Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Rest.

1 Der Rest ist für die Gottlosen.

*2 Das gibt ihm den Rest.

Frz.: Voila pour l'achever de peindre. (Kritzinger, 8a.)

*3 Der hat sich den Rest gegeben. - Klix, 76.

*4 Einem den Rest geben. (S. Neige 13.) - Parömiakon, 1532.

Frz.: Donner le fait. (Kritzinger, 301b.)

*5 Er hat die Reste gesammelt.

Ist betrunken.

*6 Er hat seinen Rest bekommen.

Frz.: En avoir (tenir) pour son compte. - Il a son fait. (Kritzinger, 162a u. 301b.)

*7 Er het e-n-alte Räste. (Solothurn.) - Schild, 90, 367; Sutermeister, 105.

Ein Uebel, an dem er leidet, irgendeinen Schaden. Dafür haben die Schweizer auch noch folgende a. a. O. beigefügte verwandte Redensarten: Er hät es Bei im Fuess. Er hät's im e Bei. Er het es Töchterli. Er het es Gretli. Er het es Urscheli, es Rösli am Aug. Es het en gleit. Er isch bettris. Er isch im Korb (Bett).

*8 Rest für die Commandantur.

In Pommern beim Kartenspiel.


Retardat.

Das Retardat frisst die Kuxe. - Pistor., I, 75; Hillebrand, 57, 82; Simrock, 8431; Graf, 129, 367.

Wenn ein Bergwerksactionär oder Kuxinhaber mit den zur Betreibung erforderlichen Nachzahlungen (Zubusse) im Rückstande bleibt, so wird er in das Retardat gesetzt und sein Antheil (Kux) fällt der Gewerkschaft anheim.


Retirade.

Auf der grossen Retirade.

Um die Zeit eines Vorganges u. s. w. zu bezeichnen. Die Worte sind aus Preciosa (3. Aufzug, 2. Scene), einem von P. A. Wolff gedichteten und von Karl Maria von Weber componirten Drama (Berlin 1823) entlehnt, wo der einbeinige Pedro mittheilt, dass er sein Bein "auf der grossen Retirade" verloren hat. (Büchmann, 57.)


Retourkutsche.

1 Retourkutschen fahren (gelten) blos Freitags. (Würtemberg.)

Ist wol aus den ehemaligen Posteinrichtungen des Landes zu erklären.

2 Retourkutschen ziehen nicht.

Man nennt Retourkutschen unter anderm gewisse Erwiderungen bei Streitigkeiten. Wiederholt z. B. jemand das Schmähwort, womit er belegt worden ist in Bezug auf den Gegner, so heisst dies eine Retourkutsche. Wer in einem Wortstreit scharf aufgestellte Behauptungen allgemach mildert, weil er sich überzeugt, dass er sie nicht aufrecht erhalten kann, fährt eine Retourkutsche.


Retten.

1 Rette nur mich, o Gott, betete der Bischof in einem heftigen Seesturm, mit den übrigen thu' nach deinem Wohlgefallen.

2 Rette sich, wer kann!

Frz.: Sauve, qui peut!

It.: Chi si puo saluar, si salui. (Pazzaglia, 330, 1.)

3 Wer sich nicht zeitlich rettet, der kommt im Feuer um. - Keller, 172a.

*4 Er rettet sich wie Twardowski mit seinem Gesangbüchlein. (Poln.)

Der polnische Zauberkünstler Twardowski hatte in der Vorstadt Krakaus an der Stelle, die von dem Acte noch jetzt die Kanzel Twardowski heisst, mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen, der ihm in seinen Zauberkünsten Beistand leisten und dafür unter gewissen Bedingungen seine Seele erhalten sollte. Nun hatte Twardowski ein frommes Gesangbuch, aus dem er sang, wenn ihn der Teufel ergreifen wollte, wodurch er sich jedesmal rettete. Einmal aber wurde er vom Teufel überrascht. Twardowski summte geschwind noch ein Liedchen; es war zwar zu spät, um ihn für die Erde zu retten, indessen wirkte es doch so viel, dass ihn der Teufel nicht in die Hölle schleppen, sondern in den Lüften lassen musste, wo er bis zum Jüngsten Tage schweben bleiben soll. (Wurzbach, I, 185.)


Rettich.

1 Faule Rettig vnd böse Ruben, gottlose Pfaffen, Huren vnd Buben vnd auch stinckender Branndtwein gehören zum Teuffel in die Helle hinein. - Petri, II, 309.

2 Je mehr man den Rettich salzt, je weniger beisst er.

Die Aegypter haben die Redensart: Wenn der Rettich nur sich selbst verdaute. (Burckhardt, 573.) Um zu sagen: Wenn ich nur die Person wieder los wäre, die ich zu Hülfe gerufen habe. Man glaubt im Morgenlande, dass der Rettich die Verdauung der Speisen befördere, selbst aber unverdaut im Magen liegen bleibe.

[Spaltenumbruch] 3 Jeder Rettich hat seinen Schwanz.

Böhm.: Bez chvostu (konce) ani redkev se nerodi. (Celakovsky, 317.)

4 Rettich äs des Morgest Gäft, ze Mätäch Speis, des Owest Arzna. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 277.

Die Böhmen empfehlen, ihn nicht eher zu essen, bis er schwitzt, und nicht eher zu trinkn, bis er verdaut ist: Nejez redkve, az se zpoti; nepij, az ji ztravis. (Celakovsky, 298.)

Poln.: Niejedz rzodkwie, az sie zapoci; niepij po niej, az sie przewroci. (Celakovsky, 298.)

5 Rettich und 'n Rieb, Müller und 'n Dieb, Schäfer und 'n Schinder sind lauter Geschwisterkinder. - Herrig, Archiv, XXXVIII, 323.

In Schwaben: A Rettig und a Rüeb, a Müller und a Dieb, a Schäfer und a Schinder sind lauter g'schwistrige Kinder. (Birlinger, 1132.)

6 Rettich verdaut alles, nur sich selber nicht.

7 Wenn die Rettiche gross werden sollen, muss man sie auf den Kopf treten.

Böhm.: Redkev vsecko ztravi, a sama zaludek zalehne. (Celakovsky, 298.)

8 Wer Rettig jsset, der hust vnten vnd oben. - Gruter, III, 109; Lehmann, II, 876, 222; Simrock, 398.

*9 Da hat's Rettiche gesetzt. - Klix, 74.

*10 Dieser Rettich beisst nicht. (Breslau.)

Ich bin so dumm nicht, um das zu glauben oder nicht zu durchschauen.

*11 Dus (das) is werth a Rettich. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Das hat wenig oder keinen Werth.

*12 Er hat Rettiche bekommen.

Ist durchgeprügelt worden. (S. Durchgerben.)

*13 Er isst Rettich und sie Radieschen. - Tendlau, 589.

In Bezug auf unsittliches Leben. Wie der Mann, so die Frau.

*14 Jemand einen Rettich reiben (schaben).

Ihn zum besten haben, ihm etwas, eine Lüge aufbinden.


Rettichsamen.

* Rettichsamen ins Meer stupfen.

Lat.: In aqua sementem facis. (Sutor, 410.)


Retz.

Retz hat mehr Wein als Wasser.

Diese Stadt des Erzherzogthums Oesterreich hat stets bedeutende Weinvorräthe besessen, dagegen war ihre Wasserleitung stets ein Gegenstand schwerer Sorgen. (Vgl. J. K. Puntschert, Denkwürdigkeit der Stadt Retz, Korneuburg 1870, S. 63.)


Reue.

1 Aufgeschobene Reu' ist kein Korn, ist eitel Spreu.

It.: La penitenzia indugiata fina all' estrema vita della morte, non loda, e inutile.

2 Aufrichtige Reu verdient (findet) Verzeih.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: "Reue und gute Thaten sind ein Schild gegen den Zorn des Himmels." (Cahier, 2507.)

3 Das ist die rechte Rew, der nicht mehr thut, was jhn rewet. - Lehmann, 690, 12.

Die Russen: Wenn der Reue die Besserung folgt, dann war sie von nöthen. (Altmann V, 432.)

4 De Rüe kümmt nae. - Schambach, II, 165.

5 Die Reue ist ein hinkender Bote, der langsam kommt, aber gewiss. - Müller, 49, 1; Broma, I, 6; Sailer, 181; Simrock, 8435.

Mit Thränen sind noch wenig Thorheiten abgewaschen worden. In politischen Handlungen und in der Liebe kommt die Reue gewöhnlich zu spät. "Die Todten stehen nicht mehr auf; die Thränen, die geflossen, sind und bleiben geweint." (Schiller.)

Schwed.: Anger kommer altijd för scent. (Grubb, 890.)

6 Die Reue kommt zu spät, wenn der Schad' in Säckel geht.

7 Es ist keine Reu so schwer, als wenn der Beutel leer.

Als wenn man sich durch seine Handlungsweise Geldverluste zugezogen hat.

Holl.: Geen zwaarder rouw dan om geldverlies. (Harrebomee, II, 232a.)

8 Es kommt oft Reue nach dem Eilen und im Verzug ist Glück bisweilen.

9 Je früher die Reue kommt, desto mehr späte spart sie.

Aehnlich die Chinesen. (Cahier, 2117; Cibot, 165.)

10 Reu' allein macht das Herz nicht rein.

Die Russen: Auch die beste Reue hat keinen Schwamm, um das Andenken an die Sünde zu verwischen. (Altmann V, 435.)

