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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 2 Es ist nicht gut leihen Leuten, die ins Gelobte Land ziehen.

3 Leihe deinem Freunde und mahne deinen Feind. - Henisch, 1235, 46; Petri, II, 435; Pistor., VI, 93; Simrock, 6330.

Tunnicius (686): Lene dynem vrunde, mane dynen vyent. (Fit Pylades aurum Procrustes quando reposcis).

Schwed.: Man lanar sin wän, och kräfwer sin owän. (Marin, 20; Rhodin, 91.)

4 Leihe ich nicht, so ist's ein zorn, leihe ich, so ist's Geld verlorn; doch besser der erste Zorn, denn Geld vnd freund zugleich verlorn. - Mathesy, 190b.

Böhm.: Nepujcis-li, hnevu na tyden: pujcis-li, na rok. - Cim komu vic pujcujes, vic hnevu miti budes. (Celakovsky, 276.)

Frz.: Qui preste, non n'a; si n'a, non tost; si tost, non tout; si tout, non gre; si gre, non tel. (Cahier, 1469.)

Poln.: Niepozycz, tydzien gniewu: pozycz, caly rok. (Celakovsky, 276.)

5 Leihe ihm, es ist nichts zu verlieren, man darf nur auf das Wiederkommen warten.

Port.: Emprestaste e nao cobraste; ese cobraste, nao tanto; ese tanto, nao tal; ese tal, inimigo mortal. (Bohn II, 276.)

Span.: Quien presta, no cobra; y si cobra, no todo; y si todo no tal. (Bohn II, 251.)

6 Leihe ihm und scherze mit ihm, so verlierst du gewiss bei ihm. - Burckhardt, 124.

Wer mit dem Schuldner scherzt, verliert oft das Seine.

7 Leihe nicht dem Thoren, er bildet sich ein, es gehöre ihm. - Burckhardt, 729.

8 Leihen bringt Reuen.

9 Leihen ist verderblich.

Für den Leiher wie für den Borger.

Mhd.: Ich hoer wer übel leihe, das sey ain poeser gelt. (Wolkenstein.) (Zingerle, 80.)

10 Leihen macht freund(schaft), wiederfordern macht feind(schaft). - Franck, II, 183b; Petri, II, 435; Hollenberg, II, 15; Lehmann, 103, 2; Latendorf II, 21; Lehmann, II, 375, 104; Moscherosch, 324; Siebenkees, 132; Sailer, 269; Simrock, 6332; Körte, 3765; Braun, I, 2228.

Leihe jemand eine kleine Summe Geldes auf einen Tag, erinnere ihn in acht Tagen an die Rückzahlung, warte acht Wochen und verlange nach einem Vierteljahre die Zahlung bestimmt, und der Feind ist fertig. "Claus (von Ranstett) wollte einem, der ihn ansprach, nichts leyhen, sagend: Wenn du mein Feind wärest, wolt ich dir wol leyhen, dann macht ich dich darmit zum Freund; weil du aber mein Freund bist, mag ich dich nicht zum Feind machen." (Zingerle, I, 320.)

Böhm.: Pujcka cini prately, upomenuti neprately. (Celakovsky, 276.)

Frz.: Au preter, ami, au rendre, ennemi. (Lendroy, 30; Cahier, 76 u. 1468.)

Kroat.: Posuditi cini priatele, terjati nepriatele. (Celakovsky, 276.)

Lat.: Mutua qui dederat, repetens sibi comparat hostem. (Gaal, 658.) - Noli cum vulpe inire amicitiam. (Chaos, 54, 52.) - Qui dat mutuum, amicum vendit, inimicum emit. (Binder II, 2766; Lehmann, 102, 2.) - Ut nunc sunt mores, ades res reddit, si quis quid reddit magna habenda est gratia. (Terenz.) (Philippi, II, 238.)

Poln.: Chcesz-li przyjaciela stracic, pieniedzy mu pozycz. - Dawszy rekoma, biegaj nogoma. - Dluznik pozyczajac rumiany, oddac maiac blady. (Masson, 226.) - Pozyczek z przyjaciela czyni nieprzyjaciela. (Celakovsky, 276.)

11 Leihen macht Freunde. - Simrock, 6329.

Frz.: Ami au preter, ennemi au rendre.

