Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch]
*35 Das gehört nicht zum Liede. - Eiselein, 429. Lat.: Extra cantionem. (Binder II, 1046; Eiselein, 429.) - Nihil ad fides. - Nihil ad versum. *36 Das ist das Lied vom ende. - Mathesy, 228b; Herberger, I, 440; Schuppius, Tract. *37 Das ist ein ander Lied. Einmal etwas Neues; das klingt, lautet anders. *38 Das Lied hat eines Esels Final. *39 Dies Lied hat ihm nicht gefallen. - Parömiakon, 1567. *40 Das Lied ist aus (zu Ende). Lat.: Cantatum satis est. (Binder II, 425; Schreger, 4.) *41 Das Lied ist meiner stimmen zu hoch. - Luther's Werke, VII, 423a. *42 Das Lied stimmet vnd klingt zu seiner Geig (Zither). - Lehmann, 788, 17. *43 Das Lied zu hoch anfangen. - Braun, I, 2349. *44 Der singt kein schön Lied. *45 Dessen Lied singen, dessen Brot man isst. - Herberger, I, 738. *46 Die Lieder kommen alle aus Einer (derselben) Kehle. Holl.: Al die liedjes komen uit dezelfde zakpijp. (Harrebomee, II, 22.) *47 Dies Lied muss ein jeder singen. - Parömiakon, 1843. Darein muss jeder einstimmen; oder auch: jeder muss sterben. *48 Ein Lied in die Küche singen. *49 Er hat das Lied zu hoch angefangen. - Eyering, II, 295; Lehmann, 935, 12. Bei Lehmann a. a. O. heisst es: "Die eines Dinges zu viel thun, von denen wird gesagt: Man hab das Lied zu hoch angefangen, das Ross vbergürtet, das Kind mit dem Bad aussgeschüttet, den Bogen vberspannt, das Beil zu weit geworffen, man will das Hemd zum Rock machen." *50 Er kann ein Lied davon singen. - Braun, I, 2348; Frischbier2, 2428. Er hat Erfahrungen in dieser Sache gemacht. *51 Er kann nur Ein Lied singen. - Eyering, II, 386. *52 Er muss sein Lied zu Ende singen, es geht wie's geht. Holl.: Hij moet zijn lied zingen, het ga, hoe et ga. (Harrebomee, II, 22.) *53 Er singt ein Lied auf seine eigene Hand. Holl.: Een liedje zingen op zijne eigene hand. (Harrebomee, II, 22.) *54 Er singt kein schönes Lied. - Eiselein, 429. Lat.: Nec bona carmina cantat. (Eiselein, 429.) *55 Es ist ein Lied, das kein Ende hat. Indem man das, was schon gesungen, immer wiederholt. Bei Kritzinger steht dafür: Des Benzenauers (?) Lied. Engl.: To harp still upon the same string. (Masson, 234.) - To sing the same song. (Bohn II, 176.) Frz.: C'est l'ordinaire, c'est la piece de boeuf. (Lendroy, 1202.) - C'est toujours la meme chanson (refrain). (Lendroy, 308.) - La chanson du ricochet, toujours a recommencer. (Leroux, II, 58; Kritzinger, 121b.) *56 Es ist ein neues Lied wie der Unkensang im Teiche. *57 Es ist ein versungen und verklungen Lied. - Eiselein, 429. *58 Es ist immer das alte Lied. In Pommern: Dat is dat olle Led. (Dähnert, 270b.) Das hat man schon oft gehört. Holl.: Altijd het oude lied. (Harrebomee, II, 22.) *59 Ich will ihm ein ander Lied singen lehren. Holl.: Ik zal hem een ander liedje laten zingen. (Harrebomee, II, 23.) *60 Immer das alte (dasselbe) Lied singen. - Braun, I, 2350; Sutor, 82. Bei einerlei bleiben; immer z. B. dieselbe Klage führen. Wenn die Erfahrungen der Aeltern für die Kinder nicht verloren wären und nicht jeder Mensch gleichsam sein eigenes A-b-c von Erfahrungen selbst durchmachen müsste, wäre diese Welt, wie einer klagte, schon bis zum Ekel klug; so aber fängt mit jedem neuen Geschlecht auch das Lied wieder von vorn an; und unter den Sängern finden sich immer nur sehr wenige, welche einige Töne aus der Weise ihrer Aeltern erschnappt haben. Frz.: Ne savoir qu'une chanson. Lat.: Cantilenam eandem canere. (Terenz.) (Binder I, 166; II, 426; Faselius, 40; Philippi, I, 72; Seybold, 66.) - Cantilenam repetere. (Binder II, 426.) - Crambe [Spaltenumbruch] repetita occidit. - Eadem oberrare chorda. (Masson, 234.) - Incudem eandem tundere. (Cicero.) (Binder I, 724; II, 1490; Seybold, 236.) *61 Immer ein Lied an allen örten singen. - Franck, Zeytbuch, XLIIIa. *62 Nun muss ich das Lied zu Ende singen. Holl.: Wij moeten het liedje nu maar geheel uitzingen. (Harrebomee, II, 23.) Liedchen. 