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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Lat.: Potestate optime utitur qui moderate. - Qui nescit dissimulare, nescit imperare. (Philippi, II, 133; Seybold, 492; Schonheim, Q, 11.) - Qui nescit dissimulare, nescit regnare. (Sutor, 222.)

41 Wer sich regierens thut vnterstahn, der muss reden für ohren lassen gahn. - Eyering, III, 521 u. 579.

42 Wer sich selbst nicht kann regieren, wie mag der andere zu führen. - Suringar, CXL, 34.

Lat.: Si te ipsum rexeris, rex eris. (Egeria, 275.)

43 Wer sich selbst regieren kann, was geht den ein Vormund an.

"Wer sich selbst zu regieren versteht, der bedarf keines Vormundes." (Hillmer, 430.)

44 Wer wenig regiert, behält viel Freunde.

45 Wer wohl will regieren, der muss hier belohnen und dort bestrafen.

It.: Pena e premio, son l'anima del buon governo. (Cahier, 3041.)

46 Wer wohl will regieren, der muss viel dinge nicht wissen wollen. - Lehmann, 658, 70.

47 Wer wol regieren will (soll), der muss den Teuffel zu Gevattern haben. - Henisch, 1418, 11; Petri, II.

48 Wo man übel regieret, da wird auch übel gehorsamet (gehorcht). - Opel, 384.

Dän.: Hvor ilde regeres, er ond lydighed. (Prov. dan., 460.)

49 Wo regieret das Bibere, da verlieret das Credere.

50 Wo regiert das Spinnrad, da steht es schlimm um Haus und Staat.

Gegen Weiberregiment.

Holl.: Alwaar het spinrok dwingt het zwaard, daar staat het kwalijk met den waard. (Harrebomee, II, 290b.)

51 Wo viele regieren, steht's nicht gut, das Steuer passt nur für Einen Hut.

52 Wo zu viel regiert wird, da wird schlecht regiert.

"Gesetze geben, reicht nicht hin, es muss auch gesehen werden, ob man sie befolgt. Nur wo man wenig regiert, gedeihen die in der Bildung fortschreitenden Völker."

53 Wohl regieren ist eine schwere Kunst.

"Wenn ein Schulmeister soll Schuh machen, ein Becker zimmern, ein Metzger mahlen, ein Schneider ein Schiff regieren, würde jeder sagen, er hab es nicht gelehrnet, hab nit darauff gewandert, aber wenn einer ein Regent, Ratsherr oder Burgermeister sein soll, da steckt jeder in dem Dünckel, er sey der Man, der es kan." (Lehmann, 680, 228.)

54 Zu viel regieren macht Kopfweh.

It.: Il desio di comandare e una bestia molto feroce. (Pazzaglia, 58, 8.)

*55 Also regieren die Planeten. - Eyering, I, 27.

*56 Du hast vil zu regirn ynn anderer leutte heuser. (S. Schaffen.) - Agricola I, 258; Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Egenolff, 160a; Gruter, I, 23; Eyering, I, 810; Schottel, 1115a.

*57 Er kann sich selber nicht regieren und will andere gubernieren. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 514.

Holl.: Hij wil een ander regeren, die zelf steekind is. (Harrebomee, II, 298a.)

*58 Er regiert die Welt (den Staat) wie die Mücke das Mühlrad.

*59 Er regiert mit dem Beil des Henkers.

Ursprünglich von den Stuarts, später von jedem Tyrannen.

*60 Er regiert von Gottes Gnaden.

"Die ersten Oberamtmänner im Staat und in der Kirche, Fürsten und Bischöfe, behaupten, sie hätten ihr Amt von Gott erhalten, indem sie sagen: >Wir von Gottes Gnaden.< Wenn es so ist, so darf man hoffen, dass ihnen Gott mit dem Amte auch den Verstand ertheilt haben werde, oder, dass er, falls er es nicht für thunlich fand, heimlich die Regierung selber führen werde. Die Königin Christine von Schweden, die ihren Thron verlassen und in Rom als Privatperson lebte, schrieb, dies bestätigend, an den Bischof Burnet in England: >Es könnte nicht anders sein, als dass die Kirche durch den Heiligen Geist regiert werde, denn sie habe vier Päpste in Rom erlebt, in Betreff deren sie wol schwören könne, dass kein einziger derselben gesunden Menschenverstand gehabt habe.< Auch der deutsche Kaiser Maximilian I. bekannte, dass die Welt übel bestellt wäre, wenn Gott nicht selbst das Beste bei der Regierung thäte; denn das geistliche Regiment, sagte er, ist mit einem tollen Pfaffen (Papst Julius II.) und das weltliche mit mir, einem verwegenen Gemsen [Spaltenumbruch] jäger besetzt. Bei den Unterbeamten, die nicht von Gottes Gnaden ins Amt kommen, wird der Mangel der Fähigkeiten sofort sichtbar. Die es vermögen, halten sich einen heiligen Geist unter der Gestalt eines Secretärs." (Mayer, I, 29.) Die Regierung ist die beste, welche fünf P zur Grundlage hat: Prevedere (vorhersehen), Provedere (sorgen), Pagare (bezahlen), Premiere (belohnen) und Punire (bestrafen). (Witzfunken, IVb, 49.)

*61 He regert as nix Gots. - Eichwald, 658.

*62 Sie regiert im Haus wie der Teufel.

Lat.: In domesticis negotiis ingeniosa. (Chaos, 517.)

*63 Wenn der soll regieren, so können die andern frieren. (Warschau.)

Zur Bezeichnung eines Egoisten.


Regiersmann.

Ein guter Regiersmann ist so gut als ein guter Arbeiter. - Petri, II, 194.


Regiersucht.

Regiersucht ist eine königliche Tugend. - Opel, 387.


Regierung.

1 Das ist eine heylose Regierung, do der Herr mit der Frawen Rock geputzt ist. - Lehmann, 679, 220.

2 Freundliche Regierung ist wie eine Sonne, die alles erfrewet. - Lehmann, 659, 82; Sailer, 246.

Dän.: Mild regiering er en gudelig sol, som fylder alting. - Mildt herskab er landsens vaern. (Prov. dan., 285.)

3 Regierung kan kein Gesellen leiden. - Aventin, CCLXIa.

4 Regierung wird nicht durch Paternoster verwalt vnd bestelt. - Lehmann, 657, 57.

Es ist Zeit, dass dies alte vergessene Sprichwort wieder hervorgesucht wird.

5 Vngerechte Regierung ist eine Mutter alles vngehorsams. - Lehmann, 248, 4.

6 Was man in grossen Regierungen Tyrannen heisst, das heisst man auf dem Lande Schultheiss und Schöffen. - Opel, 374.

7 Wenn die Regierung nicht wohl bestelt ist, so hat der Fürst davon schandt, die Vnterthanen schaden. - Lehmann, 655, 45.

8 Wer mit der Regierung Moses' nicht zufrieden ist, muss sich Pharao's Regierung gefallen lassen. - Burckhardt, 671.


Regiment.

1 Allzu festes Regiment bricht leicht. (S. Gewalt 86, Herr 662, Tyrannengewalt und Zwang.) - Graf, 524, 305.

Lat.: Nulla potentia longa est. (Binder I, 1229.)

2 Bös (hart, streng) Regiment nimmt bald ein End'. - Simrock, 8318; Seybold, 244.

Böhm.: Vlada prisna vsem nenavistna. (Celakovsky, 116.)

It.: Non puo durar longamente un mal governo. (Pazzaglia, 158, 3.)

Lat.: Invisa imperia nunquam retinentur diu. (Seybold, 258.) - Nulla potentia, scelere quaesita, est diuturna. (Curtius.) (Binder II, 2287.) - Nulla tyrannis diuturna. - Nullum violentum diuturnum. (Seybold, 390.)

3 Das Regiment führen ist schwerer als darüber reden.

4 Das Regiment gehet auf Steltzen. - Schottel, 1118b.

5 Das Regiment gehört den Weltlichen. - Schamelius, 45, 1.

Holl.: Den verstandigste komt het regiment toe. (Harrebomee, II, 213b.)

Lat.: Politici regunt orbem. (Schamelius, 45, 1.)

6 Das Regiment lehrt den Mann. - Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 29; Petri, II, 69.

7 Das Regiment leidet keine Mitgenossen.

Lat.: Nulla fides regni sociis omnis quepotestas impatiens consortis erit. (Seybold, 388.)

8 Das Regiment war wol gemacht, das beim Frieden den Krieg bedacht. - Froschm., KkVIb; Petri, II, 69.

9 Der hat Regiments genug, der Weib und Kinder zu regieren hat.

10 Ein gottlos Regiment nimmt bald ein End'.

Dän.: Intet vissere tegn til regiments undergang end religionens foragt. (Prov. dan., 471.)

11 Ein jedes Regiment ist mit vnrecht vermengt, wol dem do am wenigsten ist. - Lehmann, 651, 10.


[Spaltenumbruch] Lat.: Potestate optime utitur qui moderate. – Qui nescit dissimulare, nescit imperare. (Philippi, II, 133; Seybold, 492; Schonheim, Q, 11.) – Qui nescit dissimulare, nescit regnare. (Sutor, 222.)

41 Wer sich regierens thut vnterstahn, der muss reden für ohren lassen gahn.Eyering, III, 521 u. 579.

42 Wer sich selbst nicht kann regieren, wie mag der andere zu führen.Suringar, CXL, 34.

Lat.: Si te ipsum rexeris, rex eris. (Egeria, 275.)

43 Wer sich selbst regieren kann, was geht den ein Vormund an.

„Wer sich selbst zu regieren versteht, der bedarf keines Vormundes.“ (Hillmer, 430.)

44 Wer wenig regiert, behält viel Freunde.

45 Wer wohl will regieren, der muss hier belohnen und dort bestrafen.

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46 Wer wohl will regieren, der muss viel dinge nicht wissen wollen.Lehmann, 658, 70.

47 Wer wol regieren will (soll), der muss den Teuffel zu Gevattern haben.Henisch, 1418, 11; Petri, II.

48 Wo man übel regieret, da wird auch übel gehorsamet (gehorcht).Opel, 384.

Dän.: Hvor ilde regeres, er ond lydighed. (Prov. dan., 460.)

49 Wo regieret das Bibere, da verlieret das Credere.

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Gegen Weiberregiment.

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51 Wo viele regieren, steht's nicht gut, das Steuer passt nur für Einen Hut.

52 Wo zu viel regiert wird, da wird schlecht regiert.

„Gesetze geben, reicht nicht hin, es muss auch gesehen werden, ob man sie befolgt. Nur wo man wenig regiert, gedeihen die in der Bildung fortschreitenden Völker.“

53 Wohl regieren ist eine schwere Kunst.

„Wenn ein Schulmeister soll Schuh machen, ein Becker zimmern, ein Metzger mahlen, ein Schneider ein Schiff regieren, würde jeder sagen, er hab es nicht gelehrnet, hab nit darauff gewandert, aber wenn einer ein Regent, Ratsherr oder Burgermeister sein soll, da steckt jeder in dem Dünckel, er sey der Man, der es kan.“ (Lehmann, 680, 228.)

54 Zu viel regieren macht Kopfweh.

It.: Il desio di comandare è una bestia molto feroce. (Pazzaglia, 58, 8.)

*55 Also regieren die Planeten.Eyering, I, 27.

*56 Du hast vil zu regirn ynn anderer leutte heuser. (S. Schaffen.) – Agricola I, 258; Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Egenolff, 160a; Gruter, I, 23; Eyering, I, 810; Schottel, 1115a.

*57 Er kann sich selber nicht regieren und will andere gubernieren.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 514.

Holl.: Hij wil een ander regeren, die zelf steêkind is. (Harrebomée, II, 298a.)

*58 Er regiert die Welt (den Staat) wie die Mücke das Mühlrad.

*59 Er regiert mit dem Beil des Henkers.

Ursprünglich von den Stuarts, später von jedem Tyrannen.

*60 Er regiert von Gottes Gnaden.

„Die ersten Oberamtmänner im Staat und in der Kirche, Fürsten und Bischöfe, behaupten, sie hätten ihr Amt von Gott erhalten, indem sie sagen: ›Wir von Gottes Gnaden.‹ Wenn es so ist, so darf man hoffen, dass ihnen Gott mit dem Amte auch den Verstand ertheilt haben werde, oder, dass er, falls er es nicht für thunlich fand, heimlich die Regierung selber führen werde. Die Königin Christine von Schweden, die ihren Thron verlassen und in Rom als Privatperson lebte, schrieb, dies bestätigend, an den Bischof Burnet in England: ›Es könnte nicht anders sein, als dass die Kirche durch den Heiligen Geist regiert werde, denn sie habe vier Päpste in Rom erlebt, in Betreff deren sie wol schwören könne, dass kein einziger derselben gesunden Menschenverstand gehabt habe.‹ Auch der deutsche Kaiser Maximilian I. bekannte, dass die Welt übel bestellt wäre, wenn Gott nicht selbst das Beste bei der Regierung thäte; denn das geistliche Regiment, sagte er, ist mit einem tollen Pfaffen (Papst Julius II.) und das weltliche mit mir, einem verwegenen Gemsen [Spaltenumbruch] jäger besetzt. Bei den Unterbeamten, die nicht von Gottes Gnaden ins Amt kommen, wird der Mangel der Fähigkeiten sofort sichtbar. Die es vermögen, halten sich einen heiligen Geist unter der Gestalt eines Secretärs.“ (Mayer, I, 29.) Die Regierung ist die beste, welche fünf P zur Grundlage hat: Prevedere (vorhersehen), Provedere (sorgen), Pagare (bezahlen), Premiere (belohnen) und Punire (bestrafen). (Witzfunken, IVb, 49.)

*61 He regert as nix Gots.Eichwald, 658.

*62 Sie regiert im Haus wie der Teufel.

Lat.: In domesticis negotiis ingeniosa. (Chaos, 517.)

*63 Wenn der soll regieren, so können die andern frieren. (Warschau.)

Zur Bezeichnung eines Egoisten.


Regiersmann.

Ein guter Regiersmann ist so gut als ein guter Arbeiter.Petri, II, 194.


Regiersucht.

Regiersucht ist eine königliche Tugend.Opel, 387.


Regierung.

1 Das ist eine heylose Regierung, do der Herr mit der Frawen Rock geputzt ist.Lehmann, 679, 220.

2 Freundliche Regierung ist wie eine Sonne, die alles erfrewet.Lehmann, 659, 82; Sailer, 246.

Dän.: Mild regiering er en gudelig sol, som fylder alting. – Mildt herskab er landsens værn. (Prov. dan., 285.)

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4 Regierung wird nicht durch Paternoster verwalt vnd bestelt.Lehmann, 657, 57.

Es ist Zeit, dass dies alte vergessene Sprichwort wieder hervorgesucht wird.

5 Vngerechte Regierung ist eine Mutter alles vngehorsams.Lehmann, 248, 4.

6 Was man in grossen Regierungen Tyrannen heisst, das heisst man auf dem Lande Schultheiss und Schöffen.Opel, 374.

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8 Wer mit der Regierung Moses' nicht zufrieden ist, muss sich Pharao's Regierung gefallen lassen.Burckhardt, 671.


Regiment.

1 Allzu festes Regiment bricht leicht. (S. Gewalt 86, Herr 662, Tyrannengewalt und Zwang.) – Graf, 524, 305.

Lat.: Nulla potentia longa est. (Binder I, 1229.)

2 Bös (hart, streng) Regiment nimmt bald ein End'.Simrock, 8318; Seybold, 244.

Böhm.: Vláda přísná všem nenávistna. (Čelakovský, 116.)

It.: Non può durar longamente un mal governo. (Pazzaglia, 158, 3.)

Lat.: Invisa imperia nunquam retinentur diu. (Seybold, 258.) – Nulla potentia, scelere quaesita, est diuturna. (Curtius.) (Binder II, 2287.) – Nulla tyrannis diuturna. – Nullum violentum diuturnum. (Seybold, 390.)

3 Das Regiment führen ist schwerer als darüber reden.

4 Das Regiment gehet auf Steltzen.Schottel, 1118b.

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Holl.: Den verstandigste komt het regiment toe. (Harrebomée, II, 213b.)

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6 Das Regiment lehrt den Mann.Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 29; Petri, II, 69.

7 Das Regiment leidet keine Mitgenossen.

Lat.: Nulla fides regni sociis omnis quepotestas impatiens consortis erit. (Seybold, 388.)

8 Das Regiment war wol gemacht, das beim Frieden den Krieg bedacht.Froschm., KkVIb; Petri, II, 69.

9 Der hat Regiments genug, der Weib und Kinder zu regieren hat.

10 Ein gottlos Regiment nimmt bald ein End'.

Dän.: Intet vissere tegn til regiments undergang end religionens foragt. (Prov. dan., 471.)

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[[795]/0809] Lat.: Potestate optime utitur qui moderate. – Qui nescit dissimulare, nescit imperare. (Philippi, II, 133; Seybold, 492; Schonheim, Q, 11.) – Qui nescit dissimulare, nescit regnare. (Sutor, 222.) 41 Wer sich regierens thut vnterstahn, der muss reden für ohren lassen gahn. – Eyering, III, 521 u. 579. 42 Wer sich selbst nicht kann regieren, wie mag der andere zu führen. – Suringar, CXL, 34. Lat.: Si te ipsum rexeris, rex eris. (Egeria, 275.) 43 Wer sich selbst regieren kann, was geht den ein Vormund an. „Wer sich selbst zu regieren versteht, der bedarf keines Vormundes.“ (Hillmer, 430.) 44 Wer wenig regiert, behält viel Freunde. 45 Wer wohl will regieren, der muss hier belohnen und dort bestrafen. It.: Pena e premio, son l'anima del buon governo. (Cahier, 3041.) 46 Wer wohl will regieren, der muss viel dinge nicht wissen wollen. – Lehmann, 658, 70. 47 Wer wol regieren will (soll), der muss den Teuffel zu Gevattern haben. – Henisch, 1418, 11; Petri, II. 48 Wo man übel regieret, da wird auch übel gehorsamet (gehorcht). – Opel, 384. Dän.: Hvor ilde regeres, er ond lydighed. (Prov. dan., 460.) 49 Wo regieret das Bibere, da verlieret das Credere. 50 Wo regiert das Spinnrad, da steht es schlimm um Haus und Staat. Gegen Weiberregiment. Holl.: Alwaar het spinrok dwingt het zwaard, daar staat het kwalijk met den waard. (Harrebomée, II, 290b.) 51 Wo viele regieren, steht's nicht gut, das Steuer passt nur für Einen Hut. 52 Wo zu viel regiert wird, da wird schlecht regiert. „Gesetze geben, reicht nicht hin, es muss auch gesehen werden, ob man sie befolgt. Nur wo man wenig regiert, gedeihen die in der Bildung fortschreitenden Völker.“ 53 Wohl regieren ist eine schwere Kunst. „Wenn ein Schulmeister soll Schuh machen, ein Becker zimmern, ein Metzger mahlen, ein Schneider ein Schiff regieren, würde jeder sagen, er hab es nicht gelehrnet, hab nit darauff gewandert, aber wenn einer ein Regent, Ratsherr oder Burgermeister sein soll, da steckt jeder in dem Dünckel, er sey der Man, der es kan.“ (Lehmann, 680, 228.) 54 Zu viel regieren macht Kopfweh. It.: Il desio di comandare è una bestia molto feroce. (Pazzaglia, 58, 8.) *55 Also regieren die Planeten. – Eyering, I, 27. *56 Du hast vil zu regirn ynn anderer leutte heuser. (S. Schaffen.) – Agricola I, 258; Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Egenolff, 160a; Gruter, I, 23; Eyering, I, 810; Schottel, 1115a. *57 Er kann sich selber nicht regieren und will andere gubernieren. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 514. Holl.: Hij wil een ander regeren, die zelf steêkind is. (Harrebomée, II, 298a.) *58 Er regiert die Welt (den Staat) wie die Mücke das Mühlrad. *59 Er regiert mit dem Beil des Henkers. Ursprünglich von den Stuarts, später von jedem Tyrannen. *60 Er regiert von Gottes Gnaden. „Die ersten Oberamtmänner im Staat und in der Kirche, Fürsten und Bischöfe, behaupten, sie hätten ihr Amt von Gott erhalten, indem sie sagen: ›Wir von Gottes Gnaden.‹ Wenn es so ist, so darf man hoffen, dass ihnen Gott mit dem Amte auch den Verstand ertheilt haben werde, oder, dass er, falls er es nicht für thunlich fand, heimlich die Regierung selber führen werde. Die Königin Christine von Schweden, die ihren Thron verlassen und in Rom als Privatperson lebte, schrieb, dies bestätigend, an den Bischof Burnet in England: ›Es könnte nicht anders sein, als dass die Kirche durch den Heiligen Geist regiert werde, denn sie habe vier Päpste in Rom erlebt, in Betreff deren sie wol schwören könne, dass kein einziger derselben gesunden Menschenverstand gehabt habe.