Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

*11 Einen meyden, so weit man ein weiss Pferd sehen kann. - Chemnitius, II, 379.

*12 En mid'n as'n sla'nd Perd. - Eichwald, 1492.


Meidinger.

* Das ist ein Meidinger. (S. Kamille 2.)

D. i. eine alte bekannte, aufgewärmte, bereits in der alten Meidinger'schen Sprachlehre enthaltene Geschichte oder Anekdote. Wenn jemand längst bekannte Dinge als Neuigkeiten erzählt, wie z. B. die Kaiserin Katharina oder der König Jagello sei gestorben, so sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: A Neues Katherine (in Polen dafür: krol Jagille) eis mess (gestorben).


Meidlin.

*1 Das Meidlin hat Werch an der Kunkel.

Von Mädchen, die Liebesgedanken im Kopfe haben. Bei Geiler: "So spricht man, so eines schellig ist und in unordentlicher Liebe der Buhler gefangen." (Eiselein, 457.) (S. Spinnen.)

*2 Das Meidlin im Haus han und des nicht müssig gahn. - Eiselein, 458.

Meidlin ist die schwäbische Form für Mädchen. Schatzmayr hat in Nord und Süd (Braunschweig 1869, S. 89) übliche Ausdrücke dafür zusammengestellt. Danach sagt man rheinfränkisch: es Mädche (Mehrzahl die Mädcher), niederrheinisch: Mädches, niederdeutsch: 't Mäken, schwäbisch-fränkisch: 's Madla, Mädel, Mädle; thüringisch: 's Mädl, allemannisch-schweizerisch: 's Maidli oder Maidschi, bairisch-österreichisch: 's Madl oder Dirndl, in Tirol: Gitsche.


Meier.

1 David Meier - Krottedäuer. (S. Lorenz 3.) - Sutermeister, 29.

2 Herr Meier, was kosten die Eier? Sechs Dreier. Das ist zu theuer.

Gehört zu den sprichwörtlichen Spottanhängseln zu häufig vorkommenden Familiennamen. (S. Beier Nachtr., Hahn 241, König 104 und Lorenz 3.)

*3 I be Moer.

Ich bin Meier. Eine sprichwörtliche Redensart im Ries, wo der Meierhof ursprünglich der bedeutendste im Dorfe ist. Der auf ihm sitzende Bauer heisst Meier, rieserisch "Moer"; ein Ehrentitel, den man ihm zu geben nicht unterlassen darf, wenn man nicht bedeutend "daneben heben" (sich verfehlen) will. Moer zu sein, ist das Ideal der rieser Bauern; und mancher hat es sich schon viel kosten lassen, um mit dem Hofe auch den schönen Titel einzuhandeln. Für das Herunterkommen, wenn es seine anderweitigen guten Gründe hat, ist selbstverständlich kein Kraut gewachsen, auch nicht auf dem Meierhof. Der Besitzer muss nicht in jedem Dorfe eben der reichste Bauer sein; er kann auch verderben, wenn er's nicht anders haben will. Aber dem Ansehen des Titels schadet dies nichts. Obige Redensart will daher nichts anders sagen, als: ich bin der Erste, Einflussreichste, Mächtigste u. s. w. (Vgl. Meyr, Neue Erzählungen aus dem Ries, Berlin 1860, S. 7.)


Meies.

1 As es kümmen die Meies, kümmen die Deies ün der Geies. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Bei Tendlau (709): Mit den Mees kummen die Gees. Gar oft wird der plötzlich Reichgewordene, der Parvenu, andern Sinnes und Wesens. Wenn die Hunderte (hebräisch meoth) gekommen sind, d. h. wenn man zu Vermögen gelangt ist, da kommen auch Ansichten, Einbildungen, Meinungen, der Stolz (die Gees). Der Reichthum erzeugt Launen (Capricen) und Stolz, der sich über andere erhebt.

Engl.: Honours change manners.

Lat.: Honores mutant mores.


Meigel.

* Er ist eine alte Meigel1. (Franken.) - Frommann, III, 353.

1) Margaretha. - Von einem Manne, der feig ist, dem es an persönlichem Muthe fehlt.


Meile.

1 Besser zwanzig Meilen auf Rosen, als eine auf Dornen.

2 Drei Meilen hinter Weihnachten gibt's Lebkuchenwände.

3 Eine Meile Wegs davon ist ein guter Panzer. - Petri, II, 214; Simrock, 6934; Reinsberg IV, 97.

4 Jede Meile ist im Winter zwei.

5 Meilen misst man nicht mit der Elle.

Die Osmanen: Weite Entfernungen miss nicht nach dem Stricke. (Schlechta, 86.)

