Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Schulmeister. 1 De Scholmeister on de Schmödt die frete allerwegen möt. (Ostpreuss.) Der Schmied wird in der Regel mit dem Schullehrer gemeinschaftlich eingeladen. Die Bezeichnung Schulmeister drückt sehr oft Mangel an Achtung aus, in welcher die Lehrer stehen. So hört man wol verächtlich: 's ist ein Schulmeister. Eine jüdisch-deutsche Redensart in Warschau heisst: A Schwanz-Melammed. Der jüdische Lehrstand steht beim niedern Volke in keinen besondern Ehren, hauptsächlich in Polen, wo er seiner Bornirtheit wegen wol mit Recht verachtet wird. Der Lehrer gilt dort als Inbegriff alles Unpraktischen und hat zu vielen Sprichwörtern Anlass gegeben. 2 Es de Schaulmester krank, dann hänget de Mantel an der Want; es he dot, dann hett Frau un Kinner kain Brot. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 187, 74; Woeste, 78, 322. Der Mantel scheint hier schon als ein Luxusgegenstand des Lehrers zu gelten. 3 Is der Schulmester au mit verbrannt, fragte der Junge, als man ihm sagte, der Unterricht falle aus, weil das Schulhaus abgebrannt sei. Er meinte nämlich, der Mangel eines Schulhauses schütze nicht vor Schulstunden, der Schulmeister werde Schule halten und wäre es auf dem Thurme. In ähnlicher Weise sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Dus S'idderl (Diminutiv von S'idur = Gebetbuch) soll wellen starben, wenn von Beseitigung eines Grundübels die Rede ist. Ein Schüler bemerkte gegen einen Freund, das Lernen sei doch eine gar schlechte Erfindung. Wenn der Lehrer stirbt, tröstete der Freund, so hört das auf. Das nützt nichts, erwiderte jener, da bekommen wir einen andern, besser wäre es, wenn das Gebetbuch sterben möchte. 4 Jeder ist selbst sein bester Schulmeister. Empfiehlt Selbstbildung und Selbstunterricht, von welchem ein russisches Sprichwort nicht viel hält, denn es sagt: Die nur bei sich in die Schule gehen, gehen in die Narrenschule. (Altmann VI, 412.) 5 Jeder Scholmester hätt 'n Flapp. (Bergisch.) 6 Neunundneunzig Schulmeister, hundert Narren, sagen die Bauern im Schwarzwald. - B. Auerbach, Neues Leben, 1852, I, 99. Holl.: Honderd schoolmeesters (kosters) negen en negentig gekken (ook: honderd en een gekken want er is een dubbele bij). (Harrebomee, II, 257a.) 7 Schulmäster und Pfaff'n hat Gott nit erschaff'n. (Franken.) 8 Schulmeister sind selten reich. - Petri, II, 533. 9 Schulmeister und Holz(Stein-)spalter werden selten reich. Lat.: Felix grammaticus non est. (Binder II, 1116.) 10 Schulmeister und Pastoren haben immer viel Bücher und viel Kinder. 11 Schulmeister und Pfaffen verstehen (lieben) das Raffen. Holl.: De meester en de pastoor zijn de roofvogels in het dorp. (Harrebomee, II, 72a.) 12 Schulmeister und Priester sind der Bildung Saulen und müssen in Armuth verfaulen. "Die Schulmeister vnd Priester möchten wol in Armuth vnd Koth verfaulen." (Mathesy.) Lat.: Bartolus et Baldus faciant equitare caballos, at genus et species cogantur ire pedestres. (Mathesy, 307.) 13 Unse Schaulmester es en gelärden Mann, schade, dat he nitt riäken (rechnen) un schreiwen kann. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 179. 14 Wenn zwey oder drey Schulmeister seyn irgenwo bei dem külen wein, da hörte man, wass Dialectica sey für ein Kunst im barbara. Wenn sie doch dass celarent nur auch brachten in dieselb Figur, so würden sie vielmehr geehrt, die kunst blieb doch in irem wehrtt. - Keil, 11. *15 Da guckt der Schulmeister heraus. In einigen Sprichwörtern hat das Wort Schulmeister eine verächtliche Nebenbedeutung, doch erhalten die jüdischen Elementarlehrer einen weit weniger ehrenden Beinamen. Sprichwörtlich heisst es in Warschau jüdisch-deutsch: Var wus is a Melammed (Lehrer) a Schwanz? Weil er geht bejn - Regel le Regel. Die jüdischen Elementarlehrer werden mit dem Spitznamen Schwanz-Melammed belegt. Der Volkswitz erkundigt sich nach dem Grunde dieses Namens und erhält zur Antwort: [Spaltenumbruch] weil er (der Lehrer) zwischen den Beinen (Regel) herumschlendert. Das Wort Regel hat nämlich eine doppelte Bedeutung: erstens der Fuss, das Bein und zweitens bezeichnet es jedes der drei grossen Feste: Ostern, Wochen- und Laubhüttenfest, an welchen, besonders zu Ostern und Laubhütten als am Beginn des Schulsemesters, der Melammed herumgeht, seine Schüler zu werben. Also er heisst so, weil er zwischen den Beinen oder zwischen den Feiertagen herumgeht. Holl.: Hij hangt den schoolmeester uit. (Harrebomee, II, 256b.) *16 De Schaulmester hat ümmer de schlechtesten Blagen. (Sauerland.) *17 De Scholmester leke (laichen). (S. Eins 35.) So sagt man in Ostpreussen, wenn zur Zeit der Schulferien die Lehrer reisen und zahlreich zusammentreffen. *18 Der muss a ball 'n Schullmäst'r sei' Här hüatn. (Franken.) Der muss auch bald dem Schulmeister sein Heer (nämlich Gänse, Hühner, Schafe u. s. w.) hüten, d. h. er wird bald sterben. (S. Empfehlen.) Die Lehrer sind oft auch Küster und haben als solche häufig die Grasweiden des Kirchhofs zur Benutzung. *19 Der Schulmeister schlägt ihn ins Genick (in den Nacken). (S. Polack 2.) *20 Er gehört zu den Schulmeistern, die Bockshörndel und Geissfüssel haben. In die Hölle. *21 Er hat dem Schulmeister einmal einen guten Morgen geboten (gesagt). (S. Sau 235 und Schulsack 12.) - Simrock, 9272; Körte, 5434; Sutor, 750. Auf die dünkelvollen Halb- oder Nichtwisser. *22 Ich brauche keinen Schulmeister mehr. Wenn sich jemand eine unberufene Belehrung oder Zurechtweisung nicht gefallen lassen will. Eine jüdisch-deutsche Redensart sagt in demselben Sinne: Meine Rebbe (Lehrer) is schon lang gestorben. *23 Sie haben einn schulmeyster gehabt. - Franck, II, 95a. Sie haben dieselben Anschauungen von der Sache, sind beide gleich gebildet oder gleich unwissend und roh. Holl.: Zij hebben allen eenen schoolmeester gehad. (Harrebomee, II, 257a; Suringar, LXVII.) Schulmeisterauge. * Er hat Schulmeisteraugen. Holl.: Hij heeft een schoolmeesters oog. (Harrebomee, II, 256b.) Schulmeisterin. Jang Scheilmeisterän, alt Bädlerin. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 380. Schulmeistermagen. Ein Schulmeistermagen kann viel vertragen. Bezieht sich auf die frühere Einrichtung des Reihentisches, infolge dessen der von Haus zu Haus wandernde Lehrer einmal oft wochenlang dieselbe Speise erhielt, dann auch genöthigt war, jede Küche zu verdauen. Schulmeistern. * Er will nichts als schulmastern. - Idiot. Austr., 118. Er will alle Welt ohne Beruf belehren. Schulmeisterstreich. * Das ist ein Schulmeisterstreich. Holl.: Dat is een schoolmeesters streek. (Harrebomee, II, 256b.) Schulrecht. 1 Das erste Schulrecht soll man nicht berafflen. - Lehmann, II, 58, 18. 2 Dass erst schulrecht soll man niemand verachten. - Lehmann, 188, 17. *3 Schulrecht thun. - Schottel, 1117a. Zeugniss seiner Bildung geben. *4 Sein Schulrecht ablegen. Proben seiner Geschicklichkeit. Schulsack. 1 En Schueloser (Schulsack) ist bald g'leert. - Sutermeister, 138. 2 Viele fressen wol einen Schulsack, aber nur wenige können ihn verdauen. 3 Was man im Schulsack nicht soll verlieren, muss man wohl repetiren. *4 Den Schulsack fressen. - Murner, Schelm., 9. Fleissig lernen. "Wiewol ich hab ein schulsack fressen, noch hab ich mein Latein vergessen." (Kloster, I, 838.) *5 Der Schulsack ist gefressen, aber nicht verdaut. Die Schüler gingen früher mit einem Sack zur Schule, wie ein Soldat seine Patrontasche oder seinen Schnappsack trägt.
