Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
Nach. 1 Nach und nach frisst die Ratte Welschkorn. 2 Nach und nach macht der Vogel sein Nest. - Simrock, 11005; Körte, 6333; Braun, I, 4810. Durch anhaltende Thätigkeit gelangt man endlich zum Zweck. Frz.: Petit a petit l'oiseau fait son nid. (Bohn I, 45.) Holl.: Langzamerhand volbouwt de vogel zijn nest. (Bohn I, 331.) 3 Nach und nach wird ein Ding auch fertig. Lat.: Paullatim lento succedunt omnia motu. *4 Er ist sehr nach sich. - Frischbier2, 2703. *5 Nach mir die Sintflut. Frz.: Apres moi le deluge. (Bohn I, 4.) *6 Nach mir mag es werden wie es will. It.: Chi vien dietro, serri l'uscio. *7 Nach und nach. - Eiselein, 482. Um das allmähliche Vorgehen in einer Sache zu bezeichnen. Die Verbindung bestand schon, wie durch und durch, für und für, über und über, um und um, im Mittelhochdeutschen. (Vgl. Grimm, Grammatik, III, 262.) *8 Nach und nach, wie der Amtmann den Schmerbauch erhielt. Nachäffen. * Einem nachäffen. Zum Unterschiede von nachahmen, im Sinne des Goethe'schen Spruchs: "Und wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er trefflich ihm abgeguckt." Ein Klosterprediger schloss seine Predigt bei der Einkleidung einer Nonne, zu Gmünd im Jahre 1781, mit den Worten: "Nun, geistliche Braut, seien Sie ein junger Affe, der seiner Mutter, der würdigen Frau Oberin, alles nachäfft; äffen Sie nach dem alten Affen in allen seinen Tugenden. Affe nach, junger Affe, ihre Keuschheit und Demuth u. s. w." (Klosterspiegel, 82, 2.) Lat.: Alieno more. - Natu vel arbitratu vivere. (Faselius, 10; Wiegand, 179.) Nachahmen. 1 Wer nachahmt, macht sich zum Sklaven. "Nachahmungsucht ist Sklavensinn." (Hillmer, 435.) Lat.: Imitatorum servum pecus. 2 Wer nicht nachahmt, wird nicht nachgeahmt. Nachähren. * Es ist böss (ihm nicht gut) nachähren, wo er geschnitten hat. - Franck, I, 112a; Eyering, II, 543; Sailer, 296; Eiselein, 482. Nachährer. Lass die nachährer auch etwas finden. - Gruter, I, 54; Petri, II, 432; Eiselein, 482. Nachbar. 1 A Nobesch Kenger un Renger vergibt mer sich net. (Bedburg.) Nachbarskinder kennt man und dessen Rinder auch. 2 An gaden Naibar as bedarüsh an fiiren (widjen) Frinj. (Amrum.) - Haupt, VIII, 366, 260; Johansen, 150. Ein guter Nachbar ist besser als ein ferner Freund. 3 Auf des Nachbars Felde steht der Flachs immer am schönsten. "Ein jeden dunckt, seines nachbarn flachss viel besser denn der sein auffwachss." (Waldis, II, 49, 49.) Mhd.: Frömder acker stuont ie baz dan eigensat; daz machet haz. (Freidank.) (Zingerle, 109.) Böhm.: Hojnejsi vzdy obili na sousedni roli. (Celakovsky, 109.) Poln.: Lepsze zboze na cudzem. (Celakovsky, 109.) 4 Besser dem Nachbar den Stiefel putzen als dem Fremden den Fuss küssen. 5 Besser (ein) Nachbar an der Wand (Hand), als (ein) Bruder (Freund, Vetter) vber Land. - Lehmann, 526, 10; Petri, II, 36; Henisch, 1233, 22; Eiselein, 482; Bücking, 221; Pistor., VIII, 48; Müller, 19, 6; Gaal, 1178; Sailer, 112; Latendorf II, 4; Simrock, 7236; Winckler, XVIII, 11; für Hannover: Schambach, I, 27; für Waldeck: Curtze, 324, 125. Frz.: Mieux vaut bon voisin que longue (lointaine) parente. - Mieux vaut prochain qu'ami lointain. 6 Böse Nachbarn lehren früh aufstehen. 7 Böse Nachbarn soll man lernen ertragen. Holl.: Kwade geburen moet men bezuren. (Harrebomee, I, 105b.) 8 Böser Nachbar, ewiger Krieg. - Simrock, 7247. 9 By-n-eme böse Nochber und by-n-ere böse Frau sell me nit säge: strof mi Gott, me-n- isch scho g'stroft g'nue. (Solothurn.) - Schild, 67, 122; Sutermeister, 114. [Spaltenumbruch] 10 Dem die Nachbarn übel gerathen sind, der muss sich selbst loben. - Heuseler, 245. 11 Der muss wol böse Nachbarn haben, der sich selber lobt. Engl.: He dwells far from neighbours (or: hath ill neighbours) that's fain to praise himself. (Bohn II, 119.) 12 Der Nachbarn Recht ist Gottes Recht. - Schlechta, 376. 13 Der nächste Nachbar ist der sibbeste Freund. - Graf, 201, 130. Das deutsche Erbrecht hatte Fürsorge getroffen, dass es nie oder äusserst selten an einem Erben fehlen konnte. Im siebenten Gliede endete zwar die Sibbe, aber an und für sich hörte die Verwandtschaft erst auf, wo sie nicht mehr bewiesen werden konnte. Fehlte es an Blutsverwandten, dann erbte der nächste Nachbar das Gut. Wo die Entfernung zweier Nachbarn von dem in den Erbgang gelangten Gute zweifelhaft ist, da soll sogar die Messung mit der Schnur entscheiden, und wer mit dem Masse der Nächste ist, der zieht das Erbe an sich. (Grimm, I, 88.) Altfries.: Neste Boer, sibste frioan, as't kael yne groppe leyt. (Sprenger, I, 20.) Holl.: Naaste buur, naaste bloedvriend, als het kalf in de groeve ligt. (Sprenger, I, 20; Harrebomee, I, 105b.) Ung.: Möndenkor köverebb a' mas ember' szalonnaja vagy a' szomszed asszony ludgya. (Gaal, 253.) 14 Der schlechte Nachbar sieht nur, was ins Haus hineingeht, aber nicht, was herauskommt. - Burckhardt, 134. Er bringt nur in Rechnung, was der Nachbar einnimmt, aber nicht, was er als Almosen ausgibt. Er ist blind für die guten Eigenschaften desselben und bemerkt blos seine Fehler. 15 Des bösen Nachbars Augen sind voll Neid. Dän.: Naboes öye er avinds fuldt. (Prov. dan., 424.) 16 Des Nachbars Frau ist allzeit schöner. It.: La moglie degl' altri par sempre piu bella. (Pazzaglia, 229, 10.) 17 Des Nachbars Henne legt immer grössere Eier. Die Türken sagen: Des Nachbars Huhn ist so gross wie eine Gans. (Schlechta, 375.) Port.: A cabra de minha visinha, mais leite da que a minha. - Melhor he a gallinha da minha visinha, que a minha. (Bohn I, 263 u. 283.) Span.: La gallina de mi vecina mas huevos pone que la mia. (Bohn I, 226.) 18 Des Nachbars Kuh gibt allzeit mehr Milch. "Vnd (denkt ein jeder) das seines nachbawrn khu allzeit viel mehr milch denn die seinen geit." (Waldis, II, 49, 51.) 19 Des Nachbars Kühe haben immer grössere Euter. Selten ist jemand mit dem ihm gewordenen Lose zufrieden; in der Regel findet er die Lage anderer günstiger als die seinige. "Dess nachbaurn vihe stäts feister ist, denn dass da gehet auff meinen mist." Die Russen: Des Nachbars Hering schmeckt immer besser als die eigene Lamprete. (Altmann VI, 402.) 20 Des Nachbars Pferd füttert sich allzeit besser. - Petri, II, 120. 21 Des Nachbars Unglück ist uns nur ein Traum. 22 Des Nachbars Unglück lehrt uns das eigene tragen. Aehnlich russisch Altmann VI, 470. 23 Des Nachbars wegen soll man etwas leiden. 24 Des Nachbars Weizen steht immer besser. "Meins nechsten wise hat besser grass, meins nachbawrn pferdt futtert sich bass; die meisten milch gibt seine kuhe, sein weib ich sehr belieben thue." (Waldis, I, 79, 49.) Mhd.: Den neit dunket fremdiu sat vil schoener, den die er selber hat. (Renner.) (Zingerle, 109.) Frz.: Moisson d'autruy plus belle que la sienne. (Leroux, I, 52.) Holl.: Al, wat onze buurman heeft, dunkt ons beter, dan wat God ons geeft. (Harrebomee, I, 104b.) Lat.: Aliena nobis nostra, plus aliis placent. (Gellius.) (Faselius, 88.) - Fertilior seges est alieno semper in agro vicinumque pecus grandius uber habet. (Wahl, 167, 17.) 25 Dess Nachbarn Braten ist stets feister. - Lehmann, II, 68, 5; Petri, II, 120; Henisch, 479, 22; Simrock, 7255. 26 Die Nachbarn müssen die Marken berichtigen. - Graf, 84, 102. Wenn es sich um ein Zeugniss über ein nur der Gemeinde bekanntes Sachverhältniss handelte, so konnte dies nur von einem Nachbar der streitenden Theile, d. h. einem angesessenen Markgenossen, gegeben werden. "Das Zeugniss der Nachbarn entscheidet alle Grenzstreitigkeiten." (S. Rogge 114.) [Spaltenumbruch]
Nach. 1 Nach und nach frisst die Ratte Welschkorn. 2 Nach und nach macht der Vogel sein Nest. – Simrock, 11005; Körte, 6333; Braun, I, 4810. Durch anhaltende Thätigkeit gelangt man endlich zum Zweck. Frz.: Petit à petit l'oiseau fait son nid. (Bohn I, 45.) Holl.: Langzamerhand volbouwt de vogel zijn nest. (Bohn I, 331.) 3 Nach und nach wird ein Ding auch fertig. Lat.: Paullatim lento succedunt omnia motu. *4 Er ist sehr nach sich. – Frischbier2, 2703. *5 Nach mir die Sintflut. Frz.: Après moi le déluge. (Bohn I, 4.) *6 Nach mir mag es werden wie es will. It.: Chi vien dietro, serri l'uscio. *7 Nach und nach. – Eiselein, 482. Um das allmähliche Vorgehen in einer Sache zu bezeichnen. Die Verbindung bestand schon, wie durch und durch, für und für, über und über, um und um, im Mittelhochdeutschen. (Vgl. Grimm, Grammatik, III, 262.) *8 Nach und nach, wie der Amtmann den Schmerbauch erhielt. Nachäffen. * Einem nachäffen. Zum Unterschiede von nachahmen, im Sinne des Goethe'schen Spruchs: „Und wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er trefflich ihm abgeguckt.“ Ein Klosterprediger schloss seine Predigt bei der Einkleidung einer Nonne, zu Gmünd im Jahre 1781, mit den Worten: „Nun, geistliche Braut, seien Sie ein junger Affe, der seiner Mutter, der würdigen Frau Oberin, alles nachäfft; äffen Sie nach dem alten Affen in allen seinen Tugenden. Affe nach, junger Affe, ihre Keuschheit und Demuth u. s. w.“ (Klosterspiegel, 82, 2.) Lat.: Alieno more. – Natu vel arbitratu vivere. (Faselius, 10; Wiegand, 179.) Nachahmen. 1 Wer nachahmt, macht sich zum Sklaven. „Nachahmungsucht ist Sklavensinn.“ (Hillmer, 435.) Lat.: Imitatorum servum pecus. 2 Wer nicht nachahmt, wird nicht nachgeahmt. Nachähren. * Es ist böss (ihm nicht gut) nachähren, wo er geschnitten hat. – Franck, I, 112a; Eyering, II, 543; Sailer, 296; Eiselein, 482. Nachährer. 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Nach.
1 Nach und nach frisst die Ratte Welschkorn.
2 Nach und nach macht der Vogel sein Nest. – Simrock, 11005; Körte, 6333; Braun, I, 4810.
Durch anhaltende Thätigkeit gelangt man endlich zum Zweck.
Frz.: Petit à petit l'oiseau fait son nid. (Bohn I, 45.)
Holl.: Langzamerhand volbouwt de vogel zijn nest. (Bohn I, 331.)
3 Nach und nach wird ein Ding auch fertig.
Lat.: Paullatim lento succedunt omnia motu.
*4 Er ist sehr nach sich. – Frischbier2, 2703.
*5 Nach mir die Sintflut.
Frz.: Après moi le déluge. (Bohn I, 4.)
*6 Nach mir mag es werden wie es will.
It.: Chi vien dietro, serri l'uscio.
*7 Nach und nach. – Eiselein, 482.
Um das allmähliche Vorgehen in einer Sache zu bezeichnen. Die Verbindung bestand schon, wie durch und durch, für und für, über und über, um und um, im Mittelhochdeutschen. (Vgl. Grimm, Grammatik, III, 262.)
*8 Nach und nach, wie der Amtmann den Schmerbauch erhielt.
Nachäffen.
* Einem nachäffen.
Zum Unterschiede von nachahmen, im Sinne des Goethe'schen Spruchs: „Und wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er trefflich ihm abgeguckt.“ Ein Klosterprediger schloss seine Predigt bei der Einkleidung einer Nonne, zu Gmünd im Jahre 1781, mit den Worten: „Nun, geistliche Braut, seien Sie ein junger Affe, der seiner Mutter, der würdigen Frau Oberin, alles nachäfft; äffen Sie nach dem alten Affen in allen seinen Tugenden. Affe nach, junger Affe, ihre Keuschheit und Demuth u. s. w.“ (Klosterspiegel, 82, 2.)
Lat.: Alieno more. – Natu vel arbitratu vivere. (Faselius, 10; Wiegand, 179.)
Nachahmen.
1 Wer nachahmt, macht sich zum Sklaven.
„Nachahmungsucht ist Sklavensinn.“ (Hillmer, 435.)
Lat.: Imitatorum servum pecus.
2 Wer nicht nachahmt, wird nicht nachgeahmt.
Nachähren.
* Es ist böss (ihm nicht gut) nachähren, wo er geschnitten hat. – Franck, I, 112a; Eyering, II, 543; Sailer, 296; Eiselein, 482.
Nachährer.
Lass die nachährer auch etwas finden. – Gruter, I, 54; Petri, II, 432; Eiselein, 482.
Nachbar.
1 A Nobesch Kenger un Renger vergibt mer sich net. (Bedburg.)
Nachbarskinder kennt man und dessen Rinder auch.
2 An gâden Nâibar as bêdarüsh an fiiren (widjen) Frinj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 260; Johansen, 150.
Ein guter Nachbar ist besser als ein ferner Freund.
3 Auf des Nachbars Felde steht der Flachs immer am schönsten.
„Ein jeden dunckt, seines nachbarn flachss viel besser denn der sein auffwachss.“ (Waldis, II, 49, 49.)
Mhd.: Frömder acker stuont ie baz dan eigensât; daz machet haz. (Freidank.) (Zingerle, 109.)
Böhm.: Hojnĕjší vždy obilí na sousední roli. (Čelakovský, 109.)
Poln.: Lepsze zbože na cudzém. (Čelakovský, 109.)
4 Besser dem Nachbar den Stiefel putzen als dem Fremden den Fuss küssen.
5 Besser (ein) Nachbar an der Wand (Hand), als (ein) Bruder (Freund, Vetter) vber Land. – Lehmann, 526, 10; Petri, II, 36; Henisch, 1233, 22; Eiselein, 482; Bücking, 221; Pistor., VIII, 48; Müller, 19, 6; Gaal, 1178; Sailer, 112; Latendorf II, 4; Simrock, 7236; Winckler, XVIII, 11; für Hannover: Schambach, I, 27; für Waldeck: Curtze, 324, 125.
Frz.: Mieux vaut bon voisin que longue (lointaine) parenté. – Mieux vaut prochain qu'ami lointain.
6 Böse Nachbarn lehren früh aufstehen.
7 Böse Nachbarn soll man lernen ertragen.
Holl.: Kwade geburen moet men bezuren. (Harrebomée, I, 105b.)
8 Böser Nachbar, ewiger Krieg. – Simrock, 7247.
9 By-n-eme böse Nochber und by-n-ere böse Frau sell me nit säge: strof mi Gott, me-n- isch scho g'stroft g'nue. (Solothurn.) – Schild, 67, 122; Sutermeister, 114.
10 Dem die Nachbarn übel gerathen sind, der muss sich selbst loben. – Heuseler, 245.
11 Der muss wol böse Nachbarn haben, der sich selber lobt.
Engl.: He dwells far from neighbours (or: hath ill neighbours) that's fain to praise himself. (Bohn II, 119.)
12 Der Nachbarn Recht ist Gottes Recht. – Schlechta, 376.
13 Der nächste Nachbar ist der sibbeste Freund. – Graf, 201, 130.
Das deutsche Erbrecht hatte Fürsorge getroffen, dass es nie oder äusserst selten an einem Erben fehlen konnte. Im siebenten Gliede endete zwar die Sibbe, aber an und für sich hörte die Verwandtschaft erst auf, wo sie nicht mehr bewiesen werden konnte. Fehlte es an Blutsverwandten, dann erbte der nächste Nachbar das Gut. Wo die Entfernung zweier Nachbarn von dem in den Erbgang gelangten Gute zweifelhaft ist, da soll sogar die Messung mit der Schnur entscheiden, und wer mit dem Masse der Nächste ist, der zieht das Erbe an sich. (Grimm, I, 88.)
Altfries.: Neste Boer, sibste frioan, as't kael yne groppe leyt. (Sprenger, I, 20.)
Holl.: Naaste buur, naaste bloedvriend, als het kalf in de groeve ligt. (Sprenger, I, 20; Harrebomée, I, 105b.)
Ung.: Möndenkor kövérebb a' más ember' szalonnája vagy a' szomszed asszony lúdgya. (Gaal, 253.)
14 Der schlechte Nachbar sieht nur, was ins Haus hineingeht, aber nicht, was herauskommt. – Burckhardt, 134.
Er bringt nur in Rechnung, was der Nachbar einnimmt, aber nicht, was er als Almosen ausgibt. Er ist blind für die guten Eigenschaften desselben und bemerkt blos seine Fehler.
15 Des bösen Nachbars Augen sind voll Neid.
Dän.: Naboes øye er avinds fuldt. (Prov. dan., 424.)
16 Des Nachbars Frau ist allzeit schöner.
It.: La moglie degl' altri par sempre più bella. (Pazzaglia, 229, 10.)
17 Des Nachbars Henne legt immer grössere Eier.
Die Türken sagen: Des Nachbars Huhn ist so gross wie eine Gans. (Schlechta, 375.)
Port.: A cabra de minha visinha, mais leite dà que a minha. – Melhor he a gallinha da minha visinha, que a minha. (Bohn I, 263 u. 283.)
Span.: La gallina de mi vecina mas huevos pone que la mia. (Bohn I, 226.)
18 Des Nachbars Kuh gibt allzeit mehr Milch.
„Vnd (denkt ein jeder) das seines nachbawrn khu allzeit viel mehr milch denn die seinen geit.“ (Waldis, II, 49, 51.)
19 Des Nachbars Kühe haben immer grössere Euter.
Selten ist jemand mit dem ihm gewordenen Lose zufrieden; in der Regel findet er die Lage anderer günstiger als die seinige. „Dess nachbaurn vihe stäts feister ist, denn dass da gehet auff meinen mist.“ Die Russen: Des Nachbars Hering schmeckt immer besser als die eigene Lamprete. (Altmann VI, 402.)
20 Des Nachbars Pferd füttert sich allzeit besser. – Petri, II, 120.
21 Des Nachbars Unglück ist uns nur ein Traum.
22 Des Nachbars Unglück lehrt uns das eigene tragen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 470.
23 Des Nachbars wegen soll man etwas leiden.
24 Des Nachbars Weizen steht immer besser.
„Meins nechsten wise hat besser grass, meins nachbawrn pferdt futtert sich bass; die meisten milch gibt seine kuhe, sein weib ich sehr belieben thue.“ (Waldis, I, 79, 49.)
Mhd.: Den nît dunket fremdiu sât vil schoener, den die er selber hat. (Renner.) (Zingerle, 109.)
Frz.: Moisson d'autruy plus belle que la sienne. (Leroux, I, 52.)
Holl.: Al, wat onze buurman heeft, dunkt ons beter, dan wat God ons geeft. (Harrebomée, I, 104b.)
Lat.: Aliena nobis nostra, plus aliis placent. (Gellius.) (Faselius, 88.) – Fertilior seges est alieno semper in agro vicinumque pecus grandius uber habet. (Wahl, 167, 17.)
25 Dess Nachbarn Braten ist stets feister. – Lehmann, II, 68, 5; Petri, II, 120; Henisch, 479, 22; Simrock, 7255.
26 Die Nachbarn müssen die Marken berichtigen. – Graf, 84, 102.
Wenn es sich um ein Zeugniss über ein nur der Gemeinde bekanntes Sachverhältniss handelte, so konnte dies nur von einem Nachbar der streitenden Theile, d. h. einem angesessenen Markgenossen, gegeben werden. „Das Zeugniss der Nachbarn entscheidet alle Grenzstreitigkeiten.“ (S. Rogge 114.)
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