Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Krüger. Des Krügers Kinder bekommen saures Bier. Krüglein. 1 Es ist kein Krüglein (so schmuzig), es find't sein Decklein (seine Stürze). - Winckler, VII, 50; Körte, 3573; Braun, I, 2030. Frz.: Il n'est si vilain pot qui ne trouve son couvercle. (Masson, 333.) 2 Heimliches Krüglein mit Wein lässt unterm Rocke nicht fein. - Eiselein, 398. Lat.: Amphora sub veste raro portatur honeste. (Binder II, 166; Eiselein, 398.) *3 Du heffst hier een krüykessken tho brocken. - Tappius, 106b). Lat.: Tesseram confringere. (Tappius, 106b.) Krukan. Wann de Krukaken trecket, blitt et noch drai Dage guet Wiär. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 58, 12. Kruke. Die krucke genck so lang tho der bach, bith dat the tho brack den krach. - Tappius, 17a. In Pommern: De Kruke get so lang to Water, bet se breke. Was man täglich braucht, wird abgenutzt. Was lange gut gegangen ist, kann auch einmal ein übel Ende nehmen. (Dähnert, 258b.) Krükelken. Krükelken inn Kinn hett Schelmken im Sinn. - Eichwald, 1134. Krull. * He hett de Krull1 in de Stert2. - Bueren, 530; Frommann, V, 429, 521; Eichwald, 1135 u. 1841; Hauskalender, II. 1) Eigentlich Locke, Scheitelhaar. Vom Zorn und Rausch sagt man: wuat im Krül heben. "Bälwisk Lül (sehr berauschendes Bier) dat stiged eäme (einem) in't Krül." (Vgl. Frommann, IV, 440, 5; V, 72, 93.) 2) Vgl. Frommann, V, 296. Holl.: Hij heeft krullen in de kruin. (Harrebomee, I, 455a.) Krüllpantüffel. *1 Se kann all 'n Krüllpantüffel in 't Solt treffen. Sie hält sich für eine tüchtige Hausfrau oder Köchin; es ist aber nicht viel dahinter. Von einem Mädchen gesagt, auch: Sie glaubt heirathen und der Wirthschaft vorstehen zu können, hat aber kaum die einfachsten Sachen inne. *2 Se kann nich 'n Krüllpantüffel in't Solt treffen. Sie kann nicht eine Pellkartoffel im Salz, d. i. im richtigen Masse des Salzens treffen; zur Bezeichnung des höchsten Grades hausfraulicher Untüchtigkeit. Krümchen. 1 Krümichen machen (Krümchen sind) auch Brot. - Petri, II, 427; Hollenberg, I, 32; Latendorf II, 20; Gaal, 1050; Ramann, Samml., II, 2; Simrock, 5989. Man muss auch das Kleinste zu Rathe halten. Der Zufriedene kommt mit Geringem aus. Dän.: Krumme er og bröd. (Bohn I, 398; Prov. dan., 362.) Lat.: Vel minima curanda sunt. (Gaal, 1050.) 2 Krömkens sünd ok Brod. - Bueren, 771; Schütze, II, 352; Stürenburg, 124a. 3 Krömkes maken Brod. - Hauskalender, I; Kern, 936. 4 Ut Krömens ward Brod. - Goldschmidt, 153. 5 Wo man die Krümchen nicht spart, da kriegt man das Stücke nicht. - Petri, II, 811. Krume. 1 Die Krume der Muhme, die Rinde dem Kinde. - Simrock, 5988; Braun, 2032. 2 Eine Krume aus der eigenen Tasche ist besser als grosser Herren Mahlzeiten. Dän.: Krummer smager hyrden bedre i sin hytte, end kongelige raetter i palladser. ( Prov. dan., 362.) 3 Kröm bünd ok (sind auch) Brot. (Rendsburg.) 4 Krume und Rinde sind gern beisammen, - Altmann VI, 482. Krümlein. 1 Kramlang as uk Bruad. (Nordfries.) - Johansen, 144. Krumen sind auch Brot. Man soll auch Kleines nicht umkommen lassen. Holl.: Kruimeltjes is ook brood. (Harrebomee, I, 453b.) 2 Krümlein seynd auch Brot. - Braun, I, 2033. Engl.: Still he fisheth that catcheth one. Frz.: Toujours peche qui en prend un. Schwed.: Sma smulor äro ocksa bröd. (Marin, 24.) [Spaltenumbruch] 3 Viele Krümlein geben auch Brot. - Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 3576; Reinsberg III, 15. Frz.: Qui ramasse ses miettes, n'aura pas disette. (Cahier, 1097.) Holl.: Hij makt van een kruimeltje een geheel brood. (Harrebomee, I, 453b.) Krumm. 1 En beten krumm is nich dumm. (S. Schief.) - Diermissen, 195. 2 Es gehet krumb oder recht, mit Undank lohnt man nur den Knecht. - Lehmann, 811, 22. 3 Es wirdt zeitlich krum, was ein hack will werden. - Gruter, I, 40; Eyering, II, 608. 4 Je krümmer, je schlimmer. - Eiselein, 399; Braun, I, 1638; für Frankfurt a. M.: Firmenich, II, 66, 4. Wird gebraucht, wenn jemand, der ein körperliches Gebrechen hat, schlimme Streiche macht. Die Italiener behaupten sogar: In einem krummen Körper wohnt nie eine gerade Seele. (Reinsberg I, 122.) 5 Je krümmer, je tümmer. - Franck, I, 82a u. 145a; Gruter, I, 49; Petri, II, 393; Schottel, 1144a; Sutor, 634; Robinson, 264; Gomolcke, 1176; Pistor., VI, 43; Simrock, 5992; Körte, 3152. In Trier: Wu krömmer, wu schlömmer. (Laven, 198, 144.) Ein physiognomisches Sprichwort, das den Widerwillen des Volks gegen Hinkende und Verwachsene ausdrückt, einen Widerwillen, der auch gegen rothes Haar sich ausspricht (s. d. 92-107). - "Nicht gut ist schertzen mit den krummen, dann solche sind gemeeinlich tummen." (Loci comm., 207.) Th. Paracelsus (De signatura rerum naturalium) sagt: "Viele Menschen werden geboren, die mit sich monstruosische Zeichen auf die Welt bringen. Einer hat einen Finger zu viel, einer zu wenig u. s. w. Ein anderer bringt einen krummen Fuss, krummen Arm, krummen Hals u. s. w. mit auf die Welt, wieder ein anderer einen Buckel u. s. w. Darum sagt das Sprichwort: je krümmer, je dümmer, lahme Glieder, lahme Händel. Denn es sind Zeichen, die selten Gutes bedeuten. Und wie der Henker zeichnet seine Kinder mit lästerlichen Zeichen, desgleichen die bösen Ascendenten ihre Kinder mit unnatürlichen Zeichen bezeichnen, auf dass man sich vor ihnen zu hüten wisse, wie vor den henkermässigen Leuten da einer ein Brand, ein Zeichen an der Stirne, am Backen u. s. w. hat." (Schaltjahr, I, 86.) Lat.: Cautus homo cauit, quotquot natura notauit. (Loci comm., '207.) - Colla canum veterunt nolunt attingere lorum. - Gratior est pulchro veniens in corpore virtus, distortum vultum sequitur distortio morum. (Sutor, 548.) 6 Krom ischt net fromm. (Esslingen.) 7 Krum kan nicht grad oder schlecht seyn. - Petri, II, 427. 8 Krum vnd grad ist vngleich. - Petri, II, 427. 9 Krumm führt um. 10 Krumm ist um, gerad ist der kürzere Pfad. - Wenzig, 79. 11 Krumm kann nicht schlecht1 werden. - Pred. Sal, 1, 15; Gryphius, 39; Schulze, 112; Zaupser, 272. 1) Schlicht, gerade, eben. Frz.: Les ames perverties se corrigent difficilement. Schwed.: Krökt blijr aldrigh rätter. (Grubb, 432.) 12 Krummb und blind siacht a jed's Kind. (Niederösterreich.) 13 Leg' dich krumm, und Gott hilft dir! - Riehl, Gesellschaft, 52. "Ist ein alt Bauernsprichwort, das die Politik des recht- und wehrlosen Bauern früherer Zeit ausspricht." Es wäre aber jedenfalls eine bessere Politik gewesen, sie hätten, statt sich krumm zu legen, gerade gestanden. 14 Na krummen un scheiwen wässet ok Koren na. - Schambach, II, 323. Nach Krummen und Schiefen wächst auch Korn, d. h. wenn auch der Acker mittels unansehnlicher Thiere bestellt worden ist, so schadet dies dem Wachsthum der Feldfrüchte nicht. Ein Trost für die, welche sich mit mangelhaften Zugthieren behelfen müssen. 15 Oeck si wol kromm, aber nich domm. - Frischbier2, 2209. 16 Se es mi te krumm, sach de Foss, da sat de Katte met 'ner Wuorst omme (auf dem) Bome. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 185, 24; Woeste, 64, 39; Hoefer, 350a; Masius, Naturstudien, S. 251. 17 Sei is mi doch tau krumm, sär dei Voss, da hüng dei Wust (Wurst) ann'n Balken1. (Mecklenburg.) - Raabe, 185; Hoefer, 350; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 110. 1) In Jever: ...baben ünnern Wimen. (Frommann, III, 38, 11.) Die Polen: Als der Fuchs die Wurst nicht [Spaltenumbruch]
Krüger. Des Krügers Kinder bekommen saures Bier. Krüglein. 1 Es ist kein Krüglein (so schmuzig), es find't sein Decklein (seine Stürze). – Winckler, VII, 50; Körte, 3573; Braun, I, 2030. Frz.: Il n'est si vilain pot qui ne trouve son couvercle. (Masson, 333.) 2 Heimliches Krüglein mit Wein lässt unterm Rocke nicht fein. – Eiselein, 398. Lat.: Amphora sub veste raro portatur honeste. (Binder II, 166; Eiselein, 398.) *3 Du heffst hier een krüykessken tho brocken. – Tappius, 106b). Lat.: Tesseram confringere. (Tappius, 106b.) Krukan. Wann de Krukaken trecket, blitt et noch drai Dage guet Wiär. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 58, 12. Kruke. Die krucke genck so lang tho der bach, bith dat the tho brack den krach. – Tappius, 17a. In Pommern: De Kruke gêt so lang to Water, bet se breke. Was man täglich braucht, wird abgenutzt. Was lange gut gegangen ist, kann auch einmal ein übel Ende nehmen. (Dähnert, 258b.) Krükelken. Krükelken inn Kinn hett Schelmken im Sinn. – Eichwald, 1134. Krull. * He hett de Krull1 in de Stert2. – Bueren, 530; Frommann, V, 429, 521; Eichwald, 1135 u. 1841; Hauskalender, II. 1) Eigentlich Locke, Scheitelhaar. Vom Zorn und Rausch sagt man: wuat im Krül heben. „Bälwisk Lül (sehr berauschendes Bier) dat stiged eäme (einem) in't Krül.“ (Vgl. Frommann, IV, 440, 5; V, 72, 93.) 2) Vgl. Frommann, V, 296. Holl.: Hij heeft krullen in de kruin. (Harrebomée, I, 455a.) Krüllpantüffel. *1 Se kann all 'n Krüllpantüffel in 't Solt treffen. Sie hält sich für eine tüchtige Hausfrau oder Köchin; es ist aber nicht viel dahinter. Von einem Mädchen gesagt, auch: Sie glaubt heirathen und der Wirthschaft vorstehen zu können, hat aber kaum die einfachsten Sachen inne. *2 Se kann nich 'n Krüllpantüffel in't Solt treffen. Sie kann nicht eine Pellkartoffel im Salz, d. i. im richtigen Masse des Salzens treffen; zur Bezeichnung des höchsten Grades hausfraulicher Untüchtigkeit. Krümchen. 