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Schulmeister. 1 De Schôlmeister on de Schmödt die frête allerwegen möt. (Ostpreuss.) Der Schmied wird in der Regel mit dem Schullehrer gemeinschaftlich eingeladen. Die Bezeichnung Schulmeister drückt sehr oft Mangel an Achtung aus, in welcher die Lehrer stehen. So hört man wol verächtlich: 's ist ein Schulmeister. Eine jüdisch-deutsche Redensart in Warschau heisst: A Schwanz-Melammed. Der jüdische Lehrstand steht beim niedern Volke in keinen besondern Ehren, hauptsächlich in Polen, wo er seiner Bornirtheit wegen wol mit Recht verachtet wird. Der Lehrer gilt dort als Inbegriff alles Unpraktischen und hat zu vielen Sprichwörtern Anlass gegeben. 2 Es de Schaulmester krank, dann hänget de Mantel an der Want; es he dot, dann hett Frau un Kinner kain Brot. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 74; Woeste, 78, 322. Der Mantel scheint hier schon als ein Luxusgegenstand des Lehrers zu gelten. 3 Is der Schulmêster au mit verbrannt, fragte der Junge, als man ihm sagte, der Unterricht falle aus, weil das Schulhaus abgebrannt sei. Er meinte nämlich, der Mangel eines Schulhauses schütze nicht vor Schulstunden, der Schulmeister werde Schule halten und wäre es auf dem Thurme. In ähnlicher Weise sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Dus S'idderl (Diminutiv von S'idur = Gebetbuch) soll wellen starben, wenn von Beseitigung eines Grundübels die Rede ist. Ein Schüler bemerkte gegen einen Freund, das Lernen sei doch eine gar schlechte Erfindung. Wenn der Lehrer stirbt, tröstete der Freund, so hört das auf. Das nützt nichts, erwiderte jener, da bekommen wir einen andern, besser wäre es, wenn das Gebetbuch sterben möchte. 4 Jeder ist selbst sein bester Schulmeister. Empfiehlt Selbstbildung und Selbstunterricht, von welchem ein russisches Sprichwort nicht viel hält, denn es sagt: Die nur bei sich in die Schule gehen, gehen in die Narrenschule. (Altmann VI, 412.) 5 Jeder Schôlmêster hätt 'n Flapp. (Bergisch.) 6 Neunundneunzig Schulmeister, hundert Narren, sagen die Bauern im Schwarzwald. – B. Auerbach, Neues Leben, 1852, I, 99. Holl.: Honderd schoolmeesters (kosters) negen en negentig gekken (ook: honderd en één gekken want er is een dubbele bij). (Harrebomée, II, 257a.) 7 Schulmäster und Pfaff'n hat Gott nit erschaff'n. (Franken.) 8 Schulmeister sind selten reich. – Petri, II, 533. 9 Schulmeister und Holz(Stein-)spalter werden selten reich. Lat.: Felix grammaticus non est. (Binder II, 1116.) 10 Schulmeister und Pastoren haben immer viel Bücher und viel Kinder. 11 Schulmeister und Pfaffen verstehen (lieben) das Raffen. Holl.: De meester en de pastoor zijn de roofvogels in het dorp. (Harrebomée, II, 72a.) 12 Schulmeister und Priester sind der Bildung Saulen und müssen in Armuth verfaulen. „Die Schulmeister vnd Priester möchten wol in Armuth vnd Koth verfaulen.“ (Mathesy.) Lat.: Bartolus et Baldus faciant equitare caballos, at genus et species cogantur ire pedestres. (Mathesy, 307.) 13 Unse Schaulmester es en gelärden Mann, schade, dat he nitt riäken (rechnen) un schrîwen kann. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 179. 14 Wenn zwey oder drey Schulmeister seyn irgenwo bei dem külen wein, da hörte man, wass Dialectica sey für ein Kunst im barbara. Wenn sie doch dass celarent nur auch brachten in dieselb Figur, so würden sie vielmehr geehrt, die kunst blieb doch in irem wehrtt. – Keil, 11. *15 Da guckt der Schulmeister heraus. In einigen Sprichwörtern hat das Wort Schulmeister eine verächtliche Nebenbedeutung, doch erhalten die jüdischen Elementarlehrer einen weit weniger ehrenden Beinamen. 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Eine jüdisch-deutsche Redensart sagt in demselben Sinne: Meine Rebbe (Lehrer) is schon lang gestorben. *23 Sie haben einn schulmeyster gehabt. – Franck, II, 95a. Sie haben dieselben Anschauungen von der Sache, sind beide gleich gebildet oder gleich unwissend und roh. Holl.: Zij hebben allen éénen schoolmeester gehad. (Harrebomée, II, 257a; Suringar, LXVII.) Schulmeisterauge. * Er hat Schulmeisteraugen. Holl.: Hij heeft een schoolmeesters oog. (Harrebomée, II, 256b.) Schulmeisterin. Jang Schîlmîsterän, âlt Bädlerin. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 380. Schulmeistermagen. Ein Schulmeistermagen kann viel vertragen. Bezieht sich auf die frühere Einrichtung des Reihentisches, infolge dessen der von Haus zu Haus wandernde Lehrer einmal oft wochenlang dieselbe Speise erhielt, dann auch genöthigt war, jede Küche zu verdauen. Schulmeistern. * Er will nichts als schulmastern. – Idiot. Austr., 118. Er will alle Welt ohne Beruf belehren. Schulmeisterstreich. * Das ist ein Schulmeisterstreich. Holl.: Dat is een schoolmeesters streek. (Harrebomée, II, 256b.) Schulrecht. 1 Das erste Schulrecht soll man nicht berafflen. – Lehmann, II, 58, 18. 2 Dass erst schulrecht soll man niemand verachten. – Lehmann, 188, 17. *3 Schulrecht thun. – Schottel, 1117a. Zeugniss seiner Bildung geben. *4 Sein Schulrecht ablegen. Proben seiner Geschicklichkeit. Schulsack. 1 En Schueloser (Schulsack) ist bald g'leert. – Sutermeister, 138. 2 Viele fressen wol einen Schulsack, aber nur wenige können ihn verdauen. 3 Was man im Schulsack nicht soll verlieren, muss man wohl repetiren. *4 Den Schulsack fressen. – Murner, Schelm., 9. Fleissig lernen. „Wiewol ich hab ein schulsack fressen, noch hab ich mein Latein vergessen.“ (Kloster, I, 838.) *5 Der Schulsack ist gefressen, aber nicht verdaut. Die Schüler gingen früher mit einem Sack zur Schule, wie ein Soldat seine Patrontasche oder seinen Schnappsack trägt.
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2 Es de Schaulmester krank, dann hänget de Mantel an der Want; es he dot, dann hett Frau un Kinner kain Brot. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 74; Woeste, 78, 322.
Der Mantel scheint hier schon als ein Luxusgegenstand des Lehrers zu gelten.
