Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
Rheinfelden. 1 Rheinfelden ist eine feste Stadt, hinten und vorn mit Lumpen vermacht. - Deutsche Romanzeitung, III, 44, 632; Hesekiel, 29. 2 Z' Rheifelde uf der Rheibrugg liit e raui laui rüssig Rehläberen. Schweizer Nachsprechscherz. (Sutermeister, 28.) 3 Zu Rheinfelden empfahet man den Kaiser mit der langen Rede: Seid uns und Gott willkommen. - Eiselein, 528. Rheingau. Im Rheingau macht die Luft frei. - Kehrein, VIII, 218. Es war dies der oberste Kanon der alten rheingauischen Landesrechte. Das grosse Privileg des salischen freien Landstrichs hat längst seine politische Bedeutung verloren, aber ein tiefer poetischer Sinn ist dem alten Rechtssatze geblieben. Rheingold. Rheingold - Weingold. Eine Inschrift im Weinkeller des neuen berliner Rathhauses. Rheinisch. 1 Ich neme allhie Reinisch vnd liesse einem andern dort vngerisch. - Petri, II, 7. 2 Viel Rheinisch macht wenig rein. - Parömiakon, 696. Rheinleute. Rheinleut, Weinleut. - Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 25. Rheinschnak. * Es ist ein Rheinschnak. - Eiselein, 528. Ein schlanker, leichtfüssiger Mensch, oder auch ein solcher Gaul vom Rheinland, wo es so viele Schnaken gibt, mit welchen die bezeichnete Art Menschen und namentlich die Pferde, welche man den Sommer über unter freiem Himmel auf den unbewohnten Rheininseln wild weiden lässt, hier verglichen werden. Rheinstrom. 1 Der Rheinstrom ist Deutschlands Weinstrom, aber nicht Deutschlands Rainstrom. Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch E. M. Arndt's. 2 Wenn's am Reinstrom brent, muss man nicht wasser auss der Donaw holen. - Lehmann, 278, 69 u. 527, 33. Rheinwein. Rheinwein, Feinwein. Jules Janin vergleicht in einem Feuilleton den Burgunder mit einem misvergnügten, unruhigen Frondeur, den Bordeaux mit einem kalten, glatten und indifferenten Weltmann, den Champagner mit dem brausenden, leichtfertigen Pariser. Neben diesen französischen Weinen erwähnt er auch den rheingauer und charakterisirt ihn als einen muskelkräftigen, tapfern Soldaten mit grossem Schnurrbart und klingenden Sporen, der jederzeit bereit ist, vom Leder zu ziehen und durchzuhauen, d. h. wol, er hat den französischen Weinen gegenüber einen ernstern und kraftigern Charakter. (K. Braun, Der Weinbau im Rheingau, Berlin 1869.) Rheinzoll. Der Rheinzoll macht viel Groll. Und dennoch hat er Jahrhunderte bestanden, bis er in der neuern Zeit grösstentheils beseitigt worden ist. Schon zu Luther's Zeit muss er grosse Unzufriedenheit im Volk erregt haben, denn Murner (Vom grossen luth. Narren) lässt Luther, um zur Theilnahme am "Buntschuh" aufzufordern, sagen: "Die zöl die müsen ab am rein, vnd all beschwerden von dem wein; so würt es leichtlich darzu kumen, ein mass würt vmb ein haller genumen." (Kloster, X, 134.) Rhenum (s. Rhein). Cis Rhenum scheide den Krieg. - Simrock, 8453. Rhinoceros. 1 Ein Rhinoceros kann durch zehn Schulen laufen, es bleibt ein Rhinoceros. *2 Er ist ein wahres Rhinoceros. Holl.: Het is een rhinoceros. (Harrebomee, II, 218b.) Rhodus. * Hier ist Rhodus, hier springe drüber. (Altgriech.) Die sich mit etwas gross machen, was man billigerweise nicht von ihnen erwarten kann. Aus einer Fabel. Einem Jünglinge, der damit prahlte, dass er zu Rhodus gewesen, bewundernswürdige Sprünge gemacht habe, antwortete jemand: Hic Rhodus, hic salta. (Binder I, 658; II, 1302; Apostol., X; Faselius, 430; Gaal, 1628; Wiegand, 903.) Lass sehen, was du kannst, Ruhm will Beweise