Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
4 Ist an Matthäus Sonnenschein, gibt es nächstes Jahr viel Wein. - Orakel, 770-771. In Venedig sagt man aber: An Matthäi hat das schöne Wetter ein Ende. Und in Mailand: Nach dem Tage von Sanct-Matthä'n wird man wenig schöne Tage sehn. (Orakel, 771 u. 774.) 5 Ist Matthäi hell und klar, hoff' auf viel Wein im nächsten Jahr. (Pfalz.) 6 Ist Matthäus hell und klar, gute Zeiten bringt's fürwahr. - Boebel, 45. 7 Ist Matthäus schön, wird's noch also vier Wochen gehn. - Orakel, 769. 8 Matthäus hell und klar bringt guten Wein im nächsten Jahr. - Boebel, 43. 9 Matthäus macht Tag und Nacht gleich. - Orakel, 768. 10 Matthäus packt die Bienen ein. Engl.: St. Matthee, shut up the bee. (Bohn II, 38.) 11 Sanct Matthe sett de Some g'seh. (Luzern.) Die Saaten sollen auf diesen Tag schon aus der Erde kommen. 12 Tritt Matthäus ein, muss die Saat beendet sein. Poln.: Mateusza, do sieusza. (Boebel, 45.) 13 Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Weine Essig macht. - Bair. Hauskalender. 14 Wenn's Matthäi am letzten ist, so rettet oft noch Weiberlist. - Eiselein, 454. 15 Wie es Matthäus treibt, so es vier Wochen bleibt. 16 Zu Matthäe eil' und säe. *17 Do is 's mid'n Rechd Mathe am lesten. (Steiermark.) - Firmenich, II, 766, 37. *18 Es ist Matthäi am letzten mit ihm. (S. Fuss 235.) Eiselein, 454; Masson, 331 u. 343; Braun, I, 2583; Frischbier2, 2557; Schütze, III, 85. Matthäus scheint hier, wie W. Wackernagel (Germania, V, 349) bemerkt, eine Anspielung auf das Adjectivum "matt" zu enthalten. In Würtemberg: Do ist Matthäi am letzta. (Nefflen, 455; Schwäb. Michel, 260.) Es ist aus mit seinem Leben, seiner Wirthschaft; sein Geschäft geht zu Ende damit. Es hilft nichts mehr, das letzte Mittel ist angewandt oder hat fehlgeschlagen. In Würzburg: 'S is Matthäus an letzta Kapitel. (Sartorius, 173.) Lat.: Res jam est ad extremum perducta assem. (Chaos, 590.) Mattheshochzeit. Es ist eine Mattheshochzeit, es fehlt nichts als Brot und Wein. - Luther's Hauspostille. Warum aber Mattheshochzeit, da die Hochzeit von Cana nicht von Matthäus erzählt wird, sondern im Evangelium des Johannes, Kap. 2 steht, auch dort nicht bemerkt ist, dass es an Brot gefehlt habe. Matthias. 1 An Sanct Mattheis geht kein Fuchs mehr übers Eis. - Orakel, 325. 2 An Sanct Mattheis trinkt die Lerch' aus'm Gleis. - Orakel, 333. 3 An Sanct Matthias (24. Febr.) erste Frühlingshoffhung. (Oberschlesien.) 4 Hat Mattheis seine Hacke verloren, wird Joseph das Eis durchbohren. - Bair. Hauskalender. 5 Heute schliesst Matthias die Erde auf oder zu. (Lausitz.) 6 Ist Matthias schön, so darf man alle Scherhaufen anbauen. (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 52. D. h. es wächst und gedeiht dann alles. 7 Ist Sanct Matthias kalt, so hat die Kälte Halt. - Boebel, 14. Sie soll dann eine anhaltende sein. 8 Maddtheis michd Eis oder bricht Eis. (Trier.) - Laven, 186, 74. Am Matthiastage wird es von neuem Winter oder es tritt milderes Wetter ein. 9 Mattheis, Birnreis. (Oberösterreich.) - Baumgarten. Um Matthäus fangen die Birnen zu reifen und zu fallen an. 10 Matthies1 macht die Birnen süss. (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 52. 1) Hier ist wieder Matthäus (s. 6) gemeint, der in Oberösterreich zu einem Matthias gemacht wird. 11 Matthies1 macht die Weimer (Trauben) süss. (Tirol.) 1) Auch hier ist der heil. Matthäus gemeint. [Spaltenumbruch] 12 Mattheis bricht all Eis, findt er keins, so macht er eins. - Gruter, III, 68; Kloster, VIII, 626; Petri, II, 517; Lehmann, II, 411, 56; Chaos, 999; Eiselein, 454; Braun, I, 2584; Hennig, 159; Blum, 283; Boebel, 14; Orakel, 317; Frischbier2, 2558; ostfriesisch im Hauskalender, II; für Waldeck: Curtze, 314, 12; für Elsass: Stöber, 65; Firmenich, II, 527; Schweiz, I, 144, 74; für Oberösterreich: Baumgarten, I, 43. In Schwaben: Hot'r koans, so macht'r oans. (Birlinger, 629.) In Holstein: Sanct-Matthies brikt dat EIs, man find he nix (gen) so makt he wat (en). (Schütze, III, 87.) Die Czechen: Sanct-Matthias reisst die Brücke ein oder baut sie. Wenn er sie nicht bricht, so sagt man in Böhmen, er habe seine Hacke verloren, und das Eis breche nun nicht eher, bis der heilige Joseph sie gefunden und dem Matthias zurückgegeben habe. (Orakel, 320.) Die Polen: Matthias verliert den Winter oder macht ihn reich. (Reinsberg VIII, 94.) Frz.: Saint Julien brise (27. Jan.) glace, s'il ne la brise il l'embrasse. (Leroux, I, 79.) 13 Matthis bricket Is. (Waldeck.) - Curtze, 314, 11; für Eifel: Schmitz, 170, 24; für Ostpreussen: Hennig, 159; Frischbier, 491; für Steiermark: Firmenich, II, 171, 186; für Hannover: Schambach, II, 355; für Tirol: Frommann, VI, 34, 13. Span.: San Matias Marzo al quinto dia, entra el sol por las umbrias y calienta las aguas frias. 14 Nach Mattheis geht kein Fuchs mehr übers Eis. - Blum, 684; Boebel, 44; Simrock, 6871; Schambach, II, 355. 15 Sanct Mattheis macht oder bricht Eis. - Schmitz, 170, 24. 16 Sanct Mattheis wirft 'nen heissen Stein ins Eis. Orakel, 321. Im Plattdeutschen: Sint Mattheis werpt enen heten Sten in't Is. (Orakel, 322.) Holl.: Sint Mathijs werpt eenen heeten steen in't ijs. 17 Sanct Matthias hab' ich lieb, er gibt dem Baum den Trieb. Engl.: St. Matthie sends sap into the tree. (Orakel, 324.) 18 Sanct Matthias reisst die Brücken ein oder baut sie. - Orakel, 319. 19 Schneit's an Sanct Mathis, so schneit's an sieben e dreissg. (Luzern.) 20 Sünte Mattheis brekt dat EIs. (Münster.) - Firmenich, I, 498, 54; Frommann, VI, 426, 41; Boebel, 426, 54. 21 Tritt Matthias stürmisch ein, wird's bis Ostern Winter sein. 22 Wenn Matthias kommt herbei legt das Huhn (die Gans) das erste Ei. - Boebel, 13. Poln.: Macieca, kokoszy po ieica. - Macieca, zniesie ges pierwsze ieica. Matthiasnacht. Wenn et up Mattisnacht früst, sau frist et verzig Nachte. - Schambach, II, 671. Wenn es in der Nacht vom 24. zum 25. Februar friert, so soll es noch vierzig Nächte frieren. Matthiastag. 1 Gefrewerts am S. Matthias Tag, so gefrewerts noch verzig Tag. - Oec. rur. 2 Matthiastag bringt was Neues und sollt's auch nur ein Gänseei sein. (Eldena.) - Boebel, 14. Bei den Engländern schickt Sanct-Matthias Saft in den Baum. (Reinsberg VIII, 74.) (S. Fabian 4.) Matz. 1 Hans Matz aut Dräsen (Dresden), kann schriben un nich läsen. (Strelitz.) - Firmenich, III, 74, 122. "Es gab mir so ein ungehewren Stoss, dass ich zu Boden fallen musste und da im Koth gesalbet lage wie Matz von Drästen." (Sittewald, I, 272.) "Also sass ich da wie Matz von Dresden und wusste mir selbst nicht zu helfen, viel weniger zu rathen." (Simplic., I, 531 u. 2, 772.) Derber noch lautet die Redensart bei Schmidt, 110. (S. Dastehen 34.) Bei Frisch (I, 652c) findet sich statt Matz von Dräsen eine Matz Tasche. Zu den deutschen Appellativnamen, die mit Matz gebildet sind, gehören auch: Hosenmatz (von Knaben, welche die ersten Hosen tragen), Leiermatz, Lumpenmatz, Scheissmatz. Auch sei noch Hiesel, Abkürzung von Matthias, zur Bezeichnung eines dummen Menschen erwähnt. Der Ausdruck: "Mercks, Matths", welcher in dem Titel der Kirchhof'schen Schrift vorkommt: Wend Vnmuth, oder erneuerter Fünff-facher Hanns guck in die Welt oder Mercks Matths ist gegenüber der gewöhnlichern und auch wol echtern Form: Merks Marx (s. d.) zurückgetreten. (Vgl. darüber W. Wackernagel in der Germania, V, 349-350.)
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4 Ist an Matthäus Sonnenschein, gibt es nächstes Jahr viel Wein. – Orakel, 770-771. In Venedig sagt man aber: An Matthäi hat das schöne Wetter ein Ende. Und in Mailand: Nach dem Tage von Sanct-Matthä'n wird man wenig schöne Tage sehn. (Orakel, 771 u. 774.) 5 Ist Matthäi hell und klar, hoff' auf viel Wein im nächsten Jahr. (Pfalz.) 6 Ist Matthäus hell und klar, gute Zeiten bringt's fürwahr. – Boebel, 45. 7 Ist Matthäus schön, wird's noch also vier Wochen gehn. – Orakel, 769. 8 Matthäus hell und klar bringt guten Wein im nächsten Jahr. – Boebel, 43. 9 Matthäus macht Tag und Nacht gleich. – Orakel, 768. 10 Matthäus packt die Bienen ein. Engl.: St. Matthee, shut up the bee. (Bohn II, 38.) 11 Sanct Matthe sett de Some g'seh. (Luzern.) Die Saaten sollen auf diesen Tag schon aus der Erde kommen. 12 Tritt Matthäus ein, muss die Saat beendet sein. Poln.: Mateusza, do sieusza. (Boebel, 45.) 13 Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Weine Essig macht. – Bair. 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4 Ist an Matthäus Sonnenschein, gibt es nächstes Jahr viel Wein. – Orakel, 770-771.
In Venedig sagt man aber: An Matthäi hat das schöne Wetter ein Ende. Und in Mailand: Nach dem Tage von Sanct-Matthä'n wird man wenig schöne Tage sehn. (Orakel, 771 u. 774.)
5 Ist Matthäi hell und klar, hoff' auf viel Wein im nächsten Jahr. (Pfalz.)
6 Ist Matthäus hell und klar, gute Zeiten bringt's fürwahr. – Boebel, 45.
7 Ist Matthäus schön, wird's noch also vier Wochen gehn. – Orakel, 769.
8 Matthäus hell und klar bringt guten Wein im nächsten Jahr. – Boebel, 43.
9 Matthäus macht Tag und Nacht gleich. – Orakel, 768.
10 Matthäus packt die Bienen ein.
Engl.: St. Matthee, shut up the bee. (Bohn II, 38.)
11 Sanct Matthe sett de Some g'seh. (Luzern.)
Die Saaten sollen auf diesen Tag schon aus der Erde kommen.
12 Tritt Matthäus ein, muss die Saat beendet sein.
Poln.: Mateusza, do sieusza. (Boebel, 45.)
13 Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Weine Essig macht. – Bair. Hauskalender.
14 Wenn's Matthäi am letzten ist, so rettet oft noch Weiberlist. – Eiselein, 454.
15 Wie es Matthäus treibt, so es vier Wochen bleibt.
16 Zu Matthäe eil' und säe.
*17 Do is 's mid'n Rechd Mathe am lesten. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 37.
*18 Es ist Matthäi am letzten mit ihm. (S. Fuss 235.) Eiselein, 454; Masson, 331 u. 343; Braun, I, 2583; Frischbier2, 2557; Schütze, III, 85.
Matthäus scheint hier, wie W. Wackernagel (Germania, V, 349) bemerkt, eine Anspielung auf das Adjectivum „matt“ zu enthalten. In Würtemberg: Do ist Matthäi am letzta. (Nefflen, 455; Schwäb. Michel, 260.) Es ist aus mit seinem Leben, seiner Wirthschaft; sein Geschäft geht zu Ende damit. Es hilft nichts mehr, das letzte Mittel ist angewandt oder hat fehlgeschlagen. In Würzburg: 'S is Matthäus an letzta Kapitel. (Sartorius, 173.)
Lat.: Res jam est ad extremum perducta assem. (Chaos, 590.)
Mattheshochzeit.
Es ist eine Mattheshochzeit, es fehlt nichts als Brot und Wein. – Luther's Hauspostille.
Warum aber Mattheshochzeit, da die Hochzeit von Cana nicht von Matthäus erzählt wird, sondern im Evangelium des Johannes, Kap. 2 steht, auch dort nicht bemerkt ist, dass es an Brot gefehlt habe.
Matthias.
1 An Sanct Mattheis geht kein Fuchs mehr übers Eis. – Orakel, 325.
2 An Sanct Mattheis trinkt die Lerch' aus'm Gleis. – Orakel, 333.
3 An Sanct Matthias (24. Febr.) erste Frühlingshoffhung. (Oberschlesien.)
4 Hat Mattheis seine Hacke verloren, wird Joseph das Eis durchbohren. – Bair. Hauskalender.
5 Heute schliesst Matthias die Erde auf oder zu. (Lausitz.)
6 Ist Matthias schön, so darf man alle Scherhaufen anbauen. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 52.
D. h. es wächst und gedeiht dann alles.
7 Ist Sanct Matthias kalt, so hat die Kälte Halt. – Boebel, 14.
Sie soll dann eine anhaltende sein.
8 Maddtheis michd Eis oder bricht Eis. (Trier.) – Laven, 186, 74.
Am Matthiastage wird es von neuem Winter oder es tritt milderes Wetter ein.
9 Mattheis, Birnreis. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Um Matthäus fangen die Birnen zu reifen und zu fallen an.
10 Matthies1 macht die Birnen süss. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 52.
1) Hier ist wieder Matthäus (s. 6) gemeint, der in Oberösterreich zu einem Matthias gemacht wird.
11 Matthies1 macht die Weimer (Trauben) süss. (Tirol.)
1) Auch hier ist der heil. Matthäus gemeint.
12 Mattheis bricht all Eis, findt er keins, so macht er eins. – Gruter, III, 68; Kloster, VIII, 626; Petri, II, 517; Lehmann, II, 411, 56; Chaos, 999; Eiselein, 454; Braun, I, 2584; Hennig, 159; Blum, 283; Boebel, 14; Orakel, 317; Frischbier2, 2558; ostfriesisch im Hauskalender, II; für Waldeck: Curtze, 314, 12; für Elsass: Stöber, 65; Firmenich, II, 527; Schweiz, I, 144, 74; für Oberösterreich: Baumgarten, I, 43.
In Schwaben: Hot'r koans, so macht'r oans. (Birlinger, 629.) In Holstein: Sanct-Matthies brikt dat Îs, man find he nix (gên) so makt he wat (ên). (Schütze, III, 87.) Die Czechen: Sanct-Matthias reisst die Brücke ein oder baut sie. Wenn er sie nicht bricht, so sagt man in Böhmen, er habe seine Hacke verloren, und das Eis breche nun nicht eher, bis der heilige Joseph sie gefunden und dem Matthias zurückgegeben habe. (Orakel, 320.) Die Polen: Matthias verliert den Winter oder macht ihn reich. (Reinsberg VIII, 94.)
Frz.: Saint Julien brise (27. Jan.) glace, s'il ne la brise il l'embrasse. (Leroux, I, 79.)
13 Matthis bricket Is. (Waldeck.) – Curtze, 314, 11; für Eifel: Schmitz, 170, 24; für Ostpreussen: Hennig, 159; Frischbier, 491; für Steiermark: Firmenich, II, 171, 186; für Hannover: Schambach, II, 355; für Tirol: Frommann, VI, 34, 13.
Span.: San Matías Marzo al quinto dia, entra el sol por las umbrías y calienta las aguas frias.
14 Nach Mattheis geht kein Fuchs mehr übers Eis. – Blum, 684; Boebel, 44; Simrock, 6871; Schambach, II, 355.
15 Sanct Mattheis macht oder bricht Eis. – Schmitz, 170, 24.
16 Sanct Mattheis wirft 'nen heissen Stein ins Eis. Orakel, 321.
Im Plattdeutschen: Sint Matthîs werpt ênen hêten Stên in't Is. (Orakel, 322.)
Holl.: Sint Mathijs werpt eenen heeten steen in't ijs.
17 Sanct Matthias hab' ich lieb, er gibt dem Baum den Trieb.
Engl.: St. Matthie sends sap into the tree. (Orakel, 324.)
18 Sanct Matthias reisst die Brücken ein oder baut sie. – Orakel, 319.
19 Schneit's an Sanct Mathis, so schneit's an sieben e dreissg. (Luzern.)
20 Sünte Matthîs brekt dat Îs. (Münster.) – Firmenich, I, 498, 54; Frommann, VI, 426, 41; Boebel, 426, 54.
21 Tritt Matthias stürmisch ein, wird's bis Ostern Winter sein.
22 Wenn Matthias kommt herbei legt das Huhn (die Gans) das erste Ei. – Boebel, 13.
Poln.: Macieca, kokoszy po ieica. – Macieca, zniesie gęs pierwsze ieica.
Matthiasnacht.
Wenn et up Mattisnacht früst, sau frist et verzig Nachte. – Schambach, II, 671.
Wenn es in der Nacht vom 24. zum 25. Februar friert, so soll es noch vierzig Nächte frieren.
Matthiastag.
1 Gefrewerts am S. Matthias Tag, so gefrewerts noch verzig Tag. – Oec. rur.
2 Matthiastag bringt was Neues und sollt's auch nur ein Gänseei sein. (Eldena.) – Boebel, 14.
Bei den Engländern schickt Sanct-Matthias Saft in den Baum. (Reinsberg VIII, 74.) (S. Fabian 4.)
Matz.
1 Hans Matz ût Dräsen (Dresden), kann schriben un nich läsen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 122.
„Es gab mir so ein ungehewren Stoss, dass ich zu Boden fallen musste und da im Koth gesalbet lage wie Matz von Drästen.“ (Sittewald, I, 272.) „Also sass ich da wie Matz von Dresden und wusste mir selbst nicht zu helfen, viel weniger zu rathen.“ (Simplic., I, 531 u. 2, 772.) Derber noch lautet die Redensart bei Schmidt, 110. (S. Dastehen 34.) Bei Frisch (I, 652c) findet sich statt Matz von Dräsen eine Matz Tasche. Zu den deutschen Appellativnamen, die mit Matz gebildet sind, gehören auch: Hosenmatz (von Knaben, welche die ersten Hosen tragen), Leiermatz, Lumpenmatz, Scheissmatz. Auch sei noch Hiesel, Abkürzung von Matthias, zur Bezeichnung eines dummen Menschen erwähnt. Der Ausdruck: „Mercks, Matths“, welcher in dem Titel der Kirchhof'schen Schrift vorkommt: Wend Vnmuth, oder erneuerter Fünff-facher Hanns guck in die Welt oder Mercks Matths ist gegenüber der gewöhnlichern und auch wol echtern Form: Merks Marx (s. d.) zurückgetreten. (Vgl. darüber W. Wackernagel in der Germania, V, 349-350.)
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