Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *101 Keinen Namen nennen.

Holl.: Geene naamen noemen. (Harrebomee, II, 113b.)

*102 Mit dem guten Namen anderer umgehen wie Simson mit den Feldern der Philister.

*103 Sein Name hat (keinen) guten Klang.

Frz.: On ne lui saurait dire pis que son nom. (Lendroy, 1085.)

Holl.: Hij heeft een' leelijken klank achter zich. - Hij heeft zijn goeden naam verbeurd. (Harrebomee, I, 410a; II, 113b.)

*104 Sein Name riecht nicht nach Balsam.

Er steht in einem schlimmen Rufe. Als Verwünschung wird von jemand, der einen übeln Namen hat, in Warschau jüdisch-deutsch die Redensart angewandt: Jemach Schemoj (vertilgt werde sein Name) we Sichroj (und sein Andenken).

*105 Sein Name wird nur genannt mit dem Hut in der Hand.

Holl.: Zijn naam wordt niet genoemd dan met den hoed in de hand. (Harrebomee, I, 114a.)

*106 Sie hat ihren Namen verändert.

Hat sich verheirathet.

Frz.: Illustrer son nom par de belles figures. (Kritzinger, 390b.)


Nandel.

* Die Nandl1 gebusst haben. - Schöpf, 460.

1) Grossmutter. - Zahnlückig sein.


Nantes.

Nantes ist das Auge der Bretagne. - Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.


Nanu.

Nanu, seggt de Wulf tor Su, onn da nehm hei se ok all. (Ostpreuss.) - Frischbier, 522.


Napf.

1 Die Näpfe des Faulen sind leer.

2 Je neher dem Nappe, je besser Kess. - Petri, II, 844; Latendorf II, 18.

"D. i. je frischer Kess, je besser."

*3 Der Napf ist entzwei (caput).

Hier steht's schlecht, es herrscht grosse Noth, es gebricht an allem. Die Mannschaften der 14. preussischen Division bezeichneten im Feldzug von 1866 mit dieser Redensart ein schlechtes Quartier. Die Breslauer Zeitung (1866, Nr. 406, S. 2254) erzählt nach dem Krefelder Journal darüber Folgendes: "Ein Bataillon des 27. Regiments nahm in einem armseligen Dorfe Böhmens Alarmquartiere. Zweiundzwanzig wild aussehende Krieger drangen in die hölzerne Behausung eines armen Webers, der mit schlotternden Knien seine Armuth betheuerte und um Schonung bat. In der Wohnstube fanden sie eine elend aussehende Frau, das jüngste Kind auf dem Schoss und noch sechs grössere, die halb nackt in die Ecken flüchteten. Der Webstuhl leer. >Hier ist der Napf total entzwei<, sagte einer der Wehrmänner, worauf an dere erwidern: >Dann wollen wir ihn wieder ganz machen.< Einer sammelt von den andern Geld in der Feldmütze und gibt es dem Wirth, um Holz und Butter zu besorgen; ein anderer eilt zum Fourier, die Brot- und Fleischportionen zu holen. Ein verheiratheter Wehrmann nimmt Platz an der Wiege und ein anderer macht Feuer an. Die Frau besorgt Töpfe, Schüsseln, Teller. Bald werden Butterbrote zurecht gemacht, dampfender Kaffee eingeschenkt. Die hungrigen Soldaten setzen die von Schrecken bleichen Kinder an den Tisch und nöthigen sie zum Essen. So wird der >capute Napf< ganz gemacht. Abendessen und Frühstück vereinigten die armen Hüttenbewohner und die preussischen Soldaten, die den Wirth beim Abschied noch beschenkten."

*4 Ich mag mit ihm nicht aus demselben Napfe essen.

*5 Mit einem aus demselben Napfe essen.


Napoleon.

Napoleon ist in seinem Fach das, was der Metzger Auerbach.

Als Napoleon nach dem Frieden von Tilsit in Gotha speiste, waren Stadt und Schloss köstlich erleuchtet. Ein Fleischer Namens Auerbach, der sehr umfangreiche Geschäfte machte, hatte den obigen Spruch transparent vor seinem Hause. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, Nr. 53.)


Narbe.