1 Leidcher, dä enem gefale, let em sich gäre virsäinjen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 813. 2 Man singt auch nicht alle Liedchen aus. - Simrock, 6512a. 3 Nä Leidcher heirt em gern. - Schuster, 814. 4 Wenn man das Liedchen zu hoch anfängt, so erliegt man im Singen. - Simrock, 6513. *5 Alle Ledcher lasse sich net ussengen. (Bedburg.) *6 So ein Liedchen lob' ich mir. - Frischbier2, 2429. Liedel. Sie üben beide an Einem Liedel, er geigt den Bass, sie streicht die Fiedel. (Leipzig.) Liederlich (Subst.). * Es ist ein Bruder (oder: es ist Meister) Liederlich. "Ist einer ohn scheu ein Bruder Liederlich, der in der Schmauserei allein nur hält den Stich, so spricht man: an ihm ist so Hopp als Schmaltz vertorben." (Keller, 133a.) Das Chaos (524) gibt folgende Schilderung von ihm: "Meister Liederlich thut müssig gehen und stehen; Brandtwein und Bier, Schnupff- und Rauch- Toback ist sein Handwerkzeug. Es ist der Meister Grobian. Sein alter schwartzer Mantel hengt ihm von einer Axel zu der andern wie eine Zügeiner-Kotzen; er schlaipfft ihn im Koth und macht Spitz daran, wie Spanische Reuter; den durchlöcherten Huet tragt er auf einem Ohrlappel als hätte er junge Raben oder Grüllen darunter; sein Ueberschlag oder Kragen ist schön, ja so fein gleich gepöglet, dass man es für Ymber und Pfeffer-Scharmitzel brauchen kunte, und auch so sauber, dass man alle Bier- Tropfen und Maul-Zäher darauf zehlen kan; sein Bart ist allamodisch aufgesetzt, dass er mehr einer Toback- als einer Pfeffermihl gleichet; sein Kopff ist schön aussgekamplet, dass Ratzen darinnen Jungen häcken kunten; alle Leuth auf der Gassen riechen ihn von weitem; der Rauch-Toback riecht an ihm so lieblich, als wie ein Gäns-Stall, der zehen Jahr nit aussgemüstet worden; er hat Strimpff an, welche die Zügeiner schon vor vil Monath auf dem Müst- Hauffen haben ligen lassen. Er hat die Nasen voller Schnupfftoback, wie ein alter Pulver- Sack; im Barth hat er lauter Rauch-Tobacks- Asche, dass der Saiffensieder lange Zeit genug venetianische Saiffen darauss sieden kunte; halbe Pomphose, ein Stifel; sein Parocken ist so krauss, als wen Mäuss, Hund und Katzen Jungen darinnen aussbrütheten; sein Ledernes Goller ist so schmutzig, schmirig, rotzig und faisst, man kunte vor ein gantz Jahr Hochzeit- Suppen genug darauss sieden." Frz.: Il se fait beau garcon. Liederlich (Adj.). 1 Liederlich hat's meiste Glück. (Kosen.) - Reinsberg IV, 1138. 2 Liederlich ist nicht, wer trinkt, sondern wer nicht bezahlen kann. Böhm.: Ne ten lotras, kdo pije a ma zac; ale ten, kdo nema zac. (Celakovsky, 142.) Poln.: Nie to lotr, co pije a ma za co: ale to, co niema za co. (Celakovsky, 142.) 3 Liederlich macht widerlich. 4 Zite bin i liederli, Zite bin i gut, Zite han' i d's Käppli uf, Zite den Hut. (Am Thunersee.) - Schweiz, I, 215, 121. *5 Er ist liederlich, so weit ihn die Haut anrührt. *6 Er ist liederlich wie ein Strick. (Ostpreuss.) *7 He wart liederlich up de Tehen gan. (Mecklenburg.) - Mussäus, 120, 2. Er fängt an, auf den Zehen zu gehen, er wird stolz. *8 Liederlich werden. In der Niederlausitz sagt man von einem Stück Vieh, es werde liederlich, wenn es schlaff, elend wird, abfällt. Liederlichkeit. * Deam gucket d' Liederlichkeit us alle Knopflöcher aus. (Ulm.) Liedlein. 1 Ein gut Liedlein mag man wol zwier singen. - Fischer, Psalter, 64, 3.
[Spaltenumbruch]
*35 Das gehört nicht zum Liede. – Eiselein, 429. Lat.: Extra cantionem. (Binder II, 1046; Eiselein, 429.) – Nihil ad fides. – Nihil ad versum. *36 Das ist das Lied vom ende. – Mathesy, 228b; Herberger, I, 440; Schuppius, Tract. *37 Das ist ein ander Lied. Einmal etwas Neues; das klingt, lautet anders. *38 Das Lied hat eines Esels Final. *39 Dies Lied hat ihm nicht gefallen. – Parömiakon, 1567. *40 Das Lied ist aus (zu Ende). Lat.: Cantatum satis est. (Binder II, 425; Schreger, 4.) *41 Das Lied ist meiner stimmen zu hoch. – Luther's Werke, VII, 423a. *42 Das Lied stimmet vnd klingt zu seiner Geig (Zither). – Lehmann, 788, 17. *43 Das Lied zu hoch anfangen. – Braun, I, 2349. *44 Der singt kein schön Lied. *45 Dessen Lied singen, dessen Brot man isst. – Herberger, I, 738. *46 Die Lieder kommen alle aus Einer (derselben) Kehle. Holl.: Al die liedjes komen uit dezelfde zakpijp. (Harrebomée, II, 22.) *47 Dies Lied muss ein jeder singen. – Parömiakon, 1843. Darein muss jeder einstimmen; oder auch: jeder muss sterben. *48 Ein Lied in die Küche singen. *49 Er hat das Lied zu hoch angefangen. – Eyering, II, 295; Lehmann, 935, 12. Bei Lehmann a. a. O. heisst es: „Die eines Dinges zu viel thun, von denen wird gesagt: Man hab das Lied zu hoch angefangen, das Ross vbergürtet, das Kind mit dem Bad aussgeschüttet, den Bogen vberspannt, das Beil zu weit geworffen, man will das Hemd zum Rock machen.“ *50 Er kann ein Lied davon singen. – Braun, I, 2348; Frischbier2, 2428. Er hat Erfahrungen in dieser Sache gemacht. *51 Er kann nur Ein Lied singen. – Eyering, II, 386. *52 Er muss sein Lied zu Ende singen, es geht wie's geht. Holl.: Hij moet zijn lied zingen, het ga, hoe et ga. (Harrebomée, II, 22.) *53 Er singt ein Lied auf seine eigene Hand. Holl.: Een liedje zingen op zijne eigene hand. (Harrebomée, II, 22.) *54 Er singt kein schönes Lied. – Eiselein, 429. Lat.: Nec bona carmina cantat. (Eiselein, 429.) *55 Es ist ein Lied, das kein Ende hat. Indem man das, was schon gesungen, immer wiederholt. Bei Kritzinger steht dafür: Des Benzenauers (?) Lied. Engl.: To harp still upon the same string. (Masson, 234.) – To sing the same song. (Bohn II, 176.) Frz.: C'est l'ordinaire, c'est la pièce de boeuf. (Lendroy, 1202.) – C'est toujours la même chanson (refrain). (Lendroy, 308.) – La chanson du ricochet, toujours à recommencer. (Leroux, II, 58; Kritzinger, 121b.) *56 Es ist ein neues Lied wie der Unkensang im Teiche. *57 Es ist ein versungen und verklungen Lied. – Eiselein, 429. *58 Es ist immer das alte Lied. In Pommern: Dat is dat olle Lêd. (Dähnert, 270b.) Das hat man schon oft gehört. Holl.: Altijd het oude lied. (Harrebomée, II, 22.) *59 Ich will ihm ein ander Lied singen lehren. Holl.: Ik zal hem een ander liedje laten zingen. (Harrebomée, II, 23.) *60 Immer das alte (dasselbe) Lied singen. – Braun, I, 2350; Sutor, 82. Bei einerlei bleiben; immer z. B. dieselbe Klage führen. Wenn die Erfahrungen der Aeltern für die Kinder nicht verloren wären und nicht jeder Mensch gleichsam sein eigenes A-b-c von Erfahrungen selbst durchmachen müsste, wäre diese Welt, wie einer klagte, schon bis zum Ekel klug; so aber fängt mit jedem neuen Geschlecht auch das Lied wieder von vorn an; und unter den Sängern finden sich immer nur sehr wenige, welche einige Töne aus der Weise ihrer Aeltern erschnappt haben. Frz.: Ne savoir qu'une chanson. Lat.: Cantilenam eandem canere. (Terenz.) (Binder I, 166; II, 426; Faselius, 40; Philippi, I, 72; Seybold, 66.) – Cantilenam repetere. (Binder II, 426.) – Crambe [Spaltenumbruch] repetita occidit. – Eadem oberrare chorda. (Masson, 234.) – Incudem eandem tundere. (Cicero.) (Binder I, 724; II, 1490; Seybold, 236.) *61 Immer ein Lied an allen örten singen. – Franck, Zeytbuch, XLIIIa. *62 Nun muss ich das Lied zu Ende singen. Holl.: Wij moeten het liedje nu maar geheel uitzingen. (Harrebomée, II, 23.) Liedchen. 1 Lîdcher, dä enem gefale, let em sich gäre virsäinjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 813. 2 Man singt auch nicht alle Liedchen aus. – Simrock, 6512a. 3 Nä Lîdcher hîrt em gern. – Schuster, 814. 4 Wenn man das Liedchen zu hoch anfängt, so erliegt man im Singen. – Simrock, 6513. *5 Alle Ledcher lasse sich net ussengen. (Bedburg.) *6 So ein Liedchen lob' ich mir. – Frischbier2, 2429. Liedel. Sie üben beide an Einem Liedel, er geigt den Bass, sie streicht die Fiedel. (Leipzig.) Liederlich (Subst.). * Es ist ein Bruder (oder: es ist Meister) Liederlich. „Ist einer ohn scheu ein Bruder Liederlich, der in der Schmauserei allein nur hält den Stich, so spricht man: an ihm ist so Hopp als Schmaltz vertorben.“ (Keller, 133a.) Das Chaos (524) gibt folgende Schilderung von ihm: „Meister Liederlich thut müssig gehen und stehen; Brandtwein und Bier, Schnupff- und Rauch- Toback ist sein Handwerkzeug. Es ist der Meister Grobian. Sein alter schwartzer Mantel hengt ihm von einer Axel zu der andern wie eine Zügeiner-Kotzen; er schlaipfft ihn im Koth und macht Spitz daran, wie Spanische Reuter; den durchlöcherten Huet tragt er auf einem Ohrlappel als hätte er junge Raben oder Grüllen darunter; sein Ueberschlag oder Kragen ist schön, ja so fein gleich gepöglet, dass man es für Ymber und Pfeffer-Scharmitzel brauchen kunte, und auch so sauber, dass man alle Bier- Tropfen und Maul-Zäher darauf zehlen kan; sein Bart ist allamodisch aufgesetzt, dass er mehr einer Toback- als einer Pfeffermihl gleichet; sein Kopff ist schön aussgekamplet, dass Ratzen darinnen Jungen häcken kunten; alle Leuth auf der Gassen riechen ihn von weitem; der Rauch-Toback riecht an ihm so lieblich, als wie ein Gäns-Stall, der zehen Jahr nit aussgemüstet worden; er hat Strimpff an, welche die Zügeiner schon vor vil Monath auf dem Müst- Hauffen haben ligen lassen. Er hat die Nasen voller Schnupfftoback, wie ein alter Pulver- Sack; im Barth hat er lauter Rauch-Tobacks- Asche, dass der Saiffensieder lange Zeit genug venetianische Saiffen darauss sieden kunte; halbe Pomphose, ein Stifel; sein Parocken ist so krauss, als wen Mäuss, Hund und Katzen Jungen darinnen aussbrütheten; sein Ledernes Goller ist so schmutzig, schmirig, rotzig und faisst, man kunte vor ein gantz Jahr Hochzeit- Suppen genug darauss sieden.“ Frz.: Il se fait beau garçon. Liederlich (Adj.). 1 Liederlich hat's meiste Glück. (Kosen.) – Reinsberg IV, 1138. 2 Liederlich ist nicht, wer trinkt, sondern wer nicht bezahlen kann. Böhm.: Ne ten lotras, kdo pije a má zač; ale ten, kdo nemá zač. (Čelakovsky, 142.) Poln.: Nie to łotr, co pije a ma za co: ale to, co niema za co. (Čelakovsky, 142.) 3 Liederlich macht widerlich. 4 Zite bin i liederli, Zite bin i gut, Zite han' i d's Käppli uf, Zite den Hut. (Am Thunersee.) – Schweiz, I, 215, 121. *5 Er ist liederlich, so weit ihn die Haut anrührt. *6 Er ist liederlich wie ein Strick. (Ostpreuss.) *7 He wart liederlich up de Tehen gan. (Mecklenburg.) – Mussäus, 120, 2. Er fängt an, auf den Zehen zu gehen, er wird stolz. *8 Liederlich werden. In der Niederlausitz sagt man von einem Stück Vieh, es werde liederlich, wenn es schlaff, elend wird, abfällt. Liederlichkeit. * Deam gucket d' Liederlichkeit us alle Knopflöcher aus. (Ulm.) Liedlein. 1 Ein gut Liedlein mag man wol zwier singen. – Fischer, Psalter, 64, 3.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <pb facs="#f0106" n="[92]"/> <cb n="183"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Das gehört nicht zum Liede.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Extra cantionem. (<hi rendition="#i">Binder II, 1046; Eiselein, 429.</hi>) – Nihil ad fides. – Nihil ad versum.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*36 Das ist das Lied vom ende.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 228<hi rendition="#sup">b</hi>; Herberger, I, 440; Schuppius, Tract.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Das ist ein ander Lied.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Einmal etwas Neues; das klingt, lautet anders.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*38 Das Lied hat eines Esels Final.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Dies Lied hat ihm nicht gefallen.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 1567.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Das Lied ist aus (zu Ende).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantatum satis est. (<hi rendition="#i">Binder II, 425; Schreger, 4.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 Das Lied ist meiner stimmen zu hoch.</hi> – <hi rendition="#i">Luther's Werke, VII, 423<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Das Lied stimmet vnd klingt zu seiner Geig (Zither).</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 788, 17.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Das Lied zu hoch anfangen.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 2349.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*44 Der singt kein schön Lied.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Dessen Lied singen, dessen Brot man isst.</hi> – <hi rendition="#i">Herberger, I, 738.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*46 Die Lieder kommen alle aus Einer (derselben) Kehle.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Al die liedjes komen uit dezelfde zakpijp. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 Dies Lied muss ein jeder singen.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 1843.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Darein muss jeder einstimmen; oder auch: jeder muss sterben.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*48 Ein Lied in die Küche singen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Er hat das Lied zu hoch angefangen.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, II, 295; Lehmann, 935, 12.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Lehmann</hi> a. a. O. heisst es: „Die eines Dinges zu viel thun, von denen wird gesagt: Man hab das Lied zu hoch angefangen, das Ross vbergürtet, das Kind mit dem Bad aussgeschüttet, den Bogen vberspannt, das Beil zu weit geworffen, man will das Hemd zum Rock machen.“</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Er kann ein Lied davon singen.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 2348; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2428.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er hat Erfahrungen in dieser Sache gemacht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 Er kann nur Ein Lied singen.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, II, 386.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*52 Er muss sein Lied zu Ende singen, es geht wie's geht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij moet zijn lied zingen, het ga, hoe et ga. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*53 Er singt ein Lied auf seine eigene Hand.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een liedje zingen op zijne eigene hand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*54 Er singt kein schönes Lied.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nec bona carmina cantat. (<hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*55 Es ist ein Lied, das kein Ende hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Indem man das, was schon gesungen, immer wiederholt. Bei <hi rendition="#i">Kritzinger</hi> steht dafür: Des Benzenauers (?) Lied.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To harp still upon the same string. (<hi rendition="#i">Masson, 234.</hi>) – To sing the same song. (<hi rendition="#i">Bohn II, 176.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est l'ordinaire, c'est la pièce de boeuf. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1202.</hi>) – C'est toujours la même chanson (refrain). (<hi rendition="#i">Lendroy, 308.</hi>) – La chanson du ricochet, toujours à recommencer. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 58; Kritzinger, 121<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*56 Es ist ein neues Lied wie der Unkensang im Teiche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 Es ist ein versungen und verklungen Lied.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*58 Es ist immer das alte Lied.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Pommern: Dat is dat olle Lêd. (<hi rendition="#i">Dähnert, 270<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Das hat man schon oft gehört.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Altijd het oude lied. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*59 Ich will ihm ein ander Lied singen lehren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik zal hem een ander liedje laten zingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 23.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*60 Immer das alte (dasselbe) Lied singen.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 2350; Sutor, 82.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei einerlei bleiben; immer z. B. dieselbe Klage führen. Wenn die Erfahrungen der Aeltern für die Kinder nicht verloren wären und nicht jeder Mensch gleichsam sein eigenes A-b-c von Erfahrungen selbst durchmachen müsste, wäre diese Welt, wie einer klagte, schon bis zum Ekel klug; so aber fängt mit jedem neuen Geschlecht auch das Lied wieder von vorn an; und unter den Sängern finden sich immer nur sehr wenige, welche einige Töne aus der Weise ihrer Aeltern erschnappt haben.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ne savoir qu'une chanson.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantilenam eandem canere. (<hi rendition="#i">Terenz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 166; II, 426; Faselius, 40; Philippi, I, 72; Seybold, 66.</hi>) – Cantilenam repetere. (<hi rendition="#i">Binder II, 426.</hi>) – Crambe <cb n="184"/> repetita occidit. – Eadem oberrare chorda. (<hi rendition="#i">Masson, 234.</hi>) – Incudem eandem tundere. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 724; II, 1490; Seybold, 236.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*61 Immer ein Lied an allen örten singen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, Zeytbuch, XLIII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*62 Nun muss ich das Lied zu Ende singen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wij moeten het liedje nu maar geheel uitzingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 23.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liedchen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Lîdcher, dä enem gefale, let em sich gäre virsäinjen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 813.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man singt auch nicht alle Liedchen aus.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6512<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Nä Lîdcher hîrt em gern.</hi> – <hi rendition="#i">Schuster, 814.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn man das Liedchen zu hoch anfängt, so erliegt man im Singen.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6513.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Alle Ledcher lasse sich net ussengen.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 So ein Liedchen lob' ich mir.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2429.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liedel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sie üben beide an Einem Liedel, er geigt den Bass, sie streicht die Fiedel.</hi> (<hi rendition="#i">Leipzig.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Liederlich</hi> (Subst.).</head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Bruder (oder: es ist Meister) Liederlich.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ist einer ohn scheu ein Bruder Liederlich, der in der Schmauserei allein nur hält den Stich, so spricht man: an ihm ist so Hopp als Schmaltz vertorben.“ (<hi rendition="#i">Keller, 133<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Das <hi rendition="#i">Chaos (524)</hi> gibt folgende Schilderung von ihm: „Meister Liederlich thut müssig gehen und stehen; Brandtwein und Bier, Schnupff- und Rauch- Toback ist sein Handwerkzeug. Es ist der Meister Grobian. Sein alter schwartzer Mantel hengt ihm von einer Axel zu der andern wie eine Zügeiner-Kotzen; er schlaipfft ihn im Koth und macht Spitz daran, wie Spanische Reuter; den durchlöcherten Huet tragt er auf einem Ohrlappel als hätte er junge Raben oder Grüllen darunter; sein Ueberschlag oder Kragen ist schön, ja so fein gleich gepöglet, dass man es für Ymber und Pfeffer-Scharmitzel brauchen kunte, und auch so sauber, dass man alle Bier- Tropfen und Maul-Zäher darauf zehlen kan; sein Bart ist allamodisch aufgesetzt, dass er mehr einer Toback- als einer Pfeffermihl gleichet; sein Kopff ist schön aussgekamplet, dass Ratzen darinnen Jungen häcken kunten; alle Leuth auf der Gassen riechen ihn von weitem; der Rauch-Toback riecht an ihm so lieblich, als wie ein Gäns-Stall, der zehen Jahr nit aussgemüstet worden; er hat Strimpff an, welche die Zügeiner schon vor vil Monath auf dem Müst- Hauffen haben ligen lassen. Er hat die Nasen voller Schnupfftoback, wie ein alter Pulver- Sack; im Barth hat er lauter Rauch-Tobacks- Asche, dass der Saiffensieder lange Zeit genug venetianische Saiffen darauss sieden kunte; halbe Pomphose, ein Stifel; sein Parocken ist so krauss, als wen Mäuss, Hund und Katzen Jungen darinnen aussbrütheten; sein Ledernes Goller ist so schmutzig, schmirig, rotzig und faisst, man kunte vor ein gantz Jahr Hochzeit- Suppen genug darauss sieden.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il se fait beau garçon.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Liederlich</hi> (Adj.).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Liederlich hat's meiste Glück.</hi> (<hi rendition="#i">Kosen.</hi>) – <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 1138.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Liederlich ist nicht, wer trinkt, sondern wer nicht bezahlen kann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ne ten lotras, kdo pije a má zač; ale ten, kdo nemá zač. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 142.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nie to łotr, co pije a ma za co: ale to, co niema za co. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 142.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Liederlich macht widerlich.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Zite bin i liederli, Zite bin i gut, Zite han' i d's Käppli uf, Zite den Hut.</hi> (<hi rendition="#i">Am Thunersee.</hi>) – <hi rendition="#i">Schweiz, I, 215, 121.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er ist liederlich, so weit ihn die Haut anrührt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er ist liederlich wie ein Strick.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 He wart liederlich up de Tehen gan.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Mussäus, 120, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er fängt an, auf den Zehen zu gehen, er wird stolz.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Liederlich werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In der Niederlausitz sagt man von einem Stück Vieh, es werde liederlich, wenn es schlaff, elend wird, abfällt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liederlichkeit.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Deam gucket d' Liederlichkeit us alle Knopflöcher aus.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liedlein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein gut Liedlein mag man wol zwier singen.</hi> – <hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 64, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[92]/0106]
*35 Das gehört nicht zum Liede. – Eiselein, 429.
Lat.: Extra cantionem. (Binder II, 1046; Eiselein, 429.) – Nihil ad fides. – Nihil ad versum.
*36 Das ist das Lied vom ende. – Mathesy, 228b; Herberger, I, 440; Schuppius, Tract.
*37 Das ist ein ander Lied.
Einmal etwas Neues; das klingt, lautet anders.
*38 Das Lied hat eines Esels Final.
*39 Dies Lied hat ihm nicht gefallen. – Parömiakon, 1567.
*40 Das Lied ist aus (zu Ende).
Lat.: Cantatum satis est. (Binder II, 425; Schreger, 4.)
*41 Das Lied ist meiner stimmen zu hoch. – Luther's Werke, VII, 423a.
*42 Das Lied stimmet vnd klingt zu seiner Geig (Zither). – Lehmann, 788, 17.
*43 Das Lied zu hoch anfangen. – Braun, I, 2349.
*44 Der singt kein schön Lied.
*45 Dessen Lied singen, dessen Brot man isst. – Herberger, I, 738.
*46 Die Lieder kommen alle aus Einer (derselben) Kehle.
Holl.: Al die liedjes komen uit dezelfde zakpijp. (Harrebomée, II, 22.)
*47 Dies Lied muss ein jeder singen. – Parömiakon, 1843.
Darein muss jeder einstimmen; oder auch: jeder muss sterben.
*48 Ein Lied in die Küche singen.
*49 Er hat das Lied zu hoch angefangen. – Eyering, II, 295; Lehmann, 935, 12.
Bei Lehmann a. a. O. heisst es: „Die eines Dinges zu viel thun, von denen wird gesagt: Man hab das Lied zu hoch angefangen, das Ross vbergürtet, das Kind mit dem Bad aussgeschüttet, den Bogen vberspannt, das Beil zu weit geworffen, man will das Hemd zum Rock machen.“
*50 Er kann ein Lied davon singen. – Braun, I, 2348; Frischbier2, 2428.
Er hat Erfahrungen in dieser Sache gemacht.
*51 Er kann nur Ein Lied singen. – Eyering, II, 386.
*52 Er muss sein Lied zu Ende singen, es geht wie's geht.
Holl.: Hij moet zijn lied zingen, het ga, hoe et ga. (Harrebomée, II, 22.)
*53 Er singt ein Lied auf seine eigene Hand.
Holl.: Een liedje zingen op zijne eigene hand. (Harrebomée, II, 22.)
*54 Er singt kein schönes Lied. – Eiselein, 429.
Lat.: Nec bona carmina cantat. (Eiselein, 429.)
*55 Es ist ein Lied, das kein Ende hat.
Indem man das, was schon gesungen, immer wiederholt. Bei Kritzinger steht dafür: Des Benzenauers (?) Lied.
Engl.: To harp still upon the same string. (Masson, 234.) – To sing the same song. (Bohn II, 176.)
Frz.: C'est l'ordinaire, c'est la pièce de boeuf. (Lendroy, 1202.) – C'est toujours la même chanson (refrain). (Lendroy, 308.) – La chanson du ricochet, toujours à recommencer. (Leroux, II, 58; Kritzinger, 121b.)
*56 Es ist ein neues Lied wie der Unkensang im Teiche.
*57 Es ist ein versungen und verklungen Lied. – Eiselein, 429.
*58 Es ist immer das alte Lied.
In Pommern: Dat is dat olle Lêd. (Dähnert, 270b.) Das hat man schon oft gehört.
Holl.: Altijd het oude lied. (Harrebomée, II, 22.)
*59 Ich will ihm ein ander Lied singen lehren.
Holl.: Ik zal hem een ander liedje laten zingen. (Harrebomée, II, 23.)
*60 Immer das alte (dasselbe) Lied singen. – Braun, I, 2350; Sutor, 82.
Bei einerlei bleiben; immer z. B. dieselbe Klage führen. Wenn die Erfahrungen der Aeltern für die Kinder nicht verloren wären und nicht jeder Mensch gleichsam sein eigenes A-b-c von Erfahrungen selbst durchmachen müsste, wäre diese Welt, wie einer klagte, schon bis zum Ekel klug; so aber fängt mit jedem neuen Geschlecht auch das Lied wieder von vorn an; und unter den Sängern finden sich immer nur sehr wenige, welche einige Töne aus der Weise ihrer Aeltern erschnappt haben.
Frz.: Ne savoir qu'une chanson.
Lat.: Cantilenam eandem canere. (Terenz.) (Binder I, 166; II, 426; Faselius, 40; Philippi, I, 72; Seybold, 66.) – Cantilenam repetere. (Binder II, 426.) – Crambe
repetita occidit. – Eadem oberrare chorda. (Masson, 234.) – Incudem eandem tundere. (Cicero.) (Binder I, 724; II, 1490; Seybold, 236.)
*61 Immer ein Lied an allen örten singen. – Franck, Zeytbuch, XLIIIa.
*62 Nun muss ich das Lied zu Ende singen.
Holl.: Wij moeten het liedje nu maar geheel uitzingen. (Harrebomée, II, 23.)
Liedchen.
1 Lîdcher, dä enem gefale, let em sich gäre virsäinjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 813.
2 Man singt auch nicht alle Liedchen aus. – Simrock, 6512a.
3 Nä Lîdcher hîrt em gern. – Schuster, 814.
4 Wenn man das Liedchen zu hoch anfängt, so erliegt man im Singen. – Simrock, 6513.
*5 Alle Ledcher lasse sich net ussengen. (Bedburg.)
*6 So ein Liedchen lob' ich mir. – Frischbier2, 2429.
Liedel.
Sie üben beide an Einem Liedel, er geigt den Bass, sie streicht die Fiedel. (Leipzig.)
Liederlich (Subst.).
* Es ist ein Bruder (oder: es ist Meister) Liederlich.
„Ist einer ohn scheu ein Bruder Liederlich, der in der Schmauserei allein nur hält den Stich, so spricht man: an ihm ist so Hopp als Schmaltz vertorben.“ (Keller, 133a.) Das Chaos (524) gibt folgende Schilderung von ihm: „Meister Liederlich thut müssig gehen und stehen; Brandtwein und Bier, Schnupff- und Rauch- Toback ist sein Handwerkzeug. Es ist der Meister Grobian. Sein alter schwartzer Mantel hengt ihm von einer Axel zu der andern wie eine Zügeiner-Kotzen; er schlaipfft ihn im Koth und macht Spitz daran, wie Spanische Reuter; den durchlöcherten Huet tragt er auf einem Ohrlappel als hätte er junge Raben oder Grüllen darunter; sein Ueberschlag oder Kragen ist schön, ja so fein gleich gepöglet, dass man es für Ymber und Pfeffer-Scharmitzel brauchen kunte, und auch so sauber, dass man alle Bier- Tropfen und Maul-Zäher darauf zehlen kan; sein Bart ist allamodisch aufgesetzt, dass er mehr einer Toback- als einer Pfeffermihl gleichet; sein Kopff ist schön aussgekamplet, dass Ratzen darinnen Jungen häcken kunten; alle Leuth auf der Gassen riechen ihn von weitem; der Rauch-Toback riecht an ihm so lieblich, als wie ein Gäns-Stall, der zehen Jahr nit aussgemüstet worden; er hat Strimpff an, welche die Zügeiner schon vor vil Monath auf dem Müst- Hauffen haben ligen lassen. Er hat die Nasen voller Schnupfftoback, wie ein alter Pulver- Sack; im Barth hat er lauter Rauch-Tobacks- Asche, dass der Saiffensieder lange Zeit genug venetianische Saiffen darauss sieden kunte; halbe Pomphose, ein Stifel; sein Parocken ist so krauss, als wen Mäuss, Hund und Katzen Jungen darinnen aussbrütheten; sein Ledernes Goller ist so schmutzig, schmirig, rotzig und faisst, man kunte vor ein gantz Jahr Hochzeit- Suppen genug darauss sieden.“
Frz.: Il se fait beau garçon.
Liederlich (Adj.).
1 Liederlich hat's meiste Glück. (Kosen.) – Reinsberg IV, 1138.
2 Liederlich ist nicht, wer trinkt, sondern wer nicht bezahlen kann.
Böhm.: Ne ten lotras, kdo pije a má zač; ale ten, kdo nemá zač. (Čelakovsky, 142.)
Poln.: Nie to łotr, co pije a ma za co: ale to, co niema za co. (Čelakovsky, 142.)
3 Liederlich macht widerlich.
4 Zite bin i liederli, Zite bin i gut, Zite han' i d's Käppli uf, Zite den Hut. (Am Thunersee.) – Schweiz, I, 215, 121.
*5 Er ist liederlich, so weit ihn die Haut anrührt.
*6 Er ist liederlich wie ein Strick. (Ostpreuss.)
*7 He wart liederlich up de Tehen gan. (Mecklenburg.) – Mussäus, 120, 2.
Er fängt an, auf den Zehen zu gehen, er wird stolz.
*8 Liederlich werden.
In der Niederlausitz sagt man von einem Stück Vieh, es werde liederlich, wenn es schlaff, elend wird, abfällt.
Liederlichkeit.
* Deam gucket d' Liederlichkeit us alle Knopflöcher aus. (Ulm.)
Liedlein.
1 Ein gut Liedlein mag man wol zwier singen. – Fischer, Psalter, 64, 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |