Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 3 Jeder hat seine Narrenkappe.

It.: Ognuno ha la sua pazzia, il suo balocco (trastullo). (Biber.)

4 Man kann auch aus einer Narrenkappe einen klugen Kopf stecken. - Schottel, 1135a.

Der kurpfälzische Rath L. Zinkgref sagte einst im Scherz zum Professor N. Frischlinus, "dass die Kappen, so damalen die Professores zu tragen pflegten, den Narren-Kappen nicht sehr ungleich wären." Darauf sagt Frischlinus: "Wir tragen unsere Narren-Kappen offenbarlich, Ihr aber unter dem Mantel verborgen." (Zinkgref, III, 220.)

5 Narrenkappen lieben bunte Lappen.

*6 Die Narrenkappe auf dem Kopfe haben und andere Weisheit lehren wollen. - Winckler, II, 6; Chaos, 951.

*7 Die Narrenkappe (an den Füssen) schleifen. - Narrenspiegel, 9.

Offen wie ein Narr handeln.

Lat.: Midas auriculas asini. (Philippi, I, 294.)

*8 Die Narrenkappe tragen.

Lat.: Caudam trahere. (Horaz.) (Philippi, I, 76.)

*9 Einem die Narrenkappe geben.

*10 Er hat die Narrenkappe angestreifft. - Lehmann, 92, 47.

Von dem, der betrogen worden ist. In demselben oder verwandtem Sinne fügt Lehmann folgende Redensarten bei: Der hat Esels Ohren davon getragen, der hat das Seil an Hörnern, hat die Reiss überm Kopff, er hengt in der Schling, der versteht die Müntz nicht, der Haas ist im Garn.

*11 Er weiss die Narrenkappe nicht zu tragen.

Frz.: Faire le boufon de mauvaise grace. (Kritzinger, 355a.)

*12 Sich mit einem um die Narrenkappe zanken.

Um den Vorzug in einer närrischen Sache. (Campe, Wb., III, 454a.) - " ...Und weil die Italiäner sich mit den Griechen umb die Narrenkappe zanketen." (Gottfr., 613a.)


Narrenkittel.

Narrenkittel und Mondenschein alle Tage anders sein.


Narrenkolben.

*1 Den Narrenkolben1 feil tragen. - Murner, Nb., 75.

1) Ein Kolben, wie ihn ehemals die Hof- und Schalksnarren zu tragen pflegten. Auch ein kurzer Stock mit einem ausgeschnitzten Fratzengesicht und einer Schellenkappe wie sie diese Narren wol trugen, und womit man die Narrheit und den Gott des Tadels und Spottes (Momus) abbildet, führt diesen Namen. (Campe, Wb., III, 454a.) - "Die welt ist yetzund als verkert; was gott der Herr ye hat gelert, so thut sie nur das widertheil vnd tregt den narrenkolben feyl." (Kloster, IV, 826.)

*2 Zum Narrenkolben greifen.


Narrenkönig.

1 Der Narrenkönig hat die meisten Unterthanen.

2 Der Narrenkönig regiert die Welt.


Narrenkopf.

1 Auf einem Narrenkopfe bleibt die Mütze nicht lange.

2 Narrenkopf wird nimmer klug (weise).

Frz.: Tete de fou ne blanchit jamais. (Gaal, 1188.)

*3 Er ist ein grober Narrenkopf.

"Es möchte einem die Stranguria bestehen über den groben Narrenköpfen." (Luther's Werke, II, 139.)


Narrenland.

Es ist nicht, dass ein Narrenland an einem Seidenfaden hangt. - Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 150.


Narrenlob.

1 Narrenlob hält nicht die Prob'.

Die Russen: Narrenlob wiegt leicht. (Altmann VI, 489.)

2 Narrenlob und Narrenspott wirft der Weise in Einen Pott.

Mhd.: Die toren spottent maneges man, daz er niht wol erwenden kan, und lachent si nach toren site, so sol er allez lachen mite. (Freidank.) (Zingerle, 147.)


Narrenmachen.

Zum Narrenmachen ist auch ein Tanz, wenn er nur gut gespielt wird. - Frischbier2, 2731.


Narrenmaul.

Narrenmaul leckt gern.

Die Russen: Narrenherz will süsse Speise haben. (Altmann VI, 493.)


