Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

121 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe das Tanzen. - Simrock, 5402.

122 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe die Milch.

123 Wer's kann, ist kein Hexenmeister. - Mayer, II, 22.

124 Wer's kann und lebt nicht wie ein Edelmann, der ist ein Hundsfott. (Braunschweig.)

125 Wers nicht kann, dem ists Kunst genug. - Petri, II, 767.

126 Wer's recht kann, macht nicht lang'. - Simrock, 5409; Körte, 6736.

127 Wer's recht kann, macht nicht lange, sagte der Kapuziner, als er schon am Morgen voll war. - Klosterspiegel, 21, 24.

128 Wie wolt einer das können, das er nicht kan. - Lehmann, 836, 12.

129 Wir alle köndens nit alles. - Franck, II, 99a.

130 Woröwer ik kan, doröwer ik vermag, segt de Kürschner, un klemmt de Katt. (Pommern.) - Hoefer, 661.

*131 Das kann nicht jede Kuh.

Lat.: Non sus quivis hoc norit.

*132 Dat kann Heert's Jung am Heck. - Frischbier2, 1877.

*133 Dat kann Jan Luitje wol. (Ostfries.) - Frommann, III, 427, 203; Bueren, 222.

*134 Dat kann ok Dannbarg's Hans. - Frischbier2, 1878.

Eine auffallend leichte Aufgabe lösen.

*135 Dat kann Vader on Sähn (späte). - Frischbier2, 1879.

*136 Dat könen s' in Karkdörp ok. - Kern, 53.

Karkdörp = Kirchdorf gehört zu den neun Dörfern oder Logen (s. d.), welche das Kirchspiel Aurich bilden und zu dem Sprichwort veranlasst haben: Auerk hett nägen Logen; womit nicht, wie ein des Plattdeutschen unkundiger Reisebeschreiber berichtet, neun Freimaurerlogen gemeint sind. Der Sinn des Sprichworts geht dahin: Wenn man es im Kirchdorf thut, muss es nicht schwer oder nicht viel werth sein. Es besteht nämlich eine Neckerei gegen die neun auricher Dörfer, in welchen gegen die Bewohner derselben allerhand Beschuldigungen erhoben werden, wegen deren es früher auf Märkten, in Gasthäusern und bei volksfestlichen Anlässen nicht selten blutige Köpfe gab. (S. Papens, Sandhorst, Wall, Wallinghusen, wie im Nachtrag Egels, Extum und Kirchdorf.)

*137 Dei koan mei, wä Breit essen. (Siebenbürg.-sächs.) Frommann, V, 33, 30.

Der kann mehr wie Brot essen. Von denen, die jemand im Besitz von Zauberkünsten hält. Auch scherzhaft von denen, die Kuchen vorziehen.

Lat.: Ultra peram sapit. (Binder II, 3392.)

*138 Du muest vil kunnen, das du den laichst. - Hauer, M2.

*139 Er cha nit und ma nit. (Solothurn.) - Schild, 73, 188.

*140 Er cha, was d' Auge g'sehnd. (Luzern.)

*141 Er cha's wie 's Vaterunser. (Luzern.)

*142 Er kann mehr als Aepfel (Birnen) braten. - Gubitz, Volkskalender (Berlin 1867), S. 28.

Um zu sagen, er kann viel und Ungewöhnliches. H. Sachs: "Zeuch hin und wasch, so will ich bleiben, meine Zeit vor dem Ofen vertreiben, Aepfel und Birn umbkehren vermessen, vnd welche pfissen, die will ich essen."

*143 Er kann nicht über den Bart speien. - Frischbier2, 1880.

Vor Schwäche oder Trunkenheit.

*144 Er kann nicht über den Strohhalm pissen. - Frischbier2, 1880.

So schwach ist er.

*145 Er kann nichts, denn fromm sein.

Gegen Heuchelei und Scheinheiligkeit.

*146 Er kann's.

Nämlich etwas ausführen, thun; er hat die Kräfte und Mittel dazu.

Frz.: La vache a bon pied (eigentlich: bon pis.) (Lendroy, 1472.)

*147 Er kann's nicht und will dafür eins husten.

Es ist ein schlimmer Husten, der die beste Predigt, die möglich gewesen wäre, verderben kann.

*148 Er kann's so gut als ein Vaterunser.

[Spaltenumbruch] *149 Er kann's wie Schnupf. - Jer. Gotthelf, Leiden, III, 104.

*150 He hät's wie desäb, er cha nüt, we me'n em zueluegt. - Sutermeister, 43.

Es geht ihm wie jenem, der nicht konnte, wenn man ihm zusah.

*151 Hei kann, wenn hei mott; un wenn hei sall, fänget hei den tweiten Vers ok noch an. (Wolfenbüttel.)

Mit der Noth wachsen die Kräfte.

*152 Kannst du dies, so kann ich das.

Dän.: Kandstu eet, sa kand jeg et andet. (Prov. dan., 332.)

*153 Weil er's nicht kann, drum ficht er's an.

*154 Wenn er chönt, so thät' er em vor de Sunne stoh. (Solothurn.) - Schild, 95, 417.

Er sucht ihm überall zu schaden.

*155 Wenn er könnte, wie er wollte, er spannet den Teufel in den Mistkarren.

Poln.: Gdyby ten tak mial, jak niema, toby go i djabel na dzikiej swini nie dogonil. (Lompa, 12.)

*156 Wenn nich kannst, nömm de Topp. - Frischbier2, 1881.

Wortspiel durch Ableitung der Form "kannst" von "Kanne" statt von "können".


Konrad.

1 Cunrad ist auch böss. - Henisch, 620, 18; Petri, II, 428.

2 Konradi, hal na di. - Schütze, II, 86; Diermissen, 294.

Sagt man in Hamburg zu einem, der in starken Zügen trinkt, d. h. zieh an dich das Glas!

3 O Konrad, dein Mut dear thuet ett guet. (Wurmlingen.) - Birlinger, 621.

*4 Nein, das thut Konrad nicht. - Eiselein, 389.

Statt: das thue ich nicht.


Konradswalde.

Ehe man nach Konradswalde1 kommt, ist man schon vor dem Dorf betrogen. (Tolkemit.) - Frischbier2, 2118.

1) Dorf bei Mühlhausen an der Ostbahn (Provinz Preussen).


Konsistorialvogel.

* Einen Konsistorialvogel bringen.

Dr. Schiller (Zum Thier- und Kräuterbuch, III, 18a) hat diese Bezeichnung zuerst gedruckt gefunden bei Jobst Sackmann (gest. 1718) Plattdeutsche Predigten (Celle 1859), wo es S. 35 heisst: "Myn Vader hatte enen Bref an öne schreven, dat he my doch to eenen Hospitio verhelpen mögte un enen braven fetten Puderhaan daby schickt, welchen man sonst auch wol einen Konsistorialvogel zu nennen pflegt", weil, wie Popowitsch bemerkt, in Leipzig diejenigen, welche vor dem Consistorium rechteten, häufig diesen Vogel zum Geschenk brachten. (Vgl. Frommann, III, 266, 2.)


Konstantinopel.

1 Konstantinopel ist der Schlüssel des Erdkreises. - Hesekiel, 60.

*2 Er hat wol Konstantinopel plündern helfen.

So sagt man von einem, der plötzlich zu ansehnlichem Reichthum gekommen ist. Die Türken bekamen bei der Eroberung von Konstantinopel 1453 so viel Geld und Schätze, dass damals dies Sprichwort entstand, wenn von einem reichen Manne die Rede war.

Holl.: Hij is zoo rijk, als of hij Konstantinopel mee geplundert had. (Harrebomee, I, 432b.)


Konstanz (s. Kostnitz).

1 In Konstanz sieht man die fettesten Bäuche aller Reiche, wie sie an allen Ecken treiben sodomsche Lüste.

Bezieht sich auf die Zeit des bekannten vierjährigen Concils von 1414-18, auf welches alle christlichen Völker ihre Oberpriester sandten. Der Papst selbst kam mit einem Gefolge von 600 Personen, 5 Patriarchen mit 118, 33 Cardinäle mit 150, 47 Erzbischöfe mit 1500, 160 Bischöfe mit 1600, 500 weltliche Fürsten und Grafen mit 1700 Rittern und mit einer Dienerschaft von 5000 Personen. Die Universitäten schickten über tausend Doctoren und Magister und die Zahl der Weltpriester überstieg 4000. Was beim Besitz der Mittel Genuss und Vergnügen suchte oder als Werkzeug für das eine oder das andere auf Erwerb speculirte, ging nach Konstanz, von dem eben damals der obige Spruch entstand. (Meyer, Universum, VI, 33.)

2 Konstanz, das grösste; Basel, das lustigste; Strasburg, das edelste; Speier, das andächtigste; Worms, das ärmste; Mainz, das würdigste; Trier, das älteste; Köln, das reichste. - Eiselein, 314; Simrock, 1468; Körte, 812; Klosterspiegel, 7, 7; Reinsberg V, 80.

Nämlich - Hochstift.

[Spaltenumbruch]

121 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe das Tanzen.Simrock, 5402.

122 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe die Milch.

123 Wer's kann, ist kein Hexenmeister.Mayer, II, 22.

124 Wer's kann und lebt nicht wie ein Edelmann, der ist ein Hundsfott. (Braunschweig.)

125 Wers nicht kann, dem ists Kunst genug.Petri, II, 767.

126 Wer's recht kann, macht nicht lang'.Simrock, 5409; Körte, 6736.

127 Wer's recht kann, macht nicht lange, sagte der Kapuziner, als er schon am Morgen voll war.Klosterspiegel, 21, 24.

128 Wie wolt einer das können, das er nicht kan.Lehmann, 836, 12.

129 Wir alle köndens nit alles.Franck, II, 99a.

130 Woröwer ik kan, doröwer ik vermag, segt de Kürschner, un klemmt de Katt. (Pommern.) – Hoefer, 661.

*131 Das kann nicht jede Kuh.

Lat.: Non sus quivis hoc norit.

*132 Dat kann Heert's Jung am Heck.Frischbier2, 1877.

*133 Dat kann Jân Luitje wol. (Ostfries.) – Frommann, III, 427, 203; Bueren, 222.

*134 Dat kann ok Dannbarg's Hans.Frischbier2, 1878.

Eine auffallend leichte Aufgabe lösen.

*135 Dat kann Vader on Sähn (späte).Frischbier2, 1879.

*136 Dat könen s' in Karkdörp ôk.Kern, 53.

Karkdörp = Kirchdorf gehört zu den neun Dörfern oder Logen (s. d.), welche das Kirchspiel Aurich bilden und zu dem Sprichwort veranlasst haben: Auerk hett nägen Logen; womit nicht, wie ein des Plattdeutschen unkundiger Reisebeschreiber berichtet, neun Freimaurerlogen gemeint sind. Der Sinn des Sprichworts geht dahin: Wenn man es im Kirchdorf thut, muss es nicht schwer oder nicht viel werth sein. Es besteht nämlich eine Neckerei gegen die neun auricher Dörfer, in welchen gegen die Bewohner derselben allerhand Beschuldigungen erhoben werden, wegen deren es früher auf Märkten, in Gasthäusern und bei volksfestlichen Anlässen nicht selten blutige Köpfe gab. (S. Papens, Sandhorst, Wall, Wallinghusen, wie im Nachtrag Egels, Extum und Kirchdorf.)

*137 Dî koan mî, wä Brît êssen. (Siebenbürg.-sächs.) Frommann, V, 33, 30.

Der kann mehr wie Brot essen. Von denen, die jemand im Besitz von Zauberkünsten hält. Auch scherzhaft von denen, die Kuchen vorziehen.

Lat.: Ultra peram sapit. (Binder II, 3392.)

*138 Du muest vil kunnen, das du den laichst.Hauer, M2.

*139 Er cha nit und ma nit. (Solothurn.) – Schild, 73, 188.

*140 Er cha, was d' Auge g'sehnd. (Luzern.)

*141 Er cha's wie 's Vaterunser. (Luzern.)

*142 Er kann mehr als Aepfel (Birnen) braten.Gubitz, Volkskalender (Berlin 1867), S. 28.

Um zu sagen, er kann viel und Ungewöhnliches. H. Sachs: „Zeuch hin und wasch, so will ich bleiben, meine Zeit vor dem Ofen vertreiben, Aepfel und Birn umbkehren vermessen, vnd welche pfissen, die will ich essen.“

*143 Er kann nicht über den Bart speien.Frischbier2, 1880.

Vor Schwäche oder Trunkenheit.

*144 Er kann nicht über den Strohhalm pissen.Frischbier2, 1880.

So schwach ist er.

*145 Er kann nichts, denn fromm sein.

Gegen Heuchelei und Scheinheiligkeit.

*146 Er kann's.

Nämlich etwas ausführen, thun; er hat die Kräfte und Mittel dazu.

Frz.: La vache a bon pied (eigentlich: bon pis.) (Lendroy, 1472.)

*147 Er kann's nicht und will dafür eins husten.

Es ist ein schlimmer Husten, der die beste Predigt, die möglich gewesen wäre, verderben kann.

*148 Er kann's so gut als ein Vaterunser.

[Spaltenumbruch] *149 Er kann's wie Schnupf.Jer. Gotthelf, Leiden, III, 104.

*150 He hät's wie desäb, er cha nüt, we me'n em zueluegt.Sutermeister, 43.

Es geht ihm wie jenem, der nicht konnte, wenn man ihm zusah.

*151 Hei kann, wenn hei mott; un wenn hei sall, fänget hei den tweiten Vers ôk noch an. (Wolfenbüttel.)

Mit der Noth wachsen die Kräfte.

*152 Kannst du dies, so kann ich das.

Dän.: Kandstu eet, sa kand jeg et andet. (Prov. dan., 332.)

*153 Weil er's nicht kann, drum ficht er's an.

*154 Wenn er chönt, so thät' er em vor de Sunne stoh. (Solothurn.) – Schild, 95, 417.

Er sucht ihm überall zu schaden.

*155 Wenn er könnte, wie er wollte, er spannet den Teufel in den Mistkarren.

Poln.: Gdyby ten tak miał, jak niema, toby go i djabeł na dzikiéj świni nie dogonił. (Lompa, 12.)

*156 Wenn nich kannst, nömm de Topp.Frischbier2, 1881.

Wortspiel durch Ableitung der Form „kannst“ von „Kanne“ statt von „können“.


Konrad.

1 Cunrad ist auch böss.Henisch, 620, 18; Petri, II, 428.

2 Konradi, hâl na di.Schütze, II, 86; Diermissen, 294.

Sagt man in Hamburg zu einem, der in starken Zügen trinkt, d. h. zieh an dich das Glas!

3 O Konrad, dein Mut dear thuet ett guet. (Wurmlingen.) – Birlinger, 621.

*4 Nein, das thut Konrad nicht.Eiselein, 389.

Statt: das thue ich nicht.


Konradswalde.

Ehe man nach Konradswalde1 kommt, ist man schon vor dem Dorf betrogen. (Tolkemit.) – Frischbier2, 2118.

1) Dorf bei Mühlhausen an der Ostbahn (Provinz Preussen).


Konsistorialvogel.

* Einen Konsistorialvogel bringen.

Dr. Schiller (Zum Thier- und Kräuterbuch, III, 18a) hat diese Bezeichnung zuerst gedruckt gefunden bei Jobst Sackmann (gest. 1718) Plattdeutsche Predigten (Celle 1859), wo es S. 35 heisst: „Myn Vader hatte ênen Brêf an öne schreven, dat he my doch to eenen Hospitio verhelpen mögte un ênen braven fetten Puderhaan daby schickt, welchen man sonst auch wol einen Konsistorialvogel zu nennen pflegt“, weil, wie Popowitsch bemerkt, in Leipzig diejenigen, welche vor dem Consistorium rechteten, häufig diesen Vogel zum Geschenk brachten. (Vgl. Frommann, III, 266, 2.)


Konstantinopel.

1 Konstantinopel ist der Schlüssel des Erdkreises.Hesekiel, 60.

*2 Er hat wol Konstantinopel plündern helfen.

So sagt man von einem, der plötzlich zu ansehnlichem Reichthum gekommen ist. Die Türken bekamen bei der Eroberung von Konstantinopel 1453 so viel Geld und Schätze, dass damals dies Sprichwort entstand, wenn von einem reichen Manne die Rede war.

Holl.: Hij is zoo rijk, als of hij Konstantinopel meê geplundert had. (Harrebomée, I, 432b.)


Konstanz (s. Kostnitz).

1 In Konstanz sieht man die fettesten Bäuche aller Reiche, wie sie an allen Ecken treiben sodomsche Lüste.

Bezieht sich auf die Zeit des bekannten vierjährigen Concils von 1414-18, auf welches alle christlichen Völker ihre Oberpriester sandten. Der Papst selbst kam mit einem Gefolge von 600 Personen, 5 Patriarchen mit 118, 33 Cardinäle mit 150, 47 Erzbischöfe mit 1500, 160 Bischöfe mit 1600, 500 weltliche Fürsten und Grafen mit 1700 Rittern und mit einer Dienerschaft von 5000 Personen. Die Universitäten schickten über tausend Doctoren und Magister und die Zahl der Weltpriester überstieg 4000. Was beim Besitz der Mittel Genuss und Vergnügen suchte oder als Werkzeug für das eine oder das andere auf Erwerb speculirte, ging nach Konstanz, von dem eben damals der obige Spruch entstand. (Meyer, Universum, VI, 33.)

2 Konstanz, das grösste; Basel, das lustigste; Strasburg, das edelste; Speier, das andächtigste; Worms, das ärmste; Mainz, das würdigste; Trier, das älteste; Köln, das reichste.Eiselein, 314; Simrock, 1468; Körte, 812; Klosterspiegel, 7, 7; Reinsberg V, 80.

Nämlich – Hochstift.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0755" n="[749]"/>
          <cb n="1497"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe das Tanzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5402.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">122 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe die Milch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">123 Wer's kann, ist kein Hexenmeister.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Wer's kann und lebt nicht wie ein Edelmann, der ist ein Hundsfott.</hi> (<hi rendition="#i">Braunschweig.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">125 Wers nicht kann, dem ists Kunst genug.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 767.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">126 Wer's recht kann, macht nicht lang'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5409; Körte, 6736.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">127 Wer's recht kann, macht nicht lange, sagte der Kapuziner, als er schon am Morgen voll war.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 21, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">128 Wie wolt einer das können, das er nicht kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 836, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">129 Wir alle köndens nit alles.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 99<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">130 Woröwer ik kan, doröwer ik vermag, segt de Kürschner, un klemmt de Katt.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 661.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*131 Das kann nicht jede Kuh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non sus quivis hoc norit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*132 Dat kann Heert's Jung am Heck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1877.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*133 Dat kann Jân Luitje wol.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 427, 203; Bueren, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*134 Dat kann ok Dannbarg's Hans.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1878.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine auffallend leichte Aufgabe lösen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*135 Dat kann Vader on Sähn (späte).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1879.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*136 Dat könen s' in Karkdörp ôk.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Karkdörp = Kirchdorf gehört zu den neun Dörfern oder  Logen (s. d.), welche das Kirchspiel Aurich bilden und zu dem Sprichwort veranlasst haben: Auerk hett nägen Logen; womit nicht, wie ein des Plattdeutschen unkundiger Reisebeschreiber berichtet, neun Freimaurerlogen gemeint sind. Der Sinn des Sprichworts geht dahin: Wenn man es im Kirchdorf thut, muss es nicht schwer oder nicht viel werth sein. Es besteht nämlich eine Neckerei gegen die neun auricher Dörfer, in welchen gegen die Bewohner derselben allerhand Beschuldigungen erhoben werden, wegen deren es früher auf Märkten, in Gasthäusern und bei volksfestlichen Anlässen nicht selten blutige Köpfe gab. (S. Papens, Sandhorst,  Wall, Wallinghusen, wie im Nachtrag Egels, Extum und Kirchdorf.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*137 Dî koan mî, wä Brît êssen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) Frommann, V, 33, 30.</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der kann mehr wie Brot essen. Von denen, die jemand im Besitz von Zauberkünsten hält. Auch scherzhaft von denen, die Kuchen vorziehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ultra peram sapit. (<hi rendition="#i">Binder II, 3392.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*138 Du muest vil kunnen, das du den laichst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, M<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*139 Er cha nit und ma nit.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 73, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*140 Er cha, was d' Auge g'sehnd.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*141 Er cha's wie 's Vaterunser.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*142 Er kann mehr als Aepfel (Birnen) braten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gubitz, Volkskalender (Berlin 1867), S. 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, er kann viel und Ungewöhnliches. <hi rendition="#i">H. Sachs:</hi> &#x201E;Zeuch hin und wasch, so will ich bleiben, meine Zeit vor dem Ofen vertreiben, Aepfel und Birn umbkehren vermessen, vnd welche pfissen, die will ich essen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*143 Er kann nicht über den Bart speien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1880.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vor Schwäche oder Trunkenheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*144 Er kann nicht über den Strohhalm pissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1880.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So schwach ist er.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*145 Er kann nichts, denn fromm sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gegen Heuchelei und Scheinheiligkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*146 Er kann's.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich etwas ausführen, thun; er hat die Kräfte und Mittel dazu.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La vache a bon pied (eigentlich: bon pis.) (<hi rendition="#i">Lendroy, 1472.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*147 Er kann's nicht und will dafür eins husten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist ein schlimmer Husten, der die beste Predigt, die möglich gewesen wäre, verderben kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*148 Er kann's so gut als ein Vaterunser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1498"/>
*149 Er kann's wie Schnupf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jer. Gotthelf, Leiden, III, 104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*150 He hät's wie desäb, er cha nüt, we me'n em zueluegt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es geht ihm wie jenem, der nicht konnte, wenn man ihm zusah.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*151 Hei kann, wenn hei mott; un wenn hei sall, fänget hei den tweiten Vers ôk noch an.</hi> (<hi rendition="#i">Wolfenbüttel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit der Noth wachsen die Kräfte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*152 Kannst du dies, so kann ich das.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Kandstu eet, sa kand jeg et andet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 332.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*153 Weil er's nicht kann, drum ficht er's an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*154 Wenn er chönt, so thät' er em vor de Sunne stoh.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 95, 417.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er sucht ihm überall zu schaden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*155 Wenn er könnte, wie er wollte, er spannet den Teufel in den Mistkarren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Gdyby ten tak mia&#x0142;, jak niema, toby go i djabe&#x0142; na dzikiéj &#x015B;wini nie dogoni&#x0142;. (<hi rendition="#i">Lompa, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*156 Wenn nich kannst, nömm de Topp.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1881.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wortspiel durch Ableitung der Form &#x201E;kannst&#x201C; von &#x201E;Kanne&#x201C; statt von &#x201E;können&#x201C;.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Konrad.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Cunrad ist auch böss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 620, 18; Petri, II, 428.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Konradi, hâl na di.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 86; Diermissen, 294.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt man in Hamburg zu einem, der in starken Zügen trinkt, d. h. zieh an dich das Glas!</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 O Konrad, dein Mut dear thuet ett guet.</hi> (<hi rendition="#i">Wurmlingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 621.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Nein, das thut Konrad nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 389.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Statt: das thue ich nicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Konradswalde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ehe man nach Konradswalde<hi rendition="#sup">1</hi> kommt, ist man schon vor dem Dorf betrogen.</hi> (<hi rendition="#i">Tolkemit.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2118.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dorf bei Mühlhausen an der Ostbahn (Provinz Preussen).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Konsistorialvogel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen Konsistorialvogel bringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Dr. Schiller</hi> (<hi rendition="#i">Zum Thier- und Kräuterbuch, III, 18<hi rendition="#sup">a</hi></hi>) hat diese Bezeichnung zuerst gedruckt gefunden bei <hi rendition="#i">Jobst Sackmann</hi> (gest. 1718) <hi rendition="#i">Plattdeutsche Predigten</hi> (Celle 1859), wo es S. 35 heisst: &#x201E;Myn Vader hatte ênen Brêf an öne schreven, dat he my doch to eenen Hospitio verhelpen mögte un ênen braven fetten Puderhaan daby schickt, welchen man sonst auch wol einen Konsistorialvogel zu nennen pflegt&#x201C;, weil, wie Popowitsch bemerkt, in Leipzig diejenigen, welche vor dem Consistorium rechteten, häufig diesen Vogel zum Geschenk brachten. (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, III, 266, 2.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Konstantinopel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Konstantinopel ist der Schlüssel des Erdkreises.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hesekiel, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er hat wol Konstantinopel plündern helfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt man von einem, der plötzlich zu ansehnlichem Reichthum gekommen ist. Die Türken bekamen bei der Eroberung von Konstantinopel 1453 so viel Geld und Schätze, dass damals dies Sprichwort entstand, wenn von einem reichen Manne die Rede war.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is zoo rijk, als of hij Konstantinopel meê geplundert had. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 432<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Konstanz</hi> (s.  Kostnitz).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 In Konstanz sieht man die fettesten Bäuche aller Reiche, wie sie an allen Ecken treiben sodomsche Lüste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die Zeit des bekannten vierjährigen Concils von 1414-18, auf welches alle christlichen Völker ihre Oberpriester sandten. Der Papst selbst kam mit einem Gefolge von 600 Personen, 5 Patriarchen mit 118, 33 Cardinäle mit 150, 47 Erzbischöfe mit 1500, 160 Bischöfe mit 1600, 500 weltliche Fürsten und Grafen mit 1700 Rittern und mit einer Dienerschaft von 5000 Personen. Die Universitäten schickten über tausend Doctoren und Magister und die Zahl der Weltpriester überstieg 4000. Was beim Besitz der Mittel Genuss und Vergnügen suchte oder als Werkzeug für das eine oder das andere auf Erwerb speculirte, ging nach Konstanz, von dem eben damals der obige Spruch entstand. (<hi rendition="#i">Meyer, Universum, VI, 33.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Konstanz, das grösste; Basel, das lustigste; Strasburg, das edelste; Speier, das andächtigste; Worms, das ärmste; Mainz, das würdigste; Trier, das älteste; Köln, das reichste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 314; Simrock, 1468; Körte, 812; Klosterspiegel, 7, 7; Reinsberg V, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich &#x2013; Hochstift.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[749]/0755] 121 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe das Tanzen. – Simrock, 5402. 122 Wer's kann, dem kommt's, wie dem alten Weibe die Milch. 123 Wer's kann, ist kein Hexenmeister. – Mayer, II, 22. 124 Wer's kann und lebt nicht wie ein Edelmann, der ist ein Hundsfott. (Braunschweig.) 125 Wers nicht kann, dem ists Kunst genug. – Petri, II, 767. 126 Wer's recht kann, macht nicht lang'. – Simrock, 5409; Körte, 6736. 127 Wer's recht kann, macht nicht lange, sagte der Kapuziner, als er schon am Morgen voll war. – Klosterspiegel, 21, 24. 128 Wie wolt einer das können, das er nicht kan. – Lehmann, 836, 12. 129 Wir alle köndens nit alles. – Franck, II, 99a. 130 Woröwer ik kan, doröwer ik vermag, segt de Kürschner, un klemmt de Katt. (Pommern.) – Hoefer, 661. *131 Das kann nicht jede Kuh. Lat.: Non sus quivis hoc norit. *132 Dat kann Heert's Jung am Heck. – Frischbier2, 1877. *133 Dat kann Jân Luitje wol. (Ostfries.) – Frommann, III, 427, 203; Bueren, 222. *134 Dat kann ok Dannbarg's Hans. – Frischbier2, 1878. Eine auffallend leichte Aufgabe lösen. *135 Dat kann Vader on Sähn (späte). – Frischbier2, 1879. *136 Dat könen s' in Karkdörp ôk. – Kern, 53. Karkdörp = Kirchdorf gehört zu den neun Dörfern oder Logen (s. d.), welche das Kirchspiel Aurich bilden und zu dem Sprichwort veranlasst haben: Auerk hett nägen Logen; womit nicht, wie ein des Plattdeutschen unkundiger Reisebeschreiber berichtet, neun Freimaurerlogen gemeint sind. Der Sinn des Sprichworts geht dahin: Wenn man es im Kirchdorf thut, muss es nicht schwer oder nicht viel werth sein. Es besteht nämlich eine Neckerei gegen die neun auricher Dörfer, in welchen gegen die Bewohner derselben allerhand Beschuldigungen erhoben werden, wegen deren es früher auf Märkten, in Gasthäusern und bei volksfestlichen Anlässen nicht selten blutige Köpfe gab. (S. Papens, Sandhorst, Wall, Wallinghusen, wie im Nachtrag Egels, Extum und Kirchdorf.) *137 Dî koan mî, wä Brît êssen. (Siebenbürg.-sächs.) Frommann, V, 33, 30. Der kann mehr wie Brot essen. Von denen, die jemand im Besitz von Zauberkünsten hält. Auch scherzhaft von denen, die Kuchen vorziehen. Lat.: Ultra peram sapit. (Binder II, 3392.) *138 Du muest vil kunnen, das du den laichst. – Hauer, M2. *139 Er cha nit und ma nit. (Solothurn.) – Schild, 73, 188. *140 Er cha, was d' Auge g'sehnd. (Luzern.) *141 Er cha's wie 's Vaterunser. (Luzern.) *142 Er kann mehr als Aepfel (Birnen) braten. – Gubitz, Volkskalender (Berlin 1867), S. 28. Um zu sagen, er kann viel und Ungewöhnliches. H. Sachs: „Zeuch hin und wasch, so will ich bleiben, meine Zeit vor dem Ofen vertreiben, Aepfel und Birn umbkehren vermessen, vnd welche pfissen, die will ich essen.“ *143 Er kann nicht über den Bart speien. – Frischbier2, 1880. Vor Schwäche oder Trunkenheit. *144 Er kann nicht über den Strohhalm pissen. – Frischbier2, 1880. So schwach ist er. *145 Er kann nichts, denn fromm sein. Gegen Heuchelei und Scheinheiligkeit. *146 Er kann's. Nämlich etwas ausführen, thun; er hat die Kräfte und Mittel dazu. Frz.: La vache a bon pied (eigentlich: bon pis.) (Lendroy, 1472.) *147 Er kann's nicht und will dafür eins husten. Es ist ein schlimmer Husten, der die beste Predigt, die möglich gewesen wäre, verderben kann. *148 Er kann's so gut als ein Vaterunser. *149 Er kann's wie Schnupf. – Jer. Gotthelf, Leiden, III, 104. *150 He hät's wie desäb, er cha nüt, we me'n em zueluegt. – Sutermeister, 43. Es geht ihm wie jenem, der nicht konnte, wenn man ihm zusah. *151 Hei kann, wenn hei mott; un wenn hei sall, fänget hei den tweiten Vers ôk noch an. (Wolfenbüttel.) Mit der Noth wachsen die Kräfte. *152 Kannst du dies, so kann ich das. Dän.: Kandstu eet, sa kand jeg et andet. (Prov. dan., 332.) *153 Weil er's nicht kann, drum ficht er's an. *154 Wenn er chönt, so thät' er em vor de Sunne stoh. (Solothurn.) – Schild, 95, 417. Er sucht ihm überall zu schaden. *155 Wenn er könnte, wie er wollte, er spannet den Teufel in den Mistkarren. Poln.: Gdyby ten tak miał, jak niema, toby go i djabeł na dzikiéj świni nie dogonił. (Lompa, 12.) *156 Wenn nich kannst, nömm de Topp. – Frischbier2, 1881. Wortspiel durch Ableitung der Form „kannst“ von „Kanne“ statt von „können“. Konrad. 1 Cunrad ist auch böss. – Henisch, 620, 18; Petri, II, 428. 2 Konradi, hâl na di. – Schütze, II, 86; Diermissen, 294. Sagt man in Hamburg zu einem, der in starken Zügen trinkt, d. h. zieh an dich das Glas! 3 O Konrad, dein Mut dear thuet ett guet. (Wurmlingen.) – Birlinger, 621. *4 Nein, das thut Konrad nicht. – Eiselein, 389. Statt: das thue ich nicht. Konradswalde. Ehe man nach Konradswalde1 kommt, ist man schon vor dem Dorf betrogen. (Tolkemit.) – Frischbier2, 2118. 1) Dorf bei Mühlhausen an der Ostbahn (Provinz Preussen). Konsistorialvogel. * Einen Konsistorialvogel bringen. Dr. Schiller (Zum Thier- und Kräuterbuch, III, 18a) hat diese Bezeichnung zuerst gedruckt gefunden bei Jobst Sackmann (gest. 1718) Plattdeutsche Predigten (Celle 1859), wo es S. 35 heisst: „Myn Vader hatte ênen Brêf an öne schreven, dat he my doch to eenen Hospitio verhelpen mögte un ênen braven fetten Puderhaan daby schickt, welchen man sonst auch wol einen Konsistorialvogel zu nennen pflegt“, weil, wie Popowitsch bemerkt, in Leipzig diejenigen, welche vor dem Consistorium rechteten, häufig diesen Vogel zum Geschenk brachten. (Vgl. Frommann, III, 266, 2.) Konstantinopel. 1 Konstantinopel ist der Schlüssel des Erdkreises. – Hesekiel, 60. *2 Er hat wol Konstantinopel plündern helfen. So sagt man von einem, der plötzlich zu ansehnlichem Reichthum gekommen ist. Die Türken bekamen bei der Eroberung von Konstantinopel 1453 so viel Geld und Schätze, dass damals dies Sprichwort entstand, wenn von einem reichen Manne die Rede war. Holl.: Hij is zoo rijk, als of hij Konstantinopel meê geplundert had. (Harrebomée, I, 432b.) Konstanz (s. Kostnitz). 1 In Konstanz sieht man die fettesten Bäuche aller Reiche, wie sie an allen Ecken treiben sodomsche Lüste. Bezieht sich auf die Zeit des bekannten vierjährigen Concils von 1414-18, auf welches alle christlichen Völker ihre Oberpriester sandten. Der Papst selbst kam mit einem Gefolge von 600 Personen, 5 Patriarchen mit 118, 33 Cardinäle mit 150, 47 Erzbischöfe mit 1500, 160 Bischöfe mit 1600, 500 weltliche Fürsten und Grafen mit 1700 Rittern und mit einer Dienerschaft von 5000 Personen. Die Universitäten schickten über tausend Doctoren und Magister und die Zahl der Weltpriester überstieg 4000. Was beim Besitz der Mittel Genuss und Vergnügen suchte oder als Werkzeug für das eine oder das andere auf Erwerb speculirte, ging nach Konstanz, von dem eben damals der obige Spruch entstand. (Meyer, Universum, VI, 33.) 2 Konstanz, das grösste; Basel, das lustigste; Strasburg, das edelste; Speier, das andächtigste; Worms, das ärmste; Mainz, das würdigste; Trier, das älteste; Köln, das reichste. – Eiselein, 314; Simrock, 1468; Körte, 812; Klosterspiegel, 7, 7; Reinsberg V, 80. Nämlich – Hochstift.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/755
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [749]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/755>, abgerufen am 22.12.2024.