Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
März. 1 Aem März wirt der Schni madig. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 9. 2 Aes der Mierz heis ug drech, se mocht hie de Gebouer rech. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 10. 3 Auf einen freundlichen März folgt ein freundlicher April. (Westf.) - Boebel, 85. 4 Auf März folgt stets April, das ist Kalenderwill'. 5 Bos der Marz net will, dos nimmt der April. (Henneberg.) - Frommann, II, 408, 21. 6 Brau' nur im März gut Bier, mein lieber Brauer, es ist gesund und wird nicht sauer. (Arnsberg.) - Boebel, 85. 7 Da März mue' s' Holz gefr'n bis ön Ken, eh mag nöd Sum'a we'n. (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 45. 8 De Märt röhrt de Stert. (Ostfries.) - Bueren, 306; Hauskalender, III. 9 De März heft Herz, on de Pröll deit ok noch wat hei wöll. (Alt-Pillau.) 10 De März is den alen Wiwern un Koien (Kühen) öre Sterz (ihr Ende). (Göttingen.) - Schambach, II, 382. 11 De März krigt de alen Weiwer beit Herz. (Göttingen.) - Schambach, II, 382. Der März fasst die alten Weiber beim Herzen: er lässt sie sterben. 12 De März mot jedem röhre dat Herz. (Dönhofstädt.) 13 De Mä(r)t hät än Kop oder en Stä(r)t. (Sauerland.) 14 De Merz is der Lammer Scherz. - Schambach, II, 625. Da er schon manchen sonnigen Tag bringt, an denen die Lämmer sich im Freien ergehen können. Er ist aber auch ihr Schmerz; denn er pflegt oft sie umzubringen. Daher rufen die Venetier: März, Märzlein, du machst mir krepiren die Schafe. Und in Bergamo stimmt man bei: März, Märzel, du willst krepiren machen die Zickel und die Schäfel. (Reinsberg VIII, 98.) 15 De Mörz hölld de Kuh beim Störz, den Abbröll hellef schönnd nog Kuh on Kallef. (Trier.) - Laven, 177, 22a; Firmenich, III, 546, 16. 16 De sik wahrt vör Marzens Sünn un Aprils Wind, de is un bliv en schön Kind. (Tecklenburg.) - Boebel, 85. 17 Den ersten März muss der Bauer seinen Pflug sterz. 18 Den März fürcht' ich im Januar, im Januar den März fürwahr. - Boebel, 72; Orakel, 155. Engl.: March in Janiveer, Janiveer in March I fear. (Bohn II, 32.) Frz.: Quand Mars fait avril, avril fait mars. (Leroux, I, 63.) 19 Der arge März hat ein böses Herz, alte Weiber schlägt er auf den Perz und lässt den Bauern greifen nach dem Sterz. - Boebel, 84. Der März gilt für falsch, treulos, veränderlich. Die Serben sagen daher: Unbeständig wie der März; die Sicilier nennen ihn närrisch (Marzu, pazzu); die Venetier sagen, er habe neun Farben; die Toscaner, er sei ohne Treu. Auch die Basken sagen: Der März kennt keine Treue, bald weint er, bald lacht er. Und: Der März, der ist ein Nickelskind, jetzt regnet es, jetzt schneit's, bald ist es schön, bald Wind. Der März will seine Streiche spielen. Sonne und Wasser, Märzwetter. In. England heisst es: Der März hat viel Wetter. In Toscana: Der März hat nicht einen Tag wie den andern. In Parma: März, Märzlein, drei Tage schlecht und einen gut. In Portugal: März, Märzchen, früh Hundegesicht und Nachmittag Sommer. (Reinsberg VIII, 96.) Der März steht sogar im südlichen Italien in einem übeln Rufe; denn man sagt dort sprichwörtlich: Wenn der März wüthet, heizt das alte Mütterchen sogar mit seinem Spinnrocken. Es sind damit namentlich die Stürme um die Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche gemeint. ( Vgl. Der Winter in Neapal, in Ausland, 1864, Nr. 11.) 20 Der böse März hat ein arges Herz. - Bair. Hauskalender. 21 Der März bricht der Kuh das Herz. - Frischbier2, 2549. 22 Der März greift dem Winter ans Herz. 23 Der März hat Gift im Sterz. Holl.: De maand Maart heeft venijn in den staart. (Harrebomee, II, 48a.) [Spaltenumbruch] 24 Der März kriegt manchen beim Sterz; was der März nicht will, nimmt der April. - Bücking, 159. Von den häufigern Sterbefällen in diesen Monaten, die in dem Uebergange von der kalten zur warmen Jahreszeit ihren Grund haben. 25 Der März kriegt olle Lüde beim Sterz. - Boebel, 80; hochdeutsch: Orakel, 332. 26 Der März kriet (kriegt) en Pfluck bein Sterz, der April hält en widder still. (Dessau.) - Oec. rur.; hochdeutsch bei Petri, II, 101; Sutor, 972; Orakel, 335. Schapherderus Kalender (Rostock 1523, Fol. VIIIb) sagt vom März: "Ick byn genömet de Mertze vnde grype den ploch by dem stertze." - Colerus Calendarium (Wittenberg 1592-1606, 2 Thle., S. 30): "Vom Mertzen sagen die alten Bawren: der Mertz helt den Pflug beym Stertz (d. i. man ackert in dem Monat) darnach kömpt der Aprill und hellt jhn wiedervmb still (durch sein unbeständig Wetter)." (Dr. Schiller.) 27 Der März nimmt alte Leute beim Sterz. - Simrock, 6847; Körte, 4139; Braun, I, 2579. Der Sarde nennt daher diesen Monat: Martu marzozu, d. i. den schändlichen, und sagt: Der Märzwind bringt die Alten ins Grab. Der Czeche ruft warnend: Im März fürcht', Alter, den Tod. Denn: Im März weht der Wind aus der Birke, d. i. scharf und schneidend. (Reinsberg VIII, 102.) 28 Der März rührt den Sterz, der April thut, was er will. Holl.: Maart roert zijn' staart; maar April doet, wat hij wil. (Harrebomee, II, 48b.) 29 Der März sagt: Pawr, lass scherffen dein Pflugscharn, auff, auff, ist Zeit zu Acker fahren. (Görlitz.) - Boebel, 84. 30 Der März schött de Stääz, der Aprell deit, watte well. (Köln.) - Firmenich, I, 472, 40; Weyden, I, 1. 31 Der März schüttelt den Sterz. - Simrock, 6844; Orakel, 327. 32 Der März soll komme es wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm. (Luzern.) Mit harter Witterung beginnen und mit milder enden. 33 Der März treibt seinen Scherz. - Frischbier2, 2550. Weil bei gelindem Winter der Frost im März sehr häufig nachzukommen pflegt. 34 Der März versteht keinen Scherz. Poln.: Marzec bierze narzecz. (Boebel, 78.) 35 Der März zu Anfang oder zu End' seine Gifte send't. - Körte, 4137; Boebel, 80; Orakel, 327. Der März hat nach der Anschauung des Volks den schlechtesten Ruf in der Welt. Beim Kommen oder Gehen, sagt man in Mailand, will der März frieren lassen. Und die Russen geben als Ursache an: Wenn der Pflug die Erde aufgräbt, lebt die Kälte noch. Die Mailänder beschuldigen ihn, er habe seinem Vater einen Mantel gekauft, ihn aber nach drei Tagen wieder versetzt. Die Venetianer behaupten, er habe seiner Mutter einen Pelz geschenkt, ihn aber nach drei Tagen wieder verkauft; und die Toscaner sagen, er sei ohne Treue. Wie die Calabresen erzählen, ist der März ein Maulthier (mulo) oder uneheliches Kind. Schon als er zur Welt kam, weinte er nur mit einem Auge und lachte mit dem andern; und als die Mutter ihm die Brust gab, schrie sie laut auf: "Märzchen, du machst mir ja die Brust gefrieren, und mein Blut zu Eis gerinnen." "Mama", entgegnete Märzchen, "lege mich an die andere Brust." Die Mutter hatte es kaum gethan, so schrie sie von neuem: "Märzchen, du verbrennst mich ja", nahm ihn von der Brust weg und legte ihn in die Wiege. Einige Tage später sprach die Mutter: "Märzchen, mache klares Wetter, dass deine Windeln trocknen." Und er machte so schönes Wetter, dass die Bäume ausschlugen und die Blumen hervorsprossten. Aber plötzlich trübte sich der Himmel, eine Flut von Regen und Hagel kam herab, der Fluss schwoll an und spülte die Mutter sammt ihrem Wäschkorb hinweg. (Ausland, Augsburg 1870, S. 132.) In Andalusien erzählt man, ein Schäfer habe dem März ein Lämmchen versprochen, wenn er sich gut betragen wolle. Der März ging darauf ein und that gewissenhaft, was er gesagt; als er aber bei seinem Weggange das Lamm verlangte, überlegte sich der Hirt, dessen Heerde in gutem Zustande war, dass ja nur noch drei Tage übrig seien, und weigerte sich, sein Versprechen zu erfüllen. "Wenn du wirklich nicht willst", sagte der März, "so wisse denn: Mit drei Tagen, die mir übrig und drei, die mir leiht mein Gevatter April, ich alle deine Schafe sterben lassen will." Nun machte er sechs Tage lang ein so furchtbares Wetter mit Regen und Kälte, dass sämmtliche Lämmer und Schafe umkamen. (Reinsberg VIII, 97.) 36 Der Märze spart de Kerze. (Luzern.) 37 Der Mertz ein schantz, der April gantz, der Mey new halten selten trew. - Petri, II, 101.
[Spaltenumbruch]
März. 1 Aem März wirt der Schni madig. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 9. 2 Aes der Mierz hîs ug drêch, se môcht hie de Gebouer rech. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 10. 3 Auf einen freundlichen März folgt ein freundlicher April. (Westf.) – Boebel, 85. 4 Auf März folgt stets April, das ist Kalenderwill'. 5 Bos der Marz net will, dos nimmt der April. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 21. 6 Brau' nur im März gut Bier, mein lieber Brauer, es ist gesund und wird nicht sauer. (Arnsberg.) – Boebel, 85. 7 Da März mue' s' Holz gefr'n bis ön Kên, eh mag nöd Sum'a we'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 45. 8 De Märt röhrt de Stêrt. (Ostfries.) – Bueren, 306; Hauskalender, III. 9 De März heft Herz, on de Pröll deit ok noch wat hei wöll. (Alt-Pillau.) 10 De März is den âlen Wiwern un Koien (Kühen) öre Sterz (ihr Ende). (Göttingen.) – Schambach, II, 382. 11 De März krigt de âlen Wîwer bît Herz. (Göttingen.) – Schambach, II, 382. Der März fasst die alten Weiber beim Herzen: er lässt sie sterben. 12 De März mot jedem röhre dat Herz. (Dönhofstädt.) 13 De Mä(r)t hät än Kop oder en Stä(r)t. (Sauerland.) 14 De Merz is der Lammer Scherz. – Schambach, II, 625. Da er schon manchen sonnigen Tag bringt, an denen die Lämmer sich im Freien ergehen können. Er ist aber auch ihr Schmerz; denn er pflegt oft sie umzubringen. Daher rufen die Venetier: März, Märzlein, du machst mir krepiren die Schafe. Und in Bergamo stimmt man bei: März, Märzel, du willst krepiren machen die Zickel und die Schäfel. (Reinsberg VIII, 98.) 15 De Mörz hölld de Kuh beim Störz, den Abbröll hellef schönnd nôg Kuh on Kallef. (Trier.) – Laven, 177, 22a; Firmenich, III, 546, 16. 16 De sik wahrt vör Mârzens Sünn un Aprils Wind, de is un bliv en schön Kind. (Tecklenburg.) – Boebel, 85. 17 Den ersten März muss der Bauer seinen Pflug sterz. 18 Den März fürcht' ich im Januar, im Januar den März fürwahr. – Boebel, 72; Orakel, 155. Engl.: March in Janiveer, Janiveer in March I fear. (Bohn II, 32.) Frz.: Quand Mars fait avril, avril fait mars. (Leroux, I, 63.) 19 Der arge März hat ein böses Herz, alte Weiber schlägt er auf den Perz und lässt den Bauern greifen nach dem Sterz. – Boebel, 84. Der März gilt für falsch, treulos, veränderlich. Die Serben sagen daher: Unbeständig wie der März; die Sicilier nennen ihn närrisch (Marzu, pazzu); die Venetier sagen, er habe neun Farben; die Toscaner, er sei ohne Treu. Auch die Basken sagen: Der März kennt keine Treue, bald weint er, bald lacht er. Und: Der März, der ist ein Nickelskind, jetzt regnet es, jetzt schneit's, bald ist es schön, bald Wind. Der März will seine Streiche spielen. Sonne und Wasser, Märzwetter. In. England heisst es: Der März hat viel Wetter. In Toscana: Der März hat nicht einen Tag wie den andern. In Parma: März, Märzlein, drei Tage schlecht und einen gut. In Portugal: März, Märzchen, früh Hundegesicht und Nachmittag Sommer. (Reinsberg VIII, 96.) Der März steht sogar im südlichen Italien in einem übeln Rufe; denn man sagt dort sprichwörtlich: Wenn der März wüthet, heizt das alte Mütterchen sogar mit seinem Spinnrocken. Es sind damit namentlich die Stürme um die Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche gemeint. ( Vgl. Der Winter in Neapal, in Ausland, 1864, Nr. 11.) 20 Der böse März hat ein arges Herz. – Bair. Hauskalender. 21 Der März bricht der Kuh das Herz. – Frischbier2, 2549. 22 Der März greift dem Winter ans Herz. 23 Der März hat Gift im Sterz. Holl.: De maand Maart heeft venijn in den staart. (Harrebomée, II, 48a.) [Spaltenumbruch] 24 Der März kriegt manchen beim Sterz; was der März nicht will, nimmt der April. – Bücking, 159. Von den häufigern Sterbefällen in diesen Monaten, die in dem Uebergange von der kalten zur warmen Jahreszeit ihren Grund haben. 25 Der März kriegt olle Lüde beim Sterz. – Boebel, 80; hochdeutsch: Orakel, 332. 26 Der März kriet (kriegt) en Pfluck bein Sterz, der April hält en widder still. (Dessau.) – Oec. rur.; hochdeutsch bei Petri, II, 101; Sutor, 972; Orakel, 335. Schapherderus Kalender (Rostock 1523, Fol. VIIIb) sagt vom März: „Ick byn genömet de Mertze vnde grype den ploch by dem stertze.“ – Colerus Calendarium (Wittenberg 1592-1606, 2 Thle., S. 30): „Vom Mertzen sagen die alten Bawren: der Mertz helt den Pflug beym Stertz (d. i. man ackert in dem Monat) darnach kömpt der Aprill und hellt jhn wiedervmb still (durch sein unbeständig Wetter).“ (Dr. Schiller.) 27 Der März nimmt alte Leute beim Sterz. – Simrock, 6847; Körte, 4139; Braun, I, 2579. Der Sarde nennt daher diesen Monat: Martu marzozu, d. i. den schändlichen, und sagt: Der Märzwind bringt die Alten ins Grab. Der Czeche ruft warnend: Im März fürcht', Alter, den Tod. Denn: Im März weht der Wind aus der Birke, d. i. scharf und schneidend. (Reinsberg VIII, 102.) 28 Der März rührt den Sterz, der April thut, was er will. Holl.: Maart roert zijn' staart; maar April doet, wat hij wil. (Harrebomée, II, 48b.) 29 Der März sagt: Pawr, lass scherffen dein Pflugscharn, auff, auff, ist Zeit zu Acker fahren. (Görlitz.) – Boebel, 84. 30 Der März schött de Stääz, der Aprell deit, watte well. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 40; Weyden, I, 1. 31 Der März schüttelt den Sterz. – Simrock, 6844; Orakel, 327. 32 Der März soll komme es wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm. (Luzern.) Mit harter Witterung beginnen und mit milder enden. 33 Der März treibt seinen Scherz. – Frischbier2, 2550. Weil bei gelindem Winter der Frost im März sehr häufig nachzukommen pflegt. 34 Der März versteht keinen Scherz. Poln.: Marzec bierze narzecz. (Boebel, 78.) 35 Der März zu Anfang oder zu End' seine Gifte send't. – Körte, 4137; Boebel, 80; Orakel, 327. Der März hat nach der Anschauung des Volks den schlechtesten Ruf in der Welt. Beim Kommen oder Gehen, sagt man in Mailand, will der März frieren lassen. Und die Russen geben als Ursache an: Wenn der Pflug die Erde aufgräbt, lebt die Kälte noch. Die Mailänder beschuldigen ihn, er habe seinem Vater einen Mantel gekauft, ihn aber nach drei Tagen wieder versetzt. Die Venetianer behaupten, er habe seiner Mutter einen Pelz geschenkt, ihn aber nach drei Tagen wieder verkauft; und die Toscaner sagen, er sei ohne Treue. Wie die Calabresen erzählen, ist der März ein Maulthier (mulo) oder uneheliches Kind. Schon als er zur Welt kam, weinte er nur mit einem Auge und lachte mit dem andern; und als die Mutter ihm die Brust gab, schrie sie laut auf: „Märzchen, du machst mir ja die Brust gefrieren, und mein Blut zu Eis gerinnen.“ „Mama“, entgegnete Märzchen, „lege mich an die andere Brust.“ Die Mutter hatte es kaum gethan, so schrie sie von neuem: „Märzchen, du verbrennst mich ja“, nahm ihn von der Brust weg und legte ihn in die Wiege. Einige Tage später sprach die Mutter: „Märzchen, mache klares Wetter, dass deine Windeln trocknen.“ Und er machte so schönes Wetter, dass die Bäume ausschlugen und die Blumen hervorsprossten. Aber plötzlich trübte sich der Himmel, eine Flut von Regen und Hagel kam herab, der Fluss schwoll an und spülte die Mutter sammt ihrem Wäschkorb hinweg. (Ausland, Augsburg 1870, S. 132.) In Andalusien erzählt man, ein Schäfer habe dem März ein Lämmchen versprochen, wenn er sich gut betragen wolle. Der März ging darauf ein und that gewissenhaft, was er gesagt; als er aber bei seinem Weggange das Lamm verlangte, überlegte sich der Hirt, dessen Heerde in gutem Zustande war, dass ja nur noch drei Tage übrig seien, und weigerte sich, sein Versprechen zu erfüllen. „Wenn du wirklich nicht willst“, sagte der März, „so wisse denn: Mit drei Tagen, die mir übrig und drei, die mir leiht mein Gevatter April, ich alle deine Schafe sterben lassen will.“ Nun machte er sechs Tage lang ein so furchtbares Wetter mit Regen und Kälte, dass sämmtliche Lämmer und Schafe umkamen. (Reinsberg VIII, 97.) 36 Der Märze spart de Kerze. (Luzern.) 37 Der Mertz ein schantz, der April gantz, der Mey new halten selten trew. – Petri, II, 101.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0253" n="[239]"/> <cb n="477"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">März.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aem März wirt der Schni madig.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 9.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Aes der Mierz hîs ug drêch, se môcht hie de Gebouer rech.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 10.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Auf einen freundlichen März folgt ein freundlicher April.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) – <hi rendition="#i">Boebel, 85.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Auf März folgt stets April, das ist Kalenderwill'.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Bos der Marz net will, dos nimmt der April.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, II, 408, 21.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Brau' nur im März gut Bier, mein lieber Brauer, es ist gesund und wird nicht sauer.</hi> (<hi rendition="#i">Arnsberg.</hi>) – <hi rendition="#i">Boebel, 85.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Da März mue' s' Holz gefr'n bis ön Kên, eh mag nöd Sum'a we'n.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) – <hi rendition="#i">Baumgarten, I, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 De Märt röhrt de Stêrt.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) – <hi rendition="#i">Bueren, 306; Hauskalender, III.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 De März heft Herz, on de Pröll deit ok noch wat hei wöll.</hi> (<hi rendition="#i">Alt-Pillau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 De März is den âlen Wiwern un Koien (Kühen) öre Sterz (ihr Ende).</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>) – <hi rendition="#i">Schambach, II, 382.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 De März krigt de âlen Wîwer bît Herz.</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>) – <hi rendition="#i">Schambach, II, 382.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der März fasst die alten Weiber beim Herzen: er lässt sie sterben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 De März mot jedem röhre dat Herz.</hi> (<hi rendition="#i">Dönhofstädt.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 De Mä(r)t hät än Kop oder en Stä(r)t.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 De Merz is der Lammer Scherz.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, II, 625.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Da er schon manchen sonnigen Tag bringt, an denen die Lämmer sich im Freien ergehen können. Er ist aber auch ihr Schmerz; denn er pflegt oft sie umzubringen. Daher rufen die Venetier: März, Märzlein, du machst mir krepiren die Schafe. Und in Bergamo stimmt man bei: März, Märzel, du willst krepiren machen die Zickel und die Schäfel. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 98.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 De Mörz hölld de Kuh beim Störz, den Abbröll hellef schönnd nôg Kuh on Kallef.</hi> (<hi rendition="#i">Trier.</hi>) – <hi rendition="#i">Laven, 177, 22<hi rendition="#sup">a</hi>; Firmenich, III, 546, 16.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 De sik wahrt vör Mârzens Sünn un Aprils Wind, de is un bliv en schön Kind.</hi> (<hi rendition="#i">Tecklenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Boebel, 85.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Den ersten März muss der Bauer seinen Pflug sterz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Den März fürcht' ich im Januar, im Januar den März fürwahr.</hi> – <hi rendition="#i">Boebel, 72; Orakel, 155.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: March in Janiveer, Janiveer in March I fear. (<hi rendition="#i">Bohn II, 32.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Quand Mars fait avril, avril fait mars. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 63.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Der arge März hat ein böses Herz, alte Weiber schlägt er auf den Perz und lässt den Bauern greifen nach dem Sterz.</hi> – <hi rendition="#i">Boebel, 84.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der März gilt für falsch, treulos, veränderlich. Die Serben sagen daher: Unbeständig wie der März; die Sicilier nennen ihn närrisch (Marzu, pazzu); die Venetier sagen, er habe neun Farben; die Toscaner, er sei ohne Treu. Auch die Basken sagen: Der März kennt keine Treue, bald weint er, bald lacht er. Und: Der März, der ist ein Nickelskind, jetzt regnet es, jetzt schneit's, bald ist es schön, bald Wind. Der März will seine Streiche spielen. Sonne und Wasser, Märzwetter. In. England heisst es: Der März hat viel Wetter. In Toscana: Der März hat nicht einen Tag wie den andern. In Parma: März, Märzlein, drei Tage schlecht und einen gut. In Portugal: März, Märzchen, früh Hundegesicht und Nachmittag Sommer. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 96.</hi>) Der März steht sogar im südlichen Italien in einem übeln Rufe; denn man sagt dort sprichwörtlich: Wenn der März wüthet, heizt das alte Mütterchen sogar mit seinem Spinnrocken. Es sind damit namentlich die Stürme um die Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche gemeint. ( Vgl. <hi rendition="#i">Der Winter in Neapal, in Ausland, 1864, Nr. 11.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Der böse März hat ein arges Herz.</hi> – <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Der März bricht der Kuh das Herz.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2549.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Der März greift dem Winter ans Herz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Der März hat Gift im Sterz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De maand Maart heeft venijn in den staart. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 48<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="478"/> 24 Der März kriegt manchen beim Sterz; was der März nicht will, nimmt der April.</hi> – <hi rendition="#i">Bücking, 159.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von den häufigern Sterbefällen in diesen Monaten, die in dem Uebergange von der kalten zur warmen Jahreszeit ihren Grund haben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Der März kriegt olle Lüde beim Sterz.</hi> – <hi rendition="#i">Boebel, 80; hochdeutsch: Orakel, 332.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Der März kriet (kriegt) en Pfluck bein Sterz, der April hält en widder still.</hi> (<hi rendition="#i">Dessau.</hi>) – <hi rendition="#i">Oec. rur.;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Petri, II, 101; Sutor, 972; Orakel, 335.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Schapherderus Kalender (Rostock 1523, Fol. VIII<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi> sagt vom März: „Ick byn genömet de Mertze vnde grype den ploch by dem stertze.“ – <hi rendition="#i">Colerus Calendarium (Wittenberg 1592-1606, 2 Thle., S. 30):</hi> „Vom Mertzen sagen die alten Bawren: der Mertz helt den Pflug beym Stertz (d. i. man ackert in dem Monat) darnach kömpt der Aprill und hellt jhn wiedervmb still (durch sein unbeständig Wetter).“ (<hi rendition="#i">Dr. Schiller.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Der März nimmt alte Leute beim Sterz.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6847; Körte, 4139; Braun, I, 2579.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Sarde nennt daher diesen Monat: Martu marzozu, d. i. den schändlichen, und sagt: Der Märzwind bringt die Alten ins Grab. Der Czeche ruft warnend: Im März fürcht', Alter, den Tod. Denn: Im März weht der Wind aus der Birke, d. i. scharf und schneidend. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 102.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Der März rührt den Sterz, der April thut, was er will.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Maart roert zijn' staart; maar April doet, wat hij wil. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 48<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Der März sagt: Pawr, lass scherffen dein Pflugscharn, auff, auff, ist Zeit zu Acker fahren.</hi> (<hi rendition="#i">Görlitz.</hi>) – <hi rendition="#i">Boebel, 84.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Der März schött de Stääz, der Aprell deit, watte well.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 472, 40; Weyden, I, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Der März schüttelt den Sterz.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6844; Orakel, 327.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Der März soll komme es wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Mit harter Witterung beginnen und mit milder enden.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Der März treibt seinen Scherz.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2550.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Weil bei gelindem Winter der Frost im März sehr häufig nachzukommen pflegt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Der März versteht keinen Scherz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Marzec bierze narzecz. (<hi rendition="#i">Boebel, 78.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Der März zu Anfang oder zu End' seine Gifte send't.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 4137; Boebel, 80; Orakel, 327.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der März hat nach der Anschauung des Volks den schlechtesten Ruf in der Welt. Beim Kommen oder Gehen, sagt man in Mailand, will der März frieren lassen. Und die Russen geben als Ursache an: Wenn der Pflug die Erde aufgräbt, lebt die Kälte noch. Die Mailänder beschuldigen ihn, er habe seinem Vater einen Mantel gekauft, ihn aber nach drei Tagen wieder versetzt. Die Venetianer behaupten, er habe seiner Mutter einen Pelz geschenkt, ihn aber nach drei Tagen wieder verkauft; und die Toscaner sagen, er sei ohne Treue. Wie die Calabresen erzählen, ist der März ein Maulthier (mulo) oder uneheliches Kind. Schon als er zur Welt kam, weinte er nur mit einem Auge und lachte mit dem andern; und als die Mutter ihm die Brust gab, schrie sie laut auf: „Märzchen, du machst mir ja die Brust gefrieren, und mein Blut zu Eis gerinnen.“ „Mama“, entgegnete Märzchen, „lege mich an die andere Brust.“ Die Mutter hatte es kaum gethan, so schrie sie von neuem: „Märzchen, du verbrennst mich ja“, nahm ihn von der Brust weg und legte ihn in die Wiege. Einige Tage später sprach die Mutter: „Märzchen, mache klares Wetter, dass deine Windeln trocknen.“ Und er machte so schönes Wetter, dass die Bäume ausschlugen und die Blumen hervorsprossten. Aber plötzlich trübte sich der Himmel, eine Flut von Regen und Hagel kam herab, der Fluss schwoll an und spülte die Mutter sammt ihrem Wäschkorb hinweg. (<hi rendition="#i">Ausland, Augsburg 1870, S. 132.</hi>) In Andalusien erzählt man, ein Schäfer habe dem März ein Lämmchen versprochen, wenn er sich gut betragen wolle. Der März ging darauf ein und that gewissenhaft, was er gesagt; als er aber bei seinem Weggange das Lamm verlangte, überlegte sich der Hirt, dessen Heerde in gutem Zustande war, dass ja nur noch drei Tage übrig seien, und weigerte sich, sein Versprechen zu erfüllen. „Wenn du wirklich nicht willst“, sagte der März, „so wisse denn: Mit drei Tagen, die mir übrig und drei, die mir leiht mein Gevatter April, ich alle deine Schafe sterben lassen will.“ Nun machte er sechs Tage lang ein so furchtbares Wetter mit Regen und Kälte, dass sämmtliche Lämmer und Schafe umkamen. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 97.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Der Märze spart de Kerze.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Der Mertz ein schantz, der April gantz, der Mey new halten selten trew.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 101.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[239]/0253]
März.
1 Aem März wirt der Schni madig. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 9.
2 Aes der Mierz hîs ug drêch, se môcht hie de Gebouer rech. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 10.
3 Auf einen freundlichen März folgt ein freundlicher April. (Westf.) – Boebel, 85.
4 Auf März folgt stets April, das ist Kalenderwill'.
5 Bos der Marz net will, dos nimmt der April. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 21.
6 Brau' nur im März gut Bier, mein lieber Brauer, es ist gesund und wird nicht sauer. (Arnsberg.) – Boebel, 85.
7 Da März mue' s' Holz gefr'n bis ön Kên, eh mag nöd Sum'a we'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 45.
8 De Märt röhrt de Stêrt. (Ostfries.) – Bueren, 306; Hauskalender, III.
9 De März heft Herz, on de Pröll deit ok noch wat hei wöll. (Alt-Pillau.)
10 De März is den âlen Wiwern un Koien (Kühen) öre Sterz (ihr Ende). (Göttingen.) – Schambach, II, 382.
11 De März krigt de âlen Wîwer bît Herz. (Göttingen.) – Schambach, II, 382.
Der März fasst die alten Weiber beim Herzen: er lässt sie sterben.
12 De März mot jedem röhre dat Herz. (Dönhofstädt.)
13 De Mä(r)t hät än Kop oder en Stä(r)t. (Sauerland.)
14 De Merz is der Lammer Scherz. – Schambach, II, 625.
Da er schon manchen sonnigen Tag bringt, an denen die Lämmer sich im Freien ergehen können. Er ist aber auch ihr Schmerz; denn er pflegt oft sie umzubringen. Daher rufen die Venetier: März, Märzlein, du machst mir krepiren die Schafe. Und in Bergamo stimmt man bei: März, Märzel, du willst krepiren machen die Zickel und die Schäfel. (Reinsberg VIII, 98.)
15 De Mörz hölld de Kuh beim Störz, den Abbröll hellef schönnd nôg Kuh on Kallef. (Trier.) – Laven, 177, 22a; Firmenich, III, 546, 16.
16 De sik wahrt vör Mârzens Sünn un Aprils Wind, de is un bliv en schön Kind. (Tecklenburg.) – Boebel, 85.
17 Den ersten März muss der Bauer seinen Pflug sterz.
18 Den März fürcht' ich im Januar, im Januar den März fürwahr. – Boebel, 72; Orakel, 155.
Engl.: March in Janiveer, Janiveer in March I fear. (Bohn II, 32.)
Frz.: Quand Mars fait avril, avril fait mars. (Leroux, I, 63.)
19 Der arge März hat ein böses Herz, alte Weiber schlägt er auf den Perz und lässt den Bauern greifen nach dem Sterz. – Boebel, 84.
Der März gilt für falsch, treulos, veränderlich. Die Serben sagen daher: Unbeständig wie der März; die Sicilier nennen ihn närrisch (Marzu, pazzu); die Venetier sagen, er habe neun Farben; die Toscaner, er sei ohne Treu. Auch die Basken sagen: Der März kennt keine Treue, bald weint er, bald lacht er. Und: Der März, der ist ein Nickelskind, jetzt regnet es, jetzt schneit's, bald ist es schön, bald Wind. Der März will seine Streiche spielen. Sonne und Wasser, Märzwetter. In. England heisst es: Der März hat viel Wetter. In Toscana: Der März hat nicht einen Tag wie den andern. In Parma: März, Märzlein, drei Tage schlecht und einen gut. In Portugal: März, Märzchen, früh Hundegesicht und Nachmittag Sommer. (Reinsberg VIII, 96.) Der März steht sogar im südlichen Italien in einem übeln Rufe; denn man sagt dort sprichwörtlich: Wenn der März wüthet, heizt das alte Mütterchen sogar mit seinem Spinnrocken. Es sind damit namentlich die Stürme um die Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche gemeint. ( Vgl. Der Winter in Neapal, in Ausland, 1864, Nr. 11.)
20 Der böse März hat ein arges Herz. – Bair. Hauskalender.
21 Der März bricht der Kuh das Herz. – Frischbier2, 2549.
22 Der März greift dem Winter ans Herz.
23 Der März hat Gift im Sterz.
Holl.: De maand Maart heeft venijn in den staart. (Harrebomée, II, 48a.)
24 Der März kriegt manchen beim Sterz; was der März nicht will, nimmt der April. – Bücking, 159.
Von den häufigern Sterbefällen in diesen Monaten, die in dem Uebergange von der kalten zur warmen Jahreszeit ihren Grund haben.
25 Der März kriegt olle Lüde beim Sterz. – Boebel, 80; hochdeutsch: Orakel, 332.
26 Der März kriet (kriegt) en Pfluck bein Sterz, der April hält en widder still. (Dessau.) – Oec. rur.; hochdeutsch bei Petri, II, 101; Sutor, 972; Orakel, 335.
Schapherderus Kalender (Rostock 1523, Fol. VIIIb) sagt vom März: „Ick byn genömet de Mertze vnde grype den ploch by dem stertze.“ – Colerus Calendarium (Wittenberg 1592-1606, 2 Thle., S. 30): „Vom Mertzen sagen die alten Bawren: der Mertz helt den Pflug beym Stertz (d. i. man ackert in dem Monat) darnach kömpt der Aprill und hellt jhn wiedervmb still (durch sein unbeständig Wetter).“ (Dr. Schiller.)
27 Der März nimmt alte Leute beim Sterz. – Simrock, 6847; Körte, 4139; Braun, I, 2579.
Der Sarde nennt daher diesen Monat: Martu marzozu, d. i. den schändlichen, und sagt: Der Märzwind bringt die Alten ins Grab. Der Czeche ruft warnend: Im März fürcht', Alter, den Tod. Denn: Im März weht der Wind aus der Birke, d. i. scharf und schneidend. (Reinsberg VIII, 102.)
28 Der März rührt den Sterz, der April thut, was er will.
Holl.: Maart roert zijn' staart; maar April doet, wat hij wil. (Harrebomée, II, 48b.)
29 Der März sagt: Pawr, lass scherffen dein Pflugscharn, auff, auff, ist Zeit zu Acker fahren. (Görlitz.) – Boebel, 84.
30 Der März schött de Stääz, der Aprell deit, watte well. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 40; Weyden, I, 1.
31 Der März schüttelt den Sterz. – Simrock, 6844; Orakel, 327.
32 Der März soll komme es wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm. (Luzern.)
Mit harter Witterung beginnen und mit milder enden.
33 Der März treibt seinen Scherz. – Frischbier2, 2550.
Weil bei gelindem Winter der Frost im März sehr häufig nachzukommen pflegt.
34 Der März versteht keinen Scherz.
Poln.: Marzec bierze narzecz. (Boebel, 78.)
35 Der März zu Anfang oder zu End' seine Gifte send't. – Körte, 4137; Boebel, 80; Orakel, 327.
Der März hat nach der Anschauung des Volks den schlechtesten Ruf in der Welt. Beim Kommen oder Gehen, sagt man in Mailand, will der März frieren lassen. Und die Russen geben als Ursache an: Wenn der Pflug die Erde aufgräbt, lebt die Kälte noch. Die Mailänder beschuldigen ihn, er habe seinem Vater einen Mantel gekauft, ihn aber nach drei Tagen wieder versetzt. Die Venetianer behaupten, er habe seiner Mutter einen Pelz geschenkt, ihn aber nach drei Tagen wieder verkauft; und die Toscaner sagen, er sei ohne Treue. Wie die Calabresen erzählen, ist der März ein Maulthier (mulo) oder uneheliches Kind. Schon als er zur Welt kam, weinte er nur mit einem Auge und lachte mit dem andern; und als die Mutter ihm die Brust gab, schrie sie laut auf: „Märzchen, du machst mir ja die Brust gefrieren, und mein Blut zu Eis gerinnen.“ „Mama“, entgegnete Märzchen, „lege mich an die andere Brust.“ Die Mutter hatte es kaum gethan, so schrie sie von neuem: „Märzchen, du verbrennst mich ja“, nahm ihn von der Brust weg und legte ihn in die Wiege. Einige Tage später sprach die Mutter: „Märzchen, mache klares Wetter, dass deine Windeln trocknen.“ Und er machte so schönes Wetter, dass die Bäume ausschlugen und die Blumen hervorsprossten. Aber plötzlich trübte sich der Himmel, eine Flut von Regen und Hagel kam herab, der Fluss schwoll an und spülte die Mutter sammt ihrem Wäschkorb hinweg. (Ausland, Augsburg 1870, S. 132.) In Andalusien erzählt man, ein Schäfer habe dem März ein Lämmchen versprochen, wenn er sich gut betragen wolle. Der März ging darauf ein und that gewissenhaft, was er gesagt; als er aber bei seinem Weggange das Lamm verlangte, überlegte sich der Hirt, dessen Heerde in gutem Zustande war, dass ja nur noch drei Tage übrig seien, und weigerte sich, sein Versprechen zu erfüllen. „Wenn du wirklich nicht willst“, sagte der März, „so wisse denn: Mit drei Tagen, die mir übrig und drei, die mir leiht mein Gevatter April, ich alle deine Schafe sterben lassen will.“ Nun machte er sechs Tage lang ein so furchtbares Wetter mit Regen und Kälte, dass sämmtliche Lämmer und Schafe umkamen. (Reinsberg VIII, 97.)
36 Der Märze spart de Kerze. (Luzern.)
37 Der Mertz ein schantz, der April gantz, der Mey new halten selten trew. – Petri, II, 101.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |