Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *19 Hei merkede 't, bau vill de Uhre is. (Waldeck.) - Curtze, 359; für Elsass und Pfalz: Klein, II, 204.

Er merkt wie viel Uhr es ist.

*20 Merks, Rap im Sack. - Nas, 356b.

*21 Merkst Mües? - Frischbier2, 2624.

Wenn man einer Sache auf der Spur ist.


Merki.

* Er hat Merki gegessen. - Sutermeister, 80.

Er merkt eine Sache sehr leicht, lässt sich nicht anführen.


Merklist.

Wo sich findet Merklist, da gilt kein Arglist.


Merks.

*1 Du hast au gar koin Merks. (Ulm.)

*2 Einen Merks auf den Buckel bekommen (geben u. s. w.). - Eiselein, 461; Braun, I, 2696.


Merkstölpel.

* Ea hod an Miakstabbl kriag. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 93.

Er hat einen Merkstölpel, d. i. Nasenstuber gekriegt. Merke es, du Tölpel, eine fühlbare Erinnerung.


Merle.

* Merle gon. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 179, 186.

Amseln fangen = zwecklos herumgehen.


Merodebruder.

* Es ist ein Merodebruder.

Simplicissimus (IV, 13) berichtet: "Ein gewisser Cavalier de Merode erwarb ein neues Regiment. Als er es zur Armee brachte, waren die meisten krank. Wo man nun einen kranken Soldaten fragte: Was Regiment? Hiess es: von Merode. Daher nannte man alle kranken Soldaten Merodebrüder. Jetzt versteht man darunter, wie auch Kritzinger (unter: Picoreur) erklärt, Soldaten, die sich heimlich aufs Plündern legen." (S. Marodeur.)


Merten.

Meister Merten1 hat viel Fährten. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

1) So hiess der Hase seiner Narrheit wegen.


Mesalnize.

* A Schlimm-Mesalnize1 verliert die Spodnize2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Schlampe (unordentliche Frau).

2) Spodnica, polnisch = Unterrock.


Messe.

1 Die kürzesten Messen sind die besten.

Das Wort "Messe" in seinem deutschen Doppelsinn, in welchem es auch in unsern Sprichwörtern vorkommt, deutet auf den uralten Bund des Handels und der Kirche, auf die noch ältere, ewige Einheit des äussern und innern Daseins.

2 Die Messe geht noch nicht an, wenn das erste mal geläutet wird.

3 Die Messe ist ein Jahrmarkt, wo die Pfaffen gross Geld machen. - Luther.

Crotus, ein Zeitgenosse Ulrich von Hutten's, nannte sie eine Komödie, den Horagesang in der Kirche Hundegeheul, in den Häusern der Domherren ein Summen, nicht von Bienen, sondern von faulen Drohnen. (Vgl. D. Strauss, Ulrich von Hutten, I, 48.)

4 Die Messe ist nicht vor der Thür.

Die Sache ist nicht so eilig.

5 Die Messe wird gut sein, die Kaufleute versammeln sich.

Es wird eine zahlreiche Versammlung geben, es finden sich viele dabei ein.

6 Eine Mess wol an- vnd eingelitten ist halb gesungen vnd vberstritten. - Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 54; Kloster, VIII, 463; Klosterspiegel, 44, 11.

7 In der Mess zu Franckfurt gibt man zwe nadel vmb ain ay. - Hätzlerin, Liederbuch, II, 42, 68.

8 Kurtze mess vnd lange bradwürst. - Tappius, 176b.

Dän.: Kort messe, lang brat-vurst. (Prov. dan., 414.)

Frz.: Courte messe et long deiner. (Bohn I, 14.)

Holl.: Korte missen en lange braadworsten. - Korte missen en lange maaltijden, dat is vuile varkens werk. (Harrebomee, II, 88b.)

9 Kurze Mess' ist bald gesungen. - Eiselein, 461; Simrock, 6999; Braun, I, 2697.

Lat.: Brevis missa cito decantatur. (Binder II, 378; Eiselein, 461.)

10 Man kann eine grosse Messe in einer kleinen Kapelle lesen.

Holl.: Men doet wel eene groote mis in eene kleine kapel. (Harrebomee, II, 88b.)


[Spaltenumbruch]

11 Man läutet die Messe so lange ein, bis sie kommt. - Sailer, 123; Simrock, 7000.

Die Russen: Im Juni und Juli spricht man von der Messe, im August kauft man auf ihr. (Altmann V, 126.) Die Italiener: Besprochene Sache ist unterwegs. (Reinsberg II, 88.)

12 Mancher hält Messe, 's wäre besser, er fegte die Esse.

13 Me list all Tag z' Rom e Mess, dass der Gross der Chli nid fress.

14 Misse to heren enlettet nicht, Almisse to geven enarmet nicht; unrecht Guet endyet nicht, logen to sprecken enriket nicht.

Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhofe zu Münster aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Geschichte und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310.

15 War Mess is, kehrt Gottes Segen. (Ostfries.)

16 Wenn die Messe so wenig trüge als das Evangelium, wie viel solt man heut Messhalter finden! - Luther's Werke, VI, 176.

17 Wenn Messe ist, kauft man nicht im Kramladen.

18 Wenn nur Eine Messe bezahlt wird, liest der Pfaffe nicht zwei.

Auch die Russen sagen: Für ein Geld liest der Pope nicht zwei Messen. (Altmann VI, 397.)

19 Wer auf der leipziger Messe gewesen ist, geht nicht auf den kupferberger Jahrmarkt. (Schles.)

Nämlich um einzukaufen. Die Russen sagen: Zur Messzeit gilt der Kaufhof (Marktplatz) von Nishnij-Nowgorod nichts. Die grosse, von 4-500000 Personen besuchte Augustmesse von Nishnij-Nowgorod wird auf der Erdzunge zwischen der Oka und Wolga abgehalten. Gegen diesen Raum verschwindet der Marktplatz der Stadt. (Altmann V, 124.)

20 Wer auf der Messe ist, kauft den Krämern nichts ab.

*21 Das Ite missa est ist gesungen.

Die Sache ist zu Ende; auch: Jemand ist mit seinem Vermögen fertig. (S. Ausbaden und Strasburg.)

*22 Die Messe ist gesungen.

Die Sache ist vorbei.

*23 Die volle Messe singen. - Körte, 4242a.

*24 Einem eine Messe kaufen (mitbringen).

In dem Sinne von Jahrmarkt 17.

*25 Er hat gern kurze Messen und langes Essen.

Gute Mahlzeiten. Der sinnliche Genuss geht ihm über den geistigen.

*26 Er hört nur Messe, wenn's im Kalender roth geschrieben steht. - Parömiakon, 755.

Geht nur selten in die Kirche.

*27 Er macht kurze Messen damit.

Nicht viel Umstände.

*28 Ich lass' dir ein paar Messen lesen. - Eiselein, 461.

*29 In die jüdische Messe gehen.

D. i. gar nicht in die Messe gehen, weil die Juden keine haben.

*30 Sie sind vor der Mess' z' Opfer gange. - Sutermeister, 102.

Haben sich vor der Trauung als Eheleute betrachtet. Wird gesagt, wenn eine Neuverwählte zu früh niederkommt.

*31 Wir warn hier kene leipziger Messe machen.

*32 Zur Messe kommen, wenn die Buden leer sind. (S. Markt 86.)

D. h. wenn sie vorüber ist, also zu spät, die günstige Gelegenheit versäumen. Auch russisch, besonders mit Bezug auf die grosse, alljährlich zu Nishnij-Nowgorod im August stattfindende Messe. (Altmann V, 117.) (S. 19.)


Messeknecht.

* Ein Messeknecht sein.

"Ich, der ich ein hefftiger Messeknecht war." (Luther's Werke, VI, 174.)


Messelesen.

Messelesen ist ein nützlich Ding, wenn man fleissig opfert.

Fischart (Prakt., in Kloster, VIII, 595): "Messelesen wird ein nutzlich Ding seyn, wenn man dapffer Opffert, alsdann werden sie es fleissig lesen, welches sie zu den Büchern der vier König haben müssen."


Messemarkt.

* Den Messemarkt predigen.

"Wenn ich von Walfart u. s. w. und Messemarkt predigte, so könnte ich auch Gunst und Freundschafft behalten." (Luther's Werke, VII, 163.)


[Spaltenumbruch] *19 Hei merkede 't, bû vill de Uhre is. (Waldeck.) – Curtze, 359; für Elsass und Pfalz: Klein, II, 204.

Er merkt wie viel Uhr es ist.

*20 Merks, Rap im Sack.Nas, 356b.

*21 Merkst Mües?Frischbier2, 2624.

Wenn man einer Sache auf der Spur ist.


Merki.

* Er hat Merki gegessen.Sutermeister, 80.

Er merkt eine Sache sehr leicht, lässt sich nicht anführen.


Merklist.

Wo sich findet Merklist, da gilt kein Arglist.


Merks.

*1 Du hast au gar koin Merks. (Ulm.)

*2 Einen Merks auf den Buckel bekommen (geben u. s. w.).Eiselein, 461; Braun, I, 2696.


Merkstölpel.

* Ea hod an Miakstabbl kriag. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 93.

Er hat einen Merkstölpel, d. i. Nasenstuber gekriegt. Merke es, du Tölpel, eine fühlbare Erinnerung.


Merle.

* Merle gôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 179, 186.

Amseln fangen = zwecklos herumgehen.


Merodebruder.

* Es ist ein Merodebruder.

Simplicissimus (IV, 13) berichtet: „Ein gewisser Cavalier de Merode erwarb ein neues Regiment. Als er es zur Armee brachte, waren die meisten krank. Wo man nun einen kranken Soldaten fragte: Was Regiment? Hiess es: von Merode. Daher nannte man alle kranken Soldaten Merodebrüder. Jetzt versteht man darunter, wie auch Kritzinger (unter: Picoreur) erklärt, Soldaten, die sich heimlich aufs Plündern legen.“ (S. Marodeur.)


Merten.

Meister Merten1 hat viel Fährten.Nass. Schulbl., XIV, 5.

1) So hiess der Hase seiner Narrheit wegen.


Mesalnize.

* A Schlimm-Mesalnize1 verliert die Spodnize2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Schlampe (unordentliche Frau).

2) Spodnica, polnisch = Unterrock.


Messe.

1 Die kürzesten Messen sind die besten.

Das Wort „Messe“ in seinem deutschen Doppelsinn, in welchem es auch in unsern Sprichwörtern vorkommt, deutet auf den uralten Bund des Handels und der Kirche, auf die noch ältere, ewige Einheit des äussern und innern Daseins.

2 Die Messe geht noch nicht an, wenn das erste mal geläutet wird.

3 Die Messe ist ein Jahrmarkt, wo die Pfaffen gross Geld machen.Luther.

Crotus, ein Zeitgenosse Ulrich von Hutten's, nannte sie eine Komödie, den Horagesang in der Kirche Hundegeheul, in den Häusern der Domherren ein Summen, nicht von Bienen, sondern von faulen Drohnen. (Vgl. D. Strauss, Ulrich von Hutten, I, 48.)

4 Die Messe ist nicht vor der Thür.

Die Sache ist nicht so eilig.

5 Die Messe wird gut sein, die Kaufleute versammeln sich.

Es wird eine zahlreiche Versammlung geben, es finden sich viele dabei ein.

6 Eine Mess wol an- vnd eingelitten ist halb gesungen vnd vberstritten.Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 54; Kloster, VIII, 463; Klosterspiegel, 44, 11.

7 In der Mess zu Franckfurt gibt man zwe nadel vmb ain ay.Hätzlerin, Liederbuch, II, 42, 68.

8 Kurtze mess vnd lange bradwürst.Tappius, 176b.

Dän.: Kort messe, lang brat-vurst. (Prov. dan., 414.)

Frz.: Courte messe et long dîner. (Bohn I, 14.)

Holl.: Korte missen en lange braadworsten. – Korte missen en lange maaltijden, dat is vuile varkens werk. (Harrebomée, II, 88b.)

9 Kurze Mess' ist bald gesungen.Eiselein, 461; Simrock, 6999; Braun, I, 2697.

Lat.: Brevis missa cito decantatur. (Binder II, 378; Eiselein, 461.)

10 Man kann eine grosse Messe in einer kleinen Kapelle lesen.

Holl.: Men doet wel eene groote mis in eene kleine kapel. (Harrebomée, II, 88b.)


[Spaltenumbruch]

11 Man läutet die Messe so lange ein, bis sie kommt.Sailer, 123; Simrock, 7000.

Die Russen: Im Juni und Juli spricht man von der Messe, im August kauft man auf ihr. (Altmann V, 126.) Die Italiener: Besprochene Sache ist unterwegs. (Reinsberg II, 88.)

12 Mancher hält Messe, 's wäre besser, er fegte die Esse.

13 Me list all Tag z' Rom e Mess, dass der Gross der Chli nid fress.

14 Misse to heren enlettet nicht, Almisse to geven enarmet nicht; unrecht Guet endyet nicht, logen to sprecken enriket nicht.

Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhofe zu Münster aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Geschichte und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310.

15 War Mess is, kehrt Gottes Segen. (Ostfries.)

16 Wenn die Messe so wenig trüge als das Evangelium, wie viel solt man heut Messhalter finden!Luther's Werke, VI, 176.

17 Wenn Messe ist, kauft man nicht im Kramladen.

18 Wenn nur Eine Messe bezahlt wird, liest der Pfaffe nicht zwei.

Auch die Russen sagen: Für ein Geld liest der Pope nicht zwei Messen. (Altmann VI, 397.)

19 Wer auf der leipziger Messe gewesen ist, geht nicht auf den kupferberger Jahrmarkt. (Schles.)

Nämlich um einzukaufen. Die Russen sagen: Zur Messzeit gilt der Kaufhof (Marktplatz) von Nishnij-Nowgorod nichts. Die grosse, von 4-500000 Personen besuchte Augustmesse von Nishnij-Nowgorod wird auf der Erdzunge zwischen der Oka und Wolga abgehalten. Gegen diesen Raum verschwindet der Marktplatz der Stadt. (Altmann V, 124.)

20 Wer auf der Messe ist, kauft den Krämern nichts ab.

*21 Das Ite missa est ist gesungen.

Die Sache ist zu Ende; auch: Jemand ist mit seinem Vermögen fertig. (S. Ausbaden und Strasburg.)

*22 Die Messe ist gesungen.

Die Sache ist vorbei.

*23 Die volle Messe singen.Körte, 4242a.

*24 Einem eine Messe kaufen (mitbringen).

In dem Sinne von Jahrmarkt 17.

*25 Er hat gern kurze Messen und langes Essen.

Gute Mahlzeiten. Der sinnliche Genuss geht ihm über den geistigen.

*26 Er hört nur Messe, wenn's im Kalender roth geschrieben steht.Parömiakon, 755.

Geht nur selten in die Kirche.

*27 Er macht kurze Messen damit.

Nicht viel Umstände.

*28 Ich lass' dir ein paar Messen lesen.Eiselein, 461.

*29 In die jüdische Messe gehen.

D. i. gar nicht in die Messe gehen, weil die Juden keine haben.

*30 Sie sind vor der Mess' z' Opfer gange.Sutermeister, 102.

Haben sich vor der Trauung als Eheleute betrachtet. Wird gesagt, wenn eine Neuverwählte zu früh niederkommt.

*31 Wir warn hier kêne leipziger Messe machen.

*32 Zur Messe kommen, wenn die Buden leer sind. (S. Markt 86.)

D. h. wenn sie vorüber ist, also zu spät, die günstige Gelegenheit versäumen. Auch russisch, besonders mit Bezug auf die grosse, alljährlich zu Nishnij-Nowgorod im August stattfindende Messe. (Altmann V, 117.) (S. 19.)


Messeknecht.

* Ein Messeknecht sein.

„Ich, der ich ein hefftiger Messeknecht war.“ (Luther's Werke, VI, 174.)


Messelesen.

Messelesen ist ein nützlich Ding, wenn man fleissig opfert.

Fischart (Prakt., in Kloster, VIII, 595): „Messelesen wird ein nutzlich Ding seyn, wenn man dapffer Opffert, alsdann werden sie es fleissig lesen, welches sie zu den Büchern der vier König haben müssen.“


Messemarkt.

* Den Messemarkt predigen.

„Wenn ich von Walfart u. s. w. und Messemarkt predigte, so könnte ich auch Gunst und Freundschafft behalten.“ (Luther's Werke, VII, 163.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0333" n="[319]"/><cb n="637"/>
*19 Hei merkede 't, bû vill de Uhre is.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 359;</hi> für Elsass und Pfalz: <hi rendition="#i">Klein, II, 204.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er merkt wie viel Uhr es ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Merks, Rap im Sack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nas, 356<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Merkst Mües?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2624.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man einer Sache auf der Spur ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merki.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat Merki gegessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er merkt eine Sache sehr leicht, lässt sich nicht anführen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merklist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wo sich findet Merklist, da gilt kein Arglist.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merks.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Du hast au gar koin Merks.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einen Merks auf den Buckel bekommen (geben u. s. w.).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 461; Braun, I, 2696.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merkstölpel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ea hod an Miakstabbl kriag.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, II, 768, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat einen Merkstölpel, d. i. Nasenstuber gekriegt. Merke es, du Tölpel, eine fühlbare Erinnerung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Merle gôn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 179, 186.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Amseln fangen = zwecklos herumgehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merodebruder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Merodebruder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Simplicissimus (IV, 13)</hi> berichtet: &#x201E;Ein gewisser Cavalier de Merode erwarb ein neues Regiment. Als er es zur Armee brachte, waren die meisten krank. Wo man nun einen kranken Soldaten fragte: Was Regiment? Hiess es: von Merode. Daher nannte man alle kranken Soldaten Merodebrüder. Jetzt versteht man darunter, wie auch <hi rendition="#i">Kritzinger</hi> (unter: Picoreur) erklärt, Soldaten, die sich heimlich aufs Plündern legen.&#x201C; (S.  Marodeur.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Meister Merten<hi rendition="#sup">1</hi> hat viel Fährten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nass. Schulbl., XIV, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) So hiess der Hase seiner Narrheit wegen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mesalnize.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A Schlimm-Mesalnize<hi rendition="#sup">1</hi> verliert die Spodnize<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Schlampe (unordentliche Frau).</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Spodnica, polnisch = Unterrock.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Messe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die kürzesten Messen sind die besten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Wort &#x201E;Messe&#x201C; in seinem deutschen Doppelsinn, in welchem es auch in unsern Sprichwörtern vorkommt, deutet auf den uralten Bund des Handels und der Kirche, auf die noch ältere, ewige Einheit des äussern und innern Daseins.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Messe geht noch nicht an, wenn das erste mal geläutet wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Messe ist ein Jahrmarkt, wo die Pfaffen gross Geld machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Crotus, ein Zeitgenosse Ulrich von Hutten's, nannte sie eine Komödie, den Horagesang in der Kirche Hundegeheul, in den Häusern der Domherren ein Summen, nicht von Bienen, sondern von faulen Drohnen. (Vgl. <hi rendition="#i">D. Strauss, Ulrich von Hutten, I, 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Die Messe ist nicht vor der Thür.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache ist nicht so eilig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die Messe wird gut sein, die Kaufleute versammeln sich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es wird eine zahlreiche Versammlung geben, es finden sich viele dabei ein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Eine Mess wol an- vnd eingelitten ist halb gesungen vnd vberstritten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 54; Kloster, VIII, 463; Klosterspiegel, 44, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 In der Mess zu Franckfurt gibt man zwe nadel vmb ain ay.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hätzlerin, Liederbuch, II, 42, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Kurtze mess vnd lange bradwürst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 176<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Kort messe, lang brat-vurst. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 414.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Courte messe et long dîner. (<hi rendition="#i">Bohn I, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Korte missen en lange braadworsten. &#x2013; Korte missen en lange maaltijden, dat is vuile varkens werk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 88<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Kurze Mess' ist bald gesungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 461; Simrock, 6999; Braun, I, 2697.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Brevis missa cito decantatur. (<hi rendition="#i">Binder II, 378; Eiselein, 461.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Man kann eine grosse Messe in einer kleinen Kapelle lesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men doet wel eene groote mis in eene kleine kapel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 88<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="638"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Man läutet die Messe so lange ein, bis sie kommt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 123; Simrock, 7000.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Im Juni und Juli spricht man von der Messe, im August kauft man auf ihr. (<hi rendition="#i">Altmann V, 126.</hi>) Die Italiener: Besprochene Sache ist unterwegs. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 88.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Mancher hält Messe, 's wäre besser, er fegte die Esse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Me list all Tag z' Rom e Mess, dass der Gross der Chli nid fress.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Misse to heren enlettet nicht, Almisse to geven enarmet nicht; unrecht Guet endyet nicht, logen to sprecken enriket nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhofe zu Münster aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vgl. <hi rendition="#i">B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Geschichte und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 War Mess is, kehrt Gottes Segen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wenn die Messe so wenig trüge als das Evangelium, wie viel solt man heut Messhalter finden!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Werke, VI, 176.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wenn Messe ist, kauft man nicht im Kramladen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn nur Eine Messe bezahlt wird, liest der Pfaffe nicht zwei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch die Russen sagen: Für ein Geld liest der Pope nicht zwei Messen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 397.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wer auf der leipziger Messe gewesen ist, geht nicht auf den kupferberger Jahrmarkt.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich um einzukaufen. Die Russen sagen: Zur Messzeit gilt der Kaufhof (Marktplatz) von Nishnij-Nowgorod nichts. Die grosse, von 4-500000 Personen besuchte Augustmesse von Nishnij-Nowgorod wird auf der Erdzunge zwischen der Oka und Wolga abgehalten. Gegen diesen Raum verschwindet der Marktplatz der Stadt. (<hi rendition="#i">Altmann V, 124.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Wer auf der Messe ist, kauft den Krämern nichts ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Das Ite missa est ist gesungen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache ist zu Ende; auch: Jemand ist mit seinem Vermögen fertig. (S.  Ausbaden und  Strasburg.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Die Messe ist gesungen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache ist vorbei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Die volle Messe singen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4242<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Einem eine Messe kaufen (mitbringen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne von Jahrmarkt 17.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Er hat gern kurze Messen und langes Essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gute Mahlzeiten. Der sinnliche Genuss geht ihm über den geistigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Er hört nur Messe, wenn's im Kalender roth geschrieben steht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 755.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Geht nur selten in die Kirche.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Er macht kurze Messen damit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht viel Umstände.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Ich lass' dir ein paar Messen lesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 461.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*29 In die jüdische Messe gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. gar nicht in die Messe gehen, weil die Juden keine haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Sie sind vor der Mess' z' Opfer gange.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 102.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Haben sich vor der Trauung als Eheleute betrachtet. Wird gesagt, wenn eine Neuverwählte zu früh niederkommt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Wir warn hier kêne leipziger Messe machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Zur Messe kommen, wenn die Buden leer sind.</hi> (S.  Markt 86.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. wenn sie vorüber ist, also zu spät, die günstige Gelegenheit versäumen. Auch russisch, besonders mit Bezug auf die grosse, alljährlich zu Nishnij-Nowgorod im August stattfindende Messe. (<hi rendition="#i">Altmann V, 117.</hi>) (S. 19.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Messeknecht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ein Messeknecht sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ich, der ich ein hefftiger Messeknecht war.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VI, 174.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Messelesen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Messelesen ist ein nützlich Ding, wenn man fleissig opfert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Fischart</hi> (<hi rendition="#i">Prakt., in Kloster, VIII, 595</hi>): &#x201E;Messelesen wird ein nutzlich Ding seyn, wenn man dapffer Opffert, alsdann werden sie es fleissig lesen, welches sie zu den Büchern der vier König haben müssen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Messemarkt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Den Messemarkt predigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn ich von Walfart u. s. w. und Messemarkt predigte, so könnte ich auch Gunst und Freundschafft behalten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VII, 163.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[319]/0333] *19 Hei merkede 't, bû vill de Uhre is. (Waldeck.) – Curtze, 359; für Elsass und Pfalz: Klein, II, 204. Er merkt wie viel Uhr es ist. *20 Merks, Rap im Sack. – Nas, 356b. *21 Merkst Mües? – Frischbier2, 2624. Wenn man einer Sache auf der Spur ist. Merki. * Er hat Merki gegessen. – Sutermeister, 80. Er merkt eine Sache sehr leicht, lässt sich nicht anführen. Merklist. Wo sich findet Merklist, da gilt kein Arglist. Merks. *1 Du hast au gar koin Merks. (Ulm.) *2 Einen Merks auf den Buckel bekommen (geben u. s. w.). – Eiselein, 461; Braun, I, 2696. Merkstölpel. * Ea hod an Miakstabbl kriag. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 93. Er hat einen Merkstölpel, d. i. Nasenstuber gekriegt. Merke es, du Tölpel, eine fühlbare Erinnerung. Merle. * Merle gôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 179, 186. Amseln fangen = zwecklos herumgehen. Merodebruder. * Es ist ein Merodebruder. Simplicissimus (IV, 13) berichtet: „Ein gewisser Cavalier de Merode erwarb ein neues Regiment. Als er es zur Armee brachte, waren die meisten krank. Wo man nun einen kranken Soldaten fragte: Was Regiment? Hiess es: von Merode. Daher nannte man alle kranken Soldaten Merodebrüder. Jetzt versteht man darunter, wie auch Kritzinger (unter: Picoreur) erklärt, Soldaten, die sich heimlich aufs Plündern legen.“ (S. Marodeur.) Merten. Meister Merten1 hat viel Fährten. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 1) So hiess der Hase seiner Narrheit wegen. Mesalnize. * A Schlimm-Mesalnize1 verliert die Spodnize2. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Schlampe (unordentliche Frau). 2) Spodnica, polnisch = Unterrock. Messe. 1 Die kürzesten Messen sind die besten. Das Wort „Messe“ in seinem deutschen Doppelsinn, in welchem es auch in unsern Sprichwörtern vorkommt, deutet auf den uralten Bund des Handels und der Kirche, auf die noch ältere, ewige Einheit des äussern und innern Daseins. 2 Die Messe geht noch nicht an, wenn das erste mal geläutet wird. 3 Die Messe ist ein Jahrmarkt, wo die Pfaffen gross Geld machen. – Luther. Crotus, ein Zeitgenosse Ulrich von Hutten's, nannte sie eine Komödie, den Horagesang in der Kirche Hundegeheul, in den Häusern der Domherren ein Summen, nicht von Bienen, sondern von faulen Drohnen. (Vgl. D. Strauss, Ulrich von Hutten, I, 48.) 4 Die Messe ist nicht vor der Thür. Die Sache ist nicht so eilig. 5 Die Messe wird gut sein, die Kaufleute versammeln sich. Es wird eine zahlreiche Versammlung geben, es finden sich viele dabei ein. 6 Eine Mess wol an- vnd eingelitten ist halb gesungen vnd vberstritten. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 54; Kloster, VIII, 463; Klosterspiegel, 44, 11. 7 In der Mess zu Franckfurt gibt man zwe nadel vmb ain ay. – Hätzlerin, Liederbuch, II, 42, 68. 8 Kurtze mess vnd lange bradwürst. – Tappius, 176b. Dän.: Kort messe, lang brat-vurst. (Prov. dan., 414.) Frz.: Courte messe et long dîner. (Bohn I, 14.) Holl.: Korte missen en lange braadworsten. – Korte missen en lange maaltijden, dat is vuile varkens werk. (Harrebomée, II, 88b.) 9 Kurze Mess' ist bald gesungen. – Eiselein, 461; Simrock, 6999; Braun, I, 2697. Lat.: Brevis missa cito decantatur. (Binder II, 378; Eiselein, 461.) 10 Man kann eine grosse Messe in einer kleinen Kapelle lesen. Holl.: Men doet wel eene groote mis in eene kleine kapel. (Harrebomée, II, 88b.) 11 Man läutet die Messe so lange ein, bis sie kommt. – Sailer, 123; Simrock, 7000. Die Russen: Im Juni und Juli spricht man von der Messe, im August kauft man auf ihr. (Altmann V, 126.) Die Italiener: Besprochene Sache ist unterwegs. (Reinsberg II, 88.) 12 Mancher hält Messe, 's wäre besser, er fegte die Esse. 13 Me list all Tag z' Rom e Mess, dass der Gross der Chli nid fress. 14 Misse to heren enlettet nicht, Almisse to geven enarmet nicht; unrecht Guet endyet nicht, logen to sprecken enriket nicht. Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhofe zu Münster aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Geschichte und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310. 15 War Mess is, kehrt Gottes Segen. (Ostfries.) 16 Wenn die Messe so wenig trüge als das Evangelium, wie viel solt man heut Messhalter finden! – Luther's Werke, VI, 176. 17 Wenn Messe ist, kauft man nicht im Kramladen. 18 Wenn nur Eine Messe bezahlt wird, liest der Pfaffe nicht zwei. Auch die Russen sagen: Für ein Geld liest der Pope nicht zwei Messen. (Altmann VI, 397.) 19 Wer auf der leipziger Messe gewesen ist, geht nicht auf den kupferberger Jahrmarkt. (Schles.) Nämlich um einzukaufen. Die Russen sagen: Zur Messzeit gilt der Kaufhof (Marktplatz) von Nishnij-Nowgorod nichts. Die grosse, von 4-500000 Personen besuchte Augustmesse von Nishnij-Nowgorod wird auf der Erdzunge zwischen der Oka und Wolga abgehalten. Gegen diesen Raum verschwindet der Marktplatz der Stadt. (Altmann V, 124.) 20 Wer auf der Messe ist, kauft den Krämern nichts ab. *21 Das Ite missa est ist gesungen. Die Sache ist zu Ende; auch: Jemand ist mit seinem Vermögen fertig. (S. Ausbaden und Strasburg.) *22 Die Messe ist gesungen. Die Sache ist vorbei. *23 Die volle Messe singen. – Körte, 4242a. *24 Einem eine Messe kaufen (mitbringen). In dem Sinne von Jahrmarkt 17. *25 Er hat gern kurze Messen und langes Essen. Gute Mahlzeiten. Der sinnliche Genuss geht ihm über den geistigen. *26 Er hört nur Messe, wenn's im Kalender roth geschrieben steht. – Parömiakon, 755. Geht nur selten in die Kirche. *27 Er macht kurze Messen damit. Nicht viel Umstände. *28 Ich lass' dir ein paar Messen lesen. – Eiselein, 461. *29 In die jüdische Messe gehen. D. i. gar nicht in die Messe gehen, weil die Juden keine haben. *30 Sie sind vor der Mess' z' Opfer gange. – Sutermeister, 102. Haben sich vor der Trauung als Eheleute betrachtet. Wird gesagt, wenn eine Neuverwählte zu früh niederkommt. *31 Wir warn hier kêne leipziger Messe machen. *32 Zur Messe kommen, wenn die Buden leer sind. (S. Markt 86.) D. h. wenn sie vorüber ist, also zu spät, die günstige Gelegenheit versäumen. Auch russisch, besonders mit Bezug auf die grosse, alljährlich zu Nishnij-Nowgorod im August stattfindende Messe. (Altmann V, 117.) (S. 19.) Messeknecht. * Ein Messeknecht sein. „Ich, der ich ein hefftiger Messeknecht war.“ (Luther's Werke, VI, 174.) Messelesen. Messelesen ist ein nützlich Ding, wenn man fleissig opfert. Fischart (Prakt., in Kloster, VIII, 595): „Messelesen wird ein nutzlich Ding seyn, wenn man dapffer Opffert, alsdann werden sie es fleissig lesen, welches sie zu den Büchern der vier König haben müssen.“ Messemarkt. * Den Messemarkt predigen. „Wenn ich von Walfart u. s. w. und Messemarkt predigte, so könnte ich auch Gunst und Freundschafft behalten.“ (Luther's Werke, VII, 163.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/333
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [319]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/333>, abgerufen am 21.11.2024.