12 Leihen nährt die Feindschaft. - Burckhardt, 108.

13 Len maokt Fründschopp, maon (mahnen) maokt Findschopp. (Altmark.) - Danneil, 217.

14 Man muss keinem leihen, vor dem man sich muss neigen.

Darum wollte ein Hutmacher einem Junker keinen Hut auf Borg zu Kauf geben, weil er, wie er sagte, sein Haupt nicht vor seinem Hute entblössen wollte. Die Franzosen behaupten aber, man leihe nur den Reichen: On ne prete qu'aux riches. (Bohn II, 43.)

15 Man soll leihen und nichts hoffen. - Tengler, 42; Graf, 268, 260.

Im geistlichen Recht des Mittelalters galt alles Zinsennehmen als Wucher; man sollte leihen, ohne dafür etwas zu erwarten.

Frz.: A emprunter cousin germain et au rendre fils de putain. - Quiconque prete or ou argent deux choses il perd entierement, savoir l'ami et l'argent. - Qui prete a l'ami perd au double. (Masson, 226.)

Span.: Quien presta al amigo, cobra un enemigo. (Masson, 226.)

[Spaltenumbruch] 16 Mit Leihen gewint man einen freund, mit wiedergeben verleurt man jhn. - Petri, II, 478.

17 Mit Leyhen macht man Freund, mit Fordern verliert man Gelt und macht ihm Feind. - Sutor, 658.

Lat.: Nihil gravius, quam audire: Redde. (Philippi, II, 24.)

18 Vortheilisch gelihen, vntrewlich bezahlt. Henisch, 364, 3; Petri, II, 583.

19 Wem man etwas leiht, von dem muss man es wieder erwarten. - Graf, 270, 291.

20 Wer jedem leihet, der kommt borgen, beladet sich mit Sorgen.

Dän.: Hvo som laaner til hver som der borge vil, lader god villie, men liden viisdom. (Prov. dan., 369.)

21 Wer leihen kann, ist jedem Borger ein braver Mann.

22 Wer leihet, der kaufft jhm offt einen Feind mit seinem eigenen Geld. - Petri, II, 731.

Engl.: He that doth lend, doth lose his friend. (Bohn II, 110.)

23 Wer leihet seinem Freund, verliert sein Geld und gewinnt einen Feind.

Engl.: He had lend to his friend losed double. - The way to lose a friend is, to lend him money. (Masson, 227.)

Holl.: Die op borg geeft verliest zijn goed en zijn vriend. (Bohn I, 310.)

24 Wer leiht ohne Pfand, hat einen Wurm im Verstand.

Engl.: Lend and lose; so play fools. (Bohn II, 110.)

25 Wer nicht leiht, verliert die Freunde, und wer leiht, der macht sich Feinde.

*26 Darauf leihet kein Jud einen Heller. - Mayer, II, 78.


Leiher.

1 Dem Leiher geht man entgegen bis vors Thor, dem Forderer (Mahner) schlägt man die Thür von weitem zu. - Sailer, 204; Körte, 3765; Simrock, 6334; Braun, I, 2229.

2 Den Leiher sucht man viele Meilen auf, den Forderer wirft man die Stiegen herunter. - Sailer, 204.


Leihhaus.

1 Wer kommt ins Leihhaus, der kommt gerupft heraus.

Holl.: De lombard is de boomgaard der wereld. - De lombard is eene vloijekist en luizenkast. (Harrebomee, II, 35.)

*2 Auf dem Leihhause Gevatter stehen. - Braun, I, 778; Körte, 2103.

Sachen gegen ein Darlehn verpfändet haben.


Leiichkeit, s. Leuigkeit.

Leikauf.

* Wir haben all des Leikauffs1 getrunken. - Eyering, II, 571.

1) Lei-, nicht Leih- oder Leinkauf. Ein Gelöbnisstrunk beim Abschluss eines Handels, ein Trunk, auch wol Schmaus zur Feier und zur Bezeichnung (Befestigung) eines eingegangenen Kaufs. (Schamelius, 1470.) Mitteldeutsch: der leykouf, 1419 nach Schmeller (II, 521) leychauf, vom althochdeutschen leid, eigentlich lidu = Trunk, Obstwein. (Vgl. Weigand, Wb., II, 34.) Nach Grimm (Rechtsalterthümer, 191) ist die früheste urkundliche Erwähnung dieses Brauchs aus dem Jahre 1245. - Das Gubener Wochenblatt vom 25. Juli 1868 enthält einen Artikel über das Leikauftrinken in Deutschland und sucht den Ursprung desselben wie den vieler andern Sitten im Morgenlande. Unter den Völkern Asiens und Afrikas, heisst es darin, besteht seit Jahrtausenden der Gebrauch mit Brot und Salz oder auch einem Getränk Freundschaftsbündnisse zu schliessen und Versicherungen, der Treue zu geben. Ganz dasselbe tritt uns auch bei den Völkern slawischen Stammes (Russen, Polen, Wenden u. s. w.), deren Wiege bekanntlich in den südlichen Provinzen Asiens (Indien) stand, und die zur Zeit der allgemeinen Völkerwanderung vordrangen, entgegen. Namentlich ist es unter diesen Völkerschaften Gebrauch geworden, Brot und Salz als Zeichen der Treue bei Gelegenheit der Schliessung eines Ehebundes zu gebrauchen. So pflegt z. B. in der Gegend von Bautzen die junge wendische Frau den Tag nach der Hochzeit der ersten in der neuen Wohnung begegnenden Person ein Brot zu schenken. Das gesammte Landvolk Schlesiens und der Lausitz hält streng darauf, dass bei seinen Hochzeiten, die oft drei bis vier Tage dauern, Brot und Salz nicht vom Tische kommen. Ganz ähnlich gilt nun einförmlich genommener Trunk unter den Slawen als ein

[Spaltenumbruch] 2 Es ist nicht gut leihen Leuten, die ins Gelobte Land ziehen.

3 Leihe deinem Freunde und mahne deinen Feind.Henisch, 1235, 46; Petri, II, 435; Pistor., VI, 93; Simrock, 6330.

Tunnicius (686): Lene dynem vrunde, mane dynen vyent. (Fit Pylades aurum Procrustes quando reposcis).

Schwed.: Man lånar sin wän, och kräfwer sin owän. (Marin, 20; Rhodin, 91.)

4 Leihe ich nicht, so ist's ein zorn, leihe ich, so ist's Geld verlorn; doch besser der erste Zorn, denn Geld vnd freund zugleich verlorn.Mathesy, 190b.

Böhm.: Nepůjčíš-li, hnĕvu na týden: půjčíš-li, na rok. – Čím komu víc půjcuješ, víc hnĕvu míti budeš. (Čelakovský, 276.)

Frz.: Qui preste, non n'a; si n'a, non tost; si tost, non tout; si tout, non gré; si gré, non tel. (Cahier, 1469.)

Poln.: Niepožycz, tydzień gniewu: požycz, cały rok. (Čelakovský, 276.)

5 Leihe ihm, es ist nichts zu verlieren, man darf nur auf das Wiederkommen warten.

Port.: Emprestaste e não cobraste; ese cobraste, não tanto; ese tanto, não tal; ese tal, inimigo mortal. (Bohn II, 276.)

Span.: Quien presta, no cobra; y si cobra, no todo; y si todo no tal. (Bohn II, 251.)

6 Leihe ihm und scherze mit ihm, so verlierst du gewiss bei ihm.Burckhardt, 124.

Wer mit dem Schuldner scherzt, verliert oft das Seine.

7 Leihe nicht dem Thoren, er bildet sich ein, es gehöre ihm.Burckhardt, 729.

8 Leihen bringt Reuen.

9 Leihen ist verderblich.

Für den Leiher wie für den Borger.

Mhd.: Ich hoer wer übel leihe, das sey ain poeser gelt. (Wolkenstein.) (Zingerle, 80.)

10 Leihen macht freund(schaft), wiederfordern macht feind(schaft).Franck, II, 183b; Petri, II, 435; Hollenberg, II, 15; Lehmann, 103, 2; Latendorf II, 21; Lehmann, II, 375, 104; Moscherosch, 324; Siebenkees, 132; Sailer, 269; Simrock, 6332; Körte, 3765; Braun, I, 2228.

Leihe jemand eine kleine Summe Geldes auf einen Tag, erinnere ihn in acht Tagen an die Rückzahlung, warte acht Wochen und verlange nach einem Vierteljahre die Zahlung bestimmt, und der Feind ist fertig. „Claus (von Ranstett) wollte einem, der ihn ansprach, nichts leyhen, sagend: Wenn du mein Feind wärest, wolt ich dir wol leyhen, dann macht ich dich darmit zum Freund; weil du aber mein Freund bist, mag ich dich nicht zum Feind machen.“ (Zingerle, I, 320.)

Böhm.: Půjčka činí přátely, upomenutí nepřátely. (Čelakovský, 276.)

Frz.: Au prêter, ami, au rendre, ennemi. (Lendroy, 30; Cahier, 76 u. 1468.)

Kroat.: Posuditi čini priatele, terjati nepriatele. (Čelakovský, 276.)

Lat.: Mutua qui dederat, repetens sibi comparat hostem. (Gaal, 658.) – Noli cum vulpe inire amicitiam. (Chaos, 54, 52.) – Qui dat mutuum, amicum vendit, inimicum emit. (Binder II, 2766; Lehmann, 102, 2.) – Ut nunc sunt mores, ades res reddit, si quis quid reddit magna habenda est gratia. (Terenz.) (Philippi, II, 238.)

Poln.: Chcesz-li przyjaciela stracič, pieniędzy mu požycz. – Dawszy rękoma, biegaj nogoma. – Dłużnik pożyczając rumiany, oddać maiąc blady. (Masson, 226.) – Požyczek z przyjaciela czyni nieprzyjaciela. (Čelakovský, 276.)

11 Leihen macht Freunde.Simrock, 6329.

Frz.: Ami au prêter, ennemi au rendre.

12 Leihen nährt die Feindschaft.Burckhardt, 108.

13 Lên maokt Fründschopp, maon (mahnen) maokt Findschopp. (Altmark.) – Danneil, 217.

14 Man muss keinem leihen, vor dem man sich muss neigen.

Darum wollte ein Hutmacher einem Junker keinen Hut auf Borg zu Kauf geben, weil er, wie er sagte, sein Haupt nicht vor seinem Hute entblössen wollte. Die Franzosen behaupten aber, man leihe nur den Reichen: On ne prête qu'aux riches. (Bohn II, 43.)

15 Man soll leihen und nichts hoffen.Tengler, 42; Graf, 268, 260.

Im geistlichen Recht des Mittelalters galt alles Zinsennehmen als Wucher; man sollte leihen, ohne dafür etwas zu erwarten.

Frz.: A emprunter cousin germain et au rendre fils de putain. – Quiconque prête or ou argent deux choses il perd entièrement, savoir l'ami et l'argent. – Qui prête à l'ami perd au double. (Masson, 226.)

Span.: Quien presta al amigo, cobra un enemigo. (Masson, 226.)

[Spaltenumbruch] 16 Mit Leihen gewint man einen freund, mit wiedergeben verleurt man jhn.Petri, II, 478.

17 Mit Leyhen macht man Freund, mit Fordern verliert man Gelt und macht ihm Feind.Sutor, 658.

Lat.: Nihil gravius, quam audire: Redde. (Philippi, II, 24.)

18 Vortheilisch gelihen, vntrewlich bezahlt. Henisch, 364, 3; Petri, II, 583.

19 Wem man etwas leiht, von dem muss man es wieder erwarten.Graf, 270, 291.

20 Wer jedem leihet, der kommt borgen, beladet sich mit Sorgen.

Dän.: Hvo som laaner til hver som der borge vil, lader god villie, men liden viisdom. (Prov. dan., 369.)

21 Wer leihen kann, ist jedem Borger ein braver Mann.

22 Wer leihet, der kaufft jhm offt einen Feind mit seinem eigenen Geld.Petri, II, 731.

Engl.: He that doth lend, doth lose his friend. (Bohn II, 110.)

23 Wer leihet seinem Freund, verliert sein Geld und gewinnt einen Feind.

Engl.: He had lend to his friend losed double. – The way to lose a friend is, to lend him money. (Masson, 227.)

Holl.: Die op borg geeft verliest zijn goed en zijn vriend. (Bohn I, 310.)

24 Wer leiht ohne Pfand, hat einen Wurm im Verstand.

Engl.: Lend and lose; so play fools. (Bohn II, 110.)

25 Wer nicht leiht, verliert die Freunde, und wer leiht, der macht sich Feinde.

*26 Darauf leihet kein Jud einen Heller.Mayer, II, 78.


Leiher.

1 Dem Leiher geht man entgegen bis vors Thor, dem Forderer (Mahner) schlägt man die Thür von weitem zu.Sailer, 204; Körte, 3765; Simrock, 6334; Braun, I, 2229.

2 Den Leiher sucht man viele Meilen auf, den Forderer wirft man die Stiegen herunter.Sailer, 204.


Leihhaus.

1 Wer kommt ins Leihhaus, der kommt gerupft heraus.

Holl.: De lombard is de boomgaard der wereld. – De lombard is eene vloijekist en luizenkast. (Harrebomée, II, 35.)

*2 Auf dem Leihhause Gevatter stehen.Braun, I, 778; Körte, 2103.

Sachen gegen ein Darlehn verpfändet haben.


Leiichkeit, s. Leuigkeit.

Leikauf.

* Wir haben all des Leikauffs1 getrunken.Eyering, II, 571.

1) Lei-, nicht Leih- oder Leinkauf. Ein Gelöbnisstrunk beim Abschluss eines Handels, ein Trunk, auch wol Schmaus zur Feier und zur Bezeichnung (Befestigung) eines eingegangenen Kaufs. (Schamelius, 1470.) Mitteldeutsch: der leykouf, 1419 nach Schmeller (II, 521) leychauf, vom althochdeutschen lîd, eigentlich lidu = Trunk, Obstwein. (Vgl. Weigand, Wb., II, 34.) Nach Grimm (Rechtsalterthümer, 191) ist die früheste urkundliche Erwähnung dieses Brauchs aus dem Jahre 1245. – Das Gubener Wochenblatt vom 25. Juli 1868 enthält einen Artikel über das Leikauftrinken in Deutschland und sucht den Ursprung desselben wie den vieler andern Sitten im Morgenlande. Unter den Völkern Asiens und Afrikas, heisst es darin, besteht seit Jahrtausenden der Gebrauch mit Brot und Salz oder auch einem Getränk Freundschaftsbündnisse zu schliessen und Versicherungen, der Treue zu geben. Ganz dasselbe tritt uns auch bei den Völkern slawischen Stammes (Russen, Polen, Wenden u. s. w.), deren Wiege bekanntlich in den südlichen Provinzen Asiens (Indien) stand, und die zur Zeit der allgemeinen Völkerwanderung vordrangen, entgegen. Namentlich ist es unter diesen Völkerschaften Gebrauch geworden, Brot und Salz als Zeichen der Treue bei Gelegenheit der Schliessung eines Ehebundes zu gebrauchen. So pflegt z. B. in der Gegend von Bautzen die junge wendische Frau den Tag nach der Hochzeit der ersten in der neuen Wohnung begegnenden Person ein Brot zu schenken. Das gesammte Landvolk Schlesiens und der Lausitz hält streng darauf, dass bei seinen Hochzeiten, die oft drei bis vier Tage dauern, Brot und Salz nicht vom Tische kommen. Ganz ähnlich gilt nun einförmlich genommener Trunk unter den Slawen als ein

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[[13]/0027] 2 Es ist nicht gut leihen Leuten, die ins Gelobte Land ziehen. 3 Leihe deinem Freunde und mahne deinen Feind. – Henisch, 1235, 46; Petri, II, 435; Pistor., VI, 93; Simrock, 6330. Tunnicius (686): Lene dynem vrunde, mane dynen vyent. (Fit Pylades aurum Procrustes quando reposcis). Schwed.: Man lånar sin wän, och kräfwer sin owän. (Marin, 20; Rhodin, 91.) 4 Leihe ich nicht, so ist's ein zorn, leihe ich, so ist's Geld verlorn; doch besser der erste Zorn, denn Geld vnd freund zugleich verlorn. – Mathesy, 190b. Böhm.: Nepůjčíš-li, hnĕvu na týden: půjčíš-li, na rok. – Čím komu víc půjcuješ, víc hnĕvu míti budeš. (Čelakovský, 276.) Frz.: Qui preste, non n'a; si n'a, non tost; si tost, non tout; si tout, non gré; si gré, non tel. (Cahier, 1469.) Poln.: Niepožycz, tydzień gniewu: požycz, cały rok. (Čelakovský, 276.) 5 Leihe ihm, es ist nichts zu verlieren, man darf nur auf das Wiederkommen warten. Port.: Emprestaste e não cobraste; ese cobraste, não tanto; ese tanto, não tal; ese tal, inimigo mortal. (Bohn II, 276.) Span.: Quien presta, no cobra; y si cobra, no todo; y si todo no tal. (Bohn II, 251.) 6 Leihe ihm und scherze mit ihm, so verlierst du gewiss bei ihm. – Burckhardt, 124. Wer mit dem Schuldner scherzt, verliert oft das Seine. 7 Leihe nicht dem Thoren, er bildet sich ein, es gehöre ihm. – Burckhardt, 729. 8 Leihen bringt Reuen. 9 Leihen ist verderblich. Für den Leiher wie für den Borger. Mhd.: Ich hoer wer übel leihe, das sey ain poeser gelt. (Wolkenstein.) (Zingerle, 80.) 10 Leihen macht freund(schaft), wiederfordern macht feind(schaft). – Franck, II, 183b; Petri, II, 435; Hollenberg, II, 15; Lehmann, 103, 2; Latendorf II, 21; Lehmann, II, 375, 104; Moscherosch, 324; Siebenkees, 132; Sailer, 269; Simrock, 6332; Körte, 3765; Braun, I, 2228. Leihe jemand eine kleine Summe Geldes auf einen Tag, erinnere ihn in acht Tagen an die Rückzahlung, warte acht Wochen und verlange nach einem Vierteljahre die Zahlung bestimmt, und der Feind ist fertig. „Claus (von Ranstett) wollte einem, der ihn ansprach, nichts leyhen, sagend: Wenn du mein Feind wärest, wolt ich dir wol leyhen, dann macht ich dich darmit zum Freund; weil du aber mein Freund bist, mag ich dich nicht zum Feind machen.“ (Zingerle, I, 320.) Böhm.: Půjčka činí přátely, upomenutí nepřátely. (Čelakovský, 276.) Frz.: Au prêter, ami, au rendre, ennemi. (Lendroy, 30; Cahier, 76 u. 1468.) Kroat.: Posuditi čini priatele, terjati nepriatele. (Čelakovský, 276.) Lat.: Mutua qui dederat, repetens sibi comparat hostem. (Gaal, 658.) – Noli cum vulpe inire amicitiam. (Chaos, 54, 52.) – Qui dat mutuum, amicum vendit, inimicum emit. (Binder II, 2766; Lehmann, 102, 2.) – Ut nunc sunt mores, ades res reddit, si quis quid reddit magna habenda est gratia. (Terenz.) (Philippi, II, 238.) Poln.: Chcesz-li przyjaciela stracič, pieniędzy mu požycz. – Dawszy rękoma, biegaj nogoma. – Dłużnik pożyczając rumiany, oddać maiąc blady. (Masson, 226.) – Požyczek z przyjaciela czyni nieprzyjaciela. (Čelakovský, 276.) 11 Leihen macht Freunde. – Simrock, 6329. Frz.: Ami au prêter, ennemi au rendre. 12 Leihen nährt die Feindschaft. – Burckhardt, 108. 13 Lên maokt Fründschopp, maon (mahnen) maokt Findschopp. (Altmark.) – Danneil, 217. 14 Man muss keinem leihen, vor dem man sich muss neigen. Darum wollte ein Hutmacher einem Junker keinen Hut auf Borg zu Kauf geben, weil er, wie er sagte, sein Haupt nicht vor seinem Hute entblössen wollte. Die Franzosen behaupten aber, man leihe nur den Reichen: On ne prête qu'aux riches. (Bohn II, 43.) 15 Man soll leihen und nichts hoffen. – Tengler, 42; Graf, 268, 260. Im geistlichen Recht des Mittelalters galt alles Zinsennehmen als Wucher; man sollte leihen, ohne dafür etwas zu erwarten. Frz.: A emprunter cousin germain et au rendre fils de putain. – Quiconque prête or ou argent deux choses il perd entièrement, savoir l'ami et l'argent. – Qui prête à l'ami perd au double. (Masson, 226.) Span.: Quien presta al amigo, cobra un enemigo. (Masson, 226.) 16 Mit Leihen gewint man einen freund, mit wiedergeben verleurt man jhn. – Petri, II, 478. 17 Mit Leyhen macht man Freund, mit Fordern verliert man Gelt und macht ihm Feind. – Sutor, 658. Lat.: Nihil gravius, quam audire: Redde. (Philippi, II, 24.) 18 Vortheilisch gelihen, vntrewlich bezahlt. Henisch, 364, 3; Petri, II, 583. 19 Wem man etwas leiht, von dem muss man es wieder erwarten. – Graf, 270, 291. 20 Wer jedem leihet, der kommt borgen, beladet sich mit Sorgen. Dän.: Hvo som laaner til hver som der borge vil, lader god villie, men liden viisdom. (Prov. dan., 369.) 21 Wer leihen kann, ist jedem Borger ein braver Mann. 22 Wer leihet, der kaufft jhm offt einen Feind mit seinem eigenen Geld. – Petri, II, 731. Engl.: He that doth lend, doth lose his friend. (Bohn II, 110.) 23 Wer leihet seinem Freund, verliert sein Geld und gewinnt einen Feind. Engl.: He had lend to his friend losed double. – The way to lose a friend is, to lend him money. (Masson, 227.) Holl.: Die op borg geeft verliest zijn goed en zijn vriend. (Bohn I, 310.) 24 Wer leiht ohne Pfand, hat einen Wurm im Verstand. Engl.: Lend and lose; so play fools. (Bohn II, 110.) 25 Wer nicht leiht, verliert die Freunde, und wer leiht, der macht sich Feinde. *26 Darauf leihet kein Jud einen Heller. – Mayer, II, 78. Leiher. 1 Dem Leiher geht man entgegen bis vors Thor, dem Forderer (Mahner) schlägt man die Thür von weitem zu. – Sailer, 204; Körte, 3765; Simrock, 6334; Braun, I, 2229. 2 Den Leiher sucht man viele Meilen auf, den Forderer wirft man die Stiegen herunter. – Sailer, 204. Leihhaus. 1 Wer kommt ins Leihhaus, der kommt gerupft heraus. Holl.: De lombard is de boomgaard der wereld. – De lombard is eene vloijekist en luizenkast. (Harrebomée, II, 35.) *2 Auf dem Leihhause Gevatter stehen. – Braun, I, 778; Körte, 2103. Sachen gegen ein Darlehn verpfändet haben. Leiichkeit, s. Leuigkeit. Leikauf. * Wir haben all des Leikauffs1 getrunken. – Eyering, II, 571. 1) Lei-, nicht Leih- oder Leinkauf. Ein Gelöbnisstrunk beim Abschluss eines Handels, ein Trunk, auch wol Schmaus zur Feier und zur Bezeichnung (Befestigung) eines eingegangenen Kaufs. (Schamelius, 1470.) Mitteldeutsch: der leykouf, 1419 nach Schmeller (II, 521) leychauf, vom althochdeutschen lîd, eigentlich lidu = Trunk, Obstwein. (Vgl. Weigand, Wb., II, 34.) Nach Grimm (Rechtsalterthümer, 191) ist die früheste urkundliche Erwähnung dieses Brauchs aus dem Jahre 1245. – Das Gubener Wochenblatt vom 25. Juli 1868 enthält einen Artikel über das Leikauftrinken in Deutschland und sucht den Ursprung desselben wie den vieler andern Sitten im Morgenlande. Unter den Völkern Asiens und Afrikas, heisst es darin, besteht seit Jahrtausenden der Gebrauch mit Brot und Salz oder auch einem Getränk Freundschaftsbündnisse zu schliessen und Versicherungen, der Treue zu geben. Ganz dasselbe tritt uns auch bei den Völkern slawischen Stammes (Russen, Polen, Wenden u. s. w.), deren Wiege bekanntlich in den südlichen Provinzen Asiens (Indien) stand, und die zur Zeit der allgemeinen Völkerwanderung vordrangen, entgegen. Namentlich ist es unter diesen Völkerschaften Gebrauch geworden, Brot und Salz als Zeichen der Treue bei Gelegenheit der Schliessung eines Ehebundes zu gebrauchen. So pflegt z. B. in der Gegend von Bautzen die junge wendische Frau den Tag nach der Hochzeit der ersten in der neuen Wohnung begegnenden Person ein Brot zu schenken. Das gesammte Landvolk Schlesiens und der Lausitz hält streng darauf, dass bei seinen Hochzeiten, die oft drei bis vier Tage dauern, Brot und Salz nicht vom Tische kommen. Ganz ähnlich gilt nun einförmlich genommener Trunk unter den Slawen als ein

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/27>, abgerufen am 21.11.2024.