1 Krümichen machen (Krümchen sind) auch Brot. – Petri, II, 427; Hollenberg, I, 32; Latendorf II, 20; Gaal, 1050; Ramann, Samml., II, 2; Simrock, 5989. Man muss auch das Kleinste zu Rathe halten. Der Zufriedene kommt mit Geringem aus. Dän.: Krumme er og brød. (Bohn I, 398; Prov. dan., 362.) Lat.: Vel minima curanda sunt. (Gaal, 1050.) 2 Krömkens sünd ôk Brôd. – Bueren, 771; Schütze, II, 352; Stürenburg, 124a. 3 Krömkes mâken Brod. – Hauskalender, I; Kern, 936. 4 Ut Krömens ward Brod. – Goldschmidt, 153. 5 Wo man die Krümchen nicht spart, da kriegt man das Stücke nicht. – Petri, II, 811. Krume. 1 Die Krume der Muhme, die Rinde dem Kinde. – Simrock, 5988; Braun, 2032. 2 Eine Krume aus der eigenen Tasche ist besser als grosser Herren Mahlzeiten. Dän.: Krummer smager hyrden bedre i sin hytte, end kongelige rætter i palladser. ( Prov. dan., 362.) 3 Kröm bünd ok (sind auch) Brot. (Rendsburg.) 4 Krume und Rinde sind gern beisammen, – Altmann VI, 482. Krümlein. 1 Krâmlang as uk Bruad. (Nordfries.) – Johansen, 144. Krumen sind auch Brot. Man soll auch Kleines nicht umkommen lassen. Holl.: Kruimeltjes is ook brood. (Harrebomée, I, 453b.) 2 Krümlein seynd auch Brot. – Braun, I, 2033. Engl.: Still he fisheth that catcheth one. Frz.: Toujours pêche qui en prend un. Schwed.: Små smulor äro också bröd. (Marin, 24.) [Spaltenumbruch] 3 Viele Krümlein geben auch Brot. – Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 3576; Reinsberg III, 15. Frz.: Qui ramasse ses miettes, n'aura pas disette. (Cahier, 1097.) Holl.: Hij makt van een kruimeltje een geheel brood. (Harrebomée, I, 453b.) Krumm. 1 En beten krumm is nich dumm. (S. Schief.) – Diermissen, 195. 2 Es gehet krumb oder recht, mit Undank lohnt man nur den Knecht. – Lehmann, 811, 22. 3 Es wirdt zeitlich krum, was ein hack will werden. – Gruter, I, 40; Eyering, II, 608. 4 Je krümmer, je schlimmer. – Eiselein, 399; Braun, I, 1638; für Frankfurt a. M.: Firmenich, II, 66, 4. Wird gebraucht, wenn jemand, der ein körperliches Gebrechen hat, schlimme Streiche macht. Die Italiener behaupten sogar: In einem krummen Körper wohnt nie eine gerade Seele. (Reinsberg I, 122.) 5 Je krümmer, je tümmer. – Franck, I, 82a u. 145a; Gruter, I, 49; Petri, II, 393; Schottel, 1144a; Sutor, 634; Robinson, 264; Gomolcke, 1176; Pistor., VI, 43; Simrock, 5992; Körte, 3152. In Trier: Wu krömmer, wu schlömmer. (Laven, 198, 144.) Ein physiognomisches Sprichwort, das den Widerwillen des Volks gegen Hinkende und Verwachsene ausdrückt, einen Widerwillen, der auch gegen rothes Haar sich ausspricht (s. d. 92-107). – „Nicht gut ist schertzen mit den krummen, dann solche sind gemeînlich tummen.“ (Loci comm., 207.) Th. Paracelsus (De signatura rerum naturalium) sagt: „Viele Menschen werden geboren, die mit sich monstruosische Zeichen auf die Welt bringen. Einer hat einen Finger zu viel, einer zu wenig u. s. w. Ein anderer bringt einen krummen Fuss, krummen Arm, krummen Hals u. s. w. mit auf die Welt, wieder ein anderer einen Buckel u. s. w. Darum sagt das Sprichwort: je krümmer, je dümmer, lahme Glieder, lahme Händel. Denn es sind Zeichen, die selten Gutes bedeuten. Und wie der Henker zeichnet seine Kinder mit lästerlichen Zeichen, desgleichen die bösen Ascendenten ihre Kinder mit unnatürlichen Zeichen bezeichnen, auf dass man sich vor ihnen zu hüten wisse, wie vor den henkermässigen Leuten da einer ein Brand, ein Zeichen an der Stirne, am Backen u. s. w. hat.“ (Schaltjahr, I, 86.) Lat.: Cautus homo cauit, quotquot natura notauit. (Loci comm., '207.) – Colla canum veterunt nolunt attingere lorum. – Gratior est pulchro veniens in corpore virtus, distortum vultum sequitur distortio morum. (Sutor, 548.) 6 Krom ischt net fromm. (Esslingen.) 7 Krum kan nicht grad oder schlecht seyn. – Petri, II, 427. 8 Krum vnd grad ist vngleich. – Petri, II, 427. 9 Krumm führt um. 10 Krumm ist um, gerad ist der kürzere Pfad. – Wenzig, 79. 11 Krumm kann nicht schlecht1 werden. – Pred. Sal, 1, 15; Gryphius, 39; Schulze, 112; Zaupser, 272. 1) Schlicht, gerade, eben. Frz.: Les ames perverties se corrigent difficilement. Schwed.: Krökt blijr aldrigh rätter. (Grubb, 432.) 12 Krummb und blind siacht a jêd's Kind. (Niederösterreich.) 13 Leg' dich krumm, und Gott hilft dir! – Riehl, Gesellschaft, 52. „Ist ein alt Bauernsprichwort, das die Politik des recht- und wehrlosen Bauern früherer Zeit ausspricht.“ Es wäre aber jedenfalls eine bessere Politik gewesen, sie hätten, statt sich krumm zu legen, gerade gestanden. 14 Na krummen un scheiwen wässet ôk Kôren nâ. – Schambach, II, 323. Nach Krummen und Schiefen wächst auch Korn, d. h. wenn auch der Acker mittels unansehnlicher Thiere bestellt worden ist, so schadet dies dem Wachsthum der Feldfrüchte nicht. Ein Trost für die, welche sich mit mangelhaften Zugthieren behelfen müssen. 15 Oeck si wol kromm, aber nich domm. – Frischbier2, 2209. 16 Se es mi te krumm, sach de Foss, da sat de Katte met 'ner Wuorst omme (auf dem) Bome. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185, 24; Woeste, 64, 39; Hoefer, 350a; Masius, Naturstudien, S. 251. 17 Sei is mi doch tau krumm, sär dei Voss, da hüng dei Wust (Wurst) ann'n Balken1. (Mecklenburg.) – Raabe, 185; Hoefer, 350; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 110. 1) In Jever: ...baben ünnern Wimen. (Frommann, III, 38, 11.) Die Polen: Als der Fuchs die Wurst nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0829" n="[823]"/> <cb n="1645"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krüger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Des Krügers Kinder bekommen saures Bier.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krüglein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist kein Krüglein (so schmuzig), es find't sein Decklein (seine Stürze).</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, VII, 50; Körte, 3573; Braun, I, 2030.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est si vilain pot qui ne trouve son couvercle. (<hi rendition="#i">Masson, 333.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Heimliches Krüglein mit Wein lässt unterm Rocke nicht fein.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 398.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Amphora sub veste raro portatur honeste. (<hi rendition="#i">Binder II, 166; Eiselein, 398.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Du heffst hier een krüykessken tho brocken.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 106<hi rendition="#sup">b</hi>).</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tesseram confringere. (<hi rendition="#i">Tappius, 106<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krukan.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wann de Krukaken trecket, blitt et noch drai Dage guet Wiär.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 58, 12.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kruke.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die krucke genck so lang tho der bach, bith dat the tho brack den krach.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 17<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Pommern: De Kruke gêt so lang to Water, bet se breke. Was man täglich braucht, wird abgenutzt. Was lange gut gegangen ist, kann auch einmal ein übel Ende nehmen. (<hi rendition="#i">Dähnert, 258<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krükelken.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Krükelken inn Kinn hett Schelmken im Sinn.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1134.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krull.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He hett de Krull<hi rendition="#sup">1</hi> in de Stert<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 530; Frommann, V, 429, 521; Eichwald, 1135 u. 1841; Hauskalender, II.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eigentlich Locke, Scheitelhaar. Vom Zorn und Rausch sagt man: wuat im Krül heben. „Bälwisk Lül (sehr berauschendes Bier) dat stiged eäme (einem) in't Krül.“ (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, IV, 440, 5; V, 72, 93.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, V, 296.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft krullen in de kruin. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 455<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krüllpantüffel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Se kann all 'n Krüllpantüffel in 't Solt treffen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Sie hält sich für eine tüchtige Hausfrau oder Köchin; es ist aber nicht viel dahinter. Von einem Mädchen gesagt, auch: Sie glaubt heirathen und der Wirthschaft vorstehen zu können, hat aber kaum die einfachsten Sachen inne.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Se kann nich 'n Krüllpantüffel in't Solt treffen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Sie kann nicht eine Pellkartoffel im Salz, d. i. im richtigen Masse des Salzens treffen; zur Bezeichnung des höchsten Grades hausfraulicher Untüchtigkeit.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krümchen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Krümichen machen (Krümchen sind) auch Brot.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 427; Hollenberg, I, 32; Latendorf II, 20; Gaal, 1050; Ramann, Samml., II, 2; Simrock, 5989.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Man muss auch das Kleinste zu Rathe halten. Der Zufriedene kommt mit Geringem aus.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Krumme er og brød. (<hi rendition="#i">Bohn I, 398; Prov. dan., 362.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vel minima curanda sunt. (<hi rendition="#i">Gaal, 1050.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Krömkens sünd ôk Brôd.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 771; Schütze, II, 352; Stürenburg, 124<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Krömkes mâken Brod.</hi> – <hi rendition="#i">Hauskalender, I; Kern, 936.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ut Krömens ward Brod.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 153.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wo man die Krümchen nicht spart, da kriegt man das Stücke nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 811.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krume.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Krume der Muhme, die Rinde dem Kinde.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 5988; Braun, 2032.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Eine Krume aus der eigenen Tasche ist besser als grosser Herren Mahlzeiten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Krummer smager hyrden bedre i sin hytte, end kongelige rætter i palladser. ( <hi rendition="#i">Prov. dan., 362.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Kröm bünd ok (sind auch) Brot.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Krume und Rinde sind gern beisammen,</hi> – <hi rendition="#i">Altmann VI, 482.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krümlein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Krâmlang as uk Bruad.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) – <hi rendition="#i">Johansen, 144.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Krumen sind auch Brot. Man soll auch Kleines nicht umkommen lassen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kruimeltjes is ook brood. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 453<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Krümlein seynd auch Brot.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 2033.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Still he fisheth that catcheth one.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Toujours pêche qui en prend un.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Små smulor äro också bröd. (<hi rendition="#i">Marin, 24.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1646"/> 3 Viele Krümlein geben auch Brot.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 3576; Reinsberg III, 15.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui ramasse ses miettes, n'aura pas disette. (<hi rendition="#i">Cahier, 1097.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij makt van een kruimeltje een geheel brood. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 453<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krumm.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 En beten krumm is nich dumm.</hi> (S. Schief.) – <hi rendition="#i">Diermissen, 195.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es gehet krumb oder recht, mit Undank lohnt man nur den Knecht.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 811, 22.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es wirdt zeitlich krum, was ein hack will werden.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, I, 40; Eyering, II, 608.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Je krümmer, je schlimmer.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 399; Braun, I, 1638;</hi> für Frankfurt a. M.: <hi rendition="#i">Firmenich, II, 66, 4.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wird gebraucht, wenn jemand, der ein körperliches Gebrechen hat, schlimme Streiche macht. Die Italiener behaupten sogar: In einem krummen Körper wohnt nie eine gerade Seele. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 122.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Je krümmer, je tümmer.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 82<hi rendition="#sup">a</hi> u. 145<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 49; Petri, II, 393; Schottel, 1144<hi rendition="#sup">a</hi>; Sutor, 634; Robinson, 264; Gomolcke, 1176; Pistor., VI, 43; Simrock, 5992; Körte, 3152.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Trier: Wu krömmer, wu schlömmer. (<hi rendition="#i">Laven, 198, 144.</hi>) Ein physiognomisches Sprichwort, das den Widerwillen des Volks gegen Hinkende und Verwachsene ausdrückt, einen Widerwillen, der auch gegen rothes Haar sich ausspricht (s. d. 92-107). – „Nicht gut ist schertzen mit den krummen, dann solche sind gemeînlich tummen.“ (<hi rendition="#i">Loci comm., 207.</hi>) <hi rendition="#i">Th. Paracelsus</hi> (<hi rendition="#i">De signatura rerum naturalium</hi>) sagt: „Viele Menschen werden geboren, die mit sich monstruosische Zeichen auf die Welt bringen. Einer hat einen Finger zu viel, einer zu wenig u. s. w. Ein anderer bringt einen krummen Fuss, krummen Arm, krummen Hals u. s. w. mit auf die Welt, wieder ein anderer einen Buckel u. s. w. Darum sagt das Sprichwort: je krümmer, je dümmer, lahme Glieder, lahme Händel. Denn es sind Zeichen, die selten Gutes bedeuten. Und wie der Henker zeichnet seine Kinder mit lästerlichen Zeichen, desgleichen die bösen Ascendenten ihre Kinder mit unnatürlichen Zeichen bezeichnen, auf dass man sich vor ihnen zu hüten wisse, wie vor den henkermässigen Leuten da einer ein Brand, ein Zeichen an der Stirne, am Backen u. s. w. hat.“ (<hi rendition="#i">Schaltjahr, I, 86.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cautus homo cauit, quotquot natura notauit. (<hi rendition="#i">Loci comm., '207.</hi>) – Colla canum veterunt nolunt attingere lorum. – Gratior est pulchro veniens in corpore virtus, distortum vultum sequitur distortio morum. (<hi rendition="#i">Sutor, 548.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Krom ischt net fromm.</hi> (<hi rendition="#i">Esslingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Krum kan nicht grad oder schlecht seyn.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 427.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Krum vnd grad ist vngleich.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 427.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Krumm führt um.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Krumm ist um, gerad ist der kürzere Pfad.</hi> – <hi rendition="#i">Wenzig, 79.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Krumm kann nicht schlecht<hi rendition="#sup">1</hi> werden.</hi> – <hi rendition="#i">Pred. Sal, 1, 15; Gryphius, 39; Schulze, 112; Zaupser, 272.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Schlicht, gerade, eben.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les ames perverties se corrigent difficilement.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Krökt blijr aldrigh rätter. (<hi rendition="#i">Grubb, 432.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Krummb und blind siacht a jêd's Kind.</hi> (<hi rendition="#i">Niederösterreich.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Leg' dich krumm, und Gott hilft dir!</hi> – <hi rendition="#i">Riehl, Gesellschaft, 52.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Ist ein alt Bauernsprichwort, das die Politik des recht- und wehrlosen Bauern früherer Zeit ausspricht.“ Es wäre aber jedenfalls eine bessere Politik gewesen, sie hätten, statt sich krumm zu legen, gerade gestanden.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Na krummen un scheiwen wässet ôk Kôren nâ.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, II, 323.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nach Krummen und Schiefen wächst auch Korn, d. h. wenn auch der Acker mittels unansehnlicher Thiere bestellt worden ist, so schadet dies dem Wachsthum der Feldfrüchte nicht. Ein Trost für die, welche sich mit mangelhaften Zugthieren behelfen müssen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Oeck si wol kromm, aber nich domm.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2209.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Se es mi te krumm, sach de Foss, da sat de Katte met 'ner Wuorst omme (auf dem) Bome.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, III, 185, 24; Woeste, 64, 39; Hoefer, 350<hi rendition="#sup">a</hi>; Masius, Naturstudien, S. 251.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Sei is mi doch tau krumm, sär dei Voss, da hüng dei Wust (Wurst) ann'n Balken<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Raabe, 185; Hoefer, 350;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 110.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) In Jever: ...baben ünnern Wimen. (<hi rendition="#i">Frommann, III, 38, 11</hi>.) Die Polen: Als der Fuchs die Wurst nicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[823]/0829]
Krüger.
Des Krügers Kinder bekommen saures Bier.
Krüglein.
1 Es ist kein Krüglein (so schmuzig), es find't sein Decklein (seine Stürze). – Winckler, VII, 50; Körte, 3573; Braun, I, 2030.
Frz.: Il n'est si vilain pot qui ne trouve son couvercle. (Masson, 333.)
2 Heimliches Krüglein mit Wein lässt unterm Rocke nicht fein. – Eiselein, 398.
Lat.: Amphora sub veste raro portatur honeste. (Binder II, 166; Eiselein, 398.)
*3 Du heffst hier een krüykessken tho brocken. – Tappius, 106b).
Lat.: Tesseram confringere. (Tappius, 106b.)
Krukan.
Wann de Krukaken trecket, blitt et noch drai Dage guet Wiär. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 58, 12.
Kruke.
Die krucke genck so lang tho der bach, bith dat the tho brack den krach. – Tappius, 17a.
In Pommern: De Kruke gêt so lang to Water, bet se breke. Was man täglich braucht, wird abgenutzt. Was lange gut gegangen ist, kann auch einmal ein übel Ende nehmen. (Dähnert, 258b.)
Krükelken.
Krükelken inn Kinn hett Schelmken im Sinn. – Eichwald, 1134.
Krull.
* He hett de Krull1 in de Stert2. – Bueren, 530; Frommann, V, 429, 521; Eichwald, 1135 u. 1841; Hauskalender, II.
1) Eigentlich Locke, Scheitelhaar. Vom Zorn und Rausch sagt man: wuat im Krül heben. „Bälwisk Lül (sehr berauschendes Bier) dat stiged eäme (einem) in't Krül.“ (Vgl. Frommann, IV, 440, 5; V, 72, 93.)
2) Vgl. Frommann, V, 296.
Holl.: Hij heeft krullen in de kruin. (Harrebomée, I, 455a.)
Krüllpantüffel.
*1 Se kann all 'n Krüllpantüffel in 't Solt treffen.
Sie hält sich für eine tüchtige Hausfrau oder Köchin; es ist aber nicht viel dahinter. Von einem Mädchen gesagt, auch: Sie glaubt heirathen und der Wirthschaft vorstehen zu können, hat aber kaum die einfachsten Sachen inne.
*2 Se kann nich 'n Krüllpantüffel in't Solt treffen.
Sie kann nicht eine Pellkartoffel im Salz, d. i. im richtigen Masse des Salzens treffen; zur Bezeichnung des höchsten Grades hausfraulicher Untüchtigkeit.
Krümchen.
1 Krümichen machen (Krümchen sind) auch Brot. – Petri, II, 427; Hollenberg, I, 32; Latendorf II, 20; Gaal, 1050; Ramann, Samml., II, 2; Simrock, 5989.
Man muss auch das Kleinste zu Rathe halten. Der Zufriedene kommt mit Geringem aus.
Dän.: Krumme er og brød. (Bohn I, 398; Prov. dan., 362.)
Lat.: Vel minima curanda sunt. (Gaal, 1050.)
2 Krömkens sünd ôk Brôd. – Bueren, 771; Schütze, II, 352; Stürenburg, 124a.
3 Krömkes mâken Brod. – Hauskalender, I; Kern, 936.
4 Ut Krömens ward Brod. – Goldschmidt, 153.
5 Wo man die Krümchen nicht spart, da kriegt man das Stücke nicht. – Petri, II, 811.
Krume.
1 Die Krume der Muhme, die Rinde dem Kinde. – Simrock, 5988; Braun, 2032.
2 Eine Krume aus der eigenen Tasche ist besser als grosser Herren Mahlzeiten.
Dän.: Krummer smager hyrden bedre i sin hytte, end kongelige rætter i palladser. ( Prov. dan., 362.)
3 Kröm bünd ok (sind auch) Brot. (Rendsburg.)
4 Krume und Rinde sind gern beisammen, – Altmann VI, 482.
Krümlein.
1 Krâmlang as uk Bruad. (Nordfries.) – Johansen, 144.
Krumen sind auch Brot. Man soll auch Kleines nicht umkommen lassen.
Holl.: Kruimeltjes is ook brood. (Harrebomée, I, 453b.)
2 Krümlein seynd auch Brot. – Braun, I, 2033.
Engl.: Still he fisheth that catcheth one.
Frz.: Toujours pêche qui en prend un.
Schwed.: Små smulor äro också bröd. (Marin, 24.)
3 Viele Krümlein geben auch Brot. – Gaal, 1619; Sailer, 76; Körte, 3576; Reinsberg III, 15.
Frz.: Qui ramasse ses miettes, n'aura pas disette. (Cahier, 1097.)
Holl.: Hij makt van een kruimeltje een geheel brood. (Harrebomée, I, 453b.)
Krumm.
1 En beten krumm is nich dumm. (S. Schief.) – Diermissen, 195.
2 Es gehet krumb oder recht, mit Undank lohnt man nur den Knecht. – Lehmann, 811, 22.
3 Es wirdt zeitlich krum, was ein hack will werden. – Gruter, I, 40; Eyering, II, 608.
4 Je krümmer, je schlimmer. – Eiselein, 399; Braun, I, 1638; für Frankfurt a. M.: Firmenich, II, 66, 4.
Wird gebraucht, wenn jemand, der ein körperliches Gebrechen hat, schlimme Streiche macht. Die Italiener behaupten sogar: In einem krummen Körper wohnt nie eine gerade Seele. (Reinsberg I, 122.)
5 Je krümmer, je tümmer. – Franck, I, 82a u. 145a; Gruter, I, 49; Petri, II, 393; Schottel, 1144a; Sutor, 634; Robinson, 264; Gomolcke, 1176; Pistor., VI, 43; Simrock, 5992; Körte, 3152.
In Trier: Wu krömmer, wu schlömmer. (Laven, 198, 144.) Ein physiognomisches Sprichwort, das den Widerwillen des Volks gegen Hinkende und Verwachsene ausdrückt, einen Widerwillen, der auch gegen rothes Haar sich ausspricht (s. d. 92-107). – „Nicht gut ist schertzen mit den krummen, dann solche sind gemeînlich tummen.“ (Loci comm., 207.) Th. Paracelsus (De signatura rerum naturalium) sagt: „Viele Menschen werden geboren, die mit sich monstruosische Zeichen auf die Welt bringen. Einer hat einen Finger zu viel, einer zu wenig u. s. w. Ein anderer bringt einen krummen Fuss, krummen Arm, krummen Hals u. s. w. mit auf die Welt, wieder ein anderer einen Buckel u. s. w. Darum sagt das Sprichwort: je krümmer, je dümmer, lahme Glieder, lahme Händel. Denn es sind Zeichen, die selten Gutes bedeuten. Und wie der Henker zeichnet seine Kinder mit lästerlichen Zeichen, desgleichen die bösen Ascendenten ihre Kinder mit unnatürlichen Zeichen bezeichnen, auf dass man sich vor ihnen zu hüten wisse, wie vor den henkermässigen Leuten da einer ein Brand, ein Zeichen an der Stirne, am Backen u. s. w. hat.“ (Schaltjahr, I, 86.)
Lat.: Cautus homo cauit, quotquot natura notauit. (Loci comm., '207.) – Colla canum veterunt nolunt attingere lorum. – Gratior est pulchro veniens in corpore virtus, distortum vultum sequitur distortio morum. (Sutor, 548.)
6 Krom ischt net fromm. (Esslingen.)
7 Krum kan nicht grad oder schlecht seyn. – Petri, II, 427.
8 Krum vnd grad ist vngleich. – Petri, II, 427.
9 Krumm führt um.
10 Krumm ist um, gerad ist der kürzere Pfad. – Wenzig, 79.
11 Krumm kann nicht schlecht1 werden. – Pred. Sal, 1, 15; Gryphius, 39; Schulze, 112; Zaupser, 272.
1) Schlicht, gerade, eben.
Frz.: Les ames perverties se corrigent difficilement.
Schwed.: Krökt blijr aldrigh rätter. (Grubb, 432.)
12 Krummb und blind siacht a jêd's Kind. (Niederösterreich.)
13 Leg' dich krumm, und Gott hilft dir! – Riehl, Gesellschaft, 52.
„Ist ein alt Bauernsprichwort, das die Politik des recht- und wehrlosen Bauern früherer Zeit ausspricht.“ Es wäre aber jedenfalls eine bessere Politik gewesen, sie hätten, statt sich krumm zu legen, gerade gestanden.
14 Na krummen un scheiwen wässet ôk Kôren nâ. – Schambach, II, 323.
Nach Krummen und Schiefen wächst auch Korn, d. h. wenn auch der Acker mittels unansehnlicher Thiere bestellt worden ist, so schadet dies dem Wachsthum der Feldfrüchte nicht. Ein Trost für die, welche sich mit mangelhaften Zugthieren behelfen müssen.
15 Oeck si wol kromm, aber nich domm. – Frischbier2, 2209.
16 Se es mi te krumm, sach de Foss, da sat de Katte met 'ner Wuorst omme (auf dem) Bome. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185, 24; Woeste, 64, 39; Hoefer, 350a; Masius, Naturstudien, S. 251.
17 Sei is mi doch tau krumm, sär dei Voss, da hüng dei Wust (Wurst) ann'n Balken1. (Mecklenburg.) – Raabe, 185; Hoefer, 350; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 110.
1) In Jever: ...baben ünnern Wimen. (Frommann, III, 38, 11.) Die Polen: Als der Fuchs die Wurst nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |