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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] wieder; will er hie, so will sie hott: es ist ein Leben, erbarm dich Gott. - Chaos, 653.

Gemälde unfriedlicher, unglücklicher Ehe, wie es Abraham a Sancta Clara in seinem Judas der Erzschelm entwirft.

28 Zu sauer und zu süss verderben das Gemüs.

Dän.: For södt gir sliim, for suurt gir kneb. (Prov. dan., 173.)

*29 A sieht mächtig sauer. - Gomolcke, 1152.

"Sawersehen." (Mathesy, 123b.)

*30 Das gehet jhm sawer vnter Augen. - Irenaeus, Spiegel.

*31 Dat es so saur at et geärd1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 170, 161.

1) Ueber die starke Form geären und die schwache geiren für gähren vgl. die sprachlichen Bemerkungen von Woeste bei Frommann (V, 170, 161).

*32 Dat es so saur at et krit1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 163, 161.

1) Von kreiten = schreien, also schreiend sauer. (Vgl. darüber das Nähere Woeste bei Frommann, V, 170, 161.)

*33 Einem es sawr vnd süsse machen. - Mathesius, Postilla, XXIa.

*34 Einem sawr einschenken. - Nigrinus, Inquisition, 658.

*35 Er hat sich's sauer werden lassen.

*36 Er ist mit Sauer und Süss vertraut. - Eiselein, 541.

*37 Er ist weder sauer noch süss.

Ein Gaukelmann.

*38 Er lässt es sich sauer werden, seinen Zweck zu erreichen.

Frz.: Il y va de cul et de tete comme une corneille qui abat des noix. (Lendroy, 500.)

Lat.: Ungues arrodere. (Horaz.) (Philippi, II, 233.)

*39 Er muss sich's sauer werden lassen.

Er muss sich kümmerlich ernähren.

Frz.: Tirer le diable par la queue. (Lendroy, 1270.)

*40 Es ist (war) alles sauer, bis auf den Essig, wie bei Schulze's Gastmahl.

Wenn alles schlecht ist.

*41 Es sol jm sawr werden, er muss so viel dran setzen als ich. - Franck, II, 80b.

*42 Es sol jm sawr werden, wil er mich schlagen. (S. Mann 1823.) - Franck, II, 51a.

*43 Hi as so süür üüs an Paan fol Müüsen. (Amrum.) - Haupt, VIII, 357, 97.

So sauer wie eine Pfanne voll Mäuse.

*44 Ich will Sauer heissen Süss. - Liedersaal.

*45 Mir wirdt es sawrer, denn S. Christoff. - Mathesius, Postilla, LXXVb.

*46 Sie sind sauer, ich mag sie nicht. - Luther's Ms., S. 9.

*47 So suer as 'n Wrang'. (Pommern.)

So sauer wie 'ne Wrange. Wrange von wringen = ringen, winden, drehen, krümmen. Wrange sonst auch = Kurbel, Handgriff zum Drehen eines grossen Rades z. B. an einer Drehrolle. Sich wrangen, sich wrangeln = miteinander ringen; "sich wringen" dagegen = sich krümmen, sich winden z. B.: He wringt sich als ein Wurm.

*48 Solt ich sawr werden, eh ich in den Essigkrug komme? - Petri, III, 11; Henisch, 951, 2.

Die Spalte 951 folgt bei Henisch dreimal nacheinander.


Sauerampfer.

* Si ist a Saurampala. (S. Muderkopf.) - Sutermeister, 77.


Sauerampfergesicht.

* Ein Sauerampfergesicht machen. - Chaos, 414.


Sauerbrunnen.

* Den Sauerbrunnen trinken müssen. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18 und Salat 23.)

So nannten die Diebe früher den Galgen. Mit Bezug auf die Leiter erhielt er von den französischen die Bezeichnung: L'abbaye de Monte-a- Regret.


Saueres.

1 Auf Sauer folgt Süss.

Mhd.: Na suere comt tsuete. (Antw. Liederbuch, 181, 6, 3.)

2 Auffs sawr schmeckt das süsse nicht. - Petri, II, 26.

3 Das saure macht mich essen, sagte der Wolff, frass einen Esel auss einem Nessel Busch. - Latendorf II, 8.

[Spaltenumbruch] 4 Etwas Saueres ist gesund.

Böhm.: I spatny kvas lepsi nez dobra voda. - Kyselo (kvasna polevka) brichu (neb zubum) neublizi. (Celakovsky, 298.)

5 Nach dem sawren schmeckt das süsse am besten. - Henisch, 328, 54; Petri, II, 485.

Dän.: Efter suurt smager det söde best. (Prov. dan., 513.)

Lat.: Dulcior est post pericula fructus.

6 Wer das Sauere nicht will schmecken, kriegt Süsses nicht zu lecken.

It.: Non ha il dolce a caro chi probato non ha l' amaro. (Gaal, 1489.)

Lat.: Dulcia non meruit qui non gustavit avara. (Gaal, 1489.)

7 Wer das Sawr nie gekostet hat, dem schmeckt das süsse auch nicht. - Petri, II, 689; Parömiakon, 2357.

"Niemand weiss recht, wie das Süsse schmecket, der nicht vormahls hat Sawr gekostet." (Pauli, Postilla, I, 559a.)

Holl.: Na het zure is het zoet te zoeter. (Harrebomee, II, 513b.)

8 Wer den andern Saueres essen sieht, dem stumpfen die Zähne. - Simrock, 11965.

9 Wer Saueres genossen, dem schmeckt das Süsse desto besser.

10 Wer Sawres nie gekostet hat, der weiss nicht, wie es schmeckt. - Petri, II, 738.


Sauergurkenzeit.

* Es ist jetzt Sauergurkenzeit.

So heisst in grössern Städten die alljährlich in den letzten Tagen des Juni beginnende Zeit der Geschäftsstille, in Bezug auf das gesellschaftliche Leben auch "todte Saison", die, wie so manche in Meyerbeer's Opern als langweilig gescholtene Stellte nur dazu bestimmt zu sein scheint, um später folgende bedeutendere Momente nachdrücklicher hervorzuheben und die Nervensysteme der Genussmenschen, der Amtskreise und Stubengefangenen wohlthätig anzuregen!


Sauerkohl.

1 Jeder hat meistens Sauerkohl genug zu Hause.

Altfries.: Ark heed miisttid Lüürkuald nog it huüs. (Hansen, 10.)

2 Sauerkohl und Speck hilft dem Bauer durch den Dreck. (Göttingen.)

*3 Sie hat (heute) Sauerkohl gegessen.

Holl.: Dat is jufvrouw Zuurkool. (Harrebomee, II, 513b.)


Sauerkopf.

Ein Melancholischer Sawr- vnd Trawrkopff, er lacht nicht, es gehe denn ein Dorff vnder. - Dietrich, I, 763.


Sauerkraut.

1 Dem Sauerkraute bleib' ich treu, sagte Michel.

2 Ein Gericht Sauerkraut ist gut vors kalte Fieber.

"Drei Schüsseln warmes Sauerkraut sind wider kalte Fieber, sobald der Magen es verdaut, so ist die Qual vorüber." (Witzfunken, IVb, 141.)

3 Komm zu einer Schüssel Sauerkraut; die Sau ist hindurchgelaufen und hat die Pfoten darin stecken lassen.

Damit ladet man in einigen Gegenden auf dem Lande Freunde und Bekannte zu einem Gastmahl ein.

4 Sauerkraut füllt die Haut. - Klix, 84.

5 Wenn's nicht geht ans Sauerkraut, ist Deutschlands Ruhe nicht bedraut.

*6 Er hat deutsches Sauerkraut gegessen.

Die Deutschen Nordamerikas, um zu sagen, er ist mit den deutschen Verhältnissen vertraut, er weiss etwas zu leisten. Er steckt noch tief im deutschen Sauerkraut, um zu sagen, er kann sich von seinen alten deutschen Gewohnheiten, von seiner deutschen Arbeits-, Lebens- und gesammten Anschauungsweise nicht frei machen.

*7 Ich hab' noch kein Sauerkraut gessen. (Oberösterreich.)

So sagt, wer nach den herkömmlichen Anstandsbegriffen am Namenstage eines andern zu spät glückwünscht.


Sauerkrautbrühe.

Sauerkrautbrühe und Darmreisser trinken.

Von sauerm Wein. Grimmelshausen (Vogelnest, I): "So ein saurer Darmreisser und Sauerkraut-Brühe zehen Tranck."


Sauerlump.

Sauerlump1 macht die Beine krumb.

1) Mundartliche Bezeichnung des gemeinen Sauerampfers (Rumex acetosa L.) in Schlesien.


[Spaltenumbruch] wieder; will er hie, so will sie hott: es ist ein Leben, erbarm dich Gott.Chaos, 653.

Gemälde unfriedlicher, unglücklicher Ehe, wie es Abraham a Sancta Clara in seinem Judas der Erzschelm entwirft.

28 Zu sauer und zu süss verderben das Gemüs.

Dän.: For sødt gir sliim, for suurt gir kneb. (Prov. dan., 173.)

*29 A sieht mächtig sauer.Gomolcke, 1152.

„Sawersehen.“ (Mathesy, 123b.)

*30 Das gehet jhm sawer vnter Augen.Irenaeus, Spiegel.

*31 Dat es so sûr at et géärd1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 170, 161.

1) Ueber die starke Form géären und die schwache géiren für gähren vgl. die sprachlichen Bemerkungen von Woeste bei Frommann (V, 170, 161).

*32 Dat es so sûr at et krit1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 161.

1) Von krîten = schreien, also schreiend sauer. (Vgl. darüber das Nähere Woeste bei Frommann, V, 170, 161.)

*33 Einem es sawr vnd süsse machen.Mathesius, Postilla, XXIa.

*34 Einem sawr einschenken.Nigrinus, Inquisition, 658.

*35 Er hat sich's sauer werden lassen.

*36 Er ist mit Sauer und Süss vertraut.Eiselein, 541.

*37 Er ist weder sauer noch süss.

Ein Gaukelmann.

*38 Er lässt es sich sauer werden, seinen Zweck zu erreichen.

Frz.: Il y va de cul et de tête comme une corneille qui abat des noix. (Lendroy, 500.)

Lat.: Ungues arrodere. (Horaz.) (Philippi, II, 233.)

*39 Er muss sich's sauer werden lassen.

Er muss sich kümmerlich ernähren.

Frz.: Tirer le diable par la queue. (Lendroy, 1270.)

*40 Es ist (war) alles sauer, bis auf den Essig, wie bei Schulze's Gastmahl.

Wenn alles schlecht ist.

*41 Es sol jm sawr werden, er muss so viel dran setzen als ich.Franck, II, 80b.

*42 Es sol jm sawr werden, wil er mich schlagen. (S. Mann 1823.) – Franck, II, 51a.

*43 Hi as so süür üüs an Paan fol Müüsen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.

So sauer wie eine Pfanne voll Mäuse.

*44 Ich will Sauer heissen Süss.Liedersaal.

*45 Mir wirdt es sawrer, denn S. Christoff.Mathesius, Postilla, LXXVb.

*46 Sie sind sauer, ich mag sie nicht.Luther's Ms., S. 9.

*47 So suër as 'n Wrang'. (Pommern.)

So sauer wie 'ne Wrange. Wrange von wringen = ringen, winden, drehen, krümmen. Wrange sonst auch = Kurbel, Handgriff zum Drehen eines grossen Rades z. B. an einer Drehrolle. Sich wrangen, sich wrangeln = miteinander ringen; „sich wringen“ dagegen = sich krümmen, sich winden z. B.: He wringt sich als ein Wurm.

*48 Solt ich sawr werden, eh ich in den Essigkrug komme?Petri, III, 11; Henisch, 951, 2.

Die Spalte 951 folgt bei Henisch dreimal nacheinander.


Sauerampfer.

* Si ist a Sûrampala. (S. Muderkopf.) – Sutermeister, 77.


Sauerampfergesicht.

* Ein Sauerampfergesicht machen.Chaos, 414.


Sauerbrunnen.

* Den Sauerbrunnen trinken müssen. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18 und Salat 23.)

So nannten die Diebe früher den Galgen. Mit Bezug auf die Leiter erhielt er von den französischen die Bezeichnung: L'abbaye de Monte-à- Regret.


Saueres.

1 Auf Sauer folgt Süss.

Mhd.: Na suere comt tsuete. (Antw. Liederbuch, 181, 6, 3.)

2 Auffs sawr schmeckt das süsse nicht.Petri, II, 26.

3 Das saure macht mich essen, sagte der Wolff, frass einen Esel auss einem Nessel Busch.Latendorf II, 8.

[Spaltenumbruch] 4 Etwas Saueres ist gesund.

Böhm.: I špatný kvas lepší než dobrá voda. – Kyselo (kvasná polévka) břichu (neb zubům) neublíží. (Čelakovsky, 298.)

5 Nach dem sawren schmeckt das süsse am besten.Henisch, 328, 54; Petri, II, 485.

Dän.: Efter suurt smager det søde best. (Prov. dan., 513.)

Lat.: Dulcior est post pericula fructus.

6 Wer das Sauere nicht will schmecken, kriegt Süsses nicht zu lecken.

It.: Non ha il dolce a caro chi probato non ha l' amaro. (Gaal, 1489.)

Lat.: Dulcia non meruit qui non gustavit avara. (Gaal, 1489.)

7 Wer das Sawr nie gekostet hat, dem schmeckt das süsse auch nicht.Petri, II, 689; Parömiakon, 2357.

„Niemand weiss recht, wie das Süsse schmecket, der nicht vormahls hat Sawr gekostet.“ (Pauli, Postilla, I, 559a.)

Holl.: Na het zure is het zoet te zoeter. (Harrebomée, II, 513b.)

8 Wer den andern Saueres essen sieht, dem stumpfen die Zähne.Simrock, 11965.

9 Wer Saueres genossen, dem schmeckt das Süsse desto besser.

10 Wer Sawres nie gekostet hat, der weiss nicht, wie es schmeckt.Petri, II, 738.


Sauergurkenzeit.

* Es ist jetzt Sauergurkenzeit.

So heisst in grössern Städten die alljährlich in den letzten Tagen des Juni beginnende Zeit der Geschäftsstille, in Bezug auf das gesellschaftliche Leben auch „todte Saison“, die, wie so manche in Meyerbeer's Opern als langweilig gescholtene Stellte nur dazu bestimmt zu sein scheint, um später folgende bedeutendere Momente nachdrücklicher hervorzuheben und die Nervensysteme der Genussmenschen, der Amtskreise und Stubengefangenen wohlthätig anzuregen!


Sauerkohl.

1 Jeder hat meistens Sauerkohl genug zu Hause.

Altfries.: Ark heed miisttid Lüürkuald nog it huüs. (Hansen, 10.)

2 Sauerkohl und Speck hilft dem Bauer durch den Dreck. (Göttingen.)

*3 Sie hat (heute) Sauerkohl gegessen.

Holl.: Dat is jufvrouw Zuurkool. (Harrebomée, II, 513b.)


Sauerkopf.

Ein Melancholischer Sawr- vnd Trawrkopff, er lacht nicht, es gehe denn ein Dorff vnder.Dietrich, I, 763.


Sauerkraut.

1 Dem Sauerkraute bleib' ich treu, sagte Michel.

2 Ein Gericht Sauerkraut ist gut vors kalte Fieber.

„Drei Schüsseln warmes Sauerkraut sind wider kalte Fieber, sobald der Magen es verdaut, so ist die Qual vorüber.“ (Witzfunken, IVb, 141.)

3 Komm zu einer Schüssel Sauerkraut; die Sau ist hindurchgelaufen und hat die Pfoten darin stecken lassen.

Damit ladet man in einigen Gegenden auf dem Lande Freunde und Bekannte zu einem Gastmahl ein.

4 Sauerkraut füllt die Haut.Klix, 84.

5 Wenn's nicht geht ans Sauerkraut, ist Deutschlands Ruhe nicht bedraut.

*6 Er hat deutsches Sauerkraut gegessen.

Die Deutschen Nordamerikas, um zu sagen, er ist mit den deutschen Verhältnissen vertraut, er weiss etwas zu leisten. Er steckt noch tief im deutschen Sauerkraut, um zu sagen, er kann sich von seinen alten deutschen Gewohnheiten, von seiner deutschen Arbeits-, Lebens- und gesammten Anschauungsweise nicht frei machen.

*7 Ich hab' noch kein Sauerkraut gessen. (Oberösterreich.)

So sagt, wer nach den herkömmlichen Anstandsbegriffen am Namenstage eines andern zu spät glückwünscht.


Sauerkrautbrühe.

Sauerkrautbrühe und Darmreisser trinken.

Von sauerm Wein. Grimmelshausen (Vogelnest, I): „So ein saurer Darmreisser und Sauerkraut-Brühe zehen Tranck.“


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Sauerlump1 macht die Beine krumb.

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[[13]/0019] wieder; will er hie, so will sie hott: es ist ein Leben, erbarm dich Gott. – Chaos, 653. Gemälde unfriedlicher, unglücklicher Ehe, wie es Abraham a Sancta Clara in seinem Judas der Erzschelm entwirft. 28 Zu sauer und zu süss verderben das Gemüs. Dän.: For sødt gir sliim, for suurt gir kneb. (Prov. dan., 173.) *29 A sieht mächtig sauer. – Gomolcke, 1152. „Sawersehen.“ (Mathesy, 123b.) *30 Das gehet jhm sawer vnter Augen. – Irenaeus, Spiegel. *31 Dat es so sûr at et géärd1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 170, 161. 1) Ueber die starke Form géären und die schwache géiren für gähren vgl. die sprachlichen Bemerkungen von Woeste bei Frommann (V, 170, 161). *32 Dat es so sûr at et krit1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 161. 1) Von krîten = schreien, also schreiend sauer. (Vgl. darüber das Nähere Woeste bei Frommann, V, 170, 161.) *33 Einem es sawr vnd süsse machen. – Mathesius, Postilla, XXIa. *34 Einem sawr einschenken. – Nigrinus, Inquisition, 658. *35 Er hat sich's sauer werden lassen. *36 Er ist mit Sauer und Süss vertraut. – Eiselein, 541. *37 Er ist weder sauer noch süss. Ein Gaukelmann. *38 Er lässt es sich sauer werden, seinen Zweck zu erreichen. Frz.: Il y va de cul et de tête comme une corneille qui abat des noix. (Lendroy, 500.) Lat.: Ungues arrodere. (Horaz.) (Philippi, II, 233.) *39 Er muss sich's sauer werden lassen. Er muss sich kümmerlich ernähren. Frz.: Tirer le diable par la queue. (Lendroy, 1270.) *40 Es ist (war) alles sauer, bis auf den Essig, wie bei Schulze's Gastmahl. Wenn alles schlecht ist. *41 Es sol jm sawr werden, er muss so viel dran setzen als ich. – Franck, II, 80b. *42 Es sol jm sawr werden, wil er mich schlagen. (S. Mann 1823.) – Franck, II, 51a. *43 Hi as so süür üüs an Paan fol Müüsen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97. So sauer wie eine Pfanne voll Mäuse. *44 Ich will Sauer heissen Süss. – Liedersaal. *45 Mir wirdt es sawrer, denn S. Christoff. – Mathesius, Postilla, LXXVb. *46 Sie sind sauer, ich mag sie nicht. – Luther's Ms., S. 9. *47 So suër as 'n Wrang'. (Pommern.) So sauer wie 'ne Wrange. Wrange von wringen = ringen, winden, drehen, krümmen. Wrange sonst auch = Kurbel, Handgriff zum Drehen eines grossen Rades z. B. an einer Drehrolle. Sich wrangen, sich wrangeln = miteinander ringen; „sich wringen“ dagegen = sich krümmen, sich winden z. B.: He wringt sich als ein Wurm. *48 Solt ich sawr werden, eh ich in den Essigkrug komme? – Petri, III, 11; Henisch, 951, 2. Die Spalte 951 folgt bei Henisch dreimal nacheinander. Sauerampfer. * Si ist a Sûrampala. (S. Muderkopf.) – Sutermeister, 77. Sauerampfergesicht. * Ein Sauerampfergesicht machen. – Chaos, 414. Sauerbrunnen. * Den Sauerbrunnen trinken müssen. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Leiter 18 und Salat 23.) So nannten die Diebe früher den Galgen. Mit Bezug auf die Leiter erhielt er von den französischen die Bezeichnung: L'abbaye de Monte-à- Regret. Saueres. 1 Auf Sauer folgt Süss. Mhd.: Na suere comt tsuete. (Antw. Liederbuch, 181, 6, 3.) 2 Auffs sawr schmeckt das süsse nicht. – Petri, II, 26. 3 Das saure macht mich essen, sagte der Wolff, frass einen Esel auss einem Nessel Busch. – Latendorf II, 8. 4 Etwas Saueres ist gesund. Böhm.: I špatný kvas lepší než dobrá voda. – Kyselo (kvasná polévka) břichu (neb zubům) neublíží. (Čelakovsky, 298.) 5 Nach dem sawren schmeckt das süsse am besten. – Henisch, 328, 54; Petri, II, 485. Dän.: Efter suurt smager det søde best. (Prov. dan., 513.) Lat.: Dulcior est post pericula fructus. 6 Wer das Sauere nicht will schmecken, kriegt Süsses nicht zu lecken. It.: Non ha il dolce a caro chi probato non ha l' amaro. (Gaal, 1489.) Lat.: Dulcia non meruit qui non gustavit avara. (Gaal, 1489.) 7 Wer das Sawr nie gekostet hat, dem schmeckt das süsse auch nicht. – Petri, II, 689; Parömiakon, 2357. „Niemand weiss recht, wie das Süsse schmecket, der nicht vormahls hat Sawr gekostet.“ (Pauli, Postilla, I, 559a.) Holl.: Na het zure is het zoet te zoeter. (Harrebomée, II, 513b.) 8 Wer den andern Saueres essen sieht, dem stumpfen die Zähne. – Simrock, 11965. 9 Wer Saueres genossen, dem schmeckt das Süsse desto besser. 10 Wer Sawres nie gekostet hat, der weiss nicht, wie es schmeckt. – Petri, II, 738. Sauergurkenzeit. * Es ist jetzt Sauergurkenzeit. So heisst in grössern Städten die alljährlich in den letzten Tagen des Juni beginnende Zeit der Geschäftsstille, in Bezug auf das gesellschaftliche Leben auch „todte Saison“, die, wie so manche in Meyerbeer's Opern als langweilig gescholtene Stellte nur dazu bestimmt zu sein scheint, um später folgende bedeutendere Momente nachdrücklicher hervorzuheben und die Nervensysteme der Genussmenschen, der Amtskreise und Stubengefangenen wohlthätig anzuregen! Sauerkohl. 1 Jeder hat meistens Sauerkohl genug zu Hause. Altfries.: Ark heed miisttid Lüürkuald nog it huüs. (Hansen, 10.) 2 Sauerkohl und Speck hilft dem Bauer durch den Dreck. (Göttingen.) *3 Sie hat (heute) Sauerkohl gegessen. Holl.: Dat is jufvrouw Zuurkool. (Harrebomée, II, 513b.) Sauerkopf. Ein Melancholischer Sawr- vnd Trawrkopff, er lacht nicht, es gehe denn ein Dorff vnder. – Dietrich, I, 763. Sauerkraut. 1 Dem Sauerkraute bleib' ich treu, sagte Michel. 2 Ein Gericht Sauerkraut ist gut vors kalte Fieber. „Drei Schüsseln warmes Sauerkraut sind wider kalte Fieber, sobald der Magen es verdaut, so ist die Qual vorüber.“ (Witzfunken, IVb, 141.) 3 Komm zu einer Schüssel Sauerkraut; die Sau ist hindurchgelaufen und hat die Pfoten darin stecken lassen. Damit ladet man in einigen Gegenden auf dem Lande Freunde und Bekannte zu einem Gastmahl ein. 4 Sauerkraut füllt die Haut. – Klix, 84. 5 Wenn's nicht geht ans Sauerkraut, ist Deutschlands Ruhe nicht bedraut. *6 Er hat deutsches Sauerkraut gegessen. Die Deutschen Nordamerikas, um zu sagen, er ist mit den deutschen Verhältnissen vertraut, er weiss etwas zu leisten. Er steckt noch tief im deutschen Sauerkraut, um zu sagen, er kann sich von seinen alten deutschen Gewohnheiten, von seiner deutschen Arbeits-, Lebens- und gesammten Anschauungsweise nicht frei machen. *7 Ich hab' noch kein Sauerkraut gessen. (Oberösterreich.) So sagt, wer nach den herkömmlichen Anstandsbegriffen am Namenstage eines andern zu spät glückwünscht. Sauerkrautbrühe. Sauerkrautbrühe und Darmreisser trinken. Von sauerm Wein. Grimmelshausen (Vogelnest, I): „So ein saurer Darmreisser und Sauerkraut-Brühe zehen Tranck.“ Sauerlump. Sauerlump1 macht die Beine krumb. 1) Mundartliche Bezeichnung des gemeinen Sauerampfers (Rumex acetosa L.) in Schlesien.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/19>, abgerufen am 21.11.2024.