haben. (Körte, 1352c.) Ribbe, s. Rippe. Ribbeschier. * He is knapp ribbschier. - Kern, 545. Das Wort ribbeschier wird von mässiger Beleibtheit gebraucht, einer solchen, bei der die Ribben nicht sichtbar sind. Im eigentlichen Sinne wird die Redensart von einem Mastvieh angewandt, das nur ein wenig Fleisch auf den Rippen hat, uneigentlich von jemand, dessen Vermögensverhältnisse nur leidlich stehen. Richard. Richard und Armgard sind Vettern. Wortspiel mit arm und reich, um zu sagen, dass Armuth und Reichthum verwandt sind, dass der Arme reich und der Reiche arm werden kann. Holl.: Rijkaard en armgaard zijn half huislevens wel gepaard. (Harrebomee, II, 221b.) Richerzeche. * Die Richerzeche. Dieser Ausdruck hat weder mit Richter, noch mit regnum etwas zu thun, sondern bezeichnet die Genossenschaft der Reichen und Mächtigen (rychen), welche zu Köln aus dem Reste der sich im 12. Jahrhundert als eine gewaltige bürgerliche Gemeinschaft zeigenden Kaufmannsgilde (mercatorum gilde) bestanden, denn jene erschien gerade in derjenigen Zeit, wo diese verschwand. (Vgl. L. Ennen, Gesch. der Stadt Köln aus den Quellen des Stadtarchivs, 1864, I.) Richt. * So richt (gerade, aufrecht) as 'ne Kaisse (Kerze). (Westf.) Richtauf. Vedder Richtop hä geit so strack as wan hä 'ne Peilhake1 (oder La(d)stock) sluaken (verschluckt) hädde. (Iserlohn.) - Frommann, V, 169, 158. 1) Peilhacke = Pfeil- oder Spitzhacke. Richte. * In de Richte gan. - Dähnert, 379a. Den kürzesten Weg nach einem Orte einschlagen. Richten. 1 Gar mancher mich richt't, er denkt seiner nicht; gedächt' er sein, vergäss' er mein. Dän.: Döm saaledes imellem andre, at andre ei skal dömme ilde om dig. (Prov. dan., 116.) Lat.: Qui me respicit et mea, se non respicit ille Et sua; dice ergo: "????t sea?t??" homo. (Binder II, 2780; Seybold, 396.) 2 Hi richt Got noch dem rechten, di herren ligen bei den knechten. Nu merket hiebei, welcher her oder knecht gewesen si. - Aarg. Taschenbuch. Ein Spruch, der an alten Beinhäusern der Kirchhöfe an verschiedenen Orten der Schweiz steht. 3 Man richtet nicht nach Einer Klag', man hört auch, was der andere sag'. (Deisslingen.) - Birlinger, 432. 4 Man richtet zwischen Reich und Arm so ungleich, dass es Gott erbarm'. 5 Man soll sich wol nach andern richten, aber sich nicht selbst vernichten. Frz.: Il faut se preter a autrui, et ne se donner qu'a soi. (Cahier, 159.) 6 Niemand kann sich selber richten. - Graf, 425, 199. Selbsthülfe ist untersagt. Auf Rügen: Niemand kan sick ock süluest richten. (Normann, 10, 8.) 7 Niemand richtet recht nach seinem Wahn. - Graf, 409, 64. "Blosses Rathen und Meinen statt gewiss wissen, wo es sich um die höchsten Güter des Menschen handelt, ist ein Frevel. Wer nach seinem Wahne (Meinen) urtheilt, ist vor Gott so schuldig als ein ungerechter Richter." Mhd.: Is richtet nymand recht nach sinem whan. (Daniels, Weichbildglossen, 243, 53.) 8 Recht richten ist recht. - Petri, II, 513. 9 Richt barmhertzig die Elenden vnd Armen, so wird sich Gott auch dein erbarmen. - Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 27. 10 Richt dich an deins gleichen. - Gruter, I, 63. 11 Richt' euch, oder der Teufel holt euch. (Ostpreuss.) 12 Richt nicht nach eines Mannes klag, hör vor wol, was der ander sag. - Lehmann, 566, 17. 13 Richte andere so, wie du willst, dass sie dich richten sollen. 14 Richte dich nach den Leuten, sie werden sich nicht nach dir richten. - Simrock, 8461. 15 Richte dich nicht nach den meisten, sondern nach den besten. - Reche, I, 15.
