Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *2 Es soll alles am Schnürchen gehen. *3 Hä ess ävver et Schnörche gegangen. (Bedburg.) Schnüren. 1 Wer sich zu fest schnürt, der hat schweren Athem. *2 Einen schnüren. - Wurzbach II, 316. In weiterer Bedeutung jemand Geld abpressen, im engern, ihm eine übertriebene Wirthshausrechnung machen oder ihn bei einem Kaufgeschäft übervortheilen. Schnürfli. * De donnstigs Schnürfli. (S. Malader.) - Sutermeister, 26. Schnurgleich. Wo man alles will schnurgleich machen, da ist weder frid noch ruhe. - Henisch, 1243, 25. Schnürleib. * Noch im Schnürleib stecken. Sich aus dem Schnürleib befreit haben. "Während andere öffentliche Männer, die einst jener politischen Richtung angehörten, sich von dem engen Schnürleib befreit haben, steckt er noch bis über die Ohren darin." (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 11. April 1867, S. 4.) Schnürlein. *1 Er hat ihn am Schnürlein. - Eiselein, 554. In Schwaben: Wiea am Schnürle. (Michel, 282; Nefflen, 469.) *2 Er moant, er hab's am Schnürle. - Michel, 265; Nefflen, 458. Er glaubt, es könne ihm gar nicht fehlen, alle Umstände seien ihm günstig. *3 Er seit sei Sach am Schnürle her. (Ulm.) Er hat gut auswendig gelernt. *4 Es geht wie am Schnürlein. - Wurzbach, II, 316. Leicht, ohne Anstoss, ohne Besinnen, fertig, schnell. *5 Ma musen gar egen am Schnürle führen. - Robinson, 361. *6 Nach dem rechten Schnürlein greifen. - Murner, Schelm., 25. Eine Sache am rechten Punkte anfassen. *7 'S gett ou'n Schnürla. (Franken.) - Frommann, VI, 323, 345. Genau nach der bestimmten Ordnung. *8 Wäge dem bingt (bindet) er keis schwarzes Schnüerli umme Huet. (Solothurn.) - Schild, 71, 167; Sutermeister, 20. Schnurr. * He hett en Snurr. - Schütze, IV, 149. Er ist betrunken, wirbelicht. Schnurrbart. * Der Schnurrbart thut's nicht. Schnurre steht hier nach Weigand (Wb., IIa, 625) in der Bedeutung von Maul, Mund und Nase, Schnauze. Schnurrbart wird daher auch Schnauzbart genannt. Von tausend Engländern, nach dem Grunde befragt, warum sie einen Schnurrbart tragen, antworteten 69, um sich nicht rasiren zu dürfen; 32, um sich gegen den Schnupfen zu schützen; 5, um die Zähne zu verdecken; 5, um eine hervorragende Nase zu verbergen; um im Auslande nicht für einen Engländer gehalten zu werden 7, weil man Militär ist 6, weil man Soldat war 22, um den Prinz Albert nachzuahmen 2, um sich das Aussehen eines Künstlers zu geben 29, weil man ein Sänger sei 3, weil unsere liebe Frau den Schnurrbart liebt 5, weil man Tourist sei 17, weil man lange auf dem Festlande gelebt habe 3; weil der Schnurrbart das Athmen unterstützt 29; weil er der Gesundheit zuträglich sei 77, weil er die Bewunderung der Mädchenwelt errege 471. Keiner von tausend war so ehrlich zu sagen: Aus Eitelkeit, weil er ihm gut stehe. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 449, S. 2395.) Schnurre. 1 Jez thue'n i kei Schnore1 meh auf, hät de Pfarer z' Nidesgand g'seit, wo-n er Kanzle i d' Chile-n abe purzlet ist. - Sutermeister, 40. 1) Hier steht Schnurre in der Bedeutung von possenhafter Einfall, Scherzlüge, komische Anekdote u. s. w. *2 Einen über die Schnurre hauen. *3 Einen wieder in die Schnurre bringen. Wird gebraucht, wenn einer in seiner Rede stecken geblieben ist. Frz.: Aportes un bout de chandelle pour trouver ce qu'il veut dire. (Kritzinger, 86b.) *4 Es sind Schnurren. So heissen in der Studentensprache in Göttingen die Männer der Universitätspolizei. (S. Ochsen.) Schnurren. Schnurren vnd purren. - Mathesy, 106a. Schnurrpfeiferei. * Es sind Schnurrpfeifereien. - Trachsel, 52. Dinge ohne wirklichen Werth. Unnütze und geschmacklose Gegenstände und Verzierungen. (Weigand, Wb., IIa, 626.) Schnurschlag. * Den schnurschlag überhawen. - Hätzlerin, II, 68, 541. Schnürstiefel. Je länger man in Schnürstiefeln geht, desto besser gewohnt man sie. "Je länger man die spanischen Schnürstiefeln trage, je besser wird man sie auch gewohnt." (Joh. Falk, Goethe aus näherm persönlichen Umgange, Leipzig 1832.) Schnürz. * Es ist ihm alles Schnürz. (S. Schnuppe 2.) Schnüsse. Wat määt dä för Schnüsse, demm moss wahl widder en Laus üvver de Levver gekroffe (gekrochen) sin. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 127; Bagel, S, 44. Schnute. 1 Thiar an grattan Snütj hea, mut an starken Romp ha. - Johansen, 31. Wer eine grosse Schnute (Maul) hat, muss einen starken Rumpf kaben. Schnute, Schnauze, das vorhängende Maul einiger Thiere, in der gröbern Ausdrucksweise auch von Menschen. "Holt de Snut. Du krögst wat up de wise Snaut, d. i. ich werde dir das lose Maul stopfen." (Dähnert, 440b.) 2 Uppen fulen Snuten hört 'n graven Slag. (Oldenburg.) - Eichwald, 1779; Weserzeitung, 4077. 3 Wär op de Schnaut (Kiltgang, Freierei) geit, dä waiss, wo de Leider steit. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 143. 4 Wisch dir de Schnute, Junge, gib dem Pastor ein Händchen und sage: Guten Tag! Lümmel! - Simrock, 7720. *5 Einen auf die Schnute schlagen. Holl.: Hij is op zijn snuit geslagen. (Harrebomee, II, 208b.) *6 En öwer de Snute hau'n. - Eichwald, 1780. *7 Na de Schnut schnaken. (Rendsburg.) So reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. *8 Up de Snaut slan. - Schütze, IV, 150. Einem etwas aufs Maul geben. *9 Wozu steckt er die Schnute hinein. Warum mengt er sich in die Sache. Holl.: Wat doet hij er met zijn' snuit in. (Harrebomee, II, 280b.) Schnüüsterigge. * 'Ne Schnüüsterigge1 tohaupe stüsseln. - Lyra, 71. 1) Eine Kleinigkeit, allerlei ohne Werth. Schoarer. * Es sind Schoarer. So nennt man in Tirol die Bewohner von Nossereit und Villnöss am Eisack, weil sie im Reden schnarren (tirolisch: scharren, schoaren), d. h. die Worte schwerfällig und rauh hervorbringen. (Westermann, 25, 617.) Schobaschen. * Schobaschen giehn. (Harz.) Verloren gehen. Schochtim. Mehr Schochtim (Schlächter) als Hühner. (Jüd.-deutsch.) Schock. Drey alte schock (Groschen), ein bunter Rock, ein schwartze kuhe, ein fauler balgk darzu, ein halben hopffen garten hat man mit einer Witenbergischen zu gewarten. - Melander, 123. Schocken. Was geschocket ist, daran ist der Zehnt verdient. - Graf, 123, 334. Der Zehntherr bekam vom Schock zehn Garben. Mhd.: Swaz geschockit is, daran is der zehnde verdienet. (Sachsenspiegel, II, 58, 2.) Schockschwerenoth. Zum Schockschwerenoth, Junge, fluche nicht. Etwas artiger sagt der Kladderadatsch (1872, Nr. 2): "Excellenz, fluchen Sie nicht." (S. Kreuzdonnerwetter.) Schöffe (s. Schöppe). 1 An den Schöffen liegt Gewinn und Verlust des Rechts. - Graf, 414, 110. Nach ihrem Ausspruch muss der Richter entscheiden, er kann am Wahrspruch nichts ändern. Mhd.: An den scheffen liget der gewin vnd die vorlust dez gerichts. (Endemann, I, 22, 25.) 2 An drei Schöffen nimmt der König die Wahrheit. - Graf, 414, 102. Zur Schöpfung des Urtheils waren drei Schöffen erforderlich. (S. Strang 1.)
[Spaltenumbruch] *2 Es soll alles am Schnürchen gehen. *3 Hä ess ävver et Schnörche gegangen. (Bedburg.) Schnüren. 1 Wer sich zu fest schnürt, der hat schweren Athem. *2 Einen schnüren. – Wurzbach II, 316. In weiterer Bedeutung jemand Geld abpressen, im engern, ihm eine übertriebene Wirthshausrechnung machen oder ihn bei einem Kaufgeschäft übervortheilen. Schnürfli. * De donnstigs Schnürfli. (S. Malader.) – Sutermeister, 26. Schnurgleich. Wo man alles will schnurgleich machen, da ist weder frid noch ruhe. – Henisch, 1243, 25. Schnürleib. * Noch im Schnürleib stecken. Sich aus dem Schnürleib befreit haben. „Während andere öffentliche Männer, die einst jener politischen Richtung angehörten, sich von dem engen Schnürleib befreit haben, steckt er noch bis über die Ohren darin.“ (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 11. April 1867, S. 4.) Schnürlein. *1 Er hat ihn am Schnürlein. – Eiselein, 554. In Schwaben: Wiea am Schnürle. 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*2 Es soll alles am Schnürchen gehen.
*3 Hä ess ävver et Schnörche gegangen. (Bedburg.)
Schnüren.
1 Wer sich zu fest schnürt, der hat schweren Athem.
*2 Einen schnüren. – Wurzbach II, 316.
In weiterer Bedeutung jemand Geld abpressen, im engern, ihm eine übertriebene Wirthshausrechnung machen oder ihn bei einem Kaufgeschäft übervortheilen.
Schnürfli.
* De donnstigs Schnürfli. (S. Malader.) – Sutermeister, 26.
Schnurgleich.
Wo man alles will schnurgleich machen, da ist weder frid noch ruhe. – Henisch, 1243, 25.
Schnürleib.
* Noch im Schnürleib stecken.
Sich aus dem Schnürleib befreit haben. „Während andere öffentliche Männer, die einst jener politischen Richtung angehörten, sich von dem engen Schnürleib befreit haben, steckt er noch bis über die Ohren darin.“ (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 11. April 1867, S. 4.)
Schnürlein.
*1 Er hat ihn am Schnürlein. – Eiselein, 554.
In Schwaben: Wiea am Schnürle. (Michel, 282; Nefflen, 469.)
*2 Er moant, er hab's am Schnürle. – Michel, 265; Nefflen, 458.
Er glaubt, es könne ihm gar nicht fehlen, alle Umstände seien ihm günstig.
*3 Er seit sei Sach am Schnürle her. (Ulm.)
Er hat gut auswendig gelernt.
*4 Es geht wie am Schnürlein. – Wurzbach, II, 316.
Leicht, ohne Anstoss, ohne Besinnen, fertig, schnell.
*5 Ma musen gar êgen am Schnürle führen. – Robinson, 361.
*6 Nach dem rechten Schnürlein greifen. – Murner, Schelm., 25.
Eine Sache am rechten Punkte anfassen.
*7 'S gett ou'n Schnürla. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 345.
Genau nach der bestimmten Ordnung.
*8 Wäge dem bingt (bindet) er keis schwarzes Schnüerli umme Huet. (Solothurn.) – Schild, 71, 167; Sutermeister, 20.
Schnurr.
* He hett en Snurr. – Schütze, IV, 149.
Er ist betrunken, wirbelicht.
Schnurrbart.
* Der Schnurrbart thut's nicht.
Schnurre steht hier nach Weigand (Wb., IIa, 625) in der Bedeutung von Maul, Mund und Nase, Schnauze. Schnurrbart wird daher auch Schnauzbart genannt. Von tausend Engländern, nach dem Grunde befragt, warum sie einen Schnurrbart tragen, antworteten 69, um sich nicht rasiren zu dürfen; 32, um sich gegen den Schnupfen zu schützen; 5, um die Zähne zu verdecken; 5, um eine hervorragende Nase zu verbergen; um im Auslande nicht für einen Engländer gehalten zu werden 7, weil man Militär ist 6, weil man Soldat war 22, um den Prinz Albert nachzuahmen 2, um sich das Aussehen eines Künstlers zu geben 29, weil man ein Sänger sei 3, weil unsere liebe Frau den Schnurrbart liebt 5, weil man Tourist sei 17, weil man lange auf dem Festlande gelebt habe 3; weil der Schnurrbart das Athmen unterstützt 29; weil er der Gesundheit zuträglich sei 77, weil er die Bewunderung der Mädchenwelt errege 471. Keiner von tausend war so ehrlich zu sagen: Aus Eitelkeit, weil er ihm gut stehe. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 449, S. 2395.)
Schnurre.
1 Jez thue'n i kei Schnore1 meh ûf, hät de Pfarer z' Nidesgand g'seit, wo-n er Kanzle i d' Chile-n abe purzlet ist. – Sutermeister, 40.
1) Hier steht Schnurre in der Bedeutung von possenhafter Einfall, Scherzlüge, komische Anekdote u. s. w.
*2 Einen über die Schnurre hauen.
*3 Einen wieder in die Schnurre bringen.
Wird gebraucht, wenn einer in seiner Rede stecken geblieben ist.
Frz.: Aportés un bout de chandelle pour trouver ce qu'il veut dire. (Kritzinger, 86b.)