Narrenmund.

Narrenmund und Kindeshand haben keinen Bestand. - Nass. Schulbl., XIV, 5.


[Spaltenumbruch]
Narrenorden.

Der Narrenorden ist der stärkste.

"Stultorum plena sunt omnia, allein dass niemand gerne im Narrenorden seyn will." (Coler, 800b.)


Narrenpflug.

* Er zieht am Narrenpfluge. - Narrenspiegel, 8.


Narrenpossen.

1 Narrenpossen und Schelmereien gehen leicht ein.

Lat.: Tenacissimi sumus eorum, quae rudibus annis percepimus. (Chaos, 721.)

*2 Die Narrenpossen beiseite setzen.

Frz.: Laissons-la ces badineries. (Kritzinger, 51b.)

*3 Norrens-Pussen treiben. - Gomolcke, 227.


Narrenrath.

Narren Rath bedarff einer höltzinen Glocken. - Lehmann, II, 423, 32.


Narrenrede.

1 Auf Narrenrede gibt es keine Antwort.

Die Narren genossen volle Redefreiheit, und man nahm ihre Witze in der Regel schweigend auf, da wenig zu gewinnen war, wenn man ihnen antwortete.

Poln.: Blazenska rzecz nie ma odpowiedzi. (Wurzbach I, 31.)

2 Narrenrede kommt hervor wie eine Schafheerd aus dem Thor.

Holl.: Een zot is terstond met zijn voordeel klaar. (Harrebomee, II, 510b.)

3 Narrenreden - Narrentand. - Simrock, 7385.

4 Narrenreden sind zollfrei.

Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann VI, 467.)

Lat.: Stultorum vota non exaudiuntur. (Gaal, 991.)

Schwed.: Narretalet är sig sielf lijk. (Grubb, 567.)

*5 Das ist eine Narrenrede. - Campe, III, 454a.


Narrenrotte.

Narrenrott vnd bulerwerck, ein Statt gebawet auf ein berg vnd stro, das in den schuhen leit, verbergen sich zu keiner zeit. - Henisch, 554, 17; Petri, II, 490.


Narrensamen.

Narrensamen wuchert.

"Thue ich jetzund Narren säen, will ich für einen dreitausend mähen. Der Boden trägt's, ist so gut, dass er so grossen Wucher thut." (Wurzbach I, 247.)


Narrenschelle.

1 Die Narrenschelle klingelt jedem an der Mütze.

"Die Schelle klingelt uns allen an der Mütze; und offen gesagt, das ganze Spiel, das wir Leben heissen, würde unerträglich langweilig werden, wenn sie einmal aufhörten zu läuten." (Em. Geibel, Meister Andreä, 1855, S. 80.)

2 Die Narrenschellen klingen vielen besser als Kirchenglocken. - Eiselein, 489; Simrock, 7367; Körte2, 5626; Braun, I, 2961.

3 Narrenschellen klingeln laut, thun eim aber in den ohren wee. - Franck, II, 108a; Körte2, 5626; Sailer, 157; Simrock, 7366.

Folgen der Thorheit.

4 Wer Narrenschellen trägt und sie selbst schüttelt und rüttelt, hofirt sich in sein eigen Nest. - Eiselein, 489.

*5 Mit Narrenschellen stechen.

"Man wirfft auch Kandel vnd Teller aus vnd sticht mit Narrenschellen." (Mathesy, 215b.)


Narrenscherz.

* Es ist ein Narrenscherz. - Campe, III, 454a.


Narrenschiff.

1 Aus dem Narrenschiff kommt man leicht nach Schelmhafen.

Die Russen: Wer nicht zur Narrenzunft gehört, mag leicht zur Schelmengilde gehören. (Altmann VI, 389.)

2 Narren Schiff fähret aller Enden vnd Orten an. - Lehmann, II, 425, 49; Sailer, 167; Simrock, 7334; Körte, 4491; Braun, I, 2958.

Das heisst doch wol, es hat überall Haltestellen, wo es Narren abgibt oder aufnimmt, womit auch das dänische Sprichwort übereinstimmt: Narre-skibet findes i alle havne. - All verden er fuld af narre; jeg og da löbe i med. (Prov. dan., 426.)

3 Wenn auch ein Narrenschiff glatt gerudert wird, das Gleis ist dennoch ein krummes.


Narrenschuhe.

1 Es muss ein ieder ein par narren schuch zerreissen, zerreisst er nit mehr. - Franck, I, 84a; Gruter, I, 371; Egenolff, 343b; Petri, II, 288; Henisch,

[Spaltenumbruch] 3 Jeder hat seine Narrenkappe.

It.: Ognuno ha la sua pazzia, il suo balocco (trastullo). (Biber.)

4 Man kann auch aus einer Narrenkappe einen klugen Kopf stecken.Schottel, 1135a.

Der kurpfälzische Rath L. Zinkgref sagte einst im Scherz zum Professor N. Frischlinus, „dass die Kappen, so damalen die Professores zu tragen pflegten, den Narren-Kappen nicht sehr ungleich wären.“ Darauf sagt Frischlinus: „Wir tragen unsere Narren-Kappen offenbarlich, Ihr aber unter dem Mantel verborgen.“ (Zinkgref, III, 220.)

5 Narrenkappen lieben bunte Lappen.

*6 Die Narrenkappe auf dem Kopfe haben und andere Weisheit lehren wollen.Winckler, II, 6; Chaos, 951.

*7 Die Narrenkappe (an den Füssen) schleifen.Narrenspiegel, 9.

Offen wie ein Narr handeln.

Lat.: Midas auriculas asini. (Philippi, I, 294.)

*8 Die Narrenkappe tragen.

Lat.: Caudam trahere. (Horaz.) (Philippi, I, 76.)

*9 Einem die Narrenkappe geben.

*10 Er hat die Narrenkappe angestreifft.Lehmann, 92, 47.

Von dem, der betrogen worden ist. In demselben oder verwandtem Sinne fügt Lehmann folgende Redensarten bei: Der hat Esels Ohren davon getragen, der hat das Seil an Hörnern, hat die Reiss überm Kopff, er hengt in der Schling, der versteht die Müntz nicht, der Haas ist im Garn.

*11 Er weiss die Narrenkappe nicht zu tragen.

Frz.: Faire le boufon de mauvaise grâce. (Kritzinger, 355a.)

*12 Sich mit einem um die Narrenkappe zanken.

Um den Vorzug in einer närrischen Sache. (Campe, Wb., III, 454a.) – „ ...Und weil die Italiäner sich mit den Griechen umb die Narrenkappe zanketen.“ (Gottfr., 613a.)


Narrenkittel.

Narrenkittel und Mondenschein alle Tage anders sein.


Narrenkolben.

*1 Den Narrenkolben1 feil tragen.Murner, Nb., 75.

1) Ein Kolben, wie ihn ehemals die Hof- und Schalksnarren zu tragen pflegten. Auch ein kurzer Stock mit einem ausgeschnitzten Fratzengesicht und einer Schellenkappe wie sie diese Narren wol trugen, und womit man die Narrheit und den Gott des Tadels und Spottes (Momus) abbildet, führt diesen Namen. (Campe, Wb., III, 454a.) – „Die welt ist yetzund als verkert; was gott der Herr ye hat gelert, so thut sie nur das widertheil vnd tregt den narrenkolben feyl.“ (Kloster, IV, 826.)

*2 Zum Narrenkolben greifen.


Narrenkönig.

1 Der Narrenkönig hat die meisten Unterthanen.

2 Der Narrenkönig regiert die Welt.


Narrenkopf.

1 Auf einem Narrenkopfe bleibt die Mütze nicht lange.

2 Narrenkopf wird nimmer klug (weise).

Frz.: Tête de fou ne blanchit jamais. (Gaal, 1188.)

*3 Er ist ein grober Narrenkopf.

„Es möchte einem die Stranguria bestehen über den groben Narrenköpfen.“ (Luther's Werke, II, 139.)


Narrenland.

Es ist nicht, dass ein Narrenland an einem Seidenfaden hangt.Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 150.


Narrenlob.

1 Narrenlob hält nicht die Prob'.

Die Russen: Narrenlob wiegt leicht. (Altmann VI, 489.)

2 Narrenlob und Narrenspott wirft der Weise in Einen Pott.

Mhd.: Die tôren spottent maneges man, daz er niht wol erwenden kan, und lachent si nâch tôren site, sô sol er allez lachen mite. (Freidank.) (Zingerle, 147.)


Narrenmachen.

Zum Narrenmachen ist auch ein Tanz, wenn er nur gut gespielt wird.Frischbier2, 2731.


Narrenmaul.

Narrenmaul leckt gern.

Die Russen: Narrenherz will süsse Speise haben. (Altmann VI, 493.)


Narrenmund.

Narrenmund und Kindeshand haben keinen Bestand.Nass. Schulbl., XIV, 5.


[Spaltenumbruch]
Narrenorden.

Der Narrenorden ist der stärkste.

„Stultorum plena sunt omnia, allein dass niemand gerne im Narrenorden seyn will.“ (Coler, 800b.)


Narrenpflug.

* Er zieht am Narrenpfluge.Narrenspiegel, 8.


Narrenpossen.

1 Narrenpossen und Schelmereien gehen leicht ein.

Lat.: Tenacissimi sumus eorum, quae rudibus annis percepimus. (Chaos, 721.)

*2 Die Narrenpossen beiseite setzen.

Frz.: Laissons-là ces badineries. (Kritzinger, 51b.)

*3 Norrens-Pussen treiben.Gomolcke, 227.


Narrenrath.

Narren Rath bedarff einer höltzinen Glocken.Lehmann, II, 423, 32.


Narrenrede.

1 Auf Narrenrede gibt es keine Antwort.

Die Narren genossen volle Redefreiheit, und man nahm ihre Witze in der Regel schweigend auf, da wenig zu gewinnen war, wenn man ihnen antwortete.

Poln.: Błazeńska rżecz nie ma odpowiedzi. (Wurzbach I, 31.)

2 Narrenrede kommt hervor wie eine Schafheerd aus dem Thor.

Holl.: Een zot is terstond met zijn voordeel klaar. (Harrebomée, II, 510b.)

3 Narrenreden – Narrentand.Simrock, 7385.

4 Narrenreden sind zollfrei.

Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann VI, 467.)

Lat.: Stultorum vota non exaudiuntur. (Gaal, 991.)

Schwed.: Narretalet är sig sielf lijk. (Grubb, 567.)

*5 Das ist eine Narrenrede.Campe, III, 454a.


Narrenrotte.

Narrenrott vnd bulerwerck, ein Statt gebawet auf ein berg vnd stro, das in den schuhen leit, verbergen sich zu keiner zeit.Henisch, 554, 17; Petri, II, 490.


Narrensamen.

Narrensamen wuchert.

„Thue ich jetzund Narren säen, will ich für einen dreitausend mähen. Der Boden trägt's, ist so gut, dass er so grossen Wucher thut.“ (Wurzbach I, 247.)


Narrenschelle.

1 Die Narrenschelle klingelt jedem an der Mütze.

„Die Schelle klingelt uns allen an der Mütze; und offen gesagt, das ganze Spiel, das wir Leben heissen, würde unerträglich langweilig werden, wenn sie einmal aufhörten zu läuten.“ (Em. Geibel, Meister Andreä, 1855, S. 80.)

2 Die Narrenschellen klingen vielen besser als Kirchenglocken.Eiselein, 489; Simrock, 7367; Körte2, 5626; Braun, I, 2961.

3 Narrenschellen klingeln laut, thun eim aber in den ohren wee.Franck, II, 108a; Körte2, 5626; Sailer, 157; Simrock, 7366.

Folgen der Thorheit.

4 Wer Narrenschellen trägt und sie selbst schüttelt und rüttelt, hofirt sich in sein eigen Nest.Eiselein, 489.

*5 Mit Narrenschellen stechen.

„Man wirfft auch Kandel vnd Teller aus vnd sticht mit Narrenschellen.“ (Mathesy, 215b.)


Narrenscherz.

* Es ist ein Narrenscherz.Campe, III, 454a.


Narrenschiff.

1 Aus dem Narrenschiff kommt man leicht nach Schelmhafen.

Die Russen: Wer nicht zur Narrenzunft gehört, mag leicht zur Schelmengilde gehören. (Altmann VI, 389.)

2 Narren Schiff fähret aller Enden vnd Orten an.Lehmann, II, 425, 49; Sailer, 167; Simrock, 7334; Körte, 4491; Braun, I, 2958.

Das heisst doch wol, es hat überall Haltestellen, wo es Narren abgibt oder aufnimmt, womit auch das dänische Sprichwort übereinstimmt: Narre-skibet findes i alle havne. – All verden er fuld af narre; jeg og da løbe i med. (Prov. dan., 426.)

3 Wenn auch ein Narrenschiff glatt gerudert wird, das Gleis ist dennoch ein krummes.


Narrenschuhe.

1 Es muss ein ieder ein par narren schuch zerreissen, zerreisst er nit mehr.Franck, I, 84a; Gruter, I, 371; Egenolff, 343b; Petri, II, 288; Henisch,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0484" n="[470]"/><cb n="939"/>
3 Jeder hat seine Narrenkappe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ognuno ha la sua pazzia, il suo balocco (trastullo). (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man kann auch aus einer Narrenkappe einen klugen Kopf stecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1135<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der kurpfälzische Rath L. Zinkgref sagte einst im Scherz zum Professor N. Frischlinus, &#x201E;dass die Kappen, so damalen die Professores zu tragen pflegten, den Narren-Kappen nicht sehr ungleich wären.&#x201C; Darauf sagt Frischlinus: &#x201E;Wir tragen unsere Narren-Kappen offenbarlich, Ihr aber unter dem Mantel verborgen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, III, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Narrenkappen lieben bunte Lappen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Die Narrenkappe auf dem Kopfe haben und andere Weisheit lehren wollen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, II, 6; Chaos, 951.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Die Narrenkappe (an den Füssen) schleifen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Narrenspiegel, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Offen wie ein Narr handeln.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Midas auriculas asini. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 294.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Die Narrenkappe tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Caudam trahere. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 76.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Einem die Narrenkappe geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Er hat die Narrenkappe angestreifft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 92, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem, der betrogen worden ist. In demselben oder verwandtem Sinne fügt <hi rendition="#i">Lehmann</hi> folgende Redensarten bei: Der hat Esels Ohren davon getragen, der hat das Seil an Hörnern, hat die Reiss überm Kopff, er hengt in der Schling, der versteht die Müntz nicht, der Haas ist im Garn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Er weiss die Narrenkappe nicht zu tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire le boufon de mauvaise grâce. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 355<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Sich mit einem um die Narrenkappe zanken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um den Vorzug in einer närrischen Sache. (<hi rendition="#i">Campe, Wb., III, 454<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; &#x201E; ...Und weil die Italiäner sich mit den Griechen umb die Narrenkappe zanketen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gottfr., 613<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenkittel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Narrenkittel und Mondenschein alle Tage anders sein.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenkolben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Den Narrenkolben<hi rendition="#sup">1</hi> feil tragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb., 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein Kolben, wie ihn ehemals die Hof- und Schalksnarren zu tragen pflegten. Auch ein kurzer Stock mit einem ausgeschnitzten Fratzengesicht und einer Schellenkappe wie sie diese Narren wol trugen, und womit man die Narrheit und den Gott des Tadels und Spottes (Momus) abbildet, führt diesen Namen. (<hi rendition="#i">Campe, Wb., III, 454<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; &#x201E;Die welt ist yetzund als verkert; was gott der Herr ye hat gelert, so thut sie nur das widertheil vnd tregt den narrenkolben feyl.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kloster, IV, 826.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Zum Narrenkolben greifen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenkönig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Narrenkönig hat die meisten Unterthanen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Narrenkönig regiert die Welt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenkopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf einem Narrenkopfe bleibt die Mütze nicht lange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Narrenkopf wird nimmer klug (weise).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tête de fou ne blanchit jamais. (<hi rendition="#i">Gaal, 1188.