Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
Rache. 1 Auf Rach' folgt Ach. - Körte, 4876; Körte2, 6109; Simrock, 8060; Frost, 140. 2 Blinde Bache, schlimme Sache. Lat.: Saepe vindicta obfuit. (Philippi, II, 163.) 3 Der rache seind die Händ ans Hertz gebunden. - Lehmann, 590, 7; Sailer, 174; Simrock, 8064. 4 Die rach wirt nimmer zur hurn. - Franck, I, 52b; Eyering, I, 565; Gruter, I, 21; Lehmann, 589, 1; Simrock, 8066; Körte, 4875. Weil sie auf keine Unterhandlungen eingeht. 5 Die Rache ist ein Gericht, das man kalt verspeisen muss. Man sagt, Napoleon III. habe diesen Satz zur Richtschnur seines Handelns genommen, im Juli 1870 scheint er aber davon abgewichen zu sein. 6 Die Rache ist süss, man verdirbt sich aber oft den Magen daran. Darum sagen die Araber warnend: Wenn die Rache auch ein Scherbetkrug wäre, so nippe doch nicht daran. Jüdisch-deutsch in Warschau: A Nekume (Rache) is a güter Bissen. Lat.: At vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) (Philippi, I, 48.) 7 Die Rache ist süss, sagte der geohrfeigte Junge, als er der Meisterin die Sahne austrank. 8 Die Rache soll man Gott anheimstellen. It.: Chi vuol giusta vendetta in Dio la rimetta. - Siedi e gambetta e vedrai tua vendetta. 9 Ein rach volget der andern nach. - H. Sachs, III, CXXVIII, 1. 10 Eine Rach gebirt die ander. (S. Rache 12 und Recht.) - Lehmann, 591, 28; Simrock, 8059; Graf, 424, 192; Sailer, 174. "Ein Rach gebirt die ander nach vnd folgt ein schmach der andern nach." (H. Sachs, CCCXCVI, 1.) 11 Es ist keine schönere (süssere) Rache als verzeihen. It.: Il perdono e la piu bella vendetta. - Nobile maniere di vendetta e il perdonare, quando l'uomo ha podere di vendicarsi. 12 In der Rach wird ein klein recht zu grossem vnrecht. - Lehmann, 591, 36; Sailer, 174. 13 Kein schmertzlicher rache als wann man einen der rach nicht würdigt. - Lehmann, 590, 9. 14 Rach bleibt nicht vngerochen. - Lehmann, 589, 4; Sailer, 174; Simrock, 8058; Körte, 4870; Braun, I, 3403; Graf, 424, 192. Lat.: Magnum est malum, malum non posse ferre. (Chaos, 725.) 15 Rach' ist neues Unrecht. - Sailer, 174; Simrock, 8056; Körte, 4872; Graf, 424, 189; Braun, I, 3402. Die Rache oder Selbsthülfe gehörte im altdeutschen Rechte zu den ordentlichen Rechtsmitteln. (S. Recht.) Es war natürlich, dass eine Fehde, wenn kein Vergleich (s. Vergleichen) zu Stande kam, die andere hervorrief. 16 Rach ist süss, sagte die Schlange. 17 Rach ist süsser als das Leben. - Froschm., VIIb; Petri, II, 508. Lat.: Inimicum ulcisci vitam est accipere alteram. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 198.) - Vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) (Seybold, 44; Binder I, 1849; II, 3544; Kruse, 8.) 18 Rach lest ihr nicht in schildtreden. - Lehmann, 589, 3. "Wer ihr zuwider ist, der ist ihr Kreuz." 19 Rach thut sanfft, aber gibt bösen Lohn. - Lehmann, 591, 31; Chaos, 727. 20 Rache heilt keine Wunden. It.: Per vendetta mai non sana piaga. (Guarini.) 21 Rache ist ein Schwert, das den, der's zieht, versehrt. Mhd.: Swer also richet, daz er schadet im selben, der ist weise niht. (Troj. Krieg.) (Zinkgref, 116.) - Man sol die rache miden, diu schaden auf den rücke ladet. 22 Rache ist schwachen Seelen eigen. - Dove, 293. Die Dänen nennen sie daher eine Weiberkrankheit. Dän.: Hevngierighed er qvinde-soot. (Prov. dan., 289.) Lat.: Minuti semper et infirmi est animi exiguique voluptas ultio. (Juvenal.) (Philippi, I, 251.) - Quo plura possis, plura patienter feras. (Seneca.) - Vindicta nemo magis gaudet quam femina. (Juvenal.) (Philippi, II, 147 u. 251.) 23 Rache ist süss, verzeihen süsser. - Dove, 63. "Rache ist süss, aber nur für solche, die keine Kränkung ertragen können." [Spaltenumbruch] Böhm.: Dobra vec nehrati na mstenou. (Celakovsky, 115.) Lat.: Infirmi est animi exiguique voluptas ultio. (Juvenal.) (Philippi, I, 195.) 24 Rache macht ein kleines Recht zum grossen Unrecht. - Simrock, 8057; Körte, 4871; Venedey, 142; Graf, 424, 190; Braun, I, 3404. Dän.: Hevn er ny uret. - Hevn gjör liden ret til stor uret. (Prov. dan., 288.) 25 Rache thut niemals gut. 26 Rache trägt böse Frucht. Mhd.: Ich hoere weise liute jehen und si gemeine sprechen daz seinen schaden rechen vil manger dicke welle, der mit der rache velle sich in groezer ungemach. (Troj. Krieg.) (Zinkgref, 116.) Böhm.: Pomsta cloveka na mnoho nese. (Celakovsky, 115.) 27 Rache üben gegen den Stärkern ist thöricht, gegen seinesgleichen gefährlich und gegen Schwächere niederträchtig. It.: E la vendetta usata col piu forte follia, coll' eguale periglio, col minore viltade. (Metastasio.) 28 Schnelle Rach vnd geher Zorn haben offt gut Spiel verlohrn. - Petri, II, 531. Böhm.: Kvapna pomsta, hotova skoda. (Celakovsky, 115.) 29 Späte Rache rächet hart. - Grubb, 766. 30 Wer seine Rache Gott befiehlt, der hat sich am besten gerächt. - Röm. 12, 19. Dän.: Hvo best vil hevne sig, befale gud det. (Prov. dan., 288.) It.: Chi vuol giusta vendetta in Dio la rimetta. (Pazzaglia, 396, 1.) 31 Zur rach biss einn schneck, zur wolthat einn vogel. - Franck, II, 8063; Lehmann, II, 903, 30; Simrock, 8063; Körte, 4874. 32 Zur rach biss langsam, zur tugent schnell. - Franck, I, 55a. "Sein (Heinrich des Vogelstellers) sehr löblicher Spruch war: Sis tardus ad vindictam, celer ad benefaciendum = sey langsam zur Raag, hurtig Gutes zu thun." (Gottfrid, XXII.) Dän.: Til hevn vaer en snegel, til velgierning en fugl. (Prov. dan., 283.) 33 Zur Rach' sei gemach. - Simrock, 862; Körte, 4873; Sutermeister, 146. Rachen (Subst.). 1 Der Rachen des Wolfs ist roth, wenn er auch kein Schaf zerrissen hat. *2 Auss dem rachen reissen. - Franck, II, 45a. *3 Einem den Rachen schmiren. - H. Sachs, III, LXXXIII, 2. *4 Einen in den Rachen des Wolfs setzen. Einen in die augenscheinlichste Gefahr bringen. *5 Etwas aus dem Rachen des Wolfs erhalten. Wenn man etwas, was schon ganz verloren schien, wieder erhält, z. B. das von Räubern genommene Geld. Rachen (Verb.). * Wo mi dat racht1. (Pommern.) 1) Wie mich das kratzt! Als müsste mit dem stärkern Ausdruck, als kitzeln (ketteln), auch ein höherer Grad der Annehmlichkeit gedacht werden. Ausdruck der Schadenfreude = das freut mich tüchtig. Aber auch, besonders bei Schmeicheleien, ironisch gleich dem berlinischen: Wat ick mir davor kofe! Ueber Rachen vgl. auch Stürenburg, 192b. Rächen. 1 Der alles will rächen, manu bellatoria, Simsonskräffte werden jhm gebrechen, nec erit victoria. - Zinkgref, IV, 395; Simrock, 8065. Dän.: Hvo som vil hevne sig, skal vare sig. (Prov. dan., 288.) 2 Ehe man sich rächt, soll man das Vaterunser zehnmal beten. Böhm.: Nezli se mstis, at' pomyslis. (Celakovsky, 115.) Poln.: Niz sie masz, mscic, trzeba pomyslic. (Celakovsky, 115.) 3 Man sol sich nicht rächen, der Zorn sei denn vorüber. Lat.: Cessat vindicta donec pertranseat ira. (Sutor, 51.) 4 Rächen, richten, rühmen, wollen Gott allein geziemen. - Henisch, 1712, 55; Petri, II, 512; Gerlach, 170. 5 Wer sich nicht rächt, der heiligt sich nicht. "Angeblich das Sprichwort der Panduren, Morlachen und Mönche." (Klosterspiegel, 76, 17.) Gehört aber wol allen slawischen Volksstämmen an, wie die Selbsthülfe noch allgemein sämmtlichen Völkern im Naturzustande eigen ist. Böhm.: Kdo se neodveti, ten se neposveti. (Celakovsky, 115.) Ill.: Ko se ne osveti, taj se ne posveti. (Celakovsky, 115.)
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Rache. 1 Auf Rach' folgt Ach. – Körte, 4876; Körte2, 6109; Simrock, 8060; Frost, 140. 2 Blinde Bache, schlimme Sache. Lat.: Saepe vindicta obfuit. (Philippi, II, 163.) 3 Der rache seind die Händ ans Hertz gebunden. – Lehmann, 590, 7; Sailer, 174; Simrock, 8064. 4 Die rach wirt nimmer zur hurn. – Franck, I, 52b; Eyering, I, 565; Gruter, I, 21; Lehmann, 589, 1; Simrock, 8066; Körte, 4875. Weil sie auf keine Unterhandlungen eingeht. 5 Die Rache ist ein Gericht, das man kalt verspeisen muss. Man sagt, Napoleon III. habe diesen Satz zur Richtschnur seines Handelns genommen, im Juli 1870 scheint er aber davon abgewichen zu sein. 6 Die Rache ist süss, man verdirbt sich aber oft den Magen daran. Darum sagen die Araber warnend: Wenn die Rache auch ein Scherbetkrug wäre, so nippe doch nicht daran. Jüdisch-deutsch in Warschau: A Nekume (Rache) is a güter Bissen. Lat.: At vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) 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Rache.
1 Auf Rach' folgt Ach. – Körte, 4876; Körte2, 6109; Simrock, 8060; Frost, 140.
2 Blinde Bache, schlimme Sache.
Lat.: Saepe vindicta obfuit. (Philippi, II, 163.)
3 Der rache seind die Händ ans Hertz gebunden. – Lehmann, 590, 7; Sailer, 174; Simrock, 8064.
4 Die rach wirt nimmer zur hurn. – Franck, I, 52b; Eyering, I, 565; Gruter, I, 21; Lehmann, 589, 1; Simrock, 8066; Körte, 4875.
Weil sie auf keine Unterhandlungen eingeht.
5 Die Rache ist ein Gericht, das man kalt verspeisen muss.
Man sagt, Napoleon III. habe diesen Satz zur Richtschnur seines Handelns genommen, im Juli 1870 scheint er aber davon abgewichen zu sein.
6 Die Rache ist süss, man verdirbt sich aber oft den Magen daran.
Darum sagen die Araber warnend: Wenn die Rache auch ein Scherbetkrug wäre, so nippe doch nicht daran. Jüdisch-deutsch in Warschau: A Nekume (Rache) is a güter Bissen.
Lat.: At vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) (Philippi, I, 48.)
7 Die Rache ist süss, sagte der geohrfeigte Junge, als er der Meisterin die Sahne austrank.
8 Die Rache soll man Gott anheimstellen.
It.: Chi vuol giusta vendetta in Dio la rimetta. – Siedi e gambetta e vedrai tua vendetta.
9 Ein rach volget der andern nach. – H. Sachs, III, CXXVIII, 1.
10 Eine Rach gebirt die ander. (S. Rache 12 und Recht.) – Lehmann, 591, 28; Simrock, 8059; Graf, 424, 192; Sailer, 174.
„Ein Rach gebirt die ander nach vnd folgt ein schmach der andern nach.“ (H. Sachs, CCCXCVI, 1.)
11 Es ist keine schönere (süssere) Rache als verzeihen.
It.: Il perdono è la più bella vendetta. – Nobile maniere di vendetta è il perdonare, quando l'uomo ha podere di vendicarsi.
12 In der Rach wird ein klein recht zu grossem vnrecht. – Lehmann, 591, 36; Sailer, 174.
13 Kein schmertzlicher rache als wann man einen der rach nicht würdigt. – Lehmann, 590, 9.
14 Rach bleibt nicht vngerochen. – Lehmann, 589, 4; Sailer, 174; Simrock, 8058; Körte, 4870; Braun, I, 3403; Graf, 424, 192.
Lat.: Magnum est malum, malum non posse ferre. (Chaos, 725.)
15 Rach' ist neues Unrecht. – Sailer, 174; Simrock, 8056; Körte, 4872; Graf, 424, 189; Braun, I, 3402.
Die Rache oder Selbsthülfe gehörte im altdeutschen Rechte zu den ordentlichen Rechtsmitteln. (S. Recht.) Es war natürlich, dass eine Fehde, wenn kein Vergleich (s. Vergleichen) zu Stande kam, die andere hervorrief.
16 Rach ist süss, sagte die Schlange.
17 Rach ist süsser als das Leben. – Froschm., VIIb; Petri, II, 508.
Lat.: Inimicum ulcisci vitam est accipere alteram. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 198.) – Vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) (Seybold, 44; Binder I, 1849; II, 3544; Kruse, 8.)
18 Rach lest ihr nicht in schildtreden. – Lehmann, 589, 3.
„Wer ihr zuwider ist, der ist ihr Kreuz.“
19 Rach thut sanfft, aber gibt bösen Lohn. – Lehmann, 591, 31; Chaos, 727.
20 Rache heilt keine Wunden.
It.: Per vendetta mai non sana piaga. (Guarini.)
21 Rache ist ein Schwert, das den, der's zieht, versehrt.
Mhd.: Swer alsô richet, daz er schadet im selben, der ist wîse niht. (Troj. Krieg.) (Zinkgref, 116.) – Man sol die râche miden, diu schaden ûf den rücke ladet.
22 Rache ist schwachen Seelen eigen. – Dove, 293.
Die Dänen nennen sie daher eine Weiberkrankheit.
Dän.: Hevngierighed er qvinde-soot. (Prov. dan., 289.)
Lat.: Minuti semper et infirmi est animi exiguique voluptas ultio. (Juvenal.) (Philippi, I, 251.) – Quo plura possis, plura patienter feras. (Seneca.) – Vindicta nemo magis gaudet quam femina. (Juvenal.) (Philippi, II, 147 u. 251.)
23 Rache ist süss, verzeihen süsser. – Dove, 63.
„Rache ist süss, aber nur für solche, die keine Kränkung ertragen können.“
Böhm.: Dobrá vĕc nehrati na mštĕnou. (Čelakovský, 115.)
Lat.: Infirmi est animi exiguique voluptas ultio. (Juvenal.) (Philippi, I, 195.)
24 Rache macht ein kleines Recht zum grossen Unrecht. – Simrock, 8057; Körte, 4871; Venedey, 142; Graf, 424, 190; Braun, I, 3404.
Dän.: Hevn er ny uret. – Hevn gjør liden ret til stor uret. (Prov. dan., 288.)
25 Rache thut niemals gut.
26 Rache trägt böse Frucht.
Mhd.: Ich hoere wîse liute jehen und si gemeine sprechen daz sînen schaden rechen vil manger dicke welle, der mit der râche velle sich in groezer ungemach. (Troj. Krieg.) (Zinkgref, 116.)
Böhm.: Pomsta človĕka na mnoho nese. (Čelakovský, 115.)
27 Rache üben gegen den Stärkern ist thöricht, gegen seinesgleichen gefährlich und gegen Schwächere niederträchtig.
It.: È la vendetta usata col più forte follia, coll' eguale periglio, col minore viltade. (Metastasio.)
28 Schnelle Rach vnd geher Zorn haben offt gut Spiel verlohrn. – Petri, II, 531.
Böhm.: Kvapná pomsta, hotová škoda. (Čelakovský, 115.)
29 Späte Rache rächet hart. – Grubb, 766.
30 Wer seine Rache Gott befiehlt, der hat sich am besten gerächt. – Röm. 12, 19.
Dän.: Hvo best vil hevne sig, befale gud det. (Prov. dan., 288.)
It.: Chi vuol giusta vendetta in Dio la rimetta. (Pazzaglia, 396, 1.)
31 Zur rach biss einn schneck, zur wolthat einn vogel. – Franck, II, 8063; Lehmann, II, 903, 30; Simrock, 8063; Körte, 4874.
32 Zur rach biss langsam, zur tugent schnell. – Franck, I, 55a.
„Sein (Heinrich des Vogelstellers) sehr löblicher Spruch war: Sis tardus ad vindictam, celer ad benefaciendum = sey langsam zur Raag, hurtig Gutes zu thun.“ (Gottfrid, XXII.)
Dän.: Til hevn vaer en snegel, til velgierning en fugl. (Prov. dan., 283.)
33 Zur Rach' sei gemach. – Simrock, 862; Körte, 4873; Sutermeister, 146.
Rachen (Subst.).
1 Der Rachen des Wolfs ist roth, wenn er auch kein Schaf zerrissen hat.
*2 Auss dem rachen reissen. – Franck, II, 45a.
*3 Einem den Rachen schmiren. – H. Sachs, III, LXXXIII, 2.
*4 Einen in den Rachen des Wolfs setzen.
Einen in die augenscheinlichste Gefahr bringen.
*5 Etwas aus dem Rachen des Wolfs erhalten.
Wenn man etwas, was schon ganz verloren schien, wieder erhält, z. B. das von Räubern genommene Geld.
Rachen (Verb.).
* Wo mi dat racht1. (Pommern.)
1) Wie mich das kratzt! Als müsste mit dem stärkern Ausdruck, als kitzeln (ketteln), auch ein höherer Grad der Annehmlichkeit gedacht werden. Ausdruck der Schadenfreude = das freut mich tüchtig. Aber auch, besonders bei Schmeicheleien, ironisch gleich dem berlinischen: Wat ick mir davor kôfe! Ueber Rachen vgl. auch Stürenburg, 192b.
Rächen.
1 Der alles will rächen, manu bellatoria, Simsonskräffte werden jhm gebrechen, nec erit victoria. – Zinkgref, IV, 395; Simrock, 8065.
Dän.: Hvo som vil hevne sig, skal vare sig. (Prov. dan., 288.)
2 Ehe man sich rächt, soll man das Vaterunser zehnmal beten.
Böhm.: Nežli se mstiš, at' pomyslíš. (Čelakovský, 115.)
Poln.: Niž się masz, mścić, trzeba pomyślíć. (Čelakovský, 115.)
3 Man sol sich nicht rächen, der Zorn sei denn vorüber.
Lat.: Cessat vindicta donec pertranseat ira. (Sutor, 51.)
4 Rächen, richten, rühmen, wollen Gott allein geziemen. – Henisch, 1712, 55; Petri, II, 512; Gerlach, 170.
5 Wer sich nicht rächt, der heiligt sich nicht.
„Angeblich das Sprichwort der Panduren, Morlachen und Mönche.“ (Klosterspiegel, 76, 17.) Gehört aber wol allen slawischen Volksstämmen an, wie die Selbsthülfe noch allgemein sämmtlichen Völkern im Naturzustande eigen ist.
Böhm.: Kdo se neodvetí, ten se neposvĕtí. (Čelakovský, 115.)
Ill.: Ko se ne osveti, taj se ne posveti. (Čelakovský, 115.)
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