Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *20 Er hat den Schnabel zu Hause gelassen. Kann nicht reden. *21 Er hat einen Schnabel wie eine Heuscheuer. Wer mit weitem Munde nahet und keift. *22 Er hat einen steifen Schnabel. Ist eigensinnig, hartnäckig. Dän.: Som har neb til at vende gaase-aeg med. (Prov. dan., 427.) *23 Er hat es mit Schnabel und Krallen angefangen. Mit allem Ernste. *24 Er hat Schnabel und Klauen. Er lässt sich nichts anhaben; er wehrt sich mit Händen und Füssen. *25 Er ist auf den Schnabel geschnürt. Zum Schweigen gebracht. *26 Er wetzt mehr den Schnabel als den Sabel. - Eiselein, 553; Körte, 5370a. *27 Er wetzt seinen Schnabel schon. Er hat schon Appetit und Verlangen danach. *28 Er wüscht der Schnabel am Bode-n-ab wie d' Hüener. (Solothurn.) - Schild, 92, 387; Sutermeister, 93. Er erreicht sein Ziel nicht. *29 Holt du den Snawel daraut. - Dähnert, 437b. *30 Man kann's am Schnabel merken, dass ihre Mutter keine Gans gewesen ist. Holl.: Men ziet het wel aan uwe nebben, dat uwe moeder geen eendvogel was. (Harrebomee, II, 118a.) *31 Sie steckt überall den Schnabel hinein. Holl.: Zij steken overal hunnen snavel tusschen. (Harrebomee, II, 278a.) Schnabeldoctor. * Es ist ein Schnabeldoctor. So nannte man in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Pestärzte. Als die Pest 1656 in Rom wüthete, trugen die Aerzte bei ihren Krankenbesuchen ein langes Kleid von Wachstuch, vor dem Gesicht eine mit einer Brille versehene Larve, vor Mund und Nase aber war ein Schnabel angebracht, in dem wohlriechende Specereien lagen. In den mit Handschuhen bekleideten Händen trugen sie einen langen Stab, um damit anzudeuten, was der Kranke zu gebrauchen und zu beobachten habe. In Nr. 3 des Daheim 1872 befindet sich S. 48 die Abbildung eines solchen Pestdoctors. Schnabeln. Wer will schnabeln, muss erst gabeln. Wer eine gute Ernte, also einen vollen Tisch haben will, muss die Düngergabel nicht scheuen. Schnabelweide. Man muss nicht neue Schnabelweide schütten, es sei denn die alte verdaut. "Schütt nicht ein newe Schnabelweyd, du hast dann vor die alte verdäwt." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297.) Schnack. 1 Dat is en ander Schnack1, as: "Jann kum 'rin un et wat!" (Ostfries.) - Bueren, 213; Frommann, II, 537, 150; Eichwald, 893; Goldschmidt, 131; Hauskalender, II. 1) Rede, besonders leeres Gerede, Geplauder, Geschwätz, Scherz, Spass. Obenan steht dem Oldenburger das Essen. 2 Dummen Snak gelt ok. (Holst.) - Schütze, IV, 137. Dummes Gewäsch gilt auch seinen Preis. 3 Snak is god Kop (Kauf). - Schütze, IV, 136; Dähnert, 436b; Hauskalender, I. Mit dem Reden ist's nicht gethan; Schwatzen ist wohlfeil, Geld macht's. 4 Väl Snack gifft väl totohören. (Rastede.) - Firmenich, III, 29, 140. 5 Vom Snak kümt Klak. - Deecke, 14. 6 Vun Snak kumt Snak. (Holst.) - Schütze, IV, 135; Eichwald, 1761; für Bremen: Köster, 254; hochdeutsch bei Simrock, 9103; Körte, 5470. Ein Geschwätz gebiert das andere. *7 Dat 's en arigen Snak. - Schütze, I, 7. Dummes Gewäsch. Arig heisst zwar auch wie im Hochdeutschen artig, steht aber hier ironisch. *8 Katholschen Snack. (Mecklenburg.) - Dr. Schiller. *9 Sin Snak ho neddr Haad of Stört. (Amrum.) - Haupt, VIII, 358, 115. Sein Geschwätz hat weder Haupt (Kopf) noch Schwanz. *10 Sin Snak kaan 'm idj. (Amrum.) - Haupt, VIII, 363, 208. Seine Rede kann man essen. [Spaltenumbruch] Schnacken. 1 De vele snackt, mot vele legen (lügen). - Lübben. 2 En kann snaken un söwen könt singen. (Holst.) - Schütze, IV, 135; Körte, 4993. Zu denen, die jemand in die Rede fallen, im Reden stören, wo viele zugleich sprechen, sagt der das Wort Verlangende so. Viele können miteinander singen, reden kann nur einer. 3 Hart schnacken leren wol. - Petri, II, 371. 4 Snacken ist got Kop. - Eichwald, 1759. 5 Snacken kostet ken Geld. - Dähnert, 436b. 6 Snaken dest du god, äwer weisen as 'n Schelm, säd' de Voss to 'n Bauren. - Hoefer, 369. Du redest zwar sehr gut, zeigst aber sehr übel, sagte der Fuchs zum Bauer, der die Frage des Jägers, ob der Fuchs in der Scheune sei, zwar verneinte, aber mit der Hand auf die Stelle hinwies, wo der Fuchs verborgen war. 7 Vun Snacken1 kommt Klacken. (Holst.) - Schütze, II, 277; IV, 135; Richey, 270; Diermissen, 281. 1) Gewäsch, Plaudereien. 2) Klecken, schmieren, Schandflecke, die der Schwätzer andern anhängt. - Ein Schwätzer richtet oft viel Böses an. 8 Wer wol schnackt, wird hoch geacht. - Petri, II, 781. *9 De snakt as en Mettwurst1, di an beiden Ennen apen is. (Ostfries.) - Eichwald, 1305; Frommann, VI, 288, 650; Eichwald, 1305; Schütze, I, 6; Dähnert, 305a. 1) Wurst aus gehacktem Schweinefleisch. - Sagt man im Dithmarschen, von einem allzu offenherzigen Menschen, besonders wenn er einfältiges, ungereimtes Zeug redet. Auch in Pommern Dähnert, 305a. In Oldenburg, wo man die Schweigsamkeit liebt, drückt man damit seinen Widerwillen gegen Redseligkeit und Geschwätzigkeit aus. (Vgl. Goldschmidt, 97, 130.) *10 Du snakst mit as Jan Bremer, de harr 'n Ohrfiege krägen. (Oldenburg.) - Firmenich, I, 232, 17. *11 He het god snaken, he hett den Mund dichte bi sik. (Holst.) - Schütze, IV, 137. *12 He kann snacken as'n Heister. - Diermissen, 38. *13 He snakt as de Görte (Grütze). (Ostfries.) - Bueren, 619; Frommann, VI, 281, 651; Hauskalender, III. *14 He snakt as he klok is. (Rastede.) - Firmenich, III, 29, 124. Er redet wie er's versteht. *15 He snakt, as wenn he Bre im Munde har. - Schütze, I, 148. Er spricht undeutlich, oder auch: er nimmt den Mund zu voll. *16 He snakt en um un um. - Schütze, IV, 137. Er weiss einen zu allem Möglichen zu beschwatzen. *17 He snakt sik nog um den Hals. - Schütze, II, 94. Von unvorsichtigen Sprechern. *18 Hi snaket fan öther Lidj, an sin Anj lucket ham ein auer a Dör. (Nordfries.) - Johansen, 74; Firmenich, III, 6, 72; für Amrum: Haupt, VIII, 365, 232. Er schnackt (redet) von andern Leuten und sein Eignes lugt (sieht) ihm über die Thür herein. *19 Hi snaket üüs wan 't ham föör a Branj skrewwen stent. (Amrum.) - Haupt, VIII, 360, 152. Schnacker. Thiar skal an gaden Snaker tu, thiar 't an Swagger forbedert. (Nordfries.) - Johansen, 151; Firmenich, III, 5, 55; für Amrum: Haupt, VIII, 362, 182. Es gehört ein guter Schnacker (Sprecher) dazu, der's einem Schweiger verbessert. Schnaderbüchse. * I gib meiner Schnoaderbichsen net umsunst z' essen. (Niederösterreich.) Wer von seinem Munde einen starken Gebrauch macht. Schnadergatzi. * Sie ist e Schnadergätzi. Eine Schwätzerin. (S. Märliträger.) Schnäfels. * Et äs en Schnäfels1. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 7. 1) Auch Schnok (s. d.) Schnake, Gelse. In Mühlbach heissen Schnäfels die juckenden Frostbeulen. Schnake. 1 Man muss nicht auff alle Schnacken achtung geben, so vber die Köpff fliegen. - Lehmann, 773, 20.
[Spaltenumbruch] *20 Er hat den Schnabel zu Hause gelassen. Kann nicht reden. *21 Er hat einen Schnabel wie eine Heuscheuer. Wer mit weitem Munde nahet und keift. *22 Er hat einen steifen Schnabel. Ist eigensinnig, hartnäckig. Dän.: Som har neb til at vende gaase-æg med. (Prov. dan., 427.) *23 Er hat es mit Schnabel und Krallen angefangen. Mit allem Ernste. *24 Er hat Schnabel und Klauen. Er lässt sich nichts anhaben; er wehrt sich mit Händen und Füssen. *25 Er ist auf den Schnabel geschnürt. Zum Schweigen gebracht. *26 Er wetzt mehr den Schnabel als den Sabel. – Eiselein, 553; Körte, 5370a. *27 Er wetzt seinen Schnabel schon. Er hat schon Appetit und Verlangen danach. *28 Er wüscht der Schnabel am Bode-n-ab wie d' Hüener. (Solothurn.) – Schild, 92, 387; Sutermeister, 93. Er erreicht sein Ziel nicht. *29 Holt du den Snawel darût. – Dähnert, 437b. *30 Man kann's am Schnabel merken, dass ihre Mutter keine Gans gewesen ist. Holl.: Men ziet het wel aan uwe nebben, dat uwe moeder geen eendvogel was. (Harrebomée, II, 118a.) *31 Sie steckt überall den Schnabel hinein. Holl.: Zij steken overal hunnen snavel tusschen. (Harrebomée, II, 278a.) Schnabeldoctor. * Es ist ein Schnabeldoctor. So nannte man in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Pestärzte. Als die Pest 1656 in Rom wüthete, trugen die Aerzte bei ihren Krankenbesuchen ein langes Kleid von Wachstuch, vor dem Gesicht eine mit einer Brille versehene Larve, vor Mund und Nase aber war ein Schnabel angebracht, in dem wohlriechende Specereien lagen. In den mit Handschuhen bekleideten Händen trugen sie einen langen Stab, um damit anzudeuten, was der Kranke zu gebrauchen und zu beobachten habe. In Nr. 3 des Daheim 1872 befindet sich S. 48 die Abbildung eines solchen Pestdoctors. Schnabeln. Wer will schnabeln, muss erst gabeln. Wer eine gute Ernte, also einen vollen Tisch haben will, muss die Düngergabel nicht scheuen. Schnabelweide. Man muss nicht neue Schnabelweide schütten, es sei denn die alte verdaut. „Schütt nicht ein newe Schnabelweyd, du hast dann vor die alte verdäwt.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297.) Schnack. 1 Dat is ên ander Schnack1, as: „Jann kum 'rin un êt wat!“ (Ostfries.) – Bueren, 213; Frommann, II, 537, 150; Eichwald, 893; Goldschmidt, 131; Hauskalender, II. 1) Rede, besonders leeres Gerede, Geplauder, Geschwätz, Scherz, Spass. Obenan steht dem Oldenburger das Essen. 2 Dummen Snak gelt ôk. (Holst.) – Schütze, IV, 137. Dummes Gewäsch gilt auch seinen Preis. 3 Snak is gôd Kôp (Kauf). – Schütze, IV, 136; Dähnert, 436b; Hauskalender, I. Mit dem Reden ist's nicht gethan; Schwatzen ist wohlfeil, Geld macht's. 4 Väl Snack gifft väl totohören. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 140. 5 Vom Snak kümt Klak. – Deecke, 14. 6 Vun Snak kumt Snak. (Holst.) – Schütze, IV, 135; Eichwald, 1761; für Bremen: Köster, 254; hochdeutsch bei Simrock, 9103; Körte, 5470. 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Du redest zwar sehr gut, zeigst aber sehr übel, sagte der Fuchs zum Bauer, der die Frage des Jägers, ob der Fuchs in der Scheune sei, zwar verneinte, aber mit der Hand auf die Stelle hinwies, wo der Fuchs verborgen war. 7 Vun Snacken1 kommt Klacken. (Holst.) – Schütze, II, 277; IV, 135; Richey, 270; Diermissen, 281. 1) Gewäsch, Plaudereien. 2) Klecken, schmieren, Schandflecke, die der Schwätzer andern anhängt. – Ein Schwätzer richtet oft viel Böses an. 8 Wer wol schnackt, wird hoch geacht. – Petri, II, 781. *9 De snakt as en Mettwurst1, di an beiden Ennen âpen is. (Ostfries.) – Eichwald, 1305; Frommann, VI, 288, 650; Eichwald, 1305; Schütze, I, 6; Dähnert, 305a. 1) Wurst aus gehacktem Schweinefleisch. – Sagt man im Dithmarschen, von einem allzu offenherzigen Menschen, besonders wenn er einfältiges, ungereimtes Zeug redet. Auch in Pommern Dähnert, 305a. In Oldenburg, wo man die Schweigsamkeit liebt, drückt man damit seinen Widerwillen gegen Redseligkeit und Geschwätzigkeit aus. (Vgl. 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*20 Er hat den Schnabel zu Hause gelassen.
Kann nicht reden.
*21 Er hat einen Schnabel wie eine Heuscheuer.
Wer mit weitem Munde nahet und keift.
*22 Er hat einen steifen Schnabel.
Ist eigensinnig, hartnäckig.
Dän.: Som har neb til at vende gaase-æg med. (Prov. dan., 427.)
*23 Er hat es mit Schnabel und Krallen angefangen.
Mit allem Ernste.
*24 Er hat Schnabel und Klauen.
Er lässt sich nichts anhaben; er wehrt sich mit Händen und Füssen.
*25 Er ist auf den Schnabel geschnürt.
Zum Schweigen gebracht.
*26 Er wetzt mehr den Schnabel als den Sabel. – Eiselein, 553; Körte, 5370a.
*27 Er wetzt seinen Schnabel schon.
Er hat schon Appetit und Verlangen danach.
*28 Er wüscht der Schnabel am Bode-n-ab wie d' Hüener. (Solothurn.) – Schild, 92, 387; Sutermeister, 93.
Er erreicht sein Ziel nicht.
*29 Holt du den Snawel darût. – Dähnert, 437b.
*30 Man kann's am Schnabel merken, dass ihre Mutter keine Gans gewesen ist.
Holl.: Men ziet het wel aan uwe nebben, dat uwe moeder geen eendvogel was. (Harrebomée, II, 118a.)
*31 Sie steckt überall den Schnabel hinein.
Holl.: Zij steken overal hunnen snavel tusschen. (Harrebomée, II, 278a.)
Schnabeldoctor.
* Es ist ein Schnabeldoctor.
So nannte man in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Pestärzte. Als die Pest 1656 in Rom wüthete, trugen die Aerzte bei ihren Krankenbesuchen ein langes Kleid von Wachstuch, vor dem Gesicht eine mit einer Brille versehene Larve, vor Mund und Nase aber war ein Schnabel angebracht, in dem wohlriechende Specereien lagen. In den mit Handschuhen bekleideten Händen trugen sie einen langen Stab, um damit anzudeuten, was der Kranke zu gebrauchen und zu beobachten habe. In Nr. 3 des Daheim 1872 befindet sich S. 48 die Abbildung eines solchen Pestdoctors.
Schnabeln.
Wer will schnabeln, muss erst gabeln.
Wer eine gute Ernte, also einen vollen Tisch haben will, muss die Düngergabel nicht scheuen.
Schnabelweide.
Man muss nicht neue Schnabelweide schütten, es sei denn die alte verdaut.
„Schütt nicht ein newe Schnabelweyd, du hast dann vor die alte verdäwt.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297.)
Schnack.
1 Dat is ên ander Schnack1, as: „Jann kum 'rin un êt wat!“ (Ostfries.) – Bueren, 213; Frommann, II, 537, 150; Eichwald, 893; Goldschmidt, 131; Hauskalender, II.
1) Rede, besonders leeres Gerede, Geplauder, Geschwätz, Scherz, Spass. Obenan steht dem Oldenburger das Essen.
2 Dummen Snak gelt ôk. (Holst.) – Schütze, IV, 137.
Dummes Gewäsch gilt auch seinen Preis.
3 Snak is gôd Kôp (Kauf). – Schütze, IV, 136; Dähnert, 436b; Hauskalender, I.
Mit dem Reden ist's nicht gethan; Schwatzen ist wohlfeil, Geld macht's.
4 Väl Snack gifft väl totohören. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 140.
5 Vom Snak kümt Klak. – Deecke, 14.
6 Vun Snak kumt Snak. (Holst.) – Schütze, IV, 135; Eichwald, 1761; für Bremen: Köster, 254; hochdeutsch bei Simrock, 9103; Körte, 5470.
Ein Geschwätz gebiert das andere.
*7 Dat 's en ârigen Snak. – Schütze, I, 7.
Dummes Gewäsch. Arig heisst zwar auch wie im Hochdeutschen artig, steht aber hier ironisch.
*8 Kathôlschen Snack. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller.
*9 Sin Snâk hô neddr Haad of Stört. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 115.
Sein Geschwätz hat weder Haupt (Kopf) noch Schwanz.
*10 Sin Snâk kaan 'm idj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 208.
Seine Rede kann man essen.
Schnacken.
1 De vele snackt, môt vele legen (lügen). – Lübben.
2 Ên kann snaken un söwen könt singen. (Holst.) – Schütze, IV, 135; Körte, 4993.
Zu denen, die jemand in die Rede fallen, im Reden stören, wo viele zugleich sprechen, sagt der das Wort Verlangende so. Viele können miteinander singen, reden kann nur einer.
3 Hart schnacken leren wol. – Petri, II, 371.
4 Snacken ist got Kôp. – Eichwald, 1759.
5 Snacken kostet kên Geld. – Dähnert, 436b.
6 Snaken dêst du gôd, äwer wîsen as 'n Schelm, säd' de Voss to 'n Bûren. – Hoefer, 369.
Du redest zwar sehr gut, zeigst aber sehr übel, sagte der Fuchs zum Bauer, der die Frage des Jägers, ob der Fuchs in der Scheune sei, zwar verneinte, aber mit der Hand auf die Stelle hinwies, wo der Fuchs verborgen war.
7 Vun Snacken1 kommt Klacken. (Holst.) – Schütze, II, 277; IV, 135; Richey, 270; Diermissen, 281.
1) Gewäsch, Plaudereien.
2) Klecken, schmieren, Schandflecke, die der Schwätzer andern anhängt. – Ein Schwätzer richtet oft viel Böses an.
8 Wer wol schnackt, wird hoch geacht. – Petri, II, 781.
*9 De snakt as en Mettwurst1, di an beiden Ennen âpen is. (Ostfries.) – Eichwald, 1305; Frommann, VI, 288, 650; Eichwald, 1305; Schütze, I, 6; Dähnert, 305a.
1) Wurst aus gehacktem Schweinefleisch. – Sagt man im Dithmarschen, von einem allzu offenherzigen Menschen, besonders wenn er einfältiges, ungereimtes Zeug redet. Auch in Pommern Dähnert, 305a. In Oldenburg, wo man die Schweigsamkeit liebt, drückt man damit seinen Widerwillen gegen Redseligkeit und Geschwätzigkeit aus. (Vgl. Goldschmidt, 97, 130.)
*10 Du snakst mit as Jan Bremer, de harr 'n Ohrfiege krägen. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 17.
*11 He het gôd snaken, he hett den Mund dichte bi sik. (Holst.) – Schütze, IV, 137.
*12 He kann snacken as'n Heister. – Diermissen, 38.
*13 He snakt as de Görte (Grütze). (Ostfries.) – Bueren, 619; Frommann, VI, 281, 651; Hauskalender, III.
*14 He snakt as he klôk is. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 124.
Er redet wie er's versteht.
*15 He snakt, as wenn he Brê im Munde har. – Schütze, I, 148.
Er spricht undeutlich, oder auch: er nimmt den Mund zu voll.
*16 He snakt en um un um. – Schütze, IV, 137.
Er weiss einen zu allem Möglichen zu beschwatzen.
*17 He snakt sik nog um den Hals. – Schütze, II, 94.
Von unvorsichtigen Sprechern.
*18 Hi snaket fan öther Lidj, an sin Ânj lucket ham în âuer a Dör. (Nordfries.) – Johansen, 74; Firmenich, III, 6, 72; für Amrum: Haupt, VIII, 365, 232.
Er schnackt (redet) von andern Leuten und sein Eignes lugt (sieht) ihm über die Thür herein.
*19 Hi snâket üüs wan 't ham föör a Brânj skrewwen stênt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 152.
Schnacker.
Thiar skal an gâden Snâker tu, thiar 't an Swagger forbêdert. (Nordfries.) – Johansen, 151; Firmenich, III, 5, 55; für Amrum: Haupt, VIII, 362, 182.
Es gehört ein guter Schnacker (Sprecher) dazu, der's einem Schweiger verbessert.
Schnaderbüchse.
* I gib meiner Schnoaderbichsen net umsunst z' essen. (Niederösterreich.)
Wer von seinem Munde einen starken Gebrauch macht.
Schnadergatzi.
* Sie ist e Schnadergätzi.
Eine Schwätzerin. (S. Märliträger.)
Schnäfels.
* Et äs en Schnäfels1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 7.
1) Auch Schnok (s. d.) Schnake, Gelse. In Mühlbach heissen Schnäfels die juckenden Frostbeulen.
Schnake.
1 Man muss nicht auff alle Schnacken achtung geben, so vber die Köpff fliegen. – Lehmann, 773, 20.
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