Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 2 Der Leinsamen muss so dick gesäet werden, dass ihn der Ochse mit der Zunge auflecken kann. (Strehlen.) - Boebel, 137. Leinwand. 1 Aus böser Leinwand kann kein guter Sack werden. 2 Besser gute Leinwand machen als bösen Leumund. 3 Die Leinwand allein macht kein Gemälde, wenn der Maler den Pinsel nicht nimmt. - Parömiakon, 225. 4 Fein Lenewand un Frauenslüe mot men nich bi Lichte köpen. - Schambach, II, 200. Da bei den alten Germanen, wie bei andern Völkern, die Verheirathung ursprünglich nur ein Kauf der Frau war, so lag der Vergleich nahe. 5 Ist die Leinwand nur begonnen, wird auch Garn dazu gesponnen. Holl.: Als het lijnwaad begonnen is, zendt God er garen toe. (Harrebomee, II, 32.) 6 Leinwand und Frauen, hässlich oder schön, muss man nicht beim Licht besehn. Es ist hier künstliches Kerzenlicht gemeint. Frz.: Toile et femme, laide ou belle, prendre ne dois a la chandelle. (Kritzinger, 680b.) 7 Leinwand und Frauen muss man nicht bei Licht beschauen. 8 Soll die Leinwand taugen, so muss sie durch die Laugen. - Parömiakon, 1467. 9 Wer Leinwand kauft, prüfe den Rand, und wer eine Frau nimmt, schaue der Mutter auf die Hand. *10 Mit Leinwand handeln. - Frischbier2, 2396. Von einem, dem das Hemd aus den Beinkleidern heraussieht. *11 Wie kommt Leinwand und Sammet zusammen! - Murner, Nb. Leinwandhosen. Mit Leinwandhosen und Melonen soll man im Herbst (oder: Spätherbst) mich verschonen. Leinweber. 1 Der Leinweber guckt zum Tuchmacher heraus. (Böhmen.) Wenn man durch den zerrissenen Rock das Hemde sieht. 2 Der Leinweber schlachtet alle Jahr zwei Schwein, das eine ist gestohlen, das andere nicht sein. - Sprichwörterlese, 42. Müller (s. d.), Schneider (s. d.), Weber (s. d.) waren früher in der öffentlichen Meinung nicht gut angeschrieben. Man meinte, sie nähmen es mit der Ehrlichkeit nicht sehr genau. 3 Die Leinweber brocken Brot in Wasser und essen es für Milchsuppe. - Riehl, Deutsche Arbeit. 4 Die Leinweber dürfen Stock und Degen tragen, seit sie bei Augsburg den Feind geschlagen. - Riehl, Deutsche Arbeit. 5 Leinweber nehmen keinen Lehrjungen an, der nicht sechs Wochen hungern kann. - Riehl, Deutsche Arbeit. Leipje. Wet ji wol, war Leipje1 wahnt, Leipje wahnt bi't Portje; Leipje het sein Fro verköfft, Pund vör twe-un'n Oertje2. - Kern, 147a. 1) Jüdischer Name. 2) Zwei Stüber und ein Oertchen. Leipzig. 1 Aus Leipzigs Kindern wird entweder nichts oder etwas Grosses. Aus einem Tableau von Leipzig, 1783, als altes leipziger Sprichwort angeführt. Bei Diezmann, Leipzig, Skizzen aus Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1856, S. 17. 2 Leipzig die beste, Chemnitz die feste, Freiberg die grösste, Annaberg die liebste. 3 Leipzig ist das rechte Auge von Meissen. - Deutsche Romanzeitung, III, 49; Hesekiel, 20. Man nennt es auch Pleiss-Athen, Klein-Paris; warum aber das kleine Rom im Sachsenlande? (Vgl. Hesekiel, 20.) 4 Leipzig ist klein Meissnerland. - Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 20. [Spaltenumbruch] 5 Leipzig liegt draussen und Leipzig liegt drinnen, also kann Leipzig nicht Leipzig gewinnen. - Pistor., V, 27; Eiselein, 420; Simrock, 6338; Körte, 3767; Reinsberg V, 90. Auch in kürzerer Fassung: Leipzig liegt vor Leipzig. Wird angewandt, wenn die, welche gegeneinander zu Felde liegen, Freunde sind. Bei der hartnäckigen Belagerung, welche der Kurfürst Johann Friedrich im Jahre 1547 über das seinem Vater Herzog Moritz gehörige Leipzig verhängte, hielt ersterer eines Tags auf dem jetzt sogenannten Thonberg seine Mittagstafel. Da flog eine aus der Stadt abgeschossene Kanonenkugel gerade in die Schüssel hinein. Er stand daher auf und sagte: "Hier ist übel essen." Bei dieser Gelegenheit entstand auch jenes Sprichwort, weil man sagte, der Kurfürst habe die Stadt wol erobern können, wenn seine Kriegsobersten ihre Schuldigkeit gethan hätten; die meisten derselben hätten aber ihre Frauen und bessern Sachen in der Stadt gehabt, damit nun diese, wenn die Stadt mit stürmender Hand genommen wurde, nicht zu Grunde gehen möchten, hätten sie Leipzig absichtlich verschont. Der vollständige Spruch, aus dem das Sprichwort erwachsen ist, heisst: Leipzig liegt aussen und Leipzig liegt drinnen, drum kann Leipzig Leipzig nicht gewinnen. Dass Leipzig auch für Leipzig lag, das macht, dass Leipzig bleibet nach. "Wär' Leipzig nicht vor Leipzig kommen, so wär' Leipzig wol bald gewonnen." (Vgl. Vogel, Leipziger Annalen, S. 175, und Grässe, Sagenschatz, S. 293.) Frz.: Il ne faut pas prendre ni femme ni toile a la chandelle. It.: Ne donna ne tela, non comprare alla candela. (Bohn II, 111.) 6 Mit Leipzig ist's richtig. - Körte, 3766 u. 4736. Das Wort ward zuerst im Dreissigjährigen Kriege auf den Sieg Gustav Adolf's über Tilly (7. Sept. 1631) gemünzt, im Siebenjährigen Kriege erneuert und neu ausgeprägt am 18. October 1813. 7 Von Leipzig aus gibt's hübsche Wege; man kommt nach Lause-Zwenke1, Schweine- Riethe2 und Kuh-Pege3. 1) Zwenkau. 2) Rötha. 3) Pegau. 8 Wenn Leipzig mein wär', wolt' ich's in Freyberg verzehren. - Berckenmeyer, 303; Körte, 3768; Pistor., I, 57; Gruter, I, 74; Eiselein, 420; Sailer, 131; Simrock, 6337; Reinsberg V, 90; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551; Sachsengrün, 1861, Nr. 12, S. 132. Vielleicht daher entstanden, weil Freiberg wegen seiner gesunden Lage berühmt ist. Auch flüchtete sich der sächsische Hof, als im Jahre 1678 die Pest in Dresden und Leipzig wüthete, in diese gesunde Bergstadt. Doch heisst es auch wieder rühmend: "Mein Leipzig lob' ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute." (S. Frankfurt 3, Hamburg 3, München, Naumburg, Nürnberg.) Die Stelle: "Mein Leipzig lob'" u. s. w. steht in Goethe's Faust I, 4 (Hempel's Ausg. XII, S. 69). Holl.: An deze stat zal men het goed winnen, en in die stad zal men het verteren. (Harrebomee, I, 247.) - Wanner Leipzig mijn was, zoo wilde ik het te Freiberg verteren. (Harrebomee, II, 15.) 9 Wer von Leipzig kommt ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Jena (s. d.) ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen. Diesen Spruch erläutert uns Boas in seinen Reiseblüten aus der Oberwelt (Grimma 1834, Bd. 2), indem er sagt: "Die leipziger Frauen sind fast alle reizend und lieblich. Sie besitzen eine hingebende Grazie und eine schnippische Naivetät, welche ihnen wundervoll steht. Ich fand einen solchen Reichthum derselben, dass ich mich vor Staunen gar nicht satt sehen könnte an den hohen süssen Frauenbildern. Wol verstand ich nun den Spruch: Wer von Leipzig u. s. w. Die letzten beiden Zeilen würden aber auf die leipziger Studenten nicht passen; denn die sind sanft und still, weshalb sie von andern gewöhnlich >Musensöhne< genannt werden." 10 Zu Leiptzig seind drey seltzam ding, sprach der fürst auss Sachssen; da haben wir drey klöster, deren gleichen kaum funden wirt. Die Klöster, die da predigerordens seindt, die verkauffen ein gantzes jar koren vnnd haben doch keyn acker. Die andern mönch das seind barfüsser observantzer, die vollbringen grosse baw und haben keyn gelt; die dritten Mönch, das seind Augustiner Canonici regulares, die tragen weisse hembder an vnd regieren alle pfarren zu Leiptzig, machen viel Kinder vnd haben keyn frawen. "Das seindt ya seltzame Ding, sagt er. Da lachten die fürsten alle vnd gaben jm das gewunnen. Dann Kinder machen on weiber ist ein gross seltzam ding." (Pauli, Schimpff, LXXXIa.)
[Spaltenumbruch] 2 Der Leinsamen muss so dick gesäet werden, dass ihn der Ochse mit der Zunge auflecken kann. (Strehlen.) – Boebel, 137. Leinwand. 1 Aus böser Leinwand kann kein guter Sack werden. 2 Besser gute Leinwand machen als bösen Leumund. 3 Die Leinwand allein macht kein Gemälde, wenn der Maler den Pinsel nicht nimmt. – Parömiakon, 225. 4 Fîn Lenewand un Frûenslüe mot men nich bi Lichte köpen. – Schambach, II, 200. Da bei den alten Germanen, wie bei andern Völkern, die Verheirathung ursprünglich nur ein Kauf der Frau war, so lag der Vergleich nahe. 5 Ist die Leinwand nur begonnen, wird auch Garn dazu gesponnen. Holl.: Als het lijnwaad begonnen is, zendt God er garen toe. (Harrebomée, II, 32.) 6 Leinwand und Frauen, hässlich oder schön, muss man nicht beim Licht besehn. Es ist hier künstliches Kerzenlicht gemeint. Frz.: Toile et femme, laide ou belle, prendre ne dois à la chandelle. (Kritzinger, 680b.) 7 Leinwand und Frauen muss man nicht bei Licht beschauen. 8 Soll die Leinwand taugen, so muss sie durch die Laugen. – Parömiakon, 1467. 9 Wer Leinwand kauft, prüfe den Rand, und wer eine Frau nimmt, schaue der Mutter auf die Hand. *10 Mit Leinwand handeln. – Frischbier2, 2396. Von einem, dem das Hemd aus den Beinkleidern heraussieht. *11 Wie kommt Leinwand und Sammet zusammen! – Murner, Nb. Leinwandhosen. Mit Leinwandhosen und Melonen soll man im Herbst (oder: Spätherbst) mich verschonen. Leinweber. 1 Der Leinweber guckt zum Tuchmacher heraus. (Böhmen.) Wenn man durch den zerrissenen Rock das Hemde sieht. 2 Der Leinweber schlachtet alle Jahr zwei Schwein, das eine ist gestohlen, das andere nicht sein. – Sprichwörterlese, 42. Müller (s. d.), Schneider (s. d.), Weber (s. d.) waren früher in der öffentlichen Meinung nicht gut angeschrieben. Man meinte, sie nähmen es mit der Ehrlichkeit nicht sehr genau. 3 Die Leinweber brocken Brot in Wasser und essen es für Milchsuppe. – Riehl, Deutsche Arbeit. 4 Die Leinweber dürfen Stock und Degen tragen, seit sie bei Augsburg den Feind geschlagen. – Riehl, Deutsche Arbeit. 