1 Der Narben lacht, der Wunden nie gefühlt. - Körte, 4431.

2 Die Narbe bleibt, wenn auch die Wunde heilt.

Lat.: Etiam sanato vulnere cicatrix manet. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 140.)

3 Die Narben verrathen alte Wunden.

Auch russisch: Narben sind der Wunden Verräther. (Altmann VI, 393.)

4 Narben sind auch Wunden.

[Spaltenumbruch] 5 Wer alte Narben aufreisst, schafft neue Wunden.

Die Russen: Wer an der Narbe kratzt, ist zweimal verwundet. (Altmann VI, 451.)


Nardensalbe.

* Nardensalbe für Unrath halten.


Narr (s. Geck).

1 A Narr hot a schöne Welt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Dem Dummen erscheint die Welt um so schöner, als er von manchen ihrer Uebel und Leiden nicht berührt wird.

2 A Narr hot lieb Süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Diese auch in Deutschland verbreitete Meinung rührt, wie Hr. Bernstein mir schreibt, vielleicht davon her, dass kleine Kinder gewöhnlich Süssigkeiten gern haben.

3 A Narr is a Gsar1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) - Blass, 10.

1) Ein (schlimmes) Verhängniss.

4 A Narr is a Kaleke1 auf alle vier. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Polnisch = Krüppel. Um zu sagen: Dummheit ist eine Krankheit, der so schwer zu helfen ist, wie einem an Händen und Füssen Gelähmten.

5 A Narr is sein eigener Musser (Verräther). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

6 A Narr lacht drei maul (mal). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Der Narr lacht beim Anhören einer Geschichte, ohne ihren Sinn zu verstehen, blos weil alle lachen. Befragt, worüber er eigentlich lache, lacht er wiederum, und nachdem man ihm den Witz erklärt hat, lacht er erst recht.

7 A Narr narrt män vün 'm Bud heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Einen Narren narrt, d. i. lockt man selbst aus dem Bade heraus. Der Einfältige lässt sich selbst von öffentlichen Orten verdrängen.

8 A Narr schickt män voraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Um den Weg zu bahnen.

9 A Narr thur (darf) män keine halbe Arbeit nit weisen (zeigen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Weil des Fragens kein Ende sein, er sie auch vielleicht verderben würde.

10 A Narr tauet geng 's Zeicha. (Bern.) - Zyro, 111.

11 Ain Narr, wenn er schwige, würde auch weyse gerechnet vnd verstendig, wenn er das Maul hielte. - Agricola II, 10.

12 Also muss man den Narren vber den Dölpel werffen vnd ein specklein auff die fallen legen. - Henisch, 725, 48.

13 Alt narren, so sie gerathen, sind besser narren, dann andere narren. - Franck, I, 78b; Eyering, I, 14; Lehmann, II, 26, 20.

14 Alte Narren, wann sie gerathen, seynd besser als die jungen. - Sutor, 926; Körte, 4454; Simrock, 7372; Braun, I, 2931.

15 An des Narren Barte lernt das Messer scheren.

It.: A la barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn I, 69.)

Lat.: A barba stulti discit tonsor. - Audax in barba stulti novacula. (Bovill, II, 103.)

Port.: Na barba do nescio aprendem todos a rapar. (Bohn I, 284.)

Span.: A barba de necio aprenden todos a rapar. (Bohn I, 193.)

16 An narren hilfft weder chrisam noch tauff. - Franck, II, 54b; Lehmann, II, 28, 53; Simrock, 7359; Körte, 4471; Grubb, 566.

Frz.: Tout est perdu ce qu'on donne a fol.

17 An Narren ist nirgend Mangel.

Lat.: Stultorum plena sunt omnia. (Gaal, 1194.)

Ung.: Rakva vagyon e' tarka vilag sokfele bolondokkal. (Gaal, 1194.)

18 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, auf dass er sich klug dünke. - Acerra philologica.

19 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, das er sich nit weyse lasse duncken. - Agricola II, 64.

20 Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit, dass du jm nicht auch gleich werdest. - Agricola II, 63.

Die Araber sagen: Das Schweigen ist die beste Antwort für Narren.

Böhm.: Blazna mlcenim nejlepe odbudes. (Celakovsky, 70.)

Holl.: Antwoord den zot niet naar zijne dwaasheid. (Harrebomee, II, 510a.)

[Spaltenumbruch] *101 Keinen Namen nennen.

Holl.: Geene naamen noemen. (Harrebomée, II, 113b.)

*102 Mit dem guten Namen anderer umgehen wie Simson mit den Feldern der Philister.

*103 Sein Name hat (keinen) guten Klang.

Frz.: On ne lui saurait dire pis que son nom. (Lendroy, 1085.)

Holl.: Hij heeft een' leelijken klank achter zich. – Hij heeft zijn goeden naam verbeurd. (Harrebomée, I, 410a; II, 113b.)

*104 Sein Name riecht nicht nach Balsam.

Er steht in einem schlimmen Rufe. Als Verwünschung wird von jemand, der einen übeln Namen hat, in Warschau jüdisch-deutsch die Redensart angewandt: Jemach Schemoj (vertilgt werde sein Name) we Sichroj (und sein Andenken).

*105 Sein Name wird nur genannt mit dem Hut in der Hand.

Holl.: Zijn naam wordt niet genoemd dan met den hoed in de hand. (Harrebomée, I, 114a.)

*106 Sie hat ihren Namen verändert.

Hat sich verheirathet.

Frz.: Illustrer son nom par de belles figures. (Kritzinger, 390b.)


Nandel.

* Die Nandl1 gebusst haben.Schöpf, 460.

1) Grossmutter. – Zahnlückig sein.


Nantes.

Nantes ist das Auge der Bretagne.Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.


Nanu.

Nanu, seggt de Wulf tor Su, onn da nehm hei se ôk all. (Ostpreuss.) – Frischbier, 522.


Napf.

1 Die Näpfe des Faulen sind leer.

2 Je neher dem Nappe, je besser Kess.Petri, II, 844; Latendorf II, 18.

„D. i. je frischer Kess, je besser.“

*3 Der Napf ist entzwei (caput).

Hier steht's schlecht, es herrscht grosse Noth, es gebricht an allem. Die Mannschaften der 14. preussischen Division bezeichneten im Feldzug von 1866 mit dieser Redensart ein schlechtes Quartier. Die Breslauer Zeitung (1866, Nr. 406, S. 2254) erzählt nach dem Krefelder Journal darüber Folgendes: „Ein Bataillon des 27. Regiments nahm in einem armseligen Dorfe Böhmens Alarmquartiere. Zweiundzwanzig wild aussehende Krieger drangen in die hölzerne Behausung eines armen Webers, der mit schlotternden Knien seine Armuth betheuerte und um Schonung bat. In der Wohnstube fanden sie eine elend aussehende Frau, das jüngste Kind auf dem Schoss und noch sechs grössere, die halb nackt in die Ecken flüchteten. Der Webstuhl leer. ›Hier ist der Napf total entzwei‹, sagte einer der Wehrmänner, worauf an dere erwidern: ›Dann wollen wir ihn wieder ganz machen.‹ Einer sammelt von den andern Geld in der Feldmütze und gibt es dem Wirth, um Holz und Butter zu besorgen; ein anderer eilt zum Fourier, die Brot- und Fleischportionen zu holen. Ein verheiratheter Wehrmann nimmt Platz an der Wiege und ein anderer macht Feuer an. Die Frau besorgt Töpfe, Schüsseln, Teller. Bald werden Butterbrote zurecht gemacht, dampfender Kaffee eingeschenkt. Die hungrigen Soldaten setzen die von Schrecken bleichen Kinder an den Tisch und nöthigen sie zum Essen. So wird der ›capute Napf‹ ganz gemacht. Abendessen und Frühstück vereinigten die armen Hüttenbewohner und die preussischen Soldaten, die den Wirth beim Abschied noch beschenkten.“

*4 Ich mag mit ihm nicht aus demselben Napfe essen.

*5 Mit einem aus demselben Napfe essen.


Napoleon.

Napoleon ist in seinem Fach das, was der Metzger Auerbach.

Als Napoleon nach dem Frieden von Tilsit in Gotha speiste, waren Stadt und Schloss köstlich erleuchtet. Ein Fleischer Namens Auerbach, der sehr umfangreiche Geschäfte machte, hatte den obigen Spruch transparent vor seinem Hause. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, Nr. 53.)


Narbe.

1 Der Narben lacht, der Wunden nie gefühlt.Körte, 4431.

2 Die Narbe bleibt, wenn auch die Wunde heilt.

Lat.: Etiam sanato vulnere cicatrix manet. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 140.)

3 Die Narben verrathen alte Wunden.

Auch russisch: Narben sind der Wunden Verräther. (Altmann VI, 393.)

4 Narben sind auch Wunden.

[Spaltenumbruch] 5 Wer alte Narben aufreisst, schafft neue Wunden.

Die Russen: Wer an der Narbe kratzt, ist zweimal verwundet. (Altmann VI, 451.)


Nardensalbe.

* Nardensalbe für Unrath halten.


Narr (s. Geck).

1 A Narr hot a schöne Welt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Dem Dummen erscheint die Welt um so schöner, als er von manchen ihrer Uebel und Leiden nicht berührt wird.

2 A Narr hot lieb Süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Diese auch in Deutschland verbreitete Meinung rührt, wie Hr. Bernstein mir schreibt, vielleicht davon her, dass kleine Kinder gewöhnlich Süssigkeiten gern haben.

3 A Narr is a Gsar1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 10.

1) Ein (schlimmes) Verhängniss.

4 A Narr is a Kaleke1 auf alle vier. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Polnisch = Krüppel. Um zu sagen: Dummheit ist eine Krankheit, der so schwer zu helfen ist, wie einem an Händen und Füssen Gelähmten.

5 A Narr is sein eigener Musser (Verräther). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

6 A Narr lacht drei mûl (mal). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Der Narr lacht beim Anhören einer Geschichte, ohne ihren Sinn zu verstehen, blos weil alle lachen. Befragt, worüber er eigentlich lache, lacht er wiederum, und nachdem man ihm den Witz erklärt hat, lacht er erst recht.

7 A Narr narrt män vün 'm Bud heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Einen Narren narrt, d. i. lockt man selbst aus dem Bade heraus. Der Einfältige lässt sich selbst von öffentlichen Orten verdrängen.

8 A Narr schickt män voraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Um den Weg zu bahnen.

9 A Narr thur (darf) män keine halbe Arbeit nit weisen (zeigen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Weil des Fragens kein Ende sein, er sie auch vielleicht verderben würde.

10 A Narr tûet geng 's Zeicha. (Bern.) – Zyro, 111.

11 Ain Narr, wenn er schwige, würde auch weyse gerechnet vnd verstendig, wenn er das Maul hielte.Agricola II, 10.

12 Also muss man den Narren vber den Dölpel werffen vnd ein specklein auff die fallen legen.Henisch, 725, 48.

13 Alt narren, so sie gerathen, sind besser narren, dann andere narren.Franck, I, 78b; Eyering, I, 14; Lehmann, II, 26, 20.

14 Alte Narren, wann sie gerathen, seynd besser als die jungen.Sutor, 926; Körte, 4454; Simrock, 7372; Braun, I, 2931.

15 An des Narren Barte lernt das Messer scheren.

It.: A la barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn I, 69.)

Lat.: A barba stulti discit tonsor. – Audax in barba stulti novacula. (Bovill, II, 103.)

Port.: Na barba do nescio aprendem todos a rapar. (Bohn I, 284.)

Span.: A barba de necio aprenden todos á rapar. (Bohn I, 193.)

16 An narren hilfft weder chrisam noch tauff.Franck, II, 54b; Lehmann, II, 28, 53; Simrock, 7359; Körte, 4471; Grubb, 566.

Frz.: Tout est perdu ce qu'on donne à fol.

17 An Narren ist nirgend Mangel.

Lat.: Stultorum plena sunt omnia. (Gaal, 1194.)

Ung.: Rakva vagyon e' tarka világ sokféle bolondokkal. (Gaal, 1194.)

18 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, auf dass er sich klug dünke.Acerra philologica.

19 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, das er sich nit weyse lasse duncken.Agricola II, 64.

20 Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit, dass du jm nicht auch gleich werdest.Agricola II, 63.

Die Araber sagen: Das Schweigen ist die beste Antwort für Narren.

Böhm.: Blázna mlčením nejlépe odbudeš. (Čelakovský, 70.)

Holl.: Antwoord den zot niet naar zijne dwaasheid. (Harrebomée, II, 510a.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0453" n="[439]"/><cb n="877"/>
*101 Keinen Namen nennen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geene naamen noemen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 113<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*102 Mit dem guten Namen anderer umgehen wie Simson mit den Feldern der Philister.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*103 Sein Name hat (keinen) guten Klang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne lui saurait dire pis que son nom. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1085.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft een' leelijken klank achter zich. &#x2013; Hij heeft zijn goeden naam verbeurd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 410<hi rendition="#sup">a</hi>; II, 113<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*104 Sein Name riecht nicht nach Balsam.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er steht in einem schlimmen Rufe. Als Verwünschung wird von jemand, der einen übeln Namen hat, in Warschau jüdisch-deutsch die Redensart angewandt: Jemach Schemoj (vertilgt werde sein Name) we Sichroj (und sein Andenken).</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*105 Sein Name wird nur genannt mit dem Hut in der Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zijn naam wordt niet genoemd dan met den hoed in de hand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 114<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*106 Sie hat ihren Namen verändert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat sich verheirathet.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Illustrer son nom par de belles figures. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 390<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nandel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die Nandl<hi rendition="#sup">1</hi> gebusst haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schöpf, 460.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Grossmutter. &#x2013; Zahnlückig sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nantes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nantes ist das Auge der Bretagne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nanu.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nanu, seggt de Wulf tor Su, onn da nehm hei se ôk all.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 522.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Napf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Näpfe des Faulen sind leer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Je neher dem Nappe, je besser Kess.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 844; Latendorf II, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;D. i. je frischer Kess, je besser.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Der Napf ist entzwei (caput).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hier steht's schlecht, es herrscht grosse Noth, es gebricht an allem. Die Mannschaften der 14. preussischen Division bezeichneten im Feldzug von 1866 mit dieser Redensart ein schlechtes Quartier. Die <hi rendition="#i">Breslauer Zeitung (1866, Nr. 406, S. 2254)</hi> erzählt nach dem <hi rendition="#i">Krefelder Journal</hi> darüber Folgendes: &#x201E;Ein Bataillon des 27. Regiments nahm in einem armseligen Dorfe Böhmens Alarmquartiere. Zweiundzwanzig wild aussehende Krieger drangen in die hölzerne Behausung eines armen Webers, der mit schlotternden Knien seine Armuth betheuerte und um Schonung bat. In der Wohnstube fanden sie eine elend aussehende Frau, das jüngste Kind auf dem Schoss und noch sechs grössere, die halb nackt in die Ecken flüchteten. Der Webstuhl leer. &#x203A;Hier ist der Napf total entzwei&#x2039;, sagte einer der Wehrmänner, worauf an dere erwidern: &#x203A;Dann wollen wir ihn wieder ganz machen.&#x2039; Einer sammelt von den andern Geld in der Feldmütze und gibt es dem Wirth, um Holz und Butter zu besorgen; ein anderer eilt zum Fourier, die Brot- und Fleischportionen zu holen. Ein verheiratheter Wehrmann nimmt Platz an der Wiege und ein anderer macht Feuer an. Die Frau besorgt Töpfe, Schüsseln, Teller. Bald werden Butterbrote zurecht gemacht, dampfender Kaffee eingeschenkt. Die hungrigen Soldaten setzen die von Schrecken bleichen Kinder an den Tisch und nöthigen sie zum Essen. So wird der &#x203A;capute Napf&#x2039; ganz gemacht. Abendessen und Frühstück vereinigten die armen Hüttenbewohner und die preussischen Soldaten, die den Wirth beim Abschied noch beschenkten.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Ich mag mit ihm nicht aus demselben Napfe essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Mit einem aus demselben Napfe essen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Napoleon.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Napoleon ist in seinem Fach das, was der Metzger Auerbach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Napoleon nach dem Frieden von Tilsit in Gotha speiste, waren Stadt und Schloss köstlich erleuchtet. Ein Fleischer Namens Auerbach, der sehr umfangreiche Geschäfte machte, hatte den obigen Spruch transparent vor seinem Hause. (<hi rendition="#i">Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, Nr. 53.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Narbe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Narben lacht, der Wunden nie gefühlt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4431.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Narbe bleibt, wenn auch die Wunde heilt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Etiam sanato vulnere cicatrix manet. (<hi rendition="#i">Publ. Syr.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 140.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Narben verrathen alte Wunden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch russisch: Narben sind der Wunden Verräther. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 393.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Narben sind auch Wunden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="878"/>
5 Wer alte Narben aufreisst, schafft neue Wunden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer an der Narbe kratzt, ist zweimal verwundet. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 451.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nardensalbe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Nardensalbe für Unrath halten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Narr</hi> (s.  Geck).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Narr hot a schöne Welt.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Dem Dummen erscheint die Welt um so schöner, als er von manchen ihrer Uebel und Leiden nicht berührt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 A Narr hot lieb Süss.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese auch in Deutschland verbreitete Meinung rührt, wie Hr. <hi rendition="#i">Bernstein</hi> mir schreibt, vielleicht davon her, dass kleine Kinder gewöhnlich Süssigkeiten gern haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 A Narr is a Gsar<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Blass, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein (schlimmes) Verhängniss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 A Narr is a Kaleke<hi rendition="#sup">1</hi> auf alle vier.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Polnisch = Krüppel. Um zu sagen: Dummheit ist eine Krankheit, der so schwer zu helfen ist, wie einem an Händen und Füssen Gelähmten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 A Narr is sein eigener Musser (Verräther).</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 A Narr lacht drei mûl (mal).</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Narr lacht beim Anhören einer Geschichte, ohne ihren Sinn zu verstehen, blos weil alle lachen. Befragt, worüber er eigentlich lache, lacht er wiederum, und nachdem man ihm den Witz erklärt hat, lacht er erst recht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 A Narr narrt män vün 'm Bud heraus.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Narren narrt, d. i. lockt man selbst aus dem Bade heraus. Der Einfältige lässt sich selbst von öffentlichen Orten verdrängen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 A Narr schickt män voraus.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Um den Weg zu bahnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 A Narr thur (darf) män keine halbe Arbeit nit weisen (zeigen).</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil des Fragens kein Ende sein, er sie auch vielleicht verderben würde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 A Narr tûet geng 's Zeicha.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Zyro, 111.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Ain Narr, wenn er schwige, würde auch weyse gerechnet vnd verstendig, wenn er das Maul hielte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Also muss man den Narren vber den Dölpel werffen vnd ein specklein auff die fallen legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 725, 48.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Alt narren, so sie gerathen, sind besser narren, dann andere narren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 78<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, I, 14; Lehmann, II, 26, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Alte Narren, wann sie gerathen, seynd besser als die jungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 926; Körte, 4454; Simrock, 7372; Braun, I, 2931.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 An des Narren Barte lernt das Messer scheren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A la barba de' pazzi il barbier impara a radere. (<hi rendition="#i">Bohn I, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A barba stulti discit tonsor. &#x2013; Audax in barba stulti novacula. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 103.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Na barba do nescio aprendem todos a rapar. (<hi rendition="#i">Bohn I, 284.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A barba de necio aprenden todos á rapar. (<hi rendition="#i">Bohn I, 193.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 An narren hilfft weder chrisam noch tauff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 54<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 28, 53; Simrock, 7359; Körte, 4471; Grubb, 566.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tout est perdu ce qu'on donne à fol.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 An Narren ist nirgend Mangel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stultorum plena sunt omnia. (<hi rendition="#i">Gaal, 1194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Rakva vagyon e' tarka világ sokféle bolondokkal. (<hi rendition="#i">Gaal, 1194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, auf dass er sich klug dünke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Acerra philologica.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, das er sich nit weyse lasse duncken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 64.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit, dass du jm nicht auch gleich werdest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Araber sagen: Das Schweigen ist die beste Antwort für Narren.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Blázna ml&#x010D;ením nejlépe odbude&#x0161;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 70.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Antwoord den zot niet naar zijne dwaasheid. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 510<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[439]/0453] *101 Keinen Namen nennen. Holl.: Geene naamen noemen. (Harrebomée, II, 113b.) *102 Mit dem guten Namen anderer umgehen wie Simson mit den Feldern der Philister. *103 Sein Name hat (keinen) guten Klang. Frz.: On ne lui saurait dire pis que son nom. (Lendroy, 1085.) Holl.: Hij heeft een' leelijken klank achter zich. – Hij heeft zijn goeden naam verbeurd. (Harrebomée, I, 410a; II, 113b.) *104 Sein Name riecht nicht nach Balsam. Er steht in einem schlimmen Rufe. Als Verwünschung wird von jemand, der einen übeln Namen hat, in Warschau jüdisch-deutsch die Redensart angewandt: Jemach Schemoj (vertilgt werde sein Name) we Sichroj (und sein Andenken). *105 Sein Name wird nur genannt mit dem Hut in der Hand. Holl.: Zijn naam wordt niet genoemd dan met den hoed in de hand. (Harrebomée, I, 114a.) *106 Sie hat ihren Namen verändert. Hat sich verheirathet. Frz.: Illustrer son nom par de belles figures. (Kritzinger, 390b.) Nandel. * Die Nandl1 gebusst haben. – Schöpf, 460. 1) Grossmutter. – Zahnlückig sein. Nantes. Nantes ist das Auge der Bretagne. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791. Nanu. Nanu, seggt de Wulf tor Su, onn da nehm hei se ôk all. (Ostpreuss.) – Frischbier, 522. Napf. 1 Die Näpfe des Faulen sind leer. 2 Je neher dem Nappe, je besser Kess. – Petri, II, 844; Latendorf II, 18. „D. i. je frischer Kess, je besser.“ *3 Der Napf ist entzwei (caput). Hier steht's schlecht, es herrscht grosse Noth, es gebricht an allem. Die Mannschaften der 14. preussischen Division bezeichneten im Feldzug von 1866 mit dieser Redensart ein schlechtes Quartier. Die Breslauer Zeitung (1866, Nr. 406, S. 2254) erzählt nach dem Krefelder Journal darüber Folgendes: „Ein Bataillon des 27. Regiments nahm in einem armseligen Dorfe Böhmens Alarmquartiere. Zweiundzwanzig wild aussehende Krieger drangen in die hölzerne Behausung eines armen Webers, der mit schlotternden Knien seine Armuth betheuerte und um Schonung bat. In der Wohnstube fanden sie eine elend aussehende Frau, das jüngste Kind auf dem Schoss und noch sechs grössere, die halb nackt in die Ecken flüchteten. Der Webstuhl leer. ›Hier ist der Napf total entzwei‹, sagte einer der Wehrmänner, worauf an dere erwidern: ›Dann wollen wir ihn wieder ganz machen.‹ Einer sammelt von den andern Geld in der Feldmütze und gibt es dem Wirth, um Holz und Butter zu besorgen; ein anderer eilt zum Fourier, die Brot- und Fleischportionen zu holen. Ein verheiratheter Wehrmann nimmt Platz an der Wiege und ein anderer macht Feuer an. Die Frau besorgt Töpfe, Schüsseln, Teller. Bald werden Butterbrote zurecht gemacht, dampfender Kaffee eingeschenkt. Die hungrigen Soldaten setzen die von Schrecken bleichen Kinder an den Tisch und nöthigen sie zum Essen. So wird der ›capute Napf‹ ganz gemacht. Abendessen und Frühstück vereinigten die armen Hüttenbewohner und die preussischen Soldaten, die den Wirth beim Abschied noch beschenkten.“ *4 Ich mag mit ihm nicht aus demselben Napfe essen. *5 Mit einem aus demselben Napfe essen. Napoleon. Napoleon ist in seinem Fach das, was der Metzger Auerbach. Als Napoleon nach dem Frieden von Tilsit in Gotha speiste, waren Stadt und Schloss köstlich erleuchtet. Ein Fleischer Namens Auerbach, der sehr umfangreiche Geschäfte machte, hatte den obigen Spruch transparent vor seinem Hause. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, Nr. 53.) Narbe. 1 Der Narben lacht, der Wunden nie gefühlt. – Körte, 4431. 2 Die Narbe bleibt, wenn auch die Wunde heilt. Lat.: Etiam sanato vulnere cicatrix manet. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 140.) 3 Die Narben verrathen alte Wunden. Auch russisch: Narben sind der Wunden Verräther. (Altmann VI, 393.) 4 Narben sind auch Wunden. 5 Wer alte Narben aufreisst, schafft neue Wunden. Die Russen: Wer an der Narbe kratzt, ist zweimal verwundet. (Altmann VI, 451.) Nardensalbe. * Nardensalbe für Unrath halten. Narr (s. Geck). 1 A Narr hot a schöne Welt. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Dem Dummen erscheint die Welt um so schöner, als er von manchen ihrer Uebel und Leiden nicht berührt wird. 2 A Narr hot lieb Süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Diese auch in Deutschland verbreitete Meinung rührt, wie Hr. Bernstein mir schreibt, vielleicht davon her, dass kleine Kinder gewöhnlich Süssigkeiten gern haben. 3 A Narr is a Gsar1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 10. 1) Ein (schlimmes) Verhängniss. 4 A Narr is a Kaleke1 auf alle vier. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Polnisch = Krüppel. Um zu sagen: Dummheit ist eine Krankheit, der so schwer zu helfen ist, wie einem an Händen und Füssen Gelähmten. 5 A Narr is sein eigener Musser (Verräther). (Jüd.-deutsch. Warschau.) 6 A Narr lacht drei mûl (mal). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Der Narr lacht beim Anhören einer Geschichte, ohne ihren Sinn zu verstehen, blos weil alle lachen. Befragt, worüber er eigentlich lache, lacht er wiederum, und nachdem man ihm den Witz erklärt hat, lacht er erst recht. 7 A Narr narrt män vün 'm Bud heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Einen Narren narrt, d. i. lockt man selbst aus dem Bade heraus. Der Einfältige lässt sich selbst von öffentlichen Orten verdrängen. 8 A Narr schickt män voraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Um den Weg zu bahnen. 9 A Narr thur (darf) män keine halbe Arbeit nit weisen (zeigen). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Weil des Fragens kein Ende sein, er sie auch vielleicht verderben würde. 10 A Narr tûet geng 's Zeicha. (Bern.) – Zyro, 111. 11 Ain Narr, wenn er schwige, würde auch weyse gerechnet vnd verstendig, wenn er das Maul hielte. – Agricola II, 10. 12 Also muss man den Narren vber den Dölpel werffen vnd ein specklein auff die fallen legen. – Henisch, 725, 48. 13 Alt narren, so sie gerathen, sind besser narren, dann andere narren. – Franck, I, 78b; Eyering, I, 14; Lehmann, II, 26, 20. 14 Alte Narren, wann sie gerathen, seynd besser als die jungen. – Sutor, 926; Körte, 4454; Simrock, 7372; Braun, I, 2931. 15 An des Narren Barte lernt das Messer scheren. It.: A la barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn I, 69.) Lat.: A barba stulti discit tonsor. – Audax in barba stulti novacula. (Bovill, II, 103.) Port.: Na barba do nescio aprendem todos a rapar. (Bohn I, 284.) Span.: A barba de necio aprenden todos á rapar. (Bohn I, 193.) 16 An narren hilfft weder chrisam noch tauff. – Franck, II, 54b; Lehmann, II, 28, 53; Simrock, 7359; Körte, 4471; Grubb, 566. Frz.: Tout est perdu ce qu'on donne à fol. 17 An Narren ist nirgend Mangel. Lat.: Stultorum plena sunt omnia. (Gaal, 1194.) Ung.: Rakva vagyon e' tarka világ sokféle bolondokkal. (Gaal, 1194.) 18 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, auf dass er sich klug dünke. – Acerra philologica. 19 Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, das er sich nit weyse lasse duncken. – Agricola II, 64. 20 Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit, dass du jm nicht auch gleich werdest. – Agricola II, 63. Die Araber sagen: Das Schweigen ist die beste Antwort für Narren. Böhm.: Blázna mlčením nejlépe odbudeš. (Čelakovský, 70.) Holl.: Antwoord den zot niet naar zijne dwaasheid. (Harrebomée, II, 510a.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/453
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [439]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/453>, abgerufen am 22.12.2024.