‹ Auch der deutsche Kaiser Maximilian I. bekannte, dass die Welt übel bestellt wäre, wenn Gott nicht selbst das Beste bei der Regierung thäte; denn das geistliche Regiment, sagte er, ist mit einem tollen Pfaffen (Papst Julius II.) und das weltliche mit mir, einem verwegenen Gemsen jäger besetzt. Bei den Unterbeamten, die nicht von Gottes Gnaden ins Amt kommen, wird der Mangel der Fähigkeiten sofort sichtbar. Die es vermögen, halten sich einen heiligen Geist unter der Gestalt eines Secretärs.“ (Mayer, I, 29.) Die Regierung ist die beste, welche fünf P zur Grundlage hat: Prevedere (vorhersehen), Provedere (sorgen), Pagare (bezahlen), Premiere (belohnen) und Punire (bestrafen). (Witzfunken, IVb, 49.) *61 He regert as nix Gots. – Eichwald, 658. *62 Sie regiert im Haus wie der Teufel. Lat.: In domesticis negotiis ingeniosa. (Chaos, 517.) *63 Wenn der soll regieren, so können die andern frieren. (Warschau.) Zur Bezeichnung eines Egoisten. Regiersmann. Ein guter Regiersmann ist so gut als ein guter Arbeiter. – Petri, II, 194. Regiersucht. Regiersucht ist eine königliche Tugend. – Opel, 387. Regierung. 1 Das ist eine heylose Regierung, do der Herr mit der Frawen Rock geputzt ist. – Lehmann, 679, 220. 2 Freundliche Regierung ist wie eine Sonne, die alles erfrewet. – Lehmann, 659, 82; Sailer, 246. Dän.: Mild regiering er en gudelig sol, som fylder alting. – Mildt herskab er landsens værn. (Prov. dan., 285.) 3 Regierung kan kein Gesellen leiden. – Aventin, CCLXIa. 4 Regierung wird nicht durch Paternoster verwalt vnd bestelt. – Lehmann, 657, 57. Es ist Zeit, dass dies alte vergessene Sprichwort wieder hervorgesucht wird. 5 Vngerechte Regierung ist eine Mutter alles vngehorsams. – Lehmann, 248, 4. 6 Was man in grossen Regierungen Tyrannen heisst, das heisst man auf dem Lande Schultheiss und Schöffen. – Opel, 374. 7 Wenn die Regierung nicht wohl bestelt ist, so hat der Fürst davon schandt, die Vnterthanen schaden. – Lehmann, 655, 45. 8 Wer mit der Regierung Moses' nicht zufrieden ist, muss sich Pharao's Regierung gefallen lassen. – Burckhardt, 671. Regiment. 1 Allzu festes Regiment bricht leicht. (S. Gewalt 86, Herr 662, Tyrannengewalt und Zwang.) – Graf, 524, 305. Lat.: Nulla potentia longa est. (Binder I, 1229.) 2 Bös (hart, streng) Regiment nimmt bald ein End'. – Simrock, 8318; Seybold, 244. Böhm.: Vláda přísná všem nenávistna. (Čelakovský, 116.) It.: Non può durar longamente un mal governo. (Pazzaglia, 158, 3.) Lat.: Invisa imperia nunquam retinentur diu. (Seybold, 258.) – Nulla potentia, scelere quaesita, est diuturna. (Curtius.) (Binder II, 2287.) – Nulla tyrannis diuturna. – Nullum violentum diuturnum. (Seybold, 390.) 3 Das Regiment führen ist schwerer als darüber reden. 4 Das Regiment gehet auf Steltzen. – Schottel, 1118b. 5 Das Regiment gehört den Weltlichen. – Schamelius, 45, 1. Holl.: Den verstandigste komt het regiment toe. (Harrebomée, II, 213b.) Lat.: Politici regunt orbem. (Schamelius, 45, 1.) 6 Das Regiment lehrt den Mann. – Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 29; Petri, II, 69. 7 Das Regiment leidet keine Mitgenossen. Lat.: Nulla fides regni sociis omnis quepotestas impatiens consortis erit. (Seybold, 388.) 8 Das Regiment war wol gemacht, das beim Frieden den Krieg bedacht. – Froschm., KkVIb; Petri, II, 69. 9 Der hat Regiments genug, der Weib und Kinder zu regieren hat. 10 Ein gottlos Regiment nimmt bald ein End'. Dän.: Intet vissere tegn til regiments undergang end religionens foragt. (Prov. dan., 471.) 11 Ein jedes Regiment ist mit vnrecht vermengt, wol dem do am wenigsten ist. – Lehmann, 651, 10.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [795]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/809>, abgerufen am 22.12.2024.