Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] vorher, es könnte wahr werden. (S. Fastelabend 4 u. 5, Kirmes 11, Messe, Ottern und Weihnacht.) Lat.: Nunc hilares caenemus, et omnis clamor abesto. (Sutor, 908.) *2 Er mummelt aus der Faust. (S. Meuchler.) - Franck, II, 10b. Diese Redensart wendet Franck auf Leute an, die öffentlich, um vor Gästen bewahrt zu bleiben, halb Hunger leiden, aber dafür im Verborgenen gut leben. Er heisst se: "Winckelzerer, Kastenfresser, Küchenartzney, Meuchler, die sich gern mit den Hanen im keller beissen. Er hat den mumphenden siechtagen. Ein zugreiffer." Müllheim. Wer z' Müle1 will Pfarrer sii, muss besser könne tröle2 als alle Milemer z'säme. - Sutermeister, 48. 1) Müllheim im Thurgau. 2) Trölen = eigentlich: runde Sachen schieben, wälzern, z. B. Kugeln, dann walzen, mit einer Walze bearbeiten, einen Teig tröhlen; dann uneigentlich eine Sache durch Umtriebe in die Länge ziehen oder verwirren, wie durch Bestechungen ein Amt erwerben, einen Process gewinnen wollen, gern Rechtshändel führen und sie durch Ränke geflissentlich verlängern u. s. w. Wer dies thut, heisst Tröhler. (Vgl. Stalder, I, 307.) Mummum. * Mummum sagen. "Hie gilts nicht den Brey im Maul weltzen und Mummum sagen." (Luther's Werke, VI, 112.) Mümpfeli. Alle Mümpfeli gnappid der Bart. (Luzern.) Mümpfeli = Mundvoll, gnappe = bewegen, wackeln. Viele kleine Theile machen auch ein grosses. München. 1 München soll mich nähren, in Ingolstadt will ich mich wehren. - Pistor., I, 57; VI, 90; Simrock, 7149; Körte, 4326; Reinsberg V, 94. 2 Wenn München auf Walzen stände, würde man es nach Schweden schieben. Gustav Adolf soll den Wunsch ausgesprochen haben. (Deutsche Romanzeitung, III, 41, S. 393.) *3 Er ist von München nach Frauenhofen gegangen. - Parömiakon, 2479. Aus dem geistlichen Stande in den weltlichen getreten. Münchnerkind, s. Kind 95. Mund. 1 A Müs as iar sat üsh a Uugan. (Nordfries.) - Johansen, 58. Der Mund ist früher satt als die Augen. 2 Alles im Munde, in den Händen nichts. Frz.: Il a dit cela de bouche, mais le coeur n'y touche. - Il ne dit ou promet que des levres. 3 Als mannich Mund, als mannich Pfund. - Grimm, Rechtsalt., 480. So viel Mund, so viel Pfund. 4 Alse de Mundt ys, so ys ock der Sallath, sprickt der Esel, alse he disteln freth. - Gryse, Spegel, Bg. M 1; Diermissen, 105. 5 Am Munde erkennt man den, der gegessen, am Auge den, der Böses gethan hat. (Finl.) 6 Anders der Mund es redet, anders das Herz es meint. Frz.: Il a dit de bouche, mais le coeur n'y touche. (Kritzinger, 238b.) 7 An 'n Mund vull Aeten sitt väl Ehre. (Bremen.) - Köster, 250. 8 Auch mit lachendem Munde kann man die Wahrheit sagen. Dän.: Man skal og sige sandhed med leendes mund. (Prov. dan., 491.) 9 Auf zweier, nicht auf eines Mund baut die Wahrheit ihren Grund. (S. Mann 997.) - Gerlach, 278. 10 Auff ein beschlossen Mund kan man nicht zeugen. - Petri, II, 23. 11 Auff ein beschlossen Mund sol man nicht liegen. - Petri, II, 23. 12 Aus dem Munde in Gottes Ohr, aus Gottes Ohr in den Beutel. (Finl.) Von der Gebetserhörung. 13 Aus dem Munde kommen Worte und Worte sind Wind. Holl.: Wat uit den mond komt, dat verdwijnt in den wind. (Harrebomee, II, 100b.) 14 Aus Einem Munde kommt Ja und Nein. Span.: Boca que dice de si, dice de no. (Bohn I, 205.) [Spaltenumbruch] 15 Aus einem schönen Munde kommt auch faule Rede. Holl.: Een schoone mond stort wel vuile woorden uit. (Harrebomee, II, 97b.) 16 Aus einem unflätigen Munde kommt auch wol ein feines Wort. Holl.: Vuile monden spreken wel schoone woorden. (Harrebomee, II, 100b.) 17 Aus meinem Munde willst du's hören, dass Abraham Parra Schweinefleisch gegessen hat und Holländer (Christ) geworden ist? Die Neger in Surinam, um zu sagen: Du hast's ausgeplaudert und mir willst du's in die Schuhe schieben. Ich soll den Namen tragen, als ob ich's verrathen hätte. 18 Auss einem Mund kan man kalt und warm blasen. - Lehmann, II, 32, 63. Böhm.: Z jedne huby smrt' i zivot, studeno i teplo. (Celakovsky, 72.) Poln.: Z jednej geby smierc i zywol, zimno i cieplo. (Celakovsky, 72.) 19 Bei' ek wat der Mund, sau mag se en Pund. - Schambach, II, 16. Biete ich dem Munde etwas, so mag er ein Pfund. 20 Bei trockenem Mund geht mancher zu Grund (oder: kommt mancher auf den Hund). Dän.: Man kand og drikke bort med tör mund. (Prov. dan., 120.) 21 Beredter Mund geht nicht zu Grund. 22 Beredter Mund spricht aus Herzensgrund. 23 Besapen Mund sprekt aut Hartensgrund. (Rastede.) - Firmenich, III, 27, 39. 24 Besser einen Mund voll zu viel gegessen, als zu viel gesprochen. (Eifel.) - Schmitz, 181, 2. Die Italiener sagen: Besser essen, so viel man hat, als reden, so viel man weiss. (Reinsberg III, 79.) 25 Bitter im Mund ist dem Herzen gesund. Frz.: Ce qui est amer a la bouche est doux au coeur. (Kritzinger, 248b.) 26 Bösen Mund muss man durch gute Bissen stopfen. Die Russen: Wenn der Mund der Tonne sich zu wichtig macht, soll man ihn durch den Spund verstopfen. (Altmann VI, 433.) 27 Böser Mund muss einen starken Rücken haben. Dän.: Ond mund have en staerk ryg. (Prov. dan., 419.) Schwed.: Ond munn wil ha starkan rygg. (Grubb, 620.) 28 De Mund is eh'r vuller as dat Oge. - Eichwald, 1344; Schlingmann, 1055. Böhm.: Usta plna, a oci hladovy. (Celakovsky, 52.) 29 De Mund is en Schalk1, wat me iar2 anbütt (anbietet), dat se genütt (geniesst). (Iserlohn.) - Firmenich, III, 186, 58; Woeste, 74, 214. 1) Schalk = Knecht, Gehorchender. 2) Ihr, d. h. ihm, Mund ist in dieser Mundart auch weiblichen Geschlechts. 30 De Mund is 'ne gängige (gangbare) Herstrate (Heerstrasse). (Göttingen.) - Schambach, II, 238. 31 De Mund is'n Schalk, wenn man em wat vörholt, so jant he up. - Eichwald, 1345. 32 De Mund makt, dat de Ners Slage kriggt. - Kern, 507. 33 Dein Mund ist gut, aber dein Augenwinken dank dir der Teufel, sagte der Fuchs zum Bauer. - Parömiakon, 1261. Zeichnung der Falschheit. Nach einer Fabel. Bin Fuchs ward vom Jäger verfolgt. Er flüchtete sich in die Scheune eines Bauers. Der Jäger fragte diesen, ob er den Fuchs nicht gesehen habe, worauf derselbe antwortete: "Er ist da hinausgelaufen", mit den Augen aber aufs Stroh zeigte, worunter der Verfolgte steckte. Der Jäger hatte nur die Worte des Bauern gehört, aber der Fuchs hatte auch die Bewegung der Augen bemerkt. 34 Dem Munde ist nicht zu trauen. 35 Den Mund soll man schnüren. - Simrock, 7163; Körte, 4331; Körte2, 5442; Braun, I, 2800. Bei Tunnicius (202): Den munt sal men snoren. (Harpocratem facias digitis adhibendo labella.) Mhd.: Ir sult des mundes han gewalt. (Troj. Kr.) (Zingerle, 104.) 36 Den Mund zu bewahren ist nöther als die Kiste. 37 Der eigene Mund ist der nächste Vetter. 38 Der Mund betet und die Hand tödtet. - Burckhardt, 472. Charakteristik der Heuchler. 39 Der Mund find't durch die ganze Welt. 40 Der Mund frisst oft, daran man stirbt. - Petri, II, 245; Henisch, 1214, 44.
[Spaltenumbruch] vorher, es könnte wahr werden. (S. Fastelabend 4 u. 5, Kirmes 11, Messe, Ottern und Weihnacht.) Lat.: Nunc hilares caenemus, et omnis clamor abesto. (Sutor, 908.) *2 Er mummelt aus der Faust. (S. Meuchler.) – Franck, II, 10b. Diese Redensart wendet Franck auf Leute an, die öffentlich, um vor Gästen bewahrt zu bleiben, halb Hunger leiden, aber dafür im Verborgenen gut leben. Er heisst se: „Winckelzerer, Kastenfresser, Küchenartzney, Meuchler, die sich gern mit den Hanen im keller beissen. Er hat den mumphenden siechtagen. Ein zugreiffer.“ Müllheim. Wer z' Müle1 will Pfarrer sii, muss besser könne tröle2 als alle Milemer z'säme. – Sutermeister, 48. 1) Müllheim im Thurgau. 2) Trölen = eigentlich: runde Sachen schieben, wälzern, z. B. 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vorher, es könnte wahr werden. (S. Fastelabend 4 u. 5, Kirmes 11, Messe, Ottern und Weihnacht.)
Lat.: Nunc hilares caenemus, et omnis clamor abesto. (Sutor, 908.)
*2 Er mummelt aus der Faust. (S. Meuchler.) – Franck, II, 10b.
Diese Redensart wendet Franck auf Leute an, die öffentlich, um vor Gästen bewahrt zu bleiben, halb Hunger leiden, aber dafür im Verborgenen gut leben. Er heisst se: „Winckelzerer, Kastenfresser, Küchenartzney, Meuchler, die sich gern mit den Hanen im keller beissen. Er hat den mumphenden siechtagen. Ein zugreiffer.“
Müllheim.
Wer z' Müle1 will Pfarrer sii, muss besser könne tröle2 als alle Milemer z'säme. – Sutermeister, 48.
1) Müllheim im Thurgau.
2) Trölen = eigentlich: runde Sachen schieben, wälzern, z. B. Kugeln, dann walzen, mit einer Walze bearbeiten, einen Teig tröhlen; dann uneigentlich eine Sache durch Umtriebe in die Länge ziehen oder verwirren, wie durch Bestechungen ein Amt erwerben, einen Process gewinnen wollen, gern Rechtshändel führen und sie durch Ränke geflissentlich verlängern u. s. w. Wer dies thut, heisst Tröhler. (Vgl. Stalder, I, 307.)
Mummum.
* Mummum sagen.
„Hie gilts nicht den Brey im Maul weltzen und Mummum sagen.“ (Luther's Werke, VI, 112.)
Mümpfeli.
Alle Mümpfeli gnappid der Bart. (Luzern.)
Mümpfeli = Mundvoll, gnappe = bewegen, wackeln. Viele kleine Theile machen auch ein grosses.
München.
1 München soll mich nähren, in Ingolstadt will ich mich wehren. – Pistor., I, 57; VI, 90; Simrock, 7149; Körte, 4326; Reinsberg V, 94.
2 Wenn München auf Walzen stände, würde man es nach Schweden schieben.
Gustav Adolf soll den Wunsch ausgesprochen haben. (Deutsche Romanzeitung, III, 41, S. 393.)
*3 Er ist von München nach Frauenhofen gegangen. – Parömiakon, 2479.
Aus dem geistlichen Stande in den weltlichen getreten.
Münchnerkind, s. Kind 95.
Mund.
1 A Müs as iar sat üsh a Uugan. (Nordfries.) – Johansen, 58.
Der Mund ist früher satt als die Augen.
2 Alles im Munde, in den Händen nichts.
Frz.: Il a dit cela de bouche, mais le coeur n'y touche. – Il ne dit ou promet que des lèvres.
3 Als mannich Mund, als mannich Pfund. – Grimm, Rechtsalt., 480.
So viel Mund, so viel Pfund.
4 Alse de Mundt ys, so ys ock der Sallath, sprickt der Esel, alse he disteln freth. – Gryse, Spegel, Bg. M 1; Diermissen, 105.
5 Am Munde erkennt man den, der gegessen, am Auge den, der Böses gethan hat. (Finl.)
6 Anders der Mund es redet, anders das Herz es meint.
Frz.: Il a dit de bouche, mais le coeur n'y touche. (Kritzinger, 238b.)
7 An 'n Mund vull Aeten sitt väl Ehre. (Bremen.) – Köster, 250.
8 Auch mit lachendem Munde kann man die Wahrheit sagen.
Dän.: Man skal og sige sandhed med leendes mund. (Prov. dan., 491.)
9 Auf zweier, nicht auf eines Mund baut die Wahrheit ihren Grund. (S. Mann 997.) – Gerlach, 278.
10 Auff ein beschlossen Mund kan man nicht zeugen. – Petri, II, 23.
11 Auff ein beschlossen Mund sol man nicht liegen. – Petri, II, 23.
12 Aus dem Munde in Gottes Ohr, aus Gottes Ohr in den Beutel. (Finl.)
Von der Gebetserhörung.
13 Aus dem Munde kommen Worte und Worte sind Wind.
Holl.: Wat uit den mond komt, dat verdwijnt in den wind. (Harrebomée, II, 100b.)
14 Aus Einem Munde kommt Ja und Nein.
Span.: Boca que dice de sí, dice de no. (Bohn I, 205.)
15 Aus einem schönen Munde kommt auch faule Rede.
Holl.: Een schoone mond stort wel vuile woorden uit. (Harrebomée, II, 97b.)
16 Aus einem unflätigen Munde kommt auch wol ein feines Wort.
Holl.: Vuile monden spreken wel schoone woorden. (Harrebomée, II, 100b.)
17 Aus meinem Munde willst du's hören, dass Abraham Parra Schweinefleisch gegessen hat und Holländer (Christ) geworden ist?
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Du hast's ausgeplaudert und mir willst du's in die Schuhe schieben. Ich soll den Namen tragen, als ob ich's verrathen hätte.
18 Auss einem Mund kan man kalt und warm blasen. – Lehmann, II, 32, 63.
Böhm.: Z jedné huby smrt' i zivot, studeno i teplo. (Čelakovsky, 72.)
Poln.: Z jednéj gęby šmierć i žywoł, zimno i ciepło. (Čelakovsky, 72.)
19 Bei' ek wat der Mund, sau mag se en Pund. – Schambach, II, 16.
Biete ich dem Munde etwas, so mag er ein Pfund.
20 Bei trockenem Mund geht mancher zu Grund (oder: kommt mancher auf den Hund).
Dän.: Man kand og drikke bort med tør mund. (Prov. dan., 120.)
21 Beredter Mund geht nicht zu Grund.
22 Beredter Mund spricht aus Herzensgrund.
23 Besapen Mund sprekt ût Hartensgrund. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 39.
24 Besser einen Mund voll zu viel gegessen, als zu viel gesprochen. (Eifel.) – Schmitz, 181, 2.
Die Italiener sagen: Besser essen, so viel man hat, als reden, so viel man weiss. (Reinsberg III, 79.)
25 Bitter im Mund ist dem Herzen gesund.
Frz.: Ce qui est amer à la bouche est doux au coeur. (Kritzinger, 248b.)
26 Bösen Mund muss man durch gute Bissen stopfen.
Die Russen: Wenn der Mund der Tonne sich zu wichtig macht, soll man ihn durch den Spund verstopfen. (Altmann VI, 433.)
27 Böser Mund muss einen starken Rücken haben.
Dän.: Ond mund have en stærk ryg. (Prov. dan., 419.)
Schwed.: Ond munn wil ha starkan rygg. (Grubb, 620.)
28 De Mund is eh'r vuller as dat Oge. – Eichwald, 1344; Schlingmann, 1055.
Böhm.: Usta plna, a oči hladovy. (Čelakovsky, 52.)
29 De Mund is en Schalk1, wat me iar2 anbütt (anbietet), dat se genütt (geniesst). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 58; Woeste, 74, 214.
1) Schalk = Knecht, Gehorchender.
2) Ihr, d. h. ihm, Mund ist in dieser Mundart auch weiblichen Geschlechts.
30 De Mund is 'ne gängige (gangbare) Hêrstrate (Heerstrasse). (Göttingen.) – Schambach, II, 238.
31 De Mund is'n Schalk, wenn man em wat vörholt, so jant he up. – Eichwald, 1345.
32 De Mund mâkt, dat de Nêrs Slage kriggt. – Kern, 507.
33 Dein Mund ist gut, aber dein Augenwinken dank dir der Teufel, sagte der Fuchs zum Bauer. – Parömiakon, 1261.
Zeichnung der Falschheit. Nach einer Fabel. Bin Fuchs ward vom Jäger verfolgt. Er flüchtete sich in die Scheune eines Bauers. Der Jäger fragte diesen, ob er den Fuchs nicht gesehen habe, worauf derselbe antwortete: „Er ist da hinausgelaufen“, mit den Augen aber aufs Stroh zeigte, worunter der Verfolgte steckte. Der Jäger hatte nur die Worte des Bauern gehört, aber der Fuchs hatte auch die Bewegung der Augen bemerkt.
34 Dem Munde ist nicht zu trauen.
35 Den Mund soll man schnüren. – Simrock, 7163; Körte, 4331; Körte2, 5442; Braun, I, 2800.
Bei Tunnicius (202): Den munt sal men snoren. (Harpocratem facias digitis adhibendo labella.)
Mhd.: Ir sult des mundes hân gewalt. (Troj. Kr.) (Zingerle, 104.)
36 Den Mund zu bewahren ist nöther als die Kiste.
37 Der eigene Mund ist der nächste Vetter.
38 Der Mund betet und die Hand tödtet. – Burckhardt, 472.
Charakteristik der Heuchler.
39 Der Mund find't durch die ganze Welt.
40 Der Mund frisst oft, daran man stirbt. – Petri, II, 245; Henisch, 1214, 44.
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