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er ist ein grober Narrenkopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es möchte einem die Stranguria bestehen über den groben Narrenköpfen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, II, 139.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenland.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ist nicht, dass ein Narrenland an einem Seidenfaden hangt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 150.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenlob.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Narrenlob hält nicht die Prob'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Narrenlob wiegt leicht. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 489.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Narrenlob und Narrenspott wirft der Weise in Einen Pott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die tôren spottent maneges man, daz er niht wol erwenden kan, und lachent si nâch tôren site, sô sol er allez lachen mite. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 147.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenmachen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zum Narrenmachen ist auch ein Tanz, wenn er nur gut gespielt wird.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2731.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenmaul.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Narrenmaul leckt gern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Narrenherz will süsse Speise haben. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 493.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenmund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Narrenmund und Kindeshand haben keinen Bestand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nass. Schulbl., XIV, 5.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="940"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenorden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Narrenorden ist der stärkste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Stultorum plena sunt omnia, allein dass niemand gerne im Narrenorden seyn will.&#x201C; (<hi rendition="#i">Coler, 800<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenpflug.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er zieht am Narrenpfluge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Narrenspiegel, 8.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenpossen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Narrenpossen und Schelmereien gehen leicht ein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tenacissimi sumus eorum, quae rudibus annis percepimus. (<hi rendition="#i">Chaos, 721.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Die Narrenpossen beiseite setzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Laissons-là ces badineries. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 51<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Norrens-Pussen treiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 227.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenrath.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Narren Rath bedarff einer höltzinen Glocken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 423, 32.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenrede.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf Narrenrede gibt es keine Antwort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Narren genossen volle Redefreiheit, und man nahm ihre Witze in der Regel schweigend auf, da wenig zu gewinnen war, wenn man ihnen antwortete.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: B&#x0142;aze&#x0144;ska r&#x017C;ecz nie ma odpowiedzi. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 31.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Narrenrede kommt hervor wie eine Schafheerd aus dem Thor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een zot is terstond met zijn voordeel klaar. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 510<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Narrenreden &#x2013; Narrentand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Narrenreden sind zollfrei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 467.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stultorum vota non exaudiuntur. (<hi rendition="#i">Gaal, 991.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Narretalet är sig sielf lijk. (<hi rendition="#i">Grubb, 567.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Das ist eine Narrenrede.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Campe, III, 454<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenrotte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Narrenrott vnd bulerwerck, ein Statt gebawet auf ein berg vnd stro, das in den schuhen leit, verbergen sich zu keiner zeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 554, 17; Petri, II, 490.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrensamen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Narrensamen wuchert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Thue ich jetzund Narren säen, will ich für einen dreitausend mähen. Der Boden trägt's, ist so gut, dass er so grossen Wucher thut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 247.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenschelle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Narrenschelle klingelt jedem an der Mütze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Schelle klingelt uns allen an der Mütze; und offen gesagt, das ganze Spiel, das wir Leben heissen, würde unerträglich langweilig werden, wenn sie einmal aufhörten zu läuten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Em. Geibel, Meister Andreä, 1855, S. 80.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Narrenschellen klingen vielen besser als Kirchenglocken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 489; Simrock, 7367; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5626; Braun, I, 2961.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Narrenschellen klingeln laut, thun eim aber in den ohren wee.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 108<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5626; Sailer, 157; Simrock, 7366.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Folgen der Thorheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer Narrenschellen trägt und sie selbst schüttelt und rüttelt, hofirt sich in sein eigen Nest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 489.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Mit Narrenschellen stechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Man wirfft auch Kandel vnd Teller aus vnd sticht mit Narrenschellen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesy, 215<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenscherz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Narrenscherz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Campe, III, 454<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenschiff.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus dem Narrenschiff kommt man leicht nach Schelmhafen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer nicht zur Narrenzunft gehört, mag leicht zur Schelmengilde gehören. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 389.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Narren Schiff fähret aller Enden vnd Orten an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 425, 49; Sailer, 167; Simrock, 7334; Körte, 4491; Braun, I, 2958.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das heisst doch wol, es hat überall Haltestellen, wo es Narren abgibt oder aufnimmt, womit auch das dänische Sprichwort übereinstimmt: Narre-skibet findes i alle havne. &#x2013; All verden er fuld af narre; jeg og da løbe i med. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 426.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn auch ein Narrenschiff glatt gerudert wird, das Gleis ist dennoch ein krummes.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narrenschuhe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es muss ein ieder ein par narren schuch zerreissen, zerreisst er nit mehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 84<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 371; Egenolff, 343<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 288; Henisch,
</hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[470]/0484] 3 Jeder hat seine Narrenkappe. It.: Ognuno ha la sua pazzia, il suo balocco (trastullo). (Biber.) 4 Man kann auch aus einer Narrenkappe einen klugen Kopf stecken. – Schottel, 1135a. Der kurpfälzische Rath L. Zinkgref sagte einst im Scherz zum Professor N. Frischlinus, „dass die Kappen, so damalen die Professores zu tragen pflegten, den Narren-Kappen nicht sehr ungleich wären.“ Darauf sagt Frischlinus: „Wir tragen unsere Narren-Kappen offenbarlich, Ihr aber unter dem Mantel verborgen.“ (Zinkgref, III, 220.) 5 Narrenkappen lieben bunte Lappen. *6 Die Narrenkappe auf dem Kopfe haben und andere Weisheit lehren wollen. – Winckler, II, 6; Chaos, 951. *7 Die Narrenkappe (an den Füssen) schleifen. – Narrenspiegel, 9. Offen wie ein Narr handeln. Lat.: Midas auriculas asini. (Philippi, I, 294.) *8 Die Narrenkappe tragen. Lat.: Caudam trahere. (Horaz.) (Philippi, I, 76.) *9 Einem die Narrenkappe geben. *10 Er hat die Narrenkappe angestreifft. – Lehmann, 92, 47. Von dem, der betrogen worden ist. In demselben oder verwandtem Sinne fügt Lehmann folgende Redensarten bei: Der hat Esels Ohren davon getragen, der hat das Seil an Hörnern, hat die Reiss überm Kopff, er hengt in der Schling, der versteht die Müntz nicht, der Haas ist im Garn. *11 Er weiss die Narrenkappe nicht zu tragen. Frz.: Faire le boufon de mauvaise grâce. (Kritzinger, 355a.) *12 Sich mit einem um die Narrenkappe zanken. Um den Vorzug in einer närrischen Sache. (Campe, Wb., III, 454a.) – „ ...Und weil die Italiäner sich mit den Griechen umb die Narrenkappe zanketen.“ (Gottfr., 613a.) Narrenkittel. Narrenkittel und Mondenschein alle Tage anders sein. Narrenkolben. *1 Den Narrenkolben1 feil tragen. – Murner, Nb., 75. 1) Ein Kolben, wie ihn ehemals die Hof- und Schalksnarren zu tragen pflegten. Auch ein kurzer Stock mit einem ausgeschnitzten Fratzengesicht und einer Schellenkappe wie sie diese Narren wol trugen, und womit man die Narrheit und den Gott des Tadels und Spottes (Momus) abbildet, führt diesen Namen. (Campe, Wb., III, 454a.) – „Die welt ist yetzund als verkert; was gott der Herr ye hat gelert, so thut sie nur das widertheil vnd tregt den narrenkolben feyl.“ (Kloster, IV, 826.) *2 Zum Narrenkolben greifen. Narrenkönig. 1 Der Narrenkönig hat die meisten Unterthanen. 2 Der Narrenkönig regiert die Welt. Narrenkopf. 1 Auf einem Narrenkopfe bleibt die Mütze nicht lange. 2 Narrenkopf wird nimmer klug (weise). Frz.: Tête de fou ne blanchit jamais. (Gaal, 1188.) *3 Er ist ein grober Narrenkopf. „Es möchte einem die Stranguria bestehen über den groben Narrenköpfen.“ (Luther's Werke, II, 139.) Narrenland. Es ist nicht, dass ein Narrenland an einem Seidenfaden hangt. – Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 150. Narrenlob. 1 Narrenlob hält nicht die Prob'. Die Russen: Narrenlob wiegt leicht. (Altmann VI, 489.) 2 Narrenlob und Narrenspott wirft der Weise in Einen Pott. Mhd.: Die tôren spottent maneges man, daz er niht wol erwenden kan, und lachent si nâch tôren site, sô sol er allez lachen mite. (Freidank.) (Zingerle, 147.) Narrenmachen. Zum Narrenmachen ist auch ein Tanz, wenn er nur gut gespielt wird. – Frischbier2, 2731. Narrenmaul. Narrenmaul leckt gern. Die Russen: Narrenherz will süsse Speise haben. (Altmann VI, 493.) Narrenmund. Narrenmund und Kindeshand haben keinen Bestand. – Nass. Schulbl., XIV, 5. Narrenorden. Der Narrenorden ist der stärkste. „Stultorum plena sunt omnia, allein dass niemand gerne im Narrenorden seyn will.“ (Coler, 800b.) Narrenpflug. * Er zieht am Narrenpfluge. – Narrenspiegel, 8. Narrenpossen. 1 Narrenpossen und Schelmereien gehen leicht ein. Lat.: Tenacissimi sumus eorum, quae rudibus annis percepimus. (Chaos, 721.) *2 Die Narrenpossen beiseite setzen. Frz.: Laissons-là ces badineries. (Kritzinger, 51b.) *3 Norrens-Pussen treiben. – Gomolcke, 227. Narrenrath. Narren Rath bedarff einer höltzinen Glocken. – Lehmann, II, 423, 32. Narrenrede. 1 Auf Narrenrede gibt es keine Antwort. Die Narren genossen volle Redefreiheit, und man nahm ihre Witze in der Regel schweigend auf, da wenig zu gewinnen war, wenn man ihnen antwortete. Poln.: Błazeńska rżecz nie ma odpowiedzi. (Wurzbach I, 31.) 2 Narrenrede kommt hervor wie eine Schafheerd aus dem Thor. Holl.: Een zot is terstond met zijn voordeel klaar. (Harrebomée, II, 510b.) 3 Narrenreden – Narrentand. – Simrock, 7385. 4 Narrenreden sind zollfrei. Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann VI, 467.) Lat.: Stultorum vota non exaudiuntur. (Gaal, 991.) Schwed.: Narretalet är sig sielf lijk. (Grubb, 567.) *5 Das ist eine Narrenrede. – Campe, III, 454a. Narrenrotte. Narrenrott vnd bulerwerck, ein Statt gebawet auf ein berg vnd stro, das in den schuhen leit, verbergen sich zu keiner zeit. – Henisch, 554, 17; Petri, II, 490. Narrensamen. Narrensamen wuchert. „Thue ich jetzund Narren säen, will ich für einen dreitausend mähen. Der Boden trägt's, ist so gut, dass er so grossen Wucher thut.“ (Wurzbach I, 247.) Narrenschelle. 1 Die Narrenschelle klingelt jedem an der Mütze. „Die Schelle klingelt uns allen an der Mütze; und offen gesagt, das ganze Spiel, das wir Leben heissen, würde unerträglich langweilig werden, wenn sie einmal aufhörten zu läuten.“ (Em. Geibel, Meister Andreä, 1855, S. 80.) 2 Die Narrenschellen klingen vielen besser als Kirchenglocken. – Eiselein, 489; Simrock, 7367; Körte2, 5626; Braun, I, 2961. 3 Narrenschellen klingeln laut, thun eim aber in den ohren wee. – Franck, II, 108a; Körte2, 5626; Sailer, 157; Simrock, 7366. Folgen der Thorheit. 4 Wer Narrenschellen trägt und sie selbst schüttelt und rüttelt, hofirt sich in sein eigen Nest. – Eiselein, 489. *5 Mit Narrenschellen stechen. „Man wirfft auch Kandel vnd Teller aus vnd sticht mit Narrenschellen.“ (Mathesy, 215b.) Narrenscherz. * Es ist ein Narrenscherz. – Campe, III, 454a. Narrenschiff. 1 Aus dem Narrenschiff kommt man leicht nach Schelmhafen. Die Russen: Wer nicht zur Narrenzunft gehört, mag leicht zur Schelmengilde gehören. (Altmann VI, 389.) 2 Narren Schiff fähret aller Enden vnd Orten an. – Lehmann, II, 425, 49; Sailer, 167; Simrock, 7334; Körte, 4491; Braun, I, 2958. Das heisst doch wol, es hat überall Haltestellen, wo es Narren abgibt oder aufnimmt, womit auch das dänische Sprichwort übereinstimmt: Narre-skibet findes i alle havne. – All verden er fuld af narre; jeg og da løbe i med. (Prov. dan., 426.) 3 Wenn auch ein Narrenschiff glatt gerudert wird, das Gleis ist dennoch ein krummes. Narrenschuhe. 1 Es muss ein ieder ein par narren schuch zerreissen, zerreisst er nit mehr. – Franck, I, 84a; Gruter, I, 371; Egenolff, 343b; Petri, II, 288; Henisch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/484
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [470]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/484>, abgerufen am 22.12.2024.