Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
*24 Man kann darauf nach Paris reiten. (Rottenburg.) *25 Paris für Corbeil nehmen. - Illustr. Zeitung, Nr. 1447. Grosses Versehen, argen Schnitzer machen. Pariser. *1 Er ist ein Pariser. In der pariser Umgangssprache heisst der Uebervortheiler im Geschäft ein Jude, der Wucherer Araber, der in gewissen Formen sich auszeichnende Dieb ein Amerikaner, der ungeschliffene Grobian - Savoyard, der Tölpel - Welscher, der Trunkenbold - Pole, der Landstreicher - Böhme oder Zigeuner, der Thürsteher - Schweizer, der bezahlte Klatscher - Römer und der falsche Spieler - Grieche. Wenn aber in dem übrigen Frankreich von einem Tagedieb die Rede ist, so heisst es: Er ist ein Pariser. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1869, Nr. 491.) *2 Er macht's wie die Pariser, er lässt's regnen, wenn's regnet. Frz.: Faire comme a Paris, laisser pleuvoir. (Cahier, 1253.) Parlament. Das Parlament kann alles thun, nur nicht aus einer Frau einen Mann machen. - Bresl. Zeitung, 1871. So sagt man in England sprichwörtlich, um die verfassungsmässige Gewalt des Parlaments zu bezeichnen. Parle. * Dass dich das parle1 ruere (angehe)! - Agricola I, 479; Eiselein, 503. 1) Auch Barle, Parlay, Parlin, Parlys (Paralysis), Parlysucht, Parleysucht, Perle, Perli, Perlin, Perlis. Drückt den Fluch aus: dass du lahm werdest. Das Uebel wird auch durch Tropff (apoplexia) bezeichnet. "Tropff auf eyner seiten, so nur dz halb theyl des leibs lamm ist, hemiplexia." (Diction. germ. et lat., Argent. 1537, 488a.) Bei Geiler von Kaisersberg (Brösamlein, 41b) heisst es: "Das perli macht ein menschen schlottern, stettig, hinter sich gon, vnempfintlich, weich, irrig." - Pflaum (Calend., 25): ..."gut fuir Siechthum der Nieren und Beschwärung der gelider, das Parlay, fuir Gicht und Tropffen." (Vgl. Frommann, VI, 6.) Pärlein. 'S Pärle ist's Edelmanns Wunsch. (Saulgau.) Spricht den Gedanken aus, dass vornehme Leute nicht mehr als zwei Kinder haben wollen. (Birlinger, 120.) Parler. Parlez-vous francais? G'schnitt'ne Nudel in Kaffee. (Steiermark.) Verspottung des Französischplapperns. Paros. Paros hat kalt wasser, aber schöne weiber. - Franck, II, 40a; Simrock, 7713. Paröse. * An artlige Paröse (?) sein. (Oberösterreich.) Ein sonderbarer Mensch. Pärschen. * Er pärscht sich wie der Käfer im Dreck. (Breslau.) Part. * Half Part holn. - Eichwald, 1480. Diese Redensart enthält den Anspruch, die Bitte: Gib mir die Hälfte davon. Gewinn und Verlust unter sich zur Hälfte theilen. (Dähnert, 345a.) Partei. 1 Die Parteien würden oft zusammenkommen, wenn die Advocaten nicht dazwischenständen. Die Aegypter sagen: Die Parteien vereinigten sich, aber der Kadi widersetzte sich. (Burckhardt, 309.) Wird angewandt, wenn der Schiedsrichter aus eigennützigen Absichten den Streit zu verlängern sucht. 2 Keine Partei ist der andern vor. - Graf, 432, 247. Vor dem Richter haben beide gleiche Rechte. Mhd.: Dez ist auch keine partie der andern vor. (Grimm, I, 707.) 3 Man soll auch die andere Partei hören. Jüdisch-deutsch in Warschau: Män müss aushören beide Zduddim (Parteien). It.: Odi l'altra parte, e credi poco. (Bohn I, 116.) 4 Wer eine Partei gehört, soll auch die andere hören. Dän.: Hav et öre for den anden. - Hör og den anden part. (Prov. dan., 300.) Holl.: Die eene partij hoort, hoor ook de andere partij. (Harrebomee, II, 170b.) 5 Wer es mit keiner unter zwoen Parteien hält, der wird endlich beiden zur Beut. - Opel, 390. 6 Wer nur Eine Partei hört, der hört nichts. Frz.: Qui n'entend qu'une partie, n'instruit pas le proces. (Cahier, 624.) Holl.: Die maar eene partij hoort, kan geen regt spreken. (Harrebomee, II, 172b.) [Spaltenumbruch] It.: Non giudicar per legge, ne per carte, se non ascolti l'un e l'altra parte. (Gaal, 910.) Lat.: Audiatur et altera pars. (Faselius, 24.) - Qui statuit aliquid parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuerit. (Gaal, 930.) 7 Wer richtet (schlichtet) zwischen zwei Parteien, fülle dem Wolf den Magen und lasse der Ziege den Kragen. Span.: Pensar muchas, y hacer una. (Cahier, 3630.) *8 Es mit beiden Parteien halten. Frz.: Signer pour les deux parties. (Bohn I, 56.) *9 Partei machen. - Dähnert, 345a. Sich mit jemand über etwas verbinden. Parteilichkeit. 1 Nur keine Parteilichkeit, sagte der Wolf, als er den Hammel gefressen hatte, und nun den Widder frass. 