Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 50 Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch. - Eiselein, 411. Frz.: Contre le vice est vertu medecine. (Kritzinger, 712b.) 51 Wer durch Laster sich geschändet, schwer sich je zum Guten wendet. "In einer bossheit lauffen starck, mehrt das laster noch so argk." Lat.: Animus imbutus malis artibus, haud facile libidinibus caret. (Philippi, I, 31.) - Peius currendo uitium fit, quam residendo. (Loci comm., 106.) 52 Wer Ein Laster liebt, der liebt die Laster alle. 53 Wer ein Laster lobt, der sündigt doppelt. Die Russen: Wer ein Laster lobt, tadelt die Tugend. (Altmann VI, 434.) Dän.: Rose last er dobbelt synd. (Prov. dan., 541.) Schwed.: Rosad last är dubbel Synd. (Wensell, 65; Grubb, 692.) 54 Wer ein Laster nicht bekämpft, der wird dessen Knecht. Dän.: Man skal stride baade offensive og defensive mod laster. (Prov. dan., 534.) 55 Wer ein Laster nicht tadelt, säet es. Nach einem alten Gesetze der Sparter war der, welcher einen in seiner Gegenwart begangenen Fehler nicht tadelte, so strafbar, wie der Fehlende selbst. Dän.: Saa ferdig at straffe laster, saa ferdig at fremme dyder. (Prov. dan., 164.) Frz.: Qui epargne le vice, fait tort a la vertu. (Bohn II, 49.) 56 Wer einmal geübt Laster und Schand', kommt selten mehr zu Ehrenstand. 57 Wer in ein Laster eingepicht1, dem helffen andere Tugend nicht. - Sutor, 185. 1) In den Loci comm. heisst es: "Wer in eim Laster ist ein Wicht u. s. w." Lat.: Omne bonum quod habes, contaminat unica labes. (Sutor, 1850; Loci comm., 106.) 58 Wer mit dem Laster einmal trinkt, der ist geworben. Lat.: Semel malus semper praesumitur malus. (Seybold, 547.) 59 Wer mit einem Laster nicht bald (früh) bricht, der beherrscht (den verlässt) es später nicht. "Den lasteren wehr bey der zeit, denn hart lest ab böse gewohnheit." Lat.: Prorsus et absque mora, vitium remouere labora. (Loci comm., 106.) 60 Wer von einem Laster scheidet, hat eine gute Tagereise gethan. It.: Chi lascia indietro il vizio, ha fatto una buona giornata. (Pazzaglia, 415, 9.) 61 Will das Laster haben Ruh, deckt es sich mit Tugend zu. 62 Wo die Laster vor Regier-Vörteil gebraucht werden, thun alle diejenigen sehr übel, die nichts Uebels thun. - Opel, 388. 63 Wo die Laster zu-und die Strafen abnehmen, da ist es um das Regiment geschehen. - Opel, 377. 64 Wo kein Laster, da ist keine Tugend. - Lehmann, 99, 28; Eiselein, 411; Simrock, 6200. Lat.: Ubi vitia non sunt, ibi nec virtuti locus est. (Lehmann, 99, 28; Binder II, 3389.) 65 Zu einem Laster braucht man keinen Lehrmeister. Schwed.: Laster lähras vthan Book. (Grubb, 450; Wensell, 48.) *66 Er ist aller Laster voll. Frz.: C'est un cloaque d'impurete. (Kritzinger, 148.) *67 Er ist mit Lastern behaftet wie ein Schlittengaul mit Schellen. *68 Es sind die alten Laster nach neuester Mode. - Eiselein, 411. *69 Zu einem Laster kommt man leicht. Frz.: Au vice on vient facilement, mais a vertu fort lentement. (Kritzinger, 712b.) Lästerer. 1 Ein Lesterer legt einem andern ein Fuss Angel vnd tritt selbst drin vnd verwundet sich. - Petri, II, 212. 2 Lästerer legen alles übel aus. Lästerlich. * Er thuet lästerli. - Sutermeister, 75. [Spaltenumbruch] Lästermaul. 1 Ein lästermaul, das vmb sich beisst, ihm selber schadet allermeist. - Henisch, 267, 1; Petri, II, 212. 2 Ein Lestermaul theilt blintzende streich auss, zwerch vnd vberzwerch, weder in forma, figura oder modo. - Lehmann, 701, 47. 3 Wer einem Lästermaul das Ohr leiht, lästert mit. Frz.: L'escoutant fait le medisant. (Leroux, II, 252.) *4 Er (sie) ist ein recht Lästermaul. *5 Man wird ihm sein Lästermaul stopfen. Holl.: Den laster aars moet men den mond stoppen. (Harrebomee, II, 11.) Lästern. 1 Lestern vnd versprechen ist keine Kunst. - Petri, II, 437. 2 Lestern vnd Wort verkehren schend manchen Mann an Leib vnd Ehren. - Petri, II, 40. 3 Men sal nummande to bolde lasteren of Loven. - Tunn., 1172. Man soll niemand zu schnell lästern oder loben. Lat.: Cito accusaris aut laudaris neminem. - Neminem nec accusaveris nec laudaveris cito. (Publ. Syr.) - Non cito laudabis quemquam nec crimine laedes. 4 Mit lestern jedem gib ein Stoss, er wird dess Schandflecks nicht bald loss. - Petri, III, 10. 5 Wenn das Lästern gilt, so ist die Welt voll Schälk. 6 Wer sich selbst lestert, den lobt niemand. - Petri, II, 763. 7 Zum Lästern haben viele Maul, die zum Loben sind zu faul. - Eiselein, 411; Braun, I, 2171. Lat.: Ad maledicendum nunquam ei verba desunt, ad benedicendum vero elinguis et mutus est. (Philippi, I, 9; Seybold, 9.) Lästerspiegel. Wo man den lesterspiegel hinschüttet, bleibt allzeit etwas bekleben. - Petri, II, 242. Lasterstein. * Den Lasterstein tragen. (S. Hund 1600 u. 1699, Katze 742 und Klapperstein.) Das Stein- oder Lastersteintragen war eine Strafe für böse Weiber, der auch Seb. Franck in seiner Supplication (o. O. MDXXIX, Bl. ca) gedenkt. In seiner Chronika der Türcken (Nürnberg MDXXX, Bl. K. III) sagt er: "Ich glaub, das kaum ein landt sey, da vngehorsame weyber inne seyen, dann in Teütschen landen ..." Eine neuere Quellennachricht ist die von J. Hahn aus dem Chronicon Ellenbogi aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. (Vgl. Mone, Anzeiger, 1867, 277; J. Franck in M. Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 204.) Lastertafel. Die Lastertafel auf seinem Ars und die Kuhhaut auf der Stirn kann der Mensch nicht lesen; und wenn er in den Spiegel sieht, so ist die Schrift verkehrt. - Eiselein, 411. Lästerung. 1 Wenn Lästerungen alle wahr seynd, so ist die Welt voller Schälk. - Sutor, 201. Lat.: Si calumniari sufficit, quis quaeso innocens erit. (Sutor, 201.) 2 Wer keine Lästerungen vertragen kann, der kann auch nicht leben. Lästerwort. Wer keine Lästerwort vertragen kann, der kann auch nicht leben. - Einfälle, 84. Lästerzunge. 1 Die Lästerzunge ist ein Schwert, das mit Einem Streiche drei zugleich tödtet, sich selbst, den Beleidigten und den Zuhörer. - Winckler, XIII, 54. 2 Reiss die Lästerzunge aus, Käufer meiden sonst dein Haus. (Lübeck.) Lastesel. Lastesel tragen andere Decken als Lustesel. Lastthier. Wer mit hungrigem Lastthier und leerer Tasche zum Tempel naht, dem lohnt Gott den Weg. Lasttragen. * Er muss lasttragen wie ein Mülleresel. - Parömiakon, 1233. Lastträger. Ein Lastträger muss gute Schultern haben. [Spaltenumbruch] 50 Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch. – Eiselein, 411. Frz.: Contre le vice est vertu médecine. (Kritzinger, 712b.) 51 Wer durch Laster sich geschändet, schwer sich je zum Guten wendet. „In einer bossheit lauffen starck, mehrt das laster noch so argk.“ Lat.: Animus imbutus malis artibus, haud facile libidinibus caret. 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Lästerer. 1 Ein Lesterer legt einem andern ein Fuss Angel vnd tritt selbst drin vnd verwundet sich. – Petri, II, 212. 2 Lästerer legen alles übel aus. Lästerlich. * Er thuet lästerli. – Sutermeister, 75. [Spaltenumbruch] Lästermaul. 1 Ein lästermaul, das vmb sich beisst, ihm selber schadet allermeist. – Henisch, 267, 1; Petri, II, 212. 2 Ein Lestermaul theilt blintzende streich auss, zwerch vnd vberzwerch, weder in forma, figura oder modo. – Lehmann, 701, 47. 3 Wer einem Lästermaul das Ohr leiht, lästert mit. Frz.: L'escoutant fait le médisant. (Leroux, II, 252.) *4 Er (sie) ist ein recht Lästermaul. *5 Man wird ihm sein Lästermaul stopfen. Holl.: Den laster aars moet men den mond stoppen. (Harrebomée, II, 11.) Lästern. 1 Lestern vnd versprechen ist keine Kunst. – Petri, II, 437. 2 Lestern vnd Wort verkehren schend manchen Mann an Leib vnd Ehren. – Petri, II, 40. 3 Men sal nummande to bolde lasteren of Loven. – Tunn., 1172. Man soll niemand zu schnell lästern oder loben. 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III) sagt er: „Ich glaub, das kaum ein landt sey, da vngehorsame weyber inne seyen, dann in Teütschen landen ...“ Eine neuere Quellennachricht ist die von J. Hahn aus dem Chronicon Ellenbogi aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. (Vgl. Mone, Anzeiger, 1867, 277; J. Franck in M. Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 204.) Lastertafel. Die Lastertafel auf seinem Ars und die Kuhhaut auf der Stirn kann der Mensch nicht lesen; und wenn er in den Spiegel sieht, so ist die Schrift verkehrt. – Eiselein, 411. Lästerung. 1 Wenn Lästerungen alle wahr seynd, so ist die Welt voller Schälk. – Sutor, 201. Lat.: Si calumniari sufficit, quis quaeso innocens erit. (Sutor, 201.) 2 Wer keine Lästerungen vertragen kann, der kann auch nicht leben. Lästerwort. Wer keine Lästerwort vertragen kann, der kann auch nicht leben. – Einfälle, 84. 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50 Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch. – Eiselein, 411.
Frz.: Contre le vice est vertu médecine. (Kritzinger, 712b.)
51 Wer durch Laster sich geschändet, schwer sich je zum Guten wendet.
„In einer bossheit lauffen starck, mehrt das laster noch so argk.“
Lat.: Animus imbutus malis artibus, haud facile libidinibus caret. (Philippi, I, 31.) – Peius currendo uitium fit, quam residendo. (Loci comm., 106.)
52 Wer Ein Laster liebt, der liebt die Laster alle.
53 Wer ein Laster lobt, der sündigt doppelt.
Die Russen: Wer ein Laster lobt, tadelt die Tugend. (Altmann VI, 434.)
Dän.: Rose last er dobbelt synd. (Prov. dan., 541.)
Schwed.: Rosad last är dubbel Synd. (Wensell, 65; Grubb, 692.)
54 Wer ein Laster nicht bekämpft, der wird dessen Knecht.
Dän.: Man skal stride baade offensive og defensive mod laster. (Prov. dan., 534.)
55 Wer ein Laster nicht tadelt, säet es.
Nach einem alten Gesetze der Sparter war der, welcher einen in seiner Gegenwart begangenen Fehler nicht tadelte, so strafbar, wie der Fehlende selbst.
Dän.: Saa ferdig at straffe laster, saa ferdig at fremme dyder. (Prov. dan., 164.)
Frz.: Qui épargne le vice, fait tort à la vertu. (Bohn II, 49.)
56 Wer einmal geübt Laster und Schand', kommt selten mehr zu Ehrenstand.
57 Wer in ein Laster eingepicht1, dem helffen andere Tugend nicht. – Sutor, 185.
1) In den Loci comm. heisst es: „Wer in eim Laster ist ein Wicht u. s. w.“
Lat.: Omne bonum quod habes, contaminat unica labes. (Sutor, 1850; Loci comm., 106.)
58 Wer mit dem Laster einmal trinkt, der ist geworben.
Lat.: Semel malus semper praesumitur malus. (Seybold, 547.)
59 Wer mit einem Laster nicht bald (früh) bricht, der beherrscht (den verlässt) es später nicht.
„Den lasteren wehr bey der zeit, denn hart lest ab böse gewohnheit.“
Lat.: Prorsus et absque mora, vitium remouere labora. (Loci comm., 106.)
60 Wer von einem Laster scheidet, hat eine gute Tagereise gethan.
It.: Chi lascia indietro il vizio, ha fatto una buona giornata. (Pazzaglia, 415, 9.)
61 Will das Laster haben Ruh, deckt es sich mit Tugend zu.
62 Wo die Laster vor Regier-Vörteil gebraucht werden, thun alle diejenigen sehr übel, die nichts Uebels thun. – Opel, 388.
63 Wo die Laster zu–und die Strafen abnehmen, da ist es um das Regiment geschehen. – Opel, 377.
64 Wo kein Laster, da ist keine Tugend. – Lehmann, 99, 28; Eiselein, 411; Simrock, 6200.
Lat.: Ubi vitia non sunt, ibi nec virtuti locus est. (Lehmann, 99, 28; Binder II, 3389.)
65 Zu einem Laster braucht man keinen Lehrmeister.
Schwed.: Laster lähras vthan Book. (Grubb, 450; Wensell, 48.)
*66 Er ist aller Laster voll.
Frz.: C'est un cloaque d'impureté. (Kritzinger, 148.)
*67 Er ist mit Lastern behaftet wie ein Schlittengaul mit Schellen.
*68 Es sind die alten Laster nach neuester Mode. – Eiselein, 411.
*69 Zu einem Laster kommt man leicht.
Frz.: Au vice on vient facilement, mais à vertu fort lentement. (Kritzinger, 712b.)
Lästerer.
1 Ein Lesterer legt einem andern ein Fuss Angel vnd tritt selbst drin vnd verwundet sich. – Petri, II, 212.
2 Lästerer legen alles übel aus.
Lästerlich.
* Er thuet lästerli. – Sutermeister, 75.
Lästermaul.
1 Ein lästermaul, das vmb sich beisst, ihm selber schadet allermeist. – Henisch, 267, 1; Petri, II, 212.
2 Ein Lestermaul theilt blintzende streich auss, zwerch vnd vberzwerch, weder in forma, figura oder modo. – Lehmann, 701, 47.
3 Wer einem Lästermaul das Ohr leiht, lästert mit.
Frz.: L'escoutant fait le médisant. (Leroux, II, 252.)
*4 Er (sie) ist ein recht Lästermaul.
*5 Man wird ihm sein Lästermaul stopfen.
Holl.: Den laster aars moet men den mond stoppen. (Harrebomée, II, 11.)
Lästern.
1 Lestern vnd versprechen ist keine Kunst. – Petri, II, 437.
2 Lestern vnd Wort verkehren schend manchen Mann an Leib vnd Ehren. – Petri, II, 40.
3 Men sal nummande to bolde lasteren of Loven. – Tunn., 1172.
Man soll niemand zu schnell lästern oder loben.
Lat.: Cito accusaris aut laudaris neminem. – Neminem nec accusaveris nec laudaveris cito. (Publ. Syr.) – Non cito laudabis quemquam nec crimine laedes.
4 Mit lestern jedem gib ein Stoss, er wird dess Schandflecks nicht bald loss. – Petri, III, 10.
5 Wenn das Lästern gilt, so ist die Welt voll Schälk.
6 Wer sich selbst lestert, den lobt niemand. – Petri, II, 763.
7 Zum Lästern haben viele Maul, die zum Loben sind zu faul. – Eiselein, 411; Braun, I, 2171.
Lat.: Ad maledicendum nunquam ei verba desunt, ad benedicendum vero elinguis et mutus est. (Philippi, I, 9; Seybold, 9.)
Lästerspiegel.
Wo man den lesterspiegel hinschüttet, bleibt allzeit etwas bekleben. – Petri, II, 242.
Lasterstein.
* Den Lasterstein tragen. (S. Hund 1600 u. 1699, Katze 742 und Klapperstein.)
Das Stein- oder Lastersteintragen war eine Strafe für böse Weiber, der auch Seb. Franck in seiner Supplication (o. O. MDXXIX, Bl. ca) gedenkt. In seiner Chronika der Türcken (Nürnberg MDXXX, Bl. K. III) sagt er: „Ich glaub, das kaum ein landt sey, da vngehorsame weyber inne seyen, dann in Teütschen landen ...“ Eine neuere Quellennachricht ist die von J. Hahn aus dem Chronicon Ellenbogi aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. (Vgl. Mone, Anzeiger, 1867, 277; J. Franck in M. Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 204.)
Lastertafel.
Die Lastertafel auf seinem Ars und die Kuhhaut auf der Stirn kann der Mensch nicht lesen; und wenn er in den Spiegel sieht, so ist die Schrift verkehrt. – Eiselein, 411.
Lästerung.
1 Wenn Lästerungen alle wahr seynd, so ist die Welt voller Schälk. – Sutor, 201.
Lat.: Si calumniari sufficit, quis quaeso innocens erit. (Sutor, 201.)
2 Wer keine Lästerungen vertragen kann, der kann auch nicht leben.
Lästerwort.
Wer keine Lästerwort vertragen kann, der kann auch nicht leben. – Einfälle, 84.
Lästerzunge.
1 Die Lästerzunge ist ein Schwert, das mit Einem Streiche drei zugleich tödtet, sich selbst, den Beleidigten und den Zuhörer. – Winckler, XIII, 54.
2 Reiss die Lästerzunge aus, Käufer meiden sonst dein Haus. (Lübeck.)
Lastesel.
Lastesel tragen andere Decken als Lustesel.
Lastthier.
Wer mit hungrigem Lastthier und leerer Tasche zum Tempel naht, dem lohnt Gott den Weg.
Lasttragen.
* Er muss lasttragen wie ein Mülleresel. – Parömiakon, 1233.
Lastträger.
Ein Lastträger muss gute Schultern haben.
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