6 Nachts sind die Meilen länger als am Tage. - Winckler, XII, 54.

7 Wer zehn Meilen zu machen hat, muss neun erst als die Hälfte betrachten.

Auch chinesisch Cahier, 2066. Bei jedem Unternehmen muss man den Zoll an das Unglück gleich in Anschlag bringen.

[Spaltenumbruch] 8 Wo die Meilen am kürzesten, da sind die Weiber am hitzigsten.

Frz.: La-ou les lieues sont plus courtes, les femmes y sont plus chaudes. (Kritzinger, 418b.)

9 Zehn Meilen kosten bei den Eselstreibern einen Sus (eine Münze), elf Meilen schon zwei. (Talmud.)

Unsere Posten verfahren nach demselben Grundsatz; so und so viel Grammen kosten einen Groschen; 1 Gramm oder auch nur ein 0,00001 Gramm mehr kostet der Brief schon zwei.

*10 Auf eine Meile sieben Viertel gehen. (S. 17.)

*11 De get de Meile up feiv Verendele. - Dähnert, 307a.

Er reiset sich aus dem Wege.

*12 De Meil hat de Voss mät'n un'n Swans togäb'n. (Altmark.) - Danneil, 56; hochdeutsch bei Simrock, 6933; Körte, 4192; Braun, I, 2652.

Frz.: C'est une tres grande lieue. (Starschedel, 428.)

Holl.: De lange mijlen hebben twee gelieven gemaakt. - De vossen hebben de mijlen gemeten; maar zij hebben de staarten vergeten. (Harrebomee, II, 86a.)

*13 De Meil hebben's mit 'n Hund mäten un'n Swans to geven. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 4b; für Holstein: Eichwald, 1307.

*14 Dei Miel heft de Foss möt em Zogel gemete. - Frischbier2, 2596.

Auch: De Meile hät de Voss möäten un sinen Start togöäwen. (Schlingmann, 1415.)

*15 Die Meile ist von Liebenden gemessen, denen die Zeit nicht lang ward. - Körte, 4192; Braun, I, 2650.

Dän.: De lange mile have to elskende giort. (Prov. dan., 415.)

*16 Diese Meile ist nicht breit, aber sehr lang.

*17 Ene Mile up fiv Varndel gan. - Eichwald, 1308.

Einen Umweg machen.

*18 Er denkt drei Meilen hinter Gott. - Eyering, II, 225; Braun, I, 2651.

*19 Er ist drei Meilen hinter dem Backofen gewesen.

Spott auf einen Gesellen, der wenig gewandert oder überhaupt auf jemand, der wenig von der Welt gesehen.

*20 Er ist zehn Meilen hinterm Mondschein zu Hause.

*21 Er war wol hundert meilen von seiner Meynung. - Schottel, 1119a.

*22 Es ist eine Meile wie die Krähe fliegt.

Auch wie ein anderer Vogel fliegt. Also nicht wie die Soldaten marschiren, deren Umweg oft das Doppelte der geraden Linie beträgt.

*23 Up de Meil hat de Voss 'n Swans togäw'n. (Altmark.) - Danneil, 137; für Oesterr.-Schlesien: Peter, I, 447.

Wenn die Meile sehr lang ist.

*24 Wei veil hot a vu der Meil, dass a su left. (Schles.) - Frommann, III, 410, 407.


Mein.

1 Allein mein oder lass es gar sein. - Lehmann, 464, 26; Luther's Tischr., 169a; Simrock, 6937a.

Mhd.: Zer werlde mac niht süezers sin dan ein wort daz heizet mein. (Freidank.) (Zingerle, 101.)

Port.: Melhor he o men, que o nesso. (Bohn I, 283.)

2 Bist du mein, so bin ich dein.

3 Das ist mein, das ist wieder mein, geht just grad auf, sagte der Allgäuer, als er die Wurst theilte.

4 Das Mein und Dein ist alles Zankes Ursprung.

Lat.: Verba meum atque tuum sunt omnis semina belli. - Vis, ne sit bellum, tolle meum atque tuum. (Gaal, 1145.)

5 Das Mein und Dein lässt nichts gemein.

Böhm.: Co meho, to vrat', a se svym jak chces. (Celakovsky, 277.)

6 Eigen mein, wie kan mir besser sein. - Henisch, 829, 54.

7 Eigen mein, wo wolt ich lieber sein. - Henisch, 829, 55.

8 Er ist mein, ich will ihn sieden oder braten. - Graf, 42, 152; Klingen, 160a, 12.

So sagte der Herr, als die Leibeigenschaft in älterer Zeit noch in sehr strenger Form herrschte. Denn später, nach Einführung des Christenthums, waren auf körperliche Verstümmelungen der Eigenleute schon Strafen gesetzt; ja, wer einen Eigenmann nur in der Krankheit hülflos liess, verlor das Eigenthum an ihm. (Vgl. Wackernagel, 57, 58; Richthofen, 550, 7.)

9 Es bleibt doch mein, obschon glück hatt den schein. - Lehmann, 401, 70.

[Spaltenumbruch]

*11 Einen meyden, so weit man ein weiss Pferd sehen kann.Chemnitius, II, 379.

*12 Ên mid'n as'n sla'nd Perd.Eichwald, 1492.


Meidinger.

* Das ist ein Meidinger. (S. Kamille 2.)

D. i. eine alte bekannte, aufgewärmte, bereits in der alten Meidinger'schen Sprachlehre enthaltene Geschichte oder Anekdote. Wenn jemand längst bekannte Dinge als Neuigkeiten erzählt, wie z. B. die Kaiserin Katharina oder der König Jagello sei gestorben, so sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: A Neues Katherine (in Polen dafür: król Jagílle) îs mess (gestorben).


Meidlin.

*1 Das Meidlin hat Werch an der Kunkel.

Von Mädchen, die Liebesgedanken im Kopfe haben. Bei Geiler: „So spricht man, so eines schellig ist und in unordentlicher Liebe der Buhler gefangen.“ (Eiselein, 457.) (S. Spinnen.)

*2 Das Meidlin im Hûs han und des nicht müssig gahn.Eiselein, 458.

Meidlin ist die schwäbische Form für Mädchen. Schatzmayr hat in Nord und Süd (Braunschweig 1869, S. 89) übliche Ausdrücke dafür zusammengestellt. Danach sagt man rheinfränkisch: es Mädche (Mehrzahl die Mädcher), niederrheinisch: Mädches, niederdeutsch: 't Mäken, schwäbisch-fränkisch: 's Madla, Mädel, Mädle; thüringisch: 's Mädl, allemannisch-schweizerisch: 's Maidli oder Maidschi, bairisch-österreichisch: 's Madl oder Dirndl, in Tirol: Gitsche.


Meier.

1 David Meier – Krottedäuer. (S. Lorenz 3.) – Sutermeister, 29.

2 Herr Meier, was kosten die Eier? Sechs Dreier. Das ist zu theuer.

Gehört zu den sprichwörtlichen Spottanhängseln zu häufig vorkommenden Familiennamen. (S. Beier Nachtr., Hahn 241, König 104 und Lorenz 3.)

*3 I be Moër.

Ich bin Meier. Eine sprichwörtliche Redensart im Ries, wo der Meierhof ursprünglich der bedeutendste im Dorfe ist. Der auf ihm sitzende Bauer heisst Meier, rieserisch „Moër“; ein Ehrentitel, den man ihm zu geben nicht unterlassen darf, wenn man nicht bedeutend „daneben heben“ (sich verfehlen) will. Moër zu sein, ist das Ideal der rieser Bauern; und mancher hat es sich schon viel kosten lassen, um mit dem Hofe auch den schönen Titel einzuhandeln. Für das Herunterkommen, wenn es seine anderweitigen guten Gründe hat, ist selbstverständlich kein Kraut gewachsen, auch nicht auf dem Meierhof. Der Besitzer muss nicht in jedem Dorfe eben der reichste Bauer sein; er kann auch verderben, wenn er's nicht anders haben will. Aber dem Ansehen des Titels schadet dies nichts. Obige Redensart will daher nichts anders sagen, als: ich bin der Erste, Einflussreichste, Mächtigste u. s. w. (Vgl. Meyr, Neue Erzählungen aus dem Ries, Berlin 1860, S. 7.)


Meies.

1 As es kümmen die Meies, kümmen die Deies ün der Geies. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Bei Tendlau (709): Mit den Mêes kummen die Gées. Gar oft wird der plötzlich Reichgewordene, der Parvenu, andern Sinnes und Wesens. Wenn die Hunderte (hebräisch meoth) gekommen sind, d. h. wenn man zu Vermögen gelangt ist, da kommen auch Ansichten, Einbildungen, Meinungen, der Stolz (die Gées). Der Reichthum erzeugt Launen (Capricen) und Stolz, der sich über andere erhebt.

Engl.: Honours change manners.

Lat.: Honores mutant mores.


Meigel.

* Er ist eine alte Meigel1. (Franken.) – Frommann, III, 353.

1) Margaretha. – Von einem Manne, der feig ist, dem es an persönlichem Muthe fehlt.


Meile.

1 Besser zwanzig Meilen auf Rosen, als eine auf Dornen.

2 Drei Meilen hinter Weihnachten gibt's Lebkuchenwände.

3 Eine Meile Wegs davon ist ein guter Panzer.Petri, II, 214; Simrock, 6934; Reinsberg IV, 97.

4 Jede Meile ist im Winter zwei.

5 Meilen misst man nicht mit der Elle.

Die Osmanen: Weite Entfernungen miss nicht nach dem Stricke. (Schlechta, 86.)

6 Nachts sind die Meilen länger als am Tage.Winckler, XII, 54.

7 Wer zehn Meilen zu machen hat, muss neun erst als die Hälfte betrachten.

Auch chinesisch Cahier, 2066. Bei jedem Unternehmen muss man den Zoll an das Unglück gleich in Anschlag bringen.

[Spaltenumbruch] 8 Wo die Meilen am kürzesten, da sind die Weiber am hitzigsten.

Frz.: Là-où les lieuës sont plus courtes, les femmes y sont plus chaudes. (Kritzinger, 418b.)

9 Zehn Meilen kosten bei den Eselstreibern einen Sus (eine Münze), elf Meilen schon zwei. (Talmud.)

Unsere Posten verfahren nach demselben Grundsatz; so und so viel Grammen kosten einen Groschen; 1 Gramm oder auch nur ein 0,00001 Gramm mehr kostet der Brief schon zwei.

*10 Auf eine Meile sieben Viertel gehen. (S. 17.)

*11 De gêt de Mîle up fîv Verendele.Dähnert, 307a.

Er reiset sich aus dem Wege.

*12 De Mîl hat de Voss mät'n un'n Swans togäb'n. (Altmark.) – Danneil, 56; hochdeutsch bei Simrock, 6933; Körte, 4192; Braun, I, 2652.

Frz.: C'est une très grande lieue. (Starschedel, 428.)

Holl.: De lange mijlen hebben twee gelieven gemaakt. – De vossen hebben de mijlen gemeten; maar zij hebben de staarten vergeten. (Harrebomée, II, 86a.)

*13 De Mîl hebben's mit 'n Hund mäten un'n Swans to geven. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 4b; für Holstein: Eichwald, 1307.

*14 Dei Miel heft de Foss möt em Zogel gemete.Frischbier2, 2596.

Auch: De Mîle hät de Voss möäten un sinen Start togöäwen. (Schlingmann, 1415.)

*15 Die Meile ist von Liebenden gemessen, denen die Zeit nicht lang ward.Körte, 4192; Braun, I, 2650.

Dän.: De lange mile have to elskende giort. (Prov. dan., 415.)

*16 Diese Meile ist nicht breit, aber sehr lang.

*17 Éne Mile up fiv Varndêl gan.Eichwald, 1308.

Einen Umweg machen.

*18 Er denkt drei Meilen hinter Gott.Eyering, II, 225; Braun, I, 2651.

*19 Er ist drei Meilen hinter dem Backofen gewesen.

Spott auf einen Gesellen, der wenig gewandert oder überhaupt auf jemand, der wenig von der Welt gesehen.

*20 Er ist zehn Meilen hinterm Mondschein zu Hause.

*21 Er war wol hundert meilen von seiner Meynung.Schottel, 1119a.

*22 Es ist eine Meile wie die Krähe fliegt.

Auch wie ein anderer Vogel fliegt. Also nicht wie die Soldaten marschiren, deren Umweg oft das Doppelte der geraden Linie beträgt.

*23 Up de Mîl hat de Voss 'n Swans togäw'n. (Altmark.) – Danneil, 137; für Oesterr.-Schlesien: Peter, I, 447.

Wenn die Meile sehr lang ist.

*24 Wî vîl hôt a vu der Meil, dass a su lêft. (Schles.) – Frommann, III, 410, 407.


Mein.

1 Allein mein oder lass es gar sein.Lehmann, 464, 26; Luther's Tischr., 169a; Simrock, 6937a.

Mhd.: Zer werlde mac niht süezers sin dan ein wort daz heizet mîn. (Freidank.) (Zingerle, 101.)

Port.: Melhor he o men, que o nesso. (Bohn I, 283.)

2 Bist du mein, so bin ich dein.

3 Das ist mein, das ist wieder mein, geht just grad auf, sagte der Allgäuer, als er die Wurst theilte.

4 Das Mein und Dein ist alles Zankes Ursprung.

Lat.: Verba meum atque tuum sunt omnis semina belli. – Vis, ne sit bellum, tolle meum atque tuum. (Gaal, 1145.)

5 Das Mein und Dein lässt nichts gemein.

Böhm.: Co mého, to vrat', a se svým jak chceš. (Čelakovský, 277.)

6 Eigen mein, wie kan mir besser sein.Henisch, 829, 54.

7 Eigen mein, wo wolt ich lieber sein.Henisch, 829, 55.

8 Er ist mein, ich will ihn sieden oder braten.Graf, 42, 152; Klingen, 160a, 12.

So sagte der Herr, als die Leibeigenschaft in älterer Zeit noch in sehr strenger Form herrschte. Denn später, nach Einführung des Christenthums, waren auf körperliche Verstümmelungen der Eigenleute schon Strafen gesetzt; ja, wer einen Eigenmann nur in der Krankheit hülflos liess, verlor das Eigenthum an ihm. (Vgl. Wackernagel, 57, 58; Richthofen, 550, 7.)

9 Es bleibt doch mein, obschon glück hatt den schein.Lehmann, 401, 70.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0297" n="[283]"/>
          <cb n="565"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Einen meyden, so weit man ein weiss Pferd sehen kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chemnitius, II, 379.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Ên mid'n as'n sla'nd Perd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1492.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meidinger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein Meidinger.</hi> (S.  Kamille 2.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. eine alte bekannte, aufgewärmte, bereits in der alten <hi rendition="#i">Meidinger'schen Sprachlehre</hi> enthaltene Geschichte oder Anekdote. Wenn jemand längst bekannte Dinge als Neuigkeiten erzählt, wie z. B. die Kaiserin Katharina oder der König Jagello sei gestorben, so sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: A Neues Katherine (in Polen dafür: król Jagílle) îs mess (gestorben).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meidlin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Das Meidlin hat Werch an der Kunkel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Mädchen, die Liebesgedanken im Kopfe haben. Bei <hi rendition="#i">Geiler:</hi> &#x201E;So spricht man, so eines schellig ist und in unordentlicher Liebe der Buhler gefangen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Eiselein, 457.</hi>) (S.  Spinnen.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Das Meidlin im Hûs han und des nicht müssig gahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 458.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Meidlin ist die schwäbische Form für Mädchen. <hi rendition="#i">Schatzmayr hat in Nord und Süd (Braunschweig 1869, S. 89)</hi> übliche Ausdrücke dafür zusammengestellt. Danach sagt man rheinfränkisch: es Mädche (Mehrzahl die Mädcher), niederrheinisch: Mädches, niederdeutsch: 't Mäken, schwäbisch-fränkisch: 's Madla, Mädel, Mädle; thüringisch: 's Mädl, allemannisch-schweizerisch: 's Maidli oder Maidschi, bairisch-österreichisch: 's Madl oder Dirndl, in Tirol: Gitsche.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 David Meier &#x2013; Krottedäuer.</hi> (S.  Lorenz 3.) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Herr Meier, was kosten die Eier? Sechs Dreier. Das ist zu theuer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehört zu den sprichwörtlichen Spottanhängseln zu häufig vorkommenden Familiennamen. (S.  Beier Nachtr., Hahn 241, König 104 und Lorenz 3.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 I be Moër.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich bin Meier. Eine sprichwörtliche Redensart im Ries, wo der Meierhof ursprünglich der bedeutendste im Dorfe ist. Der auf ihm sitzende Bauer heisst Meier, rieserisch &#x201E;Moër&#x201C;; ein Ehrentitel, den man ihm zu geben nicht unterlassen darf, wenn man nicht bedeutend &#x201E;daneben heben&#x201C; (sich verfehlen) will. Moër zu sein, ist das Ideal der rieser Bauern; und mancher hat es sich schon viel kosten lassen, um mit dem Hofe auch den schönen Titel einzuhandeln. Für das Herunterkommen, wenn es seine anderweitigen guten Gründe hat, ist selbstverständlich kein Kraut gewachsen, auch nicht auf dem Meierhof. Der Besitzer muss nicht in jedem Dorfe eben der reichste Bauer sein; er kann auch verderben, wenn er's nicht anders haben will. Aber dem Ansehen des Titels schadet dies nichts. Obige Redensart will daher nichts anders sagen, als: ich bin der Erste, Einflussreichste, Mächtigste u. s. w. (Vgl. <hi rendition="#i">Meyr, Neue Erzählungen aus dem Ries, Berlin 1860, S. 7.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meies.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 As es kümmen die Meies, kümmen die Deies ün der Geies.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tendlau (709):</hi> Mit den Mêes kummen die Gées. Gar oft wird der plötzlich Reichgewordene, der Parvenu, andern Sinnes und Wesens. Wenn die Hunderte (hebräisch meoth) gekommen sind, d. h. wenn man zu Vermögen gelangt ist, da kommen auch Ansichten, Einbildungen, Meinungen, der Stolz (die Gées). Der Reichthum erzeugt Launen (Capricen) und Stolz, der sich über andere erhebt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Honours change manners.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Honores mutant mores.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meigel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist eine alte Meigel<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Margaretha. &#x2013; Von einem Manne, der feig ist, dem es an persönlichem Muthe fehlt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meile.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser zwanzig Meilen auf Rosen, als eine auf Dornen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Drei Meilen hinter Weihnachten gibt's Lebkuchenwände.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Eine Meile Wegs davon ist ein guter Panzer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 214; Simrock, 6934; Reinsberg IV, 97.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Jede Meile ist im Winter zwei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Meilen misst man nicht mit der Elle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Osmanen: Weite Entfernungen miss nicht nach dem Stricke. (<hi rendition="#i">Schlechta, 86.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Nachts sind die Meilen länger als am Tage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XII, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer zehn Meilen zu machen hat, muss neun erst als die Hälfte betrachten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch chinesisch <hi rendition="#i">Cahier, 2066.</hi> Bei jedem Unternehmen muss man den Zoll an das Unglück gleich in Anschlag bringen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="566"/>
8 Wo die Meilen am kürzesten, da sind die Weiber am hitzigsten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Là-où les lieuës sont plus courtes, les femmes y sont plus chaudes. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 418<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Zehn Meilen kosten bei den Eselstreibern einen Sus (eine Münze), elf Meilen schon zwei.</hi> (<hi rendition="#i">Talmud.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Unsere Posten verfahren nach demselben Grundsatz; so und so viel Grammen kosten einen Groschen; 1 Gramm oder auch nur ein 0,00001 Gramm mehr kostet der Brief schon zwei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Auf eine Meile sieben Viertel gehen. (S. 17.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 De gêt de Mîle up fîv Verendele.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 307<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er reiset sich aus dem Wege.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 De Mîl hat de Voss mät'n un'n Swans togäb'n.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 56;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 6933; Körte, 4192; Braun, I, 2652.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est une très grande lieue. (<hi rendition="#i">Starschedel, 428.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De lange mijlen hebben twee gelieven gemaakt. &#x2013; De vossen hebben de mijlen gemeten; maar zij hebben de staarten vergeten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 86<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 De Mîl hebben's mit 'n Hund mäten un'n Swans to geven.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, III, 4<hi rendition="#sup">b</hi>;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Eichwald, 1307.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Dei Miel heft de Foss möt em Zogel gemete.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2596.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: De Mîle hät de Voss möäten un sinen Start togöäwen. (<hi rendition="#i">Schlingmann, 1415.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Die Meile ist von Liebenden gemessen, denen die Zeit nicht lang ward.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4192; Braun, I, 2650.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: De lange mile have to elskende giort. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 415.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Diese Meile ist nicht breit, aber sehr lang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Éne Mile up fiv Varndêl gan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1308.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Umweg machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er denkt drei Meilen hinter Gott.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 225; Braun, I, 2651.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Er ist drei Meilen hinter dem Backofen gewesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf einen Gesellen, der wenig gewandert oder überhaupt auf jemand, der wenig von der Welt gesehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er ist zehn Meilen hinterm Mondschein zu Hause.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Er war wol hundert meilen von seiner Meynung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1119<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Es ist eine Meile wie die Krähe fliegt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch wie ein anderer Vogel fliegt. Also nicht wie die Soldaten marschiren, deren Umweg oft das Doppelte der geraden Linie beträgt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Up de Mîl hat de Voss 'n Swans togäw'n.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 137;</hi> für Oesterr.-Schlesien: <hi rendition="#i">Peter, I, 447.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn die Meile sehr lang ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Wî vîl hôt a vu der Meil, dass a su lêft.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 410, 407.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Allein mein oder lass es gar sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 464, 26; Luther's Tischr., 169<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 6937<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Zer werlde mac niht süezers sin dan ein wort daz heizet mîn. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 101.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Melhor he o men, que o nesso. (<hi rendition="#i">Bohn I, 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bist du mein, so bin ich dein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Das ist mein, das ist wieder mein, geht just grad auf, sagte der Allgäuer, als er die Wurst theilte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Das Mein und Dein ist alles Zankes Ursprung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Verba meum atque tuum sunt omnis semina belli. &#x2013; Vis, ne sit bellum, tolle meum atque tuum. (<hi rendition="#i">Gaal, 1145.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Das Mein und Dein lässt nichts gemein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co mého, to vrat', a se svým jak chce&#x0161;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 277.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Eigen mein, wie kan mir besser sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 829, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Eigen mein, wo wolt ich lieber sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 829, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Er ist mein, ich will ihn sieden oder braten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 42, 152; Klingen, 160<hi rendition="#sup">a</hi>, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagte der Herr, als die Leibeigenschaft in älterer Zeit noch in sehr strenger Form herrschte. Denn später, nach Einführung des Christenthums, waren auf körperliche Verstümmelungen der Eigenleute schon Strafen gesetzt; ja, wer einen Eigenmann nur in der Krankheit hülflos liess, verlor das Eigenthum an ihm. (Vgl. <hi rendition="#i">Wackernagel, 57, 58; Richthofen, 550, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Es bleibt doch mein, obschon glück hatt den schein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 401, 70.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[283]/0297] *11 Einen meyden, so weit man ein weiss Pferd sehen kann. – Chemnitius, II, 379. *12 Ên mid'n as'n sla'nd Perd. – Eichwald, 1492. Meidinger. * Das ist ein Meidinger. (S. Kamille 2.) D. i. eine alte bekannte, aufgewärmte, bereits in der alten Meidinger'schen Sprachlehre enthaltene Geschichte oder Anekdote. Wenn jemand längst bekannte Dinge als Neuigkeiten erzählt, wie z. B. die Kaiserin Katharina oder der König Jagello sei gestorben, so sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: A Neues Katherine (in Polen dafür: król Jagílle) îs mess (gestorben). Meidlin. *1 Das Meidlin hat Werch an der Kunkel. Von Mädchen, die Liebesgedanken im Kopfe haben. Bei Geiler: „So spricht man, so eines schellig ist und in unordentlicher Liebe der Buhler gefangen.“ (Eiselein, 457.) (S. Spinnen.) *2 Das Meidlin im Hûs han und des nicht müssig gahn. – Eiselein, 458. Meidlin ist die schwäbische Form für Mädchen. Schatzmayr hat in Nord und Süd (Braunschweig 1869, S. 89) übliche Ausdrücke dafür zusammengestellt. Danach sagt man rheinfränkisch: es Mädche (Mehrzahl die Mädcher), niederrheinisch: Mädches, niederdeutsch: 't Mäken, schwäbisch-fränkisch: 's Madla, Mädel, Mädle; thüringisch: 's Mädl, allemannisch-schweizerisch: 's Maidli oder Maidschi, bairisch-österreichisch: 's Madl oder Dirndl, in Tirol: Gitsche. Meier. 1 David Meier – Krottedäuer. (S. Lorenz 3.) – Sutermeister, 29. 2 Herr Meier, was kosten die Eier? Sechs Dreier. Das ist zu theuer. Gehört zu den sprichwörtlichen Spottanhängseln zu häufig vorkommenden Familiennamen. (S. Beier Nachtr., Hahn 241, König 104 und Lorenz 3.) *3 I be Moër. Ich bin Meier. Eine sprichwörtliche Redensart im Ries, wo der Meierhof ursprünglich der bedeutendste im Dorfe ist. Der auf ihm sitzende Bauer heisst Meier, rieserisch „Moër“; ein Ehrentitel, den man ihm zu geben nicht unterlassen darf, wenn man nicht bedeutend „daneben heben“ (sich verfehlen) will. Moër zu sein, ist das Ideal der rieser Bauern; und mancher hat es sich schon viel kosten lassen, um mit dem Hofe auch den schönen Titel einzuhandeln. Für das Herunterkommen, wenn es seine anderweitigen guten Gründe hat, ist selbstverständlich kein Kraut gewachsen, auch nicht auf dem Meierhof. Der Besitzer muss nicht in jedem Dorfe eben der reichste Bauer sein; er kann auch verderben, wenn er's nicht anders haben will. Aber dem Ansehen des Titels schadet dies nichts. Obige Redensart will daher nichts anders sagen, als: ich bin der Erste, Einflussreichste, Mächtigste u. s. w. (Vgl. Meyr, Neue Erzählungen aus dem Ries, Berlin 1860, S. 7.) Meies. 1 As es kümmen die Meies, kümmen die Deies ün der Geies. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Bei Tendlau (709): Mit den Mêes kummen die Gées. Gar oft wird der plötzlich Reichgewordene, der Parvenu, andern Sinnes und Wesens. Wenn die Hunderte (hebräisch meoth) gekommen sind, d. h. wenn man zu Vermögen gelangt ist, da kommen auch Ansichten, Einbildungen, Meinungen, der Stolz (die Gées). Der Reichthum erzeugt Launen (Capricen) und Stolz, der sich über andere erhebt. Engl.: Honours change manners. Lat.: Honores mutant mores. Meigel. * Er ist eine alte Meigel1. (Franken.) – Frommann, III, 353. 1) Margaretha. – Von einem Manne, der feig ist, dem es an persönlichem Muthe fehlt. Meile. 1 Besser zwanzig Meilen auf Rosen, als eine auf Dornen. 2 Drei Meilen hinter Weihnachten gibt's Lebkuchenwände. 3 Eine Meile Wegs davon ist ein guter Panzer. – Petri, II, 214; Simrock, 6934; Reinsberg IV, 97. 4 Jede Meile ist im Winter zwei. 5 Meilen misst man nicht mit der Elle. Die Osmanen: Weite Entfernungen miss nicht nach dem Stricke. (Schlechta, 86.) 6 Nachts sind die Meilen länger als am Tage. – Winckler, XII, 54. 7 Wer zehn Meilen zu machen hat, muss neun erst als die Hälfte betrachten. Auch chinesisch Cahier, 2066. Bei jedem Unternehmen muss man den Zoll an das Unglück gleich in Anschlag bringen. 8 Wo die Meilen am kürzesten, da sind die Weiber am hitzigsten. Frz.: Là-où les lieuës sont plus courtes, les femmes y sont plus chaudes. (Kritzinger, 418b.) 9 Zehn Meilen kosten bei den Eselstreibern einen Sus (eine Münze), elf Meilen schon zwei. (Talmud.) Unsere Posten verfahren nach demselben Grundsatz; so und so viel Grammen kosten einen Groschen; 1 Gramm oder auch nur ein 0,00001 Gramm mehr kostet der Brief schon zwei. *10 Auf eine Meile sieben Viertel gehen. (S. 17.) *11 De gêt de Mîle up fîv Verendele. – Dähnert, 307a. Er reiset sich aus dem Wege. *12 De Mîl hat de Voss mät'n un'n Swans togäb'n. (Altmark.) – Danneil, 56; hochdeutsch bei Simrock, 6933; Körte, 4192; Braun, I, 2652. Frz.: C'est une très grande lieue. (Starschedel, 428.) Holl.: De lange mijlen hebben twee gelieven gemaakt. – De vossen hebben de mijlen gemeten; maar zij hebben de staarten vergeten. (Harrebomée, II, 86a.) *13 De Mîl hebben's mit 'n Hund mäten un'n Swans to geven. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 4b; für Holstein: Eichwald, 1307. *14 Dei Miel heft de Foss möt em Zogel gemete. – Frischbier2, 2596. Auch: De Mîle hät de Voss möäten un sinen Start togöäwen. (Schlingmann, 1415.) *15 Die Meile ist von Liebenden gemessen, denen die Zeit nicht lang ward. – Körte, 4192; Braun, I, 2650. Dän.: De lange mile have to elskende giort. (Prov. dan., 415.) *16 Diese Meile ist nicht breit, aber sehr lang. *17 Éne Mile up fiv Varndêl gan. – Eichwald, 1308. Einen Umweg machen. *18 Er denkt drei Meilen hinter Gott. – Eyering, II, 225; Braun, I, 2651. *19 Er ist drei Meilen hinter dem Backofen gewesen. Spott auf einen Gesellen, der wenig gewandert oder überhaupt auf jemand, der wenig von der Welt gesehen. *20 Er ist zehn Meilen hinterm Mondschein zu Hause. *21 Er war wol hundert meilen von seiner Meynung. – Schottel, 1119a. *22 Es ist eine Meile wie die Krähe fliegt. Auch wie ein anderer Vogel fliegt. Also nicht wie die Soldaten marschiren, deren Umweg oft das Doppelte der geraden Linie beträgt. *23 Up de Mîl hat de Voss 'n Swans togäw'n. (Altmark.) – Danneil, 137; für Oesterr.-Schlesien: Peter, I, 447. Wenn die Meile sehr lang ist. *24 Wî vîl hôt a vu der Meil, dass a su lêft. (Schles.) – Frommann, III, 410, 407. Mein. 1 Allein mein oder lass es gar sein. – Lehmann, 464, 26; Luther's Tischr., 169a; Simrock, 6937a. Mhd.: Zer werlde mac niht süezers sin dan ein wort daz heizet mîn. (Freidank.) (Zingerle, 101.) Port.: Melhor he o men, que o nesso. (Bohn I, 283.) 2 Bist du mein, so bin ich dein. 3 Das ist mein, das ist wieder mein, geht just grad auf, sagte der Allgäuer, als er die Wurst theilte. 4 Das Mein und Dein ist alles Zankes Ursprung. Lat.: Verba meum atque tuum sunt omnis semina belli. – Vis, ne sit bellum, tolle meum atque tuum. (Gaal, 1145.) 5 Das Mein und Dein lässt nichts gemein. Böhm.: Co mého, to vrat', a se svým jak chceš. (Čelakovský, 277.) 6 Eigen mein, wie kan mir besser sein. – Henisch, 829, 54. 7 Eigen mein, wo wolt ich lieber sein. – Henisch, 829, 55. 8 Er ist mein, ich will ihn sieden oder braten. – Graf, 42, 152; Klingen, 160a, 12. So sagte der Herr, als die Leibeigenschaft in älterer Zeit noch in sehr strenger Form herrschte. Denn später, nach Einführung des Christenthums, waren auf körperliche Verstümmelungen der Eigenleute schon Strafen gesetzt; ja, wer einen Eigenmann nur in der Krankheit hülflos liess, verlor das Eigenthum an ihm. (Vgl. Wackernagel, 57, 58; Richthofen, 550, 7.) 9 Es bleibt doch mein, obschon glück hatt den schein. – Lehmann, 401, 70.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/297
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [283]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/297>, abgerufen am 22.12.2024.