Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 15 Propheten brauchen Einsamkeit.

16 Propheten lieben die Dämmerung.

Scheint auf unsere neuen gemünzt zu sein.

17 Was der Prophet nicht haben mag, ist für den Famulus gut. (S. Pfaff 256.)

18 Wenn ein neuer Prophet aufsteht, werden die alten abgedankt.

Ueber die wesentlich verschiedenen Bedeutungen dieses lateinischen Sprichworts vgl. Faselius, 51.

Lat.: Cornicum oculos configere.

19 Wo de Profete geboren is, da gelt he nich. - Schambach, II, 597.

*20 Das muss ein Prophet sein, der das verstehen will.

Lat.: Praeter Sibyllam leget nemo. (Plautus.) (Philippi, II, 106.)

*21 Ein Prophet, der auch hofirt. - Eiselein, 515.

*22 Einen Propheten im Leibe tragen.

*23 Er ist ein Prophet, der Brot isst. - Eiselein, 504; Simrock, 8022.

Wir haben dafür Hellseherinnen, die mit dem Magen die Zukunft erschauen, mit den Schienbeinen verschlossene Briefe lesen, und viel acht Jahr geschultes Volk, das an sie glaubt.

Holl.: Het is een profeet, die brood eet. (Harrebomee, II, 202b.)

*24 Es muss ein Prophet sein, der dies lesen (verstehen) soll.

Lat.: Praeter Sibyllam nemo leget (intelliget). (Seybold, 454.)

*25 Et ies en Profeite, dei Braut ietet. (Westf.)

*26 Ich bin kein Prophet, noch eines Propheten Sohn.

Holl.: Ik ben geen profeet, noch eens profeten zoon. (Harrebomee, II, 202b.)


Prophetenbart.

Prophetenbart, Heidukenart.

Wer sich das Ansehen eines Propheten gibt, will das Sprichwort sagen, hat Aehnlichkeit mit Heiduken (s. d.), deren Name mit "Schelm" im 16. Jahrhundert gleichbedeutend war.

Poln.: Broda proroka, cnota hajduka. (Wurzbach I, 59, 16.)


Prophetenbeere.

*1 Er hat keine Prophetenbeere gegessen. - Eyering, III, 54.

Lat.: Davus sum, non Oedipus.

*2 Er het Prophetebeere g'gesse. (Solothurn.) - Schild, 73, 186; Sutermeister, 69; Henisch, 665, 46.

Er will alles voraus wissen.


Prophetendreck.

* Ich hab keins prophetendreck gessen (geslocken). - Franck, II, 84a; Tappius, 104a; Egenolff, 90a; Henisch, 745; Simrock, 8023; Körte, 4855a.

Bezieht sich auf einen unflätigen Streich Eulenspiegel's. "Gross Kunst ist mir allzeit vergessen, hab kein Propheten dreck gefressen." (Eyering, III, 56.)

Holl.: Hij heeft profeten-drek gegeten. (Harrebomee, II, 202b.)

Lat.: Davus sum, non Oedipus. (Terenz.) (Tappius, 103b; Henisch, 346, 46; Eiselein, 515; Grimm, II, 1357, 8; Philippi, I, 111.)


Prophetenkinder.

Prophetenkinder werden nicht immer Propheten.


Prophetenwerk.

Es ist nur Prophetenwerk, aus kleinen Krügen grosse Fässer füllen. - Winckler, VIII, 6.


Prophezeien.

1 Am liebsten prophezeit, wer nichts thun will in der Zeit.

2 Mancher prophezeit wie Caiphas, weissagt, dass er nicht weiss. - Lehmann, 448, 14.

*3 Ich hoaem (hab' ihm) dos Ding lange prowezeit. - Frommann, III, 245, 37.

*4 Prophezeien, wenn es geschehen ist.

Wenn die Begebenheiten erfolgt sind, will sie jeder vorausgesehen haben. Wie würden aber alle diese Propheten bestehen, wenn man vorher ihre Ansichten bestimmt zu Protokoll genommen hätte?


Propst.

1 Es ist mancher ein dicker Propst, er hat doch die Bibel nie gelesen. - Klosterspiegel, 14, 5.

2 Propst un Priör eten vun enem Teller. (Holst.) - Schütze, IV, 268; Diermissen, 237.

Sie sind sich gleich.

