Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Kuhmagd. Soll die Kuhmagd spinnen, wird man wenig Garn gewinnen. Die Russen: Kommt die Kuhmagd über den Rocken, so zieht sie am Flachs, als wär' er ein Kuheuter. (Altmann VI, 441.) Kuhmaul. * Das Kuhmaul anhängen. - Mathesy, 117a. Ein finsteres, verdriessliches Gesicht machen. "Nemen an, was er jn thut schenken, dafür sie jms Kümaul anhenken." (H. Sachs, V, 2, CCXXVIII, 2.) Kuhmilz. * Ich gib euch nicht ein Kü Miltz. - H. Sachs, IV; Fabeln, VI, 2. Kuhmist. Er hat mehr Kuhmist an den Stiefeln als Glanzwichse. Poln.: Aniby sie to wszystko na byczej skorze spisac nie dalo. - Aniby tego na byczej skorze nie spisal. (Lompa, 5.) Kuhmüthig. 1 Dau möcht me scho kuamüathig werde. (Ulm.) 2 Do's ist sehr kuahmüathig, wenn d' Rinder kalbern. (Neresheim.) Kühn. 1 Er ist nicht so kühn, dass er: "Katz aus dem Brei!" sagt. (Eifel.) 2 Er ist nicht zu kühn, der nicht fisten darf auf freiem Felde. - Simrock, 2493. Holl.: Hi is seer bedwonghen, die niet vijsten ender op rumen velde. (Tunn., 15, 20.) Lat.: Valde coctus homo qui bombum servat in agro. (Fallersleben, 413.) 3 Es ist nichts kühner, als des Müllers Hand, die jeden Morgen einen Dieb am Kragen nimmt. - Eiselein, 475; Simrock, 7143. Frz.: Il n'y a rien de plus hardi que la chemise d'un meunier. (Cahier, 1091; Bohn I, 26.) 4 Es ist nichts kühner (anmassender) als kleiner Herren kleine Diener. 5 Kühn ist, wer sich schlägt mit Zweien; aber kühner noch, wer es wagt mit leerer Tasch' ein Weib zu freien. 6 Kühn mit der Zunge', feig (verzagt) mit der Lanze. - Reinsberg IV, 78. Schwed.: Mycket aff munnen och lijtet aff Vllen, sade han som klippte Soen. (Wensell, 55; Grubb, 21.) 7 Sey kühn, vnd nicht zu kühn. - Gruter, III, 81; Lehmann, II, 576, 68. *8 Er ist kühn auf seinem Mist wie der Hahn. Frz.: Il est hardi conme un coq sur son fumier. (Lendroy, 795.) *9 Er ist kühn, eh's zum Treffen kommt. *10 Er ist so kühn wie ein isländischer Löwe. D. h. so furchtsam wie ein Schaf. Kühne (der). Dem Kühnen hilft (lacht) das Glück, den Feigen weist's zurück. Holl.: Den koene helpt het avontuur. (Harrebomee, I, 427b). Kühnheit. 1 Kühnheit ist die beste Mawr vnd wehr. - Henisch, 327; Petri, II, 428. It.: Chi non ha vergogna, il tutto il mondo e suo. (Cahier, 3153.) 2 Kühnheit schützt vor Kühnen nicht. Lat.: In audaces non est audacia tuta. (Ovid.) (Philippi, I, 191.) 3 Zu grosse Kühnheit thut nicht gut. "Derhalb das Sprichwort sagen thut: verwegne künheit sey nicht gut." (H. Sachs, II, XCIV, 2.) Kuhpriesterin. Er opfert den Kuhpriesterinnen des Nachts durch die Kammerfenster. Hat ein Liebesverhältniss mit Kuhmägden u. dgl. Dirnen. Kuhrecht. * Nach Kuhrecht trinken (saufen). Kuhrer. De Kuhrer töme dp Perd' af on gahne op Pareske. - Frischbier2, 2245. Gross-Kuhren ist ein Dorf in Samland, Kreis Fischhausen. Kühschmalz. Kühschmalz hat viel Butter und kein Salz. Man will damit sagen: Die Kuhschmalzer haben nur in dem Namen ihres Dorfs (Kreis Grottkau, Regierungsbezirk [Spaltenumbruch] Oppeln) Butter, in der Wirklichkeit aber fehlt sie ihnen; denn sie haben ja nicht einmal so viel, dass sie sich das erste, nothwendigste und wohlfeilste aller Gewürze, das Salz kaufen können. Jene von dem obigen Spruch verspottete Armuth des Orts wird aber wol jetzt einem bessern Zustande gewichen sein. (Vgl. Schles. Provinzialblätter, Breslau 1866, V, 617.) (S. Klodebach und Obernigk.) Kuhschwanz. 1 Wenn auch der Kuhschwanz wackelt, so fällt er doch nicht ab. Weniger fest stehen alte Gebäude, wenn sie erst anfangen sich hin- und herzubewegen. *2 Der Kuhschwanz hängt am letzten Loche. Der Hochmuth wird ihn bald stürzen. Kuhseil. *1 Er isch ab em Chüeseil ertrunne. (Solothurn.) - Schild, 76, 220; Sutermeister, 70. *2 Er isch am Chüeseil abungen. (Solothurn.) - Schild, 76, 219; Sutermeister, 70. Beide Redensarten in dem Sinne: Es fehlt ihm Bildung, er beträgt sich wie ein Kalb. Kuhsoff. * Er thuet Küesüff. - Sutermeister, 64. Er säuft wie eine Kuh. Kuhstall. Was im Kuhstall geschieht, weiss der Rathsschreiber nicht. Kuhthor. * Einem das Kühethor weisen. - Dietrich, Weissh., I, 664. Kuhtitt. Kohtitt, geit dr mit. - Bueren, 768; Hauskalender, I. Titt = Brust, Zitz. Een Kind up'n Titt utdohn = es anderswo einer Amme zum Säugen geben. Kuhverstand. * Sie hat Kuhverstand. - Tendlau, 123. Jüd.-deutsch: Sie hat Kih Seechel, Sechel, hebräisch: Verstand. Kuhweg. * Den grossen (breiten) Kuhweg gehen. Dem Schlendrian folgen, vom eingeführten Gebrauche von der alten Weise nicht abgehen. Kuhweide. *1 Einen aus der Küheweid bringen. - Grimmelshausen, Trutz Simplex (Utopia 1670), S. 149. Ausser Fassung, aus dem Häuschen. *2 Er ist aus der Kuhweide gegangen. Lat.: Extra oleas vagatus. *3 Er ist nie us der Küheweid ko. - Sutermeister, 70. Der nicht Gereiste, mit der Welt gänzlich Unbekannte, Ungebildete. (S. Kuhseil.) *4 Es wird nid wit vo der Chüeweid use sii. - Sutermeister, II, 31. Als Antwort, wenn etwas Verlorenes gesucht wird, es wird nicht weit von der Kuhweide sein. Kuiern. * Hai kuierd (spricht) und sik selwer as de witte Deierk (Dietrich). (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 66, 96. Kujus. * Er ist ein grober Kujus. - Eyering, II, 340. Kujütter. * Das ist ein Kujütter. Diese Redensart gebraucht man im Bergischen, um einen Menschen zu schildern, der sich kein Gewissen daraus macht, die schlechtesten Handlungen zu begehen, einen Halunken. Wenn von schlechten Menschen überhaupt die Rede ist, pflegt man auch einen als den Kujütter derselben zu bezeichnen, womit man sagt, dass dieser einer der schlechtesten darunter und der Anführer der übrigen sei. Das Wort ist aus Coadjutor (= Gehülfe) entstanden. Diese Bezeichnung führte aber Wilhelm Egon von Fürstenberg, welcher Coadjutor des Erzbischofs Max Heinrich von Köln war und zu der Zeit, wo Ludwig XIV. seine gierigen Hände nach deutschem Gut und Blut ausstreckte, den schwachen Kirchenfürsten dazu vermochte, mit dem Erbfeinde gemeinsame Sache zu machen, das eigene Vaterland um schnöde Bestechung zu verrathen und zu betrügen. Obgleich dieser Coadjutor wie die andern Fürstenberger Geistliche und als solche fast unverletzlich waren, so reichte doch ein so schmählicher Verrath hin, sie im Volke stets zu brandmarken. Für den deutsch fühlenden Rheinländer hatte das Wort die Bedeutung, welche der Name Judas für jeden Christen gewonnen hat. Da das lateinische Wort zu lang war, so verwandelte die Volkszunge den römischen Coadjutor brandmarkend in einen Kujütter. (Wupperzeitung, Hückeswagen 1863, Nr. 127.) [Spaltenumbruch]
Kuhmagd. Soll die Kuhmagd spinnen, wird man wenig Garn gewinnen. Die Russen: Kommt die Kuhmagd über den Rocken, so zieht sie am Flachs, als wär' er ein Kuheuter. (Altmann VI, 441.) Kuhmaul. * Das Kuhmaul anhängen. – Mathesy, 117a. Ein finsteres, verdriessliches Gesicht machen. „Nemen an, was er jn thut schenken, dafür sie jms Kümaul anhenken.“ (H. Sachs, V, 2, CCXXVIII, 2.) Kuhmilz. * Ich gib euch nicht ein Kü Miltz. – H. Sachs, IV; Fabeln, VI, 2. Kuhmist. Er hat mehr Kuhmist an den Stiefeln als Glanzwichse. Poln.: Aniby się to wszystko na byczej skórze spisać nie dało. – Aniby tego na byczej skórze nie spisał. (Lompa, 5.) Kuhmüthig. 1 Dau möcht me scho kuamüathig werde. (Ulm.) 2 Do's ist sehr kuahmüathig, wenn d' Rinder kalbern. (Neresheim.) Kühn. 1 Er ist nicht so kühn, dass er: „Katz aus dem Brei!“ sagt. (Eifel.) 2 Er ist nicht zu kühn, der nicht fisten darf auf freiem Felde. – Simrock, 2493. Holl.: Hi is seer bedwonghen, die niet vijsten ender op rumen velde. (Tunn., 15, 20.) 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Kuhmagd.
Soll die Kuhmagd spinnen, wird man wenig Garn gewinnen.
Die Russen: Kommt die Kuhmagd über den Rocken, so zieht sie am Flachs, als wär' er ein Kuheuter. (Altmann VI, 441.)
Kuhmaul.
* Das Kuhmaul anhängen. – Mathesy, 117a.
Ein finsteres, verdriessliches Gesicht machen. „Nemen an, was er jn thut schenken, dafür sie jms Kümaul anhenken.“ (H. Sachs, V, 2, CCXXVIII, 2.)
Kuhmilz.
* Ich gib euch nicht ein Kü Miltz. – H. Sachs, IV; Fabeln, VI, 2.
Kuhmist.
Er hat mehr Kuhmist an den Stiefeln als Glanzwichse.
Poln.: Aniby się to wszystko na byczej skórze spisać nie dało. – Aniby tego na byczej skórze nie spisał. (Lompa, 5.)
Kuhmüthig.
1 Dau möcht me scho kuamüathig werde. (Ulm.)
2 Do's ist sehr kuahmüathig, wenn d' Rinder kalbern. (Neresheim.)
Kühn.
1 Er ist nicht so kühn, dass er: „Katz aus dem Brei!“ sagt. (Eifel.)
2 Er ist nicht zu kühn, der nicht fisten darf auf freiem Felde. – Simrock, 2493.
Holl.: Hi is seer bedwonghen, die niet vijsten ender op rumen velde. (Tunn., 15, 20.)
Lat.: Valde coctus homo qui bombum servat in agro. (Fallersleben, 413.)
3 Es ist nichts kühner, als des Müllers Hand, die jeden Morgen einen Dieb am Kragen nimmt. – Eiselein, 475; Simrock, 7143.
Frz.: Il n'y a rien de plus hardi que la chemise d'un meunier. (Cahier, 1091; Bohn I, 26.)
4 Es ist nichts kühner (anmassender) als kleiner Herren kleine Diener.
5 Kühn ist, wer sich schlägt mit Zweien; aber kühner noch, wer es wagt mit leerer Tasch' ein Weib zu freien.
6 Kühn mit der Zunge', feig (verzagt) mit der Lanze. – Reinsberg IV, 78.
Schwed.: Mycket aff munnen och lijtet aff Vllen, sade han som klippte Soen. (Wensell, 55; Grubb, 21.)
7 Sey kühn, vnd nicht zu kühn. – Gruter, III, 81; Lehmann, II, 576, 68.
*8 Er ist kühn auf seinem Mist wie der Hahn.
Frz.: Il est hardi conme un coq sur son fumier. (Lendroy, 795.)
*9 Er ist kühn, eh's zum Treffen kommt.
*10 Er ist so kühn wie ein isländischer Löwe.
D. h. so furchtsam wie ein Schaf.
Kühne (der).
Dem Kühnen hilft (lacht) das Glück, den Feigen weist's zurück.
Holl.: Den koene helpt het avontuur. (Harrebomée, I, 427b).
Kühnheit.
1 Kühnheit ist die beste Mawr vnd wehr. – Henisch, 327; Petri, II, 428.
It.: Chi non ha vergogna, il tutto il mondo è suo. (Cahier, 3153.)
2 Kühnheit schützt vor Kühnen nicht.
Lat.: In audaces non est audacia tuta. (Ovid.) (Philippi, I, 191.)
3 Zu grosse Kühnheit thut nicht gut.
„Derhalb das Sprichwort sagen thut: verwegne künheit sey nicht gut.“ (H. Sachs, II, XCIV, 2.)
Kuhpriesterin.
Er opfert den Kuhpriesterinnen des Nachts durch die Kammerfenster.
Hat ein Liebesverhältniss mit Kuhmägden u. dgl. Dirnen.
Kuhrecht.
* Nach Kuhrecht trinken (saufen).
Kuhrer.
De Kuhrer töme dp Pêrd' af on gahne op Parêske. – Frischbier2, 2245.
Gross-Kuhren ist ein Dorf in Samland, Kreis Fischhausen.
Kühschmalz.
Kühschmalz hat viel Butter und kein Salz.
Man will damit sagen: Die Kuhschmalzer haben nur in dem Namen ihres Dorfs (Kreis Grottkau, Regierungsbezirk
Oppeln) Butter, in der Wirklichkeit aber fehlt sie ihnen; denn sie haben ja nicht einmal so viel, dass sie sich das erste, nothwendigste und wohlfeilste aller Gewürze, das Salz kaufen können. Jene von dem obigen Spruch verspottete Armuth des Orts wird aber wol jetzt einem bessern Zustande gewichen sein. (Vgl. Schles. Provinzialblätter, Breslau 1866, V, 617.) (S. Klodebach und Obernigk.)
Kuhschwanz.
1 Wenn auch der Kuhschwanz wackelt, so fällt er doch nicht ab.
Weniger fest stehen alte Gebäude, wenn sie erst anfangen sich hin- und herzubewegen.
*2 Der Kuhschwanz hängt am letzten Loche.
Der Hochmuth wird ihn bald stürzen.
Kuhseil.
*1 Er isch ab em Chüeseil ertrunne. (Solothurn.) – Schild, 76, 220; Sutermeister, 70.
*2 Er isch am Chüeseil abungen. (Solothurn.) – Schild, 76, 219; Sutermeister, 70.
Beide Redensarten in dem Sinne: Es fehlt ihm Bildung, er beträgt sich wie ein Kalb.
Kuhsoff.
* Er thuet Küesüff. – Sutermeister, 64.
Er säuft wie eine Kuh.
Kuhstall.
Was im Kuhstall geschieht, weiss der Rathsschreiber nicht.
Kuhthor.
* Einem das Kühethor weisen. – Dietrich, Weissh., I, 664.
Kuhtitt.
Kohtitt, geit dr mit. – Bueren, 768; Hauskalender, I.
Titt = Brust, Zitz. Een Kind up'n Titt utdohn = es anderswo einer Amme zum Säugen geben.
Kuhverstand.
* Sie hat Kuhverstand. – Tendlau, 123.
Jüd.-deutsch: Sie hat Kih Seechel, Sēchel, hebräisch: Verstand.
Kuhweg.
* Den grossen (breiten) Kuhweg gehen.
Dem Schlendrian folgen, vom eingeführten Gebrauche von der alten Weise nicht abgehen.
Kuhweide.
*1 Einen aus der Küheweid bringen. – Grimmelshausen, Trutz Simplex (Utopia 1670), S. 149.
Ausser Fassung, aus dem Häuschen.
*2 Er ist aus der Kuhweide gegangen.
Lat.: Extra oleas vagatus.
*3 Er ist nie us der Küheweid ko. – Sutermeister, 70.
Der nicht Gereiste, mit der Welt gänzlich Unbekannte, Ungebildete. (S. Kuhseil.)
*4 Es wird nid wit vo der Chüeweid use sii. – Sutermeister, II, 31.
Als Antwort, wenn etwas Verlorenes gesucht wird, es wird nicht weit von der Kuhweide sein.
Kuiern.
* Hai kuierd (spricht) und sik selwer as de witte Deierk (Dietrich). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 66, 96.
Kujus.
* Er ist ein grober Kujus. – Eyering, II, 340.
Kujütter.
* Das ist ein Kujütter.
Diese Redensart gebraucht man im Bergischen, um einen Menschen zu schildern, der sich kein Gewissen daraus macht, die schlechtesten Handlungen zu begehen, einen Halunken. Wenn von schlechten Menschen überhaupt die Rede ist, pflegt man auch einen als den Kujütter derselben zu bezeichnen, womit man sagt, dass dieser einer der schlechtesten darunter und der Anführer der übrigen sei. Das Wort ist aus Coadjutor (= Gehülfe) entstanden. Diese Bezeichnung führte aber Wilhelm Egon von Fürstenberg, welcher Coadjutor des Erzbischofs Max Heinrich von Köln war und zu der Zeit, wo Ludwig XIV. seine gierigen Hände nach deutschem Gut und Blut ausstreckte, den schwachen Kirchenfürsten dazu vermochte, mit dem Erbfeinde gemeinsame Sache zu machen, das eigene Vaterland um schnöde Bestechung zu verrathen und zu betrügen. Obgleich dieser Coadjutor wie die andern Fürstenberger Geistliche und als solche fast unverletzlich waren, so reichte doch ein so schmählicher Verrath hin, sie im Volke stets zu brandmarken. Für den deutsch fühlenden Rheinländer hatte das Wort die Bedeutung, welche der Name Judas für jeden Christen gewonnen hat. Da das lateinische Wort zu lang war, so verwandelte die Volkszunge den römischen Coadjutor brandmarkend in einen Kujütter. (Wupperzeitung, Hückeswagen 1863, Nr. 127.)
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