2 Parteilichkeit macht oft den Richter blind. - Philippi, I, 29. Parteke. Mancher will einen mit einer Parteke erkauffen vnd ein ewigen Gefangenen damit haben zu diensten. - Lehmann, 908, 10. "Wenn er ein trunck Wasser, oder ein Rind vom Brodt gibt, so wolt er ein fuder Wein oder zehn malter Korn dargegen nemen." Partekenhengst. * Ein Partekenhengst. "Ich bin auch ein solcher Partekenhengst gewesen und habe das Brot für den Häusern genommen." (Luther's Werke, V, 181.) Partekenliebe. * Das ist Partekenliebe. "Es heisset eine Partekenliebe, wann ich ein oder zwei auswehle, welche mir gefallen." (Luther's Werke, VI, 37.) Partekenprediger. * Es ist ein Partekenprediger. "Ich bin nicht ein Partekenprediger, der da von dem Bettelstab als von zeitlichem Reichthum, Gewalt und Wollust predigte." (Luther's Werke, II, 295.) Partekensack. Der Partekensack vnd almosen thun das best bei armen Schulerlein. - Henisch, 325, 69; Petri, II, 103. Partekenteufel. * Es ist ein Partekenteufel. "Das sind nicht geringe Partekenteuffel, sondern Landteuffel, Hoff- und Fürstenteuffel." (Luther's Tischreden, 92a.) Partherpfeil. * Der Partherpfeil fiel in den Sand. Partie. 1 Man muss eine Partie nicht auf morgen verschieben. Schon die Witterung kann bis morgen ungünstiger werden. Frz.: Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain. (Lendroy, 1160; Cahier, 1502.) 2 Wer die Partie verlässt (aufgibt), verliert sie. Wer eine angefangene Sache liegen lässt, kommt nicht leicht wieder dazu. Wer sein Recht, seinen Platz fahren lässt, hat keinen Anspruch mehr daran. Frz.: Qui quitte la partie, la perd. (Lendroy, 1159.) *3 Adje, Partie. (Rottenburg.) D. h. das thue ich nicht, da bin ich nicht dabei. *4 Das ist eine schöne Partie. Holl.: Dat is eene moeije partij voor hem. (Harrebomee, II, 172b.) *5 Diese Partie kostet mehr als sie werth ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Der Naden (die Mitgift) geht weg auf Schadchunes, d. i. hier auf den Betrag, den der Ehevermittler für seine Bemühungen beansprucht. *6 Er wird sich damit keine Partie verderben. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch zu einer jungen Person, welche sich einen kleinen Verstoss oder Fehler sehr zu Herzen nimmt: Es wett dir züm Schiddech nit schatten, d. h.: Kränke dich nicht, das kleine Versehen soll dir nicht hinderlich sein, eine gute Partie zu machen. *7 Es könnte eine Partie werden, aber die Frau (der Mann) lebt noch. Gegen voreilige, unzeitige Anträge und Bewerbungen. In demselben Sinne jüdisch-deutsch in Warschau: Jo, a Schiddech, dus Mess lebt ober noch. (Ja wol, eine Heirathspartie, aber die Leiche lebt noch.) Man schlug jemand in der Meinung, er sei Witwer, eine Partie vor, worauf er obige, sprichwörtlich gewordene Antwort gab. [Spaltenumbruch]
*24 Man kann darauf nach Paris reiten. (Rottenburg.) *25 Paris für Corbeil nehmen. – Illustr. Zeitung, Nr. 1447. Grosses Versehen, argen Schnitzer machen. Pariser. *1 Er ist ein Pariser. In der pariser Umgangssprache heisst der Uebervortheiler im Geschäft ein Jude, der Wucherer Araber, der in gewissen Formen sich auszeichnende Dieb ein Amerikaner, der ungeschliffene Grobian – Savoyard, der Tölpel – Welscher, der Trunkenbold – Pole, der Landstreicher – Böhme oder Zigeuner, der Thürsteher – Schweizer, der bezahlte Klatscher – Römer und der falsche Spieler – Grieche. Wenn aber in dem übrigen Frankreich von einem Tagedieb die Rede ist, so heisst es: Er ist ein Pariser. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1869, Nr. 491.) *2 Er macht's wie die Pariser, er lässt's regnen, wenn's regnet. Frz.: Faire comme à Paris, laisser pleuvoir. (Cahier, 1253.) Parlament. Das Parlament kann alles thun, nur nicht aus einer Frau einen Mann machen. – Bresl. Zeitung, 1871. So sagt man in England sprichwörtlich, um die verfassungsmässige Gewalt des Parlaments zu bezeichnen. Parle. * Dass dich das parle1 ruere (angehe)! – Agricola I, 479; Eiselein, 503. 1) Auch Barle, Parlay, Parlin, Parlys (Paralysis), Parlysucht, Parleysucht, Perle, Perli, Perlin, Perlis. Drückt den Fluch aus: dass du lahm werdest. Das Uebel wird auch durch Tropff (apoplexia) bezeichnet. „Tropff auf eyner seiten, so nur dz halb theyl des leibs lamm ist, hemiplexia.“ (Diction. germ. et lat., Argent. 1537, 488a.) Bei Geiler von Kaisersberg (Brösamlein, 41b) heisst es: „Das perli macht ein menschen schlottern, stettig, hinter sich gon, vnempfintlich, weich, irrig.“ – Pflaum (Calend., 25): ...„gut fuir Siechthum der Nieren und Beschwärung der gelider, das Parlay, fuir Gicht und Tropffen.“ (Vgl. Frommann, VI, 6.) Pärlein. 