3 Propst und Bader lassen beide zur Ader. (Nassau.)


Prosche.

Prosche1 fan ne Grosche, fa ne Döttke dremal. (Jerentowitz.)

1) Von dem polnischen prosze = bitten.


[Spaltenumbruch]
Prosit.

1 Der Prost hat schon manchem 's Häusle kost. (Oberschwaben.) - Birlinger, 233.

2 Prost, seggt Jost, un steckt de Näs in den Kros; Dank, seggt Jehann (Jan) un steckt de Näs inne Kann. - Schütze, III, 236; Deecke, 12; Hoefer, 64 u. 490.

Scherzhafter Weise beim Zutrinken sowie beim unschicklichen Trinken. In Mecklenburg findet sich unter dem Stallpersonal nach den Namen verschiedener Kutscher die Zusammenstellung: Prost, segt Jost. Schün Dank, segt Blank. Kost't ok Geld? segt Ihlenfeld. Dat 's Spass, segt Mass. (Hoefer, 64a.)

3 Prost, segt de Baur, un drinkt aut'n Saulpott1. - Hoefer, 120.

1) Eimer, Henkeltopf, Kessel.

4 Wei will Prost sägget, mutt beddeln gohn. (Waldeck.) - Curtze, 330, 190.

*5 Na, Prosit die Mahlzeit!

Ironischer Glückwunsch: "Je nun, prauset der Moalzet." (Keller, 152b.)

*6 Prost, gröss den Vadder Jost. - Frischbier2, 3017.

*7 Prost, min Trost, drink, min Kind. - Frischbier2, 3018.

*8 Prost öm e Hälft, det Ganze krieg öck nich mehr. (Ostpreuss.)

Wenn man einen bei der Mahlzeit findet.

*9 Prost! sust dinken s', du hest scheten. (Pommern.)

Prosit, sonst denken sie, du hast geschissen. Wird gesagt, wenn dem andern ein Wind entfährt. Durch den Nachsatz gewinnt das Prosit den ohne weiteres verstandenen Sinn: Wir wollen so thun, als hättest du geniest.

*10 Prost, Vadder Jost.

Beim Zutrinken.


Prositmahlzeit.

*1 Da ist die ganze Prostemahlzeit. - Frischbier2, 2678.

*2 Dat is 'n mojen Prostmahlteid. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.


Prositmahlzeitsgesicht.

* Ein Prostmahlzeitsgesicht haben. - Frischbier2, 3019.

Man pflegt es Pastoren und Prälaten zuzuschreiben.


Protection.

* Er ist seiner Protection milder als seiner Gaben. - Simrock, 8025; Körte, 4856.


Proten.

1 Proten1 is Gotkop2, man don3 is 'n Ding. (Ostfries.) - Bueren, 967; Firmenich, I, 19, 32.

1) Sprechen.

2) Guter, wohlfeiler Kauf.

3) Aber thun. - Bei Stürenburg (184a) heisst der Nachsatz: staurder is don.

2 He protet as en Mettwurst, de an beide Enden open is. - Bueren, 555; Kern, 976; Hauskalender, II.

Von Leuten, die alles ausplaudern, was zu ihrer Kenntniss gelangt. Es werden dieselben mit einer Wurst verglichen, deren Enden beim Füllen nicht geschlossen worden sind, deren Inhalt also wieder herauskommt.


Protestant.

1 Die Protestanten haben die Heiligen abgeschafft, aber die Scheinheiligen haben sie behalten. (Westf.)

2 Protestanten sind Leute, die nicht protestiren.


Protzel.

* Es ist eine dicke Protzel.

Eine weibliche Person in plumpem Wuchs. "Rebecca, d. i. gemeste und eine feiste Plunsch und dick Protzel." (Luther's Werke, IV, 146.) "Eine dicke Protzel, stark vnd jung." (Waldis, II, 19.)


Protzen.

Wer protzt (mault) bei der Schüssel, dem schadet's am Rüssel. - Simrock, 9287.


Proviant.

1 Je leichter Proviant, je leichter Last.

Lat.: Levi commeatu nihil gravius. (Seybold, 277.)

2 Je weniger Proviant, je schwerer Last.

*3 Vmb Prouiant vnd ein Rottenzehrung bitten. - Mathesy, 170b.


Providere.

In proviendum et tempori, sagte jener, und ging des Nachts zur Nonne. - Aus einer Handschrift vom Jahre 1700.


[Spaltenumbruch] 15 Propheten brauchen Einsamkeit.

16 Propheten lieben die Dämmerung.

Scheint auf unsere neuen gemünzt zu sein.

17 Was der Prophet nicht haben mag, ist für den Famulus gut. (S. Pfaff 256.)

18 Wenn ein neuer Prophet aufsteht, werden die alten abgedankt.

Ueber die wesentlich verschiedenen Bedeutungen dieses lateinischen Sprichworts vgl. Faselius, 51.

Lat.: Cornicum oculos configere.

19 Wo de Profête geboren is, da gelt he nich.Schambach, II, 597.

*20 Das muss ein Prophet sein, der das verstehen will.

Lat.: Praeter Sibyllam leget nemo. (Plautus.) (Philippi, II, 106.)

*21 Ein Prophet, der auch hofirt.Eiselein, 515.

*22 Einen Propheten im Leibe tragen.

*23 Er ist ein Prophet, der Brot isst.Eiselein, 504; Simrock, 8022.

Wir haben dafür Hellseherinnen, die mit dem Magen die Zukunft erschauen, mit den Schienbeinen verschlossene Briefe lesen, und viel acht Jahr geschultes Volk, das an sie glaubt.

Holl.: Het is een profeet, die brood eet. (Harrebomée, II, 202b.)

*24 Es muss ein Prophet sein, der dies lesen (verstehen) soll.

Lat.: Praeter Sibyllam nemo leget (intelliget). (Seybold, 454.)

*25 Et ies en Profeite, dei Braut ietet. (Westf.)

*26 Ich bin kein Prophet, noch eines Propheten Sohn.

Holl.: Ik ben geen profeet, noch eens profeten zoon. (Harrebomée, II, 202b.)


Prophetenbart.

Prophetenbart, Heidukenart.

Wer sich das Ansehen eines Propheten gibt, will das Sprichwort sagen, hat Aehnlichkeit mit Heiduken (s. d.), deren Name mit „Schelm“ im 16. Jahrhundert gleichbedeutend war.

Poln.: Broda proroka, cnota hajduka. (Wurzbach I, 59, 16.)


Prophetenbeere.

*1 Er hat keine Prophetenbeere gegessen.Eyering, III, 54.

Lat.: Davus sum, non Oedipus.

*2 Er het Prophetebeere g'gesse. (Solothurn.) – Schild, 73, 186; Sutermeister, 69; Henisch, 665, 46.

Er will alles voraus wissen.


Prophetendreck.

* Ich hab keins prophetendreck gessen (geslocken).Franck, II, 84a; Tappius, 104a; Egenolff, 90a; Henisch, 745; Simrock, 8023; Körte, 4855a.

Bezieht sich auf einen unflätigen Streich Eulenspiegel's. „Gross Kunst ist mir allzeit vergessen, hab kein Propheten dreck gefressen.“ (Eyering, III, 56.)

Holl.: Hij heeft profeten-drek gegeten. (Harrebomée, II, 202b.)

Lat.: Davus sum, non Oedipus. (Terenz.) (Tappius, 103b; Henisch, 346, 46; Eiselein, 515; Grimm, II, 1357, 8; Philippi, I, 111.)


Prophetenkinder.

Prophetenkinder werden nicht immer Propheten.


Prophetenwerk.

Es ist nur Prophetenwerk, aus kleinen Krügen grosse Fässer füllen.Winckler, VIII, 6.


Prophezeien.

1 Am liebsten prophezeit, wer nichts thun will in der Zeit.

2 Mancher prophezeit wie Caiphas, weissagt, dass er nicht weiss.Lehmann, 448, 14.

*3 Ich hoaem (hab' ihm) dos Ding lange prôwezeit.Frommann, III, 245, 37.

*4 Prophezeien, wenn es geschehen ist.

Wenn die Begebenheiten erfolgt sind, will sie jeder vorausgesehen haben. Wie würden aber alle diese Propheten bestehen, wenn man vorher ihre Ansichten bestimmt zu Protokoll genommen hätte?


Propst.

1 Es ist mancher ein dicker Propst, er hat doch die Bibel nie gelesen.Klosterspiegel, 14, 5.

2 Propst un Priör êten vun ênem Teller. (Holst.) – Schütze, IV, 268; Diermissen, 237.

Sie sind sich gleich.

3 Propst und Bader lassen beide zur Ader. (Nassau.)


Prosche.

Prosche1 fan ne Grosche, fa ne Döttke drêmal. (Jerentowitz.)

1) Von dem polnischen prosźe = bitten.


[Spaltenumbruch]
Prosit.

1 Der Prost hat schon manchem 's Häusle kost. (Oberschwaben.) – Birlinger, 233.

2 Prost, seggt Jost, un steckt de Näs in den Krôs; Dank, seggt Jehann (Jan) un steckt de Näs inne Kann.Schütze, III, 236; Deecke, 12; Hoefer, 64 u. 490.

Scherzhafter Weise beim Zutrinken sowie beim unschicklichen Trinken. In Mecklenburg findet sich unter dem Stallpersonal nach den Namen verschiedener Kutscher die Zusammenstellung: Prost, segt Jost. Schün Dank, segt Blank. Kost't ôk Geld? segt Ihlenfeld. Dat 's Spass, segt Mass. (Hoefer, 64a.)

3 Prost, segt de Bûr, un drinkt ût'n Sûlpott1.Hoefer, 120.

1) Eimer, Henkeltopf, Kessel.

4 Wei will Prost sägget, mutt beddeln gohn. (Waldeck.) – Curtze, 330, 190.

*5 Na, Prosit die Mahlzeit!

Ironischer Glückwunsch: „Je nun, prauset der Moalzêt.“ (Keller, 152b.)

*6 Prost, gröss den Vadder Jost.Frischbier2, 3017.

*7 Prost, min Trost, drink, min Kind.Frischbier2, 3018.

*8 Prost öm e Hälft, det Ganze krieg öck nich mehr. (Ostpreuss.)

Wenn man einen bei der Mahlzeit findet.

*9 Prost! sust dinken s', du hest schêten. (Pommern.)

Prosit, sonst denken sie, du hast geschissen. Wird gesagt, wenn dem andern ein Wind entfährt. Durch den Nachsatz gewinnt das Prosit den ohne weiteres verstandenen Sinn: Wir wollen so thun, als hättest du geniest.

*10 Prost, Vadder Jost.

Beim Zutrinken.


Prositmahlzeit.

*1 Da ist die ganze Prostemahlzeit.Frischbier2, 2678.

*2 Dat is 'n mojen Prostmahltîd. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.


Prositmahlzeitsgesicht.

* Ein Prostmahlzeitsgesicht haben.Frischbier2, 3019.

Man pflegt es Pastoren und Prälaten zuzuschreiben.


Protection.

* Er ist seiner Protection milder als seiner Gaben.Simrock, 8025; Körte, 4856.


Prôten.

1 Prôten1 is Gôtkôp2, man dôn3 is 'n Ding. (Ostfries.) – Bueren, 967; Firmenich, I, 19, 32.

1) Sprechen.

2) Guter, wohlfeiler Kauf.

3) Aber thun. – Bei Stürenburg (184a) heisst der Nachsatz: stûrder is dôn.

2 He prôtet as en Mettwurst, de an beide Enden open is.Bueren, 555; Kern, 976; Hauskalender, II.

Von Leuten, die alles ausplaudern, was zu ihrer Kenntniss gelangt. Es werden dieselben mit einer Wurst verglichen, deren Enden beim Füllen nicht geschlossen worden sind, deren Inhalt also wieder herauskommt.


Protestant.

1 Die Protestanten haben die Heiligen abgeschafft, aber die Scheinheiligen haben sie behalten. (Westf.)

2 Protestanten sind Leute, die nicht protestiren.


Protzel.

* Es ist eine dicke Protzel.

Eine weibliche Person in plumpem Wuchs. „Rebecca, d. i. gemeste und eine feiste Plunsch und dick Protzel.“ (Luther's Werke, IV, 146.) „Eine dicke Protzel, stark vnd jung.“ (Waldis, II, 19.)


Protzen.

Wer protzt (mault) bei der Schüssel, dem schadet's am Rüssel.Simrock, 9287.


Proviant.

1 Je leichter Proviant, je leichter Last.

Lat.: Levi commeatu nihil gravius. (Seybold, 277.)

2 Je weniger Proviant, je schwerer Last.

*3 Vmb Prouiant vnd ein Rottenzehrung bitten.Mathesy, 170b.


Providere.

In proviendum et tempori, sagte jener, und ging des Nachts zur Nonne.Aus einer Handschrift vom Jahre 1700.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0721" n="[707]"/><cb n="1413"/>
15 Propheten brauchen Einsamkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Propheten lieben die Dämmerung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scheint auf unsere neuen gemünzt zu sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Was der Prophet nicht haben mag, ist für den Famulus gut.</hi> (S.  Pfaff 256.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn ein neuer Prophet aufsteht, werden die alten abgedankt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueber die wesentlich verschiedenen Bedeutungen dieses lateinischen Sprichworts vgl. <hi rendition="#i">Faselius, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cornicum oculos configere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wo de Profête geboren is, da gelt he nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 597.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Das muss ein Prophet sein, der das verstehen will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praeter Sibyllam leget nemo. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 106.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Ein Prophet, der auch hofirt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 515.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Einen Propheten im Leibe tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Er ist ein Prophet, der Brot isst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 504; Simrock, 8022.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wir haben dafür Hellseherinnen, die mit dem Magen die Zukunft erschauen, mit den Schienbeinen verschlossene Briefe lesen, und viel acht Jahr geschultes Volk, das an sie glaubt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een profeet, die brood eet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 202<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Es muss ein Prophet sein, der dies lesen (verstehen) soll.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praeter Sibyllam nemo leget (intelliget). (<hi rendition="#i">Seybold, 454.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Et ies en Profeite, dei Braut ietet.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Ich bin kein Prophet, noch eines Propheten Sohn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik ben geen profeet, noch eens profeten zoon. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 202<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prophetenbart.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Prophetenbart, Heidukenart.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer sich das Ansehen eines Propheten gibt, will das Sprichwort sagen, hat Aehnlichkeit mit Heiduken (s. d.), deren Name mit &#x201E;Schelm&#x201C; im 16. Jahrhundert gleichbedeutend war.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Broda proroka, cnota hajduka. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 59, 16.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prophetenbeere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er hat keine Prophetenbeere gegessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Davus sum, non Oedipus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er het Prophetebeere g'gesse.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 73, 186; Sutermeister, 69; Henisch, 665, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er will alles voraus wissen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prophetendreck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ich hab keins prophetendreck gessen (geslocken).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 84<hi rendition="#sup">a</hi>; Tappius, 104<hi rendition="#sup">a</hi>; Egenolff, 90<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, 745; Simrock, 8023; Körte, 4855<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf einen unflätigen Streich Eulenspiegel's. &#x201E;Gross Kunst ist mir allzeit vergessen, hab kein Propheten dreck gefressen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Eyering, III, 56.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft profeten-drek gegeten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 202<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Davus sum, non Oedipus. (<hi rendition="#i">Terenz.</hi>) (<hi rendition="#i">Tappius, 103<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 346, 46; Eiselein, 515; Grimm, II, 1357, 8; Philippi, I, 111.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prophetenkinder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Prophetenkinder werden nicht immer Propheten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prophetenwerk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ist nur Prophetenwerk, aus kleinen Krügen grosse Fässer füllen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VIII, 6.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prophezeien.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am liebsten prophezeit, wer nichts thun will in der Zeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mancher prophezeit wie Caiphas, weissagt, dass er nicht weiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 448, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Ich hoaem (hab' ihm) dos Ding lange prôwezeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 245, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Prophezeien, wenn es geschehen ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn die Begebenheiten erfolgt sind, will sie jeder vorausgesehen haben. Wie würden aber alle diese Propheten bestehen, wenn man vorher ihre Ansichten bestimmt zu Protokoll genommen hätte?</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Propst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist mancher ein dicker Propst, er hat doch die Bibel nie gelesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 14, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Propst un Priör êten vun ênem Teller.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 268; Diermissen, 237.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie sind sich gleich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Propst und Bader lassen beide zur Ader.</hi> (<hi rendition="#i">Nassau.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prosche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Prosche<hi rendition="#sup">1</hi> fan ne Grosche, fa ne Döttke drêmal.</hi> (<hi rendition="#i">Jerentowitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Von dem polnischen pros&#x017A;e = bitten.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1414"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prosit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Prost hat schon manchem 's Häusle kost.</hi> (<hi rendition="#i">Oberschwaben.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 233.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Prost, seggt Jost, un steckt de Näs in den Krôs; Dank, seggt Jehann (Jan) un steckt de Näs inne Kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 236; Deecke, 12; Hoefer, 64 u. 490.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafter Weise beim Zutrinken sowie beim unschicklichen Trinken. In Mecklenburg findet sich unter dem Stallpersonal nach den Namen verschiedener Kutscher die Zusammenstellung: Prost, segt Jost. Schün Dank, segt Blank. Kost't ôk Geld? segt Ihlenfeld. Dat 's Spass, segt Mass. (<hi rendition="#i">Hoefer, 64<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Prost, segt de Bûr, un drinkt ût'n Sûlpott<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eimer, Henkeltopf, Kessel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wei will Prost sägget, mutt beddeln gohn.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 330, 190.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Na, Prosit die Mahlzeit!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironischer Glückwunsch: &#x201E;Je nun, prauset der Moalzêt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 152<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Prost, gröss den Vadder Jost.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3017.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Prost, min Trost, drink, min Kind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3018.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Prost öm e Hälft, det Ganze krieg öck nich mehr.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man einen bei der Mahlzeit findet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Prost! sust dinken s', du hest schêten.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Prosit, sonst denken sie, du hast geschissen. Wird gesagt, wenn dem andern ein Wind entfährt. Durch den Nachsatz gewinnt das Prosit den ohne weiteres verstandenen Sinn: Wir wollen so thun, als hättest du geniest.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Prost, Vadder Jost.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Beim Zutrinken.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prositmahlzeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Da ist die ganze Prostemahlzeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2678.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dat is 'n mojen Prostmahltîd.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prositmahlzeitsgesicht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein Prostmahlzeitsgesicht haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3019.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man pflegt es Pastoren und Prälaten zuzuschreiben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Protection.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist seiner Protection milder als seiner Gaben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8025; Körte, 4856.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prôten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Prôten<hi rendition="#sup">1</hi> is Gôtkôp<hi rendition="#sup">2</hi>, man dôn<hi rendition="#sup">3</hi> is 'n Ding.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 967; Firmenich, I, 19, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Sprechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Guter, wohlfeiler Kauf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Aber thun. &#x2013; Bei <hi rendition="#i">Stürenburg (184<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi> heisst der Nachsatz: stûrder is dôn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 He prôtet as en Mettwurst, de an beide Enden open is.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 555; Kern, 976; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Leuten, die alles ausplaudern, was zu ihrer Kenntniss gelangt. Es werden dieselben mit einer Wurst verglichen, deren Enden beim Füllen nicht geschlossen worden sind, deren Inhalt also wieder herauskommt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Protestant.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Protestanten haben die Heiligen abgeschafft, aber die Scheinheiligen haben sie behalten.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Protestanten sind Leute, die nicht protestiren.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Protzel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist eine dicke Protzel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine weibliche Person in plumpem Wuchs. &#x201E;Rebecca, d. i. gemeste und eine feiste Plunsch und dick Protzel.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, IV, 146.</hi>) &#x201E;Eine dicke Protzel, stark vnd jung.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 19.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Protzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer protzt (mault) bei der Schüssel, dem schadet's am Rüssel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9287.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Proviant.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Je leichter Proviant, je leichter Last.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Levi commeatu nihil gravius. (<hi rendition="#i">Seybold, 277.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Je weniger Proviant, je schwerer Last.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Vmb Prouiant vnd ein Rottenzehrung bitten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 170<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Providere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In proviendum et tempori, sagte jener, und ging des Nachts zur Nonne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Aus einer Handschrift vom Jahre 1700.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[707]/0721] 15 Propheten brauchen Einsamkeit. 16 Propheten lieben die Dämmerung. Scheint auf unsere neuen gemünzt zu sein. 17 Was der Prophet nicht haben mag, ist für den Famulus gut. (S. Pfaff 256.) 18 Wenn ein neuer Prophet aufsteht, werden die alten abgedankt. Ueber die wesentlich verschiedenen Bedeutungen dieses lateinischen Sprichworts vgl. Faselius, 51. Lat.: Cornicum oculos configere. 19 Wo de Profête geboren is, da gelt he nich. – Schambach, II, 597. *20 Das muss ein Prophet sein, der das verstehen will. Lat.: Praeter Sibyllam leget nemo. (Plautus.) (Philippi, II, 106.) *21 Ein Prophet, der auch hofirt. – Eiselein, 515. *22 Einen Propheten im Leibe tragen. *23 Er ist ein Prophet, der Brot isst. – Eiselein, 504; Simrock, 8022. Wir haben dafür Hellseherinnen, die mit dem Magen die Zukunft erschauen, mit den Schienbeinen verschlossene Briefe lesen, und viel acht Jahr geschultes Volk, das an sie glaubt. Holl.: Het is een profeet, die brood eet. (Harrebomée, II, 202b.) *24 Es muss ein Prophet sein, der dies lesen (verstehen) soll. Lat.: Praeter Sibyllam nemo leget (intelliget). (Seybold, 454.) *25 Et ies en Profeite, dei Braut ietet. (Westf.) *26 Ich bin kein Prophet, noch eines Propheten Sohn. Holl.: Ik ben geen profeet, noch eens profeten zoon. (Harrebomée, II, 202b.) Prophetenbart. Prophetenbart, Heidukenart. Wer sich das Ansehen eines Propheten gibt, will das Sprichwort sagen, hat Aehnlichkeit mit Heiduken (s. d.), deren Name mit „Schelm“ im 16. Jahrhundert gleichbedeutend war. Poln.: Broda proroka, cnota hajduka. (Wurzbach I, 59, 16.) Prophetenbeere. *1 Er hat keine Prophetenbeere gegessen. – Eyering, III, 54. Lat.: Davus sum, non Oedipus. *2 Er het Prophetebeere g'gesse. (Solothurn.) – Schild, 73, 186; Sutermeister, 69; Henisch, 665, 46. Er will alles voraus wissen. Prophetendreck. * Ich hab keins prophetendreck gessen (geslocken). – Franck, II, 84a; Tappius, 104a; Egenolff, 90a; Henisch, 745; Simrock, 8023; Körte, 4855a. Bezieht sich auf einen unflätigen Streich Eulenspiegel's. „Gross Kunst ist mir allzeit vergessen, hab kein Propheten dreck gefressen.“ (Eyering, III, 56.) Holl.: Hij heeft profeten-drek gegeten. (Harrebomée, II, 202b.) Lat.: Davus sum, non Oedipus. (Terenz.) (Tappius, 103b; Henisch, 346, 46; Eiselein, 515; Grimm, II, 1357, 8; Philippi, I, 111.) Prophetenkinder. Prophetenkinder werden nicht immer Propheten. Prophetenwerk. Es ist nur Prophetenwerk, aus kleinen Krügen grosse Fässer füllen. – Winckler, VIII, 6. Prophezeien. 1 Am liebsten prophezeit, wer nichts thun will in der Zeit. 2 Mancher prophezeit wie Caiphas, weissagt, dass er nicht weiss. – Lehmann, 448, 14. *3 Ich hoaem (hab' ihm) dos Ding lange prôwezeit. – Frommann, III, 245, 37. *4 Prophezeien, wenn es geschehen ist. Wenn die Begebenheiten erfolgt sind, will sie jeder vorausgesehen haben. Wie würden aber alle diese Propheten bestehen, wenn man vorher ihre Ansichten bestimmt zu Protokoll genommen hätte? Propst. 1 Es ist mancher ein dicker Propst, er hat doch die Bibel nie gelesen. – Klosterspiegel, 14, 5. 2 Propst un Priör êten vun ênem Teller. (Holst.) – Schütze, IV, 268; Diermissen, 237. Sie sind sich gleich. 3 Propst und Bader lassen beide zur Ader. (Nassau.) Prosche. Prosche1 fan ne Grosche, fa ne Döttke drêmal. (Jerentowitz.) 1) Von dem polnischen prosźe = bitten. Prosit. 1 Der Prost hat schon manchem 's Häusle kost. (Oberschwaben.) – Birlinger, 233. 2 Prost, seggt Jost, un steckt de Näs in den Krôs; Dank, seggt Jehann (Jan) un steckt de Näs inne Kann. – Schütze, III, 236; Deecke, 12; Hoefer, 64 u. 490. Scherzhafter Weise beim Zutrinken sowie beim unschicklichen Trinken. In Mecklenburg findet sich unter dem Stallpersonal nach den Namen verschiedener Kutscher die Zusammenstellung: Prost, segt Jost. Schün Dank, segt Blank. Kost't ôk Geld? segt Ihlenfeld. Dat 's Spass, segt Mass. (Hoefer, 64a.) 3 Prost, segt de Bûr, un drinkt ût'n Sûlpott1. – Hoefer, 120. 1) Eimer, Henkeltopf, Kessel. 4 Wei will Prost sägget, mutt beddeln gohn. (Waldeck.) – Curtze, 330, 190. *5 Na, Prosit die Mahlzeit! Ironischer Glückwunsch: „Je nun, prauset der Moalzêt.“ (Keller, 152b.) *6 Prost, gröss den Vadder Jost. – Frischbier2, 3017. *7 Prost, min Trost, drink, min Kind. – Frischbier2, 3018. *8 Prost öm e Hälft, det Ganze krieg öck nich mehr. (Ostpreuss.) Wenn man einen bei der Mahlzeit findet. *9 Prost! sust dinken s', du hest schêten. (Pommern.) Prosit, sonst denken sie, du hast geschissen. Wird gesagt, wenn dem andern ein Wind entfährt. Durch den Nachsatz gewinnt das Prosit den ohne weiteres verstandenen Sinn: Wir wollen so thun, als hättest du geniest. *10 Prost, Vadder Jost. Beim Zutrinken. Prositmahlzeit. *1 Da ist die ganze Prostemahlzeit. – Frischbier2, 2678. *2 Dat is 'n mojen Prostmahltîd. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. Prositmahlzeitsgesicht. * Ein Prostmahlzeitsgesicht haben. – Frischbier2, 3019. Man pflegt es Pastoren und Prälaten zuzuschreiben. Protection. * Er ist seiner Protection milder als seiner Gaben. – Simrock, 8025; Körte, 4856. Prôten. 1 Prôten1 is Gôtkôp2, man dôn3 is 'n Ding. (Ostfries.) – Bueren, 967; Firmenich, I, 19, 32. 1) Sprechen. 2) Guter, wohlfeiler Kauf. 3) Aber thun. – Bei Stürenburg (184a) heisst der Nachsatz: stûrder is dôn. 2 He prôtet as en Mettwurst, de an beide Enden open is. – Bueren, 555; Kern, 976; Hauskalender, II. Von Leuten, die alles ausplaudern, was zu ihrer Kenntniss gelangt. Es werden dieselben mit einer Wurst verglichen, deren Enden beim Füllen nicht geschlossen worden sind, deren Inhalt also wieder herauskommt. Protestant. 1 Die Protestanten haben die Heiligen abgeschafft, aber die Scheinheiligen haben sie behalten. (Westf.) 2 Protestanten sind Leute, die nicht protestiren. Protzel. * Es ist eine dicke Protzel. Eine weibliche Person in plumpem Wuchs. „Rebecca, d. i. gemeste und eine feiste Plunsch und dick Protzel.“ (Luther's Werke, IV, 146.) „Eine dicke Protzel, stark vnd jung.“ (Waldis, II, 19.) Protzen. Wer protzt (mault) bei der Schüssel, dem schadet's am Rüssel. – Simrock, 9287. Proviant. 1 Je leichter Proviant, je leichter Last. Lat.: Levi commeatu nihil gravius. (Seybold, 277.) 2 Je weniger Proviant, je schwerer Last. *3 Vmb Prouiant vnd ein Rottenzehrung bitten. – Mathesy, 170b. Providere. In proviendum et tempori, sagte jener, und ging des Nachts zur Nonne. – Aus einer Handschrift vom Jahre 1700.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/721
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [707]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/721>, abgerufen am 22.12.2024.