Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 3 So lange die Schlehen (Schlehdorn) vor dem Mai blühen, um so viel Tage vor Jakobi (25. Juli) beginnt die Roggenernte. 4 Wenn die Schlehen und Holtz-Aepffel nicht gerahten, so haben die Hessen (s. d.) weder zu sieden noch zu braten. - Schola curiositatis; Berckenmeyer, 249; Simrock, 4692. Von der Unfruchtbarkeit Hessens. Man weiss, wie man solche sprichwörtliche Urtheile über Völker, Länder, Oerter zu verstehen hat. Wie es scheint, wissen aber die Hessen mit den Schlehen gut auszukommen, eingedenk des russischen Sprichworts: Wer den Schlehdorn verachtet, dem reiche keinen Schlehenwein. (Altmann V, 99.) 5 Wer in Schlehen beisst, dem schmeckt's nicht wie Melonen (Pfirsichen). In Aegypten sagt man in ähnlichem Sinne: Wenn du in die Rinde des Gummibaums schneidest, so glaube nicht, dass du Palmensect in deine Krüge füllen werdest. *6 Die Schlehen blühen. Um zu sagen: Es ist kalt, weil zur Zeit der Schlehenblüte die Temperatur der Luft in der Regel eine niedere ist. *7 Einem eine Schlehe zur Erquickung geben. Frz.: Au mal autru la belorce. (Leroux, I, 38.) Schlehenbaum. * Ein Schlehenbaum kann keine Citronen tragen. Schlehenstrauch. Je später der Schlehenstrauch nach dem ersten Mai blüht, desto schlimmer steht es um die Korn- und Heuernte. - Wunderlich, 26. Schleichen. 1 Man muss schleichen, wenn man dem Vogel überm Nest will Eyer aussheben. - Lehmann, 68, 6. 2 Wer stets schleicht, der kompt ferner, denn der nicht allweg leufft. - Petri, II, 768. *3 De schlickt wie de Dod hinderm Decletum. (Dönhofstädt.) *4 Er kommt geschlichen wie die Fliege aus der Buttermilch. Holl.: Dat schikt als eene luis in eene teerton. (Harrebomee, II, 327a.) Lat.: Corbita tardior tranquillo mari. (Faselius, 51.) *5 Er schleicht wie ein Fuchs im Schwarzwalde. - Parömiakon, 1129. Frz.: Marcher a pas de loup. (Lendroy, 930.) *6 Lat schleike. - Frischbier2, 3334. Mit den Worten: "Lat schliken" erklärte ein Schulze das L. S. (loco sigilli) einer gesetzlichen Verordnung. Schleicher. 1 Der Schleicher kommt mit dem Eiler. - Simrock, 9078. 2 Der Schleicher trifft die Krähen. - Petri, II, 106. 3 Der Schleicher überwindet den Beisser. - Mauvillon, 13; Gaal, 1373; Simrock, 9081; Braun, I, 3897; Körte, 5343. 4 Der schleycher kompt so weyt als der lauffer. - Tappius, 115a; Körte, 5342; Simrock, 9078; Braun, I, 3896. 5 Ein Schleicher macht mehr als ein Streicher. 6 Hüte dich vor dem Schleicher, der Rauscher thut dir nichts. - Eiselein, 551; Simrock, 9080; Gaal, 1373; Sailer, 271. Böhm.: Tajny chudce, tajny skudce. (Celakovsky, 35.) Frz.: C'est une eau dormante. - Gardes-vous d'eau coye. (Kritzinger, 342b) - Il n'est pire eau que celle qui dort. (Kritzinger, 253a.) - Il n'y a point de pire eau que celle qui croupit. (Kritzinger, 193b.) It.: Bisogna guardarsi dell' acque chete (da coloro che fanno la gatta morta). - Fuoco coperto ha piu caldo che l'aperto. - Se bene ci fa la gatta morta, da queste acque chete ti guarda. Poln.: Zlych najbardziej cnota kole w oczy. (Celakovsky, 35.) 7 Schleicher bediene mit Zucker und nicht mit Waffen. - Gubitz, Gesellschafter, 1832, S. 30. 8 Wahre dik vor de Sliekers, de Röpers (Raufer) doit dik niks. - Körte, 5344. Holl.: Wacht je voor de sluipers. ( Harrebomee, II, 276a.) *9 Das sollte ein Schleicher werden und wurde ein Quarrer. - Frischbier2, 3333. *10 Et schull en Sliker wesen un et wurr en Piper. - Eichwald, 1790. Schleichweg. Auf Schleichwegen hält der Bach das Maul. Schleie. 1 Die Sleyen seyn ein artztet aller Fischen. - Forer, 168a; Germania, XVI, 102. "Davon (dass die Schleien mit ihrem Schleim die Wunden heilen) das Sprichwort kommen ist bei den Friessländern: Die Schleyen seyn ein artztet aller Fischen." 2 Eigene Schleie ist besser als fremder Lachs. - Altmann V, 97. Schleier. 1 Der Schleier allein macht die Nonne nicht. Aehnlich die Russen in Beziehung auf den Mönch. (Altmann VI, 468.) 2 Der Schleier deckt nicht stets ein schönes Gesicht. Die Russen: Der Schleier, welcher das Gesicht deckt, deckt selten die Schönheit. 3 Der Schleier einzig macht no kei Chlosterfrau. (Aargau.) - Schweiz, II, 184, 45. 4 Der Schleier verdeckt oft ein hässlich Gesicht. 5 Ein Schleier und ein Federhut, das steht der Lady gar zu gut. Damit werden in Neuyork die Dienstmädchen verspottet, welche sich durch den Ankauf der beiden genannten Artikel schnell in Damen verwandelt zu haben glauben. (Neuyorker Journal, 1869.) 6 Es ist nicht alles Schleier, was man aus Linnen webt. Aehnlich russisch Altmann V, 87. 7 Schleier vnd Schöppel versperren vielen den Himmel. - Lehmann, 399, 26. 8 Vnter einem weissen Schleyer sind die Motten verborgen. - Petri, II, 563. 9 Weisse Schleier verbergen braune Gesichter. 10 Wenn ein Schleier am Südpol und eine Kapuze am Nordpol wäre, so kämen sie doch in der Mitte zusammen. - Klosterspiegel, 34, 4. 11 Wo kein Schleier (Weib), da ist keine Freude. - Simrock, 9082; Körte, 5345. Ohne Theilnahme der Frauen verlieren Gastmähler und Gesellschaften ihren erheiternden Charakter. Lat.: Ubi non est peplum, ibi non est gaudium. *12 Darüber muss man einen Schleier werfen. Holl.: Laat ons daar maar een' sluijer overwerpen. (Harrebomee, II, 276a.) *13 Den Schleier nehmen. - Eiselein, 551. Sie hat den Schleier genommen, d. i. sie ist Nonne geworden. (Braun, I, 3898.) *14 Einen Schleier umhängen. Sein Gesicht verstecken. *15 Er muss sich lassen den Schleyer auffsetzen. - Mathesy, 50b u. 260b. Steht unter dem Pantoffel. *16 Es liegt ein Schleier über der Sache. - Braun, I, 3899. *17 Etwas nur durch den Schleier sehen. Lat.: Per nebulam aliquid videre. (Cicero.) (Binder II, 2535.) *18 Sich unter (mit) einem andern Schleier schmücken. *19 Unter dem Schleier sein. - Eiselein, 551. Schleife. 1 Die Schleife kostet oft mehr als das Kleid. 2 Ist die Schleife ellenlang, ist die Liebe klafterlang. - Parömiakon, 1750. Die Liebe hat oft keine andere Quelle, als ein schönes Band, einen neuen Hut u. s. w. der Geliebten. Schleifen. 1 Es ist böss schleiffen ohne Wasser. - Lehmann, II, 129, 166; Petri, II, 166; Simrock; 9084. Holl.: Tis quaet slipen sonder water. (Tunn., 21, 22; Harrebomee, II, 439b.) Lat.: Ut vulgus fatur male cos sitiens operatur. (Fallersleben, 661.) Schwed.: Ondt slipa uten watn. (Grubb, 634.) 2 Glatt geschliffen ist bald (halb) gewetzt. - Rollwagenbüchlein, LIII; Petri, II, 339; Henisch, 1629, 3; Eiselein, 239; Simrock, 3661; Braun, I, 826. In Luzern: Glatt g'schliffen ist gli g'wetzt. 3 Itz können viel schleiffen, vnd wenden, vnd haben das Spiel in beiden Henden. - Petri, II, 409. 4 Man muss schleifen, wenn sich der Stein dreht. (S. Nehmen 19.) Dän.: Sliip mens steenen gaaer om. (Prov. dan., 192.)
[Spaltenumbruch] 3 So lange die Schlehen (Schlehdorn) vor dem Mai blühen, um so viel Tage vor Jakobi (25. Juli) beginnt die Roggenernte. 4 Wenn die Schlehen und Holtz-Aepffel nicht gerahten, so haben die Hessen (s. d.) weder zu sieden noch zu braten. – Schola curiositatis; Berckenmeyer, 249; Simrock, 4692. Von der Unfruchtbarkeit Hessens. Man weiss, wie man solche sprichwörtliche Urtheile über Völker, Länder, Oerter zu verstehen hat. Wie es scheint, wissen aber die Hessen mit den Schlehen gut auszukommen, eingedenk des russischen Sprichworts: Wer den Schlehdorn verachtet, dem reiche keinen Schlehenwein. (Altmann V, 99.) 5 Wer in Schlehen beisst, dem schmeckt's nicht wie Melonen (Pfirsichen). In Aegypten sagt man in ähnlichem Sinne: Wenn du in die Rinde des Gummibaums schneidest, so glaube nicht, dass du Palmensect in deine Krüge füllen werdest. *6 Die Schlehen blühen. 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Mit den Worten: „Lat schliken“ erklärte ein Schulze das L. S. (loco sigilli) einer gesetzlichen Verordnung. Schleicher. 1 Der Schleicher kommt mit dem Eiler. – Simrock, 9078. 2 Der Schleicher trifft die Krähen. – Petri, II, 106. 3 Der Schleicher überwindet den Beisser. – Mauvillon, 13; Gaal, 1373; Simrock, 9081; Braun, I, 3897; Körte, 5343. 4 Der schleycher kompt so weyt als der lauffer. – Tappius, 115a; Körte, 5342; Simrock, 9078; Braun, I, 3896. 5 Ein Schleicher macht mehr als ein Streicher. 6 Hüte dich vor dem Schleicher, der Rauscher thut dir nichts. – Eiselein, 551; Simrock, 9080; Gaal, 1373; Sailer, 271. Böhm.: Tajný chůdce, tajný škůdce. (Čelakovsky, 35.) Frz.: C'est une eau dormante. – Gardés-vous d'eau coye. (Kritzinger, 342b) – Il n'est pire eau que celle qui dort. (Kritzinger, 253a.) – Il n'y a point de pire eau que celle qui croupit. (Kritzinger, 193b.) 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Schleier. 1 Der Schleier allein macht die Nonne nicht. Aehnlich die Russen in Beziehung auf den Mönch. (Altmann VI, 468.) 2 Der Schleier deckt nicht stets ein schönes Gesicht. Die Russen: Der Schleier, welcher das Gesicht deckt, deckt selten die Schönheit. 3 Der Schleier einzig macht no kei Chlosterfrau. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 45. 4 Der Schleier verdeckt oft ein hässlich Gesicht. 5 Ein Schleier und ein Federhut, das steht der Lady gar zu gut. Damit werden in Neuyork die Dienstmädchen verspottet, welche sich durch den Ankauf der beiden genannten Artikel schnell in Damen verwandelt zu haben glauben. (Neuyorker Journal, 1869.) 6 Es ist nicht alles Schleier, was man aus Linnen webt. 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3 So lange die Schlehen (Schlehdorn) vor dem Mai blühen, um so viel Tage vor Jakobi (25. Juli) beginnt die Roggenernte.
4 Wenn die Schlehen und Holtz-Aepffel nicht gerahten, so haben die Hessen (s. d.) weder zu sieden noch zu braten. – Schola curiositatis; Berckenmeyer, 249; Simrock, 4692.
Von der Unfruchtbarkeit Hessens. Man weiss, wie man solche sprichwörtliche Urtheile über Völker, Länder, Oerter zu verstehen hat. Wie es scheint, wissen aber die Hessen mit den Schlehen gut auszukommen, eingedenk des russischen Sprichworts: Wer den Schlehdorn verachtet, dem reiche keinen Schlehenwein. (Altmann V, 99.)
5 Wer in Schlehen beisst, dem schmeckt's nicht wie Melonen (Pfirsichen).
In Aegypten sagt man in ähnlichem Sinne: Wenn du in die Rinde des Gummibaums schneidest, so glaube nicht, dass du Palmensect in deine Krüge füllen werdest.
*6 Die Schlehen blühen.
Um zu sagen: Es ist kalt, weil zur Zeit der Schlehenblüte die Temperatur der Luft in der Regel eine niedere ist.
*7 Einem eine Schlehe zur Erquickung geben.
Frz.: Au mal autru la belorce. (Leroux, I, 38.)
Schlehenbaum.
* Ein Schlehenbaum kann keine Citronen tragen.
Schlehenstrauch.
Je später der Schlehenstrauch nach dem ersten Mai blüht, desto schlimmer steht es um die Korn- und Heuernte. – Wunderlich, 26.
Schleichen.
1 Man muss schleichen, wenn man dem Vogel überm Nest will Eyer aussheben. – Lehmann, 68, 6.
2 Wer stets schleicht, der kompt ferner, denn der nicht allweg leufft. – Petri, II, 768.
*3 De schlickt wie de Dod hinderm Decletum. (Dönhofstädt.)
*4 Er kommt geschlichen wie die Fliege aus der Buttermilch.
Holl.: Dat schikt als eene luis in eene teerton. (Harrebomée, II, 327a.)
Lat.: Corbita tardior tranquillo mari. (Faselius, 51.)
*5 Er schleicht wie ein Fuchs im Schwarzwalde. – Parömiakon, 1129.
Frz.: Marcher à pas de loup. (Lendroy, 930.)
*6 Lat schlîke. – Frischbier2, 3334.
Mit den Worten: „Lat schliken“ erklärte ein Schulze das L. S. (loco sigilli) einer gesetzlichen Verordnung.
Schleicher.
1 Der Schleicher kommt mit dem Eiler. – Simrock, 9078.
2 Der Schleicher trifft die Krähen. – Petri, II, 106.
3 Der Schleicher überwindet den Beisser. – Mauvillon, 13; Gaal, 1373; Simrock, 9081; Braun, I, 3897; Körte, 5343.
4 Der schleycher kompt so weyt als der lauffer. – Tappius, 115a; Körte, 5342; Simrock, 9078; Braun, I, 3896.
5 Ein Schleicher macht mehr als ein Streicher.
6 Hüte dich vor dem Schleicher, der Rauscher thut dir nichts. – Eiselein, 551; Simrock, 9080; Gaal, 1373; Sailer, 271.
Böhm.: Tajný chůdce, tajný škůdce. (Čelakovsky, 35.)
Frz.: C'est une eau dormante. – Gardés-vous d'eau coye. (Kritzinger, 342b) – Il n'est pire eau que celle qui dort. (Kritzinger, 253a.) – Il n'y a point de pire eau que celle qui croupit. (Kritzinger, 193b.)
It.: Bisogna guardarsi dell' acque chete (da coloro che fanno la gatta morta). – Fuoco coperto ha più caldo che l'aperto. – Se bene ci fa la gatta morta, da queste acque chete ti guarda.
Poln.: Złych najbardziéj cnota kole w oczy. (Čelakovsky, 35.)
7 Schleicher bediene mit Zucker und nicht mit Waffen. – Gubitz, Gesellschafter, 1832, S. 30.
8 Wahre dik vor de Sliekers, de Röpers (Raufer) doit dik niks. – Körte, 5344.
Holl.: Wacht je voor de sluipers. ( Harrebomée, II, 276a.)
*9 Das sollte ein Schleicher werden und wurde ein Quarrer. – Frischbier2, 3333.
*10 Et schull en Sliker wesen un et wurr en Piper. – Eichwald, 1790.
Schleichweg.
Auf Schleichwegen hält der Bach das Maul.
Schleie.
1 Die Sleyen seyn ein artztet aller Fischen. – Forer, 168a; Germania, XVI, 102.
„Davon (dass die Schleien mit ihrem Schleim die Wunden heilen) das Sprichwort kommen ist bei den Friessländern: Die Schleyen seyn ein artztet aller Fischen.“
2 Eigene Schleie ist besser als fremder Lachs. – Altmann V, 97.
Schleier.
1 Der Schleier allein macht die Nonne nicht.
Aehnlich die Russen in Beziehung auf den Mönch. (Altmann VI, 468.)
2 Der Schleier deckt nicht stets ein schönes Gesicht.
Die Russen: Der Schleier, welcher das Gesicht deckt, deckt selten die Schönheit.
3 Der Schleier einzig macht no kei Chlosterfrau. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 45.
4 Der Schleier verdeckt oft ein hässlich Gesicht.
5 Ein Schleier und ein Federhut, das steht der Lady gar zu gut.
Damit werden in Neuyork die Dienstmädchen verspottet, welche sich durch den Ankauf der beiden genannten Artikel schnell in Damen verwandelt zu haben glauben. (Neuyorker Journal, 1869.)
6 Es ist nicht alles Schleier, was man aus Linnen webt.
Aehnlich russisch Altmann V, 87.
7 Schleier vnd Schöppel versperren vielen den Himmel. – Lehmann, 399, 26.
8 Vnter einem weissen Schleyer sind die Motten verborgen. – Petri, II, 563.
9 Weisse Schleier verbergen braune Gesichter.
10 Wenn ein Schleier am Südpol und eine Kapuze am Nordpol wäre, so kämen sie doch in der Mitte zusammen. – Klosterspiegel, 34, 4.
11 Wo kein Schleier (Weib), da ist keine Freude. – Simrock, 9082; Körte, 5345.
Ohne Theilnahme der Frauen verlieren Gastmähler und Gesellschaften ihren erheiternden Charakter.
Lat.: Ubi non est peplum, ibi non est gaudium.
*12 Darüber muss man einen Schleier werfen.
Holl.: Laat ons daar maar een' sluijer overwerpen. (Harrebomée, II, 276a.)
*13 Den Schleier nehmen. – Eiselein, 551.
Sie hat den Schleier genommen, d. i. sie ist Nonne geworden. (Braun, I, 3898.)
*14 Einen Schleier umhängen.
Sein Gesicht verstecken.
*15 Er muss sich lassen den Schleyer auffsetzen. – Mathesy, 50b u. 260b.
Steht unter dem Pantoffel.
*16 Es liegt ein Schleier über der Sache. – Braun, I, 3899.
*17 Etwas nur durch den Schleier sehen.
Lat.: Per nebulam aliquid videre. (Cicero.) (Binder II, 2535.)
*18 Sich unter (mit) einem andern Schleier schmücken.
*19 Unter dem Schleier sein. – Eiselein, 551.
Schleife.
1 Die Schleife kostet oft mehr als das Kleid.
2 Ist die Schleife ellenlang, ist die Liebe klafterlang. – Parömiakon, 1750.
Die Liebe hat oft keine andere Quelle, als ein schönes Band, einen neuen Hut u. s. w. der Geliebten.
Schleifen.
1 Es ist böss schleiffen ohne Wasser. – Lehmann, II, 129, 166; Petri, II, 166; Simrock; 9084.
Holl.: Tis quaet slipen sonder water. (Tunn., 21, 22; Harrebomée, II, 439b.)
Lat.: Ut vulgus fatur male cos sitiens operatur. (Fallersleben, 661.)
Schwed.: Ondt slipa uten watn. (Grubb, 634.)
2 Glatt geschliffen ist bald (halb) gewetzt. – Rollwagenbüchlein, LIII; Petri, II, 339; Henisch, 1629, 3; Eiselein, 239; Simrock, 3661; Braun, I, 826.
In Luzern: Glatt g'schliffen ist gli g'wetzt.
3 Itz können viel schleiffen, vnd wenden, vnd haben das Spiel in beiden Henden. – Petri, II, 409.
4 Man muss schleifen, wenn sich der Stein dreht. (S. Nehmen 19.)
Dän.: Sliip mens steenen gaaer om. (Prov. dan., 192.)
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