Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 3 Es ist keyn Regel so fest, die nit zu zeyten ein Exception hab. "Wie man spricht." (Franck, Paradoxa, 107b.) 4 Jede Regel hat ihr Aber (ihre Ausnahme). - Dove, 178. 5 Jede Regel hat ihre Ausnahme, sagte der Säufer, als man ihm Vorwürfe machte, sein Gelübde gebrochen zu haben, weil er zum Mässigkeitsverein getreten war, und soff fort. 6 Keine Regel ohne Ausnahme. - Gaal, 1301; Eiselein, 523; Simrock, 8285; Körte, 4998; Steiger, 200; Ramann, Unterr., V, 16; Graf, 4, 65; Braun, I, 3522; Dove, 256, 595 u. 1111; Gubitz, Gesellschafter, 1830, S. 807; für Waldeck: Curtze, 356, 534. Aber man muss die Ausnahme nicht zur Regel, das Zeitweilige nicht zum Bleibenden machen. Indess scheint es doch wol Regeln ohne Ausnahmen zu geben. Wenn das Sprichwort unbedingt wahr wäre, so wäre es ja selbst eine Regel ohne Ausnahme und träte also mit sich selbst in Widerspruch. Engl.: There's no general rule without some exception. (Bohn II, 129; Gaal, 1301.) Frz.: Il n'est reigle qui ne faille. (Leroux, II, 237.) - Point de regle sans exception. (Cahier, 1513; Gaal, 1301.) Holl.: Geen regel zonder uitzondering. (Harrebomee, II, 212b.) It.: Ogni regola patisce eccezione. (Gaal, 1301.) Lat.: Nulla regula sine exceptione. (Binder II, 2290; Eiselein, 523; Egeria, 187; Philippi, II, 51.) Schwed.: Ingen regel utan undantag. (Marin, 17.) 7 Nach den Regeln der Aerzte und nach der Gesundheit leben ist ein elendes Leben. "Man sagt: Nach der Regeln der Ertzte vnnd nach der gesundheit leben, ist ein elendes leben. Medici vivera est miseri vivere. Vnd o wol dem Magen, in welchen kein Artzt sein Apoteck vnd Mist hat getragen. Vnd freylich betet jener recht: Gott behüte mich für gesunde Speise vnd starkem Getrenke. Vnd die Apotecker rechen tewer vnd speisen vbel." (Mathesy, 289a.) 8 Nach den Regeln des Rechts ist der nichts schuldig, der nichts hat. Schwerlich gibt es irgendwo ein Recht, in welchem diese Behauptung als Regel zu finden ist; denn seinen Rechtsanspruch hat man auch da nicht verloren, wo nichts zu nehmen ist. *9 Er befolgt des Judas Regel: Was wollt ihr mir geben? *10 Er hat weder Regel noch Mass. Wer alles übertreibt. *11 Etwas nach den Regeln des Kompasses machen. Genau abzirkeln, ausmessen. Regelen. Es ist nit lang, dass 's regelet1, di Bäumli tröpfle noh; i ha mi Schatz überläfelet un es mi wäger2 o. (Vom Thunersee.) - Schweiz, I, 192, 119. 1) Regelen = ein wenig regnen, Verkleinerungsform von diesem. 2) Wahrlich, in der That. (Stalder, II, 267 u. 428.) Regeli. * Eine Regeli. - Germania, V, 352. Aus Regula. In Zürich eine liederliche Dirne, sodass man, obschon Sanct-Regula die alte Stadtheilige ist, keine Tochter so mag taufen lassen. Regen (Subst.). 1 Alltäglicher Regen ist ungelegen, zuweilen ein Regen ist Segen. "Besucher sind gleich dem Regen, dessen wir leicht überdrüssig werden, wenn er täglich kommt, den wir aber erflehen, wenn er ausbleibt." (Witzfunken, Va, 53.) 2 An mässigem (etwas) Regen ist viel gelegen. 3 Auch ein kleiner Regen kann einen grossen Wind legen. 4 Auf eisernen Regen folgt langwierig schön Wetter. 5 Auf Regen folgt Sonnenschein. - Tobias, 3, 22; Mayer, I, 142; Schulze, 179; Zaupser, 665; Masson, 347; Orakel, 50; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 48; Curtze, 313, 3. Im Plattdeutschen: Op Regen folgt Sünnenschin. (Marahrens, 95.) It.: Al ciel nuvoloso succede un bel sereno. - Alla tempesta succede la calma. - Bel tempo dopo la pioggia. - Sempre non ista il mal dov' ei si posa. (Biber.) Lat.: Nil adeo fortuna gravis miserabile fecit, ut minuant nulla gaudia parte malum. (Ovid.) (Philippi, II, 25.) - Post nubila Phoebus. (Egeria, 226.) - Venit post multos una serena dies. (Tibull.) (Froberg, 598; Philippi, II, 243.) [Spaltenumbruch] 6 Auf Regen folgt Sonnenschein, sagte Töffel und stellte sich unter die Dachtraufe. 7 Besser ein ordentlicher Regen als ein stetes Tröpfeln. Wenn dem Hunde der Schwanz abgeschnitten werden soll, besser auf einmal, als nach und nach. Lieber ein grosses Uebel mit einem Schlag, als in kleinen Dosen lange hingezerrt. Böhm.: Ma-li byti teplo, at' je jak nalezi horko. - Ma-li prseti, tedy at' je hodny dest'. (Celakovsky, 158.) Poln.: Ma-li byc cieplo, niechze bedzie znoj. (Celakovsky, 158.) 8 Bleierner Regen geht auch durch eisernen Harnisch. 9 Dar kummt Regen, de Emders kamen. - Kern, 1255. 10 Der feine Regen verdirbt die Strasse. Die kleinen Ausgaben können eine Haushaltung zu Grunde richten. 11 Der Regen erfrischt das Gras, den Menschen das Gebet. 12 Der Regen fällt aus den niedrigsten Wolken. - Altmann VI, 509. 13 Der Regen fällt nicht so schwarz als er (als Wolke) aussieht. Es sieht manches aus der Ferne schlimmer aus, als es nahe erscheint. 14 Der Regen fällt stets in den Fluss, wann wird der Fluss in den Regen fallen? Damit wollen die Neger in Surinam sagen: Ich habe dir so viel Gutes gethan, wann endlich wirst du an die Vergeltung denken? Du willst immer nur nehmen, nie geben. 15 Der Regen felt ins Wasser. - Lehmann, 907, 4. "Der Regen ist vnfruchtbar, der ins Wasser felt, vnd macht nur Wasserblasen." (Petri, II, 105.) Wer hat, dem wird gegeben. Unzweckmässige Vertheilung der Wohlthaten. 16 Der Regen fördert Gras und Kraut, der Wein macht die Gedanken laut. Lat.: Post vinum verba, post imbrem nascitur herba. (Loci comm., 201.) 17 Der Regen hört nicht auf, wenn auch einige unter dem Schirme gehen. 18 Der Regen ist gülden. "Es regnet Laub und Grass, daher spricht man, wenn's regnet: Der Regen ist gulden, ist mit keinem Gelde zu bezahlen." (Luther's Werke, II, 111b.) 19 Der Regen ist nicht gescheit, sagte der Bauer, ich brauch' ihn auf'm Feld, aber nicht auf'm Kleid. Holl.: Wat is dat een onverstandige regen, zei de boer, hij valt je maar zoo op de huid. (Harrebomee, II, 213a.) 20 Der Regen kommt nicht immer (oder: kommt oft sehr) gelegen. Frz.: A la bonne heure nous prit la pluie. (Leroux, I, 75.) 21 Der Regen netzt das Kleid, aber nicht das Herz. - Parömiakon, 2300. Frz.: Chaude roie fait chape moillie. (Leroux, I, 75.) 22 Der Regen netzt das Kleid, das Herze nicht; wer recht thut, achtet's nicht, was ein Verleumder spricht. - Gerlach, 266. 23 Der Regen, welcher einem Narren die Kappe wäscht, macht zehn Felder fruchtbar. - Altmann VI, 472. 24 Der stärkste Regen fängt mit Tropfen an. Böhm.: Prska po kapkach zacina. (Celakovsky, 153.) 25 Drei Tag Regen, drei Tag Schnee thut dem Kinde numma weh. In der Schweiz zu Kindern, die gefallen sind. 26 Ein gnädiger Regen, ein reicher Segen. - Petri, II, 191. 27 Ein goldener Regen dringt durch ein zehnfach Dach. 28 Ein kleiner Regen dämpft ein grosses Gewitter. Dän.: Veyret laegges med en regen. (Prov. dan., 560.) 29 Ein kleiner Regen gibt auch Wasser. Dän.: Mand drikker og nok af en liden brönd. - Smaa regn giör og vand. 30 Ein kleiner Regen macht auch nass. Frz.: Ce sont les petites pluies qui gatent les grands chemins. (Masson, 82.) 31 Ein kleiner Regen macht nicht alles nass. - Eyering, I, 666; Orakel, 40.
[Spaltenumbruch] 3 Es ist keyn Regel so fest, die nit zu zeyten ein Exception hab. „Wie man spricht.“ (Franck, Paradoxa, 107b.) 4 Jede Regel hat ihr Aber (ihre Ausnahme). – Dove, 178. 5 Jede Regel hat ihre Ausnahme, sagte der Säufer, als man ihm Vorwürfe machte, sein Gelübde gebrochen zu haben, weil er zum Mässigkeitsverein getreten war, und soff fort. 6 Keine Regel ohne Ausnahme. – Gaal, 1301; Eiselein, 523; Simrock, 8285; Körte, 4998; Steiger, 200; Ramann, Unterr., V, 16; Graf, 4, 65; Braun, I, 3522; Dove, 256, 595 u. 1111; Gubitz, Gesellschafter, 1830, S. 807; für Waldeck: Curtze, 356, 534. Aber man muss die Ausnahme nicht zur Regel, das Zeitweilige nicht zum Bleibenden machen. Indess scheint es doch wol Regeln ohne Ausnahmen zu geben. Wenn das Sprichwort unbedingt wahr wäre, so wäre es ja selbst eine Regel ohne Ausnahme und träte also mit sich selbst in Widerspruch. Engl.: There's no general rule without some exception. (Bohn II, 129; Gaal, 1301.) 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Schwerlich gibt es irgendwo ein Recht, in welchem diese Behauptung als Regel zu finden ist; denn seinen Rechtsanspruch hat man auch da nicht verloren, wo nichts zu nehmen ist. *9 Er befolgt des Judas Regel: Was wollt ihr mir geben? *10 Er hat weder Regel noch Mass. Wer alles übertreibt. *11 Etwas nach den Regeln des Kompasses machen. Genau abzirkeln, ausmessen. Regelen. Es ist nit lang, dass 's regelet1, di Bäumli tröpfle noh; i ha mi Schatz überläfelet un es mi wäger2 o. (Vom Thunersee.) – Schweiz, I, 192, 119. 1) Regelen = ein wenig regnen, Verkleinerungsform von diesem. 2) Wahrlich, in der That. (Stalder, II, 267 u. 428.) Regeli. * Eine Regeli. – Germania, V, 352. Aus Regula. In Zürich eine liederliche Dirne, sodass man, obschon Sanct-Regula die alte Stadtheilige ist, keine Tochter so mag taufen lassen. Regen (Subst.). 1 Alltäglicher Regen ist ungelegen, zuweilen ein Regen ist Segen. „Besucher sind gleich dem Regen, dessen wir leicht überdrüssig werden, wenn er täglich kommt, den wir aber erflehen, wenn er ausbleibt.“ (Witzfunken, Va, 53.) 2 An mässigem (etwas) Regen ist viel gelegen. 3 Auch ein kleiner Regen kann einen grossen Wind legen. 4 Auf eisernen Regen folgt langwierig schön Wetter. 5 Auf Regen folgt Sonnenschein. – Tobias, 3, 22; Mayer, I, 142; Schulze, 179; Zaupser, 665; Masson, 347; Orakel, 50; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 48; Curtze, 313, 3. Im Plattdeutschen: Op Regen folgt Sünnenschin. (Marahrens, 95.) It.: Al ciel nuvoloso succede un bel sereno. – Alla tempesta succede la calma. – Bel tempo dopo la pioggia. – Sempre non ista il mal dov' ei si posa. (Biber.) Lat.: Nil adeo fortuna gravis miserabile fecit, ut minuant nulla gaudia parte malum. (Ovid.) (Philippi, II, 25.) – Post nubila Phoebus. (Egeria, 226.) – Venit post multos una serena dies. (Tibull.) (Froberg, 598; Philippi, II, 243.) [Spaltenumbruch] 6 Auf Regen folgt Sonnenschein, sagte Töffel und stellte sich unter die Dachtraufe. 7 Besser ein ordentlicher Regen als ein stetes Tröpfeln. Wenn dem Hunde der Schwanz abgeschnitten werden soll, besser auf einmal, als nach und nach. Lieber ein grosses Uebel mit einem Schlag, als in kleinen Dosen lange hingezerrt. Böhm.: Ma-li býti teplo, at' je jak náleží horko. – Má-li pršeti, tedy at' je hodný déšt'. (Čelakovský, 158.) Poln.: Ma-li być ciepło, niechže będzie znój. (Čelakovský, 158.) 8 Bleierner Regen geht auch durch eisernen Harnisch. 9 Dar kummt Regen, de Emders kamen. – Kern, 1255. 10 Der feine Regen verdirbt die Strasse. Die kleinen Ausgaben können eine Haushaltung zu Grunde richten. 11 Der Regen erfrischt das Gras, den Menschen das Gebet. 12 Der Regen fällt aus den niedrigsten Wolken. – Altmann VI, 509. 13 Der Regen fällt nicht so schwarz als er (als Wolke) aussieht. 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3 Es ist keyn Regel so fest, die nit zu zeyten ein Exception hab.
„Wie man spricht.“ (Franck, Paradoxa, 107b.)
4 Jede Regel hat ihr Aber (ihre Ausnahme). – Dove, 178.
5 Jede Regel hat ihre Ausnahme, sagte der Säufer, als man ihm Vorwürfe machte, sein Gelübde gebrochen zu haben, weil er zum Mässigkeitsverein getreten war, und soff fort.
6 Keine Regel ohne Ausnahme. – Gaal, 1301; Eiselein, 523; Simrock, 8285; Körte, 4998; Steiger, 200; Ramann, Unterr., V, 16; Graf, 4, 65; Braun, I, 3522; Dove, 256, 595 u. 1111; Gubitz, Gesellschafter, 1830, S. 807; für Waldeck: Curtze, 356, 534.
Aber man muss die Ausnahme nicht zur Regel, das Zeitweilige nicht zum Bleibenden machen. Indess scheint es doch wol Regeln ohne Ausnahmen zu geben. Wenn das Sprichwort unbedingt wahr wäre, so wäre es ja selbst eine Regel ohne Ausnahme und träte also mit sich selbst in Widerspruch.
Engl.: There's no general rule without some exception. (Bohn II, 129; Gaal, 1301.)
Frz.: Il n'est reigle qui ne faille. (Leroux, II, 237.) – Point de règle sans exception. (Cahier, 1513; Gaal, 1301.)
Holl.: Geen regel zonder uitzondering. (Harrebomée, II, 212b.)
It.: Ogni regola patisce eccezione. (Gaal, 1301.)
Lat.: Nulla regula sine exceptione. (Binder II, 2290; Eiselein, 523; Egeria, 187; Philippi, II, 51.)
Schwed.: Ingen regel utan undantag. (Marin, 17.)
7 Nach den Regeln der Aerzte und nach der Gesundheit leben ist ein elendes Leben.
„Man sagt: Nach der Regeln der Ertzte vnnd nach der gesundheit leben, ist ein elendes leben. Medici vivera est miseri vivere. Vnd o wol dem Magen, in welchen kein Artzt sein Apoteck vnd Mist hat getragen. Vnd freylich betet jener recht: Gott behüte mich für gesunde Speise vnd starkem Getrenke. Vnd die Apotecker rechen tewer vnd speisen vbel.“ (Mathesy, 289a.)
8 Nach den Regeln des Rechts ist der nichts schuldig, der nichts hat.
Schwerlich gibt es irgendwo ein Recht, in welchem diese Behauptung als Regel zu finden ist; denn seinen Rechtsanspruch hat man auch da nicht verloren, wo nichts zu nehmen ist.
*9 Er befolgt des Judas Regel: Was wollt ihr mir geben?
*10 Er hat weder Regel noch Mass.
Wer alles übertreibt.
*11 Etwas nach den Regeln des Kompasses machen.
Genau abzirkeln, ausmessen.
Regelen.
Es ist nit lang, dass 's regelet1, di Bäumli tröpfle noh; i ha mi Schatz überläfelet un es mi wäger2 o. (Vom Thunersee.) – Schweiz, I, 192, 119.
1) Regelen = ein wenig regnen, Verkleinerungsform von diesem.
2) Wahrlich, in der That. (Stalder, II, 267 u. 428.)
Regeli.
* Eine Regeli. – Germania, V, 352.
Aus Regula. In Zürich eine liederliche Dirne, sodass man, obschon Sanct-Regula die alte Stadtheilige ist, keine Tochter so mag taufen lassen.
Regen (Subst.).
1 Alltäglicher Regen ist ungelegen, zuweilen ein Regen ist Segen.
„Besucher sind gleich dem Regen, dessen wir leicht überdrüssig werden, wenn er täglich kommt, den wir aber erflehen, wenn er ausbleibt.“ (Witzfunken, Va, 53.)
2 An mässigem (etwas) Regen ist viel gelegen.
3 Auch ein kleiner Regen kann einen grossen Wind legen.
4 Auf eisernen Regen folgt langwierig schön Wetter.
5 Auf Regen folgt Sonnenschein. – Tobias, 3, 22; Mayer, I, 142; Schulze, 179; Zaupser, 665; Masson, 347; Orakel, 50; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 48; Curtze, 313, 3.
Im Plattdeutschen: Op Regen folgt Sünnenschin. (Marahrens, 95.)
It.: Al ciel nuvoloso succede un bel sereno. – Alla tempesta succede la calma. – Bel tempo dopo la pioggia. – Sempre non ista il mal dov' ei si posa. (Biber.)
Lat.: Nil adeo fortuna gravis miserabile fecit, ut minuant nulla gaudia parte malum. (Ovid.) (Philippi, II, 25.) – Post nubila Phoebus. (Egeria, 226.) – Venit post multos una serena dies. (Tibull.) (Froberg, 598; Philippi, II, 243.)
6 Auf Regen folgt Sonnenschein, sagte Töffel und stellte sich unter die Dachtraufe.
7 Besser ein ordentlicher Regen als ein stetes Tröpfeln.
Wenn dem Hunde der Schwanz abgeschnitten werden soll, besser auf einmal, als nach und nach. Lieber ein grosses Uebel mit einem Schlag, als in kleinen Dosen lange hingezerrt.
Böhm.: Ma-li býti teplo, at' je jak náleží horko. – Má-li pršeti, tedy at' je hodný déšt'. (Čelakovský, 158.)
Poln.: Ma-li być ciepło, niechže będzie znój. (Čelakovský, 158.)
8 Bleierner Regen geht auch durch eisernen Harnisch.
9 Dar kummt Regen, de Emders kamen. – Kern, 1255.
10 Der feine Regen verdirbt die Strasse.
Die kleinen Ausgaben können eine Haushaltung zu Grunde richten.
11 Der Regen erfrischt das Gras, den Menschen das Gebet.
12 Der Regen fällt aus den niedrigsten Wolken. – Altmann VI, 509.
13 Der Regen fällt nicht so schwarz als er (als Wolke) aussieht.
Es sieht manches aus der Ferne schlimmer aus, als es nahe erscheint.
14 Der Regen fällt stets in den Fluss, wann wird der Fluss in den Regen fallen?
Damit wollen die Neger in Surinam sagen: Ich habe dir so viel Gutes gethan, wann endlich wirst du an die Vergeltung denken? Du willst immer nur nehmen, nie geben.
15 Der Regen felt ins Wasser. – Lehmann, 907, 4.
„Der Regen ist vnfruchtbar, der ins Wasser felt, vnd macht nur Wasserblasen.“ (Petri, II, 105.) Wer hat, dem wird gegeben. Unzweckmässige Vertheilung der Wohlthaten.
16 Der Regen fördert Gras und Kraut, der Wein macht die Gedanken laut.
Lat.: Post vinum verba, post imbrem nascitur herba. (Loci comm., 201.)
17 Der Regen hört nicht auf, wenn auch einige unter dem Schirme gehen.
18 Der Regen ist gülden.
„Es regnet Laub und Grass, daher spricht man, wenn's regnet: Der Regen ist gulden, ist mit keinem Gelde zu bezahlen.“ (Luther's Werke, II, 111b.)
19 Der Regen ist nicht gescheit, sagte der Bauer, ich brauch' ihn auf'm Feld, aber nicht auf'm Kleid.
Holl.: Wat is dat een onverstandige regen, zei de boer, hij valt je maar zoo op de huid. (Harrebomée, II, 213a.)
20 Der Regen kommt nicht immer (oder: kommt oft sehr) gelegen.
Frz.: A la bonne heure nous prit la pluie. (Leroux, I, 75.)
21 Der Regen netzt das Kleid, aber nicht das Herz. – Parömiakon, 2300.
Frz.: Chaude roie fait chape moillie. (Leroux, I, 75.)
22 Der Regen netzt das Kleid, das Herze nicht; wer recht thut, achtet's nicht, was ein Verleumder spricht. – Gerlach, 266.
23 Der Regen, welcher einem Narren die Kappe wäscht, macht zehn Felder fruchtbar. – Altmann VI, 472.
24 Der stärkste Regen fängt mit Tropfen an.
Böhm.: Prška po kapkách začíná. (Čelakovský, 153.)
25 Drei Tag Regen, drei Tag Schnee thut dem Kinde numma weh.
In der Schweiz zu Kindern, die gefallen sind.
26 Ein gnädiger Regen, ein reicher Segen. – Petri, II, 191.
27 Ein goldener Regen dringt durch ein zehnfach Dach.
28 Ein kleiner Regen dämpft ein grosses Gewitter.
Dän.: Veyret lægges med en regen. (Prov. dan., 560.)
29 Ein kleiner Regen gibt auch Wasser.
Dän.: Mand drikker og nok af en liden brønd. – Smaa regn giør og vand.
30 Ein kleiner Regen macht auch nass.
Frz.: Ce sont les petites pluies qui gâtent les grands chemins. (Masson, 82.)
31 Ein kleiner Regen macht nicht alles nass. – Eyering, I, 666; Orakel, 40.
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