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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 7 Der Räuber und sein Handlanger sind gleiche Gesellen.

Die Russen: Wer dem Räuber ein Schwert leiht, ist selbst ein Räuber. (Altmann VI, 406.)

8 Der Riwer zicht sich de Kap än de AUgen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 681.

9 Die grösten Räuber seynd die Weiber, Wein vnd Würffelspiel. - Lehmann, II, 70, 33; Simrock, 8139; Körte, 4923.

10 Drey Räuber vber alle Räuber seind zu Rom: Pergament, Wachs vnd Blei. - Gruter, III, 24; Lehmann, II, 87, 202; Zinkgref, IV, 248.

11 Du Räuber, rief der Fuchs, als der Marder mit einem Huhn kam.

Aehnlich russisch Altmann VI, 399.

12 Ein Räuber muss das Gut erstatten bei dem Leben, der Tod raubt alles und will nichts wiedergeben.

Lat.: Restituunt furtum fures, vi rapta latrones, omnia mors auffert, restituitque nihil. (Chaos, 306.)

13 Einen zeitigen Räuber kann ein hinkender Scherge einfangen.

14 Es gibt mehr Räuber als Galgen.

15 Jeder Räuber ist ein Dieb. - Graf, 365, 467.

16 Räuber, schälck vnd diebe halten mit frommen kein Liebe. - Henisch, 695, 6; Petri, II, 514.

17 Räuber sind so lange einig, bis sie ihre Beute theilen.

18 Räuber vnter dem dach machen das grössest vngemach. - Petri, II, 514.

19 Was hebt der räuber dem brenner auff? - Franck, II, 20a; Eyering, III, 2; Petri, II, 597.

D. i. "Was kan er jhm auffrücken als were er besser." Einer dreissig, der andere ein halb Schock.

Lat.: Clodius accuset Malchos, Catilina Cethegum. (Juvenal.) (Seybold, 78.) - Coripedem rectus deridet. - Crobyli jugum. (Philippi, I, 98.)

20 Wer den Räubern entgangen ist, nehme sich vor den Wölfen in Acht.

Dies Sprichwort hat Altmann (V, 133) in ähnlicher Fassung auch in Murom, der wichtigsten Stadt des Gouvernements Wladimir, gefunden. Sie liegt auf den Terrassenhügeln der Oka und ist ein uralter Ort mit reichen Kirchen und Klöstern. Nach ihr sind die früher noch umfangreichern, meist aus Espenholz bestehenden Wälder benannt, die sich von hier nach Arsamas ausdehnen und ehedem weit mehr wegen wilder Thiere und Räuber verrufen waren, als es jetzt noch der Fall ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht.

21 Wer einen Räuber bestiehlt, ist auch ein Dieb. - Altmann VI, 402.

*22 Dem könnten zehn Räuber nichts nehmen.

Lat.: Ne tempestas quidem nocere possit. (Cicero.) (Philippi, II, 20.)


Räubergut.

Reubergut gedeyet nicht. - Petri, II, 514.


Raubgut.

1 Meinstu, dass es raubgut seie? - Tappius, 119b; Suringar, XXVIII, 1.

Holl.: Het is roof (geroofd) goed. ( Harrebomee, II, 229a.)

Lat.: Bona Porsenae esse credis? (Erasm., 557; Tappius, 119b; Philippi, I, 61.)

2 Raubgut, Judengut, Pfaffengut und Klosterbeut ist alles gleiche Waare. - Klosterspiegel, 8, 21.

Auch Franck (II, 88b) stellt diese "Waare" zusammen.


Raubstaat.

* Aus den Raubstaaten sein.