*4 Es sind Schnurren.
So heissen in der Studentensprache in Göttingen die Männer der Universitätspolizei. (S. Ochsen.)
Schnurren.
Schnurren vnd purren. – Mathesy, 106a.
Schnurrpfeiferei.
* Es sind Schnurrpfeifereien. – Trachsel, 52.
Dinge ohne wirklichen Werth. Unnütze und geschmacklose Gegenstände und Verzierungen. (Weigand, Wb., IIa, 626.)
Schnurschlag.
* Den schnurschlag überhawen. – Hätzlerin, II, 68, 541.
Schnürstiefel.
Je länger man in Schnürstiefeln geht, desto besser gewohnt man sie.
„Je länger man die spanischen Schnürstiefeln trage, je besser wird man sie auch gewohnt.“ (Joh. Falk, Goethe aus näherm persönlichen Umgange, Leipzig 1832.)
Schnürz.
* Es ist ihm alles Schnürz. (S. Schnuppe 2.)
Schnüsse.
Wat määt dä för Schnüsse, demm môss wahl widder en Lûs üvver de Levver gekroffe (gekrochen) sin. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 127; Bagel, S, 44.
Schnute.
1 Thiar an grattan Snütj hea, mut an starken Romp hâ. – Johansen, 31.
Wer eine grosse Schnute (Maul) hat, muss einen starken Rumpf kaben. Schnute, Schnauze, das vorhängende Maul einiger Thiere, in der gröbern Ausdrucksweise auch von Menschen. „Holt de Snut. Du krögst wat up de wise Snût, d. i. ich werde dir das lose Maul stopfen.“ (Dähnert, 440b.)
2 Uppen fulen Snuten hört 'n graven Slag. (Oldenburg.) – Eichwald, 1779; Weserzeitung, 4077.
3 Wär op de Schnût (Kiltgang, Freierei) geit, dä waiss, wo de Leider steit. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 143.
4 Wisch dir de Schnute, Junge, gib dem Pastor ein Händchen und sage: Guten Tag! Lümmel! – Simrock, 7720.
*5 Einen auf die Schnute schlagen.
Holl.: Hij is op zijn snuit geslagen. (Harrebomée, II, 208b.)
*6 Ên öwer de Snute hau'n. – Eichwald, 1780.
*7 Na de Schnut schnaken. (Rendsburg.)
So reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.
*8 Up de Snût slân. – Schütze, IV, 150.
Einem etwas aufs Maul geben.
*9 Wozu steckt er die Schnute hinein.
Warum mengt er sich in die Sache.
Holl.: Wat doet hij er met zijn' snuit in. (Harrebomée, II, 280b.)
Schnüüsterigge.
* 'Ne Schnüüsterigge1 tohaupe stüsseln. – Lyra, 71.
1) Eine Kleinigkeit, allerlei ohne Werth.
Schoarer.
* Es sind Schoarer.
So nennt man in Tirol die Bewohner von Nossereit und Villnöss am Eisack, weil sie im Reden schnarren (tirolisch: scharren, schoaren), d. h. die Worte schwerfällig und rauh hervorbringen. (Westermann, 25, 617.)
Schobaschen.
* Schobaschen giehn. (Harz.)
Verloren gehen.
Schochtim.
Mehr Schochtim (Schlächter) als Hühner. (Jüd.-deutsch.)
Schock.
Drey alte schock (Groschen), ein bunter Rock, ein schwartze kuhe, ein fauler balgk darzu, ein halben hopffen garten hat man mit einer Witenbergischen zu gewarten. – Melander, 123.
Schocken.
Was geschocket ist, daran ist der Zehnt verdient. – Graf, 123, 334.
Der Zehntherr bekam vom Schock zehn Garben.
Mhd.: Swaz geschockit is, daran is der zehnde verdienet. (Sachsenspiegel, II, 58, 2.)
Schockschwerenoth.
Zum Schockschwerenoth, Junge, fluche nicht.
Etwas artiger sagt der Kladderadatsch (1872, Nr. 2): „Excellenz, fluchen Sie nicht.“ (S. Kreuzdonnerwetter.)
Schöffe (s. Schöppe).
1 An den Schöffen liegt Gewinn und Verlust des Rechts. – Graf, 414, 110.
Nach ihrem Ausspruch muss der Richter entscheiden, er kann am Wahrspruch nichts ändern.
Mhd.: An den scheffen liget der gewin vnd die vorlust dez gerichts. (Endemann, I, 22, 25.)
2 An drei Schöffen nimmt der König die Wahrheit. – Graf, 414, 102.
Zur Schöpfung des Urtheils waren drei Schöffen erforderlich. (S. Strang 1.)
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