Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] nicht milchding und nicht fleischding; so viel wie: er ist nicht kalt, nicht warm, nicht Fleisch, nicht Fisch. (S. Luder 9.) Milcheimer. So lange der Milcheimer zerlöchert ist, so lange tropft er. Milchen. Me milcht die Kuh durchs Mul. (Luzern.) Milchglaube. Aus Milchglauben macht sich der Teufel nichts. "Nicht der Milchglaube, sondern der feste Glaube muss dem Teufel widerstehen." (Luther's Werke, VI, 150.) Milchhändler. 1 Kein Milchhändler hat schlechte Milch. Jeder Krämer lobt seine Waare. Die Osmanen haben das Sprichwort: Niemand sagt: meine Milch ist trübe. (Schlechta, 393.) 2 Wenn man den Milchhändler melken lässt, ist's um die Zitzen der Kühe geschehen. Die Russen: Mache nicht die Milchverkäuferin zur Melkerin deiner Kühe. (Altmann VI, 486.) Milchkammer. * Dei hewwt e gute Melkkomer. (S. Milchbureau.) (Ostpreuss.) Milchkuh. 1 Was nützt e gode Milchkuh, wenn sie d' Milch selber suft! (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 41. Von reichen Frauen, die grossen Aufwand machen und mehr brauchen, als ihr Vermögen erträgt. *2 Das ist eine gute Milchkuh. Eine Person oder Sache, von der man gewissen und andauernden Vortheil zieht. Frz.: C'est une vache a lait. (Lendroy, 1475; Leroux, II, 194.) *3 Er hat eine schwarze Milchkuh. - Frischbier2, 2633. Einen Priester zum Wohlthäter, der ihn unterstützt. Milchmädchen. * Es ist das Milchmädchen in der Fabel. Von einer Person, die Hoffnungsthürme und Luftschlösser aufbaut. Milchmaul. 1 Das milchmaul tregt die windeln noch um den bauch. (S. Kind 1121.) - Franck, II, 13a; Gruter, I, 12. *2 A iess noch a Milchmaul. - Robinson, 286. Milchome. *1 Das war vor der Milchomoh. - Tendlau, 1050. *2 Der is an der Milchome nit Schuld. - Tendlau, 126. Soviel wie: der hat's Pulver (s. d.) nicht erfunden. Milchomoh = Krieg. Milchpfennig. * Einen Milchpfennig geben müssen. "Die Pfaffen mussten von ihren Köchinnen, wenn sie ein Kind hatten, einen Gülden geben; den nennet man einen Milchpfennig." (Luther's Tischr., 391.) Milchstrasse. 1 Die Milchstrasse ist die Strasse nach Jerusalem. Sagen die Leute in Primiero (Tirol). (Vgl. Morgenblatt der Bair. Zeitung, 1865, S. 970.) Sie hat sehr viel volksthümliche Bezeichnungen. Altmodisch hiess sie: der Winterweg. In Aethiopien heisst sie Strohhalmweg; in Armenien: Strohdieb; in Ragusa: Gevattersstroh, weil ein Gevatter dem andern Stroh gestohlen und fortgeschleppt hat; bei den Hebräern: Streupfad, auch Pilgerweg; bei den Türken: Spreudieb; in Syrien: Streuweg; bei den Arabern: Strohweg oder Pfad der Heckerlingsträger; bei den Persern: Strohschlepperweg; bei den Ungarn: Kriegsheerstrasse, weil die aus Asien kommenden Magyaren ihrer weissen Strasse folgten; bei den Irokesen: Weg der Seelen; bei den Finnen: Vogelweg, weil Seelen und Geister in Vogelgestalt ziehen; bei den Czechen: weisse Strasse; bei den Kroaten: Weg nach Rom. Im Mittelalter hiess sie bei den Deutschen: Jakobsstrasse; bei den Franzosen: Sanct-Jakobsweg, und bei den Spaniern: Weg nach Santiago (de Compostella). (Reinsberg VIII, 37.) 2 Wann de Miälkstrate guet stet, blitt 'et Wiär ok guet. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 58, 18. Wenn die Milchstrasse gut steht, bleibt das Wetter auch gut. Milchsuppe. 