[Spaltenumbruch]
Rest.

1 Der Rest ist für die Gottlosen.

*2 Das gibt ihm den Rest.

Frz.: Voilà pour l'achever de peindre. (Kritzinger, 8a.)

*3 Der hat sich den Rest gegeben.Klix, 76.

*4 Einem den Rest geben. (S. Neige 13.) – Parömiakon, 1532.

Frz.: Donner le fait. (Kritzinger, 301b.)

*5 Er hat die Reste gesammelt.

Ist betrunken.

*6 Er hat seinen Rest bekommen.

Frz.: En avoir (tenir) pour son compte. – Il a son fait. (Kritzinger, 162a u. 301b.)

*7 Er het e-n-alte Räste. (Solothurn.) – Schild, 90, 367; Sutermeister, 105.

Ein Uebel, an dem er leidet, irgendeinen Schaden. Dafür haben die Schweizer auch noch folgende a. a. O. beigefügte verwandte Redensarten: Er hät es Bei im Fuess. Er hät's im e Bei. Er het es Töchterli. Er het es Gretli. Er het es Urscheli, es Rösli am Aug. Es het en gleit. Er isch bettris. Er isch im Korb (Bett).

*8 Rest für die Commandantur.

In Pommern beim Kartenspiel.


Retardat.

Das Retardat frisst die Kuxe.Pistor., I, 75; Hillebrand, 57, 82; Simrock, 8431; Graf, 129, 367.

Wenn ein Bergwerksactionär oder Kuxinhaber mit den zur Betreibung erforderlichen Nachzahlungen (Zubusse) im Rückstande bleibt, so wird er in das Retardat gesetzt und sein Antheil (Kux) fällt der Gewerkschaft anheim.


Retirade.

Auf der grossen Retirade.

Um die Zeit eines Vorganges u. s. w. zu bezeichnen. Die Worte sind aus Preciosa (3. Aufzug, 2. Scene), einem von P. A. Wolff gedichteten und von Karl Maria von Weber componirten Drama (Berlin 1823) entlehnt, wo der einbeinige Pedro mittheilt, dass er sein Bein „auf der grossen Retirade“ verloren hat. (Büchmann, 57.)


Retourkutsche.

1 Retourkutschen fahren (gelten) blos Freitags. (Würtemberg.)

Ist wol aus den ehemaligen Posteinrichtungen des Landes zu erklären.

2 Retourkutschen ziehen nicht.

Man nennt Retourkutschen unter anderm gewisse Erwiderungen bei Streitigkeiten. Wiederholt z. B. jemand das Schmähwort, womit er belegt worden ist in Bezug auf den Gegner, so heisst dies eine Retourkutsche. Wer in einem Wortstreit scharf aufgestellte Behauptungen allgemach mildert, weil er sich überzeugt, dass er sie nicht aufrecht erhalten kann, fährt eine Retourkutsche.


Retten.

1 Rette nur mich, o Gott, betete der Bischof in einem heftigen Seesturm, mit den übrigen thu' nach deinem Wohlgefallen.

2 Rette sich, wer kann!

Frz.: Sauve, qui peut!

It.: Chi si può saluar, si salui. (Pazzaglia, 330, 1.)

3 Wer sich nicht zeitlich rettet, der kommt im Feuer um.Keller, 172a.

*4 Er rettet sich wie Twardowski mit seinem Gesangbüchlein. (Poln.)

Der polnische Zauberkünstler Twardowski hatte in der Vorstadt Krakaus an der Stelle, die von dem Acte noch jetzt die Kanzel Twardowski heisst, mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen, der ihm in seinen Zauberkünsten Beistand leisten und dafür unter gewissen Bedingungen seine Seele erhalten sollte. Nun hatte Twardowski ein frommes Gesangbuch, aus dem er sang, wenn ihn der Teufel ergreifen wollte, wodurch er sich jedesmal rettete. Einmal aber wurde er vom Teufel überrascht. Twardowski summte geschwind noch ein Liedchen; es war zwar zu spät, um ihn für die Erde zu retten, indessen wirkte es doch so viel, dass ihn der Teufel nicht in die Hölle schleppen, sondern in den Lüften lassen musste, wo er bis zum Jüngsten Tage schweben bleiben soll. (Wurzbach, I, 185.)


Rettich.

1 Faule Rettig vnd böse Ruben, gottlose Pfaffen, Huren vnd Buben vnd auch stinckender Branndtwein gehören zum Teuffel in die Helle hinein.Petri, II, 309.

2 Je mehr man den Rettich salzt, je weniger beisst er.

Die Aegypter haben die Redensart: Wenn der Rettich nur sich selbst verdaute. (Burckhardt, 573.) Um zu sagen: Wenn ich nur die Person wieder los wäre, die ich zu Hülfe gerufen habe. Man glaubt im Morgenlande, dass der Rettich die Verdauung der Speisen befördere, selbst aber unverdaut im Magen liegen bleibe.

[Spaltenumbruch] 3 Jeder Rettich hat seinen Schwanz.

Böhm.: Bez chvostu (konce) ani ředkev se nerodí. (Čelakovsky, 317.)

4 Rettich äs des Morgest Gäft, ze Mätäch Spéis, des Ôwest Arzna. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 277.

Die Böhmen empfehlen, ihn nicht eher zu essen, bis er schwitzt, und nicht eher zu trinkn, bis er verdaut ist: Nejez ředkve, až se zpotí; nepij, až ji ztrávíš. (Čelakovsky, 298.)

Poln.: Niejedz rzodkwie, až się zapoci; niepij po niéj, až się przewroci. (Čelakovsky, 298.)

5 Rettich und 'n Rieb, Müller und 'n Dieb, Schäfer und 'n Schinder sind lauter Geschwisterkinder.Herrig, Archiv, XXXVIII, 323.

In Schwaben: A Rettig und a Rüeb, a Müller und a Dieb, a Schäfer und a Schinder sind lauter g'schwistrige Kinder. (Birlinger, 1132.)

6 Rettich verdaut alles, nur sich selber nicht.

7 Wenn die Rettiche gross werden sollen, muss man sie auf den Kopf treten.

Böhm.: Ředkev všecko ztráví, a sama žaludek zalehne. (Čelakovsky, 298.)

8 Wer Rettig jsset, der hust vnten vnd oben.Gruter, III, 109; Lehmann, II, 876, 222; Simrock, 398.

*9 Da hat's Rettiche gesetzt.Klix, 74.

*10 Dieser Rettich beisst nicht. (Breslau.)

Ich bin so dumm nicht, um das zu glauben oder nicht zu durchschauen.

*11 Dus (das) is werth a Rettich. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Das hat wenig oder keinen Werth.

*12 Er hat Rettiche bekommen.

Ist durchgeprügelt worden. (S. Durchgerben.)

*13 Er isst Rettich und sie Radieschen.Tendlau, 589.

In Bezug auf unsittliches Leben. Wie der Mann, so die Frau.

*14 Jemand einen Rettich reiben (schaben).

Ihn zum besten haben, ihm etwas, eine Lüge aufbinden.


Rettichsamen.

* Rettichsamen ins Meer stupfen.

Lat.: In aqua sementem facis. (Sutor, 410.)


Retz.

Retz hat mehr Wein als Wasser.

Diese Stadt des Erzherzogthums Oesterreich hat stets bedeutende Weinvorräthe besessen, dagegen war ihre Wasserleitung stets ein Gegenstand schwerer Sorgen. (Vgl. J. K. Puntschert, Denkwürdigkeit der Stadt Retz, Korneuburg 1870, S. 63.)


Reue.

1 Aufgeschobene Reu' ist kein Korn, ist eitel Spreu.

It.: La penitenzia indugiata fina all' estrema vita della morte, non loda, è inutile.

2 Aufrichtige Reu verdient (findet) Verzeih.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: „Reue und gute Thaten sind ein Schild gegen den Zorn des Himmels.“ (Cahier, 2507.)

3 Das ist die rechte Rew, der nicht mehr thut, was jhn rewet.Lehmann, 690, 12.

Die Russen: Wenn der Reue die Besserung folgt, dann war sie von nöthen. (Altmann V, 432.)

4 De Rüe kümmt nâe.Schambach, II, 165.

5 Die Reue ist ein hinkender Bote, der langsam kommt, aber gewiss.Müller, 49, 1; Broma, I, 6; Sailer, 181; Simrock, 8435.

Mit Thränen sind noch wenig Thorheiten abgewaschen worden. In politischen Handlungen und in der Liebe kommt die Reue gewöhnlich zu spät. „Die Todten stehen nicht mehr auf; die Thränen, die geflossen, sind und bleiben geweint.“ (Schiller.)

Schwed.: Ånger kommer altijd för scent. (Grubb, 890.)

6 Die Reue kommt zu spät, wenn der Schad' in Säckel geht.

7 Es ist keine Reu so schwer, als wenn der Beutel leer.

Als wenn man sich durch seine Handlungsweise Geldverluste zugezogen hat.

Holl.: Geen zwaarder rouw dan om geldverlies. (Harrebomée, II, 232a.)

8 Es kommt oft Reue nach dem Eilen und im Verzug ist Glück bisweilen.

9 Je früher die Reue kommt, desto mehr späte spart sie.

Aehnlich die Chinesen. (Cahier, 2117; Cibot, 165.)

10 Reu' allein macht das Herz nicht rein.

Die Russen: Auch die beste Reue hat keinen Schwamm, um das Andenken an die Sünde zu verwischen. (Altmann V, 435.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0844" n="[830]"/>
          <cb n="1659"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rest.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Rest ist für die Gottlosen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Das gibt ihm den Rest.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Voilà pour l'achever de peindre. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 8<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Der hat sich den Rest gegeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 76.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Einem den Rest geben.</hi> (S.  Neige 13.) &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1532.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Donner le fait. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 301<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er hat die Reste gesammelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist betrunken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er hat seinen Rest bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: En avoir (tenir) pour son compte. &#x2013; Il a son fait. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 162<hi rendition="#sup">a</hi> u. 301<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er het e-n-alte Räste.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 90, 367; Sutermeister, 105.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Uebel, an dem er leidet, irgendeinen Schaden. Dafür haben die Schweizer auch noch folgende a. a. O. beigefügte verwandte Redensarten: Er hät es Bei im Fuess. Er hät's im e Bei. Er het es Töchterli. Er het es Gretli. Er het es Urscheli, es Rösli am Aug. Es het en gleit. Er isch bettris. Er isch im Korb (Bett).</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Rest für die Commandantur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Pommern beim Kartenspiel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Retardat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das Retardat frisst die Kuxe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., I, 75; Hillebrand, 57, 82; Simrock, 8431; Graf, 129, 367.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn ein Bergwerksactionär oder Kuxinhaber mit den zur Betreibung erforderlichen Nachzahlungen (Zubusse) im Rückstande bleibt, so wird er in das Retardat gesetzt und sein Antheil (Kux) fällt der Gewerkschaft anheim.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Retirade.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf der grossen Retirade.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um die Zeit eines Vorganges u. s. w. zu bezeichnen. Die Worte sind aus <hi rendition="#i">Preciosa</hi> (3. Aufzug, 2. Scene), einem von <hi rendition="#i">P. A. Wolff</hi> gedichteten und von <hi rendition="#i">Karl Maria von Weber</hi> componirten Drama (Berlin 1823) entlehnt, wo der einbeinige Pedro mittheilt, dass er sein Bein &#x201E;auf der grossen Retirade&#x201C; verloren hat. (<hi rendition="#i">Büchmann, 57.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Retourkutsche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Retourkutschen fahren (gelten) blos Freitags.</hi> (<hi rendition="#i">Würtemberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist wol aus den ehemaligen Posteinrichtungen des Landes zu erklären.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Retourkutschen ziehen nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man nennt Retourkutschen unter anderm gewisse Erwiderungen bei Streitigkeiten. Wiederholt z. B. jemand das Schmähwort, womit er belegt worden ist in Bezug auf den Gegner, so heisst dies eine Retourkutsche. Wer in einem Wortstreit scharf aufgestellte Behauptungen allgemach mildert, weil er sich überzeugt, dass er sie nicht aufrecht erhalten kann, fährt eine Retourkutsche.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Retten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Rette nur mich, o Gott, betete der Bischof in einem heftigen Seesturm, mit den übrigen thu' nach deinem Wohlgefallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Rette sich, wer kann!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Sauve, qui peut!</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi si può saluar, si salui. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 330, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer sich nicht zeitlich rettet, der kommt im Feuer um.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Keller, 172<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er rettet sich wie Twardowski mit seinem Gesangbüchlein.</hi> (<hi rendition="#i">Poln.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der polnische Zauberkünstler Twardowski hatte in der Vorstadt Krakaus an der Stelle, die von dem Acte noch jetzt die Kanzel Twardowski heisst, mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen, der ihm in seinen Zauberkünsten Beistand leisten und dafür unter gewissen Bedingungen seine Seele erhalten sollte. Nun hatte Twardowski ein frommes Gesangbuch, aus dem er sang, wenn ihn der Teufel ergreifen wollte, wodurch er sich jedesmal rettete. Einmal aber wurde er vom Teufel überrascht. Twardowski summte geschwind noch ein Liedchen; es war zwar zu spät, um ihn für die Erde zu retten, indessen wirkte es doch so viel, dass ihn der Teufel nicht in die Hölle schleppen, sondern in den Lüften lassen musste, wo er bis zum Jüngsten Tage schweben bleiben soll. (<hi rendition="#i">Wurzbach, I, 185.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rettich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Faule Rettig vnd böse Ruben, gottlose Pfaffen, Huren vnd Buben vnd auch stinckender Branndtwein gehören zum Teuffel in die Helle hinein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 309.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Je mehr man den Rettich salzt, je weniger beisst er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Aegypter haben die Redensart: Wenn der Rettich nur sich selbst verdaute. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 573.</hi>) Um zu sagen: Wenn ich nur die Person wieder los wäre, die ich zu Hülfe gerufen habe. Man glaubt im Morgenlande, dass der Rettich die Verdauung der Speisen befördere, selbst aber unverdaut im Magen liegen bleibe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1660"/>
3 Jeder Rettich hat seinen Schwanz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Bez chvostu (konce) ani &#x0159;edkev se nerodí. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 317.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Rettich äs des Morgest Gäft, ze Mätäch Spéis, des Ôwest Arzna.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 277.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Böhmen empfehlen, ihn nicht eher zu essen, bis er schwitzt, und nicht eher zu trinkn, bis er verdaut ist: Nejez &#x0159;edkve, a&#x017E; se zpotí; nepij, a&#x017E; ji ztráví&#x0161;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Niejedz rzodkwie, a&#x017E; si&#x0119; zapoci; niepij po niéj, a&#x017E; si&#x0119; przewroci. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Rettich und 'n Rieb, Müller und 'n Dieb, Schäfer und 'n Schinder sind lauter Geschwisterkinder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herrig, Archiv, XXXVIII, 323.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Schwaben: A Rettig und a Rüeb, a Müller und a Dieb, a Schäfer und a Schinder sind lauter g'schwistrige Kinder. (<hi rendition="#i">Birlinger, 1132.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Rettich verdaut alles, nur sich selber nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wenn die Rettiche gross werden sollen, muss man sie auf den Kopf treten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: &#x0158;edkev v&#x0161;ecko ztráví, a sama &#x017E;aludek zalehne. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wer Rettig jsset, der hust vnten vnd oben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 109; Lehmann, II, 876, 222; Simrock, 398.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Da hat's Rettiche gesetzt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Dieser Rettich beisst nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich bin so dumm nicht, um das zu glauben oder nicht zu durchschauen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Dus (das) is werth a Rettich.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das hat wenig oder keinen Werth.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er hat Rettiche bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist durchgeprügelt worden. (S.  Durchgerben.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Er isst Rettich und sie Radieschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 589.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf unsittliches Leben. Wie der Mann, so die Frau.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Jemand einen Rettich reiben (schaben).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn zum besten haben, ihm etwas, eine Lüge aufbinden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rettichsamen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Rettichsamen ins Meer stupfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In aqua sementem facis. (<hi rendition="#i">Sutor, 410.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Retz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Retz hat mehr Wein als Wasser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Stadt des Erzherzogthums Oesterreich hat stets bedeutende Weinvorräthe besessen, dagegen war ihre Wasserleitung stets ein Gegenstand schwerer Sorgen. (Vgl. <hi rendition="#i">J. K. Puntschert, Denkwürdigkeit der Stadt Retz, Korneuburg 1870, S. 63.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reue.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aufgeschobene Reu' ist kein Korn, ist eitel Spreu.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La penitenzia indugiata fina all' estrema vita della morte, non loda, è inutile.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Aufrichtige Reu verdient (findet) Verzeih.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein hebräisches Sprichwort sagt: &#x201E;Reue und gute Thaten sind ein Schild gegen den Zorn des Himmels.&#x201C; (<hi rendition="#i">Cahier, 2507.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Das ist die rechte Rew, der nicht mehr thut, was jhn rewet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 690, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn der Reue die Besserung folgt, dann war sie von nöthen. (<hi rendition="#i">Altmann V, 432.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 De Rüe kümmt nâe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 165.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Reue ist ein hinkender Bote, der langsam kommt, aber gewiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Müller, 49, 1; Broma, I, 6; Sailer, 181; Simrock, 8435.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Thränen sind noch wenig Thorheiten abgewaschen worden. In politischen Handlungen und in der Liebe kommt die Reue gewöhnlich zu spät. &#x201E;Die Todten stehen nicht mehr auf; die Thränen, die geflossen, sind und bleiben geweint.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schiller.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Ånger kommer altijd för scent. (<hi rendition="#i">Grubb, 890.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die Reue kommt zu spät, wenn der Schad' in Säckel geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Es ist keine Reu so schwer, als wenn der Beutel leer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Als wenn man sich durch seine Handlungsweise Geldverluste zugezogen hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geen zwaarder rouw dan om geldverlies. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 232<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Es kommt oft Reue nach dem Eilen und im Verzug ist Glück bisweilen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Je früher die Reue kommt, desto mehr späte spart sie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich die Chinesen. (<hi rendition="#i">Cahier, 2117; Cibot, 165.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Reu' allein macht das Herz nicht rein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Auch die beste Reue hat keinen Schwamm, um das Andenken an die Sünde zu verwischen. (<hi rendition="#i">Altmann V, 435.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[830]/0844] Rest. 1 Der Rest ist für die Gottlosen. *2 Das gibt ihm den Rest. Frz.: Voilà pour l'achever de peindre. (Kritzinger, 8a.) *3 Der hat sich den Rest gegeben. – Klix, 76. *4 Einem den Rest geben. (S. Neige 13.) – Parömiakon, 1532. Frz.: Donner le fait. (Kritzinger, 301b.) *5 Er hat die Reste gesammelt. Ist betrunken. *6 Er hat seinen Rest bekommen. Frz.: En avoir (tenir) pour son compte. – Il a son fait. (Kritzinger, 162a u. 301b.) *7 Er het e-n-alte Räste. (Solothurn.) – Schild, 90, 367; Sutermeister, 105. Ein Uebel, an dem er leidet, irgendeinen Schaden. Dafür haben die Schweizer auch noch folgende a. a. O. beigefügte verwandte Redensarten: Er hät es Bei im Fuess. Er hät's im e Bei. Er het es Töchterli. Er het es Gretli. Er het es Urscheli, es Rösli am Aug. Es het en gleit. Er isch bettris. Er isch im Korb (Bett). *8 Rest für die Commandantur. In Pommern beim Kartenspiel. Retardat. Das Retardat frisst die Kuxe. – Pistor., I, 75; Hillebrand, 57, 82; Simrock, 8431; Graf, 129, 367. Wenn ein Bergwerksactionär oder Kuxinhaber mit den zur Betreibung erforderlichen Nachzahlungen (Zubusse) im Rückstande bleibt, so wird er in das Retardat gesetzt und sein Antheil (Kux) fällt der Gewerkschaft anheim. Retirade. Auf der grossen Retirade. Um die Zeit eines Vorganges u. s. w. zu bezeichnen. Die Worte sind aus Preciosa (3. Aufzug, 2. Scene), einem von P. A. Wolff gedichteten und von Karl Maria von Weber componirten Drama (Berlin 1823) entlehnt, wo der einbeinige Pedro mittheilt, dass er sein Bein „auf der grossen Retirade“ verloren hat. (Büchmann, 57.) Retourkutsche. 1 Retourkutschen fahren (gelten) blos Freitags. (Würtemberg.) Ist wol aus den ehemaligen Posteinrichtungen des Landes zu erklären. 2 Retourkutschen ziehen nicht. Man nennt Retourkutschen unter anderm gewisse Erwiderungen bei Streitigkeiten. Wiederholt z. B. jemand das Schmähwort, womit er belegt worden ist in Bezug auf den Gegner, so heisst dies eine Retourkutsche. Wer in einem Wortstreit scharf aufgestellte Behauptungen allgemach mildert, weil er sich überzeugt, dass er sie nicht aufrecht erhalten kann, fährt eine Retourkutsche. Retten. 1 Rette nur mich, o Gott, betete der Bischof in einem heftigen Seesturm, mit den übrigen thu' nach deinem Wohlgefallen. 2 Rette sich, wer kann! Frz.: Sauve, qui peut! It.: Chi si può saluar, si salui. (Pazzaglia, 330, 1.) 3 Wer sich nicht zeitlich rettet, der kommt im Feuer um. – Keller, 172a. *4 Er rettet sich wie Twardowski mit seinem Gesangbüchlein. (Poln.) Der polnische Zauberkünstler Twardowski hatte in der Vorstadt Krakaus an der Stelle, die von dem Acte noch jetzt die Kanzel Twardowski heisst, mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen, der ihm in seinen Zauberkünsten Beistand leisten und dafür unter gewissen Bedingungen seine Seele erhalten sollte. Nun hatte Twardowski ein frommes Gesangbuch, aus dem er sang, wenn ihn der Teufel ergreifen wollte, wodurch er sich jedesmal rettete. Einmal aber wurde er vom Teufel überrascht. Twardowski summte geschwind noch ein Liedchen; es war zwar zu spät, um ihn für die Erde zu retten, indessen wirkte es doch so viel, dass ihn der Teufel nicht in die Hölle schleppen, sondern in den Lüften lassen musste, wo er bis zum Jüngsten Tage schweben bleiben soll. (Wurzbach, I, 185.) Rettich. 1 Faule Rettig vnd böse Ruben, gottlose Pfaffen, Huren vnd Buben vnd auch stinckender Branndtwein gehören zum Teuffel in die Helle hinein. – Petri, II, 309. 2 Je mehr man den Rettich salzt, je weniger beisst er. Die Aegypter haben die Redensart: Wenn der Rettich nur sich selbst verdaute. (Burckhardt, 573.) Um zu sagen: Wenn ich nur die Person wieder los wäre, die ich zu Hülfe gerufen habe. Man glaubt im Morgenlande, dass der Rettich die Verdauung der Speisen befördere, selbst aber unverdaut im Magen liegen bleibe. 3 Jeder Rettich hat seinen Schwanz. Böhm.: Bez chvostu (konce) ani ředkev se nerodí. (Čelakovsky, 317.) 4 Rettich äs des Morgest Gäft, ze Mätäch Spéis, des Ôwest Arzna. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 277. Die Böhmen empfehlen, ihn nicht eher zu essen, bis er schwitzt, und nicht eher zu trinkn, bis er verdaut ist: Nejez ředkve, až se zpotí; nepij, až ji ztrávíš. (Čelakovsky, 298.) Poln.: Niejedz rzodkwie, až się zapoci; niepij po niéj, až się przewroci. (Čelakovsky, 298.) 5 Rettich und 'n Rieb, Müller und 'n Dieb, Schäfer und 'n Schinder sind lauter Geschwisterkinder. – Herrig, Archiv, XXXVIII, 323. In Schwaben: A Rettig und a Rüeb, a Müller und a Dieb, a Schäfer und a Schinder sind lauter g'schwistrige Kinder. (Birlinger, 1132.) 6 Rettich verdaut alles, nur sich selber nicht. 7 Wenn die Rettiche gross werden sollen, muss man sie auf den Kopf treten. Böhm.: Ředkev všecko ztráví, a sama žaludek zalehne. (Čelakovsky, 298.) 8 Wer Rettig jsset, der hust vnten vnd oben. – Gruter, III, 109; Lehmann, II, 876, 222; Simrock, 398. *9 Da hat's Rettiche gesetzt. – Klix, 74. *10 Dieser Rettich beisst nicht. (Breslau.) Ich bin so dumm nicht, um das zu glauben oder nicht zu durchschauen. *11 Dus (das) is werth a Rettich. (Jüd.-deutsch. Brody.) Das hat wenig oder keinen Werth. *12 Er hat Rettiche bekommen. Ist durchgeprügelt worden. (S. Durchgerben.) *13 Er isst Rettich und sie Radieschen. – Tendlau, 589. In Bezug auf unsittliches Leben. Wie der Mann, so die Frau. *14 Jemand einen Rettich reiben (schaben). Ihn zum besten haben, ihm etwas, eine Lüge aufbinden. Rettichsamen. * Rettichsamen ins Meer stupfen. Lat.: In aqua sementem facis. (Sutor, 410.) Retz. Retz hat mehr Wein als Wasser. Diese Stadt des Erzherzogthums Oesterreich hat stets bedeutende Weinvorräthe besessen, dagegen war ihre Wasserleitung stets ein Gegenstand schwerer Sorgen. (Vgl. J. K. Puntschert, Denkwürdigkeit der Stadt Retz, Korneuburg 1870, S. 63.) Reue. 1 Aufgeschobene Reu' ist kein Korn, ist eitel Spreu. It.: La penitenzia indugiata fina all' estrema vita della morte, non loda, è inutile. 2 Aufrichtige Reu verdient (findet) Verzeih. Ein hebräisches Sprichwort sagt: „Reue und gute Thaten sind ein Schild gegen den Zorn des Himmels.“ (Cahier, 2507.) 3 Das ist die rechte Rew, der nicht mehr thut, was jhn rewet. – Lehmann, 690, 12. Die Russen: Wenn der Reue die Besserung folgt, dann war sie von nöthen. (Altmann V, 432.) 4 De Rüe kümmt nâe. – Schambach, II, 165. 5 Die Reue ist ein hinkender Bote, der langsam kommt, aber gewiss. – Müller, 49, 1; Broma, I, 6; Sailer, 181; Simrock, 8435. Mit Thränen sind noch wenig Thorheiten abgewaschen worden. In politischen Handlungen und in der Liebe kommt die Reue gewöhnlich zu spät. „Die Todten stehen nicht mehr auf; die Thränen, die geflossen, sind und bleiben geweint.“ (Schiller.) Schwed.: Ånger kommer altijd för scent. (Grubb, 890.) 6 Die Reue kommt zu spät, wenn der Schad' in Säckel geht. 7 Es ist keine Reu so schwer, als wenn der Beutel leer. Als wenn man sich durch seine Handlungsweise Geldverluste zugezogen hat. Holl.: Geen zwaarder rouw dan om geldverlies. (Harrebomée, II, 232a.) 8 Es kommt oft Reue nach dem Eilen und im Verzug ist Glück bisweilen. 9 Je früher die Reue kommt, desto mehr späte spart sie. Aehnlich die Chinesen. (Cahier, 2117; Cibot, 165.) 10 Reu' allein macht das Herz nicht rein. Die Russen: Auch die beste Reue hat keinen Schwamm, um das Andenken an die Sünde zu verwischen. (Altmann V, 435.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/844
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [830]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/844>, abgerufen am 22.12.2024.