5 Leinweber nehmen keinen Lehrjungen an, der nicht sechs Wochen hungern kann. – Riehl, Deutsche Arbeit. Leipje. Wêt ji wol, war Leipje1 wahnt, Leipje wahnt bi't Pôrtje; Leipje het sîn Fro verköfft, Pund vör twê-un'n Oertje2. – Kern, 147a. 1) Jüdischer Name. 2) Zwei Stüber und ein Oertchen. Leipzig. 1 Aus Leipzigs Kindern wird entweder nichts oder etwas Grosses. Aus einem Tableau von Leipzig, 1783, als altes leipziger Sprichwort angeführt. Bei Diezmann, Leipzig, Skizzen aus Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1856, S. 17. 2 Leipzig die beste, Chemnitz die feste, Freiberg die grösste, Annaberg die liebste. 3 Leipzig ist das rechte Auge von Meissen. – Deutsche Romanzeitung, III, 49; Hesekiel, 20. Man nennt es auch Pleiss-Athen, Klein-Paris; warum aber das kleine Rom im Sachsenlande? (Vgl. Hesekiel, 20.) 4 Leipzig ist klein Meissnerland. – Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 20. [Spaltenumbruch] 5 Leipzig liegt draussen und Leipzig liegt drinnen, also kann Leipzig nicht Leipzig gewinnen. – Pistor., V, 27; Eiselein, 420; Simrock, 6338; Körte, 3767; Reinsberg V, 90. Auch in kürzerer Fassung: Leipzig liegt vor Leipzig. Wird angewandt, wenn die, welche gegeneinander zu Felde liegen, Freunde sind. Bei der hartnäckigen Belagerung, welche der Kurfürst Johann Friedrich im Jahre 1547 über das seinem Vater Herzog Moritz gehörige Leipzig verhängte, hielt ersterer eines Tags auf dem jetzt sogenannten Thonberg seine Mittagstafel. Da flog eine aus der Stadt abgeschossene Kanonenkugel gerade in die Schüssel hinein. Er stand daher auf und sagte: „Hier ist übel essen.“ Bei dieser Gelegenheit entstand auch jenes Sprichwort, weil man sagte, der Kurfürst habe die Stadt wol erobern können, wenn seine Kriegsobersten ihre Schuldigkeit gethan hätten; die meisten derselben hätten aber ihre Frauen und bessern Sachen in der Stadt gehabt, damit nun diese, wenn die Stadt mit stürmender Hand genommen wurde, nicht zu Grunde gehen möchten, hätten sie Leipzig absichtlich verschont. Der vollständige Spruch, aus dem das Sprichwort erwachsen ist, heisst: Leipzig liegt aussen und Leipzig liegt drinnen, drum kann Leipzig Leipzig nicht gewinnen. Dass Leipzig auch für Leipzig lag, das macht, dass Leipzig bleibet nach. „Wär' Leipzig nicht vor Leipzig kommen, so wär' Leipzig wol bald gewonnen.“ (Vgl. Vogel, Leipziger Annalen, S. 175, und Grässe, Sagenschatz, S. 293.) Frz.: Il ne faut pas prendre ni femme ni toile à la chandelle. It.: Nè donna nè tela, non comprare alla candela. (Bohn II, 111.) 6 Mit Leipzig ist's richtig. – Körte, 3766 u. 4736. Das Wort ward zuerst im Dreissigjährigen Kriege auf den Sieg Gustav Adolf's über Tilly (7. Sept. 1631) gemünzt, im Siebenjährigen Kriege erneuert und neu ausgeprägt am 18. October 1813. 7 Von Leipzig aus gibt's hübsche Wege; man kommt nach Lause-Zwenke1, Schweine- Riethe2 und Kuh-Pege3. 1) Zwenkau. 2) Rötha. 3) Pegau. 8 Wenn Leipzig mein wär', wolt' ich's in Freyberg verzehren. – Berckenmeyer, 303; Körte, 3768; Pistor., I, 57; Gruter, I, 74; Eiselein, 420; Sailer, 131; Simrock, 6337; Reinsberg V, 90; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551; Sachsengrün, 1861, Nr. 12, S. 132. Vielleicht daher entstanden, weil Freiberg wegen seiner gesunden Lage berühmt ist. Auch flüchtete sich der sächsische Hof, als im Jahre 1678 die Pest in Dresden und Leipzig wüthete, in diese gesunde Bergstadt. Doch heisst es auch wieder rühmend: „Mein Leipzig lob' ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ (S. Frankfurt 3, Hamburg 3, München, Naumburg, Nürnberg.) Die Stelle: „Mein Leipzig lob'“ u. s. w. steht in Goethe's Faust I, 4 (Hempel's Ausg. XII, S. 69). Holl.: An deze stat zal men het goed winnen, en in die stad zal men het verteren. (Harrebomée, I, 247.) – Wanner Leipzig mijn was, zoo wilde ik het te Freiberg verteren. (Harrebomée, II, 15.) 9 Wer von Leipzig kommt ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Jena (s. d.) ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen. Diesen Spruch erläutert uns Boas in seinen Reiseblüten aus der Oberwelt (Grimma 1834, Bd. 2), indem er sagt: „Die leipziger Frauen sind fast alle reizend und lieblich. Sie besitzen eine hingebende Grazie und eine schnippische Naivetät, welche ihnen wundervoll steht. Ich fand einen solchen Reichthum derselben, dass ich mich vor Staunen gar nicht satt sehen könnte an den hohen süssen Frauenbildern. Wol verstand ich nun den Spruch: Wer von Leipzig u. s. w. Die letzten beiden Zeilen würden aber auf die leipziger Studenten nicht passen; denn die sind sanft und still, weshalb sie von andern gewöhnlich ›Musensöhne‹ genannt werden.“ 10 Zu Leiptzig seind drey seltzam ding, sprach der fürst auss Sachssen; da haben wir drey klöster, deren gleichen kaum funden wirt. Die Klöster, die da predigerordens seindt, die verkauffen ein gantzes jar koren vnnd haben doch keyn acker. Die andern mönch das seind barfüsser observantzer, die vollbringen grosse baw und haben keyn gelt; die dritten Mönch, das seind Augustiner Canonici regulares, die tragen weisse hembder an vnd regieren alle pfarren zu Leiptzig, machen viel Kinder vnd haben keyn frawen. „Das seindt ya seltzame Ding, sagt er. Da lachten die fürsten alle vnd gaben jm das gewunnen. Dann Kinder machen on weiber ist ein gross seltzam ding.“ (Pauli, Schimpff, LXXXIa.)
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2 Der Leinsamen muss so dick gesäet werden, dass ihn der Ochse mit der Zunge auflecken kann. (Strehlen.) – Boebel, 137.
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1 Aus böser Leinwand kann kein guter Sack werden.
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Da bei den alten Germanen, wie bei andern Völkern, die Verheirathung ursprünglich nur ein Kauf der Frau war, so lag der Vergleich nahe.
5 Ist die Leinwand nur begonnen, wird auch Garn dazu gesponnen.
Holl.: Als het lijnwaad begonnen is, zendt God er garen toe. (Harrebomée, II, 32.)
6 Leinwand und Frauen, hässlich oder schön, muss man nicht beim Licht besehn.
Es ist hier künstliches Kerzenlicht gemeint.
Frz.: Toile et femme, laide ou belle, prendre ne dois à la chandelle. (Kritzinger, 680b.)
7 Leinwand und Frauen muss man nicht bei Licht beschauen.
8 Soll die Leinwand taugen, so muss sie durch die Laugen. – Parömiakon, 1467.
9 Wer Leinwand kauft, prüfe den Rand, und wer eine Frau nimmt, schaue der Mutter auf die Hand.
*10 Mit Leinwand handeln. – Frischbier2, 2396.
Von einem, dem das Hemd aus den Beinkleidern heraussieht.
*11 Wie kommt Leinwand und Sammet zusammen! – Murner, Nb.
Leinwandhosen.
Mit Leinwandhosen und Melonen soll man im Herbst (oder: Spätherbst) mich verschonen.
Leinweber.
1 Der Leinweber guckt zum Tuchmacher heraus. (Böhmen.)
Wenn man durch den zerrissenen Rock das Hemde sieht.
2 Der Leinweber schlachtet alle Jahr zwei Schwein, das eine ist gestohlen, das andere nicht sein. – Sprichwörterlese, 42.
Müller (s. d.), Schneider (s. d.), Weber (s. d.) waren früher in der öffentlichen Meinung nicht gut angeschrieben. Man meinte, sie nähmen es mit der Ehrlichkeit nicht sehr genau.
3 Die Leinweber brocken Brot in Wasser und essen es für Milchsuppe. – Riehl, Deutsche Arbeit.
4 Die Leinweber dürfen Stock und Degen tragen, seit sie bei Augsburg den Feind geschlagen. – Riehl, Deutsche Arbeit.
5 Leinweber nehmen keinen Lehrjungen an, der nicht sechs Wochen hungern kann. – Riehl, Deutsche Arbeit.
Leipje.
Wêt ji wol, war Leipje1 wahnt, Leipje wahnt bi't Pôrtje; Leipje het sîn Fro verköfft, Pund vör twê-un'n Oertje2. – Kern, 147a.
1) Jüdischer Name.
2) Zwei Stüber und ein Oertchen.
Leipzig.
1 Aus Leipzigs Kindern wird entweder nichts oder etwas Grosses.
Aus einem Tableau von Leipzig, 1783, als altes leipziger Sprichwort angeführt. Bei Diezmann, Leipzig, Skizzen aus Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1856, S. 17.
2 Leipzig die beste, Chemnitz die feste, Freiberg die grösste, Annaberg die liebste.
3 Leipzig ist das rechte Auge von Meissen. – Deutsche Romanzeitung, III, 49; Hesekiel, 20.
Man nennt es auch Pleiss-Athen, Klein-Paris; warum aber das kleine Rom im Sachsenlande? (Vgl. Hesekiel, 20.)
4 Leipzig ist klein Meissnerland. – Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 20.
5 Leipzig liegt draussen und Leipzig liegt drinnen, also kann Leipzig nicht Leipzig gewinnen. – Pistor., V, 27; Eiselein, 420; Simrock, 6338; Körte, 3767; Reinsberg V, 90.
Auch in kürzerer Fassung: Leipzig liegt vor Leipzig. Wird angewandt, wenn die, welche gegeneinander zu Felde liegen, Freunde sind. Bei der hartnäckigen Belagerung, welche der Kurfürst Johann Friedrich im Jahre 1547 über das seinem Vater Herzog Moritz gehörige Leipzig verhängte, hielt ersterer eines Tags auf dem jetzt sogenannten Thonberg seine Mittagstafel. Da flog eine aus der Stadt abgeschossene Kanonenkugel gerade in die Schüssel hinein. Er stand daher auf und sagte: „Hier ist übel essen.“ Bei dieser Gelegenheit entstand auch jenes Sprichwort, weil man sagte, der Kurfürst habe die Stadt wol erobern können, wenn seine Kriegsobersten ihre Schuldigkeit gethan hätten; die meisten derselben hätten aber ihre Frauen und bessern Sachen in der Stadt gehabt, damit nun diese, wenn die Stadt mit stürmender Hand genommen wurde, nicht zu Grunde gehen möchten, hätten sie Leipzig absichtlich verschont. Der vollständige Spruch, aus dem das Sprichwort erwachsen ist, heisst: Leipzig liegt aussen und Leipzig liegt drinnen, drum kann Leipzig Leipzig nicht gewinnen. Dass Leipzig auch für Leipzig lag, das macht, dass Leipzig bleibet nach. „Wär' Leipzig nicht vor Leipzig kommen, so wär' Leipzig wol bald gewonnen.“ (Vgl. Vogel, Leipziger Annalen, S. 175, und Grässe, Sagenschatz, S. 293.)
Frz.: Il ne faut pas prendre ni femme ni toile à la chandelle.
It.: Nè donna nè tela, non comprare alla candela. (Bohn II, 111.)
6 Mit Leipzig ist's richtig. – Körte, 3766 u. 4736.
Das Wort ward zuerst im Dreissigjährigen Kriege auf den Sieg Gustav Adolf's über Tilly (7. Sept. 1631) gemünzt, im Siebenjährigen Kriege erneuert und neu ausgeprägt am 18. October 1813.
7 Von Leipzig aus gibt's hübsche Wege; man kommt nach Lause-Zwenke1, Schweine- Riethe2 und Kuh-Pege3.
1) Zwenkau.
2) Rötha.
3) Pegau.
8 Wenn Leipzig mein wär', wolt' ich's in Freyberg verzehren. – Berckenmeyer, 303; Körte, 3768; Pistor., I, 57; Gruter, I, 74; Eiselein, 420; Sailer, 131; Simrock, 6337; Reinsberg V, 90; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551; Sachsengrün, 1861, Nr. 12, S. 132.
Vielleicht daher entstanden, weil Freiberg wegen seiner gesunden Lage berühmt ist. Auch flüchtete sich der sächsische Hof, als im Jahre 1678 die Pest in Dresden und Leipzig wüthete, in diese gesunde Bergstadt. Doch heisst es auch wieder rühmend: „Mein Leipzig lob' ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ (S. Frankfurt 3, Hamburg 3, München, Naumburg, Nürnberg.) Die Stelle: „Mein Leipzig lob'“ u. s. w. steht in Goethe's Faust I, 4 (Hempel's Ausg. XII, S. 69).
Holl.: An deze stat zal men het goed winnen, en in die stad zal men het verteren. (Harrebomée, I, 247.) – Wanner Leipzig mijn was, zoo wilde ik het te Freiberg verteren. (Harrebomée, II, 15.)
9 Wer von Leipzig kommt ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Jena (s. d.) ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen.
Diesen Spruch erläutert uns Boas in seinen Reiseblüten aus der Oberwelt (Grimma 1834, Bd. 2), indem er sagt: „Die leipziger Frauen sind fast alle reizend und lieblich. Sie besitzen eine hingebende Grazie und eine schnippische Naivetät, welche ihnen wundervoll steht. Ich fand einen solchen Reichthum derselben, dass ich mich vor Staunen gar nicht satt sehen könnte an den hohen süssen Frauenbildern. Wol verstand ich nun den Spruch: Wer von Leipzig u. s. w. Die letzten beiden Zeilen würden aber auf die leipziger Studenten nicht passen; denn die sind sanft und still, weshalb sie von andern gewöhnlich ›Musensöhne‹ genannt werden.“
10 Zu Leiptzig seind drey seltzam ding, sprach der fürst auss Sachssen; da haben wir drey klöster, deren gleichen kaum funden wirt. Die Klöster, die da predigerordens seindt, die verkauffen ein gantzes jar koren vnnd haben doch keyn acker. Die andern mönch das seind barfüsser observantzer, die vollbringen grosse baw und haben keyn gelt; die dritten Mönch, das seind Augustiner Canonici regulares, die tragen weisse hembder an vnd regieren alle pfarren zu Leiptzig, machen viel Kinder vnd haben keyn frawen.
„Das seindt ya seltzame Ding, sagt er. Da lachten die fürsten alle vnd gaben jm das gewunnen. Dann Kinder machen on weiber ist ein gross seltzam ding.“ (Pauli, Schimpff, LXXXIa.)
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