Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Lebensmittel.

* He kennt Lebensmittel. (Mecklenburg.)

Scherzhaft für: Er kennt Lebensart.


Leber.

1 De Lever de ward braden bi Flackerfür un Stro, jung Mäten, nim ken ollen Mann, süst warst du nümmer fro. - Deecke, 4.

2 Heisse Leber macht kalten Beutel. - Eiselein, 416.

3 Leber öss vorn Weber, Plauz öss vorn Schutsch (Hund). (Elbing.)

*4 Der muss die Leber gessen han. - Brandt, Nsch., 79; Eiselein, 416.

Er soll der schuldige Theil sein. "Wenn Reuter, Schreiber, greiffen an ein feisten, schlechten, bauwrischen Mann, der muss die Leber gessen han." (Kloster, I, 658.)

Holl.: Hij heeft de lever gegeten. (Harrebomee, II, 20.)

Lat.: De fera comedisti.

*5 Eine gebratene Leber im Hundestall suchen.

*6 Er hat eine durstige Leber. - Frommann, III, 352.

Scherzhafte Entschuldigung jemandes, der gern und oft trinkt, als sei die Leber der Sitz des Durstes.

*7 Er hat eine weissse Leber.

So sagt man in Oberösterreich von einem Manne, dem vier Frauen sterben, die fünfte überlebt ihn. In Holland soll die Redensart auf einen Wollüstling angewandt werden: Hij leeft eene witte lever. (Harrebomee, II, 21.)

*8 Er hat etwas auf der Leber.

Ist sich eines Fehlers, einer Schuld, eines Unrechts bewusst.

*9 Er muss wol eine gewisse Leber haben. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)

Von Leuten, die ein zähes Leben haben.

*10 Et äs em net äm de Liewer. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, VI, 173, 134.

Er ist übel gelaunt.

*11 Frisch von der Leber weg reden. - Körte, 3731; Braun, I, 2198.

Frei und ohne Scheu heraus. Verwandt: Kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Herz auf der Zunge tragen. Das Kind beim rechten Namen nennen. Die Wahrheit rundheraus sagen. Reinen Wein einschenken.

Engl.: To call a spade a spade.

Frs.: C'est un homne qui n'a ni si, ni mais. - C'est un Jean bouche d'or. - C'est un homme tout rond. - D'autrui cuir large courroie. - Declarer haut et clair. - Il a le coeur sur les levres. - Il appelle un chat un chat. - Il ne fait point la petite bouche. - Il ne va pas par trente-six chemins. (Masson, 370.)

Lat.: Dicere id, quod res est. - Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. - Veladare indignationi. (Masson, 370.)

Holl.: Hij spreekt vrij weg van de lever. (Harrebomee, II, 21.)

*12 Ha hiät 'ne dröge Liäwer. (Iserlohn.) - Woeste, 83. 50.

Er hat ein trocken Leben. Leidet an grossem Durst, trinket gern.

Holl.: Hij heeft eene drooge lever. (Harrebomee, II, 20.)

*13 He sprekt fresch van de Lewer wie Hendrek Wewer. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 356.

*14 Ich hab' em de Leber geschleimt. - Tendlau, 404; Kehrein, 258.

Die Leviten gelesen, einen derben Verweis gegeben.

*15 'S isch öppis über d' Läbere g'kroche. (Solothurn.) - Schild, 86, 332.

Er hat üble Laune.

*16 Seine Leber ist nicht rein.

Holl.: Hij heeft wat op zijne lever. - Hij is niet zuiver op de lever. (Harebomee, II, 21.)

*17 Wos is'n denn iba's Lebadl glafen. (Steiermark.) - Firmenich, II, 770, 168.


Leberfarb.

Ich sahe wol: yhr wurdet auch eins teyls leberfarb. - Agricola, I, 616.

Wer über etwas Ungewöhnliches erschrickt.


Leberkraut.

Wenn's Leberkraut blüht, soll man Gerste säen.


Leberlein.

*1 Er soll das Leberle gefressen han. - Fischart, Flöhh.

