tragen. Gott und der Welt zugleich dienen vollen, es mit verschiedenen Parteien halten. Wie A. Ruge einen solchen sagen lässt: "Ich bin weder Republikaner noch Royalist, ich fahre, wenn ich bezahlt werde, für beide den Mist." Frz.: Donner une chandelle a Dieu et une au diable. - Homme qui porte le feu et l'eau. (Leroux, I, 164.) Holl.: Het is een man, die op twee schouders draagt. (Harrebomee, II, 260b.) Lat.: Duabus se venditat partibus. (Phaedrus.) (Binder II, 851.) *16 Auf der rechten Schulter unsern Herrgott und auf der linken den Teufel tragen. *17 Auf eigenen Schultern tragen. - Eiselein, 557. Lat.: Humeris sustentare. (Eiselein, 557.) *18 Breite Schultern haben. - Eiselein, 557. Er kann schon eine gute Last tragen. Frz.: Il a de bonnes epaules, il portera bien tout. (Kritzinger, 281a.) Holl.: Hij heeft breede schouders. (Harrebomee, II, 260b.) *19 Den süt se kaum över de Schullern an. - Dähnert, 417b. Begegnet ihm verächtlich. *20 Einem die kalte Schulter zeigen. Ihn zurücksetzen, kalt behandeln. "Sie schloss sich der Presbyterianerkirche an, da man ihr jedoch die kalte Schulter zeigte, ging sie zur Trinitykirche." (Wächter am Erie, Cleveland 1868, Nr. 49.) "B. ist als Flüchtling in Neuyork eingetroffen, sein Freund hat ihn nicht empfangen; sollte man ihm nun in Washington die kalte Schulter zeigen?" (Wächter am Erie, Cleveland vom 15. Jan. 1874.) "Gouverneur Davis wandte sich um Hülfe nach Washington, aber man zeigte ihm die kalte Schulter." (Wächter am Erie, Cleveland vom 22. Jan. 1874.) *21 Einem etwas auf die Schulter legen. Frz.: Charger quelque chose sur son coau (ses epaules). - Mettre un fardeau sur les epaules de quelqu'un. (Kritzinger, 125b u. 281a.) *22 Einen an Schultern und Lenden schlagen. *23 Einen über die Schultern ansehen. (S. Achsel 8.) Holl.: Hij kijkt hem over den linker schouder. - Iemand over schouder aanzien. (Harrebomee, II, 261a.) *24 He driegt op twe Schullern, he hisset un tüsset1. - Woeste, 83, 41. 1) Tüssen, dänisch tysse, zum Schweigen bringen. Verwandt mit dem hochdeutschen vertuschen. *25 He mot et van der enen Schuller up de annere schmeiten. *26 Over de lenke Scholder. (Deutz.) Die Sache ist anders. Schulterträger. * Dat ess 'ne Scholderdräger. (Bedburg.) D. h. einer, der auf beiden Schultern trägt. Schultheiss (s. Schulz und Starost). 1 Der Schultheiss ist des Königs Vogt. - Graf, 517, 249. Altfries.: Hwant hi (di schelta) des koninges foged is. (Richthofen, 414, 6.) 2 Ein Schultheiss meinet, weil die Obrigkeiten in der Schrift Götter genannt werden, er sei auch ein Götz. - Opel, 374. 3 Ein Schultheyss vnd strowüsch ist bald gemacht. - Hertius, 12; Graf, 516, 224. Man geht von der Ansicht aus, dass, um ein Dorf zu verwalten, nicht viel Bildung nothwendig sei. Dennoch scheint man in Polen gewisse Ansprüche gemacht zu haben. Die polnischen Starosten müssen sehr kräftige Leute gewesen sein, wie aus einer Bemerkung hervorgeht, die der Castellan des polnischen Königs Stanislaus August machte, als man in den königlichen Gemächern darüber sprach, dass die Zerstörung der [Spaltenumbruch] *6 Einem den Schulsack gesegnen. – Murner, Schelm., 9. 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(Cahier, 1895.) 4 Je mehr auf den Schultern liegt, je mehr der Kopf sich zur Erde biegt. 5 Man muss nicht mehr auf die Schultern nehmen als man tragen kann. 6 Setzt man einen auff die Schultern, so wil er gar auff den Kopff steigen. – Petri, II, 520. 7 Wat em geit dört Schuller, dat geit äuk dört Aesgatt. (Sauerland.) 8 Wen man auf die Schulter steigen lässt, der will gar auf den Kopf. Dän.: Tit den du sætter paa din axel, vil sætte sig paa dit hoved. – (Prov. dan., 303; Bohn I, 460.) [Spaltenumbruch] 9 Wenn die Schultern es nicht tragen, muss der Kopf sich auch mit plagen. Von den Lastträgern, die oft auf Kopf und Schultern zugleich tragen. 10 Wer breite Schultern hat, kann viel tragen. Böhm.: Kdo jest širokých plecí mnoho unese. (Čelakovsky, 112.) 11 Wer die schwächsten Schultern hat, muss die grössten Päcke tragen. – Winckler, V, 52. 12 Wer einem andern auff den Schultern stehet, der kan weiter sehn dan er. – Petri, II, 699. 13 Wie die Schultern, so die Last. 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*6 Einem den Schulsack gesegnen. – Murner, Schelm., 9.
Von einem, der sich auf der Schule müssig herumgetrieben und nichts gelernt hat, sagt Murner (in Kloster, I, 839): „Wer er mein son, in solchen sachen wölt jm das Benedicite machen, von oben an biss vnder die stegen wölt jm also den schulsack gesegen.“
*7 Einen guten Schulsack haben. – Eiselein, 556; Braun, I, 4003.
*8 Er hasst den Schulsack, wie schön er auch gemalt ist. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 318.
*9 Er hat dem Schulsack keinen Schaden gethan.
*10 Er hat den Schulsack ungefressen gela'n. – Murner, Schelm., 9.
Sich nicht überstudirt ....„Vnd hett sich selb nit also gschand, das gelt so schendlich nit verthon, den schulsack vngefressen lon.“ (Kloster, I, 838.)
*11 Er hat den Schulsack wol gefressen, doch war er blos voll Stroh gemessen.
„Solche Klüglinge meinen flugs, sie haben den Schulsack gefressen.“ (Luther's Werke, V, 147.)
*12 Er hat ein Stück vom Schulsack gefressen. (S. Sau 351 u. 352 und Schulmeister 20.) – Geiler, Nsch., 21; Eiselein, 556; Simrock, 9274.
Halbbildung. „Wiewol ich hab' ein schulsack fressen, noch hab' ich mein latein vergessen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 838.)
*13 Er hat einen Schulsack (halb) gefressen. – Murner, Nb., 60.
„Ich hab einsmals ein schulsack gfressen, das ichs Latins nit kan vergessen.“ (Kloster, IV, 791.)
*14 Er hat es im Schulsack verloren.
„Hierauf repetirt und replicirt man die Lection des vorigen Tags, dass er die nicht im Schulsack verliegen liess.“ (Fischart in Kloster, VIII, 318.)
*15 Er ist mit dem Schulsack geschlagen worden.
*16 Keinen Schulsack haben.
*17 Nach dem Schulsack riechen. – Braun, I, 4004.
*18 Seinen Schulsack ausgeleert haben.
Nicht mehr wissen, was man anfangen oder vorbringen soll, nicht mehr fortkommen können, dahin gebracht sein, dass man nicht mehr weiss, wo aus, wo ein.
Frz.: Au bout de ses ruses. – Il est au bout de son rôlet. (Kritzinger, 86b u. 621a.)
*19 Seinen Schulsack ausschütteln.
Schûlsch.
* He süt so schûlsch ut. – Dähnert, 418a.
Er hat keinen offenen Blick, kein ehrliches Auge. Schûlsch = der sich zu verbergen weiss.
Schulschleicher.
* Es ist ein Schulschleicher.
„Ein Schulfuchs, Schulschleicher, Arschpauker. Media non sunt negligenda.“ (Schuppius, Tract.)
Schulstaub.
*1 Einen aus dem Schulstaube herausziehen.
Frz.: Tirer quelqu'un de la poussiere du collége. (Kritzinger, 557b.)
*2 Nach Schulstaub riechen. – Körte, 5434c; Eiselein, 556.
Frz.: Les discours sentent la crasse de l'école. (Körte, 5434c.)
Schulter.
1 Auf der schwächsten Schulter ruht oft die schwerste Last.
Holl.: Die de zwakste schouders heeft, moet het zwaarste pak dragen. (Harrebomée, II, 260b.)
2 Auf Einer Schulter kann man nicht zwei Bürden tragen.
Zwei Wassermelonen finden nicht Raum unter einer Achsel, sagen die Osmanen. (Schlechta, 116.)
3 Auf fremden Schultern ist leicht tragen.
Die Russen: Die Last ist leicht auf der Schulter des andern. (Cahier, 1895.)
4 Je mehr auf den Schultern liegt, je mehr der Kopf sich zur Erde biegt.
5 Man muss nicht mehr auf die Schultern nehmen als man tragen kann.
6 Setzt man einen auff die Schultern, so wil er gar auff den Kopff steigen. – Petri, II, 520.
7 Wat em geit dört Schuller, dat geit äuk dört Aesgatt. (Sauerland.)
8 Wen man auf die Schulter steigen lässt, der will gar auf den Kopf.
Dän.: Tit den du sætter paa din axel, vil sætte sig paa dit hoved. – (Prov. dan., 303; Bohn I, 460.)
9 Wenn die Schultern es nicht tragen, muss der Kopf sich auch mit plagen.
Von den Lastträgern, die oft auf Kopf und Schultern zugleich tragen.
10 Wer breite Schultern hat, kann viel tragen.
Böhm.: Kdo jest širokých plecí mnoho unese. (Čelakovsky, 112.)
11 Wer die schwächsten Schultern hat, muss die grössten Päcke tragen. – Winckler, V, 52.
12 Wer einem andern auff den Schultern stehet, der kan weiter sehn dan er. – Petri, II, 699.
13 Wie die Schultern, so die Last.
Ein Sprichwort des Talmud sagt: Je nachdem das Kamel beschaffen ist, legt man ihm die Last auf. (Ketubot.)
*14 Auf anderer Schultern treten.
Lat.: Alienis uti soleis. (Philippi, I, 19.)
*15 Auf beiden Schultern (Wasser) tragen.
Gott und der Welt zugleich dienen vollen, es mit verschiedenen Parteien halten. Wie A. Ruge einen solchen sagen lässt: „Ich bin weder Republikaner noch Royalist, ich fahre, wenn ich bezahlt werde, für beide den Mist.“
Frz.: Donner une chandelle à Dieu et une au diable. – Homme qui porte le feu et l'eau. (Leroux, I, 164.)
Holl.: Het is een man, die op twee schouders draagt. (Harrebomée, II, 260b.)
Lat.: Duabus se venditat partibus. (Phaedrus.) (Binder II, 851.)
*16 Auf der rechten Schulter unsern Herrgott und auf der linken den Teufel tragen.
*17 Auf eigenen Schultern tragen. – Eiselein, 557.
Lat.: Humeris sustentare. (Eiselein, 557.)
*18 Breite Schultern haben. – Eiselein, 557.
Er kann schon eine gute Last tragen.
Frz.: Il a de bonnes épaules, il portera bien tout. (Kritzinger, 281a.)
Holl.: Hij heeft breede schouders. (Harrebomée, II, 260b.)
*19 Den süt se kûm över de Schullern an. – Dähnert, 417b.
Begegnet ihm verächtlich.
*20 Einem die kalte Schulter zeigen.
Ihn zurücksetzen, kalt behandeln. „Sie schloss sich der Presbyterianerkirche an, da man ihr jedoch die kalte Schulter zeigte, ging sie zur Trinitykirche.“ (Wächter am Erie, Cleveland 1868, Nr. 49.) „B. ist als Flüchtling in Neuyork eingetroffen, sein Freund hat ihn nicht empfangen; sollte man ihm nun in Washington die kalte Schulter zeigen?“ (Wächter am Erie, Cleveland vom 15. Jan. 1874.) „Gouverneur Davis wandte sich um Hülfe nach Washington, aber man zeigte ihm die kalte Schulter.“ (Wächter am Erie, Cleveland vom 22. Jan. 1874.)
*21 Einem etwas auf die Schulter legen.
Frz.: Charger quelque chose sur son coû (ses épaules). – Mettre un fardeau sur les épaules de quelqu'un. (Kritzinger, 125b u. 281a.)
*22 Einen an Schultern und Lenden schlagen.
*23 Einen über die Schultern ansehen. (S. Achsel 8.)
Holl.: Hij kijkt hem over den linker schouder. – Iemand over schouder aanzien. (Harrebomée, II, 261a.)
*24 He driegt op twe Schullern, he hisset un tüsset1. – Woeste, 83, 41.
1) Tüssen, dänisch tysse, zum Schweigen bringen. Verwandt mit dem hochdeutschen vertuschen.
*25 He mot et van der ênen Schuller up de annere schmîten.
*26 Over de lenke Scholder. (Deutz.)
Die Sache ist anders.
Schulterträger.
* Dat ess 'ne Scholderdräger. (Bedburg.)
D. h. einer, der auf beiden Schultern trägt.
Schultheiss (s. Schulz und Starost).
1 Der Schultheiss ist des Königs Vogt. – Graf, 517, 249.
Altfries.: Hwant hi (di schelta) des koninges foged is. (Richthofen, 414, 6.)
2 Ein Schultheiss meinet, weil die Obrigkeiten in der Schrift Götter genannt werden, er sei auch ein Götz. – Opel, 374.
3 Ein Schultheyss vnd strowüsch ist bald gemacht. – Hertius, 12; Graf, 516, 224.
Man geht von der Ansicht aus, dass, um ein Dorf zu verwalten, nicht viel Bildung nothwendig sei. Dennoch scheint man in Polen gewisse Ansprüche gemacht zu haben. Die polnischen Starosten müssen sehr kräftige Leute gewesen sein, wie aus einer Bemerkung hervorgeht, die der Castellan des polnischen Königs Stanislaus August machte, als man in den königlichen Gemächern darüber sprach, dass die Zerstörung der
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