3 Is der Schulmêster au mit verbrannt, fragte der Junge, als man ihm sagte, der Unterricht falle aus, weil das Schulhaus abgebrannt sei.
Er meinte nämlich, der Mangel eines Schulhauses schütze nicht vor Schulstunden, der Schulmeister werde Schule halten und wäre es auf dem Thurme. In ähnlicher Weise sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Dus S'idderl (Diminutiv von S'idur = Gebetbuch) soll wellen starben, wenn von Beseitigung eines Grundübels die Rede ist. Ein Schüler bemerkte gegen einen Freund, das Lernen sei doch eine gar schlechte Erfindung. Wenn der Lehrer stirbt, tröstete der Freund, so hört das auf. Das nützt nichts, erwiderte jener, da bekommen wir einen andern, besser wäre es, wenn das Gebetbuch sterben möchte.
4 Jeder ist selbst sein bester Schulmeister.
Empfiehlt Selbstbildung und Selbstunterricht, von welchem ein russisches Sprichwort nicht viel hält, denn es sagt: Die nur bei sich in die Schule gehen, gehen in die Narrenschule. (Altmann VI, 412.)
5 Jeder Schôlmêster hätt 'n Flapp. (Bergisch.)
6 Neunundneunzig Schulmeister, hundert Narren, sagen die Bauern im Schwarzwald. – B. Auerbach, Neues Leben, 1852, I, 99.
Holl.: Honderd schoolmeesters (kosters) negen en negentig gekken (ook: honderd en één gekken want er is een dubbele bij). (Harrebomée, II, 257a.)
7 Schulmäster und Pfaff'n hat Gott nit erschaff'n. (Franken.)
8 Schulmeister sind selten reich. – Petri, II, 533.
9 Schulmeister und Holz(Stein-)spalter werden selten reich.
Lat.: Felix grammaticus non est. (Binder II, 1116.)
10 Schulmeister und Pastoren haben immer viel Bücher und viel Kinder.
11 Schulmeister und Pfaffen verstehen (lieben) das Raffen.
Holl.: De meester en de pastoor zijn de roofvogels in het dorp. (Harrebomée, II, 72a.)
12 Schulmeister und Priester sind der Bildung Saulen und müssen in Armuth verfaulen.
„Die Schulmeister vnd Priester möchten wol in Armuth vnd Koth verfaulen.“ (Mathesy.)
Lat.: Bartolus et Baldus faciant equitare caballos, at genus et species cogantur ire pedestres. (Mathesy, 307.)
13 Unse Schaulmester es en gelärden Mann, schade, dat he nitt riäken (rechnen) un schrîwen kann. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 179.
14 Wenn zwey oder drey Schulmeister seyn irgenwo bei dem külen wein, da hörte man, wass Dialectica sey für ein Kunst im barbara. Wenn sie doch dass celarent nur auch brachten in dieselb Figur, so würden sie vielmehr geehrt, die kunst blieb doch in irem wehrtt. – Keil, 11.
*15 Da guckt der Schulmeister heraus.
In einigen Sprichwörtern hat das Wort Schulmeister eine verächtliche Nebenbedeutung, doch erhalten die jüdischen Elementarlehrer einen weit weniger ehrenden Beinamen. Sprichwörtlich heisst es in Warschau jüdisch-deutsch: Var wus is a Melammed (Lehrer) a Schwanz? Weil er geht bejn – Regel le Regel. Die jüdischen Elementarlehrer werden mit dem Spitznamen Schwanz-Melammed belegt. Der Volkswitz erkundigt sich nach dem Grunde dieses Namens und erhält zur Antwort:
weil er (der Lehrer) zwischen den Beinen (Regel) herumschlendert. Das Wort Regel hat nämlich eine doppelte Bedeutung: erstens der Fuss, das Bein und zweitens bezeichnet es jedes der drei grossen Feste: Ostern, Wochen- und Laubhüttenfest, an welchen, besonders zu Ostern und Laubhütten als am Beginn des Schulsemesters, der Melammed herumgeht, seine Schüler zu werben. Also er heisst so, weil er zwischen den Beinen oder zwischen den Feiertagen herumgeht.
Holl.: Hij hangt den schoolmeester uit. (Harrebomée, II, 256b.)
*16 De Schaulmester hat ümmer de schlechtesten Blagen. (Sauerland.)
*17 De Schôlmêster lêke (laichen). (S. Eins 35.)
So sagt man in Ostpreussen, wenn zur Zeit der Schulferien die Lehrer reisen und zahlreich zusammentreffen.
*18 Der muss a ball 'n Schullmäst'r sei' Här hüatn. (Franken.)
Der muss auch bald dem Schulmeister sein Heer (nämlich Gänse, Hühner, Schafe u. s. w.) hüten, d. h. er wird bald sterben. (S. Empfehlen.) Die Lehrer sind oft auch Küster und haben als solche häufig die Grasweiden des Kirchhofs zur Benutzung.
*19 Der Schulmeister schlägt ihn ins Genick (in den Nacken). (S. Polack 2.)
*20 Er gehört zu den Schulmeistern, die Bockshörndel und Geissfüssel haben.
In die Hölle.
*21 Er hat dem Schulmeister einmal einen guten Morgen geboten (gesagt). (S. Sau 235 und Schulsack 12.) – Simrock, 9272; Körte, 5434; Sutor, 750.
Auf die dünkelvollen Halb- oder Nichtwisser.
*22 Ich brauche keinen Schulmeister mehr.
Wenn sich jemand eine unberufene Belehrung oder Zurechtweisung nicht gefallen lassen will. Eine jüdisch-deutsche Redensart sagt in demselben Sinne: Meine Rebbe (Lehrer) is schon lang gestorben.
*23 Sie haben einn schulmeyster gehabt. – Franck, II, 95a.
Sie haben dieselben Anschauungen von der Sache, sind beide gleich gebildet oder gleich unwissend und roh.
Holl.: Zij hebben allen éénen schoolmeester gehad. (Harrebomée, II, 257a; Suringar, LXVII.)
Schulmeisterauge.
* Er hat Schulmeisteraugen.
Holl.: Hij heeft een schoolmeesters oog. (Harrebomée, II, 256b.)
Schulmeisterin.
Jang Schîlmîsterän, âlt Bädlerin. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 380.
Schulmeistermagen.
Ein Schulmeistermagen kann viel vertragen.
Bezieht sich auf die frühere Einrichtung des Reihentisches, infolge dessen der von Haus zu Haus wandernde Lehrer einmal oft wochenlang dieselbe Speise erhielt, dann auch genöthigt war, jede Küche zu verdauen.
Schulmeistern.
* Er will nichts als schulmastern. – Idiot. Austr., 118.
Er will alle Welt ohne Beruf belehren.
Schulmeisterstreich.
* Das ist ein Schulmeisterstreich.
Holl.: Dat is een schoolmeesters streek. (Harrebomée, II, 256b.)
Schulrecht.
1 Das erste Schulrecht soll man nicht berafflen. – Lehmann, II, 58, 18.
2 Dass erst schulrecht soll man niemand verachten. – Lehmann, 188, 17.
*3 Schulrecht thun. – Schottel, 1117a.
Zeugniss seiner Bildung geben.
*4 Sein Schulrecht ablegen.
Proben seiner Geschicklichkeit.
Schulsack.
1 En Schueloser (Schulsack) ist bald g'leert. – Sutermeister, 138.
2 Viele fressen wol einen Schulsack, aber nur wenige können ihn verdauen.
3 Was man im Schulsack nicht soll verlieren, muss man wohl repetiren.
*4 Den Schulsack fressen. – Murner, Schelm., 9.
Fleissig lernen. „Wiewol ich hab ein schulsack fressen, noch hab ich mein Latein vergessen.“ (Kloster, I, 838.)
*5 Der Schulsack ist gefressen, aber nicht verdaut.
Die Schüler gingen früher mit einem Sack zur Schule, wie ein Soldat seine Patrontasche oder seinen Schnappsack trägt.
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