Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] überall Fruchtbarkeit und Segen. (Wolf, Die Götterlehre, S. 35.) Der Ausdruck; mit der Holle fahren, bedeutet sowol aufgeregt träumen als insbesondere nachtwandeln. Ein Hollepeter ist demgemäss ein Mensch, der mit offenen Augen träumt und in seiner Zerstreuung allerlei phantastisches Zeug macht. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.) Die Russen in der untern Klasse haben die Redensart: Ein Peter der Erste sein, wobei sie einen Ausbund von Trunksucht u. dgl., einen recht liederlichen, überhaupt durch irgendeine schlechte Eigenschaft sich ganz besonders hervorthuenden Menschen bezeichnen. Sie wenden die Redensart auch auf Sachen, z. B. auf schlechten Branntwein, schlechten Taback u. s. w. an.

*64 Es ist Meister Peter.

Name des Scharfrichters. (Germania, V, 336.)

*65 Et is mit em Peter uppen Dake. - Eichwald, 283.

*66 Geh, schwarzer Peter!

Unter den berüchtigten Banditen, welche seit Ausbruch der französischen Revolution bis nach Beendigung des deutschen Befreiungskriegs eine Rolle spielten, steht Peter Nikoll, genannt der "schwarze Peter," obenan. Er ward 1771 im Mecklenburgischen geboren und am 13. Juni 1817 zu Glückstadt mit sechs seiner Genossen enthauptet. Sein gefürchteter Name ist noch jetzt in Norddeutschland im frischen Andenken, seine Thaten leben im Volksmunde fort; und man hat sogar ein Gesellschaftsspiel nach ihm benannt, das während der langen Winterabende zur Unterhaltung dient. Wer "schwarzer Peter" wird, erhält einen Kohlenstrich ins Gesicht und muss ein Pfand geben. Ob in Deutschland eine Lebensbeschreibung Peter Nikoll's vorhanden ist, weiss ich nicht. Nur wenige Mitglieder der Bande überlebten ihren Hauptmann, und diese wenigen starben im Gefängniss mit Ausnahme eines einzigen, dem der König von Dänemark nach fünfunddreissigjähriger Haft 1852 unter der Bedingung, dass er auswandere, die Freiheit schenkte. Im August des genannten Jahres kam er in Neuyork an. Die Neuyorker Tribunalzeitung vom 1. Oct. fg. 1852 enthält nun das Leben des "schwarzen Peter" nach der Erzählung dieses Begnadigten.

*67 He want achter Sanct Peter. - Schütze, III, 205.

Wird in Hamburg von einem gesagt, der sehr entlegen wohnt, weil sich um die Sanct-Petrikirche eine abgelegene Gasse zieht.

*68 Höher, Peter, liegt er net, so steht er.

In Niederösterreich von Personen, die sehr hochmüthig und prahlerisch, und mehr aus sich machen als sie sind.

*69 Ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.

Prof. Baumgarten (Programm, 28) theilt folgende Sage mit: "Zwei Männer aus Gosau wurden vor einigen hundert Jahren in dem gosauer Spitzengebirge von einem heftigen Gewitter überfallen. Da verlor der eine den Muth und sprach: >Mir ist angst und bang; ich fürchte, wir werden vom Blitz erschlagen.< Der andere sagte: >Sei doch nicht so zaghaft, ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.< Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, traf ihn ein Blitzstrahl, und er war auf der Stelle todt. Seitdem heisst der Kogl, über dem der Blitzstrahl berabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem die Männer zugingen, Peterskogl."

*70 Peter, friss, 's sind Linsen. (Niederlausitz.)

Enthält die Aufforderung, in Unangenehmes einzuwilligen: Thu' es nur, es wird in seinen Folgen so schlimm nicht ausfallen. Willige nur ein, du kannst nicht anders, nur hin, heisse das Unangenehme gut. Auch blos: Peter, friss Linsen. In Pommern: Frett (stich) Peter, 't sünd Lünsen. Das stecke ein, es ist auf dich gemünzt.

*71 Peter Scheit. - Dähnert, 348a.

Ein gemeines Scheltwort.

*72 Peter, wehr di!

So heisst in Mecklenburg ein Rock aus grobem Tuch.

*73 Sanct Peter entblössen und Sanct Paul damit zudecken.

*74 Sanct Peter für Sanct Paul nehmen.

Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Kritzinger, 533b.)


Peterchen.

* En krank Peterken. - Dähnert, 347b.

Für: kranker Knabe.


Peterkett.

1 A Peter Chettefyr (1. August) göh d' Storche furt. (Solothurn.) - Schild, 115, 135.

2 Banns of Pätterkätt rent, so wört teuering, on bann alle Steutlich voll Mal hange. - Haupt, III, 365.

Wenn es an Petri Kettenfeier (1. August) regnet, so entsteht Theurung und wenn alle Stauden voll Mehl hangen.


Peterlein.

1 Peterlein muss nicht (oben) auff allen Suppen seyn. - Lehmann, II, 491, 2; Simrock, 7746.

[Spaltenumbruch] 2 Peterlin und Lauch hat beguket (bezaubert, verhext) mir der Gauch.

*3 Des is der Peiterla aff all'n Supp'na. (Nürnberg.) - Frommann, VI, 415, 12.

*4 Er isch der Peterli uff der Suppe. (Solothurn.) - Schild, 72, 181; Sutermeister, 99.

Er drängt sich überall vor. Auch: Er isch wie der Beterli auf alle Supp.

*5 Er ist Peterlein auf allen Suppen. - Eiselein, 504; Lehmann, 25, 26; für Nürnberg: Frommann, VI, 415, 12.

*6 Es were gut Peterlein vmb den altar säen seinethalben, er zertret sie nicht. - Pauli, Schimpff , LVa; Eiselein, 504.

"Er kompt selten dazu."


Peterling.

* Er ist der Peterling (Petersilie) in allen Suppen. - Braun, I, 3280.

Er drängt sich in alle Gesellschaften, nimmt an allen Geschäftsverbindungen theil. In Schwaben: Der ist au der Peterling uff alla Suppa. (Birlinger, 963; Michel, 264; Nefflen, 457.)


Petermännchen.

* Petermännchen mit jemand spielen. - Philippi, I, 55.

In Pommern nennen die Maurer die abgeschlagenen Viertelstücken von Mauersteinen Petermänkens. (Dähnert, 348a.) Petermännchen ist auch eine Bezeichnung für Hausgeist, Elfe (vgl. Grimm, Myth., 473), aber zugleich auch wie Hänselmännchen ein Zärtlichkeitsausdruck für einen kleinen Knaben. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.)


Peterpaulstag.

1 Nach Peterpaulstag (29. Juli) reift das Korn auch in der Nacht. (Wohlau.) - Boebel, 34; Orakel, 611.

Die Franzosen sagen: Sind Sanct Peter und Paul regnerisch, so drohen dreissig Regentage. (Saint-Pierre et Saint-Paul pluvieux, pour trente jours dangereux.) In Vlämingen heisst es: Ist der Peterpaulstag schön und ohne Wind, so wird den ganzen Herbst angenehmes Wetter sein. (Orakel, 613 u. 615.)

2 Peter und Paulstag bricht dem Korn d' Wurzel ab. (Luzern.)


Petersburg.

Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert.


Petersfleck.

1 Aus Petersflecken macht der Schneider sich Mütze, West' und Kleider.

Petersfleck erinnert an den Petersgroschen, der von England seit dem 8. Jahrhundert bis Heinrich VIII., wie an den Peterspfennig, der von Polen u. s. w. seit Kasimir an den Papst gezahlt wurde. (Vgl. Wurzbach II, 276.)

Böhm.: Z cizich ostrizkuv, krejci si kabat sije. (Celakovsky, 332.)

Poln.: By nie cudze platki, niemial by krawiec karwatki. (Celakovsky, 332.)

2 Wo sieben Säcke mit Pietersflecken stiehn, sagte der Schneider zum Müller, do kinn (können) au sieben Müller sitza. (Hirschberg.)


Petersglocke.

* Es will nicht recht nach der Petersglocke im Hauptdom klingen. - Eiselein, 504.


Petersilie.

1 Gangk (geh) on kop (kaufe) dek Petterzelge, dan kanste din Water god maken, sied de Elberfeller. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 256, 58.

2 Man muss Petersilie baben.

Die Alten schmückten die Todtengräber mit Petersilie.

3 Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, den Frauen unter die Erd'.

In alten Sprüchen werden der Petersilie grosse Kräfte zugeschrieben: "Die Petersilie gekocht im Wein macht Appetit, und bricht den Stein, treibt den Urin und stärkt den Magen; sie macht auch sonst ein gut Behagen; stärkt das Gedächtniss, dient vor Sucht und ist des Gartens beste Frucht." (Orakel, 1103.)

Engl.: Parsley fried will bring a man to his saddle and a woman to her grave. (Bohn II, 30.)

Holl.: Peterselie helpt de mannen te paard en de vrouwen onder de aard. (Harrebomee, II, 180a.)

*4 Auf die Petersilie schlossen (hageln).

Sich an Schwächern reiben, an Ohnmächtigen zum Ritter werden, seine Gelehrsamkeit bei einem unbedeutenden Gegenstande auskramen.

[Spaltenumbruch] überall Fruchtbarkeit und Segen. (Wolf, Die Götterlehre, S. 35.) Der Ausdruck; mit der Holle fahren, bedeutet sowol aufgeregt träumen als insbesondere nachtwandeln. Ein Hollepeter ist demgemäss ein Mensch, der mit offenen Augen träumt und in seiner Zerstreuung allerlei phantastisches Zeug macht. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.) Die Russen in der untern Klasse haben die Redensart: Ein Peter der Erste sein, wobei sie einen Ausbund von Trunksucht u. dgl., einen recht liederlichen, überhaupt durch irgendeine schlechte Eigenschaft sich ganz besonders hervorthuenden Menschen bezeichnen. Sie wenden die Redensart auch auf Sachen, z. B. auf schlechten Branntwein, schlechten Taback u. s. w. an.

*64 Es ist Meister Peter.

Name des Scharfrichters. (Germania, V, 336.)

*65 Et is mit em Peter uppen Dake.Eichwald, 283.

*66 Geh, schwarzer Peter!

Unter den berüchtigten Banditen, welche seit Ausbruch der französischen Revolution bis nach Beendigung des deutschen Befreiungskriegs eine Rolle spielten, steht Peter Nikoll, genannt der „schwarze Peter,“ obenan. Er ward 1771 im Mecklenburgischen geboren und am 13. Juni 1817 zu Glückstadt mit sechs seiner Genossen enthauptet. Sein gefürchteter Name ist noch jetzt in Norddeutschland im frischen Andenken, seine Thaten leben im Volksmunde fort; und man hat sogar ein Gesellschaftsspiel nach ihm benannt, das während der langen Winterabende zur Unterhaltung dient. Wer „schwarzer Peter“ wird, erhält einen Kohlenstrich ins Gesicht und muss ein Pfand geben. Ob in Deutschland eine Lebensbeschreibung Peter Nikoll's vorhanden ist, weiss ich nicht. Nur wenige Mitglieder der Bande überlebten ihren Hauptmann, und diese wenigen starben im Gefängniss mit Ausnahme eines einzigen, dem der König von Dänemark nach fünfunddreissigjähriger Haft 1852 unter der Bedingung, dass er auswandere, die Freiheit schenkte. Im August des genannten Jahres kam er in Neuyork an. Die Neuyorker Tribunalzeitung vom 1. Oct. fg. 1852 enthält nun das Leben des „schwarzen Peter“ nach der Erzählung dieses Begnadigten.

*67 He wânt achter Sanct Peter.Schütze, III, 205.

Wird in Hamburg von einem gesagt, der sehr entlegen wohnt, weil sich um die Sanct-Petrikirche eine abgelegene Gasse zieht.

*68 Höher, Peter, liegt er net, so steht er.

In Niederösterreich von Personen, die sehr hochmüthig und prahlerisch, und mehr aus sich machen als sie sind.

*69 Ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.

Prof. Baumgarten (Programm, 28) theilt folgende Sage mit: „Zwei Männer aus Gosau wurden vor einigen hundert Jahren in dem gosauer Spitzengebirge von einem heftigen Gewitter überfallen. Da verlor der eine den Muth und sprach: ›Mir ist angst und bang; ich fürchte, wir werden vom Blitz erschlagen.‹ Der andere sagte: ›Sei doch nicht so zaghaft, ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.‹ Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, traf ihn ein Blitzstrahl, und er war auf der Stelle todt. Seitdem heisst der Kogl, über dem der Blitzstrahl berabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem die Männer zugingen, Peterskogl.“

*70 Peter, friss, 's sind Linsen. (Niederlausitz.)

Enthält die Aufforderung, in Unangenehmes einzuwilligen: Thu' es nur, es wird in seinen Folgen so schlimm nicht ausfallen. Willige nur ein, du kannst nicht anders, nur hin, heisse das Unangenehme gut. Auch blos: Peter, friss Linsen. In Pommern: Frett (stich) Peter, 't sünd Lünsen. Das stecke ein, es ist auf dich gemünzt.

*71 Peter Schît.Dähnert, 348a.

Ein gemeines Scheltwort.

*72 Peter, wehr di!

So heisst in Mecklenburg ein Rock aus grobem Tuch.

*73 Sanct Peter entblössen und Sanct Paul damit zudecken.

*74 Sanct Peter für Sanct Paul nehmen.

Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Kritzinger, 533b.)


Peterchen.

* Én krank Peterken.Dähnert, 347b.

Für: kranker Knabe.


Peterkett.

1 A Peter Chettefyr (1. August) göh d' Storche furt. (Solothurn.) – Schild, 115, 135.

2 Banns of Pätterkätt rênt, so wört teuering, on bann alle Steutlich voll Mâl hange.Haupt, III, 365.

Wenn es an Petri Kettenfeier (1. August) regnet, so entsteht Theurung und wenn alle Stauden voll Mehl hangen.


Peterlein.

1 Peterlein muss nicht (oben) auff allen Suppen seyn.Lehmann, II, 491, 2; Simrock, 7746.

[Spaltenumbruch] 2 Peterlin und Lauch hat beguket (bezaubert, verhext) mir der Gauch.

*3 Dês is der Pèiterla aff all'n Supp'na. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 12.

*4 Er isch der Peterli uff der Suppe. (Solothurn.) – Schild, 72, 181; Sutermeister, 99.

Er drängt sich überall vor. Auch: Er isch wie der Beterli auf alle Supp.

*5 Er ist Peterlein auf allen Suppen.Eiselein, 504; Lehmann, 25, 26; für Nürnberg: Frommann, VI, 415, 12.

*6 Es were gut Peterlein vmb den altar säen seinethalben, er zertret sie nicht.Pauli, Schimpff , LVa; Eiselein, 504.

„Er kompt selten dazu.“


Peterling.

* Er ist der Peterling (Petersilie) in allen Suppen.Braun, I, 3280.

Er drängt sich in alle Gesellschaften, nimmt an allen Geschäftsverbindungen theil. In Schwaben: Der ist au der Peterling uff alla Suppa. (Birlinger, 963; Michel, 264; Nefflen, 457.)


Petermännchen.

* Petermännchen mit jemand spielen.Philippi, I, 55.

In Pommern nennen die Maurer die abgeschlagenen Viertelstücken von Mauersteinen Petermänkens. (Dähnert, 348a.) Petermännchen ist auch eine Bezeichnung für Hausgeist, Elfe (vgl. Grimm, Myth., 473), aber zugleich auch wie Hänselmännchen ein Zärtlichkeitsausdruck für einen kleinen Knaben. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.)


Peterpaulstag.

1 Nach Peterpaulstag (29. Juli) reift das Korn auch in der Nacht. (Wohlau.) – Boebel, 34; Orakel, 611.

Die Franzosen sagen: Sind Sanct Peter und Paul regnerisch, so drohen dreissig Regentage. (Saint-Pierre et Saint-Paul pluvieux, pour trente jours dangereux.) In Vlämingen heisst es: Ist der Peterpaulstag schön und ohne Wind, so wird den ganzen Herbst angenehmes Wetter sein. (Orakel, 613 u. 615.)

2 Peter und Paulstag bricht dem Korn d' Wurzel ab. (Luzern.)


Petersburg.

Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert.


Petersfleck.

1 Aus Petersflecken macht der Schneider sich Mütze, West' und Kleider.

Petersfleck erinnert an den Petersgroschen, der von England seit dem 8. Jahrhundert bis Heinrich VIII., wie an den Peterspfennig, der von Polen u. s. w. seit Kasimir an den Papst gezahlt wurde. (Vgl. Wurzbach II, 276.)

Böhm.: Z cizích ostřižkův, krejčí si kabát šije. (Čelakovský, 332.)

Poln.: By nie cudze płatki, niemiał by krawiec karwatki. (Čelakovský, 332.)

2 Wo sieben Säcke mit Pietersflecken stiehn, sagte der Schneider zum Müller, do kinn (können) au sieben Müller sitza. (Hirschberg.)


Petersglocke.

* Es will nicht recht nach der Petersglocke im Hauptdom klingen.Eiselein, 504.


Petersilie.

1 Gangk (geh) on kôp (kaufe) dek Petterzelge, dan kanste din Wâter god mâken, sied de Elberfeller. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 256, 58.

2 Man muss Petersilie baben.

Die Alten schmückten die Todtengräber mit Petersilie.

3 Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, den Frauen unter die Erd'.

In alten Sprüchen werden der Petersilie grosse Kräfte zugeschrieben: „Die Petersilie gekocht im Wein macht Appetit, und bricht den Stein, treibt den Urin und stärkt den Magen; sie macht auch sonst ein gut Behagen; stärkt das Gedächtniss, dient vor Sucht und ist des Gartens beste Frucht.“ (Orakel, 1103.)

Engl.: Parsley fried will bring a man to his saddle and a woman to her grave. (Bohn II, 30.)

Holl.: Peterselie helpt de mannen te paard en de vrouwen onder de aard. (Harrebomée, II, 180a.)

*4 Auf die Petersilie schlossen (hageln).

Sich an Schwächern reiben, an Ohnmächtigen zum Ritter werden, seine Gelehrsamkeit bei einem unbedeutenden Gegenstande auskramen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0624" n="[610]"/><cb n="1219"/>
überall Fruchtbarkeit und Segen. (<hi rendition="#i">Wolf, Die Götterlehre, S. 35.</hi>) Der Ausdruck; mit der Holle fahren, bedeutet sowol aufgeregt träumen als insbesondere nachtwandeln. Ein Hollepeter ist demgemäss ein Mensch, der mit offenen Augen träumt und in seiner Zerstreuung allerlei phantastisches Zeug macht. (Vgl. <hi rendition="#i">Nass. Annalen, X, 105.</hi>) Die Russen in der untern Klasse haben die Redensart: Ein Peter der Erste sein, wobei sie einen Ausbund von Trunksucht u. dgl., einen recht liederlichen, überhaupt durch irgendeine schlechte Eigenschaft sich ganz besonders hervorthuenden Menschen bezeichnen. Sie wenden die Redensart auch auf Sachen, z. B. auf schlechten Branntwein, schlechten Taback u. s. w. an.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*64 Es ist Meister Peter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Name des Scharfrichters. (<hi rendition="#i">Germania, V, 336.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*65 Et is mit em Peter uppen Dake.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 283.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*66 Geh, schwarzer Peter!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter den berüchtigten Banditen, welche seit Ausbruch der französischen Revolution bis nach Beendigung des deutschen Befreiungskriegs eine Rolle spielten, steht Peter Nikoll, genannt der &#x201E;schwarze Peter,&#x201C; obenan. Er ward 1771 im Mecklenburgischen geboren und am 13. Juni 1817 zu Glückstadt mit sechs seiner Genossen enthauptet. Sein gefürchteter Name ist noch jetzt in Norddeutschland im frischen Andenken, seine Thaten leben im Volksmunde fort; und man hat sogar ein Gesellschaftsspiel nach ihm benannt, das während der langen Winterabende zur Unterhaltung dient. Wer &#x201E;schwarzer Peter&#x201C; wird, erhält einen Kohlenstrich ins Gesicht und muss ein Pfand geben. Ob in Deutschland eine Lebensbeschreibung Peter Nikoll's vorhanden ist, weiss ich nicht. Nur wenige Mitglieder der Bande überlebten ihren Hauptmann, und diese wenigen starben im Gefängniss mit Ausnahme eines einzigen, dem der König von Dänemark nach fünfunddreissigjähriger Haft 1852 unter der Bedingung, dass er auswandere, die Freiheit schenkte. Im August des genannten Jahres kam er in Neuyork an. Die <hi rendition="#i">Neuyorker Tribunalzeitung vom 1. Oct. fg. 1852</hi> enthält nun das Leben des &#x201E;schwarzen Peter&#x201C; nach der Erzählung dieses Begnadigten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*67 He wânt achter Sanct Peter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 205.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird in Hamburg von einem gesagt, der sehr entlegen wohnt, weil sich um die Sanct-Petrikirche eine abgelegene Gasse zieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*68 Höher, Peter, liegt er net, so steht er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Niederösterreich von Personen, die sehr hochmüthig und prahlerisch, und mehr aus sich machen als sie sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*69 Ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Prof. <hi rendition="#i">Baumgarten</hi> (<hi rendition="#i">Programm, 28</hi>) theilt folgende Sage mit: &#x201E;Zwei Männer aus Gosau wurden vor einigen hundert Jahren in dem gosauer Spitzengebirge von einem heftigen Gewitter überfallen. Da verlor der eine den Muth und sprach: &#x203A;Mir ist angst und bang; ich fürchte, wir werden vom Blitz erschlagen.&#x2039; Der andere sagte: &#x203A;Sei doch nicht so zaghaft, ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.&#x2039; Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, traf ihn ein Blitzstrahl, und er war auf der Stelle todt. Seitdem heisst der Kogl, über dem der Blitzstrahl berabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem die Männer zugingen, Peterskogl.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*70 Peter, friss, 's sind Linsen.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Enthält die Aufforderung, in Unangenehmes einzuwilligen: Thu' es nur, es wird in seinen Folgen so schlimm nicht ausfallen. Willige nur ein, du kannst nicht anders, nur hin, heisse das Unangenehme gut. Auch blos: Peter, friss Linsen. In Pommern: Frett (stich) Peter, 't sünd Lünsen. Das stecke ein, es ist auf dich gemünzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*71 Peter Schît.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 348<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein gemeines Scheltwort.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*72 Peter, wehr di!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So heisst in Mecklenburg ein Rock aus grobem Tuch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*73 Sanct Peter entblössen und Sanct Paul damit zudecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*74 Sanct Peter für Sanct Paul nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 533<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Peterchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Én krank Peterken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 347<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Für: kranker Knabe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Peterkett.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Peter Chettefyr (1. August) göh d' Storche furt.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 115, 135.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Banns of Pätterkätt rênt, so wört teuering, on bann alle Steutlich voll Mâl hange.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, III, 365.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn es an Petri Kettenfeier (1. August) regnet, so entsteht Theurung und wenn alle Stauden voll Mehl hangen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Peterlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Peterlein muss nicht (oben) auff allen Suppen seyn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 491, 2; Simrock, 7746.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1220"/>
2 Peterlin und Lauch hat beguket (bezaubert, verhext) mir der Gauch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dês is der Pèiterla aff all'n Supp'na.</hi> (<hi rendition="#i">Nürnberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 415, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er isch der Peterli uff der Suppe.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 72, 181; Sutermeister, 99.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er drängt sich überall vor. Auch: Er isch wie der Beterli auf alle Supp.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er ist Peterlein auf allen Suppen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 504; Lehmann, 25, 26;</hi> für Nürnberg: <hi rendition="#i">Frommann, VI, 415, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Es were gut Peterlein vmb den altar säen seinethalben, er zertret sie nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pauli, Schimpff , LV<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 504.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Er kompt selten dazu.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Peterling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist der Peterling (Petersilie) in allen Suppen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3280.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er drängt sich in alle Gesellschaften, nimmt an allen Geschäftsverbindungen theil. In Schwaben: Der ist au der Peterling uff alla Suppa. (<hi rendition="#i">Birlinger, 963; Michel, 264; Nefflen, 457.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Petermännchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Petermännchen mit jemand spielen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Philippi, I, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Pommern nennen die Maurer die abgeschlagenen Viertelstücken von Mauersteinen Petermänkens. (<hi rendition="#i">Dähnert, 348<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Petermännchen ist auch eine Bezeichnung für Hausgeist, Elfe (vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Myth., 473</hi>), aber zugleich auch wie Hänselmännchen ein Zärtlichkeitsausdruck für einen kleinen Knaben. (Vgl. <hi rendition="#i">Nass. Annalen, X, 105.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Peterpaulstag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Nach Peterpaulstag (29. Juli) reift das Korn auch in der Nacht.</hi> (<hi rendition="#i">Wohlau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 34; Orakel, 611.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Franzosen sagen: Sind Sanct Peter und Paul regnerisch, so drohen dreissig Regentage. (Saint-Pierre et Saint-Paul pluvieux, pour trente jours dangereux.) In Vlämingen heisst es: Ist der Peterpaulstag schön und ohne Wind, so wird den ganzen Herbst angenehmes Wetter sein. (<hi rendition="#i">Orakel, 613 u. 615.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Peter und Paulstag bricht dem Korn d' Wurzel ab.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Petersburg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Petersfleck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus Petersflecken macht der Schneider sich Mütze, West' und Kleider.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Petersfleck erinnert an den Petersgroschen, der von England seit dem 8. Jahrhundert bis Heinrich VIII., wie an den Peterspfennig, der von Polen u. s. w. seit Kasimir an den Papst gezahlt wurde. (Vgl. <hi rendition="#i">Wurzbach II, 276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Z cizích ost&#x0159;i&#x017E;k&#x016F;v, krej&#x010D;í si kabát &#x0161;ije. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 332.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: By nie cudze p&#x0142;atki, niemia&#x0142; by krawiec karwatki. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 332.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wo sieben Säcke mit Pietersflecken stiehn, sagte der Schneider zum Müller, do kinn (können) au sieben Müller sitza.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Petersglocke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es will nicht recht nach der Petersglocke im Hauptdom klingen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 504.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Petersilie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gangk (geh) on kôp (kaufe) dek Petterzelge, dan kanste din Wâter god mâken, sied de Elberfeller.</hi> (<hi rendition="#i">Plettenberg in der Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 256, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Man muss Petersilie baben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Alten schmückten die Todtengräber mit Petersilie.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, den Frauen unter die Erd'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In alten Sprüchen werden der Petersilie grosse Kräfte zugeschrieben: &#x201E;Die Petersilie gekocht im Wein macht Appetit, und bricht den Stein, treibt den Urin und stärkt den Magen; sie macht auch sonst ein gut Behagen; stärkt das Gedächtniss, dient vor Sucht und ist des Gartens beste Frucht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Orakel, 1103.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Parsley fried will bring a man to his saddle and a woman to her grave. (<hi rendition="#i">Bohn II, 30.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Peterselie helpt de mannen te paard en de vrouwen onder de aard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 180<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Auf die Petersilie schlossen (hageln).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich an Schwächern reiben, an Ohnmächtigen zum Ritter werden, seine Gelehrsamkeit bei einem unbedeutenden Gegenstande auskramen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[610]/0624] überall Fruchtbarkeit und Segen. (Wolf, Die Götterlehre, S. 35.) Der Ausdruck; mit der Holle fahren, bedeutet sowol aufgeregt träumen als insbesondere nachtwandeln. Ein Hollepeter ist demgemäss ein Mensch, der mit offenen Augen träumt und in seiner Zerstreuung allerlei phantastisches Zeug macht. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.) Die Russen in der untern Klasse haben die Redensart: Ein Peter der Erste sein, wobei sie einen Ausbund von Trunksucht u. dgl., einen recht liederlichen, überhaupt durch irgendeine schlechte Eigenschaft sich ganz besonders hervorthuenden Menschen bezeichnen. Sie wenden die Redensart auch auf Sachen, z. B. auf schlechten Branntwein, schlechten Taback u. s. w. an. *64 Es ist Meister Peter. Name des Scharfrichters. (Germania, V, 336.) *65 Et is mit em Peter uppen Dake. – Eichwald, 283. *66 Geh, schwarzer Peter! Unter den berüchtigten Banditen, welche seit Ausbruch der französischen Revolution bis nach Beendigung des deutschen Befreiungskriegs eine Rolle spielten, steht Peter Nikoll, genannt der „schwarze Peter,“ obenan. Er ward 1771 im Mecklenburgischen geboren und am 13. Juni 1817 zu Glückstadt mit sechs seiner Genossen enthauptet. Sein gefürchteter Name ist noch jetzt in Norddeutschland im frischen Andenken, seine Thaten leben im Volksmunde fort; und man hat sogar ein Gesellschaftsspiel nach ihm benannt, das während der langen Winterabende zur Unterhaltung dient. Wer „schwarzer Peter“ wird, erhält einen Kohlenstrich ins Gesicht und muss ein Pfand geben. Ob in Deutschland eine Lebensbeschreibung Peter Nikoll's vorhanden ist, weiss ich nicht. Nur wenige Mitglieder der Bande überlebten ihren Hauptmann, und diese wenigen starben im Gefängniss mit Ausnahme eines einzigen, dem der König von Dänemark nach fünfunddreissigjähriger Haft 1852 unter der Bedingung, dass er auswandere, die Freiheit schenkte. Im August des genannten Jahres kam er in Neuyork an. Die Neuyorker Tribunalzeitung vom 1. Oct. fg. 1852 enthält nun das Leben des „schwarzen Peter“ nach der Erzählung dieses Begnadigten. *67 He wânt achter Sanct Peter. – Schütze, III, 205. Wird in Hamburg von einem gesagt, der sehr entlegen wohnt, weil sich um die Sanct-Petrikirche eine abgelegene Gasse zieht. *68 Höher, Peter, liegt er net, so steht er. In Niederösterreich von Personen, die sehr hochmüthig und prahlerisch, und mehr aus sich machen als sie sind. *69 Ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter. Prof. Baumgarten (Programm, 28) theilt folgende Sage mit: „Zwei Männer aus Gosau wurden vor einigen hundert Jahren in dem gosauer Spitzengebirge von einem heftigen Gewitter überfallen. Da verlor der eine den Muth und sprach: ›Mir ist angst und bang; ich fürchte, wir werden vom Blitz erschlagen.‹ Der andere sagte: ›Sei doch nicht so zaghaft, ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.‹ Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, traf ihn ein Blitzstrahl, und er war auf der Stelle todt. Seitdem heisst der Kogl, über dem der Blitzstrahl berabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem die Männer zugingen, Peterskogl.“ *70 Peter, friss, 's sind Linsen. (Niederlausitz.) Enthält die Aufforderung, in Unangenehmes einzuwilligen: Thu' es nur, es wird in seinen Folgen so schlimm nicht ausfallen. Willige nur ein, du kannst nicht anders, nur hin, heisse das Unangenehme gut. Auch blos: Peter, friss Linsen. In Pommern: Frett (stich) Peter, 't sünd Lünsen. Das stecke ein, es ist auf dich gemünzt. *71 Peter Schît. – Dähnert, 348a. Ein gemeines Scheltwort. *72 Peter, wehr di! So heisst in Mecklenburg ein Rock aus grobem Tuch. *73 Sanct Peter entblössen und Sanct Paul damit zudecken. *74 Sanct Peter für Sanct Paul nehmen. Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Kritzinger, 533b.) Peterchen. * Én krank Peterken. – Dähnert, 347b. Für: kranker Knabe. Peterkett. 1 A Peter Chettefyr (1. August) göh d' Storche furt. (Solothurn.) – Schild, 115, 135. 2 Banns of Pätterkätt rênt, so wört teuering, on bann alle Steutlich voll Mâl hange. – Haupt, III, 365. Wenn es an Petri Kettenfeier (1. August) regnet, so entsteht Theurung und wenn alle Stauden voll Mehl hangen. Peterlein. 1 Peterlein muss nicht (oben) auff allen Suppen seyn. – Lehmann, II, 491, 2; Simrock, 7746. 2 Peterlin und Lauch hat beguket (bezaubert, verhext) mir der Gauch. *3 Dês is der Pèiterla aff all'n Supp'na. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 12. *4 Er isch der Peterli uff der Suppe. (Solothurn.) – Schild, 72, 181; Sutermeister, 99. Er drängt sich überall vor. Auch: Er isch wie der Beterli auf alle Supp. *5 Er ist Peterlein auf allen Suppen. – Eiselein, 504; Lehmann, 25, 26; für Nürnberg: Frommann, VI, 415, 12. *6 Es were gut Peterlein vmb den altar säen seinethalben, er zertret sie nicht. – Pauli, Schimpff , LVa; Eiselein, 504. „Er kompt selten dazu.“ Peterling. * Er ist der Peterling (Petersilie) in allen Suppen. – Braun, I, 3280. Er drängt sich in alle Gesellschaften, nimmt an allen Geschäftsverbindungen theil. In Schwaben: Der ist au der Peterling uff alla Suppa. (Birlinger, 963; Michel, 264; Nefflen, 457.) Petermännchen. * Petermännchen mit jemand spielen. – Philippi, I, 55. In Pommern nennen die Maurer die abgeschlagenen Viertelstücken von Mauersteinen Petermänkens. (Dähnert, 348a.) Petermännchen ist auch eine Bezeichnung für Hausgeist, Elfe (vgl. Grimm, Myth., 473), aber zugleich auch wie Hänselmännchen ein Zärtlichkeitsausdruck für einen kleinen Knaben. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.) Peterpaulstag. 1 Nach Peterpaulstag (29. Juli) reift das Korn auch in der Nacht. (Wohlau.) – Boebel, 34; Orakel, 611. Die Franzosen sagen: Sind Sanct Peter und Paul regnerisch, so drohen dreissig Regentage. (Saint-Pierre et Saint-Paul pluvieux, pour trente jours dangereux.) In Vlämingen heisst es: Ist der Peterpaulstag schön und ohne Wind, so wird den ganzen Herbst angenehmes Wetter sein. (Orakel, 613 u. 615.) 2 Peter und Paulstag bricht dem Korn d' Wurzel ab. (Luzern.) Petersburg. Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert. Petersfleck. 1 Aus Petersflecken macht der Schneider sich Mütze, West' und Kleider. Petersfleck erinnert an den Petersgroschen, der von England seit dem 8. Jahrhundert bis Heinrich VIII., wie an den Peterspfennig, der von Polen u. s. w. seit Kasimir an den Papst gezahlt wurde. (Vgl. Wurzbach II, 276.) Böhm.: Z cizích ostřižkův, krejčí si kabát šije. (Čelakovský, 332.) Poln.: By nie cudze płatki, niemiał by krawiec karwatki. (Čelakovský, 332.) 2 Wo sieben Säcke mit Pietersflecken stiehn, sagte der Schneider zum Müller, do kinn (können) au sieben Müller sitza. (Hirschberg.) Petersglocke. * Es will nicht recht nach der Petersglocke im Hauptdom klingen. – Eiselein, 504. Petersilie. 1 Gangk (geh) on kôp (kaufe) dek Petterzelge, dan kanste din Wâter god mâken, sied de Elberfeller. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 256, 58. 2 Man muss Petersilie baben. Die Alten schmückten die Todtengräber mit Petersilie. 3 Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, den Frauen unter die Erd'. In alten Sprüchen werden der Petersilie grosse Kräfte zugeschrieben: „Die Petersilie gekocht im Wein macht Appetit, und bricht den Stein, treibt den Urin und stärkt den Magen; sie macht auch sonst ein gut Behagen; stärkt das Gedächtniss, dient vor Sucht und ist des Gartens beste Frucht.“ (Orakel, 1103.) Engl.: Parsley fried will bring a man to his saddle and a woman to her grave. (Bohn II, 30.) Holl.: Peterselie helpt de mannen te paard en de vrouwen onder de aard. (Harrebomée, II, 180a.) *4 Auf die Petersilie schlossen (hageln). Sich an Schwächern reiben, an Ohnmächtigen zum Ritter werden, seine Gelehrsamkeit bei einem unbedeutenden Gegenstande auskramen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/624
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [610]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/624>, abgerufen am 03.12.2024.