[Spaltenumbruch]
Rheinfelden. 1 Rheinfelden ist eine feste Stadt, hinten und vorn mit Lumpen vermacht. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 632; Hesekiel, 29. 2 Z' Rhîfelde uf der Rhîbrugg liit e raui laui rüssig Rehläberen. Schweizer Nachsprechscherz. (Sutermeister, 28.) 3 Zu Rheinfelden empfahet man den Kaiser mit der langen Rede: Seid uns und Gott willkommen. – Eiselein, 528. Rheingau. Im Rheingau macht die Luft frei. – Kehrein, VIII, 218. Es war dies der oberste Kanon der alten rheingauischen Landesrechte. Das grosse Privileg des salischen freien Landstrichs hat längst seine politische Bedeutung verloren, aber ein tiefer poetischer Sinn ist dem alten Rechtssatze geblieben. Rheingold. Rheingold – Weingold. Eine Inschrift im Weinkeller des neuen berliner Rathhauses. Rheinisch. 1 Ich neme allhie Reinisch vnd liesse einem andern dort vngerisch. – Petri, II, 7. 2 Viel Rheinisch macht wenig rein. – Parömiakon, 696. Rheinleute. Rheinleut, Weinleut. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 25. Rheinschnak. * Es ist ein Rheinschnak. – Eiselein, 528. Ein schlanker, leichtfüssiger Mensch, oder auch ein solcher Gaul vom Rheinland, wo es so viele Schnaken gibt, mit welchen die bezeichnete Art Menschen und namentlich die Pferde, welche man den Sommer über unter freiem Himmel auf den unbewohnten Rheininseln wild weiden lässt, hier verglichen werden. Rheinstrom. 1 Der Rheinstrom ist Deutschlands Weinstrom, aber nicht Deutschlands Rainstrom. Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch E. M. Arndt's. 2 Wenn's am Reinstrom brent, muss man nicht wasser auss der Donaw holen. – Lehmann, 278, 69 u. 527, 33. Rheinwein. Rheinwein, Feinwein. Jules Janin vergleicht in einem Feuilleton den Burgunder mit einem misvergnügten, unruhigen Frondeur, den Bordeaux mit einem kalten, glatten und indifferenten Weltmann, den Champagner mit dem brausenden, leichtfertigen Pariser. Neben diesen französischen Weinen erwähnt er auch den rheingauer und charakterisirt ihn als einen muskelkräftigen, tapfern Soldaten mit grossem Schnurrbart und klingenden Sporen, der jederzeit bereit ist, vom Leder zu ziehen und durchzuhauen, d. h. wol, er hat den französischen Weinen gegenüber einen ernstern und kraftigern Charakter. (K. Braun, Der Weinbau im Rheingau, Berlin 1869.) Rheinzoll. Der Rheinzoll macht viel Groll. Und dennoch hat er Jahrhunderte bestanden, bis er in der neuern Zeit grösstentheils beseitigt worden ist. Schon zu Luther's Zeit muss er grosse Unzufriedenheit im Volk erregt haben, denn Murner (Vom grossen luth. Narren) lässt Luther, um zur Theilnahme am „Buntschuh“ aufzufordern, sagen: „Die zöl die müsen ab am rein, vnd all beschwerden von dem wein; so würt es leichtlich darzu kumen, ein mass würt vmb ein haller genumen.“ (Kloster, X, 134.) Rhenum (s. Rhein). Cis Rhenum scheide den Krieg. – Simrock, 8453. Rhinoceros. 1 Ein Rhinoceros kann durch zehn Schulen laufen, es bleibt ein Rhinoceros. *2 Er ist ein wahres Rhinoceros. Holl.: Het is een rhinoceros. (Harrebomée, II, 218b.) Rhodus. * Hier ist Rhodus, hier springe drüber. (Altgriech.) Die sich mit etwas gross machen, was man billigerweise nicht von ihnen erwarten kann. Aus einer Fabel. Einem Jünglinge, der damit prahlte, dass er zu Rhodus gewesen, bewundernswürdige Sprünge gemacht habe, antwortete jemand: Hic Rhodus, hic salta. (Binder I, 658; II, 1302; Apostol., X; Faselius, 430; Gaal, 1628; Wiegand, 903.) Lass sehen, was du kannst, Ruhm will Beweise haben. (Körte, 1352c.) Ribbe, s. Rippe. Ribbeschier. * He is knapp ribbschier. – Kern, 545. Das Wort ribbeschier wird von mässiger Beleibtheit gebraucht, einer solchen, bei der die Ribben nicht sichtbar sind. Im eigentlichen Sinne wird die Redensart von einem Mastvieh angewandt, das nur ein wenig Fleisch auf den Rippen hat, uneigentlich von jemand, dessen Vermögensverhältnisse nur leidlich stehen. Richard. Richard und Armgard sind Vettern. Wortspiel mit arm und reich, um zu sagen, dass Armuth und Reichthum verwandt sind, dass der Arme reich und der Reiche arm werden kann. Holl.: Rijkaard en armgaard zijn half huislevens wel gepaard. (Harrebomée, II, 221b.) Richerzeche. * Die Richerzeche. Dieser Ausdruck hat weder mit Richter, noch mit regnum etwas zu thun, sondern bezeichnet die Genossenschaft der Reichen und Mächtigen (rychen), welche zu Köln aus dem Reste der sich im 12. Jahrhundert als eine gewaltige bürgerliche Gemeinschaft zeigenden Kaufmannsgilde (mercatorum gilde) bestanden, denn jene erschien gerade in derjenigen Zeit, wo diese verschwand. (Vgl. L. Ennen, Gesch. der Stadt Köln aus den Quellen des Stadtarchivs, 1864, I.) Richt. * So richt (gerade, aufrecht) as 'ne Kaisse (Kerze). (Westf.) Richtauf. Vedder Richtop hä gèit so strack as wan hä 'ne Pîlhake1 (oder Lâ(d)stock) sluàken (verschluckt) hädde. (Iserlohn.) – Frommann, V, 169, 158. 1) Pîlhacke = Pfeil- oder Spitzhacke. Richte. * In de Richte gân. – Dähnert, 379a. Den kürzesten Weg nach einem Orte einschlagen. Richten. 1 Gar mancher mich richt't, er denkt seiner nicht; gedächt' er sein, vergäss' er mein. Dän.: Døm saaledes imellem andre, at andre ei skal dømme ilde om dig. (Prov. dan., 116.) Lat.: Qui me respicit et mea, se non respicit ille Et sua; dice ergo: „????t sea?t??“ homo. (Binder II, 2780; Seybold, 396.) 2 Hi richt Got nôch dem rechten, di herren ligen bî den knechten. Nu merket hiebî, welcher her oder knecht gewesen si. – Aarg. Taschenbuch. Ein Spruch, der an alten Beinhäusern der Kirchhöfe an verschiedenen Orten der Schweiz steht. 3 Man richtet nicht nach Einer Klag', man hört auch, was der andere sag'. (Deisslingen.) – Birlinger, 432. 4 Man richtet zwischen Reich und Arm so ungleich, dass es Gott erbarm'. 5 Man soll sich wol nach andern richten, aber sich nicht selbst vernichten. Frz.: Il faut se prêter à autrui, et ne se donner qu'à soi. (Cahier, 159.) 6 Niemand kann sich selber richten. – Graf, 425, 199. Selbsthülfe ist untersagt. Auf Rügen: Niemand kan sick ock süluest richten. (Normann, 10, 8.) 7 Niemand richtet recht nach seinem Wahn. – Graf, 409, 64. „Blosses Rathen und Meinen statt gewiss wissen, wo es sich um die höchsten Güter des Menschen handelt, ist ein Frevel. Wer nach seinem Wahne (Meinen) urtheilt, ist vor Gott so schuldig als ein ungerechter Richter.“ Mhd.: Is richtet nymand recht nach sinem whan. (Daniels, Weichbildglossen, 243, 53.) 8 Recht richten ist recht. – Petri, II, 513. 9 Richt barmhertzig die Elenden vnd Armen, so wird sich Gott auch dein erbarmen. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 27. 10 Richt dich an deins gleichen. – Gruter, I, 63. 11 Richt' euch, oder der Teufel holt euch. (Ostpreuss.) 12 Richt nicht nach eines Mannes klag, hör vor wol, was der ander sag. – Lehmann, 566, 17. 13 Richte andere so, wie du willst, dass sie dich richten sollen. 14 Richte dich nach den Leuten, sie werden sich nicht nach dir richten. – Simrock, 8461. 15 Richte dich nicht nach den meisten, sondern nach den besten. – Reche, I, 15.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0848" n="[834]"/> <cb n="1667"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinfelden.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Rheinfelden ist eine feste Stadt, hinten und vorn mit Lumpen vermacht.</hi> – <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 44, 632; Hesekiel, 29.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Z' Rhîfelde uf der Rhîbrugg liit e raui laui rüssig Rehläberen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Schweizer Nachsprechscherz. (<hi rendition="#i">Sutermeister, 28.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Zu Rheinfelden empfahet man den Kaiser mit der langen Rede: Seid uns und Gott willkommen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 528.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheingau.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Im Rheingau macht die Luft frei.</hi> – <hi rendition="#i">Kehrein, VIII, 218.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es war dies der oberste Kanon der alten rheingauischen Landesrechte. Das grosse Privileg des salischen freien Landstrichs hat längst seine politische Bedeutung verloren, aber ein tiefer poetischer Sinn ist dem alten Rechtssatze geblieben.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheingold.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Rheingold – Weingold.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Eine Inschrift im Weinkeller des neuen berliner Rathhauses.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinisch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ich neme allhie Reinisch vnd liesse einem andern dort vngerisch.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Viel Rheinisch macht wenig rein.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 696.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinleute.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Rheinleut, Weinleut.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 25.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinschnak.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Rheinschnak.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 528.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein schlanker, leichtfüssiger Mensch, oder auch ein solcher Gaul vom Rheinland, wo es so viele Schnaken gibt, mit welchen die bezeichnete Art Menschen und namentlich die Pferde, welche man den Sommer über unter freiem Himmel auf den unbewohnten Rheininseln wild weiden lässt, hier verglichen werden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinstrom.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Rheinstrom ist Deutschlands Weinstrom, aber nicht Deutschlands Rainstrom.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch <hi rendition="#i">E. M. Arndt's.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn's am Reinstrom brent, muss man nicht wasser auss der Donaw holen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 278, 69 u. 527, 33.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinwein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Rheinwein, Feinwein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Jules Janin</hi> vergleicht in einem Feuilleton den Burgunder mit einem misvergnügten, unruhigen Frondeur, den Bordeaux mit einem kalten, glatten und indifferenten Weltmann, den Champagner mit dem brausenden, leichtfertigen Pariser. Neben diesen französischen Weinen erwähnt er auch den rheingauer und charakterisirt ihn als einen muskelkräftigen, tapfern Soldaten mit grossem Schnurrbart und klingenden Sporen, der jederzeit bereit ist, vom Leder zu ziehen und durchzuhauen, d. h. wol, er hat den französischen Weinen gegenüber einen ernstern und kraftigern Charakter. (<hi rendition="#i">K. Braun, Der Weinbau im Rheingau, Berlin 1869.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rheinzoll.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Rheinzoll macht viel Groll.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Und dennoch hat er Jahrhunderte bestanden, bis er in der neuern Zeit grösstentheils beseitigt worden ist. Schon zu Luther's Zeit muss er grosse Unzufriedenheit im Volk erregt haben, denn <hi rendition="#i">Murner</hi> (<hi rendition="#i">Vom grossen luth. Narren</hi>) lässt Luther, um zur Theilnahme am „Buntschuh“ aufzufordern, sagen: „Die zöl die müsen ab am rein, vnd all beschwerden von dem wein; so würt es leichtlich darzu kumen, ein mass würt vmb ein haller genumen.“ (<hi rendition="#i">Kloster, X, 134.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Rhenum</hi> (s. Rhein).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Cis Rhenum scheide den Krieg.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 8453.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rhinoceros.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Rhinoceros kann durch zehn Schulen laufen, es bleibt ein Rhinoceros.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist ein wahres Rhinoceros.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een rhinoceros. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 218<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rhodus.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hier ist Rhodus, hier springe drüber.</hi> (<hi rendition="#i">Altgriech.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Die sich mit etwas gross machen, was man billigerweise nicht von ihnen erwarten kann. Aus einer Fabel. Einem Jünglinge, der damit prahlte, dass er zu Rhodus gewesen, bewundernswürdige Sprünge gemacht habe, antwortete jemand: Hic Rhodus, hic salta. (<hi rendition="#i">Binder I, 658; II, 1302; Apostol., X; Faselius, 430; Gaal, 1628; Wiegand, 903.</hi>) Lass sehen, was du kannst, Ruhm will Beweise haben. (<hi rendition="#i">Körte, 1352<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Ribbe,</hi> s. Rippe.</head><lb/> </div> <cb n="1668"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ribbeschier.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He is knapp ribbschier.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 545.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das Wort ribbeschier wird von mässiger Beleibtheit gebraucht, einer solchen, bei der die Ribben nicht sichtbar sind. Im eigentlichen Sinne wird die Redensart von einem Mastvieh angewandt, das nur ein wenig Fleisch auf den Rippen hat, uneigentlich von jemand, dessen Vermögensverhältnisse nur leidlich stehen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Richard.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Richard und Armgard sind Vettern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wortspiel mit arm und reich, um zu sagen, dass Armuth und Reichthum verwandt sind, dass der Arme reich und der Reiche arm werden kann.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Rijkaard en armgaard zijn half huislevens wel gepaard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 221<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Richerzeche.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Die Richerzeche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Dieser Ausdruck hat weder mit Richter, noch mit regnum etwas zu thun, sondern bezeichnet die Genossenschaft der Reichen und Mächtigen (rychen), welche zu Köln aus dem Reste der sich im 12. Jahrhundert als eine gewaltige bürgerliche Gemeinschaft zeigenden Kaufmannsgilde (mercatorum gilde) bestanden, denn jene erschien gerade in derjenigen Zeit, wo diese verschwand. (Vgl. <hi rendition="#i">L. Ennen, Gesch. der Stadt Köln aus den Quellen des Stadtarchivs, 1864, I.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Richt.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* So richt (gerade, aufrecht) as 'ne Kaisse (Kerze).</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Richtauf.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Vedder Richtop hä gèit so strack as wan hä 'ne Pîlhake<hi rendition="#sup">1</hi> (oder Lâ(d)stock) sluàken (verschluckt) hädde.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, V, 169, 158.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Pîlhacke = Pfeil- oder Spitzhacke.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Richte.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* In de Richte gân.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 379<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Den kürzesten Weg nach einem Orte einschlagen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Richten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Gar mancher mich richt't, er denkt seiner nicht; gedächt' er sein, vergäss' er mein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Døm saaledes imellem andre, at andre ei skal dømme ilde om dig. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 116.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui me respicit et mea, se non respicit ille Et sua; dice ergo: „????t sea?t??“ homo. (<hi rendition="#i">Binder II, 2780; Seybold, 396.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hi richt Got nôch dem rechten, di herren ligen bî den knechten. Nu merket hiebî, welcher her oder knecht gewesen si.</hi> – <hi rendition="#i">Aarg. Taschenbuch.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein Spruch, der an alten Beinhäusern der Kirchhöfe an verschiedenen Orten der Schweiz steht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Man richtet nicht nach Einer Klag', man hört auch, was der andere sag'.</hi> (<hi rendition="#i">Deisslingen.</hi>) – <hi rendition="#i">Birlinger, 432.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Man richtet zwischen Reich und Arm so ungleich, dass es Gott erbarm'.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Man soll sich wol nach andern richten, aber sich nicht selbst vernichten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il faut se prêter à autrui, et ne se donner qu'à soi. (<hi rendition="#i">Cahier, 159.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Niemand kann sich selber richten.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 425, 199.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Selbsthülfe ist untersagt. Auf Rügen: Niemand kan sick ock süluest richten. (<hi rendition="#i">Normann, 10, 8.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Niemand richtet recht nach seinem Wahn.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 409, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Blosses Rathen und Meinen statt gewiss wissen, wo es sich um die höchsten Güter des Menschen handelt, ist ein Frevel. Wer nach seinem Wahne (Meinen) urtheilt, ist vor Gott so schuldig als ein ungerechter Richter.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Is richtet nymand recht nach sinem whan. (<hi rendition="#i">Daniels, Weichbildglossen, 243, 53.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Recht richten ist recht.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 513.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Richt barmhertzig die Elenden vnd Armen, so wird sich Gott auch dein erbarmen.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 27.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Richt dich an deins gleichen.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, I, 63.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Richt' euch, oder der Teufel holt euch.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Richt nicht nach eines Mannes klag, hör vor wol, was der ander sag.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 566, 17.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Richte andere so, wie du willst, dass sie dich richten sollen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Richte dich nach den Leuten, sie werden sich nicht nach dir richten.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 8461.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Richte dich nicht nach den meisten, sondern nach den besten.</hi> – <hi rendition="#i">Reche, I, 15.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[834]/0848]
Rheinfelden.
1 Rheinfelden ist eine feste Stadt, hinten und vorn mit Lumpen vermacht. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 632; Hesekiel, 29.
2 Z' Rhîfelde uf der Rhîbrugg liit e raui laui rüssig Rehläberen.
Schweizer Nachsprechscherz. (Sutermeister, 28.)
3 Zu Rheinfelden empfahet man den Kaiser mit der langen Rede: Seid uns und Gott willkommen. – Eiselein, 528.
Rheingau.
Im Rheingau macht die Luft frei. – Kehrein, VIII, 218.
Es war dies der oberste Kanon der alten rheingauischen Landesrechte. Das grosse Privileg des salischen freien Landstrichs hat längst seine politische Bedeutung verloren, aber ein tiefer poetischer Sinn ist dem alten Rechtssatze geblieben.
Rheingold.
Rheingold – Weingold.
Eine Inschrift im Weinkeller des neuen berliner Rathhauses.
Rheinisch.
1 Ich neme allhie Reinisch vnd liesse einem andern dort vngerisch. – Petri, II, 7.
2 Viel Rheinisch macht wenig rein. – Parömiakon, 696.
Rheinleute.
Rheinleut, Weinleut. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 25.
Rheinschnak.
* Es ist ein Rheinschnak. – Eiselein, 528.
Ein schlanker, leichtfüssiger Mensch, oder auch ein solcher Gaul vom Rheinland, wo es so viele Schnaken gibt, mit welchen die bezeichnete Art Menschen und namentlich die Pferde, welche man den Sommer über unter freiem Himmel auf den unbewohnten Rheininseln wild weiden lässt, hier verglichen werden.
Rheinstrom.
1 Der Rheinstrom ist Deutschlands Weinstrom, aber nicht Deutschlands Rainstrom.
Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch E. M. Arndt's.
2 Wenn's am Reinstrom brent, muss man nicht wasser auss der Donaw holen. – Lehmann, 278, 69 u. 527, 33.
Rheinwein.
Rheinwein, Feinwein.
Jules Janin vergleicht in einem Feuilleton den Burgunder mit einem misvergnügten, unruhigen Frondeur, den Bordeaux mit einem kalten, glatten und indifferenten Weltmann, den Champagner mit dem brausenden, leichtfertigen Pariser. Neben diesen französischen Weinen erwähnt er auch den rheingauer und charakterisirt ihn als einen muskelkräftigen, tapfern Soldaten mit grossem Schnurrbart und klingenden Sporen, der jederzeit bereit ist, vom Leder zu ziehen und durchzuhauen, d. h. wol, er hat den französischen Weinen gegenüber einen ernstern und kraftigern Charakter. (K. Braun, Der Weinbau im Rheingau, Berlin 1869.)
Rheinzoll.
Der Rheinzoll macht viel Groll.
Und dennoch hat er Jahrhunderte bestanden, bis er in der neuern Zeit grösstentheils beseitigt worden ist. Schon zu Luther's Zeit muss er grosse Unzufriedenheit im Volk erregt haben, denn Murner (Vom grossen luth. Narren) lässt Luther, um zur Theilnahme am „Buntschuh“ aufzufordern, sagen: „Die zöl die müsen ab am rein, vnd all beschwerden von dem wein; so würt es leichtlich darzu kumen, ein mass würt vmb ein haller genumen.“ (Kloster, X, 134.)
Rhenum (s. Rhein).
Cis Rhenum scheide den Krieg. – Simrock, 8453.
Rhinoceros.
1 Ein Rhinoceros kann durch zehn Schulen laufen, es bleibt ein Rhinoceros.
*2 Er ist ein wahres Rhinoceros.
Holl.: Het is een rhinoceros. (Harrebomée, II, 218b.)
Rhodus.
* Hier ist Rhodus, hier springe drüber. (Altgriech.)
Die sich mit etwas gross machen, was man billigerweise nicht von ihnen erwarten kann. Aus einer Fabel. Einem Jünglinge, der damit prahlte, dass er zu Rhodus gewesen, bewundernswürdige Sprünge gemacht habe, antwortete jemand: Hic Rhodus, hic salta. (Binder I, 658; II, 1302; Apostol., X; Faselius, 430; Gaal, 1628; Wiegand, 903.) Lass sehen, was du kannst, Ruhm will Beweise haben. (Körte, 1352c.)
Ribbe, s. Rippe.
Ribbeschier.
* He is knapp ribbschier. – Kern, 545.
Das Wort ribbeschier wird von mässiger Beleibtheit gebraucht, einer solchen, bei der die Ribben nicht sichtbar sind. Im eigentlichen Sinne wird die Redensart von einem Mastvieh angewandt, das nur ein wenig Fleisch auf den Rippen hat, uneigentlich von jemand, dessen Vermögensverhältnisse nur leidlich stehen.
Richard.
Richard und Armgard sind Vettern.
Wortspiel mit arm und reich, um zu sagen, dass Armuth und Reichthum verwandt sind, dass der Arme reich und der Reiche arm werden kann.
Holl.: Rijkaard en armgaard zijn half huislevens wel gepaard. (Harrebomée, II, 221b.)
Richerzeche.
* Die Richerzeche.
Dieser Ausdruck hat weder mit Richter, noch mit regnum etwas zu thun, sondern bezeichnet die Genossenschaft der Reichen und Mächtigen (rychen), welche zu Köln aus dem Reste der sich im 12. Jahrhundert als eine gewaltige bürgerliche Gemeinschaft zeigenden Kaufmannsgilde (mercatorum gilde) bestanden, denn jene erschien gerade in derjenigen Zeit, wo diese verschwand. (Vgl. L. Ennen, Gesch. der Stadt Köln aus den Quellen des Stadtarchivs, 1864, I.)
Richt.
* So richt (gerade, aufrecht) as 'ne Kaisse (Kerze). (Westf.)
Richtauf.
Vedder Richtop hä gèit so strack as wan hä 'ne Pîlhake1 (oder Lâ(d)stock) sluàken (verschluckt) hädde. (Iserlohn.) – Frommann, V, 169, 158.
1) Pîlhacke = Pfeil- oder Spitzhacke.
Richte.
* In de Richte gân. – Dähnert, 379a.
Den kürzesten Weg nach einem Orte einschlagen.
Richten.
1 Gar mancher mich richt't, er denkt seiner nicht; gedächt' er sein, vergäss' er mein.
Dän.: Døm saaledes imellem andre, at andre ei skal dømme ilde om dig. (Prov. dan., 116.)
Lat.: Qui me respicit et mea, se non respicit ille Et sua; dice ergo: „????t sea?t??“ homo. (Binder II, 2780; Seybold, 396.)
2 Hi richt Got nôch dem rechten, di herren ligen bî den knechten. Nu merket hiebî, welcher her oder knecht gewesen si. – Aarg. Taschenbuch.
Ein Spruch, der an alten Beinhäusern der Kirchhöfe an verschiedenen Orten der Schweiz steht.
3 Man richtet nicht nach Einer Klag', man hört auch, was der andere sag'. (Deisslingen.) – Birlinger, 432.
4 Man richtet zwischen Reich und Arm so ungleich, dass es Gott erbarm'.
5 Man soll sich wol nach andern richten, aber sich nicht selbst vernichten.
Frz.: Il faut se prêter à autrui, et ne se donner qu'à soi. (Cahier, 159.)
6 Niemand kann sich selber richten. – Graf, 425, 199.
Selbsthülfe ist untersagt. Auf Rügen: Niemand kan sick ock süluest richten. (Normann, 10, 8.)
7 Niemand richtet recht nach seinem Wahn. – Graf, 409, 64.
„Blosses Rathen und Meinen statt gewiss wissen, wo es sich um die höchsten Güter des Menschen handelt, ist ein Frevel. Wer nach seinem Wahne (Meinen) urtheilt, ist vor Gott so schuldig als ein ungerechter Richter.“
Mhd.: Is richtet nymand recht nach sinem whan. (Daniels, Weichbildglossen, 243, 53.)
8 Recht richten ist recht. – Petri, II, 513.
9 Richt barmhertzig die Elenden vnd Armen, so wird sich Gott auch dein erbarmen. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 27.
10 Richt dich an deins gleichen. – Gruter, I, 63.
11 Richt' euch, oder der Teufel holt euch. (Ostpreuss.)
12 Richt nicht nach eines Mannes klag, hör vor wol, was der ander sag. – Lehmann, 566, 17.
13 Richte andere so, wie du willst, dass sie dich richten sollen.
14 Richte dich nach den Leuten, sie werden sich nicht nach dir richten. – Simrock, 8461.
15 Richte dich nicht nach den meisten, sondern nach den besten. – Reche, I, 15.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |