Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Putzaus.

Der Putzaus und der Kehraus bringt kein Brot ins Haus.


Putzen (Subst.).

1 Putzen1 an Kortsweile miötet aw un an dreiwen2 weren, harr jene Mann wisse segt, an harr seine Fruwen met'r Messfuarken3 kiddelt. (Osnabrück.) - Lyra, 20; Hoefer, 723.

1) Possen, Neckereien, Schäkereien.

2) Getrieben.

3) Mistgabel.

2 Putzen sünt Lichtschern. - Eichwald, 1555.

Putze, Putzen = Possen, Scherze, unartige Streiche. Dat sind Putzen = das ist wol nur im Scherz gesagt. Putzen sind Lichtscheren, hört man als ein Sprichwort, wenn jemand einen Possen nicht leiden will. (Dähnert, 365a.)

*3 Mit Putzn und Stiel. - Nefflen, 464.

Ganz und gar, mit Nutzen und Schaden.


Putzen (Verb.).

1 Allzu sehr geputzt bringt der Keuschheit wenig Nutz. - Dietrich, 743; Grubb, 679.

Lat.: Fastus inest pulchris sequiturque superbia formam. (Chaos, 957.)

2 Butze-n und Fäge git kei Brod is Haus. - Sutermeister, 143.

Putzen und Fegen gibt kein Brot ins Haus.

3 Durch zu genaues Putzen löscht man das Licht aus.

4 Etwas putzen muss ich dich, sagte der Teufel, und biss seiner Mutter die Nase ab.

5 Fleissiges Putzen ist vor Rosten gut.

Holl.: Een weinig gepoetst is de dood voor den roest. (Harrebomee, II, 225a.)

6 Gut geputzt ist halb gefüttert.

7 Indem ich andere putze, sagte der Schleifstein, ruinire ich mich selbst.

8 Man soll sich erst selber putzen, ehe man andere scheuern will.

It.: Prima di giudicar il prossimo guarda te stesso. (Pazzaglia, 140, 13.)

9 Mancher putzt andern das Licht und sieht den Putz an seinem nicht.

10 Putzen ist halbe Fütterung.

11 Putzen ist halbe Fütterung, sagte der Husarenoffizier zur geschnürten Dame, da sie sagte, dass sie nur wenig essen könne.

Sprichwort der Reiterei. "Die Dame denkt wie ein Cavalerieoffizier, sagte ein alter Major von einer jungen, eiteln, fest eingeschnürten Dame, die bei Tische vergeblich genöthigt wurde zu essen; sie denkt: Putzen ist die halbe Fütterung." (Gubitz, Gesellschafter, 1831, 379.)

12 Putzen muss man Mädchen und Licht, sonst leuchten beide nicht.

13 Putzen, Naschen, Weibergesang sind des Hauses Untergang.

14 Putzen und Kehren kann niemand ernähren.

15 Putzen wollen alle den Docht, aber Oel zugiessen keiner.

16 Vnnöthig ist es dass man butz, wo es vor schön ist. - Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 106.

17 Wer andere will putzen, soll selber rein sein und nicht schmuzen. - Judas, der Erzschelm, IV, 240.

18 Wer sich zu sehr putzt, zieht das Blut aus.

*19 Dei öss geputzt wie e Jahrmarktsoss.

*20 Der ist geputzt bis aufs Loch. (Pfalz.) - Klein, II, 72.

Von einem schlauen und hinterlistigen Menschen.

*21 Er hat sich geputzt wie ein Palmesel.

Frz.: Le faire brave comme un jour de Paques. (Lendroy, 1147; Leroux, I, 74.)

*22 Er ist geputzt wie der Henker am Sonntag.

*23 Er ist putzt ums Ruess. - Sutermeister, 95.

*24 Er ist putzt und g'strehlet. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 43; Sutermeister, 95.

D. i. völlig zu Grunde gerichtet. Sutermeister hat a. a. O. eine Anzahl schweizerischer Redensarten zusammengestellt, die angewandt werden, um zu sagen, dass jemand Nachtheil, Schaden, Verlust gehabt hat: [Spaltenumbruch] "D' Chatz het's gefrässe. Er cha jetz am leere Stand schmöcke wie de Chäsma. Er cha jetz d' Hösli am Thor abwüsche. Er cha schich jetz in d' Fingra beisse. Er chlagt sie, wie e rünnedi Pfanne. Er hät e Chatz für en Has g'metzget. Er hät dem Tüfel en Ohrfige g'längt. Er hat dem Dräk en Ohrfige g'ge. Er hät z' chnäte und z' bache. Er het dem Hobel z'viel Holz g'ge. Er het e Taub im Sack g'hauft. Er het d' Sach unger's Isch bracht. Er het's verge, wie der Chrämer de Schran. Er ist putzt ums Ruess. Er ist in der Chrott. Er ist i der Gluppe. Er isch überort gange. Er zitteret wie e nasses Chalb. Er hület wie en Trübelhund. Er macht en Lätsch (s. d.) wie de Hengst vor der Schmidte. Er staht da wie en Elggerma. Es geit em z' Neuders. Es ist so lostig wie im Himel vorossa. Gett i nu mi alt Hüsli no!"

*25 Er kann sich putzen lassen. (Nordböhmen.) (S. Ellenbogen 6.)

*26 Er putzt das Licht wie der Teufel seine Mutter.

*27 Er putzt sich wie eine gebürstete Heidelerche. - Holtei, Eselsfresser, I, 123.

*28 Es putzt e. - Sutermeister, 107.

Es putzt, huscht, rauft ihn; er hat Schaden. (S. Nehmen 114.)

*29 Geputzt, polirt und blank gemacht.

Vielseitig angewandt, als: ich bin, die Sache ist fix und fertig, im höchsten Staat, auch: gründlich zurecht gesetzt. Nach einer handschriftlichen Mittheilung soll die Redensart ihren Ursprung in der Rechnung eines wandernden Tischlers haben, die er dem Pfarrer eines katholischen Dorfs, der ihn mit Renovationsarbeiten in der Kirche beschäftigt hatte, übergeben, und die dahin lautete: "Geputzt, polirt und blank gemacht, der Mutter Gottes ein Kind gemacht, dem Heiligen Geist den Schwanz geflickt, vier Thaler sechzehn Groschen."

*30 Geputzt wie der Esel am Palmsonntage. - Parömiakon, 2183.

In einem Schriftstück aus dem 16. Jahrhundert über den Kirchenritus der Metropolitankirche zu Sanct-Stephan in Wien war verordnet, dass bei der Palmweihe am Palmsonntage ein bemalter und aus Holz geschnitzter, mit Blumen und Bändern geschmückter Palmesel mitgeführt werde, der nach der Kirchenprocession an einem bestimmten Orte in der Kirche aufzustellen sei.

*31 Geputzt wie ein Meister(auch Pfingst-)ochs.

*32 Geputzt wie ein Töcklein. - Mathesy, 92a.

*33 Putz dich, mein Licht. - Eiselein, 422.

*34 Putz weg, Philipp, 't is luter Fett. - Hauskalender, IV.

*35 Putzt und badt. (Franken.)

Geputzt und gebadet, d. i. leiblich wohl vorbereitet sein.

*36 Sie hat sich geputzt wie ein Dorfochse.

Frz.: Elle est paree comme une epousee de village. (Kritzinger, 283b.)

*37 Sie putzt sich wie's Gred'l in der Staude. (Oberösterreich.)

Name einer Blume (Nigella damascena L.).

*38 Wir sind geputzt und gestrehlt, gewaschen und gezwagen. - Eiselein, 516.


Putzig.

1 Dat is putzig, sä de Schneider, do wisk he sein Schwet af. - Kern, 367; Hauskalender, IV.

2 Er steckt putzig drin und keikt (sieht) schnurrig 'raus. (Stettin.)


Putzkuchel.

* In die Putzkuchel kommen. - Schöpf, 350.

Arg ausgezankt werden.


Puzen.

Wau dau mit Pauza 'rausgeist, gei eich nei noch Warke (Werch) nai. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 445.

Hinter dir wüsste ich mir nichts mehr zu holen.


Pyramide.

Eine Pyramide stellt niemand auf die Spitze, sprach der Weinschwelg, als er zuerst Humpen und dann Gläser voll trank. - Hoefer, 1118; Eiselein, 516.


Pyrrhussieg.

* Einen Pyrrhussieg erfechten.

Einen mit grossen Verlusten verbundenen. "Der Verlauf der Sache war so, dass die Regierung in ihren Siegen allemal nur Pyrrhus-Siege erfocht." (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173.)


Pythagoras.

* Er ist Pythagore jünger gewesen. - Franck, II, 54a.

Er versteht zu schweigen, seine Zunge zu beherrschen.


[Spaltenumbruch]
Putzaus.

Der Putzaus und der Kehraus bringt kein Brot ins Haus.


Putzen (Subst.).

1 Putzen1 an Kortswîle miötet aw un an drîwen2 weren, harr jene Mann wisse segt, an harr sîne Fruwen met'r Messfuarken3 kiddelt. (Osnabrück.) – Lyra, 20; Hoefer, 723.

1) Possen, Neckereien, Schäkereien.

2) Getrieben.

3) Mistgabel.

2 Putzen sünt Lichtschern.Eichwald, 1555.

Putze, Putzen = Possen, Scherze, unartige Streiche. Dat sind Putzen = das ist wol nur im Scherz gesagt. Putzen sind Lichtscheren, hört man als ein Sprichwort, wenn jemand einen Possen nicht leiden will. (Dähnert, 365a.)

*3 Mit Putzn und Stiel.Nefflen, 464.

Ganz und gar, mit Nutzen und Schaden.


Putzen (Verb.).

1 Allzu sehr geputzt bringt der Keuschheit wenig Nutz.Dietrich, 743; Grubb, 679.

Lat.: Fastus inest pulchris sequiturque superbia formam. (Chaos, 957.)

2 Butze-n und Fäge git kei Brod is Hûs.Sutermeister, 143.

Putzen und Fegen gibt kein Brot ins Haus.

3 Durch zu genaues Putzen löscht man das Licht aus.

4 Etwas putzen muss ich dich, sagte der Teufel, und biss seiner Mutter die Nase ab.

5 Fleissiges Putzen ist vor Rosten gut.

Holl.: Een weinig gepoetst is de dood voor den roest. (Harrebomée, II, 225a.)

6 Gut geputzt ist halb gefüttert.

7 Indem ich andere putze, sagte der Schleifstein, ruinire ich mich selbst.

8 Man soll sich erst selber putzen, ehe man andere scheuern will.

It.: Prima di giudicar il prossimo guarda te stesso. (Pazzaglia, 140, 13.)

9 Mancher putzt andern das Licht und sieht den Putz an seinem nicht.

10 Putzen ist halbe Fütterung.

11 Putzen ist halbe Fütterung, sagte der Husarenoffizier zur geschnürten Dame, da sie sagte, dass sie nur wenig essen könne.

Sprichwort der Reiterei. „Die Dame denkt wie ein Cavalerieoffizier, sagte ein alter Major von einer jungen, eiteln, fest eingeschnürten Dame, die bei Tische vergeblich genöthigt wurde zu essen; sie denkt: Putzen ist die halbe Fütterung.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, 379.)

12 Putzen muss man Mädchen und Licht, sonst leuchten beide nicht.

13 Putzen, Naschen, Weibergesang sind des Hauses Untergang.

14 Putzen und Kehren kann niemand ernähren.

15 Putzen wollen alle den Docht, aber Oel zugiessen keiner.

16 Vnnöthig ist es dass man butz, wo es vor schön ist.Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 106.

17 Wer andere will putzen, soll selber rein sein und nicht schmuzen.Judas, der Erzschelm, IV, 240.

18 Wer sich zu sehr putzt, zieht das Blut aus.

*19 Dei öss geputzt wie e Jahrmarktsoss.

*20 Der ist geputzt bis aufs Loch. (Pfalz.) – Klein, II, 72.

Von einem schlauen und hinterlistigen Menschen.

*21 Er hat sich geputzt wie ein Palmesel.

Frz.: Le faire brave comme un jour de Pâques. (Lendroy, 1147; Leroux, I, 74.)

*22 Er ist geputzt wie der Henker am Sonntag.

*23 Er ist putzt ums Ruess.Sutermeister, 95.

*24 Er ist putzt und g'strehlet. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 43; Sutermeister, 95.

D. i. völlig zu Grunde gerichtet. Sutermeister hat a. a. O. eine Anzahl schweizerischer Redensarten zusammengestellt, die angewandt werden, um zu sagen, dass jemand Nachtheil, Schaden, Verlust gehabt hat: [Spaltenumbruch] „D' Chatz het's gefrässe. Er cha jetz am leere Stand schmöcke wie de Chäsma. Er cha jetz d' Hösli am Thor abwüsche. Er cha schich jetz in d' Fingra bîsse. Er chlagt sie, wie e rünnedi Pfanne. Er hät e Chatz für en Hâs g'metzget. Er hät dem Tüfel en Ohrfige g'längt. Er hat dem Dräk en Ohrfige g'gê. Er hät z' chnäte und z' bache. Er het dem Hobel z'viel Holz g'gê. Er het e Tûb im Sack g'hauft. Er het d' Sach unger's Isch bracht. Er het's vergê, wie der Chrämer de Schran. Er ist putzt ums Ruess. Er ist in der Chrott. Er ist i der Gluppe. Er isch überort gange. Er zitteret wie e nasses Chalb. Er hület wie en Trübelhund. Er macht en Lätsch (s. d.) wie de Hengst vor der Schmidte. Er staht da wie en Elggerma. Es geit em z' Neuders. Es ist so lostig wie im Himel vorossa. Gett i nu mi alt Hüsli no!“

*25 Er kann sich putzen lassen. (Nordböhmen.) (S. Ellenbogen 6.)

*26 Er putzt das Licht wie der Teufel seine Mutter.

*27 Er putzt sich wie eine gebürstete Heidelerche.Holtei, Eselsfresser, I, 123.

*28 Es putzt e.Sutermeister, 107.

Es putzt, huscht, rauft ihn; er hat Schaden. (S. Nehmen 114.)

*29 Geputzt, polirt und blank gemacht.

Vielseitig angewandt, als: ich bin, die Sache ist fix und fertig, im höchsten Staat, auch: gründlich zurecht gesetzt. Nach einer handschriftlichen Mittheilung soll die Redensart ihren Ursprung in der Rechnung eines wandernden Tischlers haben, die er dem Pfarrer eines katholischen Dorfs, der ihn mit Renovationsarbeiten in der Kirche beschäftigt hatte, übergeben, und die dahin lautete: „Geputzt, polirt und blank gemacht, der Mutter Gottes ein Kind gemacht, dem Heiligen Geist den Schwanz geflickt, vier Thaler sechzehn Groschen.“

*30 Geputzt wie der Esel am Palmsonntage.Parömiakon, 2183.

In einem Schriftstück aus dem 16. Jahrhundert über den Kirchenritus der Metropolitankirche zu Sanct-Stephan in Wien war verordnet, dass bei der Palmweihe am Palmsonntage ein bemalter und aus Holz geschnitzter, mit Blumen und Bändern geschmückter Palmesel mitgeführt werde, der nach der Kirchenprocession an einem bestimmten Orte in der Kirche aufzustellen sei.

*31 Geputzt wie ein Meister(auch Pfingst-)ochs.

*32 Geputzt wie ein Töcklein.Mathesy, 92a.

*33 Putz dich, mein Licht.Eiselein, 422.

*34 Putz weg, Philipp, 't is luter Fett.Hauskalender, IV.

*35 Putzt und badt. (Franken.)

Geputzt und gebadet, d. i. leiblich wohl vorbereitet sein.

*36 Sie hat sich geputzt wie ein Dorfochse.

Frz.: Elle est parée comme une épousée de village. (Kritzinger, 283b.)

*37 Sie putzt sich wie's Gred'l in der Staude. (Oberösterreich.)

Name einer Blume (Nigella damascena L.).

*38 Wir sind geputzt und gestrehlt, gewaschen und gezwagen.Eiselein, 516.


Putzig.

1 Dat is putzig, sä de Schnîder, do wisk he sîn Schwêt af.Kern, 367; Hauskalender, IV.

2 Er steckt putzig drin und kîkt (sieht) schnurrig 'raus. (Stettin.)


Putzkuchel.

* In die Putzkuchel kommen.Schöpf, 350.

Arg ausgezankt werden.


Puzen.

Wû dû mit Pûza 'rausgîst, gî îch nî noch Warke (Werch) nai. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445.

Hinter dir wüsste ich mir nichts mehr zu holen.


Pyramide.

Eine Pyramide stellt niemand auf die Spitze, sprach der Weinschwelg, als er zuerst Humpen und dann Gläser voll trank.Hoefer, 1118; Eiselein, 516.


Pyrrhussieg.

* Einen Pyrrhussieg erfechten.

Einen mit grossen Verlusten verbundenen. „Der Verlauf der Sache war so, dass die Regierung in ihren Siegen allemal nur Pyrrhus-Siege erfocht.“ (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173.)


Pythagoras.

* Er ist Pythagore jünger gewesen.Franck, II, 54a.

Er versteht zu schweigen, seine Zunge zu beherrschen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0730" n="[716]"/>
          <cb n="1431"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Putzaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Putzaus und der Kehraus bringt kein Brot ins Haus.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Putzen</hi> (Subst.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Putzen<hi rendition="#sup">1</hi> an Kortswîle miötet aw un an drîwen<hi rendition="#sup">2</hi> weren, harr jene Mann wisse segt, an harr sîne Fruwen met'r Messfuarken<hi rendition="#sup">3</hi> kiddelt.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 20; Hoefer, 723.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Possen, Neckereien, Schäkereien.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Getrieben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Mistgabel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Putzen sünt Lichtschern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1555.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Putze, Putzen = Possen, Scherze, unartige Streiche. Dat sind Putzen = das ist wol nur im Scherz gesagt. Putzen sind Lichtscheren, hört man als ein Sprichwort, wenn jemand einen Possen nicht leiden will. (<hi rendition="#i">Dähnert, 365<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Mit Putzn und Stiel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nefflen, 464.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ganz und gar, mit Nutzen und Schaden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Putzen</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Allzu sehr geputzt bringt der Keuschheit wenig Nutz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dietrich, 743; Grubb, 679.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fastus inest pulchris sequiturque superbia formam. (<hi rendition="#i">Chaos, 957.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Butze-n und Fäge git kei Brod is Hûs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 143.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Putzen und Fegen gibt kein Brot ins Haus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Durch zu genaues Putzen löscht man das Licht aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Etwas putzen muss ich dich, sagte der Teufel, und biss seiner Mutter die Nase ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Fleissiges Putzen ist vor Rosten gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een weinig gepoetst is de dood voor den roest. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 225<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Gut geputzt ist halb gefüttert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Indem ich andere putze, sagte der Schleifstein, ruinire ich mich selbst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Man soll sich erst selber putzen, ehe man andere scheuern will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Prima di giudicar il prossimo guarda te stesso. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 140, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Mancher putzt andern das Licht und sieht den Putz an seinem nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Putzen ist halbe Fütterung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Putzen ist halbe Fütterung, sagte der Husarenoffizier zur geschnürten Dame, da sie sagte, dass sie nur wenig essen könne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwort der Reiterei. &#x201E;Die Dame denkt wie ein Cavalerieoffizier, sagte ein alter Major von einer jungen, eiteln, fest eingeschnürten Dame, die bei Tische vergeblich genöthigt wurde zu essen; sie denkt: Putzen ist die halbe Fütterung.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gubitz, Gesellschafter, 1831, 379.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Putzen muss man Mädchen und Licht, sonst leuchten beide nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Putzen, Naschen, Weibergesang sind des Hauses Untergang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Putzen und Kehren kann niemand ernähren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Putzen wollen alle den Docht, aber Oel zugiessen keiner.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Vnnöthig ist es dass man butz, wo es vor schön ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer andere will putzen, soll selber rein sein und nicht schmuzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Judas, der Erzschelm, IV, 240.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wer sich zu sehr putzt, zieht das Blut aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Dei öss geputzt wie e Jahrmarktsoss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Der ist geputzt bis aufs Loch.</hi> (<hi rendition="#i">Pfalz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Klein, II, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem schlauen und hinterlistigen Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Er hat sich geputzt wie ein Palmesel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le faire brave comme un jour de Pâques. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1147; Leroux, I, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Er ist geputzt wie der Henker am Sonntag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Er ist putzt ums Ruess.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 95.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Er ist putzt und g'strehlet.</hi> (<hi rendition="#i">Schaffhausen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 168, 43; Sutermeister, 95.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. völlig zu Grunde gerichtet. <hi rendition="#i">Sutermeister</hi> hat a. a. O. eine Anzahl schweizerischer Redensarten zusammengestellt, die angewandt werden, um zu sagen, dass jemand Nachtheil, Schaden, Verlust gehabt hat: <cb n="1432"/>
&#x201E;D' Chatz het's gefrässe. Er cha jetz am leere Stand schmöcke wie de Chäsma. Er cha jetz d' Hösli am Thor abwüsche. Er cha schich jetz in d' Fingra bîsse. Er chlagt sie, wie e rünnedi Pfanne. Er hät e Chatz für en Hâs g'metzget. Er hät dem Tüfel en Ohrfige g'längt. Er hat dem Dräk en Ohrfige g'gê. Er hät z' chnäte und z' bache. Er het dem Hobel z'viel Holz g'gê. Er het e Tûb im Sack g'hauft. Er het d' Sach unger's Isch bracht. Er het's vergê, wie der Chrämer de Schran. Er ist putzt ums Ruess. Er ist in der Chrott. Er ist i der Gluppe. Er isch überort gange. Er zitteret wie e nasses Chalb. Er hület wie en Trübelhund. Er macht en  Lätsch (s. d.) wie de Hengst vor der Schmidte. Er staht da wie en Elggerma. Es geit em z' Neuders. Es ist so lostig wie im Himel vorossa. Gett i nu mi alt Hüsli no!&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Er kann sich putzen lassen.</hi> (<hi rendition="#i">Nordböhmen.</hi>) (S.  Ellenbogen 6.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Er putzt das Licht wie der Teufel seine Mutter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Er putzt sich wie eine gebürstete Heidelerche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Holtei, Eselsfresser, I, 123.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Es putzt e.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 107.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es putzt, huscht, rauft ihn; er hat Schaden. (S.  Nehmen 114.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*29 Geputzt, polirt und blank gemacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vielseitig angewandt, als: ich bin, die Sache ist fix und fertig, im höchsten Staat, auch: gründlich zurecht gesetzt. Nach einer handschriftlichen Mittheilung soll die Redensart ihren Ursprung in der Rechnung eines wandernden Tischlers haben, die er dem Pfarrer eines katholischen Dorfs, der ihn mit Renovationsarbeiten in der Kirche beschäftigt hatte, übergeben, und die dahin lautete: &#x201E;Geputzt, polirt und blank gemacht, der Mutter Gottes ein Kind gemacht, dem Heiligen Geist den Schwanz geflickt, vier Thaler sechzehn Groschen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Geputzt wie der Esel am Palmsonntage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In einem Schriftstück aus dem 16. Jahrhundert über den Kirchenritus der Metropolitankirche zu Sanct-Stephan in Wien war verordnet, dass bei der Palmweihe am Palmsonntage ein bemalter und aus Holz geschnitzter, mit Blumen und Bändern geschmückter Palmesel mitgeführt werde, der nach der Kirchenprocession an einem bestimmten Orte in der Kirche aufzustellen sei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Geputzt wie ein Meister(auch Pfingst-)ochs.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Geputzt wie ein Töcklein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 92<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Putz dich, mein Licht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 422.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Putz weg, Philipp, 't is luter Fett.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Putzt und badt.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Geputzt und gebadet, d. i. leiblich wohl vorbereitet sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Sie hat sich geputzt wie ein Dorfochse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Elle est parée comme une épousée de village. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 283<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Sie putzt sich wie's Gred'l in der Staude.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Name einer Blume (Nigella damascena L.).</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Wir sind geputzt und gestrehlt, gewaschen und gezwagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 516.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Putzig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat is putzig, sä de Schnîder, do wisk he sîn Schwêt af.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 367; Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Er steckt putzig drin und kîkt (sieht) schnurrig 'raus.</hi> (<hi rendition="#i">Stettin.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Putzkuchel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* In die Putzkuchel kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schöpf, 350.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Arg ausgezankt werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Puzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wû dû mit Pûza 'rausgîst, gî îch nî noch Warke (Werch) nai.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 445.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hinter dir wüsste ich mir nichts mehr zu holen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pyramide.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Eine Pyramide stellt niemand auf die Spitze, sprach der Weinschwelg, als er zuerst Humpen und dann Gläser voll trank.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 1118; Eiselein, 516.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pyrrhussieg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen Pyrrhussieg erfechten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen mit grossen Verlusten verbundenen. &#x201E;Der Verlauf der Sache war so, dass die Regierung in ihren Siegen allemal nur Pyrrhus-Siege erfocht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pythagoras.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist Pythagore jünger gewesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 54<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er versteht zu schweigen, seine Zunge zu beherrschen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[716]/0730] Putzaus. Der Putzaus und der Kehraus bringt kein Brot ins Haus. Putzen (Subst.). 1 Putzen1 an Kortswîle miötet aw un an drîwen2 weren, harr jene Mann wisse segt, an harr sîne Fruwen met'r Messfuarken3 kiddelt. (Osnabrück.) – Lyra, 20; Hoefer, 723. 1) Possen, Neckereien, Schäkereien. 2) Getrieben. 3) Mistgabel. 2 Putzen sünt Lichtschern. – Eichwald, 1555. Putze, Putzen = Possen, Scherze, unartige Streiche. Dat sind Putzen = das ist wol nur im Scherz gesagt. Putzen sind Lichtscheren, hört man als ein Sprichwort, wenn jemand einen Possen nicht leiden will. (Dähnert, 365a.) *3 Mit Putzn und Stiel. – Nefflen, 464. Ganz und gar, mit Nutzen und Schaden. Putzen (Verb.). 1 Allzu sehr geputzt bringt der Keuschheit wenig Nutz. – Dietrich, 743; Grubb, 679. Lat.: Fastus inest pulchris sequiturque superbia formam. (Chaos, 957.) 2 Butze-n und Fäge git kei Brod is Hûs. – Sutermeister, 143. Putzen und Fegen gibt kein Brot ins Haus. 3 Durch zu genaues Putzen löscht man das Licht aus. 4 Etwas putzen muss ich dich, sagte der Teufel, und biss seiner Mutter die Nase ab. 5 Fleissiges Putzen ist vor Rosten gut. Holl.: Een weinig gepoetst is de dood voor den roest. (Harrebomée, II, 225a.) 6 Gut geputzt ist halb gefüttert. 7 Indem ich andere putze, sagte der Schleifstein, ruinire ich mich selbst. 8 Man soll sich erst selber putzen, ehe man andere scheuern will. It.: Prima di giudicar il prossimo guarda te stesso. (Pazzaglia, 140, 13.) 9 Mancher putzt andern das Licht und sieht den Putz an seinem nicht. 10 Putzen ist halbe Fütterung. 11 Putzen ist halbe Fütterung, sagte der Husarenoffizier zur geschnürten Dame, da sie sagte, dass sie nur wenig essen könne. Sprichwort der Reiterei. „Die Dame denkt wie ein Cavalerieoffizier, sagte ein alter Major von einer jungen, eiteln, fest eingeschnürten Dame, die bei Tische vergeblich genöthigt wurde zu essen; sie denkt: Putzen ist die halbe Fütterung.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1831, 379.) 12 Putzen muss man Mädchen und Licht, sonst leuchten beide nicht. 13 Putzen, Naschen, Weibergesang sind des Hauses Untergang. 14 Putzen und Kehren kann niemand ernähren. 15 Putzen wollen alle den Docht, aber Oel zugiessen keiner. 16 Vnnöthig ist es dass man butz, wo es vor schön ist. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 106. 17 Wer andere will putzen, soll selber rein sein und nicht schmuzen. – Judas, der Erzschelm, IV, 240. 18 Wer sich zu sehr putzt, zieht das Blut aus. *19 Dei öss geputzt wie e Jahrmarktsoss. *20 Der ist geputzt bis aufs Loch. (Pfalz.) – Klein, II, 72. Von einem schlauen und hinterlistigen Menschen. *21 Er hat sich geputzt wie ein Palmesel. Frz.: Le faire brave comme un jour de Pâques. (Lendroy, 1147; Leroux, I, 74.) *22 Er ist geputzt wie der Henker am Sonntag. *23 Er ist putzt ums Ruess. – Sutermeister, 95. *24 Er ist putzt und g'strehlet. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 43; Sutermeister, 95. D. i. völlig zu Grunde gerichtet. Sutermeister hat a. a. O. eine Anzahl schweizerischer Redensarten zusammengestellt, die angewandt werden, um zu sagen, dass jemand Nachtheil, Schaden, Verlust gehabt hat: „D' Chatz het's gefrässe. Er cha jetz am leere Stand schmöcke wie de Chäsma. Er cha jetz d' Hösli am Thor abwüsche. Er cha schich jetz in d' Fingra bîsse. Er chlagt sie, wie e rünnedi Pfanne. Er hät e Chatz für en Hâs g'metzget. Er hät dem Tüfel en Ohrfige g'längt. Er hat dem Dräk en Ohrfige g'gê. Er hät z' chnäte und z' bache. Er het dem Hobel z'viel Holz g'gê. Er het e Tûb im Sack g'hauft. Er het d' Sach unger's Isch bracht. Er het's vergê, wie der Chrämer de Schran. Er ist putzt ums Ruess. Er ist in der Chrott. Er ist i der Gluppe. Er isch überort gange. Er zitteret wie e nasses Chalb. Er hület wie en Trübelhund. Er macht en Lätsch (s. d.) wie de Hengst vor der Schmidte. Er staht da wie en Elggerma. Es geit em z' Neuders. Es ist so lostig wie im Himel vorossa. Gett i nu mi alt Hüsli no!“ *25 Er kann sich putzen lassen. (Nordböhmen.) (S. Ellenbogen 6.) *26 Er putzt das Licht wie der Teufel seine Mutter. *27 Er putzt sich wie eine gebürstete Heidelerche. – Holtei, Eselsfresser, I, 123. *28 Es putzt e. – Sutermeister, 107. Es putzt, huscht, rauft ihn; er hat Schaden. (S. Nehmen 114.) *29 Geputzt, polirt und blank gemacht. Vielseitig angewandt, als: ich bin, die Sache ist fix und fertig, im höchsten Staat, auch: gründlich zurecht gesetzt. Nach einer handschriftlichen Mittheilung soll die Redensart ihren Ursprung in der Rechnung eines wandernden Tischlers haben, die er dem Pfarrer eines katholischen Dorfs, der ihn mit Renovationsarbeiten in der Kirche beschäftigt hatte, übergeben, und die dahin lautete: „Geputzt, polirt und blank gemacht, der Mutter Gottes ein Kind gemacht, dem Heiligen Geist den Schwanz geflickt, vier Thaler sechzehn Groschen.“ *30 Geputzt wie der Esel am Palmsonntage. – Parömiakon, 2183. In einem Schriftstück aus dem 16. Jahrhundert über den Kirchenritus der Metropolitankirche zu Sanct-Stephan in Wien war verordnet, dass bei der Palmweihe am Palmsonntage ein bemalter und aus Holz geschnitzter, mit Blumen und Bändern geschmückter Palmesel mitgeführt werde, der nach der Kirchenprocession an einem bestimmten Orte in der Kirche aufzustellen sei. *31 Geputzt wie ein Meister(auch Pfingst-)ochs. *32 Geputzt wie ein Töcklein. – Mathesy, 92a. *33 Putz dich, mein Licht. – Eiselein, 422. *34 Putz weg, Philipp, 't is luter Fett. – Hauskalender, IV. *35 Putzt und badt. (Franken.) Geputzt und gebadet, d. i. leiblich wohl vorbereitet sein. *36 Sie hat sich geputzt wie ein Dorfochse. Frz.: Elle est parée comme une épousée de village. (Kritzinger, 283b.) *37 Sie putzt sich wie's Gred'l in der Staude. (Oberösterreich.) Name einer Blume (Nigella damascena L.). *38 Wir sind geputzt und gestrehlt, gewaschen und gezwagen. – Eiselein, 516. Putzig. 1 Dat is putzig, sä de Schnîder, do wisk he sîn Schwêt af. – Kern, 367; Hauskalender, IV. 2 Er steckt putzig drin und kîkt (sieht) schnurrig 'raus. (Stettin.) Putzkuchel. * In die Putzkuchel kommen. – Schöpf, 350. Arg ausgezankt werden. Puzen. Wû dû mit Pûza 'rausgîst, gî îch nî noch Warke (Werch) nai. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445. Hinter dir wüsste ich mir nichts mehr zu holen. Pyramide. Eine Pyramide stellt niemand auf die Spitze, sprach der Weinschwelg, als er zuerst Humpen und dann Gläser voll trank. – Hoefer, 1118; Eiselein, 516. Pyrrhussieg. * Einen Pyrrhussieg erfechten. Einen mit grossen Verlusten verbundenen. „Der Verlauf der Sache war so, dass die Regierung in ihren Siegen allemal nur Pyrrhus-Siege erfocht.“ (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 173.) Pythagoras. * Er ist Pythagore jünger gewesen. – Franck, II, 54a. Er versteht zu schweigen, seine Zunge zu beherrschen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/730
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [716]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/730>, abgerufen am 22.12.2024.