1 Man muss die Milchsuppe ausessen, wie man sie zubereitet hat. (Estn.) Folgen von Handlungen, auch eingegangener Ehe. *2 Er ist eine Milchsuppe. (Frankenwald.) Ein weichmüthiger Mensch. Milchsuppengesicht. * Es ist ein Milchsuppengesicht. (Ulm.) Milchsuppenseele. * Es ist eine Milchsuppenseele. Ein weichlicher, charakterloser Mensch. Milchwirthschaft. * Sie hat eine gute Milchwirthschaft. Sie hat eine volle Brust. (S. Holz 344, Milchkammer und Oberförster.) Milchzahn. 1 Wenn du Milchzähne hast, so beiss nicht in Knochen. *2 Er hat noch den Milchzahn. - Eiselein, 462; Braun, I, 2711. *3 Sein Milchzahn ist noch nicht heraus. - Eiselein, 462. Er hält fest an dem, was er mit der Muttermilch eingesogen hat. Mild. 1 Allzu mild hilfft bald zu armuth. - Petri, II, 9; Henisch, 176, 3; Schottel, 1144b; Sailer, 114. 2 Biss milt vnd gastfrey jederman, doch mehr dem freund, dir selbst voran. - Eyering, I, 227. 3 Mancher ist mild auss ander Leut Beutel. - Petri, II, 451. 4 Milde seyn, stehet fein, gefalt Gott, hat sein Lob bei jederman, wers thun kan. - Petri, II, 473; Mathesy, 250a. 5 Sey nicht zu mild, wer weiss, was noch das Korn gilt! - Lehmann, II, 723, 34; Petri, II, 369; Eiselein, 462; Simrock, 7021. *6 Er ist mild; aber, was er gibt, fressen die Hunde (Schweine) nicht. Holl.: Hij is zoo mild, dat hij snotte bellen te grabbel werpt. (Harrebomee, II, 87a.) *7 Er ist mild auf der andern Seyten. Lat.: De alieno corio ludit. (Sutor, 31.) *8 Er ist mild auf der nehmenden Seite, auf der andern aber Gebhart. - Eiselein, 462; Körte, 4249a; Simrock, 7026; Braun, I, 2713. *9 Er ist mild aus anderer Leute Säckel. - Braun, I, 2712; Körte, 4249. 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Dän.: Lemfeldighed er ofte bedre end ret og magt. - Mildhed er öm til at medlide; let til at forlade, faerdig til at hielpe. - Mildhed udretter meere end strenghed (Prov. dan., 381.) Engl.: The charitable give cut at the door and God puts in at the window. (Bohn II, 4; Gaal, 631.) Frz.: Tout par amour, rien par force. Lat.: Facilitate nihil est homini melius, neque clementia. (Eiselein, 462.) 2 Die Milde nicht wohlsteht, der gibt, was man selber nicht hat. 3 Milde ist das Kind der Liebe und des Edelmuths. - Altmann VI, 454. 4 Zu viel milt ist verthon. - Gruter, I, 89; Simrock, 7022; Schottel, 1123b; Körte, 4250; Braun, I, 2714. Milde (der). 1 Der milt gibt sich reich, der geitzig nimpt sich arm. - Franck, I, 117b; Henisch, 1448, 20; Lehmann, [Spaltenumbruch] nicht milchding und nicht fleischding; so viel wie: er ist nicht kalt, nicht warm, nicht Fleisch, nicht Fisch. (S. Luder 9.) Milcheimer. So lange der Milcheimer zerlöchert ist, so lange tropft er. Milchen. 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nicht milchding und nicht fleischding; so viel wie: er ist nicht kalt, nicht warm, nicht Fleisch, nicht Fisch. (S. Luder 9.)
Milcheimer.
So lange der Milcheimer zerlöchert ist, so lange tropft er.
Milchen.
Me milcht die Kuh durchs Mul. (Luzern.)
Milchglaube.
Aus Milchglauben macht sich der Teufel nichts.
„Nicht der Milchglaube, sondern der feste Glaube muss dem Teufel widerstehen.“ (Luther's Werke, VI, 150.)
Milchhändler.
1 Kein Milchhändler hat schlechte Milch.
Jeder Krämer lobt seine Waare. Die Osmanen haben das Sprichwort: Niemand sagt: meine Milch ist trübe. (Schlechta, 393.)
2 Wenn man den Milchhändler melken lässt, ist's um die Zitzen der Kühe geschehen.
Die Russen: Mache nicht die Milchverkäuferin zur Melkerin deiner Kühe. (Altmann VI, 486.)
Milchkammer.
* Dei hewwt e gute Melkkomer. (S. Milchbureau.) (Ostpreuss.)
Milchkuh.
1 Was nützt e gode Milchkuh, wenn sie d' Milch selber suft! (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 41.
Von reichen Frauen, die grossen Aufwand machen und mehr brauchen, als ihr Vermögen erträgt.
*2 Das ist eine gute Milchkuh.
Eine Person oder Sache, von der man gewissen und andauernden Vortheil zieht.
Frz.: C'est une vache à lait. (Lendroy, 1475; Leroux, II, 194.)
*3 Er hat eine schwarze Milchkuh. – Frischbier2, 2633.
Einen Priester zum Wohlthäter, der ihn unterstützt.
Milchmädchen.
* Es ist das Milchmädchen in der Fabel.
Von einer Person, die Hoffnungsthürme und Luftschlösser aufbaut.
Milchmaul.
1 Das milchmaul tregt die windeln noch um den bauch. (S. Kind 1121.) – Franck, II, 13a; Gruter, I, 12.
*2 A iess noch a Milchmaul. – Robinson, 286.
Milchome.
*1 Das war vor der Milchomoh. – Tendlau, 1050.
*2 Der is an der Milchome nit Schuld. – Tendlau, 126.
Soviel wie: der hat's Pulver (s. d.) nicht erfunden. Milchomoh = Krieg.
Milchpfennig.
* Einen Milchpfennig geben müssen.
„Die Pfaffen mussten von ihren Köchinnen, wenn sie ein Kind hatten, einen Gülden geben; den nennet man einen Milchpfennig.“ (Luther's Tischr., 391.)
Milchstrasse.
1 Die Milchstrasse ist die Strasse nach Jerusalem.
Sagen die Leute in Primiero (Tirol). (Vgl. Morgenblatt der Bair. Zeitung, 1865, S. 970.) Sie hat sehr viel volksthümliche Bezeichnungen. Altmodisch hiess sie: der Winterweg. In Aethiopien heisst sie Strohhalmweg; in Armenien: Strohdieb; in Ragusa: Gevattersstroh, weil ein Gevatter dem andern Stroh gestohlen und fortgeschleppt hat; bei den Hebräern: Streupfad, auch Pilgerweg; bei den Türken: Spreudieb; in Syrien: Streuweg; bei den Arabern: Strohweg oder Pfad der Heckerlingsträger; bei den Persern: Strohschlepperweg; bei den Ungarn: Kriegsheerstrasse, weil die aus Asien kommenden Magyaren ihrer weissen Strasse folgten; bei den Irokesen: Weg der Seelen; bei den Finnen: Vogelweg, weil Seelen und Geister in Vogelgestalt ziehen; bei den Czechen: weisse Strasse; bei den Kroaten: Weg nach Rom. Im Mittelalter hiess sie bei den Deutschen: Jakobsstrasse; bei den Franzosen: Sanct-Jakobsweg, und bei den Spaniern: Weg nach Santiago (de Compostella). (Reinsberg VIII, 37.)
2 Wann de Miälkstrate guet stet, blitt 'et Wiär ok guet. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 58, 18.
Wenn die Milchstrasse gut steht, bleibt das Wetter auch gut.
Milchsuppe.
1 Man muss die Milchsuppe ausessen, wie man sie zubereitet hat. (Estn.)
Folgen von Handlungen, auch eingegangener Ehe.
*2 Er ist eine Milchsuppe. (Frankenwald.)
Ein weichmüthiger Mensch.
Milchsuppengesicht.
* Es ist ein Milchsuppengesicht. (Ulm.)
Milchsuppenseele.
* Es ist eine Milchsuppenseele.
Ein weichlicher, charakterloser Mensch.
Milchwirthschaft.
* Sie hat eine gute Milchwirthschaft.
Sie hat eine volle Brust. (S. Holz 344, Milchkammer und Oberförster.)
Milchzahn.
1 Wenn du Milchzähne hast, so beiss nicht in Knochen.
*2 Er hat noch den Milchzahn. – Eiselein, 462; Braun, I, 2711.
*3 Sein Milchzahn ist noch nicht heraus. – Eiselein, 462.
Er hält fest an dem, was er mit der Muttermilch eingesogen hat.
Mild.
1 Allzu mild hilfft bald zu armuth. – Petri, II, 9; Henisch, 176, 3; Schottel, 1144b; Sailer, 114.
2 Biss milt vnd gastfrey jederman, doch mehr dem freund, dir selbst voran. – Eyering, I, 227.
3 Mancher ist mild auss ander Leut Beutel. – Petri, II, 451.
4 Milde seyn, stehet fein, gefalt Gott, hat sein Lob bei jederman, wers thun kan. – Petri, II, 473; Mathesy, 250a.
5 Sey nicht zu mild, wer weiss, was noch das Korn gilt! – Lehmann, II, 723, 34; Petri, II, 369; Eiselein, 462; Simrock, 7021.
*6 Er ist mild; aber, was er gibt, fressen die Hunde (Schweine) nicht.
Holl.: Hij is zoo mild, dat hij snotte bellen te grabbel werpt. (Harrebomée, II, 87a.)
*7 Er ist mild auf der andern Seyten.
Lat.: De alieno corio ludit. (Sutor, 31.)
*8 Er ist mild auf der nehmenden Seite, auf der andern aber Gebhart. – Eiselein, 462; Körte, 4249a; Simrock, 7026; Braun, I, 2713.
*9 Er ist mild aus anderer Leute Säckel. – Braun, I, 2712; Körte, 4249.
Holl.: Hij is mild met zijn brood, maar bakken doet hij zelden. (Harrebomée, II, 87a.)
*10 Er ist milder als Oel. (Altröm.)
*11 Er ist mildt mit wortten. – Agricola I, 595; Egenolff, 243b.
Holl.: Hij is mild met woorden en beloften, maar karig met daden. (Harrebomée, II, 87a.)
Schwed.: Mild gifware älskar Gud. (Grubb, 527.)
*12 Er ist sein so milt als S. Leonhart seins eisens, der giebts niemand, es stele es jm denn ein dieb. (S. Geben 250.) – Franck, II, 55b; Eiselein, 430; Simrock, 6522.
*13 Er ist so mild, er gäbe den Arsch weg, wenn er nicht angewachsen wäre.
Holl.: Hij is zoo mild, dat hij zijne billen zou weggeven, zoo ze niet vast aan zijn lijf waren. (Harrebomée, II, 87a.)
*14 Es ist keiner so mild als der, so nichts hat.
Holl.: Niemand is zoo mild als degene, die niets te geven heeft. (Harrebomée, II, 87a.)
*15 Milter als ein Schöps. – Henisch, 1544, 4.
Milde.
1 Alles durch Milde, nichts durch Gewalt.
Dän.: Lemfeldighed er ofte bedre end ret og magt. – Mildhed er øm til at medlide; let til at forlade, færdig til at hielpe. – Mildhed udretter meere end strenghed (Prov. dan., 381.)
Engl.: The charitable give cut at the door and God puts in at the window. (Bohn II, 4; Gaal, 631.)
Frz.: Tout par amour, rien par force.
Lat.: Facilitate nihil est homini melius, neque clementia. (Eiselein, 462.)
2 Die Milde nicht wohlsteht, der gibt, was man selber nicht hat.
3 Milde ist das Kind der Liebe und des Edelmuths. – Altmann VI, 454.
4 Zu viel milt ist verthon. – Gruter, I, 89; Simrock, 7022; Schottel, 1123b; Körte, 4250; Braun, I, 2714.
Milde (der).
1 Der milt gibt sich reich, der geitzig nimpt sich arm. – Franck, I, 117b; Henisch, 1448, 20; Lehmann,
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