Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *11 Er ist hinter sieben Riegeln nid sicher. (Luzern.) *12 Ich wil em an andern Reigel ver de Noase scheiben. (Schles.) - Gomolcke, 588; Frommann, III, 242, 24. *13 Man muss ihm einen Riegel schiessen. - Mayer, I, 47. Streng beobachten, nicht zu viel Freiheit lassen. *14 Riegel vnderschiessen (vorschieben). - Aventin, CCCLVIIa. *15 Sei is a Reig'l fürs sechste Gebot. (Oberösterreich.) Sie ist sehr hässlich. *16 Wir wollen ihm en Riegel schieben. - Eiselein, 529. Riegelwand. * Me chiemt Riegelwänd mit ihm yschüsse, se dumm ist er. (S. Dumm 48 u. a.) (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 31; Eiselein, 529. "Zu einem dummen Menschen sagt man: Mit dir könnte man die Riegelwände einschlagen." Riegen. Rieget ju (reihet euch), sagg de Baur, dar hadd e ene Koh in 'en Stall. Münster.) (S. Reihen 3.) Riemchen. * Rimkes te Bate leggen. (Iserlohn.) - Woeste, 88, 162. Riemchenstecher, s. Riemenstecher. Riemen. 1 An den riemen lernen die hund das leder fressen. - Franck, II, 70a; Egenolff, 310a; Gruter, I, 5; Lehmann, 18, 29 u. 400, 36; Schottel, 1123b; Blum, 115; Pistor., VII, 71; Siebenkees, 126; Marvillon, I, 17; Ramann, Unterr., IV, 2; Körte, 5076; Körte2, 6357; Simrock, 8465; Masson, 224. Im 10. Jahrhundert: Fone demo limble se begin nit tir hunt leder ezzen. Frz.: On ne commence jamais par de grands crimes. Lat.: A teneris assuescere multum est. - Canis a corio nunquam absterrebitur uncto. (Horaz.) (Binder II, 413.) - Difficile est assueta relinquere. - Ligularum fur tandem et marsupia suppilat. - Periculosum est, canem intestina gustare. (Philippi, I, 226.) 2 An klein Rems lehr'n de Hunn Lärrer kau'n. (Altmark.) - Danneil, 277; Schwerin, 48. 3 Es ist gut riemen auss ander leut heut zu schneiden. - Franck, II, 84a; Gruter, I, 33; Dove, 275 u. 638. In Bedburg: Et ess god Reme schniggn van anger Löcks Ledder. - Es ist ein gemein sprichwort: es ist gut breit riemen schneiden auss frömden heütten. (Geiler, Seelen-Paradiess, LXXXIXb, 2.) Engl.: To cut large shives of another man's loaf. (Bohn II, 148.) Frz.: Il coupe large courraye de cuir d' autrui. Holl.: Het is goed breede riemen snijden van eens andermans leer. (Harrebomee, II, 219b.) It.: Del corio d'altri si fanno le coregge large. Lat.: De alieno corio liberalis. Span.: De piel ajena larga la correa. 4 Geweisste Riemen gelten das Geld. (Eifel.) Was sich als gut erprobt, behält seinen Werth. 5 Man schneidet die Riemen, nachdem die Haut ist. - Körte, 5074; Körte2, 6355. Mhd.: Ein man den riemen sneiden sol, nach der hiute; daz stat wol. (Freidank.) (Zingerle, 121.) Lat.: Scindit corrigias ex pelle tua sibi latas. 6 Man schneidet nicht blos Einen Riemen aus der Haut. Mhd.: Es ist nicht umb einn riemn allein, wisst, es gilt die haut gemain. (Ring.) (Zingerle, 121.) 7 Schneid nicht Riemen auss Gotts Wort, sie könnten dich leicht zu Tode geisseln. - Henisch, 1702, 12; Sailer, 382. 8 Vam Reimen tanen1 (Reimken trecken) lert de Rüens Leader freaten. (Westf.) 1) Tanen, wörtlich zahnen, mit den Zähnen ziehen, nagen. 9 Viel schneiden Riemen, weil sie leben von armen vnd reichen; wenn sie gestorben, seynd sie heilige Leut vnd geben viel Almoss, wie feiste, gemästete säw gute Würst. - Lehmann, 910, 41. 10 Wer die Riemen schneidet zu breit, dem thut nachher das Leder leid. Mhd.: Machet ern riemen iht ze breit daz wirt im an der hiute leit. (Freidank.) (Zingerle, 121.) [Spaltenumbruch] *11 Dä läet alle Reme zo Bord. (Bedburg.) Die Ruder der Schiffer werden auch Riemen genannt. Der obere Rand des Schiffes heisst Bord. Wenn nun alle Riemen thätig zu Bord gelegt werden, hat der Schiffer alles aufgeboten, um seinen Zweck zu erreichen. *12 Den Riemen strecken. Weiter um sich greifen, seine Rechte u. s. w. weiter ausdehnen. Frz.: Il a alonge la courroie. *13 Er musste den Riemen ziehen. - Eiselein, 529; Klix, 74. Er musste zahlen. "Es geht niemand, wenn man nicht den Riemen ziehe, einem übers Ecke." (Keller, 147b.) *14 Es geht ihm an die Riemen. *15 Es geht um seine Riemen. (Nürtingen.) Um Riemen aus seiner Haut geschnitten; auf seine Kosten und Gefahr. *16 Es ist jm an die Riemen gangen. - Eyering, I, 349. Lat.: Nunc meae in angustum coguntur copiae. (Terenz.) (Binder I, 1243; II, 2314.) *17 Riemen schneiden. Vortheil ziehen, während das doppelte, zweifache Riemenschneiden wol sträfliche Uebervortheilung anzeigt. So heisst es bei Waldis (IV, 13, 55): "Die gselln, die so jrn datum setzen vnd all morgen jr messer wetzen, damit sie zwiefach riemen schneiden, ob sie denn auch an galgen leiden, des soll man kein mitleiden hon." *18 Vam Raimen trecken küemt de Rü'e ant Liär friäten. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 75, 263. *19 Vun't Rem'n tahnen lehrt de Hünn' dat Schohfreten. - Eichwald, 859. *20 Zieht a Riemen und gatten (gebt einen) Beimen. - Robinson, 501; Gomolcke, 1123; Keller, 169b. Aufforderung, die Börse zu öffnen und für irgendeinen Zweck, gewöhnlich zum Vertrinken, einen Beitrag zugeben. Beime, Bihm oder Böhmen = Silbergroschen. "Unterdessen soa ich noch a mol: Ziht a Riemen, gat a Beimen." (Keller, 170a.) Riemenlecken. No dem langen Reimenlicken lehrt de Rüens dat Ledderfretten. (Waldeck.) Riemenstecher. * Er ist ein (alter) Riemenstecher. - Frischbier2, 3142. Als die Bücher noch durch lederne Riemen und weniger durch Büchertaschen zusammengehalten wurden, war das Riemchenstechen ein beliebtes Spiel der Schuljugend. Es kam darauf an, den Griffel in einen der mannichfachen Schlingen des doppeltgerollten Riemens so geschickt zu stecken, dass dieser durch den Gegner angezogen, festgehalten wurde. Ein Riemenstecher ist mithin ein schlauer und gewitzter Mensch, der alle Vortheile für sich wohl wahrzunehmen versteht, ein Praktikus, ein Schlauberger. Nach Campe (Wb., III, 831) ist Riemenstecher der Name gewisser betrügerischer Landstreicher, welche besonders auf Jahrmärkten ihr Wesen treiben und einen Riemen mit darin befindlichen Krümmen zusammenrollen und andere darin stechen lassen, wobei sie machen können, dass der Stich allemal neben den Riemen gehe. Nach Adelung (Wb., III, 1112) kommen die Riemenstecher unter dieser Bezeichnung schon in dem alten augsburgischen Stadtbuche aus dem 13. Jahrhundert vor. Ein Edict Friedrich Wilhelm's I. von Preussen vom 28. Jan. 1716 bringt "Marktschreier, Comödianten, Gaukler, Seiltänzer, Riemenstecher, Glückstöpfer, Puppenspieler u. dgl. Gesindel", das im Lande nicht geduldet werden soll, in Eine Klasse. Riemer. 1 Wenn der Riemer vom Kalbe reden hört, denkt er an Juchten. - Altmann V, 117. *2 Der Remner Misch kit. (Siebenbürg.-sächs.) Der Riemer Michael, d. i. die Peitsche kommt. Riemlein. Am Riemlein lernt der Hund Leder kauen. - Eiselein, 328. Riepel. *1 A eis a rechta Reipel. (Oberösterreich.) *2 Es ist ein schwarzer Riepel. (Niederlausitz.) Nach Heyse (Wb., II, 513)ein liederlicher, schmuziger, sich herumtreibender, auch ein grober, ungeschliffener Mensch. Riese. 1 Auch ein Riese gleitet hinab, wenn er über einer verdeckten Grube wandelt, welche Zwerge ausgehöhlt haben. (Aegypt.) 2 Auch ein Riese verliert, wenn er mit dem Teufel spielt.
[Spaltenumbruch] *11 Er ist hinter sieben Riegeln nid sicher. (Luzern.) *12 Ich wil em an andern Rîgel ver de Noase schîben. (Schles.) – Gomolcke, 588; Frommann, III, 242, 24. *13 Man muss ihm einen Riegel schiessen. – Mayer, I, 47. Streng beobachten, nicht zu viel Freiheit lassen. *14 Riegel vnderschiessen (vorschieben). – Aventin, CCCLVIIa. *15 Sî is a Rîg'l fürs sechste Gebot. (Oberösterreich.) Sie ist sehr hässlich. *16 Wir wollen ihm en Riegel schieben. – Eiselein, 529. Riegelwand. * Me chiemt Riegelwänd mit ihm yschüsse, se dumm ist er. (S. Dumm 48 u. a.) (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 31; Eiselein, 529. „Zu einem dummen Menschen sagt man: Mit dir könnte man die Riegelwände einschlagen.“ Riegen. Rieget ju (reihet euch), sagg de Bûr, dar hadd e ene Koh in 'en Stall. Münster.) (S. Reihen 3.) Riemchen. * Rimkes te Bate leggen. (Iserlohn.) – Woeste, 88, 162. Riemchenstecher, s. Riemenstecher. Riemen. 1 An den riemen lernen die hund das leder fressen. – Franck, II, 70a; Egenolff, 310a; Gruter, I, 5; Lehmann, 18, 29 u. 400, 36; Schottel, 1123b; Blum, 115; Pistor., VII, 71; Siebenkees, 126; Marvillon, I, 17; Ramann, Unterr., IV, 2; Körte, 5076; Körte2, 6357; Simrock, 8465; Masson, 224. Im 10. Jahrhundert: Fóne démo limble se begin nit tir húnt lèder ézzen. Frz.: On ne commence jamais par de grands crimes. Lat.: A teneris assuescere multum est. – Canis a corio nunquam absterrebitur uncto. (Horaz.) (Binder II, 413.) – Difficile est assueta relinquere. – Ligularum fur tandem et marsupia suppilat. – Periculosum est, canem intestina gustare. (Philippi, I, 226.) 2 An klein Rêms lehr'n de Hunn Lärrer kau'n. (Altmark.) – Danneil, 277; Schwerin, 48. 3 Es ist gut riemen auss ander leut heut zu schneiden. – Franck, II, 84a; Gruter, I, 33; Dove, 275 u. 638. In Bedburg: Et ess god Reme schniggn van anger Löcks Ledder. – Es ist ein gemein sprichwort: es ist gut breit riemen schneiden auss frömden heütten. (Geiler, Seelen-Paradiess, LXXXIXb, 2.) Engl.: To cut large shives of another man's loaf. (Bohn II, 148.) Frz.: Il coupe large courraye de cuir d' autrui. Holl.: Het is goed breede riemen snijden van eens andermans leêr. (Harrebomée, II, 219b.) It.: Del corio d'altri si fanno le coregge large. Lat.: De alieno corio liberalis. Span.: De piel ajena larga la correa. 4 Geweisste Riemen gelten das Geld. (Eifel.) Was sich als gut erprobt, behält seinen Werth. 5 Man schneidet die Riemen, nachdem die Haut ist. – Körte, 5074; Körte2, 6355. Mhd.: Ein man den riemen snîden sol, nach der hiute; daz stât wol. (Freidank.) (Zingerle, 121.) Lat.: Scindit corrigias ex pelle tua sibi latas. 6 Man schneidet nicht blos Einen Riemen aus der Haut. Mhd.: Es ist nicht umb einn riemn allein, wisst, es gilt die haut gemain. (Ring.) (Zingerle, 121.) 7 Schneid nicht Riemen auss Gotts Wort, sie könnten dich leicht zu Tode geisseln. – Henisch, 1702, 12; Sailer, 382. 8 Vam Reimen tanen1 (Reimken trecken) lêrt de Rüens Leader freaten. (Westf.) 1) Tanen, wörtlich zahnen, mit den Zähnen ziehen, nagen. 9 Viel schneiden Riemen, weil sie leben von armen vnd reichen; wenn sie gestorben, seynd sie heilige Leut vnd geben viel Almoss, wie feiste, gemästete säw gute Würst. – Lehmann, 910, 41. 10 Wer die Riemen schneidet zu breit, dem thut nachher das Leder leid. Mhd.: Machet ern riemen iht ze breit daz wirt im an der hiute leit. (Freidank.) (Zingerle, 121.) [Spaltenumbruch] *11 Dä läet alle Rême zo Bord. (Bedburg.) Die Ruder der Schiffer werden auch Riemen genannt. Der obere Rand des Schiffes heisst Bord. Wenn nun alle Riemen thätig zu Bord gelegt werden, hat der Schiffer alles aufgeboten, um seinen Zweck zu erreichen. *12 Den Riemen strecken. Weiter um sich greifen, seine Rechte u. s. w. weiter ausdehnen. Frz.: Il a alongé la courroie. *13 Er musste den Riemen ziehen. – Eiselein, 529; Klix, 74. Er musste zahlen. „Es geht niemand, wenn man nicht den Riemen ziehe, einem übers Ecke.“ (Keller, 147b.) *14 Es geht ihm an die Riemen. *15 Es geht um seine Riemen. (Nürtingen.) Um Riemen aus seiner Haut geschnitten; auf seine Kosten und Gefahr. *16 Es ist jm an die Riemen gangen. – Eyering, I, 349. Lat.: Nunc meae in angustum coguntur copiae. (Terenz.) (Binder I, 1243; II, 2314.) *17 Riemen schneiden. Vortheil ziehen, während das doppelte, zweifache Riemenschneiden wol sträfliche Uebervortheilung anzeigt. So heisst es bei Waldis (IV, 13, 55): „Die gselln, die so jrn datum setzen vnd all morgen jr messer wetzen, damit sie zwiefach riemen schneiden, ob sie denn auch an galgen leiden, des soll man kein mitleiden hon.“ *18 Vam Raimen trecken küemt de Rü'e ant Liär friäten. 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Ein Riemenstecher ist mithin ein schlauer und gewitzter Mensch, der alle Vortheile für sich wohl wahrzunehmen versteht, ein Praktikus, ein Schlauberger. Nach Campe (Wb., III, 831) ist Riemenstecher der Name gewisser betrügerischer Landstreicher, welche besonders auf Jahrmärkten ihr Wesen treiben und einen Riemen mit darin befindlichen Krümmen zusammenrollen und andere darin stechen lassen, wobei sie machen können, dass der Stich allemal neben den Riemen gehe. Nach Adelung (Wb., III, 1112) kommen die Riemenstecher unter dieser Bezeichnung schon in dem alten augsburgischen Stadtbuche aus dem 13. Jahrhundert vor. Ein Edict Friedrich Wilhelm's I. von Preussen vom 28. Jan. 1716 bringt „Marktschreier, Comödianten, Gaukler, Seiltänzer, Riemenstecher, Glückstöpfer, Puppenspieler u. dgl. Gesindel“, das im Lande nicht geduldet werden soll, in Eine Klasse. Riemer. 1 Wenn der Riemer vom Kalbe reden hört, denkt er an Juchten. – Altmann V, 117. *2 Der Remner Misch kit. (Siebenbürg.-sächs.) Der Riemer Michael, d. i. die Peitsche kommt. Riemlein. Am Riemlein lernt der Hund Leder kauen. – Eiselein, 328. Riepel. *1 A îs a rechta Rîpel. (Oberösterreich.) *2 Es ist ein schwarzer Riepel. (Niederlausitz.) Nach Heyse (Wb., II, 513)ein liederlicher, schmuziger, sich herumtreibender, auch ein grober, ungeschliffener Mensch. Riese. 1 Auch ein Riese gleitet hinab, wenn er über einer verdeckten Grube wandelt, welche Zwerge ausgehöhlt haben. (Aegypt.) 2 Auch ein Riese verliert, wenn er mit dem Teufel spielt.
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*11 Er ist hinter sieben Riegeln nid sicher. (Luzern.)
*12 Ich wil em an andern Rîgel ver de Noase schîben. (Schles.) – Gomolcke, 588; Frommann, III, 242, 24.
*13 Man muss ihm einen Riegel schiessen. – Mayer, I, 47.
Streng beobachten, nicht zu viel Freiheit lassen.
*14 Riegel vnderschiessen (vorschieben). – Aventin, CCCLVIIa.
*15 Sî is a Rîg'l fürs sechste Gebot. (Oberösterreich.)
Sie ist sehr hässlich.
*16 Wir wollen ihm en Riegel schieben. – Eiselein, 529.
Riegelwand.
* Me chiemt Riegelwänd mit ihm yschüsse, se dumm ist er. (S. Dumm 48 u. a.) (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 31; Eiselein, 529.
„Zu einem dummen Menschen sagt man: Mit dir könnte man die Riegelwände einschlagen.“
Riegen.
Rieget ju (reihet euch), sagg de Bûr, dar hadd e ene Koh in 'en Stall.
Münster.) (S. Reihen 3.)
Riemchen.
* Rimkes te Bate leggen. (Iserlohn.) – Woeste, 88, 162.
Riemchenstecher, s. Riemenstecher.
Riemen.
1 An den riemen lernen die hund das leder fressen. – Franck, II, 70a; Egenolff, 310a; Gruter, I, 5; Lehmann, 18, 29 u. 400, 36; Schottel, 1123b; Blum, 115; Pistor., VII, 71; Siebenkees, 126; Marvillon, I, 17; Ramann, Unterr., IV, 2; Körte, 5076; Körte2, 6357; Simrock, 8465; Masson, 224.
Im 10. Jahrhundert: Fóne démo limble se begin nit tir húnt lèder ézzen.
Frz.: On ne commence jamais par de grands crimes.
Lat.: A teneris assuescere multum est. – Canis a corio nunquam absterrebitur uncto. (Horaz.) (Binder II, 413.) – Difficile est assueta relinquere. – Ligularum fur tandem et marsupia suppilat. – Periculosum est, canem intestina gustare. (Philippi, I, 226.)
2 An klein Rêms lehr'n de Hunn Lärrer kau'n. (Altmark.) – Danneil, 277; Schwerin, 48.
3 Es ist gut riemen auss ander leut heut zu schneiden. – Franck, II, 84a; Gruter, I, 33; Dove, 275 u. 638.
In Bedburg: Et ess god Reme schniggn van anger Löcks Ledder. – Es ist ein gemein sprichwort: es ist gut breit riemen schneiden auss frömden heütten. (Geiler, Seelen-Paradiess, LXXXIXb, 2.)
Engl.: To cut large shives of another man's loaf. (Bohn II, 148.)
Frz.: Il coupe large courraye de cuir d' autrui.
Holl.: Het is goed breede riemen snijden van eens andermans leêr. (Harrebomée, II, 219b.)
It.: Del corio d'altri si fanno le coregge large.
Lat.: De alieno corio liberalis.
Span.: De piel ajena larga la correa.
4 Geweisste Riemen gelten das Geld. (Eifel.)
Was sich als gut erprobt, behält seinen Werth.
5 Man schneidet die Riemen, nachdem die Haut ist. – Körte, 5074; Körte2, 6355.
Mhd.: Ein man den riemen snîden sol, nach der hiute; daz stât wol. (Freidank.) (Zingerle, 121.)
Lat.: Scindit corrigias ex pelle tua sibi latas.
6 Man schneidet nicht blos Einen Riemen aus der Haut.
Mhd.: Es ist nicht umb einn riemn allein, wisst, es gilt die haut gemain. (Ring.) (Zingerle, 121.)
7 Schneid nicht Riemen auss Gotts Wort, sie könnten dich leicht zu Tode geisseln. – Henisch, 1702, 12; Sailer, 382.
8 Vam Reimen tanen1 (Reimken trecken) lêrt de Rüens Leader freaten. (Westf.)
1) Tanen, wörtlich zahnen, mit den Zähnen ziehen, nagen.
9 Viel schneiden Riemen, weil sie leben von armen vnd reichen; wenn sie gestorben, seynd sie heilige Leut vnd geben viel Almoss, wie feiste, gemästete säw gute Würst. – Lehmann, 910, 41.
10 Wer die Riemen schneidet zu breit, dem thut nachher das Leder leid.
Mhd.: Machet ern riemen iht ze breit daz wirt im an der hiute leit. (Freidank.) (Zingerle, 121.)
*11 Dä läet alle Rême zo Bord. (Bedburg.)
Die Ruder der Schiffer werden auch Riemen genannt. Der obere Rand des Schiffes heisst Bord. Wenn nun alle Riemen thätig zu Bord gelegt werden, hat der Schiffer alles aufgeboten, um seinen Zweck zu erreichen.
*12 Den Riemen strecken.
Weiter um sich greifen, seine Rechte u. s. w. weiter ausdehnen.
Frz.: Il a alongé la courroie.
*13 Er musste den Riemen ziehen. – Eiselein, 529; Klix, 74.
Er musste zahlen. „Es geht niemand, wenn man nicht den Riemen ziehe, einem übers Ecke.“ (Keller, 147b.)
*14 Es geht ihm an die Riemen.
*15 Es geht um seine Riemen. (Nürtingen.)
Um Riemen aus seiner Haut geschnitten; auf seine Kosten und Gefahr.
*16 Es ist jm an die Riemen gangen. – Eyering, I, 349.
Lat.: Nunc meae in angustum coguntur copiae. (Terenz.) (Binder I, 1243; II, 2314.)
*17 Riemen schneiden.
Vortheil ziehen, während das doppelte, zweifache Riemenschneiden wol sträfliche Uebervortheilung anzeigt. So heisst es bei Waldis (IV, 13, 55): „Die gselln, die so jrn datum setzen vnd all morgen jr messer wetzen, damit sie zwiefach riemen schneiden, ob sie denn auch an galgen leiden, des soll man kein mitleiden hon.“
*18 Vam Raimen trecken küemt de Rü'e ant Liär friäten. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 263.
*19 Vun't Rem'n tahnen lehrt de Hünn' dat Schohfrêten. – Eichwald, 859.
*20 Zieht a Riemen und gatten (gebt einen) Bîmen. – Robinson, 501; Gomolcke, 1123; Keller, 169b.
Aufforderung, die Börse zu öffnen und für irgendeinen Zweck, gewöhnlich zum Vertrinken, einen Beitrag zugeben. Bîme, Bihm oder Böhmen = Silbergroschen. „Unterdessen soa ich noch a mol: Ziht a Riemen, gat a Bîmen.“ (Keller, 170a.)
Riemenlecken.
No dem langen Reimenlicken lehrt de Rüens dat Ledderfretten. (Waldeck.)
Riemenstecher.
* Er ist ein (alter) Riemenstecher. – Frischbier2, 3142.
Als die Bücher noch durch lederne Riemen und weniger durch Büchertaschen zusammengehalten wurden, war das Riemchenstechen ein beliebtes Spiel der Schuljugend. Es kam darauf an, den Griffel in einen der mannichfachen Schlingen des doppeltgerollten Riemens so geschickt zu stecken, dass dieser durch den Gegner angezogen, festgehalten wurde. Ein Riemenstecher ist mithin ein schlauer und gewitzter Mensch, der alle Vortheile für sich wohl wahrzunehmen versteht, ein Praktikus, ein Schlauberger. Nach Campe (Wb., III, 831) ist Riemenstecher der Name gewisser betrügerischer Landstreicher, welche besonders auf Jahrmärkten ihr Wesen treiben und einen Riemen mit darin befindlichen Krümmen zusammenrollen und andere darin stechen lassen, wobei sie machen können, dass der Stich allemal neben den Riemen gehe. Nach Adelung (Wb., III, 1112) kommen die Riemenstecher unter dieser Bezeichnung schon in dem alten augsburgischen Stadtbuche aus dem 13. Jahrhundert vor. Ein Edict Friedrich Wilhelm's I. von Preussen vom 28. Jan. 1716 bringt „Marktschreier, Comödianten, Gaukler, Seiltänzer, Riemenstecher, Glückstöpfer, Puppenspieler u. dgl. Gesindel“, das im Lande nicht geduldet werden soll, in Eine Klasse.
Riemer.
1 Wenn der Riemer vom Kalbe reden hört, denkt er an Juchten. – Altmann V, 117.
*2 Der Remner Misch kit. (Siebenbürg.-sächs.)
Der Riemer Michael, d. i. die Peitsche kommt.
Riemlein.
Am Riemlein lernt der Hund Leder kauen. – Eiselein, 328.
Riepel.
*1 A îs a rechta Rîpel. (Oberösterreich.)
*2 Es ist ein schwarzer Riepel. (Niederlausitz.)
Nach Heyse (Wb., II, 513)ein liederlicher, schmuziger, sich herumtreibender, auch ein grober, ungeschliffener Mensch.
Riese.
1 Auch ein Riese gleitet hinab, wenn er über einer verdeckten Grube wandelt, welche Zwerge ausgehöhlt haben. (Aegypt.)
2 Auch ein Riese verliert, wenn er mit dem Teufel spielt.
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