Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *440 Sie leben in dulci jubilo (oder: lustig im wilden Hallo) und thun doch als ässen sie Haferstroh. Lat.: Qui curias simulant et Bacchanalia vivunt. (Juvenal.) (Philippi, II, 128); Eiselein, 268.) *441 Sie leben in Saus und Braus und thun ala ässen sie Haferstroh. - Eiselein, 268. *442 Sie leben miteinander wie Turteltauben. - Eiselein, 606. *443 Sie leben von einem Tag auf den andern. *444 Sie leben von Rindenbrot und trinken Wein aus den Wolken. *445 Sie leben wie Hund und Katze. - Mayer, II, 224; Parömiokon, 1276; Hennig, 119; Frischbier, 377; Frischbier2, 1918. In der Altmark: Läw'n as Katt un Hund. (Danneil, 96.) - Sehr uneinig. Frz.: Vivre comme chien et chat. (Leroux, II, 281; Lendroy, 9.) Holl.: Zij leven als katten en honden. (Harrebomee, I, 388b.) - Zij leven met elkander als de kat met de muis. Lat.: Mysorum ac Phrygum termini discreti sunt. (Philippi, I, 267.) - Vel serpentum major concordia. (Seybold, 622.) *446 Sie leben wie Hund und Katz' in der Arche Noah. "Diejenigen, die da leben wie Hunde und Katzen, die sind und werden bleiben Kinder der Seligkeit; aber sie müssen leben wie Hund und Katze in der Arche Noah, denn dazumal war die grösste Einigkeit unter ihnen und hat eins dem andern nicht einmal ein sauer Gesicht gezeigt." (Abraham a Sancta Clara.) *447 Sie leben wie Mann und Frau zusammen. Frz.: Ils sont a pot et a, rot. (Lendroy, 1234; Kritzinger, 553.) *448 Sie leben wie Midian und Moab (Midjan un Mooew). - Tendlau, 24. In steter Feindschaft wie die beiden arabischen Volksstämme. Der alte Jude sagte: "Frankreich und England waren von jeher Midjen un Moev." *449 Sie lebt von der Hand, auf der sie sitzt. Engl.: She lives by love and lumps in corners. (Bohn II, 55.) *450 So lebt man im Schlaraffenland. - Eiselein, 551. *451 So wat lewt nig. (Holst.) - Schütze, III, 27. *452 Su wos labt ne! (Oberlausitz.) Ausdruck der Verwunderung, auch in der Bedeutung: Och meine Zeit, oder: Hättch gesoit. *453 Wie lieweden as ause Herrgott in Frankreik. - Lyra, 79. *454 Zu leben wissen. Die Gesetze des Anstandes beobachten; auch, und vielleicht mehr, um zu sagen: es verstehen, sich das Leben durch Genüsse angenehm zu machen, zu wissen was gut schmeckt. *455 Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. - Braun, I, 2195. Lebender. 1 Besser dem Lebenden einen Bissen, als dem Todten ein weiches Kissen. Die Russen: Lieber den Lebenden ein Lächeln als den Todten tausend Thränen. (Altmann VI, 482.) Aber sie klagen auch sehr richtig: Den Lebenden kränzt man kaum, die Todten möchte man krönen. (Altmann VI, 482.) Und die Jakuten klagen: Den Lebenden versagt man ein Bret, den Todten wird ein ganzer Kasten gegeben. Die Perser empfehlen: Den Lebenden Häuser, den Todten Gräber. 2 Der Lebende gibt keine Erbschichtung. - Graf, 184. 17. Vor des Erblassers Tode ist keine Erbschaft denkbar. "De lewendige Deid nene Erbschichtinge." (Normann, 159, 123.) 3 Die Lebenden müssen die Todten begraben. Holl.: Met de levenden begraaft men de dooden. (Harrebomee, II, 20; Bohn I, 334.) 4 Man soll an keinem Lebenden verzweifeln. Dän.: Man skal ei mistvivle om nogen levende. (Prov. dan., 416.) 5 Mit den Lebenden kann man hausen, mit den Todten kann man's nimmer. (Weingarten.) - Birlinger, 334. Engl.: We must live by the quick and not by the dead. (Bohn II, 127.) 6 Niemand kann einen Lebenden erben. - Graf, 184, 16. Es kann sich daher auch niemand sein Erbtheil herausgeben lassen. (S. Erben 7.) [Spaltenumbruch] 7 Nur der Lebende hat Recht. Die Russen: Der Lebende ist im Recht vor dem Todten. (Altmann V, 110.) Ferner: Der Lebende hat keinen Grabhügel. (Altmann V, 70.) Und: Die unter den Gräbern liegen, müssen stumm bleiben für die, die über den Gräbern ihrer lachen. (Altmann VI, 478.) Böhm.: Zivi se vseho docekaji, a mrtvi dolezi. (Celakovsky, 262.) Dän.: Jeg holder med de levende, de laerde med de döde. (Prov. dan., 298.) Frz.: Les absens ont tort. (Venedey, 131.) 8 Unter den Lebenden vergisst man die Todten. Holl.: Men zal met de levenden de dooden vergeten. (Harrebomee, II, 20.) Lebendig. Wer lebendig ist, der fürchtet den Tod. - Eiselein, 615. Lebendige. 1 Den Lebendigen Fried, den Verstorbenen (Todten) die Ruhe. - Petri, II, 78; Lehmann, II, 60, 69. 2 Den lebendigen helt man lieb vnd werth, wenn er todt ist, tritt man jhn in die Erd. - Petri, II, 78. 3 Halt es mit den lebendigen. - Franck, II, 114b; Gruter, I, 47; Petri, I, 369; Lehmann, 852, 3; Eiselein, 415; Simrock, 6266; Reimberg IV, 10. Lat.: Vivorum oportet meminisse. (Eiselein, 415.) 4 Ich halte es mit den Lebendigen, die Gelehrten mit den Todten. 5 Me muess wider mit de Läbige huse. - Sutermeister, 13. Holl.: Met den levende zal men het land behouden. (Harrebomee, II, 20.) Lebendiges. 1 Das Lebendige legen auf'n Todten. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Das Lebendige für das Todte wagen, Gewisses für Ungewisses geben. *2 Ich muss dem Dinge aufs Lebendige kommen. - Holtei, Eselsfresser, I, 196. D. h. auf den Grund. *3 Er will nischt (nicht) leigen das Lebendige auf dem Todten. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er will auf Ungewisses hin keine Ausgaben machen. Lebenlang. Dein Lebenlang denk' an den, der dir Salz gegeben hat. Lebensart. 1 Ich habe eine gesunde Lebensart, sagte der Landstand, ich mache eine Motion nach der andern. 2 Juchhe, Lebensort, Hemd aut de Büx, seggen de Holstener. - Hoefer, 447. Lebensfaden. *1 Den Lebensfaden zerreissen. - Braun, I, 2497. *2 Einem den Lebensfaden abschneiden (entzweihauen). - Eiselein, 414. *3 Sein Lebensfaden ist abgesponnen. *4 Ueber den Lebensfaden hinaus. - Eiselein, 414. Lat.: Ultra linum. (Eiselein, 414.) Lebenslauf. *1 Den Lebenslauf des Esels erzählen.. (Altgriech.) Von abgeschmackten und lächerlichen Erzählungen, albernem Geschwätz. *2 Seinen Lebenslauf beim Dill erzählen. Von einem Filze, der nichts Gescheites auf den Tisch bringt, um aber das Mahl nicht ganz nüchtern zu lassen, einige Schnacken als Würze erzählt, um den Gästen die Gedanken ans Essen zu beschwichtigen. Lebenslicht. * Einem das Lebenslicht ausblasen. Licht, Lampe und Kerze, sagt Rochholz (Schweizersagen aus dem Aargau, I, 349), sind deutsche Sinnbilder der Seele, wie das glimmende Docht in der Meleagersage. In der Mark heisst es (Haupt, Zeitschrift, IV, 390), jeder Mensch habe sein Licht am Himmel, und wenn er stirbt, gehe es aus. In Kremsmünster sagt man warnend, man solle in sternhellen Nächten nicht zu lange zum Himmel blicken, es könne sich sonst treffen, dass man seinen eigenen Stern ersehe, bei dessen Anblick man dann todt zu Boden niederfallen würde. (Vgl. Baumgarten, Progr., 5.) Lebenslustiger. * Dem Lebenslustigen einen goldenen Sarg versprechen. - Altmann VI, 523. [Spaltenumbruch] *440 Sie leben in dulci jubilo (oder: lustig im wilden Hallo) und thun doch als ässen sie Haferstroh. Lat.: Qui curias simulant et Bacchanalia vivunt. (Juvenal.) (Philippi, II, 128); Eiselein, 268.) *441 Sie leben in Saus und Braus und thun ala ässen sie Haferstroh. – Eiselein, 268. *442 Sie leben miteinander wie Turteltauben. – Eiselein, 606. *443 Sie leben von einem Tag auf den andern. *444 Sie leben von Rindenbrot und trinken Wein aus den Wolken. *445 Sie leben wie Hund und Katze. – Mayer, II, 224; Parömiokon, 1276; Hennig, 119; Frischbier, 377; Frischbier2, 1918. In der Altmark: Läw'n as Katt un Hund. (Danneil, 96.) – Sehr uneinig. Frz.: Vivre comme chien et chat. (Leroux, II, 281; Lendroy, 9.) Holl.: Zij leven als katten en honden. (Harrebomée, I, 388b.) – Zij leven met elkander als de kat met de muis. Lat.: Mysorum ac Phrygum termini discreti sunt. (Philippi, I, 267.) – Vel serpentum major concordia. 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*440 Sie leben in dulci jubilo (oder: lustig im wilden Hallo) und thun doch als ässen sie Haferstroh.
Lat.: Qui curias simulant et Bacchanalia vivunt. (Juvenal.) (Philippi, II, 128); Eiselein, 268.)
*441 Sie leben in Saus und Braus und thun ala ässen sie Haferstroh. – Eiselein, 268.
*442 Sie leben miteinander wie Turteltauben. – Eiselein, 606.
*443 Sie leben von einem Tag auf den andern.
*444 Sie leben von Rindenbrot und trinken Wein aus den Wolken.
*445 Sie leben wie Hund und Katze. – Mayer, II, 224; Parömiokon, 1276; Hennig, 119; Frischbier, 377; Frischbier2, 1918.
In der Altmark: Läw'n as Katt un Hund. (Danneil, 96.) – Sehr uneinig.
Frz.: Vivre comme chien et chat. (Leroux, II, 281; Lendroy, 9.)
Holl.: Zij leven als katten en honden. (Harrebomée, I, 388b.) – Zij leven met elkander als de kat met de muis.
Lat.: Mysorum ac Phrygum termini discreti sunt. (Philippi, I, 267.) – Vel serpentum major concordia. (Seybold, 622.)
*446 Sie leben wie Hund und Katz' in der Arche Noah.
„Diejenigen, die da leben wie Hunde und Katzen, die sind und werden bleiben Kinder der Seligkeit; aber sie müssen leben wie Hund und Katze in der Arche Noah, denn dazumal war die grösste Einigkeit unter ihnen und hat eins dem andern nicht einmal ein sauer Gesicht gezeigt.“ (Abraham a Sancta Clara.)
*447 Sie leben wie Mann und Frau zusammen.
Frz.: Ils sont à pot et à, rôt. (Lendroy, 1234; Kritzinger, 553.)
*448 Sie leben wie Midian und Moab (Midjan un Móoew). – Tendlau, 24.
In steter Feindschaft wie die beiden arabischen Volksstämme. Der alte Jude sagte: „Frankreich und England waren von jeher Midjen un Moëv.“
*449 Sie lebt von der Hand, auf der sie sitzt.
Engl.: She lives by love and lumps in corners. (Bohn II, 55.)
*450 So lebt man im Schlaraffenland. – Eiselein, 551.
*451 So wat lewt nig. (Holst.) – Schütze, III, 27.
*452 Su wos labt ne! (Oberlausitz.)
Ausdruck der Verwunderung, auch in der Bedeutung: Och meine Zeit, oder: Hättch gesoit.
*453 Wie lieweden as ûse Herrgott in Frankrîk. – Lyra, 79.
*454 Zu leben wissen.
Die Gesetze des Anstandes beobachten; auch, und vielleicht mehr, um zu sagen: es verstehen, sich das Leben durch Genüsse angenehm zu machen, zu wissen was gut schmeckt.
*455 Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. – Braun, I, 2195.
Lebender.
1 Besser dem Lebenden einen Bissen, als dem Todten ein weiches Kissen.
Die Russen: Lieber den Lebenden ein Lächeln als den Todten tausend Thränen. (Altmann VI, 482.) Aber sie klagen auch sehr richtig: Den Lebenden kränzt man kaum, die Todten möchte man krönen. (Altmann VI, 482.) Und die Jakuten klagen: Den Lebenden versagt man ein Bret, den Todten wird ein ganzer Kasten gegeben. Die Perser empfehlen: Den Lebenden Häuser, den Todten Gräber.
2 Der Lebende gibt keine Erbschichtung. – Graf, 184. 17.
Vor des Erblassers Tode ist keine Erbschaft denkbar. „De lewendige Deid nene Erbschichtinge.“ (Normann, 159, 123.)
3 Die Lebenden müssen die Todten begraben.
Holl.: Met de levenden begraaft men de dooden. (Harrebomée, II, 20; Bohn I, 334.)
4 Man soll an keinem Lebenden verzweifeln.
Dän.: Man skal ei mistvivle om nogen levende. (Prov. dan., 416.)
5 Mit den Lebenden kann man hausen, mit den Todten kann man's nimmer. (Weingarten.) – Birlinger, 334.
Engl.: We must live by the quick and not by the dead. (Bohn II, 127.)
6 Niemand kann einen Lebenden erben. – Graf, 184, 16.
Es kann sich daher auch niemand sein Erbtheil herausgeben lassen. (S. Erben 7.)
7 Nur der Lebende hat Recht.
Die Russen: Der Lebende ist im Recht vor dem Todten. (Altmann V, 110.) Ferner: Der Lebende hat keinen Grabhügel. (Altmann V, 70.) Und: Die unter den Gräbern liegen, müssen stumm bleiben für die, die über den Gräbern ihrer lachen. (Altmann VI, 478.)
Böhm.: Ziví se všeho dočekají, a mrtví doleží. (Čelakovsky, 262.)
Dän.: Jeg holder med de levende, de lærde med de døde. (Prov. dan., 298.)
Frz.: Les absens ont tort. (Venedey, 131.)
8 Unter den Lebenden vergisst man die Todten.
Holl.: Men zal met de levenden de dooden vergeten. (Harrebomée, II, 20.)
Lebendig.
Wer lebendig ist, der fürchtet den Tod. – Eiselein, 615.
Lebendige.
1 Den Lebendigen Fried, den Verstorbenen (Todten) die Ruhe. – Petri, II, 78; Lehmann, II, 60, 69.
2 Den lebendigen helt man lieb vnd werth, wenn er todt ist, tritt man jhn in die Erd. – Petri, II, 78.
3 Halt es mit den lebendigen. – Franck, II, 114b; Gruter, I, 47; Petri, I, 369; Lehmann, 852, 3; Eiselein, 415; Simrock, 6266; Reimberg IV, 10.
Lat.: Vivorum oportet meminisse. (Eiselein, 415.)
4 Ich halte es mit den Lebendigen, die Gelehrten mit den Todten.
5 Me muess wider mit de Läbige huse. – Sutermeister, 13.
Holl.: Met den levende zal men het land behouden. (Harrebomée, II, 20.)
Lebendiges.
1 Das Lebendige legen auf'n Todten. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Das Lebendige für das Todte wagen, Gewisses für Ungewisses geben.
*2 Ich muss dem Dinge aufs Lebendige kommen. – Holtei, Eselsfresser, I, 196.
D. h. auf den Grund.
*3 Er will nischt (nicht) léigen das Lebendige auf dem Todten. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er will auf Ungewisses hin keine Ausgaben machen.
Lebenlang.
Dein Lebenlang denk' an den, der dir Salz gegeben hat.
Lebensart.
1 Ich habe eine gesunde Lebensart, sagte der Landstand, ich mache eine Motion nach der andern.
2 Juchhe, Lebensôrt, Hemd ût de Büx, seggen de Holstêner. – Hoefer, 447.
Lebensfaden.
*1 Den Lebensfaden zerreissen. – Braun, I, 2497.
*2 Einem den Lebensfaden abschneiden (entzweihauen). – Eiselein, 414.
*3 Sein Lebensfaden ist abgesponnen.
*4 Ueber den Lebensfaden hinaus. – Eiselein, 414.
Lat.: Ultra linum. (Eiselein, 414.)
Lebenslauf.
*1 Den Lebenslauf des Esels erzählen.. (Altgriech.)
Von abgeschmackten und lächerlichen Erzählungen, albernem Geschwätz.
*2 Seinen Lebenslauf beim Dill erzählen.
Von einem Filze, der nichts Gescheites auf den Tisch bringt, um aber das Mahl nicht ganz nüchtern zu lassen, einige Schnacken als Würze erzählt, um den Gästen die Gedanken ans Essen zu beschwichtigen.
Lebenslicht.
* Einem das Lebenslicht ausblasen.
Licht, Lampe und Kerze, sagt Rochholz (Schweizersagen aus dem Aargau, I, 349), sind deutsche Sinnbilder der Seele, wie das glimmende Docht in der Meleagersage. In der Mark heisst es (Haupt, Zeitschrift, IV, 390), jeder Mensch habe sein Licht am Himmel, und wenn er stirbt, gehe es aus. In Kremsmünster sagt man warnend, man solle in sternhellen Nächten nicht zu lange zum Himmel blicken, es könne sich sonst treffen, dass man seinen eigenen Stern ersehe, bei dessen Anblick man dann todt zu Boden niederfallen würde. (Vgl. Baumgarten, Progr., 5.)
Lebenslustiger.
* Dem Lebenslustigen einen goldenen Sarg versprechen. – Altmann VI, 523.
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