"Aber ich bin vnschuldig dessen, noch muss das Leberle ich han gessen, vnd muss gethan han die gröst schmach; ich muss allein haar lassen gar." (Kloster, X, 773.)

*2 Es ist ihm etwais über's Leberli kriese. (Augsburg.) - Klein, I, 275.

Lat.: Atra bilis ipsum agitat.

[Spaltenumbruch] *3 Um's Leaberle rum schwätze. (Oberschwaben.)

Ob die Redensart auf das Märchen, vom Schwaben, der das Leberlein gefressen hat, hindeutet? (Vgl. Bechstein's Märchenbuch.)


Leberweiss.

* Er ist leberweiss.

D. i. feig.


Lebewohl.

1 Lebewohl, sagte der Pfaff zum Diebe, als er gehängt werden sollte.

Engl.: Fare well, and be hanged; friends must part. (Bohn, II, 159.)

*2 Einem ein langes Lebewohl sagen. - Eiselein, 414.

Für immer von ihm Abschied nehmen (sterben).

Lat.: Longum valere jussit. (Eiselein, 414.)


Lebkuchen.

Wer sich vmb ein Lebkuchen pfeffern lasst, verdient, dass man jhm einen Weihnachtsfladen schenkt. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 370.


Lebmund.

Was dem Lebmund anekelt, behagt dem Schlingfried.

Wer Hunger hat, dem schmeckt die einfachste schlechteste Nahrung; der verwöhnte Gaumen findet das Beste nicht wohlschmeckend genug. Lebmund = Feinzüngler, Leckermaul, Sybarit.


Lebtage.

1 So was hab' ich mein Lebtag nicht gesehen, sagte der schwarze Christoph, als er auf dem Schaffot stand.

Holl.: Daar sta ik na fraai te kijken (te prijken), zei Hans, en hij stond op het schavot te pronk. (Harrebomee, I, 284.)

2 Man es zeläeve net su alt für ze liern, saht et ol Weif, do lieret se noch hexe. (Niederrhein.)

Man ist sein Lebtage nicht zu alt zum Lernen, sagte ein altes Weib, da lernte sie noch hexen.

3 unser Lebtag haben Bettler Läuse und Hunde Flöhe.

4 Wilt dein lebtag wol leben, so thu dich in ein kloster begeben. - Gruter, III, 14.

*5 Je, hoab ich oulle men Labtage gesahn. - Gomolcke, 466.

*6 Mein Löbta! - Lindermayr.

Auch: All mein Lebtage! Ausruf der Verwunderung und des Erstaunens.


Lech.

Dat harr lech (böse, übel) warden künnt, see de Baur, as de Bull em de Bauk upschlitzt harr un he starben wull. (Hamburg.) - Hoefer, 122.


Lecherer.

Lecherer seind des Teufels Hecheler. - Agricola II, 12.


Leck.

1 Ein kleiner Leck versenkt ein gross Schiff. - Lohrengel, I, 231; Parömiakon, 3246; Reinsberg III, 124.

Frz.: Il ne faut qu'une voie d'eau pour submerger un vaisseau. (Cahier, 590.)

2 Ein kleines Leck macht ein grosses Schiff sinken, sagt der arme Richard.

Auch russisch Altmann VI, 388.

Holl.: Een klein lek doet een groot schip zinken. (Harrebomee, II, 15.)

3 Je kleiner der Leck, desto langsamer sinkt das Schiff.

Aber es sinkt doch und endlich versinkt's.

*4 Das Leck ist leicht (schon noch) zu stopfen.

Holl.: Hij zai het lek wel stoppen. (Harrebomee, II, 15.)

*5 Das Leck ist nicht zu stopfen.

Holl.: Dat lek is niet te stoppen. (Harrebomee, II, 15.)


Leckegern.

Leckegern und Schmeckegut sind übermorgen armes Blut.


Lecken.

*1 Aen Lacken un Scho'm bieten. (Oberharz.) - Lohrengel, II, 7.

Einem Lecken und Schaben bieten.

*2 Einem einen Lecken anhängen. - Klein, I, 276.

Ihm einen Schaden zufügen.


Lecken.

1 Das viele Lecken (Küssen) setzt blaue Flecken. Frischbier2, 2371.

2 Eerst Licken un Slabben (Sönen un Flabben), dann Hauen un Krabben. - Eichwald, 1188; Frommann, IV, 388, 451; Hauskalender, III.

[Spaltenumbruch]
Lebensmittel.

* He kennt Lebensmittel. (Mecklenburg.)

Scherzhaft für: Er kennt Lebensart.


Leber.

1 De Lever de ward brâden bi Flackerfür un Strô, jung Mäten, nim kên ollen Mann, süst warst du nümmer frô.Deecke, 4.

2 Heisse Leber macht kalten Beutel.Eiselein, 416.

3 Leber öss vorn Weber, Plûz öss vorn Schutsch (Hund). (Elbing.)

*4 Der muss die Leber gessen han.Brandt, Nsch., 79; Eiselein, 416.

Er soll der schuldige Theil sein. „Wenn Reuter, Schreiber, greiffen an ein feisten, schlechten, bauwrischen Mann, der muss die Leber gessen han.“ (Kloster, I, 658.)

Holl.: Hij heeft de lever gegeten. (Harrebomée, II, 20.)

Lat.: De fera comedisti.

*5 Eine gebratene Leber im Hundestall suchen.

*6 Er hat eine durstige Leber.Frommann, III, 352.

Scherzhafte Entschuldigung jemandes, der gern und oft trinkt, als sei die Leber der Sitz des Durstes.

*7 Er hat eine weissse Leber.

So sagt man in Oberösterreich von einem Manne, dem vier Frauen sterben, die fünfte überlebt ihn. In Holland soll die Redensart auf einen Wollüstling angewandt werden: Hij leeft eene witte lever. (Harrebomée, II, 21.)

*8 Er hat etwas auf der Leber.

Ist sich eines Fehlers, einer Schuld, eines Unrechts bewusst.

*9 Er muss wol eine gewisse Leber haben. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)

Von Leuten, die ein zähes Leben haben.

*10 Et äs em net äm de Liewer. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 173, 134.

Er ist übel gelaunt.

*11 Frisch von der Leber weg reden.Körte, 3731; Braun, I, 2198.

Frei und ohne Scheu heraus. Verwandt: Kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Herz auf der Zunge tragen. Das Kind beim rechten Namen nennen. Die Wahrheit rundheraus sagen. Reinen Wein einschenken.

Engl.: To call a spade a spade.

Frs.: C'est un homne qui n'a ni si, ni mais. – C'est un Jean bouche d'or. – C'est un homme tout rond. – D'autrui cuir large courroie. – Déclarer haut et clair. – Il a le coeur sur les lèvres. – Il appelle un chat un chat. – Il ne fait point la petite bouche. – Il ne va pas par trente-six chemins. (Masson, 370.)

Lat.: Dicere id, quod res est. – Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. – Veladare indignationi. (Masson, 370.)

Holl.: Hij spreekt vrij weg van de lever. (Harrebomée, II, 21.)

*12 Ha hiät 'ne dröge Liäwer. (Iserlohn.) – Woeste, 83. 50.

Er hat ein trocken Leben. Leidet an grossem Durst, trinket gern.

Holl.: Hij heeft eene drooge lever. (Harrebomée, II, 20.)

*13 He sprekt fresch van de Lewer wie Hendrek Wewer. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 356.

*14 Ich hab' em de Leber geschleimt.Tendlau, 404; Kehrein, 258.

Die Leviten gelesen, einen derben Verweis gegeben.

*15 'S isch öppis über d' Läbere g'kroche. (Solothurn.) – Schild, 86, 332.

Er hat üble Laune.

*16 Seine Leber ist nicht rein.

Holl.: Hij heeft wat op zijne lever. – Hij is niet zuiver op de lever. (Harebomée, II, 21.)

*17 Wos is'n denn iba's Lebadl glafen. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 168.


Leberfarb.

Ich sahe wol: yhr wurdet auch eins teyls leberfarb.Agricola, I, 616.

Wer über etwas Ungewöhnliches erschrickt.


Leberkraut.

Wenn's Leberkraut blüht, soll man Gerste säen.


Leberlein.

*1 Er soll das Leberle gefressen han.Fischart, Flöhh.

„Aber ich bin vnschuldig dessen, noch muss das Leberle ich han gessen, vnd muss gethan han die gröst schmach; ich muss allein haar lassen gar.“ (Kloster, X, 773.)

*2 Es ist ihm etwais über's Leberli kriese. (Augsburg.) – Klein, I, 275.

Lat.: Atra bilis ipsum agitat.

[Spaltenumbruch] *3 Um's Leaberle rum schwätze. (Oberschwaben.)

Ob die Redensart auf das Märchen, vom Schwaben, der das Leberlein gefressen hat, hindeutet? (Vgl. Bechstein's Märchenbuch.)


Leberweiss.

* Er ist leberweiss.

D. i. feig.


Lebewohl.

1 Lebewohl, sagte der Pfaff zum Diebe, als er gehängt werden sollte.

Engl.: Fare well, and be hanged; friends must part. (Bohn, II, 159.)

*2 Einem ein langes Lebewohl sagen.Eiselein, 414.

Für immer von ihm Abschied nehmen (sterben).

Lat.: Longum valere jussit. (Eiselein, 414.)


Lebkuchen.

Wer sich vmb ein Lebkuchen pfeffern lasst, verdient, dass man jhm einen Weihnachtsfladen schenkt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 370.


Lebmund.

Was dem Lebmund anekelt, behagt dem Schlingfried.

Wer Hunger hat, dem schmeckt die einfachste schlechteste Nahrung; der verwöhnte Gaumen findet das Beste nicht wohlschmeckend genug. Lebmund = Feinzüngler, Leckermaul, Sybarit.


Lebtage.

1 So was hab' ich mein Lebtag nicht gesehen, sagte der schwarze Christoph, als er auf dem Schaffot stand.

Holl.: Daar sta ik na fraai te kijken (te prijken), zei Hans, en hij stond op het schavot te pronk. (Harrebomée, I, 284.)

2 Man es zeläeve net su alt für ze liern, saht et ol Wîf, do lieret se noch hexe. (Niederrhein.)

Man ist sein Lebtage nicht zu alt zum Lernen, sagte ein altes Weib, da lernte sie noch hexen.

3 unser Lebtag haben Bettler Läuse und Hunde Flöhe.

4 Wilt dein lebtag wol leben, so thu dich in ein kloster begeben.Gruter, III, 14.

*5 Je, hoab ich oulle mên Labtage gesahn.Gomolcke, 466.

*6 Mein Löbta!Lindermayr.

Auch: All mein Lebtage! Ausruf der Verwunderung und des Erstaunens.


Lech.

Dat harr lêch (böse, übel) wârden künnt, see de Bûr, as de Bull em de Bûk upschlitzt harr un he starben wull. (Hamburg.) – Hoefer, 122.


Lecherer.

Lecherer seind des Teufels Hecheler.Agricola II, 12.


Leck.

1 Ein kleiner Leck versenkt ein gross Schiff.Lohrengel, I, 231; Parömiakon, 3246; Reinsberg III, 124.

Frz.: Il ne faut qu'une voie d'eau pour submerger un vaisseau. (Cahier, 590.)

2 Ein kleines Leck macht ein grosses Schiff sinken, sagt der arme Richard.

Auch russisch Altmann VI, 388.

Holl.: Een klein lek doet een groot schip zinken. (Harrebomée, II, 15.)

3 Je kleiner der Leck, desto langsamer sinkt das Schiff.

Aber es sinkt doch und endlich versinkt's.

*4 Das Leck ist leicht (schon noch) zu stopfen.

Holl.: Hij zai het lek wel stoppen. (Harrebomée, II, 15.)

*5 Das Leck ist nicht zu stopfen.

Holl.: Dat lek is niet te stoppen. (Harrebomée, II, 15.)


Leckegern.

Leckegern und Schmeckegut sind übermorgen armes Blut.


Lecken.

*1 Aen Lacken un Scho'm bieten. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 7.

Einem Lecken und Schaben bieten.

*2 Einem einen Lecken anhängen.Klein, I, 276.

Ihm einen Schaden zufügen.


Lecken.

1 Das viele Lecken (Küssen) setzt blaue Flecken. Frischbier2, 2371.

2 Eerst Licken un Slabben (Sönen un Flabben), dann Hauen un Krabben.Eichwald, 1188; Frommann, IV, 388, 451; Hauskalender, III.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0940" n="[934]"/>
        <cb n="1867"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lebensmittel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He kennt Lebensmittel.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft für: Er kennt Lebensart.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Lever de ward brâden bi Flackerfür un Strô, jung Mäten, nim kên ollen Mann, süst warst du nümmer frô.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deecke, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Heisse Leber macht kalten Beutel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 416.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Leber öss vorn Weber, Plûz öss vorn Schutsch (Hund).</hi> (<hi rendition="#i">Elbing.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Der muss die Leber gessen han.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Brandt, Nsch., 79; Eiselein, 416.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er soll der schuldige Theil sein. &#x201E;Wenn Reuter, Schreiber, greiffen an ein feisten, schlechten, bauwrischen Mann, der muss die Leber gessen han.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kloster, I, 658.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft de lever gegeten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: De fera comedisti.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Eine gebratene Leber im Hundestall suchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er hat eine durstige Leber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 352.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte Entschuldigung jemandes, der gern und oft trinkt, als sei die Leber der Sitz des Durstes.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er hat eine weissse Leber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt man in Oberösterreich von einem Manne, dem vier Frauen sterben, die fünfte überlebt ihn. In Holland soll die Redensart auf einen Wollüstling angewandt werden: Hij leeft eene witte lever. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er hat etwas auf der Leber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist sich eines Fehlers, einer Schuld, eines Unrechts bewusst.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er muss wol eine gewisse Leber haben.</hi> (<hi rendition="#i">Kreis Nimptsch in Schlesien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Leuten, die ein zähes Leben haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Et äs em net äm de Liewer.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 173, 134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist übel gelaunt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Frisch von der Leber weg reden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3731; Braun, I, 2198.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Frei und ohne Scheu heraus. Verwandt: Kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Herz auf der Zunge tragen. Das Kind beim rechten Namen nennen. Die Wahrheit rundheraus sagen. Reinen Wein einschenken.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To call a spade a spade.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frs.</hi>: C'est un homne qui n'a ni si, ni mais. &#x2013; C'est un Jean bouche d'or. &#x2013; C'est un homme tout rond. &#x2013; D'autrui cuir large courroie. &#x2013; Déclarer haut et clair. &#x2013; Il a le coeur sur les lèvres. &#x2013; Il appelle un chat un chat. &#x2013; Il ne fait point la petite bouche. &#x2013; Il ne va pas par trente-six chemins. (<hi rendition="#i">Masson, 370.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dicere id, quod res est. &#x2013; Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. &#x2013; Veladare indignationi. (<hi rendition="#i">Masson, 370.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij spreekt vrij weg van de lever. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Ha hiät 'ne dröge Liäwer.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 83. 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat ein trocken Leben. Leidet an grossem Durst, trinket gern.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft eene drooge lever. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 He sprekt fresch van de Lewer wie Hendrek Wewer.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 406, 356.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Ich hab' em de Leber geschleimt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 404; Kehrein, 258.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Leviten gelesen, einen derben Verweis gegeben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 'S isch öppis über d' Läbere g'kroche.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 86, 332.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat üble Laune.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Seine Leber ist nicht rein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft wat op zijne lever. &#x2013; Hij is niet zuiver op de lever. (<hi rendition="#i">Harebomée, II, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Wos is'n denn iba's Lebadl glafen.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, II, 770, 168.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leberfarb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ich sahe wol: yhr wurdet auch eins teyls leberfarb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, I, 616.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer über etwas Ungewöhnliches erschrickt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leberkraut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn's Leberkraut blüht, soll man Gerste säen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leberlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er soll das Leberle gefressen han.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Flöhh.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Aber ich bin vnschuldig dessen, noch muss das Leberle ich han gessen, vnd muss gethan han die gröst schmach; ich muss allein haar lassen gar.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kloster, X, 773.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist ihm etwais über's Leberli kriese.</hi> (<hi rendition="#i">Augsburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Klein, I, 275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Atra bilis ipsum agitat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1868"/>
*3 Um's Leaberle rum schwätze.</hi> (<hi rendition="#i">Oberschwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ob die Redensart auf das Märchen, vom Schwaben, der das Leberlein gefressen hat, hindeutet? (Vgl. <hi rendition="#i">Bechstein's Märchenbuch.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leberweiss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist leberweiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. feig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lebewohl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Lebewohl, sagte der Pfaff zum Diebe, als er gehängt werden sollte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Fare well, and be hanged; friends must part. (<hi rendition="#i">Bohn, II, 159.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einem ein langes Lebewohl sagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 414.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Für immer von ihm Abschied nehmen (sterben).</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Longum valere jussit. (<hi rendition="#i">Eiselein, 414.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lebkuchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer sich vmb ein Lebkuchen pfeffern lasst, verdient, dass man jhm einen Weihnachtsfladen schenkt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 370.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lebmund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Was dem Lebmund anekelt, behagt dem Schlingfried.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer Hunger hat, dem schmeckt die einfachste schlechteste Nahrung; der verwöhnte Gaumen findet das Beste nicht wohlschmeckend genug. Lebmund = Feinzüngler, Leckermaul, Sybarit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lebtage.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 So was hab' ich mein Lebtag nicht gesehen, sagte der schwarze Christoph, als er auf dem Schaffot stand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar sta ik na fraai te kijken (te prijken), zei Hans, en hij stond op het schavot te pronk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 284.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man es zeläeve net su alt für ze liern, saht et ol Wîf, do lieret se noch hexe.</hi> (<hi rendition="#i">Niederrhein.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Man ist sein Lebtage nicht zu alt zum Lernen, sagte ein altes Weib, da lernte sie noch hexen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 unser Lebtag haben Bettler Läuse und Hunde Flöhe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wilt dein lebtag wol leben, so thu dich in ein kloster begeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Je, hoab ich oulle mên Labtage gesahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 466.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Mein Löbta!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lindermayr.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: All mein Lebtage! Ausruf der Verwunderung und des Erstaunens.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lech.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dat harr lêch (böse, übel) wârden künnt, see de Bûr, as de Bull em de Bûk upschlitzt harr un he starben wull.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 122.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lecherer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Lecherer seind des Teufels Hecheler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 12.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein kleiner Leck versenkt ein gross Schiff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 231; Parömiakon, 3246; Reinsberg III, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne faut qu'une voie d'eau pour submerger un vaisseau. (<hi rendition="#i">Cahier, 590.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein kleines Leck macht ein grosses Schiff sinken, sagt der arme Richard.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 388.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een klein lek doet een groot schip zinken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Je kleiner der Leck, desto langsamer sinkt das Schiff.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber es sinkt doch und endlich versinkt's.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Das Leck ist leicht (schon noch) zu stopfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zai het lek wel stoppen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Das Leck ist nicht zu stopfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat lek is niet te stoppen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 15.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leckegern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Leckegern und Schmeckegut sind übermorgen armes Blut.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lecken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Aen Lacken un Scho'm bieten.</hi> (<hi rendition="#i">Oberharz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einem Lecken und Schaben bieten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einem einen Lecken anhängen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klein, I, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm einen Schaden zufügen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lecken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das viele Lecken (Küssen) setzt blaue Flecken.</hi> <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2371.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Eerst Licken un Slabben (Sönen un Flabben), dann Hauen un Krabben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1188; Frommann, IV, 388, 451; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[934]/0940] Lebensmittel. * He kennt Lebensmittel. (Mecklenburg.) Scherzhaft für: Er kennt Lebensart. Leber. 1 De Lever de ward brâden bi Flackerfür un Strô, jung Mäten, nim kên ollen Mann, süst warst du nümmer frô. – Deecke, 4. 2 Heisse Leber macht kalten Beutel. – Eiselein, 416. 3 Leber öss vorn Weber, Plûz öss vorn Schutsch (Hund). (Elbing.) *4 Der muss die Leber gessen han. – Brandt, Nsch., 79; Eiselein, 416. Er soll der schuldige Theil sein. „Wenn Reuter, Schreiber, greiffen an ein feisten, schlechten, bauwrischen Mann, der muss die Leber gessen han.“ (Kloster, I, 658.) Holl.: Hij heeft de lever gegeten. (Harrebomée, II, 20.) Lat.: De fera comedisti. *5 Eine gebratene Leber im Hundestall suchen. *6 Er hat eine durstige Leber. – Frommann, III, 352. Scherzhafte Entschuldigung jemandes, der gern und oft trinkt, als sei die Leber der Sitz des Durstes. *7 Er hat eine weissse Leber. So sagt man in Oberösterreich von einem Manne, dem vier Frauen sterben, die fünfte überlebt ihn. In Holland soll die Redensart auf einen Wollüstling angewandt werden: Hij leeft eene witte lever. (Harrebomée, II, 21.) *8 Er hat etwas auf der Leber. Ist sich eines Fehlers, einer Schuld, eines Unrechts bewusst. *9 Er muss wol eine gewisse Leber haben. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Von Leuten, die ein zähes Leben haben. *10 Et äs em net äm de Liewer. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 173, 134. Er ist übel gelaunt. *11 Frisch von der Leber weg reden. – Körte, 3731; Braun, I, 2198. Frei und ohne Scheu heraus. Verwandt: Kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Herz auf der Zunge tragen. Das Kind beim rechten Namen nennen. Die Wahrheit rundheraus sagen. Reinen Wein einschenken. Engl.: To call a spade a spade. Frs.: C'est un homne qui n'a ni si, ni mais. – C'est un Jean bouche d'or. – C'est un homme tout rond. – D'autrui cuir large courroie. – Déclarer haut et clair. – Il a le coeur sur les lèvres. – Il appelle un chat un chat. – Il ne fait point la petite bouche. – Il ne va pas par trente-six chemins. (Masson, 370.) Lat.: Dicere id, quod res est. – Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. – Veladare indignationi. (Masson, 370.) Holl.: Hij spreekt vrij weg van de lever. (Harrebomée, II, 21.) *12 Ha hiät 'ne dröge Liäwer. (Iserlohn.) – Woeste, 83. 50. Er hat ein trocken Leben. Leidet an grossem Durst, trinket gern. Holl.: Hij heeft eene drooge lever. (Harrebomée, II, 20.) *13 He sprekt fresch van de Lewer wie Hendrek Wewer. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 356. *14 Ich hab' em de Leber geschleimt. – Tendlau, 404; Kehrein, 258. Die Leviten gelesen, einen derben Verweis gegeben. *15 'S isch öppis über d' Läbere g'kroche. (Solothurn.) – Schild, 86, 332. Er hat üble Laune. *16 Seine Leber ist nicht rein. Holl.: Hij heeft wat op zijne lever. – Hij is niet zuiver op de lever. (Harebomée, II, 21.) *17 Wos is'n denn iba's Lebadl glafen. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 168. Leberfarb. Ich sahe wol: yhr wurdet auch eins teyls leberfarb. – Agricola, I, 616. Wer über etwas Ungewöhnliches erschrickt. Leberkraut. Wenn's Leberkraut blüht, soll man Gerste säen. Leberlein. *1 Er soll das Leberle gefressen han. – Fischart, Flöhh. „Aber ich bin vnschuldig dessen, noch muss das Leberle ich han gessen, vnd muss gethan han die gröst schmach; ich muss allein haar lassen gar.“ (Kloster, X, 773.) *2 Es ist ihm etwais über's Leberli kriese. (Augsburg.) – Klein, I, 275. Lat.: Atra bilis ipsum agitat. *3 Um's Leaberle rum schwätze. (Oberschwaben.) Ob die Redensart auf das Märchen, vom Schwaben, der das Leberlein gefressen hat, hindeutet? (Vgl. Bechstein's Märchenbuch.) Leberweiss. * Er ist leberweiss. D. i. feig. Lebewohl. 1 Lebewohl, sagte der Pfaff zum Diebe, als er gehängt werden sollte. Engl.: Fare well, and be hanged; friends must part. (Bohn, II, 159.) *2 Einem ein langes Lebewohl sagen. – Eiselein, 414. Für immer von ihm Abschied nehmen (sterben). Lat.: Longum valere jussit. (Eiselein, 414.) Lebkuchen. Wer sich vmb ein Lebkuchen pfeffern lasst, verdient, dass man jhm einen Weihnachtsfladen schenkt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 370. Lebmund. Was dem Lebmund anekelt, behagt dem Schlingfried. Wer Hunger hat, dem schmeckt die einfachste schlechteste Nahrung; der verwöhnte Gaumen findet das Beste nicht wohlschmeckend genug. Lebmund = Feinzüngler, Leckermaul, Sybarit. Lebtage. 1 So was hab' ich mein Lebtag nicht gesehen, sagte der schwarze Christoph, als er auf dem Schaffot stand. Holl.: Daar sta ik na fraai te kijken (te prijken), zei Hans, en hij stond op het schavot te pronk. (Harrebomée, I, 284.) 2 Man es zeläeve net su alt für ze liern, saht et ol Wîf, do lieret se noch hexe. (Niederrhein.) Man ist sein Lebtage nicht zu alt zum Lernen, sagte ein altes Weib, da lernte sie noch hexen. 3 unser Lebtag haben Bettler Läuse und Hunde Flöhe. 4 Wilt dein lebtag wol leben, so thu dich in ein kloster begeben. – Gruter, III, 14. *5 Je, hoab ich oulle mên Labtage gesahn. – Gomolcke, 466. *6 Mein Löbta! – Lindermayr. Auch: All mein Lebtage! Ausruf der Verwunderung und des Erstaunens. Lech. Dat harr lêch (böse, übel) wârden künnt, see de Bûr, as de Bull em de Bûk upschlitzt harr un he starben wull. (Hamburg.) – Hoefer, 122. Lecherer. Lecherer seind des Teufels Hecheler. – Agricola II, 12. Leck. 1 Ein kleiner Leck versenkt ein gross Schiff. – Lohrengel, I, 231; Parömiakon, 3246; Reinsberg III, 124. Frz.: Il ne faut qu'une voie d'eau pour submerger un vaisseau. (Cahier, 590.) 2 Ein kleines Leck macht ein grosses Schiff sinken, sagt der arme Richard. Auch russisch Altmann VI, 388. Holl.: Een klein lek doet een groot schip zinken. (Harrebomée, II, 15.) 3 Je kleiner der Leck, desto langsamer sinkt das Schiff. Aber es sinkt doch und endlich versinkt's. *4 Das Leck ist leicht (schon noch) zu stopfen. Holl.: Hij zai het lek wel stoppen. (Harrebomée, II, 15.) *5 Das Leck ist nicht zu stopfen. Holl.: Dat lek is niet te stoppen. (Harrebomée, II, 15.) Leckegern. Leckegern und Schmeckegut sind übermorgen armes Blut. Lecken. *1 Aen Lacken un Scho'm bieten. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 7. Einem Lecken und Schaben bieten. *2 Einem einen Lecken anhängen. – Klein, I, 276. Ihm einen Schaden zufügen. Lecken. 1 Das viele Lecken (Küssen) setzt blaue Flecken. Frischbier2, 2371. 2 Eerst Licken un Slabben (Sönen un Flabben), dann Hauen un Krabben. – Eichwald, 1188; Frommann, IV, 388, 451; Hauskalender, III.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/940
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [934]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/940>, abgerufen am 22.12.2024.