Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *22 He heft so vel Kraft als de piktupehner Foer ön e Ogebrane. - Frischhier2, 2158. Piktupöhnen ist ein Dorf im Kreise Tilsit. *23 Nach Kräften und Möglichkeit. - Eiselein, 391. Lat.: Nil moror officium quod me gravat. - Si praestare queam et fieri res ipsa potessit. (Eiselein, 391.) *24 'S het kei Chraft und het kei Saft. (Solothurn.) - Schild, 75, 214. *25 Seine Kraft ist gebrochen. Holl.: Zijne kracht is gebroken. (Harrebomee, I, 448a.) *26 Weder krafft noch safft haben. - Mathesy, 204b. Kragab. * Er ist krageabi voll. - Jer. Gotthelf, Geldstag, 112. Krageln. * Einen krageln. - Schöpf, 338. Einen beim Halse nehmen. Kragen. 1 Am Kragen erkennt man den Mann. (Spindler, Der Jude, Stuttgart, 1838, II, 54.) 2 Behalt den Kragen warm, füll' nicht zu sehr den Darm, kom der Greten nicht zu nah, so wirst du langsam graw. - Mathesy, 204. 3 Besser auf den Kragen als im Magen. - Klix, 31. 4 Besser auf seinen (eigenen) Kragen sehen, als auf fremde. 5 Gib mir den Kragen, ich füll' dir den Magen. 6 Häng' nicht alles auf den Kragen, jag' nicht alles durch den Magen. 7 Krunkel (zerknittere) mi de Krage nich, ick bün van Jever. - Bueren, 790; Kern, 49. Also eine Städterin. 8 Man sieht wol auf den Kragen, aber nicht auf den Magen. (S. Arm 16.) Aus diesem Grunde führen manche einen dürftigen Tisch, um sich besser zu kleiden. 9 Was kompt durch den Kragen, das gehet wol durch den Magen. - Petri, II, 601. 10 Wenn's bis an den Kragen geht, werden alle fromm. 11 Wer bis an den Kragen in den Koth fällt, wie kann der einen Rockzipfel rein behalten. *12 Das Seine durch Kragen und Magen lassen jagen. Durch Wohlleben vergeuden oder durch Gastmähler u. dgl. verthun. "Hastu grosser Narr das deine sie (nämlich die Freude) durch den Kragen und Magen lasgen jagen", z. B. bei Hochzeiten u. s. w. *13 Dat geit em an'n Kragen. (Mecklenburg.) Holl.: Het zal hem zijnen besten kraag kosten. (Harrebomee, I, 445a.) *14 Dat kostet em go den Kragen. - Zeitschrift für Hamburgs Geschichte, II, 587, 41. *15 Een bi'n Krag'n krig'n. - Eichwald, 1118. *16 Einem den Kragen herausmachen. (Rheinhessen.) Ihm die Meinung derb, unverblümt sagen. *17 Einem den spanischen Kragen wünschen. - Eiselein, 391. Eine Art Syphilis. *18 Einem etwas am Kragen flicken. - Frischbier2, 2159. In dem Sinne wie: am Zeuge flicken. *19 Einen beim Kragen fassen. - Klix, 33. Frz.: Prendre le lievre au corps. (Lendroy, 912.) Holl.: Iemand bij de lappen (lurven, den kraag, de mouw, de vodden) krijgen. (Harrebomee, II, 42a.) - Iemand bij den kraagk rijgen. (Harrebomee, I, 445a.) *20 Einen rothen Kragen aufsetzen. Auf Weisswein Rothwein trinken. *21 Er verdient keinen andern Kragen als einen, den der Seiler dreht. - Parämiakon, 2139. Er ist galgenreif. (S. Seiler, Vogel und Wäsche.) *22 Es geht ihm an den Kragen. - Frischbier2, 2160. *23 He hewt et dör den Kragen jaget. (Büren.) Er hat's vertrunken. *24 Ick kreg em bei'm Kragen. - Dähnert, 252b. Ich bemächtige mich seiner. *25 Ihr Krag' ist schön, den Hintern will ich nicht sehn. *26 Mehr auf einen guten Kragen als auf einen vollen Magen achten (sehen). *27 Mi deit Krag un Mag weh. (Mecklenburg.) *28 Mit dem Kroagen gen. - Schöpf, 338. Um Gevatterschaft bitten und als Vater des Täuflings mit zur Kirche gehen; wahrscheinlich aus der Zeit, wo sich die Bauern bei feierlichen Anlässen noch der [Spaltenumbruch] Halskrause beflissen. Vor kaum noch 200 Jahren trugen in Tirol auch Bauern statt des heutigen Seidenflors bei feierlichen Gelegenheiten eine Halskrause. (Vgl. Frommann, V, 373.) *29 Mit'n Kragen betalen. - Dähnert, 253a. Mit dem Halse büssen. *30 Nur krag ab mit dem lecker. (S. Galgen 89.) - Franck, II, 81a. *31 Schlog' mir ofn Krogen, ich hob's im Mogen. (Jüd.-deutsch.) - Frischbier2, 2161. *32 Schön ist ihr Krag' um den Hintern wie sie mag. - Körte, 3513. *33 Vom Kragen in den Magen. - Wurzbach II, 317. Wie von der Schnur (s. d.) leben. Krähauf. * D'n Krehauf singe. - Lohrengel, II, 150. Krähe. 1 Als man die Krähe fragte: Welches sind die schönsten Vögel? sagte sie: Meine Jungen. - Cahier, 2579. Die Neugriechen: Je mehr sie wachsen, je schwärzer werden sie, sagte die Krähe, als man sie fragte, wie es mit ihren Jungen gehe. (Reinsberg VII, 34.) Die Türken: Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann, Salon, Wien 1854.) Engl.: The crow thinks her own bird fairest. (Bohn II, 83.) Lat.: Asinus asino pulcherrimus. (Eramsm., 856.) - Suum cuique pulchrum. (Erasm., 753.) Schwed.: Hwar är kiär aty sitt, sade krakan om sine Vngar. (Grubb, 354.) 2 Alt krähen seind böss zu fahen. - Franck, II, 180a; Egenolff, 238b; Petri, II, 11; Gruter, I, 4; Sutor, 262; Gaal, 1651; Blum, 741; Eiselein, 392; Simrock, 5893; Körte, 3518; Braun, I, 1975; Masson, 107. Holl.: Oude kraaijen zijn kwaad te vangen. (Harrebomee, I, 446a.) Lat.: Annosa vulpes non capitur laqueo. - Frustra jacitur rete ante veterem cornicem. (Eiselein, 392.) 3 Anders singt die Krähe, anders die Nachteule. 4 Auch die Krähe fliegt gegen den Wind. - Bertram, 55. 5 Aus der Kro wit nigen Dauw. (Schässburg.) - Firmenich, III, 426, 34. 6 Aus einer Krähe wird kein Falke. Böhm.: Z vrany nebude sokol. (Celakovsky, 173.) 7 De eine Krägge hakelt der annern ken Auge iut. 8 De jen Krek hacket de üdder niin Ag üt. (Sylt.) 9 De Kro macht det Käst aus Därm. - Schuster, 217. 10 Die frühe Krähe kratzt die Zähne, die späte die Augen. (Lit.) 11 Die Krähe bleibt uns, wenn die Lerchen ziehen. Schwed.: Andra faglar flyga bort, krakan blifwer alltid qwar. (Wensell, 7.) 12 Die Krähe darf den Adler nicht herausfordern. Dän.: Uliige fiender, uliige striid. (Prov. dan., 356.) 13 Die Krähe erkennt man an den Federn. - Reinsberg II, 56. 14 Die Krähe frisst gern Fische, will aber nicht ins Wasser. 15 Die Krähe fürchtet schlechte Schützen. Dän.: Kragener raed for slumpe-skytten, og lykken for giekken. (Prov. dan., 356.) 16 Die Krähe hält ihre eigenen Jungen für die schönsten. Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann.) 17 Die Krähe ist auch ein Vogel. In Finland: Auch die Krähe ist da, wo andere Vögel sind. (Bertram, 66.) 18 Die Krähe ist Königin auf ihrer Tanne. (Russ.) 19 Die Krähe kennt (lobt) keinen (schönern) Gesang als den ihrigen. - Altmann VI, 446. 20 Die Krähe krächzt, wenn sie (hin) auffliegt. Böhm.: Krakala vrana, kdyz zhuru letela, a kdyz dolu kridla svesila. (Celakovsky, 99.) 21 Die Krähe lässt das Hüpfen1 nicht. 1) Wenn sich bei Blass, S. 9, dies Sprichwort in der Form findet: "Die Kräh' kann das Züpfen nicht laslen", so ist das Z wol Druckfehler. 22 Die Krähe lässt sich überall hören. - Eiselein, 392. Lat.: Inter indoctos-etiam Corydus sonat. - Nihil cum amaracino sui. - Nihil graculo cum fidibus. (Eiselein, 391.)
[Spaltenumbruch] *22 He heft so vêl Kraft als de piktupehner Foer ön e Ogebrâne. – Frischhier2, 2158. Piktupöhnen ist ein Dorf im Kreise Tilsit. *23 Nach Kräften und Möglichkeit. – Eiselein, 391. Lat.: Nil moror officium quod me gravat. – Si praestare queam et fieri res ipsa potessit. (Eiselein, 391.) *24 'S het kei Chraft und het kei Saft. (Solothurn.) – Schild, 75, 214. *25 Seine Kraft ist gebrochen. Holl.: Zijne kracht is gebroken. (Harrebomée, I, 448a.) *26 Weder krafft noch safft haben. – Mathesy, 204b. Kragab. * Er ist krageabi voll. – Jer. Gotthelf, Geldstag, 112. Krageln. * Einen krâgeln. – Schöpf, 338. Einen beim Halse nehmen. Kragen. 1 Am Kragen erkennt man den Mann. (Spindler, Der Jude, Stuttgart, 1838, II, 54.) 2 Behalt den Kragen warm, füll' nicht zu sehr den Darm, kom der Greten nicht zu nah, so wirst du langsam graw. – Mathesy, 204. 3 Besser auf den Kragen als im Magen. – Klix, 31. 4 Besser auf seinen (eigenen) Kragen sehen, als auf fremde. 5 Gib mir den Kragen, ich füll' dir den Magen. 6 Häng' nicht alles auf den Kragen, jag' nicht alles durch den Magen. 7 Krunkel (zerknittere) mi de Krage nich, ick bün van Jever. – Bueren, 790; Kern, 49. Also eine Städterin. 8 Man sieht wol auf den Kragen, aber nicht auf den Magen. (S. Arm 16.) Aus diesem Grunde führen manche einen dürftigen Tisch, um sich besser zu kleiden. 9 Was kompt durch den Kragen, das gehet wol durch den Magen. – Petri, II, 601. 10 Wenn's bis an den Kragen geht, werden alle fromm. 11 Wer bis an den Kragen in den Koth fällt, wie kann der einen Rockzipfel rein behalten. *12 Das Seine durch Kragen und Magen lassen jagen. Durch Wohlleben vergeuden oder durch Gastmähler u. dgl. verthun. „Hastu grosser Narr das deine sie (nämlich die Freude) durch den Kragen und Magen lasgen jagen“, z. B. bei Hochzeiten u. s. w. *13 Dat geit em an'n Krâgen. (Mecklenburg.) Holl.: Het zal hem zijnen besten kraag kosten. (Harrebomée, I, 445a.) *14 Dat kostet em go den Kragen. – Zeitschrift für Hamburgs Geschichte, II, 587, 41. *15 Een bi'n Krag'n krig'n. – Eichwald, 1118. *16 Einem den Kragen herausmachen. (Rheinhessen.) Ihm die Meinung derb, unverblümt sagen. *17 Einem den spanischen Kragen wünschen. – Eiselein, 391. Eine Art Syphilis. *18 Einem etwas am Kragen flicken. – Frischbier2, 2159. In dem Sinne wie: am Zeuge flicken. *19 Einen beim Kragen fassen. – Klix, 33. Frz.: Prendre le lièvre au corps. (Lendroy, 912.) Holl.: Iemand bij de lappen (lurven, den kraag, de mouw, de vodden) krijgen. (Harrebomée, II, 42a.) – Iemand bij den kraagk rijgen. (Harrebomée, I, 445a.) *20 Einen rothen Kragen aufsetzen. Auf Weisswein Rothwein trinken. *21 Er verdient keinen andern Kragen als einen, den der Seiler dreht. – Parämiakon, 2139. Er ist galgenreif. (S. Seiler, Vogel und Wäsche.) *22 Es geht ihm an den Kragen. – Frischbier2, 2160. *23 He hewt et dör den Kragen jaget. (Büren.) Er hat's vertrunken. *24 Ick krêg em bî'm Krâgen. – Dähnert, 252b. Ich bemächtige mich seiner. *25 Ihr Krag' ist schön, den Hintern will ich nicht sehn. *26 Mehr auf einen guten Kragen als auf einen vollen Magen achten (sehen). *27 Mi deit Krâg un Mâg weh. (Mecklenburg.) *28 Mit dem Kroagen gên. – Schöpf, 338. Um Gevatterschaft bitten und als Vater des Täuflings mit zur Kirche gehen; wahrscheinlich aus der Zeit, wo sich die Bauern bei feierlichen Anlässen noch der [Spaltenumbruch] Halskrause beflissen. Vor kaum noch 200 Jahren trugen in Tirol auch Bauern statt des heutigen Seidenflors bei feierlichen Gelegenheiten eine Halskrause. (Vgl. Frommann, V, 373.) *29 Mit'n Krâgen betâlen. – Dähnert, 253a. Mit dem Halse büssen. *30 Nur krag ab mit dem lecker. (S. Galgen 89.) – Franck, II, 81a. *31 Schlog' mir ofn Krogen, ich hob's im Mogen. (Jüd.-deutsch.) – Frischbier2, 2161. *32 Schön ist ihr Krag' um den Hintern wie sie mag. – Körte, 3513. *33 Vom Kragen in den Magen. – Wurzbach II, 317. Wie von der Schnur (s. d.) leben. Krähauf. * D'n Krehauf singe. – Lohrengel, II, 150. Krähe. 1 Als man die Krähe fragte: Welches sind die schönsten Vögel? sagte sie: Meine Jungen. – Cahier, 2579. Die Neugriechen: Je mehr sie wachsen, je schwärzer werden sie, sagte die Krähe, als man sie fragte, wie es mit ihren Jungen gehe. (Reinsberg VII, 34.) Die Türken: Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann, Salon, Wien 1854.) Engl.: The crow thinks her own bird fairest. (Bohn II, 83.) Lat.: Asinus asino pulcherrimus. (Eramsm., 856.) – Suum cuique pulchrum. (Erasm., 753.) Schwed.: Hwar är kiär åty sitt, sade kråkan om sine Vngar. (Grubb, 354.) 2 Alt krähen seind böss zu fahen. – Franck, II, 180a; Egenolff, 238b; Petri, II, 11; Gruter, I, 4; Sutor, 262; Gaal, 1651; Blum, 741; Eiselein, 392; Simrock, 5893; Körte, 3518; Braun, I, 1975; Masson, 107. Holl.: Oude kraaijen zijn kwaad te vangen. (Harrebomée, I, 446a.) Lat.: Annosa vulpes non capitur laqueo. – Frustra jacitur rete ante veterem cornicem. (Eiselein, 392.) 3 Anders singt die Krähe, anders die Nachteule. 4 Auch die Krähe fliegt gegen den Wind. – Bertram, 55. 5 Aus der Krô wit nigen Dauw. (Schässburg.) – Firmenich, III, 426, 34. 6 Aus einer Krähe wird kein Falke. Böhm.: Z vrány nebude sokol. (Čelakovsky, 173.) 7 De eine Krägge hakelt der annern ken Auge iut. 8 De jen Krêk hacket de üdder niin Ag üt. (Sylt.) 9 De Krô mâcht det Käst aus Därm. – Schuster, 217. 10 Die frühe Krähe kratzt die Zähne, die späte die Augen. (Lit.) 11 Die Krähe bleibt uns, wenn die Lerchen ziehen. Schwed.: Andra fåglar flyga bort, kråkan blifwer alltid qwar. (Wensell, 7.) 12 Die Krähe darf den Adler nicht herausfordern. Dän.: Uliige fiender, uliige striid. (Prov. dan., 356.) 13 Die Krähe erkennt man an den Federn. – Reinsberg II, 56. 14 Die Krähe frisst gern Fische, will aber nicht ins Wasser. 15 Die Krähe fürchtet schlechte Schützen. Dän.: Kragener ræd for slumpe-skytten, og lykken for giekken. (Prov. dan., 356.) 16 Die Krähe hält ihre eigenen Jungen für die schönsten. Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann.) 17 Die Krähe ist auch ein Vogel. In Finland: Auch die Krähe ist da, wo andere Vögel sind. (Bertram, 66.) 18 Die Krähe ist Königin auf ihrer Tanne. (Russ.) 19 Die Krähe kennt (lobt) keinen (schönern) Gesang als den ihrigen. – Altmann VI, 446. 20 Die Krähe krächzt, wenn sie (hin) auffliegt. Böhm.: Krákala vrána, když zhůru letéla, a když dolů křídla svĕsila. (Čelakovsky, 99.) 21 Die Krähe lässt das Hüpfen1 nicht. 1) Wenn sich bei Blass, S. 9, dies Sprichwort in der Form findet: „Die Kräh' kann das Züpfen nicht laslen“, so ist das Z wol Druckfehler. 22 Die Krähe lässt sich überall hören. – Eiselein, 392. Lat.: Inter indoctos-etiam Corydus sonat. – Nihil cum amaracino sui. – Nihil graculo cum fidibus. (Eiselein, 391.)
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*22 He heft so vêl Kraft als de piktupehner Foer ön e Ogebrâne. – Frischhier2, 2158.
Piktupöhnen ist ein Dorf im Kreise Tilsit.
*23 Nach Kräften und Möglichkeit. – Eiselein, 391.
Lat.: Nil moror officium quod me gravat. – Si praestare queam et fieri res ipsa potessit. (Eiselein, 391.)
*24 'S het kei Chraft und het kei Saft. (Solothurn.) – Schild, 75, 214.
*25 Seine Kraft ist gebrochen.
Holl.: Zijne kracht is gebroken. (Harrebomée, I, 448a.)
*26 Weder krafft noch safft haben. – Mathesy, 204b.
Kragab.
* Er ist krageabi voll. – Jer. Gotthelf, Geldstag, 112.
Krageln.
* Einen krâgeln. – Schöpf, 338.
Einen beim Halse nehmen.
Kragen.
1 Am Kragen erkennt man den Mann. (Spindler, Der Jude, Stuttgart, 1838, II, 54.)
2 Behalt den Kragen warm, füll' nicht zu sehr den Darm, kom der Greten nicht zu nah, so wirst du langsam graw. – Mathesy, 204.
3 Besser auf den Kragen als im Magen. – Klix, 31.
4 Besser auf seinen (eigenen) Kragen sehen, als auf fremde.
5 Gib mir den Kragen, ich füll' dir den Magen.
6 Häng' nicht alles auf den Kragen, jag' nicht alles durch den Magen.
7 Krunkel (zerknittere) mi de Krage nich, ick bün van Jever. – Bueren, 790; Kern, 49.
Also eine Städterin.
8 Man sieht wol auf den Kragen, aber nicht auf den Magen. (S. Arm 16.)
Aus diesem Grunde führen manche einen dürftigen Tisch, um sich besser zu kleiden.
9 Was kompt durch den Kragen, das gehet wol durch den Magen. – Petri, II, 601.
10 Wenn's bis an den Kragen geht, werden alle fromm.
11 Wer bis an den Kragen in den Koth fällt, wie kann der einen Rockzipfel rein behalten.
*12 Das Seine durch Kragen und Magen lassen jagen.
Durch Wohlleben vergeuden oder durch Gastmähler u. dgl. verthun. „Hastu grosser Narr das deine sie (nämlich die Freude) durch den Kragen und Magen lasgen jagen“, z. B. bei Hochzeiten u. s. w.
*13 Dat geit em an'n Krâgen. (Mecklenburg.)
Holl.: Het zal hem zijnen besten kraag kosten. (Harrebomée, I, 445a.)
*14 Dat kostet em go den Kragen. – Zeitschrift für Hamburgs Geschichte, II, 587, 41.
*15 Een bi'n Krag'n krig'n. – Eichwald, 1118.
*16 Einem den Kragen herausmachen. (Rheinhessen.)
Ihm die Meinung derb, unverblümt sagen.
*17 Einem den spanischen Kragen wünschen. – Eiselein, 391.
Eine Art Syphilis.
*18 Einem etwas am Kragen flicken. – Frischbier2, 2159.
In dem Sinne wie: am Zeuge flicken.
*19 Einen beim Kragen fassen. – Klix, 33.
Frz.: Prendre le lièvre au corps. (Lendroy, 912.)
Holl.: Iemand bij de lappen (lurven, den kraag, de mouw, de vodden) krijgen. (Harrebomée, II, 42a.) – Iemand bij den kraagk rijgen. (Harrebomée, I, 445a.)
*20 Einen rothen Kragen aufsetzen.
Auf Weisswein Rothwein trinken.
*21 Er verdient keinen andern Kragen als einen, den der Seiler dreht. – Parämiakon, 2139.
Er ist galgenreif. (S. Seiler, Vogel und Wäsche.)
*22 Es geht ihm an den Kragen. – Frischbier2, 2160.
*23 He hewt et dör den Kragen jaget. (Büren.)
Er hat's vertrunken.
*24 Ick krêg em bî'm Krâgen. – Dähnert, 252b.
Ich bemächtige mich seiner.
*25 Ihr Krag' ist schön, den Hintern will ich nicht sehn.
*26 Mehr auf einen guten Kragen als auf einen vollen Magen achten (sehen).
*27 Mi deit Krâg un Mâg weh. (Mecklenburg.)
*28 Mit dem Kroagen gên. – Schöpf, 338.
Um Gevatterschaft bitten und als Vater des Täuflings mit zur Kirche gehen; wahrscheinlich aus der Zeit, wo sich die Bauern bei feierlichen Anlässen noch der
Halskrause beflissen. Vor kaum noch 200 Jahren trugen in Tirol auch Bauern statt des heutigen Seidenflors bei feierlichen Gelegenheiten eine Halskrause. (Vgl. Frommann, V, 373.)
*29 Mit'n Krâgen betâlen. – Dähnert, 253a.
Mit dem Halse büssen.
*30 Nur krag ab mit dem lecker. (S. Galgen 89.) – Franck, II, 81a.
*31 Schlog' mir ofn Krogen, ich hob's im Mogen. (Jüd.-deutsch.) – Frischbier2, 2161.
*32 Schön ist ihr Krag' um den Hintern wie sie mag. – Körte, 3513.
*33 Vom Kragen in den Magen. – Wurzbach II, 317.
Wie von der Schnur (s. d.) leben.
Krähauf.
* D'n Krehauf singe. – Lohrengel, II, 150.
Krähe.
1 Als man die Krähe fragte: Welches sind die schönsten Vögel? sagte sie: Meine Jungen. – Cahier, 2579.
Die Neugriechen: Je mehr sie wachsen, je schwärzer werden sie, sagte die Krähe, als man sie fragte, wie es mit ihren Jungen gehe. (Reinsberg VII, 34.) Die Türken: Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann, Salon, Wien 1854.)
Engl.: The crow thinks her own bird fairest. (Bohn II, 83.)
Lat.: Asinus asino pulcherrimus. (Eramsm., 856.) – Suum cuique pulchrum. (Erasm., 753.)
Schwed.: Hwar är kiär åty sitt, sade kråkan om sine Vngar. (Grubb, 354.)
2 Alt krähen seind böss zu fahen. – Franck, II, 180a; Egenolff, 238b; Petri, II, 11; Gruter, I, 4; Sutor, 262; Gaal, 1651; Blum, 741; Eiselein, 392; Simrock, 5893; Körte, 3518; Braun, I, 1975; Masson, 107.
Holl.: Oude kraaijen zijn kwaad te vangen. (Harrebomée, I, 446a.)
Lat.: Annosa vulpes non capitur laqueo. – Frustra jacitur rete ante veterem cornicem. (Eiselein, 392.)
3 Anders singt die Krähe, anders die Nachteule.
4 Auch die Krähe fliegt gegen den Wind. – Bertram, 55.
5 Aus der Krô wit nigen Dauw. (Schässburg.) – Firmenich, III, 426, 34.
6 Aus einer Krähe wird kein Falke.
Böhm.: Z vrány nebude sokol. (Čelakovsky, 173.)
7 De eine Krägge hakelt der annern ken Auge iut.
8 De jen Krêk hacket de üdder niin Ag üt. (Sylt.)
9 De Krô mâcht det Käst aus Därm. – Schuster, 217.
10 Die frühe Krähe kratzt die Zähne, die späte die Augen. (Lit.)
11 Die Krähe bleibt uns, wenn die Lerchen ziehen.
Schwed.: Andra fåglar flyga bort, kråkan blifwer alltid qwar. (Wensell, 7.)
12 Die Krähe darf den Adler nicht herausfordern.
Dän.: Uliige fiender, uliige striid. (Prov. dan., 356.)
13 Die Krähe erkennt man an den Federn. – Reinsberg II, 56.
14 Die Krähe frisst gern Fische, will aber nicht ins Wasser.
15 Die Krähe fürchtet schlechte Schützen.
Dän.: Kragener ræd for slumpe-skytten, og lykken for giekken. (Prov. dan., 356.)
16 Die Krähe hält ihre eigenen Jungen für die schönsten.
Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann.)
17 Die Krähe ist auch ein Vogel.
In Finland: Auch die Krähe ist da, wo andere Vögel sind. (Bertram, 66.)
18 Die Krähe ist Königin auf ihrer Tanne. (Russ.)
19 Die Krähe kennt (lobt) keinen (schönern) Gesang als den ihrigen. – Altmann VI, 446.
20 Die Krähe krächzt, wenn sie (hin) auffliegt.
Böhm.: Krákala vrána, když zhůru letéla, a když dolů křídla svĕsila. (Čelakovsky, 99.)
21 Die Krähe lässt das Hüpfen1 nicht.
1) Wenn sich bei Blass, S. 9, dies Sprichwort in der Form findet: „Die Kräh' kann das Züpfen nicht laslen“, so ist das Z wol Druckfehler.
22 Die Krähe lässt sich überall hören. – Eiselein, 392.
Lat.: Inter indoctos-etiam Corydus sonat. – Nihil cum amaracino sui. – Nihil graculo cum fidibus. (Eiselein, 391.)
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