Zu den deutschen Raubstaaten gehören: Greiz, Schleiz und Lobenstein. Die Entstehung dieser scherzhaften Bezeichnung erklärt Brückner (Landes- und Volkskunde des Fürstenthums Reuss j. L.) so: "Die historisch oft wiederholte Zusammenstellung einerseits von >Algier, Tunis und Tripolis< und andererseits von >Greiz, Schleiz und Lobenstein< gab dem Humor der Studenten Mitteldeutschlands im vorigen Jahrhundert Veranlassung, den Namen der Raubstaaten von dem afrikanischen Kleeblatt auf das Land der drei reussischen Städte zu übertragen. Auch das Ortskleeblatt Pirk, Pfütz und Lerchenhügel (Reuss-Lobenstein- Ebersdorf) wird im Volksmund scherzhaft so bezeichnet." - Wie der Volkswitz einzelne Personen, Städte u. s. w. mit Spitznamen versehen hat, so auch ganze Völker. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1870, Nr. 5.) Wer kennt nicht Lord Beefsteak, John Bull, Bruder Jonathan, Myn Heer und den deutschen Michel (s. d. und Eselsfresser). [Spaltenumbruch] In Skandinavien gelten die Deutschen als Windbeutel, in den russischen Ostseeprovinzen gar als deutsche Schafdiebe, in Italien als maledetto Tedesco. Unser dänischer Nachbar heisst einfach Han; die Dänen in ihrer Gesammtheit werden von ihren norddeutschen Nachbarn Grützköpfe genannt; während der Freiheitskriege war der Name Schuckelmeyer in Gebrauch. Wie man von blinden Hessen, von Schwabenalter und Schwabenstreichen (s. d.) redet, so sind einige kleine deutsche Länder zu den Namen Raubstaaten gelangt.


Raubvogel.

1 Die Raub Vögel, Habich vnd Falcken fressen die kleinen Vögelin. - Lehmann, 252, 42.

2 Raubvögel nisten gern hoch.

3 Raubvögel reissen einander die Beute aus dem Schnabel.

Da sind doch nach den böhmischen Sprichwörtern die menschlichen Räuber besser, die zwar ungerecht wegnehmen, aber unter sich gerecht vertheilen: Loupeznici nespravedlive berou, ale spravedlive se deli. (Celakovsky, 143.)

Poln.: Zbojcy niesprawiedliwie wydzieraja, a sprawiedliwie sie dziela. (Celakovsky, 143.)

4 Raubvögel singen nicht. - Eiselein, 520; Simrock, 8137.

5 Viel Raubvögel, wenig Pfirschen.

*6 Er ist wie die Raubvögel, er hat krumme Nägel (Finger).

Holl.: Hij gelijkt den roofvogels, hij heeft kromme nagels. (Harrebomee, II, 229a.)


Rauch (Subst.).

1 Auch kleiner Rauch beisst das Auge.

It.: Fumo cava gli occhi.

2 Auf den Rauch folgt bald das Feuer.

Lat.: Flamma fumo est proxima. (Faselius, 91.)

3 Besser ein warmer Rauch als ein kalter Nebel. (Eifel.) - Schulfreund, 89, 179.

4 Dem Rauch entgeht man nicht, auch wenn man in der Dachkammer wohnt.

5 Dem Rauch und Feuer, dem Wasser und den Bauernstreichen muss man so schnell wie möglich weichen.

Holl.: Rook, water en vuur maakt men haast plaats. (Harrebomee, II, 229b.)

6 Dem schadet kein Rauch mehr, der im Feuer umgekommen ist.

7 Den Rauch leidet man nur des Feuers wegen.

8 Der dess Rauchs gewohnt ist, der lest sich ein kleinen rauch nicht beissen oder vertreiben. - Lehmann, 81, 45.

9 Der muss über den Rauch nicht schmälen, der sich selbst in die Esse gehängt.

10 Der Rauch beisst nur die Schönsten.

11 Der Rauch daheim ist mehr werth als Feuer in der Fremde.

12 Der Rauch dempfft das Fewer, böse Wort die Lieb. - Lehmann, 464, 24.

13 Der rauch dempfft das fewer vnnd das Creutz die gedult. - Lehmann, 832, 63; Grubb, 811.

14 Der Rauch des Nachbars beisst mehr in die Augen als der eigene.

15 Der Rauch, ein bös Weib und der Regen sind einem Hause überlegen.

16 Der Rauch folgt dem Luftzuge, aber nicht der Feuerherd.

17 Der Rauch geht vorm Fewer her. - Lehmann, 5, 32. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161.

Dän.: Der gaaer rög for ild og skelds-ord for naere-hug. (Prov. dan., 504.)

18 Der Rauch in meinem Hause ist mir lieber als des Nachbars Feuer. - Simrock, 8147.

19 Der Rauch ist beschwerlich, aber er frisst niemand.

20 Der Rauch jagt oft den Herrn aus dem Hause.

21 Der Rauch schadet den Augen mehr als das Feuer den Haaren.

Die Russen: Der Rauch zerbeisst mehr Augen als die Flamme Haare versengt. (Altmann VI, 427.)

22 Der Rauch schwärzt am meisten die weissesten Wände.

Holl.: De zwarte rook zoekt altijd het blankste (de schoonste) vel. (Harrebomee, II, 229a.)

[Spaltenumbruch] 7 Der Räuber und sein Handlanger sind gleiche Gesellen.

Die Russen: Wer dem Räuber ein Schwert leiht, ist selbst ein Räuber. (Altmann VI, 406.)

8 Der Riwer zicht sich de Kap än de Ûgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 681.

9 Die grösten Räuber seynd die Weiber, Wein vnd Würffelspiel.Lehmann, II, 70, 33; Simrock, 8139; Körte, 4923.

10 Drey Räuber vber alle Räuber seind zu Rom: Pergament, Wachs vnd Blei.Gruter, III, 24; Lehmann, II, 87, 202; Zinkgref, IV, 248.

11 Du Räuber, rief der Fuchs, als der Marder mit einem Huhn kam.

Aehnlich russisch Altmann VI, 399.

12 Ein Räuber muss das Gut erstatten bei dem Leben, der Tod raubt alles und will nichts wiedergeben.

Lat.: Restituunt furtum fures, vi rapta latrones, omnia mors auffert, restituitque nihil. (Chaos, 306.)

13 Einen zeitigen Räuber kann ein hinkender Scherge einfangen.

14 Es gibt mehr Räuber als Galgen.

15 Jeder Räuber ist ein Dieb.Graf, 365, 467.

16 Räuber, schälck vnd diebe halten mit frommen kein Liebe.Henisch, 695, 6; Petri, II, 514.

17 Räuber sind so lange einig, bis sie ihre Beute theilen.

18 Räuber vnter dem dach machen das grössest vngemach.Petri, II, 514.

19 Was hebt der räuber dem brenner auff?Franck, II, 20a; Eyering, III, 2; Petri, II, 597.

D. i. „Was kan er jhm auffrücken als were er besser.“ Einer dreissig, der andere ein halb Schock.

Lat.: Clodius accuset Malchos, Catilina Cethegum. (Juvenal.) (Seybold, 78.) – Coripedem rectus deridet. – Crobyli jugum. (Philippi, I, 98.)

20 Wer den Räubern entgangen ist, nehme sich vor den Wölfen in Acht.

Dies Sprichwort hat Altmann (V, 133) in ähnlicher Fassung auch in Murom, der wichtigsten Stadt des Gouvernements Wladimir, gefunden. Sie liegt auf den Terrassenhügeln der Oka und ist ein uralter Ort mit reichen Kirchen und Klöstern. Nach ihr sind die früher noch umfangreichern, meist aus Espenholz bestehenden Wälder benannt, die sich von hier nach Arsamas ausdehnen und ehedem weit mehr wegen wilder Thiere und Räuber verrufen waren, als es jetzt noch der Fall ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht.

21 Wer einen Räuber bestiehlt, ist auch ein Dieb.Altmann VI, 402.

*22 Dem könnten zehn Räuber nichts nehmen.

Lat.: Ne tempestas quidem nocere possit. (Cicero.) (Philippi, II, 20.)


Räubergut.

Reubergut gedeyet nicht.Petri, II, 514.


Raubgut.

1 Meinstu, dass es raubgut seie?Tappius, 119b; Suringar, XXVIII, 1.

Holl.: Het is roof (geroofd) goed. ( Harrebomée, II, 229a.)

Lat.: Bona Porsenae esse credis? (Erasm., 557; Tappius, 119b; Philippi, I, 61.)

2 Raubgut, Judengut, Pfaffengut und Klosterbeut ist alles gleiche Waare.Klosterspiegel, 8, 21.

Auch Franck (II, 88b) stellt diese „Waare“ zusammen.


Raubstaat.

* Aus den Raubstaaten sein.

Zu den deutschen Raubstaaten gehören: Greiz, Schleiz und Lobenstein. Die Entstehung dieser scherzhaften Bezeichnung erklärt Brückner (Landes- und Volkskunde des Fürstenthums Reuss j. L.) so: „Die historisch oft wiederholte Zusammenstellung einerseits von ›Algier, Tunis und Tripolis‹ und andererseits von ›Greiz, Schleiz und Lobenstein‹ gab dem Humor der Studenten Mitteldeutschlands im vorigen Jahrhundert Veranlassung, den Namen der Raubstaaten von dem afrikanischen Kleeblatt auf das Land der drei reussischen Städte zu übertragen. Auch das Ortskleeblatt Pirk, Pfütz und Lerchenhügel (Reuss-Lobenstein- Ebersdorf) wird im Volksmund scherzhaft so bezeichnet.“ – Wie der Volkswitz einzelne Personen, Städte u. s. w. mit Spitznamen versehen hat, so auch ganze Völker. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1870, Nr. 5.) Wer kennt nicht Lord Beefsteak, John Bull, Bruder Jonathan, Myn Heer und den deutschen Michel (s. d. und Eselsfresser). [Spaltenumbruch] In Skandinavien gelten die Deutschen als Windbeutel, in den russischen Ostseeprovinzen gar als deutsche Schafdiebe, in Italien als maledetto Tedesco. Unser dänischer Nachbar heisst einfach Han; die Dänen in ihrer Gesammtheit werden von ihren norddeutschen Nachbarn Grützköpfe genannt; während der Freiheitskriege war der Name Schuckelmeyer in Gebrauch. Wie man von blinden Hessen, von Schwabenalter und Schwabenstreichen (s. d.) redet, so sind einige kleine deutsche Länder zu den Namen Raubstaaten gelangt.


Raubvogel.

1 Die Raub Vögel, Habich vnd Falcken fressen die kleinen Vögelin.Lehmann, 252, 42.

2 Raubvögel nisten gern hoch.

3 Raubvögel reissen einander die Beute aus dem Schnabel.

Da sind doch nach den böhmischen Sprichwörtern die menschlichen Räuber besser, die zwar ungerecht wegnehmen, aber unter sich gerecht vertheilen: Loupežníci nespravedlive berou, ale spravedlivĕ se dĕlí. (Čelakovský, 143.)

Poln.: Zbojcy niesprawiedliwie wydzierają, a sprawiedliwie się dzielą. (Čelakovský, 143.)

4 Raubvögel singen nicht.Eiselein, 520; Simrock, 8137.

5 Viel Raubvögel, wenig Pfirschen.

*6 Er ist wie die Raubvögel, er hat krumme Nägel (Finger).

Holl.: Hij gelijkt den roofvogels, hij heeft kromme nagels. (Harrebomée, II, 229a.)


Rauch (Subst.).

1 Auch kleiner Rauch beisst das Auge.

It.: Fumo cava gli occhi.

2 Auf den Rauch folgt bald das Feuer.

Lat.: Flamma fumo est proxima. (Faselius, 91.)

3 Besser ein warmer Rauch als ein kalter Nebel. (Eifel.) – Schulfreund, 89, 179.

4 Dem Rauch entgeht man nicht, auch wenn man in der Dachkammer wohnt.

5 Dem Rauch und Feuer, dem Wasser und den Bauernstreichen muss man so schnell wie möglich weichen.

Holl.: Rook, water en vuur maakt men haast plaats. (Harrebomée, II, 229b.)

6 Dem schadet kein Rauch mehr, der im Feuer umgekommen ist.

7 Den Rauch leidet man nur des Feuers wegen.

8 Der dess Rauchs gewohnt ist, der lest sich ein kleinen rauch nicht beissen oder vertreiben.Lehmann, 81, 45.

9 Der muss über den Rauch nicht schmälen, der sich selbst in die Esse gehängt.

10 Der Rauch beisst nur die Schönsten.

11 Der Rauch daheim ist mehr werth als Feuer in der Fremde.

12 Der Rauch dempfft das Fewer, böse Wort die Lieb.Lehmann, 464, 24.

13 Der rauch dempfft das fewer vnnd das Creutz die gedult.Lehmann, 832, 63; Grubb, 811.

14 Der Rauch des Nachbars beisst mehr in die Augen als der eigene.

15 Der Rauch, ein bös Weib und der Regen sind einem Hause überlegen.

16 Der Rauch folgt dem Luftzuge, aber nicht der Feuerherd.

17 Der Rauch geht vorm Fewer her.Lehmann, 5, 32. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161.

Dän.: Der gaaer røg for ild og skelds-ord for nære-hug. (Prov. dan., 504.)

18 Der Rauch in meinem Hause ist mir lieber als des Nachbars Feuer.Simrock, 8147.

19 Der Rauch ist beschwerlich, aber er frisst niemand.

20 Der Rauch jagt oft den Herrn aus dem Hause.

21 Der Rauch schadet den Augen mehr als das Feuer den Haaren.

Die Russen: Der Rauch zerbeisst mehr Augen als die Flamme Haare versengt. (Altmann VI, 427.)

22 Der Rauch schwärzt am meisten die weissesten Wände.

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[[749]/0763] 7 Der Räuber und sein Handlanger sind gleiche Gesellen. Die Russen: Wer dem Räuber ein Schwert leiht, ist selbst ein Räuber. (Altmann VI, 406.) 8 Der Riwer zicht sich de Kap än de Ûgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 681. 9 Die grösten Räuber seynd die Weiber, Wein vnd Würffelspiel. – Lehmann, II, 70, 33; Simrock, 8139; Körte, 4923. 10 Drey Räuber vber alle Räuber seind zu Rom: Pergament, Wachs vnd Blei. – Gruter, III, 24; Lehmann, II, 87, 202; Zinkgref, IV, 248. 11 Du Räuber, rief der Fuchs, als der Marder mit einem Huhn kam. Aehnlich russisch Altmann VI, 399. 12 Ein Räuber muss das Gut erstatten bei dem Leben, der Tod raubt alles und will nichts wiedergeben. Lat.: Restituunt furtum fures, vi rapta latrones, omnia mors auffert, restituitque nihil. (Chaos, 306.) 13 Einen zeitigen Räuber kann ein hinkender Scherge einfangen. 14 Es gibt mehr Räuber als Galgen. 15 Jeder Räuber ist ein Dieb. – Graf, 365, 467. 16 Räuber, schälck vnd diebe halten mit frommen kein Liebe. – Henisch, 695, 6; Petri, II, 514. 17 Räuber sind so lange einig, bis sie ihre Beute theilen. 18 Räuber vnter dem dach machen das grössest vngemach. – Petri, II, 514. 19 Was hebt der räuber dem brenner auff? – Franck, II, 20a; Eyering, III, 2; Petri, II, 597. D. i. „Was kan er jhm auffrücken als were er besser.“ Einer dreissig, der andere ein halb Schock. Lat.: Clodius accuset Malchos, Catilina Cethegum. (Juvenal.) (Seybold, 78.) – Coripedem rectus deridet. – Crobyli jugum. (Philippi, I, 98.) 20 Wer den Räubern entgangen ist, nehme sich vor den Wölfen in Acht. Dies Sprichwort hat Altmann (V, 133) in ähnlicher Fassung auch in Murom, der wichtigsten Stadt des Gouvernements Wladimir, gefunden. Sie liegt auf den Terrassenhügeln der Oka und ist ein uralter Ort mit reichen Kirchen und Klöstern. Nach ihr sind die früher noch umfangreichern, meist aus Espenholz bestehenden Wälder benannt, die sich von hier nach Arsamas ausdehnen und ehedem weit mehr wegen wilder Thiere und Räuber verrufen waren, als es jetzt noch der Fall ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. 21 Wer einen Räuber bestiehlt, ist auch ein Dieb. – Altmann VI, 402. *22 Dem könnten zehn Räuber nichts nehmen. Lat.: Ne tempestas quidem nocere possit. (Cicero.) (Philippi, II, 20.) Räubergut. Reubergut gedeyet nicht. – Petri, II, 514. Raubgut. 1 Meinstu, dass es raubgut seie? – Tappius, 119b; Suringar, XXVIII, 1. Holl.: Het is roof (geroofd) goed. ( Harrebomée, II, 229a.) Lat.: Bona Porsenae esse credis? (Erasm., 557; Tappius, 119b; Philippi, I, 61.) 2 Raubgut, Judengut, Pfaffengut und Klosterbeut ist alles gleiche Waare. – Klosterspiegel, 8, 21. Auch Franck (II, 88b) stellt diese „Waare“ zusammen. Raubstaat. * Aus den Raubstaaten sein. Zu den deutschen Raubstaaten gehören: Greiz, Schleiz und Lobenstein. Die Entstehung dieser scherzhaften Bezeichnung erklärt Brückner (Landes- und Volkskunde des Fürstenthums Reuss j. L.) so: „Die historisch oft wiederholte Zusammenstellung einerseits von ›Algier, Tunis und Tripolis‹ und andererseits von ›Greiz, Schleiz und Lobenstein‹ gab dem Humor der Studenten Mitteldeutschlands im vorigen Jahrhundert Veranlassung, den Namen der Raubstaaten von dem afrikanischen Kleeblatt auf das Land der drei reussischen Städte zu übertragen. Auch das Ortskleeblatt Pirk, Pfütz und Lerchenhügel (Reuss-Lobenstein- Ebersdorf) wird im Volksmund scherzhaft so bezeichnet.“ – Wie der Volkswitz einzelne Personen, Städte u. s. w. mit Spitznamen versehen hat, so auch ganze Völker. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1870, Nr. 5.) Wer kennt nicht Lord Beefsteak, John Bull, Bruder Jonathan, Myn Heer und den deutschen Michel (s. d. und Eselsfresser). In Skandinavien gelten die Deutschen als Windbeutel, in den russischen Ostseeprovinzen gar als deutsche Schafdiebe, in Italien als maledetto Tedesco. Unser dänischer Nachbar heisst einfach Han; die Dänen in ihrer Gesammtheit werden von ihren norddeutschen Nachbarn Grützköpfe genannt; während der Freiheitskriege war der Name Schuckelmeyer in Gebrauch. Wie man von blinden Hessen, von Schwabenalter und Schwabenstreichen (s. d.) redet, so sind einige kleine deutsche Länder zu den Namen Raubstaaten gelangt. Raubvogel. 1 Die Raub Vögel, Habich vnd Falcken fressen die kleinen Vögelin. – Lehmann, 252, 42. 2 Raubvögel nisten gern hoch. 3 Raubvögel reissen einander die Beute aus dem Schnabel. Da sind doch nach den böhmischen Sprichwörtern die menschlichen Räuber besser, die zwar ungerecht wegnehmen, aber unter sich gerecht vertheilen: Loupežníci nespravedlive berou, ale spravedlivĕ se dĕlí. (Čelakovský, 143.) Poln.: Zbojcy niesprawiedliwie wydzierają, a sprawiedliwie się dzielą. (Čelakovský, 143.) 4 Raubvögel singen nicht. – Eiselein, 520; Simrock, 8137. 5 Viel Raubvögel, wenig Pfirschen. *6 Er ist wie die Raubvögel, er hat krumme Nägel (Finger). Holl.: Hij gelijkt den roofvogels, hij heeft kromme nagels. (Harrebomée, II, 229a.) Rauch (Subst.). 1 Auch kleiner Rauch beisst das Auge. It.: Fumo cava gli occhi. 2 Auf den Rauch folgt bald das Feuer. Lat.: Flamma fumo est proxima. (Faselius, 91.) 3 Besser ein warmer Rauch als ein kalter Nebel. (Eifel.) – Schulfreund, 89, 179. 4 Dem Rauch entgeht man nicht, auch wenn man in der Dachkammer wohnt. 5 Dem Rauch und Feuer, dem Wasser und den Bauernstreichen muss man so schnell wie möglich weichen. Holl.: Rook, water en vuur maakt men haast plaats. (Harrebomée, II, 229b.) 6 Dem schadet kein Rauch mehr, der im Feuer umgekommen ist. 7 Den Rauch leidet man nur des Feuers wegen. 8 Der dess Rauchs gewohnt ist, der lest sich ein kleinen rauch nicht beissen oder vertreiben. – Lehmann, 81, 45. 9 Der muss über den Rauch nicht schmälen, der sich selbst in die Esse gehängt. 10 Der Rauch beisst nur die Schönsten. 11 Der Rauch daheim ist mehr werth als Feuer in der Fremde. 12 Der Rauch dempfft das Fewer, böse Wort die Lieb. – Lehmann, 464, 24. 13 Der rauch dempfft das fewer vnnd das Creutz die gedult. – Lehmann, 832, 63; Grubb, 811. 14 Der Rauch des Nachbars beisst mehr in die Augen als der eigene. 15 Der Rauch, ein bös Weib und der Regen sind einem Hause überlegen. 16 Der Rauch folgt dem Luftzuge, aber nicht der Feuerherd. 17 Der Rauch geht vorm Fewer her. – Lehmann, 5, 32. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161. Dän.: Der gaaer røg for ild og skelds-ord for nære-hug. (Prov. dan., 504.) 18 Der Rauch in meinem Hause ist mir lieber als des Nachbars Feuer. – Simrock, 8147. 19 Der Rauch ist beschwerlich, aber er frisst niemand. 20 Der Rauch jagt oft den Herrn aus dem Hause. 21 Der Rauch schadet den Augen mehr als das Feuer den Haaren. Die Russen: Der Rauch zerbeisst mehr Augen als die Flamme Haare versengt. (Altmann VI, 427.) 22 Der Rauch schwärzt am meisten die weissesten Wände. Holl.: De zwarte rook zoekt altijd het blankste (de schoonste) vel. (Harrebomée, II, 229a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [749]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/763>, abgerufen am 03.12.2024.