Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 22 Mancher Schüler übertrifft den Meister. - Eiselein, 556; Simrock, 9269.

Auch die Türken, sagen: Der als tüchtiger Schüler sich gezeigt, wird im Werth den Meister übertreffen. (Vambery, Gesch. Bochara's, Stuttgart 1872, I, XVII.)

Holl.: Men vindt veel schoolkinderen geleerder dan hunne meesters. (Harrebomee, II, 257a.)

23 Meine Schüler können alles vom Blatte singen, was sie auswendig können, sagte der Schulmeister.

24 Schuler versudeln viel Bücher, ehe sie gelehrt werden. - Lehmann, 181, 20.

25 Viele Schüler übertreffen offt ihre Lehrmeister an Schalckheit. - Ritzius, S. 454.

26 Wer nie ein Schüler war, der wird kein guter Meister. - Petri, 739; Mathesy, 295a.

*27 Es sind fahrende Schüler.

Ritterlichkeit war die Lebenspulsader des Mittelalters und sie bildete auch das vorherrschende Element der Studentenwelt, in der sie sich nicht nur über die Dauer des Ritterthums und Mittelalters hinaus erhielt, sondern sich auch noch mit der altgermanischen Wanderlust und der Sucht nach Abenteuern verband. Diese waren es namentlich, welche die sogenannten fahrenden Schüler erzeugten, die sich von Schulen und Universitäten mit mehr oder weniger Wissen absonderten, um theils ein seltsames Wanderleben zu beginnen und nicht selten bis an das Ende ihres Lebens fortzusetzen, theils irgendwo sesshaft zu bleiben, durch sittenlose Aufführung die übelsten Beispiele zu geben und den verderblichsten Einfluss auszuüben. Die auf niedern Bildungs- und Gesittungsstufen Stehenden suchten im Vieltrinken und Raufen ihren Ruhm und ihre Freude. Viele von ihnen traten auch in allerlei Gestalten auf als Heilkünstler, Astrologen und Traumdeuter, als Schau- und Gaukelspieler, als Taschenspieler und Wunderthäter, als Magier höhern Ranges, als Musikanten und Sänger, als Klosterbrüder wie als Schalksnarren. Das Gewand, in dem sie staken, galt ihnen, gleich; immer deckte die Gugel (Kappe oder Kapuze, am Rock) den Schalkskopf. Die jüngern legten gern das Studentenkleid, die gereiftern den Professoren- oder Magistertalar an; allen aber war die Waffe, das Schwert, ein treuer und unzertrennlicher Begleiter. Ein solcher "fahrender Schüler", aber wol höherstehend als die übrigen fahrenden Nekromanten (Schwarzkünstler), ist auch der durch einen Kranz von Wundersagen berühmt gewordene Doctor Faust gewesen. (Vgl. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 3. Aufl., I, 88 fg.; ferner Monatshefte, XVII, 325; O. Dolch, Geschichte des deutschen Studententhums von der Gründung der deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen, Leipzig 1858; F. H. Meyer, Studentica, Leben und Sitten deutscher Studenten früherer Jahrhunderte, Leipzig 1857.)

*28 Zu solchen Schülern gehört solche Ruth. - Petri, II, 827.

Luther von den Bauern, als sie scharf gezüchtigt wurden.


Schülerlein.

1 Junge Schülerlein sind der Kirche Quell vnd Samen. - Petri, II, 845.

2 Schülerlin, jung Priesterlin. - Petri, II, 532.


Schulfieber.

* Er hat das Schulfieber.

Von Schülern, die krank sind, wenn sie in die Schule gehen sollen, also in Bezug auf Vorwände, die erhoben werden, um etwas Unangenehmes nicht zu thun.


Schulfreund.

Schulfreunde sind die besten.

Lat.: Scilicet ingeniis aliqua est concordia junctis. (Ovid.) (Binder I, 1593; II, 3039; Seybold, 541.)


Schulfuchs.

*1 Aus einem Schulfuchs gleich einen geheimen Rath machen wollen.

Frz.: Faire d'une Buse un epervier. (Kritzinger, 98b.)

*2 Den Schulfuchs spielen.

"Der Schulfuchs hofft mit dürren Gründen den Beifall alter Welt zu finden, allein er wird geprellt." (Hagedorn.)

Frz.: Faire le pedant. (Kritzinger, 521a.)

*3 Er ist ein Schulfuchs.

Mit dem Ausdruck Fuchs, Schulfuchs ist die deutsche Sprache, namentlich die Studentensprache, durch die Berufung des gelehrten Schulrectors zu Naumburg, Justus Ludwig Brissmann, zum Professor der griechischen Sprache an der Universität zu Jena (1574 oder 1582) beschenkt worden. Der neue Professor war ein etwas steifer und pedantischer Mann, der selbst im Sommer einen mit Fuchspelz verbrämten Mantel trug; und da er früher zu Hof, Naumburg und Zwickau als Schullehrer gewirkt hatte, so gaben ihm die losen Vögel unter den Studenten den Spottnamen Schulfuchs, der nachher auf jeden von der Schule kommenden neuen [Spaltenumbruch] Studenten überging, bis später der studentische Sprachgebrauch mit dem Schulfuchs den Schüler mit dem blossen Fuchs den angehenden Studenten, mit dem Brandfuchs (Brander) aber den Studenten bezeichnete, der bereits ein Semester den Cursus "durchschmaruzt" hat. Auf den niedersächsischen Universitäten wurden die Füchse ehemals auch Halbpfaffen genannt, wie die Studenten hier im allgemeinen Pfaffen hiessen. - Pistorius im Vorwort zum Teutsch-juristischen Sprichwörterschatz verweist, diesen Ausdruck betreffend, auf M. Haass in seinen geistlichen Reden, Kap. 9, S. 570. An der Bezeichnung Schulfuchs klebt das Pedantische. (Wurzbach, II, 319a.) Sicher ist dies aber nur eine passende Anwendung des vorhandenen Spitznamen. Richey (244) leitet denselben, und wol nicht ohne guten Grund, von dem dialektischen " Schulen" (s. d.) von der Redensart: He schulet als en Voss, ab, womit auch Schütze (VI, 79) übereinstimmt. Nach seiner Ansicht gab diese Redensart dem Pedanten, der argwöhnisch auf alle lauert, die seinen eingebildeten Vorzügen zu nahe kommen könnten, den Namen, und nicht die Schule, da ja auch alle übrigen Berufs- und Lebensarten ihre Pedanten haben, die in der Jugend nicht aus dem Loche gekommen sind, darum voll Eigenliebe und Hochmuth stecken, sodass sie alles, was nicht dem beschränkten Kreis ihrer Anschauungen entspricht, anfechten oder verachten. - Professor Heider leitet den Ausdruck in folgender Weise ab: "Es sei, sagt er, in Jena ein Professor Kaspar Arnurus, d. i. Lämmerschwanz oder Lämmerzagel, Lämmerzahl, von Ilmenau gewesen, ein guter und gelehrter Mann, der nicht so dumm war, als er aussah, aber sehr furchtsam, nach anderer Beschreibung ein frommer und gelehrter Mann, dabei aber ein blödes Thier, so immer sorgte, der Himmel möchte bersten und ihm auf die Platte fallen. Dieser hatte früher eine Reihe von Jahren in einer schola trivialis den Schulstaub geschwitzt (er war Rector und Conrector in Halle und Jena gewesen) und kam von ihr auf das Katheder zu Jena als Professor ethicae et logicae, trug einen Mantel mit Fuchspelz gefüttert, woher ihn die Studenten Schulfuchs (vulpecula scholastica) nannten. (Vgl. Bilder aus dem deutschen Studentenleben in Westermann's Monatsschrift, Nr. 100, S. 364.) Noch eine andere Erklärung ist die, welche Frisch (Deutsch-lateinisches Wörterbuch, 1741) gibt: Schulfuchs ist ein Spottwort, das die hoffärtigen Studenten von denen gebrauchen, die noch auf Schulen sind, oder erst davon herkommen, welche keine studentische Freiheit haben, sondern in ihr Schulloch als Füchse kriegen und im Verborgenen stecken. Die mussten den Studenten, wenn sie ankommen, zu saufen geben, davon der Fuchsthurm in Jena noch eine Spur ist." - "Alle diese Etymologien", sagt der Verfasser der oben erwähnten Bilder aus dem deutschen Studentenleben a. a. O., "sind unzureichend, es wird am sichersten sein, anzunehmen, dass >Fuchs< die Corruption eines alten romanischen Wortes >Frux< ist, dessen Sinn uns verloren ging."

Frz.: C'est un homme du pais latin. - Etre couvert de la poussiere de l'ecole. (Kritzinger, 378b u. 557b.) - Il sent le pedant de deux lieues a la rente. (Kritzinger, 520b.)

*4 Wie ein Schulfuchs aussehen.

Frz.: Avoir l'air du pedant. (Kritzinger, 17a.)


Schulfürst.

Ein Schulfürst muss ein Hektor seyn, ein Noah vnd Sybill fein; er muss stark vnd gedultig seyn vnd in die Schulkunst tragen ein. - Petri, II, 225.


Schulgeschwätz.

* Nichts als (albernes, leeres Kinder- oder) Schulgeschwätz.

Lat.: Cantilena ex scholis. (Faselius, 40.)


Schulgezänk.

* Es ist eitel Schulgezänk.


Schulhase.

Ein gelehrter Schulhas ist so geschickt zu Regimentssachen wie ein Schaf zur Sackpfeiff. - Lehmann, 570, 64.


Schulig.

Heir is't schulig, seggt de Foss, un sitt acht'rn Mädd'lhalm. (S. Schulen, Dialektisch, 1.) (Altmark.) - Danneil, 274.


Schulkunst.

Rechte Schulkunst ist so hoch, dass sie mit keinem Geld kan bezahlet werden. - Petri, II, 513.


Schullehrer.

Hat man neunundneunzig Schullehrer und Einen Pfarr'n, so hat man hundert Narr'n. (Rheinhessen.)


Schullehrerbrot.

Schollerbrod is enn suur Brod. (Rendsburg.)


[Spaltenumbruch] 22 Mancher Schüler übertrifft den Meister.Eiselein, 556; Simrock, 9269.

Auch die Türken, sagen: Der als tüchtiger Schüler sich gezeigt, wird im Werth den Meister übertreffen. (Vámbéry, Gesch. Bochara's, Stuttgart 1872, I, XVII.)

Holl.: Men vindt veel schoolkinderen geleerder dan hunne meesters. (Harrebomée, II, 257a.)

23 Meine Schüler können alles vom Blatte singen, was sie auswendig können, sagte der Schulmeister.

24 Schuler versudeln viel Bücher, ehe sie gelehrt werden.Lehmann, 181, 20.

25 Viele Schüler übertreffen offt ihre Lehrmeister an Schalckheit.Ritzius, S. 454.

26 Wer nie ein Schüler war, der wird kein guter Meister.Petri, 739; Mathesy, 295a.

*27 Es sind fahrende Schüler.

Ritterlichkeit war die Lebenspulsader des Mittelalters und sie bildete auch das vorherrschende Element der Studentenwelt, in der sie sich nicht nur über die Dauer des Ritterthums und Mittelalters hinaus erhielt, sondern sich auch noch mit der altgermanischen Wanderlust und der Sucht nach Abenteuern verband. Diese waren es namentlich, welche die sogenannten fahrenden Schüler erzeugten, die sich von Schulen und Universitäten mit mehr oder weniger Wissen absonderten, um theils ein seltsames Wanderleben zu beginnen und nicht selten bis an das Ende ihres Lebens fortzusetzen, theils irgendwo sesshaft zu bleiben, durch sittenlose Aufführung die übelsten Beispiele zu geben und den verderblichsten Einfluss auszuüben. Die auf niedern Bildungs- und Gesittungsstufen Stehenden suchten im Vieltrinken und Raufen ihren Ruhm und ihre Freude. Viele von ihnen traten auch in allerlei Gestalten auf als Heilkünstler, Astrologen und Traumdeuter, als Schau- und Gaukelspieler, als Taschenspieler und Wunderthäter, als Magier höhern Ranges, als Musikanten und Sänger, als Klosterbrüder wie als Schalksnarren. Das Gewand, in dem sie staken, galt ihnen, gleich; immer deckte die Gugel (Kappe oder Kapuze, am Rock) den Schalkskopf. Die jüngern legten gern das Studentenkleid, die gereiftern den Professoren- oder Magistertalar an; allen aber war die Waffe, das Schwert, ein treuer und unzertrennlicher Begleiter. Ein solcher „fahrender Schüler“, aber wol höherstehend als die übrigen fahrenden Nekromanten (Schwarzkünstler), ist auch der durch einen Kranz von Wundersagen berühmt gewordene Doctor Faust gewesen. (Vgl. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 3. Aufl., I, 88 fg.; ferner Monatshefte, XVII, 325; O. Dolch, Geschichte des deutschen Studententhums von der Gründung der deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen, Leipzig 1858; F. H. Meyer, Studentica, Leben und Sitten deutscher Studenten früherer Jahrhunderte, Leipzig 1857.)

*28 Zu solchen Schülern gehört solche Ruth.Petri, II, 827.

Luther von den Bauern, als sie scharf gezüchtigt wurden.


Schülerlein.

1 Junge Schülerlein sind der Kirche Quell vnd Samen.Petri, II, 845.

2 Schülerlin, jung Priesterlin.Petri, II, 532.


Schulfieber.

* Er hat das Schulfieber.

Von Schülern, die krank sind, wenn sie in die Schule gehen sollen, also in Bezug auf Vorwände, die erhoben werden, um etwas Unangenehmes nicht zu thun.


Schulfreund.

Schulfreunde sind die besten.

Lat.: Scilicet ingeniis aliqua est concordia junctis. (Ovid.) (Binder I, 1593; II, 3039; Seybold, 541.)


Schulfuchs.

*1 Aus einem Schulfuchs gleich einen geheimen Rath machen wollen.

Frz.: Faire d'une Buse un épervier. (Kritzinger, 98b.)

*2 Den Schulfuchs spielen.

„Der Schulfuchs hofft mit dürren Gründen den Beifall alter Welt zu finden, allein er wird geprellt.“ (Hagedorn.)

Frz.: Faire le pédant. (Kritzinger, 521a.)

*3 Er ist ein Schulfuchs.

Mit dem Ausdruck Fuchs, Schulfuchs ist die deutsche Sprache, namentlich die Studentensprache, durch die Berufung des gelehrten Schulrectors zu Naumburg, Justus Ludwig Brissmann, zum Professor der griechischen Sprache an der Universität zu Jena (1574 oder 1582) beschenkt worden. Der neue Professor war ein etwas steifer und pedantischer Mann, der selbst im Sommer einen mit Fuchspelz verbrämten Mantel trug; und da er früher zu Hof, Naumburg und Zwickau als Schullehrer gewirkt hatte, so gaben ihm die losen Vögel unter den Studenten den Spottnamen Schulfuchs, der nachher auf jeden von der Schule kommenden neuen [Spaltenumbruch] Studenten überging, bis später der studentische Sprachgebrauch mit dem Schulfuchs den Schüler mit dem blossen Fuchs den angehenden Studenten, mit dem Brandfuchs (Brander) aber den Studenten bezeichnete, der bereits ein Semester den Cursus „durchschmaruzt“ hat. Auf den niedersächsischen Universitäten wurden die Füchse ehemals auch Halbpfaffen genannt, wie die Studenten hier im allgemeinen Pfaffen hiessen. – Pistorius im Vorwort zum Teutsch-juristischen Sprichwörterschatz verweist, diesen Ausdruck betreffend, auf M. Haass in seinen geistlichen Reden, Kap. 9, S. 570. An der Bezeichnung Schulfuchs klebt das Pedantische. (Wurzbach, II, 319a.) Sicher ist dies aber nur eine passende Anwendung des vorhandenen Spitznamen. Richey (244) leitet denselben, und wol nicht ohne guten Grund, von dem dialektischen „ Schulen“ (s. d.) von der Redensart: He schulet als ên Voss, ab, womit auch Schütze (VI, 79) übereinstimmt. Nach seiner Ansicht gab diese Redensart dem Pedanten, der argwöhnisch auf alle lauert, die seinen eingebildeten Vorzügen zu nahe kommen könnten, den Namen, und nicht die Schule, da ja auch alle übrigen Berufs- und Lebensarten ihre Pedanten haben, die in der Jugend nicht aus dem Loche gekommen sind, darum voll Eigenliebe und Hochmuth stecken, sodass sie alles, was nicht dem beschränkten Kreis ihrer Anschauungen entspricht, anfechten oder verachten. – Professor Heider leitet den Ausdruck in folgender Weise ab: „Es sei, sagt er, in Jena ein Professor Kaspar Arnurus, d. i. Lämmerschwanz oder Lämmerzagel, Lämmerzahl, von Ilmenau gewesen, ein guter und gelehrter Mann, der nicht so dumm war, als er aussah, aber sehr furchtsam, nach anderer Beschreibung ein frommer und gelehrter Mann, dabei aber ein blödes Thier, so immer sorgte, der Himmel möchte bersten und ihm auf die Platte fallen. Dieser hatte früher eine Reihe von Jahren in einer schola trivialis den Schulstaub geschwitzt (er war Rector und Conrector in Halle und Jena gewesen) und kam von ihr auf das Katheder zu Jena als Professor ethicae et logicae, trug einen Mantel mit Fuchspelz gefüttert, woher ihn die Studenten Schulfuchs (vulpecula scholastica) nannten. (Vgl. Bilder aus dem deutschen Studentenleben in Westermann's Monatsschrift, Nr. 100, S. 364.) Noch eine andere Erklärung ist die, welche Frisch (Deutsch-lateinisches Wörterbuch, 1741) gibt: Schulfuchs ist ein Spottwort, das die hoffärtigen Studenten von denen gebrauchen, die noch auf Schulen sind, oder erst davon herkommen, welche keine studentische Freiheit haben, sondern in ihr Schulloch als Füchse kriegen und im Verborgenen stecken. Die mussten den Studenten, wenn sie ankommen, zu saufen geben, davon der Fuchsthurm in Jena noch eine Spur ist.“ – „Alle diese Etymologien“, sagt der Verfasser der oben erwähnten Bilder aus dem deutschen Studentenleben a. a. O., „sind unzureichend, es wird am sichersten sein, anzunehmen, dass ›Fuchs‹ die Corruption eines alten romanischen Wortes ›Frux‹ ist, dessen Sinn uns verloren ging.“

Frz.: C'est un homme du païs latin. – Être couvert de la poussiere de l'école. (Kritzinger, 378b u. 557b.) – Il sent le pédant de deux lieuës à la rente. (Kritzinger, 520b.)

*4 Wie ein Schulfuchs aussehen.

Frz.: Avoir l'air du pedant. (Kritzinger, 17a.)


Schulfürst.

Ein Schulfürst muss ein Hektor seyn, ein Noah vnd Sybill fein; er muss stark vnd gedultig seyn vnd in die Schulkunst tragen ein.Petri, II, 225.


Schulgeschwätz.

* Nichts als (albernes, leeres Kinder- oder) Schulgeschwätz.

Lat.: Cantilena ex scholis. (Faselius, 40.)


Schulgezänk.

* Es ist eitel Schulgezänk.


Schulhase.

Ein gelehrter Schulhas ist so geschickt zu Regimentssachen wie ein Schaf zur Sackpfeiff.Lehmann, 570, 64.


Schulig.

Hîr is't schulig, seggt de Foss, un sitt acht'rn Mädd'lhalm. (S. Schulen, Dialektisch, 1.) (Altmark.) – Danneil, 274.


Schulkunst.

Rechte Schulkunst ist so hoch, dass sie mit keinem Geld kan bezahlet werden.Petri, II, 513.


Schullehrer.

Hat man neunundneunzig Schullehrer und Einen Pfarr'n, so hat man hundert Narr'n. (Rheinhessen.)


Schullehrerbrot.

Schollêrbrod is enn suur Brod. (Rendsburg.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0197" n="[191]"/><cb n="381"/>
22 Mancher Schüler übertrifft den Meister.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 556; Simrock, 9269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch die Türken, sagen: Der als tüchtiger Schüler sich gezeigt, wird im Werth den Meister übertreffen. (<hi rendition="#i">Vámbéry, Gesch. Bochara's, Stuttgart 1872, I, XVII.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men vindt veel schoolkinderen geleerder dan hunne meesters. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 257<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Meine Schüler können alles vom Blatte singen, was sie auswendig können, sagte der Schulmeister.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Schuler versudeln viel Bücher, ehe sie gelehrt werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 181, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Viele Schüler übertreffen offt ihre Lehrmeister an Schalckheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ritzius, S. 454.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wer nie ein Schüler war, der wird kein guter Meister.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, 739; Mathesy, 295<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Es sind fahrende Schüler.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ritterlichkeit war die Lebenspulsader des Mittelalters und sie bildete auch das vorherrschende Element der Studentenwelt, in der sie sich nicht nur über die Dauer des Ritterthums und Mittelalters hinaus erhielt, sondern sich auch noch mit der altgermanischen Wanderlust und der Sucht nach Abenteuern verband. Diese waren es namentlich, welche die sogenannten fahrenden Schüler erzeugten, die sich von Schulen und Universitäten mit mehr oder weniger Wissen absonderten, um theils ein seltsames Wanderleben zu beginnen und nicht selten bis an das Ende ihres Lebens fortzusetzen, theils irgendwo sesshaft zu bleiben, durch sittenlose Aufführung die übelsten Beispiele zu geben und den verderblichsten Einfluss auszuüben. Die auf niedern Bildungs- und Gesittungsstufen Stehenden suchten im Vieltrinken und Raufen ihren Ruhm und ihre Freude. Viele von ihnen traten auch in allerlei Gestalten auf als Heilkünstler, Astrologen und Traumdeuter, als Schau- und Gaukelspieler, als Taschenspieler und Wunderthäter, als Magier höhern Ranges, als Musikanten und Sänger, als Klosterbrüder wie als Schalksnarren. Das Gewand, in dem sie staken, galt ihnen, gleich; immer deckte die Gugel (Kappe oder Kapuze, am Rock) den Schalkskopf. Die jüngern legten gern das Studentenkleid, die gereiftern den Professoren- oder Magistertalar an; allen aber war die Waffe, das Schwert, ein treuer und unzertrennlicher Begleiter. Ein solcher &#x201E;fahrender Schüler&#x201C;, aber wol höherstehend als die übrigen fahrenden Nekromanten (Schwarzkünstler), ist auch der durch einen Kranz von Wundersagen berühmt gewordene Doctor Faust gewesen. (Vgl. <hi rendition="#i">G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 3. Aufl., I, 88 fg.;</hi> ferner <hi rendition="#i">Monatshefte, XVII, 325; O. Dolch, Geschichte des deutschen Studententhums von der Gründung der deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen, Leipzig 1858; F. H. Meyer, Studentica, Leben und Sitten deutscher Studenten früherer Jahrhunderte, Leipzig 1857.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Zu solchen Schülern gehört solche Ruth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 827.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Luther von den Bauern, als sie scharf gezüchtigt wurden.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schülerlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Junge Schülerlein sind der Kirche Quell vnd Samen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 845.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Schülerlin, jung Priesterlin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 532.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulfieber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat das Schulfieber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Schülern, die krank sind, wenn sie in die Schule gehen sollen, also in Bezug auf Vorwände, die erhoben werden, um etwas Unangenehmes nicht zu thun.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulfreund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Schulfreunde sind die besten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Scilicet ingeniis aliqua est concordia junctis. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1593; II, 3039; Seybold, 541.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulfuchs.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Aus einem Schulfuchs gleich einen geheimen Rath machen wollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire d'une Buse un épervier. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 98<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Den Schulfuchs spielen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Schulfuchs hofft mit dürren Gründen den Beifall alter Welt zu finden, allein er wird geprellt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Hagedorn.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire le pédant. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 521<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er ist ein Schulfuchs.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit dem Ausdruck Fuchs, Schulfuchs ist die deutsche Sprache, namentlich die Studentensprache, durch die Berufung des gelehrten Schulrectors zu Naumburg, Justus Ludwig Brissmann, zum Professor der griechischen Sprache an der Universität zu Jena (1574 oder 1582) beschenkt worden. Der neue Professor war ein etwas steifer und pedantischer Mann, der selbst im Sommer einen mit Fuchspelz verbrämten Mantel trug; und da er früher zu Hof, Naumburg und Zwickau als Schullehrer gewirkt hatte, so gaben ihm die losen Vögel unter den Studenten den Spottnamen Schulfuchs, der nachher auf jeden von der Schule kommenden neuen <cb n="382"/>
Studenten überging, bis später der studentische Sprachgebrauch mit dem Schulfuchs den Schüler mit dem blossen Fuchs den angehenden Studenten, mit dem Brandfuchs (Brander) aber den Studenten bezeichnete, der bereits ein Semester den Cursus &#x201E;durchschmaruzt&#x201C; hat. Auf den niedersächsischen Universitäten wurden die Füchse ehemals auch Halbpfaffen genannt, wie die Studenten hier im allgemeinen Pfaffen hiessen. &#x2013; <hi rendition="#i">Pistorius</hi> im Vorwort zum <hi rendition="#i">Teutsch-juristischen Sprichwörterschatz</hi> verweist, diesen Ausdruck betreffend, auf <hi rendition="#i">M. Haass</hi> in seinen geistlichen Reden, Kap. 9, S. 570. An der Bezeichnung Schulfuchs klebt das Pedantische. (<hi rendition="#i">Wurzbach, II, 319<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Sicher ist dies aber nur eine passende Anwendung des vorhandenen Spitznamen. <hi rendition="#i">Richey (244)</hi> leitet denselben, und wol nicht ohne guten Grund, von dem dialektischen &#x201E; Schulen&#x201C; (s. d.) von der Redensart: He schulet als ên Voss, ab, womit auch <hi rendition="#i">Schütze (VI, 79)</hi> übereinstimmt. Nach seiner Ansicht gab diese Redensart dem Pedanten, der argwöhnisch auf alle lauert, die seinen eingebildeten Vorzügen zu nahe kommen könnten, den Namen, und nicht die Schule, da ja auch alle übrigen Berufs- und Lebensarten ihre Pedanten haben, die in der Jugend nicht aus dem Loche gekommen sind, darum voll Eigenliebe und Hochmuth stecken, sodass sie alles, was nicht dem beschränkten Kreis ihrer Anschauungen entspricht, anfechten oder verachten. &#x2013; Professor <hi rendition="#i">Heider</hi> leitet den Ausdruck in folgender Weise ab: &#x201E;Es sei, sagt er, in Jena ein Professor Kaspar Arnurus, d. i. Lämmerschwanz oder Lämmerzagel, Lämmerzahl, von Ilmenau gewesen, ein guter und gelehrter Mann, der nicht so dumm war, als er aussah, aber sehr furchtsam, nach anderer Beschreibung ein frommer und gelehrter Mann, dabei aber ein blödes Thier, so immer sorgte, der Himmel möchte bersten und ihm auf die Platte fallen. Dieser hatte früher eine Reihe von Jahren in einer schola trivialis den Schulstaub geschwitzt (er war Rector und Conrector in Halle und Jena gewesen) und kam von ihr auf das Katheder zu Jena als Professor ethicae et logicae, trug einen Mantel mit Fuchspelz gefüttert, woher ihn die Studenten Schulfuchs (vulpecula scholastica) nannten. (Vgl. <hi rendition="#i">Bilder aus dem deutschen Studentenleben in Westermann's Monatsschrift, Nr. 100, S. 364.</hi>) Noch eine andere Erklärung ist die, welche <hi rendition="#i">Frisch</hi> (<hi rendition="#i">Deutsch-lateinisches Wörterbuch, 1741</hi>) gibt: Schulfuchs ist ein Spottwort, das die hoffärtigen Studenten von denen gebrauchen, die noch auf Schulen sind, oder erst davon herkommen, welche keine studentische Freiheit haben, sondern in ihr Schulloch als Füchse kriegen und im Verborgenen stecken. Die mussten den Studenten, wenn sie ankommen, zu saufen geben, davon der Fuchsthurm in Jena noch eine Spur ist.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Alle diese Etymologien&#x201C;, sagt der Verfasser der oben erwähnten <hi rendition="#i">Bilder aus dem deutschen Studentenleben</hi> a. a. O., &#x201E;sind unzureichend, es wird am sichersten sein, anzunehmen, dass &#x203A;Fuchs&#x2039; die Corruption eines alten romanischen Wortes &#x203A;Frux&#x2039; ist, dessen Sinn uns verloren ging.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un homme du païs latin. &#x2013; Être couvert de la poussiere de l'école. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 378<hi rendition="#sup">b</hi> u. 557<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x2013; Il sent le pédant de deux lieuës à la rente. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 520<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Wie ein Schulfuchs aussehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Avoir l'air du pedant. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 17<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulfürst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Schulfürst muss ein Hektor seyn, ein Noah vnd Sybill fein; er muss stark vnd gedultig seyn vnd in die Schulkunst tragen ein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 225.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulgeschwätz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Nichts als (albernes, leeres Kinder- oder) Schulgeschwätz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantilena ex scholis. (<hi rendition="#i">Faselius, 40.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulgezänk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist eitel Schulgezänk.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulhase.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein gelehrter Schulhas ist so geschickt zu Regimentssachen wie ein Schaf zur Sackpfeiff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 570, 64.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hîr is't schulig, seggt de Foss, un sitt acht'rn Mädd'lhalm.</hi> (S.  Schulen, Dialektisch, 1.) (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 274.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schulkunst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Rechte Schulkunst ist so hoch, dass sie mit keinem Geld kan bezahlet werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 513.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schullehrer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hat man neunundneunzig Schullehrer und Einen Pfarr'n, so hat man hundert Narr'n.</hi> (<hi rendition="#i">Rheinhessen.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schullehrerbrot.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schollêrbrod is enn suur Brod.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[191]/0197] 22 Mancher Schüler übertrifft den Meister. – Eiselein, 556; Simrock, 9269. Auch die Türken, sagen: Der als tüchtiger Schüler sich gezeigt, wird im Werth den Meister übertreffen. (Vámbéry, Gesch. Bochara's, Stuttgart 1872, I, XVII.) Holl.: Men vindt veel schoolkinderen geleerder dan hunne meesters. (Harrebomée, II, 257a.) 23 Meine Schüler können alles vom Blatte singen, was sie auswendig können, sagte der Schulmeister. 24 Schuler versudeln viel Bücher, ehe sie gelehrt werden. – Lehmann, 181, 20. 25 Viele Schüler übertreffen offt ihre Lehrmeister an Schalckheit. – Ritzius, S. 454. 26 Wer nie ein Schüler war, der wird kein guter Meister. – Petri, 739; Mathesy, 295a. *27 Es sind fahrende Schüler. Ritterlichkeit war die Lebenspulsader des Mittelalters und sie bildete auch das vorherrschende Element der Studentenwelt, in der sie sich nicht nur über die Dauer des Ritterthums und Mittelalters hinaus erhielt, sondern sich auch noch mit der altgermanischen Wanderlust und der Sucht nach Abenteuern verband. Diese waren es namentlich, welche die sogenannten fahrenden Schüler erzeugten, die sich von Schulen und Universitäten mit mehr oder weniger Wissen absonderten, um theils ein seltsames Wanderleben zu beginnen und nicht selten bis an das Ende ihres Lebens fortzusetzen, theils irgendwo sesshaft zu bleiben, durch sittenlose Aufführung die übelsten Beispiele zu geben und den verderblichsten Einfluss auszuüben. Die auf niedern Bildungs- und Gesittungsstufen Stehenden suchten im Vieltrinken und Raufen ihren Ruhm und ihre Freude. Viele von ihnen traten auch in allerlei Gestalten auf als Heilkünstler, Astrologen und Traumdeuter, als Schau- und Gaukelspieler, als Taschenspieler und Wunderthäter, als Magier höhern Ranges, als Musikanten und Sänger, als Klosterbrüder wie als Schalksnarren. Das Gewand, in dem sie staken, galt ihnen, gleich; immer deckte die Gugel (Kappe oder Kapuze, am Rock) den Schalkskopf. Die jüngern legten gern das Studentenkleid, die gereiftern den Professoren- oder Magistertalar an; allen aber war die Waffe, das Schwert, ein treuer und unzertrennlicher Begleiter. Ein solcher „fahrender Schüler“, aber wol höherstehend als die übrigen fahrenden Nekromanten (Schwarzkünstler), ist auch der durch einen Kranz von Wundersagen berühmt gewordene Doctor Faust gewesen. (Vgl. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 3. Aufl., I, 88 fg.; ferner Monatshefte, XVII, 325; O. Dolch, Geschichte des deutschen Studententhums von der Gründung der deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen, Leipzig 1858; F. H. Meyer, Studentica, Leben und Sitten deutscher Studenten früherer Jahrhunderte, Leipzig 1857.) *28 Zu solchen Schülern gehört solche Ruth. – Petri, II, 827. Luther von den Bauern, als sie scharf gezüchtigt wurden. Schülerlein. 1 Junge Schülerlein sind der Kirche Quell vnd Samen. – Petri, II, 845. 2 Schülerlin, jung Priesterlin. – Petri, II, 532. Schulfieber. * Er hat das Schulfieber. Von Schülern, die krank sind, wenn sie in die Schule gehen sollen, also in Bezug auf Vorwände, die erhoben werden, um etwas Unangenehmes nicht zu thun. Schulfreund. Schulfreunde sind die besten. Lat.: Scilicet ingeniis aliqua est concordia junctis. (Ovid.) (Binder I, 1593; II, 3039; Seybold, 541.) Schulfuchs. *1 Aus einem Schulfuchs gleich einen geheimen Rath machen wollen. Frz.: Faire d'une Buse un épervier. (Kritzinger, 98b.) *2 Den Schulfuchs spielen. „Der Schulfuchs hofft mit dürren Gründen den Beifall alter Welt zu finden, allein er wird geprellt.“ (Hagedorn.) Frz.: Faire le pédant. (Kritzinger, 521a.) *3 Er ist ein Schulfuchs. Mit dem Ausdruck Fuchs, Schulfuchs ist die deutsche Sprache, namentlich die Studentensprache, durch die Berufung des gelehrten Schulrectors zu Naumburg, Justus Ludwig Brissmann, zum Professor der griechischen Sprache an der Universität zu Jena (1574 oder 1582) beschenkt worden. Der neue Professor war ein etwas steifer und pedantischer Mann, der selbst im Sommer einen mit Fuchspelz verbrämten Mantel trug; und da er früher zu Hof, Naumburg und Zwickau als Schullehrer gewirkt hatte, so gaben ihm die losen Vögel unter den Studenten den Spottnamen Schulfuchs, der nachher auf jeden von der Schule kommenden neuen Studenten überging, bis später der studentische Sprachgebrauch mit dem Schulfuchs den Schüler mit dem blossen Fuchs den angehenden Studenten, mit dem Brandfuchs (Brander) aber den Studenten bezeichnete, der bereits ein Semester den Cursus „durchschmaruzt“ hat. Auf den niedersächsischen Universitäten wurden die Füchse ehemals auch Halbpfaffen genannt, wie die Studenten hier im allgemeinen Pfaffen hiessen. – Pistorius im Vorwort zum Teutsch-juristischen Sprichwörterschatz verweist, diesen Ausdruck betreffend, auf M. Haass in seinen geistlichen Reden, Kap. 9, S. 570. An der Bezeichnung Schulfuchs klebt das Pedantische. (Wurzbach, II, 319a.) Sicher ist dies aber nur eine passende Anwendung des vorhandenen Spitznamen. Richey (244) leitet denselben, und wol nicht ohne guten Grund, von dem dialektischen „ Schulen“ (s. d.) von der Redensart: He schulet als ên Voss, ab, womit auch Schütze (VI, 79) übereinstimmt. Nach seiner Ansicht gab diese Redensart dem Pedanten, der argwöhnisch auf alle lauert, die seinen eingebildeten Vorzügen zu nahe kommen könnten, den Namen, und nicht die Schule, da ja auch alle übrigen Berufs- und Lebensarten ihre Pedanten haben, die in der Jugend nicht aus dem Loche gekommen sind, darum voll Eigenliebe und Hochmuth stecken, sodass sie alles, was nicht dem beschränkten Kreis ihrer Anschauungen entspricht, anfechten oder verachten. – Professor Heider leitet den Ausdruck in folgender Weise ab: „Es sei, sagt er, in Jena ein Professor Kaspar Arnurus, d. i. Lämmerschwanz oder Lämmerzagel, Lämmerzahl, von Ilmenau gewesen, ein guter und gelehrter Mann, der nicht so dumm war, als er aussah, aber sehr furchtsam, nach anderer Beschreibung ein frommer und gelehrter Mann, dabei aber ein blödes Thier, so immer sorgte, der Himmel möchte bersten und ihm auf die Platte fallen. Dieser hatte früher eine Reihe von Jahren in einer schola trivialis den Schulstaub geschwitzt (er war Rector und Conrector in Halle und Jena gewesen) und kam von ihr auf das Katheder zu Jena als Professor ethicae et logicae, trug einen Mantel mit Fuchspelz gefüttert, woher ihn die Studenten Schulfuchs (vulpecula scholastica) nannten. (Vgl. Bilder aus dem deutschen Studentenleben in Westermann's Monatsschrift, Nr. 100, S. 364.) Noch eine andere Erklärung ist die, welche Frisch (Deutsch-lateinisches Wörterbuch, 1741) gibt: Schulfuchs ist ein Spottwort, das die hoffärtigen Studenten von denen gebrauchen, die noch auf Schulen sind, oder erst davon herkommen, welche keine studentische Freiheit haben, sondern in ihr Schulloch als Füchse kriegen und im Verborgenen stecken. Die mussten den Studenten, wenn sie ankommen, zu saufen geben, davon der Fuchsthurm in Jena noch eine Spur ist.“ – „Alle diese Etymologien“, sagt der Verfasser der oben erwähnten Bilder aus dem deutschen Studentenleben a. a. O., „sind unzureichend, es wird am sichersten sein, anzunehmen, dass ›Fuchs‹ die Corruption eines alten romanischen Wortes ›Frux‹ ist, dessen Sinn uns verloren ging.“ Frz.: C'est un homme du païs latin. – Être couvert de la poussiere de l'école. (Kritzinger, 378b u. 557b.) – Il sent le pédant de deux lieuës à la rente. (Kritzinger, 520b.) *4 Wie ein Schulfuchs aussehen. Frz.: Avoir l'air du pedant. (Kritzinger, 17a.) Schulfürst. Ein Schulfürst muss ein Hektor seyn, ein Noah vnd Sybill fein; er muss stark vnd gedultig seyn vnd in die Schulkunst tragen ein. – Petri, II, 225. Schulgeschwätz. * Nichts als (albernes, leeres Kinder- oder) Schulgeschwätz. Lat.: Cantilena ex scholis. (Faselius, 40.) Schulgezänk. * Es ist eitel Schulgezänk. Schulhase. Ein gelehrter Schulhas ist so geschickt zu Regimentssachen wie ein Schaf zur Sackpfeiff. – Lehmann, 570, 64. Schulig. Hîr is't schulig, seggt de Foss, un sitt acht'rn Mädd'lhalm. (S. Schulen, Dialektisch, 1.) (Altmark.) – Danneil, 274. Schulkunst. Rechte Schulkunst ist so hoch, dass sie mit keinem Geld kan bezahlet werden. – Petri, II, 513. Schullehrer. Hat man neunundneunzig Schullehrer und Einen Pfarr'n, so hat man hundert Narr'n. (Rheinhessen.) Schullehrerbrot. Schollêrbrod is enn suur Brod. (Rendsburg.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/197
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [191]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/197>, abgerufen am 30.12.2024.