Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] welcher uns kennt, kann uns ehren und schänden; daher auch der aus seiner Heimat wegen irgendeines Vergehens Flüchtiggewordene in der Fremde so lange unangefochten bleibt, bis ein Landsmann mit ihm zusammentrifft und über ihn urtheilt. Dies Sprichwort zerfällt eigentlich in zwei Theile, wovon der erste sagt, dass uns der am ersten in Unehre bringen kann, der uns genau kennt, während die andere Hälfte den wohlmeinenden Rath enthält, nicht ohne Noth ein nachtheiliges Urtheil zu fällen. Schandsmann = wer einen andern in Schande bringen kann, gleichviel ob mit Recht oder Unrecht. Holl.: Landsman, schandsman; weet gij wat, zoo zwiig. (Harrebomee, II, 7.) - Lantsman, schantsman. (Prov. comm.; Tunn., 17, 14.) Lat.: Conterraneus prodit hominem. (Binder II, 570; Eiselein, 409.) - Est patriota meus mea scandala dicere promptus. (Prov. comm.) - Fit mea culpa nota narrante meo patriota. - Scandala non nota manifesta meo patriota. (Fallersleben, 462.) 4 Wer da kommt, der Landsmann ist, der nimmt den Kauf in Jahresfrist. - Graf, 104, 227. Einheimische Landsleute haben vor Fremden ein Näherrecht. (S. Einwohner 2.) "Welcher kumpt der lantmann ist, der mag in den kouff nem in Jars frist." (Blumer, I, 166.) 5 Wer einen Landsmann bei sich hat, der hat einen Sack voll Dreck bei sich. (Türk.) 6 Wer einen Landsmann findet, der findet das Vaterland. Dän.: At finde landemaend i fremmede land, er ligesom at see faedernelandet. (Prov. dan., 376.) Landsprediger. * Es ist ein Landsprediger. "Ich bin ein landtsprediger, ich kann ein predig auss einem ermel schütteln." (Pauli, Schimpff, LXXIIII.) Landstrasse. 1 Auf der Landstrasse wächst kein Gras. Holl.: Op een' gebaanden weg groeit geen gras. (Bohn I, 336.) 2 Eine breite Landstrasse, ein schiffbarer Fluss und mächtige Herren vertragen sich selten zusammen. Die letztern suchen die Herrschaft der beiden erstern. Frz.: Un grand chemin, une grande riviere et un grand Seigneur sont trois mauvais voisins. (Kritzinger, 131b.) 3 Eine Landstrasse, ein grosser Fluss und ein grosser Herr sind drei schlimme Nachbarn. (S. Ding 46.) 4 Gehe die gemeine Landstrasse; es kann nicht jeder auf dem Seile gehen. - Simrock, 6177; Steiger, 480; Eiselein, 409; Braun, I, 2153. Port.: Nao deixes caminho por atalho. (Bohn I, 284.) 5 Landstrass ist oft krumm, führt aber nicht um. D. h. man kann auf derselben nicht irre gehen. Engl.: The high-way is never about. (Bohn II, 11.) 6 Landstrasse ist sicher, Holzweg gefährlich. - Petri, II, 430; Henisch, 1041, 15; Eiselein, 409; Simrock, 6176. 7 Man kann auch die Landstrasse verfehlen. 8 Wer auff der Landstrass wandelt, der ist sicher; wer auffm Holtzweg ist, der reiset mit sorgen. - Lehmann, 407, 55. Frz.: Il n'est que d'aller le grand chemin. (Leroux, II, 237.) 9 Wo die Landstrasse fehlt, muss man Fusswege einschlagen. *10 Bleib' auf der Landstrasse. Lat.: Extra viam non deflectas publicam. (Binder I, 489; II, 1051; Seybold, 166.) *11 Er ist von der Landstrasse abgekommen. Befindet sich auf einem falschen Wege. Landstreichen. Wer das landstreichen gewohnt ist, dem wächst kein Sitzefleisch mehr. Die Römer sagen: aus einem Possenreisser, Schauspieler u. dgl. kann leichter ein reicher Mann, als ein guter Hausvater werden, weil sie sich an ein herumschweifendes Leben gewöhnt haben. Böhm.: Tulak mnoho sveta zrejdi, a bratra nikde nenajde. (Celakovsky, 288.) Lat.: E scurra facilius dives, quam paterfamilias fit. (Faselius, 71.) Poln.: Biegun wiele zwiedzi swiata, a nigdzie nienajdzie brata. (Celakovsky, 288.) Landstürzer. * Es ist ein Landstürzer. So wurden früher in einigen Gegenden Deutschlands die Vagabunden genannt. Landtag. 1 Landtage sind Geldtage. - Hillebrand, 242, 364; Graf, 498, 105; Dahlmann, Die Politik, 2. Aufl., S. 124; Stryk, De milit. collecta pronvinc., I, 11. Die Berufung der mittelalterlichen Landstände geschah in der Regel nur wegen Steuerbedarfs. 2 Neuer Landtag, gewisse Steuern. - Körte, 3685; Simrock, 6178; Graf, 498, 104; Braun, I, 2154. Landtagen. * Er landtagt herum. (S. Leschaken.) - Frischbier2, 2291. Er treibt sich unbeschäftigt umher. Landvogt. 1 Ach wär' i Landvogt, wie wett i d' Bure strofe; wie wett i d' Lüt zwinge, dass s'mer müesstid Geld is Haus bringe; wie wett i d' Lüt bocke ond ene 's Geld onder de Negle vöra drocke. - Sutermeister, 30; Eiselein, 409. Auch dieser, auf Bedrückung hinausgehende Wunsch hat seine Entstehung in dem alten Landvogtei-Wesen der Schweiz. 2 Die Landvögte haben der Schweiz die Freiheit gebracht und werden sie wieder darum bringen. - Kirchhofer, 106, 107. Das Landvogtei-Wesen war den Schweizern stets ein grosses Aergerniss; und es konnte daher nicht fehlen, dass die Volksstimme und der Volkswitz das Streben und Thun der Landvögte in Sprichwörtern zu charakterisiren suchte. Die Landvögte Gessler und andere seinesgleichen brachten die Freiheit, weil das Volk ihrer Tyrannei müde war. 3 Thu pfad, der Landvogt kommt. (Schweiz.) - Kirchhofer, 106, 107. Manche Landvögte der gemeinen Herrschaften mussten ihre Stellen von dem Volke mit schwerem Gelde erkaufen und sahen auf nichts anders, als wie sie in der kurzen Zeit ihrer Regierung viel Geld erwerben könnten; daher im Thurgau der warnende Zuruf: Thu' pfad u. s. w., d. h. Thu' gemach, sei vorsichtig, lass nicht sehen, dass du Vermögen hast, oder der Landvogt sucht dich darum zu bringen. Landweg. Der Landweg heff fürstlich Geleide. (S. Hirte.) - Normann, 13, 10; Graf, 497, 96. Landwehr. * Das geht über die österreichische Landwehr! Entstand im deutschen Befreiungskriege, und wird angewandt, um ausserordentliche Langsamkeit zu schildern. Landwein. Hör', Landwein, kannst du schweigen, ins Rheinfass sollst du steigen; willst du mich nur nicht melden, acht Groschen sollst du gelten. Landwirth. Der reichste Landwirth der beste. Wenn er hinreichendes Betriebskapital besitzt und es zweckmässig zu verwenden versteht. Lang. 1 Dat ist lank un smärig, sä de Kerl, do stohl he Seilgoarn un Bregenwurst1. - Kern, 215. 1) Wurst aus dem Gehirn des Schweins. 2 Diet lange heft, laet lang hangen. - Schottel, 1130b. 3 Es ist nichts so lang und breit, man kann davon das End' abgehen. - Simrock, 6185. 4 Ist es zu lang, so schlag' den Zipfel ein. - Eiselein, 659; Simrock, 12125. 5 Je länger, je bass. - Eiselein, 410. 6 Je länger, je (so) lieber. - Eiselein, 410. 7 Je länger, je mehr. - Eiselein, 410. 8 Lang un slank un Eddelmannsgang, sagt Huddelbeck. (Mecklenburg.) - Hoefer, 453. 9 Lang und rahn taugt nirga nan; kurz und dick geit au a Stück. (Wurmlingen.) - Birlinger, 330. 10 Lang und schwank hat keinen Gang. - Braun, I, 2155. 11 Lang un schwank heat keinen Gang, koert un dick heat kein Geschick; ewer en Meaken vom Middelmate (van miyner Mate), dat ziert de Strate. (Büren.) - Für Soest: Firmenich, I, 349, 30: hochdeutsch bei Simrock, 6182; Körte, 3687; Lohrengel, I, 467. In Lübeck und Ostfriesland: Lang unt smal het ken Gefall; kot un dick het ok ken Schick, avers so na meine Mat, dat hett Schick und Lat (oder: dat makt [Spaltenumbruch] welcher uns kennt, kann uns ehren und schänden; daher auch der aus seiner Heimat wegen irgendeines Vergehens Flüchtiggewordene in der Fremde so lange unangefochten bleibt, bis ein Landsmann mit ihm zusammentrifft und über ihn urtheilt. 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welcher uns kennt, kann uns ehren und schänden; daher auch der aus seiner Heimat wegen irgendeines Vergehens Flüchtiggewordene in der Fremde so lange unangefochten bleibt, bis ein Landsmann mit ihm zusammentrifft und über ihn urtheilt. Dies Sprichwort zerfällt eigentlich in zwei Theile, wovon der erste sagt, dass uns der am ersten in Unehre bringen kann, der uns genau kennt, während die andere Hälfte den wohlmeinenden Rath enthält, nicht ohne Noth ein nachtheiliges Urtheil zu fällen. Schandsmann = wer einen andern in Schande bringen kann, gleichviel ob mit Recht oder Unrecht.
Holl.: Landsman, schandsman; weet gij wat, zoo zwiig. (Harrebomée, II, 7.) – Lantsman, schantsman. (Prov. comm.; Tunn., 17, 14.)
Lat.: Conterraneus prodit hominem. (Binder II, 570; Eiselein, 409.) – Est patriota meus mea scandala dicere promptus. (Prov. comm.) – Fit mea culpa nota narrante meo patriota. – Scandala non nota manifesta meo patriota. (Fallersleben, 462.)
4 Wer da kommt, der Landsmann ist, der nimmt den Kauf in Jahresfrist. – Graf, 104, 227.
Einheimische Landsleute haben vor Fremden ein Näherrecht. (S. Einwohner 2.) „Welcher kumpt der lantmann ist, der mag in den kouff nem in Jars frist.“ (Blumer, I, 166.)
5 Wer einen Landsmann bei sich hat, der hat einen Sack voll Dreck bei sich. (Türk.)
6 Wer einen Landsmann findet, der findet das Vaterland.
Dän.: At finde landemænd i fremmede land, er ligesom at see fædernelandet. (Prov. dan., 376.)
Landsprediger.
* Es ist ein Landsprediger.
„Ich bin ein landtsprediger, ich kann ein predig auss einem ermel schütteln.“ (Pauli, Schimpff, LXXIIII.)
Landstrasse.
1 Auf der Landstrasse wächst kein Gras.
Holl.: Op een' gebaanden weg groeit geen gras. (Bohn I, 336.)
2 Eine breite Landstrasse, ein schiffbarer Fluss und mächtige Herren vertragen sich selten zusammen.
Die letztern suchen die Herrschaft der beiden erstern.
Frz.: Un grand chemin, une grande rivière et un grand Seigneur sont trois mauvais voisins. (Kritzinger, 131b.)
3 Eine Landstrasse, ein grosser Fluss und ein grosser Herr sind drei schlimme Nachbarn. (S. Ding 46.)
4 Gehe die gemeine Landstrasse; es kann nicht jeder auf dem Seile gehen. – Simrock, 6177; Steiger, 480; Eiselein, 409; Braun, I, 2153.
Port.: Nào deixes caminho por atalho. (Bohn I, 284.)
5 Landstrass ist oft krumm, führt aber nicht um.
D. h. man kann auf derselben nicht irre gehen.
Engl.: The high-way is never about. (Bohn II, 11.)
6 Landstrasse ist sicher, Holzweg gefährlich. – Petri, II, 430; Henisch, 1041, 15; Eiselein, 409; Simrock, 6176.
7 Man kann auch die Landstrasse verfehlen.
8 Wer auff der Landstrass wandelt, der ist sicher; wer auffm Holtzweg ist, der reiset mit sorgen. – Lehmann, 407, 55.
Frz.: Il n'est que d'aller le grand chemin. (Leroux, II, 237.)
9 Wo die Landstrasse fehlt, muss man Fusswege einschlagen.
*10 Bleib' auf der Landstrasse.
Lat.: Extra viam non deflectas publicam. (Binder I, 489; II, 1051; Seybold, 166.)
*11 Er ist von der Landstrasse abgekommen.
Befindet sich auf einem falschen Wege.
Landstreichen.
Wer das landstreichen gewohnt ist, dem wächst kein Sitzefleisch mehr.
Die Römer sagen: aus einem Possenreisser, Schauspieler u. dgl. kann leichter ein reicher Mann, als ein guter Hausvater werden, weil sie sich an ein herumschweifendes Leben gewöhnt haben.
Böhm.: Tulák mnoho svĕta zrejdí, a bratra nikde nenajde. (Čelakovsky, 288.)
Lat.: E scurra facilius dives, quam paterfamilias fit. (Faselius, 71.)
Poln.: Biegun wiele zwiedzi świata, a nigdzie nienajdzie brata. (Čelakovsky, 288.)
Landstürzer.
* Es ist ein Landstürzer.
So wurden früher in einigen Gegenden Deutschlands die Vagabunden genannt.
Landtag.
1 Landtage sind Geldtage. – Hillebrand, 242, 364; Graf, 498, 105; Dahlmann, Die Politik, 2. Aufl., S. 124; Stryk, De milit. collecta pronvinc., I, 11.
Die Berufung der mittelalterlichen Landstände geschah in der Regel nur wegen Steuerbedarfs.
2 Neuer Landtag, gewisse Steuern. – Körte, 3685; Simrock, 6178; Graf, 498, 104; Braun, I, 2154.
Landtagen.
* Er landtagt herum. (S. Leschaken.) – Frischbier2, 2291.
Er treibt sich unbeschäftigt umher.
Landvogt.
1 Ach wär' i Landvogt, wie wett i d' Bure strofe; wie wett i d' Lüt zwinge, dass s'mer müesstid Geld is Hûs bringe; wie wett i d' Lüt bocke ond ene 's Geld onder de Negle vöra drocke. – Sutermeister, 30; Eiselein, 409.
Auch dieser, auf Bedrückung hinausgehende Wunsch hat seine Entstehung in dem alten Landvogtei-Wesen der Schweiz.
2 Die Landvögte haben der Schweiz die Freiheit gebracht und werden sie wieder darum bringen. – Kirchhofer, 106, 107.
Das Landvogtei-Wesen war den Schweizern stets ein grosses Aergerniss; und es konnte daher nicht fehlen, dass die Volksstimme und der Volkswitz das Streben und Thun der Landvögte in Sprichwörtern zu charakterisiren suchte. Die Landvögte Gessler und andere seinesgleichen brachten die Freiheit, weil das Volk ihrer Tyrannei müde war.
3 Thu pfad, der Landvogt kommt. (Schweiz.) – Kirchhofer, 106, 107.
Manche Landvögte der gemeinen Herrschaften mussten ihre Stellen von dem Volke mit schwerem Gelde erkaufen und sahen auf nichts anders, als wie sie in der kurzen Zeit ihrer Regierung viel Geld erwerben könnten; daher im Thurgau der warnende Zuruf: Thu' pfad u. s. w., d. h. Thu' gemach, sei vorsichtig, lass nicht sehen, dass du Vermögen hast, oder der Landvogt sucht dich darum zu bringen.
Landweg.
Der Landweg heff fürstlich Geleide. (S. Hirte.) – Normann, 13, 10; Graf, 497, 96.
Landwehr.
* Das geht über die österreichische Landwehr!
Entstand im deutschen Befreiungskriege, und wird angewandt, um ausserordentliche Langsamkeit zu schildern.
Landwein.
Hör', Landwein, kannst du schweigen, ins Rheinfass sollst du steigen; willst du mich nur nicht melden, acht Groschen sollst du gelten.
Landwirth.
Der reichste Landwirth der beste.
Wenn er hinreichendes Betriebskapital besitzt und es zweckmässig zu verwenden versteht.
Lang.
1 Dat ist lank un smärig, sä de Kêrl, do stohl he Seilgoarn un Bregenwurst1. – Kern, 215.
1) Wurst aus dem Gehirn des Schweins.
2 Diet lange heft, laet lang hangen. – Schottel, 1130b.
3 Es ist nichts so lang und breit, man kann davon das End' abgehen. – Simrock, 6185.
4 Ist es zu lang, so schlag' den Zipfel ein. – Eiselein, 659; Simrock, 12125.
5 Je länger, je bass. – Eiselein, 410.
6 Je länger, je (so) lieber. – Eiselein, 410.
7 Je länger, je mehr. – Eiselein, 410.
8 Lang un slank un Eddelmannsgang, sagt Huddelbeck. (Mecklenburg.) – Hoefer, 453.
9 Lang und rahn taugt nirga nan; kurz und dick geit au a Stück. (Wurmlingen.) – Birlinger, 330.
10 Lang und schwank hat keinen Gang. – Braun, I, 2155.
11 Lang un schwank heat keinen Gang, koert un dick heat kein Geschick; ewer en Meaken vom Middelmate (van miyner Mâte), dat ziert de Strâte. (Büren.) – Für Soest: Firmenich, I, 349, 30: hochdeutsch bei Simrock, 6182; Körte, 3687; Lohrengel, I, 467.
In Lübeck und Ostfriesland: Lang unt smal het kên Gefall; kot un dick het ôk kên Schick, avers so na mîne Mât, dat hett Schick und Lât (oder: dat mâkt
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