'S Pärle ist's Edelmanns Wunsch. (Saulgau.) Spricht den Gedanken aus, dass vornehme Leute nicht mehr als zwei Kinder haben wollen. (Birlinger, 120.) Parler. Parlez-vous français? G'schnitt'ne Nudel in Kaffee. (Steiermark.) Verspottung des Französischplapperns. Paros. Paros hat kalt wasser, aber schöne weiber. – Franck, II, 40a; Simrock, 7713. Paröse. * An artlige Paröse (?) sein. (Oberösterreich.) Ein sonderbarer Mensch. Pärschen. * Er pärscht sich wie der Käfer im Dreck. (Breslau.) Part. * Half Part holn. – Eichwald, 1480. Diese Redensart enthält den Anspruch, die Bitte: Gib mir die Hälfte davon. Gewinn und Verlust unter sich zur Hälfte theilen. (Dähnert, 345a.) Partei. 1 Die Parteien würden oft zusammenkommen, wenn die Advocaten nicht dazwischenständen. Die Aegypter sagen: Die Parteien vereinigten sich, aber der Kadi widersetzte sich. (Burckhardt, 309.) Wird angewandt, wenn der Schiedsrichter aus eigennützigen Absichten den Streit zu verlängern sucht. 2 Keine Partei ist der andern vor. – Graf, 432, 247. Vor dem Richter haben beide gleiche Rechte. Mhd.: Dez ist auch keine partie der andern vor. (Grimm, I, 707.) 3 Man soll auch die andere Partei hören. Jüdisch-deutsch in Warschau: Män müss aushören beide Zduddim (Parteien). It.: Odi l'altra parte, e credi poco. (Bohn I, 116.) 4 Wer eine Partei gehört, soll auch die andere hören. Dän.: Hav et øre for den anden. – Hør og den anden part. (Prov. dan., 300.) Holl.: Die ééne partij hoort, hoor ook de andere partij. (Harrebomée, II, 170b.) 5 Wer es mit keiner unter zwoen Parteien hält, der wird endlich beiden zur Beut. – Opel, 390. 6 Wer nur Eine Partei hört, der hört nichts. Frz.: Qui n'entend qu'une partie, n'instruit pas le procès. (Cahier, 624.) Holl.: Die maar ééne partij hoort, kan geen regt spreken. (Harrebomée, II, 172b.) [Spaltenumbruch] It.: Non giudicar per legge, nè per carte, se non ascolti l'un è l'altra parte. (Gaal, 910.) Lat.: Audiatur et altera pars. (Faselius, 24.) – Qui statuit aliquid parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuerit. (Gaal, 930.) 7 Wer richtet (schlichtet) zwischen zwei Parteien, fülle dem Wolf den Magen und lasse der Ziege den Kragen. Span.: Pensar muchas, y hacer una. (Cahier, 3630.) *8 Es mit beiden Parteien halten. Frz.: Signer pour les deux parties. (Bohn I, 56.) *9 Partei machen. – Dähnert, 345a. Sich mit jemand über etwas verbinden. Parteilichkeit. 1 Nur keine Parteilichkeit, sagte der Wolf, als er den Hammel gefressen hatte, und nun den Widder frass. 2 Parteilichkeit macht oft den Richter blind. – Philippi, I, 29. Parteke. Mancher will einen mit einer Parteke erkauffen vnd ein ewigen Gefangenen damit haben zu diensten. – Lehmann, 908, 10. „Wenn er ein trunck Wasser, oder ein Rind vom Brodt gibt, so wolt er ein fuder Wein oder zehn malter Korn dargegen nemen.“ Partekenhengst. * Ein Partekenhengst. „Ich bin auch ein solcher Partekenhengst gewesen und habe das Brot für den Häusern genommen.“ (Luther's Werke, V, 181.) Partekenliebe. * Das ist Partekenliebe. „Es heisset eine Partekenliebe, wann ich ein oder zwei auswehle, welche mir gefallen.“ (Luther's Werke, VI, 37.) Partekenprediger. * Es ist ein Partekenprediger. „Ich bin nicht ein Partekenprediger, der da von dem Bettelstab als von zeitlichem Reichthum, Gewalt und Wollust predigte.“ (Luther's Werke, II, 295.) Partekensack. Der Partekensack vnd almosen thun das best bei armen Schulerlein. – Henisch, 325, 69; Petri, II, 103. Partekenteufel. * Es ist ein Partekenteufel. „Das sind nicht geringe Partekenteuffel, sondern Landteuffel, Hoff- und Fürstenteuffel.“ (Luther's Tischreden, 92a.) Partherpfeil. * Der Partherpfeil fiel in den Sand. Partie. 1 Man muss eine Partie nicht auf morgen verschieben. Schon die Witterung kann bis morgen ungünstiger werden. Frz.: Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain. (Lendroy, 1160; Cahier, 1502.) 2 Wer die Partie verlässt (aufgibt), verliert sie. Wer eine angefangene Sache liegen lässt, kommt nicht leicht wieder dazu. Wer sein Recht, seinen Platz fahren lässt, hat keinen Anspruch mehr daran. Frz.: Qui quitte la partie, la perd. (Lendroy, 1159.) *3 Adje, Partie. (Rottenburg.) D. h. das thue ich nicht, da bin ich nicht dabei. *4 Das ist eine schöne Partie. Holl.: Dat is eene moeije partij voor hem. (Harrebomée, II, 172b.) *5 Diese Partie kostet mehr als sie werth ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Der Naden (die Mitgift) geht weg auf Schadchunes, d. i. hier auf den Betrag, den der Ehevermittler für seine Bemühungen beansprucht. *6 Er wird sich damit keine Partie verderben. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch zu einer jungen Person, welche sich einen kleinen Verstoss oder Fehler sehr zu Herzen nimmt: Es wett dir züm Schiddech nit schatten, d. h.: Kränke dich nicht, das kleine Versehen soll dir nicht hinderlich sein, eine gute Partie zu machen. *7 Es könnte eine Partie werden, aber die Frau (der Mann) lebt noch. Gegen voreilige, unzeitige Anträge und Bewerbungen. In demselben Sinne jüdisch-deutsch in Warschau: Jo, a Schiddech, dus Mess lebt ober noch. (Ja wol, eine Heirathspartie, aber die Leiche lebt noch.) Man schlug jemand in der Meinung, er sei Witwer, eine Partie vor, worauf er obige, sprichwörtlich gewordene Antwort gab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <pb facs="#f0607" n="[593]"/> <cb n="1185"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Man kann darauf nach Paris reiten.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Paris für Corbeil nehmen.</hi> – <hi rendition="#i">Illustr. Zeitung, Nr. 1447.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Grosses Versehen, argen Schnitzer machen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pariser.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er ist ein Pariser.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In der pariser Umgangssprache heisst der Uebervortheiler im Geschäft ein Jude, der Wucherer Araber, der in gewissen Formen sich auszeichnende Dieb ein Amerikaner, der ungeschliffene Grobian – Savoyard, der Tölpel – Welscher, der Trunkenbold – Pole, der Landstreicher – Böhme oder Zigeuner, der Thürsteher – Schweizer, der bezahlte Klatscher – Römer und der falsche Spieler – Grieche. Wenn aber in dem übrigen Frankreich von einem Tagedieb die Rede ist, so heisst es: Er ist ein Pariser. (Vgl. <hi rendition="#i">Bresl. Zeitung, 1869, Nr. 491.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er macht's wie die Pariser, er lässt's regnen, wenn's regnet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire comme à Paris, laisser pleuvoir. (<hi rendition="#i">Cahier, 1253.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Parlament.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das Parlament kann alles thun, nur nicht aus einer Frau einen Mann machen.</hi> – <hi rendition="#i">Bresl. Zeitung, 1871.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">So sagt man in England sprichwörtlich, um die verfassungsmässige Gewalt des Parlaments zu bezeichnen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Parle.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dass dich das parle<hi rendition="#sup">1</hi> ruere (angehe)!</hi> – <hi rendition="#i">Agricola I, 479; Eiselein, 503.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch Barle, Parlay, Parlin, Parlys (Paralysis), Parlysucht, Parleysucht, Perle, Perli, Perlin, Perlis. Drückt den Fluch aus: dass du lahm werdest. Das Uebel wird auch durch Tropff (apoplexia) bezeichnet. „Tropff auf eyner seiten, so nur dz halb theyl des leibs lamm ist, hemiplexia.“ (<hi rendition="#i">Diction. germ. et lat., Argent. 1537, 488<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Bei <hi rendition="#i">Geiler von Kaisersberg</hi> (<hi rendition="#i">Brösamlein, 41<hi rendition="#sup">b</hi></hi>) heisst es: „Das perli macht ein menschen schlottern, stettig, hinter sich gon, vnempfintlich, weich, irrig.“ – Pflaum (<hi rendition="#i">Calend., 25</hi>): ...„gut fuir Siechthum der Nieren und Beschwärung der gelider, das Parlay, fuir Gicht und Tropffen.“ (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, VI, 6.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pärlein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">'S Pärle ist's Edelmanns Wunsch.</hi> (<hi rendition="#i">Saulgau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Spricht den Gedanken aus, dass vornehme Leute nicht mehr als zwei Kinder haben wollen. (<hi rendition="#i">Birlinger, 120.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Parler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Parlez-vous français? G'schnitt'ne Nudel in Kaffee.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Verspottung des Französischplapperns.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Paros.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Paros hat kalt wasser, aber schöne weiber.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 40<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 7713.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Paröse.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* An artlige Paröse (?) sein.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ein sonderbarer Mensch.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pärschen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er pärscht sich wie der Käfer im Dreck.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Part.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Half Part holn.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1480.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Diese Redensart enthält den Anspruch, die Bitte: Gib mir die Hälfte davon. Gewinn und Verlust unter sich zur Hälfte theilen. (<hi rendition="#i">Dähnert, 345<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partei.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Parteien würden oft zusammenkommen, wenn die Advocaten nicht dazwischenständen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Aegypter sagen: Die Parteien vereinigten sich, aber der Kadi widersetzte sich. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 309.</hi>) Wird angewandt, wenn der Schiedsrichter aus eigennützigen Absichten den Streit zu verlängern sucht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Keine Partei ist der andern vor.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 432, 247.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Vor dem Richter haben beide gleiche Rechte.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Dez ist auch keine partie der andern vor. (<hi rendition="#i">Grimm, I, 707.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man soll auch die andere Partei hören.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in Warschau: Män müss aushören beide Zduddim (Parteien).</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Odi l'altra parte, e credi poco. (<hi rendition="#i">Bohn I, 116.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer eine Partei gehört, soll auch die andere hören.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hav et øre for den anden. – Hør og den anden part. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 300.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die ééne partij hoort, hoor ook de andere partij. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 170<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer es mit keiner unter zwoen Parteien hält, der wird endlich beiden zur Beut.</hi> – <hi rendition="#i">Opel, 390.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer nur Eine Partei hört, der hört nichts.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui n'entend qu'une partie, n'instruit pas le procès. (<hi rendition="#i">Cahier, 624.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die maar ééne partij hoort, kan geen regt spreken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 172<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><cb n="1186"/> It.</hi>: Non giudicar per legge, nè per carte, se non ascolti l'un è l'altra parte. (<hi rendition="#i">Gaal, 910.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Audiatur et altera pars. (<hi rendition="#i">Faselius, 24.</hi>) – Qui statuit aliquid parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuerit. (<hi rendition="#i">Gaal, 930.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer richtet (schlichtet) zwischen zwei Parteien, fülle dem Wolf den Magen und lasse der Ziege den Kragen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Pensar muchas, y hacer una. (<hi rendition="#i">Cahier, 3630.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Es mit beiden Parteien halten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Signer pour les deux parties. (<hi rendition="#i">Bohn I, 56.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Partei machen.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 345<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sich mit jemand über etwas verbinden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Parteilichkeit.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Nur keine Parteilichkeit, sagte der Wolf, als er den Hammel gefressen hatte, und nun den Widder frass.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Parteilichkeit macht oft den Richter blind.</hi> – <hi rendition="#i">Philippi, I, 29.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Parteke.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Mancher will einen mit einer Parteke erkauffen vnd ein ewigen Gefangenen damit haben zu diensten.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 908, 10.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Wenn er ein trunck Wasser, oder ein Rind vom Brodt gibt, so wolt er ein fuder Wein oder zehn malter Korn dargegen nemen.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partekenhengst.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ein Partekenhengst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ich bin auch ein solcher Partekenhengst gewesen und habe das Brot für den Häusern genommen.“ (<hi rendition="#i">Luther's Werke, V, 181.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partekenliebe.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das ist Partekenliebe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Es heisset eine Partekenliebe, wann ich ein oder zwei auswehle, welche mir gefallen.“ (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VI, 37.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partekenprediger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Partekenprediger.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ich bin nicht ein Partekenprediger, der da von dem Bettelstab als von zeitlichem Reichthum, Gewalt und Wollust predigte.“ (<hi rendition="#i">Luther's Werke, II, 295.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partekensack.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Partekensack vnd almosen thun das best bei armen Schulerlein.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 325, 69; Petri, II, 103.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partekenteufel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Partekenteufel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Das sind nicht geringe Partekenteuffel, sondern Landteuffel, Hoff- und Fürstenteuffel.“ (<hi rendition="#i">Luther's Tischreden, 92<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partherpfeil.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Der Partherpfeil fiel in den Sand.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Partie.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Man muss eine Partie nicht auf morgen verschieben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Schon die Witterung kann bis morgen ungünstiger werden.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1160; Cahier, 1502.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer die Partie verlässt (aufgibt), verliert sie.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wer eine angefangene Sache liegen lässt, kommt nicht leicht wieder dazu. Wer sein Recht, seinen Platz fahren lässt, hat keinen Anspruch mehr daran.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui quitte la partie, la perd. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1159.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Adje, Partie.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">D. h. das thue ich nicht, da bin ich nicht dabei.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Das ist eine schöne Partie.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is eene moeije partij voor hem. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 172<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Diese Partie kostet mehr als sie werth ist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in Warschau: Der Naden (die Mitgift) geht weg auf Schadchunes, d. i. hier auf den Betrag, den der Ehevermittler für seine Bemühungen beansprucht.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er wird sich damit keine Partie verderben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Warschau sagt man jüdisch-deutsch zu einer jungen Person, welche sich einen kleinen Verstoss oder Fehler sehr zu Herzen nimmt: Es wett dir züm Schiddech nit schatten, d. h.: Kränke dich nicht, das kleine Versehen soll dir nicht hinderlich sein, eine gute Partie zu machen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Es könnte eine Partie werden, aber die Frau (der Mann) lebt noch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Gegen voreilige, unzeitige Anträge und Bewerbungen. In demselben Sinne jüdisch-deutsch in Warschau: Jo, a Schiddech, dus Mess lebt ober noch. (Ja wol, eine Heirathspartie, aber die Leiche lebt noch.) Man schlug jemand in der Meinung, er sei Witwer, eine Partie vor, worauf er obige, sprichwörtlich gewordene Antwort gab.</p><lb/> <p> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[593]/0607]
*24 Man kann darauf nach Paris reiten. (Rottenburg.)
*25 Paris für Corbeil nehmen. – Illustr. Zeitung, Nr. 1447.
Grosses Versehen, argen Schnitzer machen.
Pariser.
*1 Er ist ein Pariser.
In der pariser Umgangssprache heisst der Uebervortheiler im Geschäft ein Jude, der Wucherer Araber, der in gewissen Formen sich auszeichnende Dieb ein Amerikaner, der ungeschliffene Grobian – Savoyard, der Tölpel – Welscher, der Trunkenbold – Pole, der Landstreicher – Böhme oder Zigeuner, der Thürsteher – Schweizer, der bezahlte Klatscher – Römer und der falsche Spieler – Grieche. Wenn aber in dem übrigen Frankreich von einem Tagedieb die Rede ist, so heisst es: Er ist ein Pariser. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1869, Nr. 491.)
*2 Er macht's wie die Pariser, er lässt's regnen, wenn's regnet.
Frz.: Faire comme à Paris, laisser pleuvoir. (Cahier, 1253.)
Parlament.
Das Parlament kann alles thun, nur nicht aus einer Frau einen Mann machen. – Bresl. Zeitung, 1871.
So sagt man in England sprichwörtlich, um die verfassungsmässige Gewalt des Parlaments zu bezeichnen.
Parle.
* Dass dich das parle1 ruere (angehe)! – Agricola I, 479; Eiselein, 503.
1) Auch Barle, Parlay, Parlin, Parlys (Paralysis), Parlysucht, Parleysucht, Perle, Perli, Perlin, Perlis. Drückt den Fluch aus: dass du lahm werdest. Das Uebel wird auch durch Tropff (apoplexia) bezeichnet. „Tropff auf eyner seiten, so nur dz halb theyl des leibs lamm ist, hemiplexia.“ (Diction. germ. et lat., Argent. 1537, 488a.) Bei Geiler von Kaisersberg (Brösamlein, 41b) heisst es: „Das perli macht ein menschen schlottern, stettig, hinter sich gon, vnempfintlich, weich, irrig.“ – Pflaum (Calend., 25): ...„gut fuir Siechthum der Nieren und Beschwärung der gelider, das Parlay, fuir Gicht und Tropffen.“ (Vgl. Frommann, VI, 6.)
Pärlein.
'S Pärle ist's Edelmanns Wunsch. (Saulgau.)
Spricht den Gedanken aus, dass vornehme Leute nicht mehr als zwei Kinder haben wollen. (Birlinger, 120.)
Parler.
Parlez-vous français? G'schnitt'ne Nudel in Kaffee. (Steiermark.)
Verspottung des Französischplapperns.
Paros.
Paros hat kalt wasser, aber schöne weiber. – Franck, II, 40a; Simrock, 7713.
Paröse.
* An artlige Paröse (?) sein. (Oberösterreich.)
Ein sonderbarer Mensch.
Pärschen.
* Er pärscht sich wie der Käfer im Dreck. (Breslau.)
Part.
* Half Part holn. – Eichwald, 1480.
Diese Redensart enthält den Anspruch, die Bitte: Gib mir die Hälfte davon. Gewinn und Verlust unter sich zur Hälfte theilen. (Dähnert, 345a.)
Partei.
1 Die Parteien würden oft zusammenkommen, wenn die Advocaten nicht dazwischenständen.
Die Aegypter sagen: Die Parteien vereinigten sich, aber der Kadi widersetzte sich. (Burckhardt, 309.) Wird angewandt, wenn der Schiedsrichter aus eigennützigen Absichten den Streit zu verlängern sucht.
2 Keine Partei ist der andern vor. – Graf, 432, 247.
Vor dem Richter haben beide gleiche Rechte.
Mhd.: Dez ist auch keine partie der andern vor. (Grimm, I, 707.)
3 Man soll auch die andere Partei hören.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Män müss aushören beide Zduddim (Parteien).
It.: Odi l'altra parte, e credi poco. (Bohn I, 116.)
4 Wer eine Partei gehört, soll auch die andere hören.
Dän.: Hav et øre for den anden. – Hør og den anden part. (Prov. dan., 300.)
Holl.: Die ééne partij hoort, hoor ook de andere partij. (Harrebomée, II, 170b.)
5 Wer es mit keiner unter zwoen Parteien hält, der wird endlich beiden zur Beut. – Opel, 390.
6 Wer nur Eine Partei hört, der hört nichts.
Frz.: Qui n'entend qu'une partie, n'instruit pas le procès. (Cahier, 624.)
Holl.: Die maar ééne partij hoort, kan geen regt spreken. (Harrebomée, II, 172b.)
It.: Non giudicar per legge, nè per carte, se non ascolti l'un è l'altra parte. (Gaal, 910.)
Lat.: Audiatur et altera pars. (Faselius, 24.) – Qui statuit aliquid parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuerit. (Gaal, 930.)
7 Wer richtet (schlichtet) zwischen zwei Parteien, fülle dem Wolf den Magen und lasse der Ziege den Kragen.
Span.: Pensar muchas, y hacer una. (Cahier, 3630.)
*8 Es mit beiden Parteien halten.
Frz.: Signer pour les deux parties. (Bohn I, 56.)
*9 Partei machen. – Dähnert, 345a.
Sich mit jemand über etwas verbinden.
Parteilichkeit.
1 Nur keine Parteilichkeit, sagte der Wolf, als er den Hammel gefressen hatte, und nun den Widder frass.
2 Parteilichkeit macht oft den Richter blind. – Philippi, I, 29.
Parteke.
Mancher will einen mit einer Parteke erkauffen vnd ein ewigen Gefangenen damit haben zu diensten. – Lehmann, 908, 10.
„Wenn er ein trunck Wasser, oder ein Rind vom Brodt gibt, so wolt er ein fuder Wein oder zehn malter Korn dargegen nemen.“
Partekenhengst.
* Ein Partekenhengst.
„Ich bin auch ein solcher Partekenhengst gewesen und habe das Brot für den Häusern genommen.“ (Luther's Werke, V, 181.)
Partekenliebe.
* Das ist Partekenliebe.
„Es heisset eine Partekenliebe, wann ich ein oder zwei auswehle, welche mir gefallen.“ (Luther's Werke, VI, 37.)
Partekenprediger.
* Es ist ein Partekenprediger.
„Ich bin nicht ein Partekenprediger, der da von dem Bettelstab als von zeitlichem Reichthum, Gewalt und Wollust predigte.“ (Luther's Werke, II, 295.)
Partekensack.
Der Partekensack vnd almosen thun das best bei armen Schulerlein. – Henisch, 325, 69; Petri, II, 103.
Partekenteufel.
* Es ist ein Partekenteufel.
„Das sind nicht geringe Partekenteuffel, sondern Landteuffel, Hoff- und Fürstenteuffel.“ (Luther's Tischreden, 92a.)
Partherpfeil.
* Der Partherpfeil fiel in den Sand.
Partie.
1 Man muss eine Partie nicht auf morgen verschieben.
Schon die Witterung kann bis morgen ungünstiger werden.
Frz.: Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain. (Lendroy, 1160; Cahier, 1502.)
2 Wer die Partie verlässt (aufgibt), verliert sie.
Wer eine angefangene Sache liegen lässt, kommt nicht leicht wieder dazu. Wer sein Recht, seinen Platz fahren lässt, hat keinen Anspruch mehr daran.
Frz.: Qui quitte la partie, la perd. (Lendroy, 1159.)
*3 Adje, Partie. (Rottenburg.)
D. h. das thue ich nicht, da bin ich nicht dabei.
*4 Das ist eine schöne Partie.
Holl.: Dat is eene moeije partij voor hem. (Harrebomée, II, 172b.)
*5 Diese Partie kostet mehr als sie werth ist.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Der Naden (die Mitgift) geht weg auf Schadchunes, d. i. hier auf den Betrag, den der Ehevermittler für seine Bemühungen beansprucht.
*6 Er wird sich damit keine Partie verderben.
In Warschau sagt man jüdisch-deutsch zu einer jungen Person, welche sich einen kleinen Verstoss oder Fehler sehr zu Herzen nimmt: Es wett dir züm Schiddech nit schatten, d. h.: Kränke dich nicht, das kleine Versehen soll dir nicht hinderlich sein, eine gute Partie zu machen.
*7 Es könnte eine Partie werden, aber die Frau (der Mann) lebt noch.
Gegen voreilige, unzeitige Anträge und Bewerbungen. In demselben Sinne jüdisch-deutsch in Warschau: Jo, a Schiddech, dus Mess lebt ober noch. (Ja wol, eine Heirathspartie, aber die Leiche lebt noch.) Man schlug jemand in der Meinung, er sei Witwer, eine Partie vor, worauf er obige, sprichwörtlich gewordene Antwort gab.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |