Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
*89 Weame dat Gras vör den Fäutn weag mäggen. (Büren.) Ihm einen sicher erwarteten Gewinn entziehen. Grasen. 1 Ein jeder graset sein Kelbichen, weil er kan. - Petri, II, 200. 2 Hei graset dör de Tuine (Zäune). (Sauerland.) 3 Hei graset düür de Schliggen. (Soest.) Von einem verheiratheten Manne, der unerlaubten Umgang mit andern Frauen pflegt. 4 Wei grasen will, mot sik bücken. (Büren.) 5 Wer graset, dä heuet nit. (Solothurn.) - Schild, 61, 64. 6 Wer graset inn seines Nachbarn wiesen, der muss inn gleicher müntz verliesen. - Henisch, 1726, 26. *7 Er grast auf fremder Wiese. Holl.: Hij grasduint in eens anders goed, als een haas in de koolbladeren. (Harrebomee, I, 271.) Grasgarten. * Hei is in den Grasgaren goahn. (Büren.) Auf den Kirchhof, ist gestorben. Grashalm. 1 Auch ein Grashalm hat seine Schatten. Auch russisch Altmann VI, 409. 2 Ein Grashalm macht keine Wiese. 3 Wer vor jedem Grashalm erschrickt, muss auf keiner Wiese schlafen. *4 Ueber einen Grashalm stolpern. Grosse Schwäche oder Ungeschicklichkeit. Grashocke. Bet de este Grashucke in 'n Anger steit, sau lange maut ein de Hanschen in 'n Schate dragen; un wenn de este Grommelnhucke weer herinkümt, sau maut ein se weer inhengen. - Schambach, II, 619. Da bis zum Beginn der Heuernte noch immer einzelne kalte Tage kommen, so empfiehlt das Sprichwort, so lange bis der erste Gras- oder Heuhaufen auf der Wiese (Anger) steht, die Handschuhe im Schos zu tragen, und sobald der erste Grummethaufen wieder hereinkommt, sie wieder einzuhängen oder an der Seite zu tragen, weil um diese Zeit die kalten Tage wieder beginnen. Grasjahr. Grasjahr - Dreckjahr. In einem Jahr, das viel Gras bringt, regnet es viel, gibt es daher auch viel Koth auf den Wegen. Nach einer andern Ansicht soll die Bezeichnung daher kommen, weil man für seine Mühe in einem solchen Jahre wenig oder nichts hat. Daher nennen die Deutschen ein solches Jahr ein Nothjahr (s. Kothjahr). In Toscana sagt man: Pilzejahr - geplagtes Jahr. In Frankreich: Heujahr-Nichtsjahr; dann: Elf Monate haben bald einen Monat Heuernte aufgegessen. (Reinsberg VIII, 11.) Graslaus. Die Graslaus ist klein und frisst doch. (Surinam.) Wie klein ein Kind ist, es will doch etwas haben. Kleine Ausgaben sind auch Ausgaben. Gräslein. 1 Es ist kein Gräslein so klein, es hat einen Nutzen fein. - Körte, 2409. 2 Wer vor einem Gräslein erschrickt, muss nicht in die Wiese pissen. - Winckler, IV, 65. Engl.: He that's afraid of every herb, must not sleep in a meadow. (Gaal, 1456.) Holl.: Die van elk grasje verschrikt is, moet in geene wei p ..... (Harrebomee, I, 257.) 3 Wollen wir zwei Gräslein ziehen? (S. Halm.) - Eiselein, 257. D. h. das Los darüber entscheiden lassen. "Ziehen wir zwei Gräselein, ane allen falschen Wank, das eine kurz, das ander lang; weders ouch immer mag ziehen an, das länger soll gewunnen han." (Liedersammlung.) Daher sagt man: Den Kürzern (nämlich Halm) ziehen, für: im Nachtheil sein, verlieren. Grasmähen. Beim Grasmähen ist's um die Wiesenblumen geschehen. Grasmücke. 1 Die Grasmücke nistet im Thal, der Adler auf dem Berge. 2 Wenn die Grasmücke singt, ehe der Weinstock sprosst, wenn man die Rohrdommel zeitig hört, wenn man an den Nussbäumen mehr Blüten als Blätter sieht, wenn das Pfriem(Genisten-)kraut [Spaltenumbruch] lieblich blüht, wenn die Saatzeit ohne Regen, dann gibt's reichen Erntesegen. - Orakel, 1; Reinsberg VIII, 11. *3 Es ist eine Grasmücke, die bald schlagen wird wie eine Drossel. - Neuyorker Tribunal-Zeitung vom 14. Oct. 1852. Ein Neuling zwar, der es aber bald den Alten gleich thun wird. Grasnak. * Et üs e Grasnak. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 34, 45. Grasnelke. Grasnelken duften den Liebenden wie Jasmin. Grasung. * Auf Grasung gehen (sein). - Frischbier2, 1364. Längere Besuche bei Freunden, namentlich auf dem Lande machen. Grat. Einen bis auf den grad schinden. - Pauli, Postilla, II, 269b. Gräte. 1 Gräten biegen sich wol, aber sie stechen auch. 2 Ohne Grät kein Fisch man find, ohne Mangel die Leut nicht sind. - Lehmann, II, 490. 3 Ohne Gräte kein Fisch. Nicht buchstäblich zu verstehen wegen der vielen Knorpelfische. - Niemand ist ganz fehlerfrei. 4 Wer gräte isst, der tröste sich des giffts. - Henisch, 1724, 59. *5 An den hab i schon lang a Gradn g'funden. - Idiot. Austr. Ein Hinderniss, wie eine im Halse steckende Gräte es ist. *6 Er nimmt seine paar Gräten1. (Schles.) Im Volksmunde vorherrschend: Kröten. - Seine wenige Baarschaft, seine geringen Habseligkeiten. *7 Gräthe erlesen. - Kirchhofer, 253. *8 He hangt man eben bi de Greden tohope. - Schütze, II, 61. Er hängt blos bei den Gräten zusammen, er ist stockmager, besteht blos aus Haut und Knochen. Gratia. 1 Cum gratia et privilegio, sagte der Pfaff und ging zur Abbatissin. - Hoefer, 834. 2 Deo gratias ist der Mönchen Tranckgelt. - Henisch, 1467, 8. *3 Er kümmert sich weder um Gratias noch Benedicite. Holl.: Het heeft gracie noch benedicite. (Harrebomee, I, 256.) *4 Ich kam zum Gratias. - Eyering, III, 68. Grätig. * Er ist so grätig wie die Alse im Mai. Dieser Fisch hat da die meisten kleinen Gräten, die wegen ihrer Feinheit beim Essen sehr beschwerlich sind. Daher von zwistigen Menschen. In Schlesien heisst "grätig sein" verdriesslich, brummig, mürrisch sein. Und man ist sehr grätig auf etwas, wenn man sehr heftig es erlangen will. Gratis. * Er ist heut gratis zu sehen, wie der Graf Perpham. (Baiern.) Graf Perpham war der äusserst verhasste Minister Maximilian Joseph's von Baiern. Da er sich aus dem Volke fast von niemand sprechen liess, wenn die Audienz nicht vorher bei seinem Günstling oder bei ihm selbst theuer erkauft worden, so wurde, als (1778) sein Körper auf dem Paradebett ausgestellt war, an die Hausthür angeheftet: Heute ist Graf Perpham das erste mal gratis zu sehen. Gratsch. 1 Besser von a Gratsch1 a Patsch2 eider3 von a Narr a Kösch4. (Jüd.-deutsch. Brody.) 1)Tüchtiger, braver Mann. 2)Ohrfeige. 3)Als. 4)Kuss. *2 In der Gratsch sein. - Schöpf, 208. Im Rückstände sein. Gratz. Was nützt mir Gratz, wenn ich den Ofen drin nicht habe. - Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 42. So sagten die Türken, als sie die Stadt eingenommen hatten, aber das Schloss darin nicht zu bewältigen vermochten. Grätzig. * Er ist grätzig wie ein Kaulbarsch. (S. Borstig.) (Ostpreuss.) - Frischbier, 277; Frischbier2, 1944. [Spaltenumbruch]
*89 Weame dat Gras vör den Fäutn weag mäggen. (Büren.) Ihm einen sicher erwarteten Gewinn entziehen. Grasen. 1 Ein jeder graset sein Kelbichen, weil er kan. – Petri, II, 200. 2 Hei graset dör de Tuine (Zäune). (Sauerland.) 3 Hei graset düür de Schliggen. (Soest.) Von einem verheiratheten Manne, der unerlaubten Umgang mit andern Frauen pflegt. 4 Wei grasen will, mot sik bücken. (Büren.) 5 Wer graset, dä heuet nit. (Solothurn.) – Schild, 61, 64. 6 Wer graset inn seines Nachbarn wiesen, der muss inn gleicher müntz verliesen. – Henisch, 1726, 26. *7 Er grast auf fremder Wiese. Holl.: Hij grasduint in eens anders goed, als een haas in de koolbladeren. (Harrebomée, I, 271.) Grasgarten. * Hei is in den Grasgaren goahn. (Büren.) Auf den Kirchhof, ist gestorben. Grashalm. 1 Auch ein Grashalm hat seine Schatten. Auch russisch Altmann VI, 409. 2 Ein Grashalm macht keine Wiese. 3 Wer vor jedem Grashalm erschrickt, muss auf keiner Wiese schlafen. *4 Ueber einen Grashalm stolpern. 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In Frankreich: Heujahr-Nichtsjahr; dann: Elf Monate haben bald einen Monat Heuernte aufgegessen. (Reinsberg VIII, 11.) Graslaus. Die Graslaus ist klein und frisst doch. (Surinam.) Wie klein ein Kind ist, es will doch etwas haben. Kleine Ausgaben sind auch Ausgaben. Gräslein. 1 Es ist kein Gräslein so klein, es hat einen Nutzen fein. – Körte, 2409. 2 Wer vor einem Gräslein erschrickt, muss nicht in die Wiese pissen. – Winckler, IV, 65. Engl.: He that's afraid of every herb, must not sleep in a meadow. (Gaal, 1456.) Holl.: Die van elk grasje verschrikt is, moet in geene wei p ..... (Harrebomée, I, 257.) 3 Wollen wir zwei Gräslein ziehen? (S. Halm.) – Eiselein, 257. D. h. das Los darüber entscheiden lassen. „Ziehen wir zwei Gräselein, ane allen falschen Wank, das eine kurz, das ander lang; weders ouch immer mag ziehen an, das länger soll gewunnen han.“ (Liedersammlung.) Daher sagt man: Den Kürzern (nämlich Halm) ziehen, für: im Nachtheil sein, verlieren. Grasmähen. Beim Grasmähen ist's um die Wiesenblumen geschehen. Grasmücke. 1 Die Grasmücke nistet im Thal, der Adler auf dem Berge. 2 Wenn die Grasmücke singt, ehe der Weinstock sprosst, wenn man die Rohrdommel zeitig hört, wenn man an den Nussbäumen mehr Blüten als Blätter sieht, wenn das Pfriem(Genisten-)kraut [Spaltenumbruch] lieblich blüht, wenn die Saatzeit ohne Regen, dann gibt's reichen Erntesegen. – Orakel, 1; Reinsberg VIII, 11. *3 Es ist eine Grasmücke, die bald schlagen wird wie eine Drossel. – Neuyorker Tribunal-Zeitung vom 14. Oct. 1852. Ein Neuling zwar, der es aber bald den Alten gleich thun wird. Grâsnâk. * Et üs e Grâsnâk. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 45. Grasnelke. Grasnelken duften den Liebenden wie Jasmin. Grasung. * Auf Grasung gehen (sein). – Frischbier2, 1364. Längere Besuche bei Freunden, namentlich auf dem Lande machen. Grat. Einen bis auf den grad schinden. – Pauli, Postilla, II, 269b. Gräte. 1 Gräten biegen sich wol, aber sie stechen auch. 2 Ohne Grät kein Fisch man find, ohne Mangel die Leut nicht sind. – Lehmann, II, 490. 3 Ohne Gräte kein Fisch. Nicht buchstäblich zu verstehen wegen der vielen Knorpelfische. – Niemand ist ganz fehlerfrei. 4 Wer gräte isst, der tröste sich des giffts. – Henisch, 1724, 59. *5 An den hab i schon lang a Gradn g'funden. – Idiot. Austr. Ein Hinderniss, wie eine im Halse steckende Gräte es ist. *6 Er nimmt seine paar Gräten1. (Schles.) Im Volksmunde vorherrschend: Kröten. – Seine wenige Baarschaft, seine geringen Habseligkeiten. *7 Gräthe erlesen. – Kirchhofer, 253. *8 He hangt man eben bi de Greden tohope. – Schütze, II, 61. Er hängt blos bei den Gräten zusammen, er ist stockmager, besteht blos aus Haut und Knochen. Gratia. 1 Cum gratia et privilegio, sagte der Pfaff und ging zur Abbatissin. – Hoefer, 834. 2 Deo gratias ist der Mönchen Tranckgelt. – Henisch, 1467, 8. *3 Er kümmert sich weder um Gratias noch Benedicite. 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Brody.) 1)Tüchtiger, braver Mann. 2)Ohrfeige. 3)Als. 4)Kuss. *2 In der Grâtsch sein. – Schöpf, 208. Im Rückstände sein. Gratz. Was nützt mir Gratz, wenn ich den Ofen drin nicht habe. – Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 42. So sagten die Türken, als sie die Stadt eingenommen hatten, aber das Schloss darin nicht zu bewältigen vermochten. Grätzig. * Er ist grätzig wie ein Kaulbarsch. (S. Borstig.) 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Grasen.
1 Ein jeder graset sein Kelbichen, weil er kan. – Petri, II, 200.
2 Hei graset dör de Tuine (Zäune). (Sauerland.)
3 Hei graset düür de Schliggen. (Soest.)
Von einem verheiratheten Manne, der unerlaubten Umgang mit andern Frauen pflegt.
4 Wei grasen will, mot sik bücken. (Büren.)
5 Wer graset, dä heuet nit. (Solothurn.) – Schild, 61, 64.
6 Wer graset inn seines Nachbarn wiesen, der muss inn gleicher müntz verliesen. – Henisch, 1726, 26.
*7 Er grast auf fremder Wiese.
Holl.: Hij grasduint in eens anders goed, als een haas in de koolbladeren. (Harrebomée, I, 271.)
Grasgarten.
* Hei is in den Grasgaren goahn. (Büren.)
Auf den Kirchhof, ist gestorben.
Grashalm.
1 Auch ein Grashalm hat seine Schatten.
Auch russisch Altmann VI, 409.
2 Ein Grashalm macht keine Wiese.
3 Wer vor jedem Grashalm erschrickt, muss auf keiner Wiese schlafen.
*4 Ueber einen Grashalm stolpern.
Grosse Schwäche oder Ungeschicklichkeit.
Grashocke.
Bet de êste Grashucke in 'n Anger steit, sau lange maut ein de Hanschen in 'n Schâte drâgen; un wenn de êste Grommelnhucke wêer herinkümt, sau maut ein se wêer inhengen. – Schambach, II, 619.
Da bis zum Beginn der Heuernte noch immer einzelne kalte Tage kommen, so empfiehlt das Sprichwort, so lange bis der erste Gras- oder Heuhaufen auf der Wiese (Anger) steht, die Handschuhe im Schos zu tragen, und sobald der erste Grummethaufen wieder hereinkommt, sie wieder einzuhängen oder an der Seite zu tragen, weil um diese Zeit die kalten Tage wieder beginnen.
Grasjahr.
Grasjahr – Dreckjahr.
In einem Jahr, das viel Gras bringt, regnet es viel, gibt es daher auch viel Koth auf den Wegen. Nach einer andern Ansicht soll die Bezeichnung daher kommen, weil man für seine Mühe in einem solchen Jahre wenig oder nichts hat. Daher nennen die Deutschen ein solches Jahr ein Nothjahr (s. Kothjahr). In Toscana sagt man: Pilzejahr – geplagtes Jahr. In Frankreich: Heujahr-Nichtsjahr; dann: Elf Monate haben bald einen Monat Heuernte aufgegessen. (Reinsberg VIII, 11.)
Graslaus.
Die Graslaus ist klein und frisst doch. (Surinam.)
Wie klein ein Kind ist, es will doch etwas haben. Kleine Ausgaben sind auch Ausgaben.
Gräslein.
1 Es ist kein Gräslein so klein, es hat einen Nutzen fein. – Körte, 2409.
2 Wer vor einem Gräslein erschrickt, muss nicht in die Wiese pissen. – Winckler, IV, 65.
Engl.: He that's afraid of every herb, must not sleep in a meadow. (Gaal, 1456.)
Holl.: Die van elk grasje verschrikt is, moet in geene wei p ..... (Harrebomée, I, 257.)
3 Wollen wir zwei Gräslein ziehen? (S. Halm.) – Eiselein, 257.
D. h. das Los darüber entscheiden lassen. „Ziehen wir zwei Gräselein, ane allen falschen Wank, das eine kurz, das ander lang; weders ouch immer mag ziehen an, das länger soll gewunnen han.“ (Liedersammlung.) Daher sagt man: Den Kürzern (nämlich Halm) ziehen, für: im Nachtheil sein, verlieren.
Grasmähen.
Beim Grasmähen ist's um die Wiesenblumen geschehen.
Grasmücke.
1 Die Grasmücke nistet im Thal, der Adler auf dem Berge.
2 Wenn die Grasmücke singt, ehe der Weinstock sprosst, wenn man die Rohrdommel zeitig hört, wenn man an den Nussbäumen mehr Blüten als Blätter sieht, wenn das Pfriem(Genisten-)kraut
lieblich blüht, wenn die Saatzeit ohne Regen, dann gibt's reichen Erntesegen. – Orakel, 1; Reinsberg VIII, 11.
*3 Es ist eine Grasmücke, die bald schlagen wird wie eine Drossel. – Neuyorker Tribunal-Zeitung vom 14. Oct. 1852.
Ein Neuling zwar, der es aber bald den Alten gleich thun wird.
Grâsnâk.
* Et üs e Grâsnâk. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 45.
Grasnelke.
Grasnelken duften den Liebenden wie Jasmin.
Grasung.
* Auf Grasung gehen (sein). – Frischbier2, 1364.
Längere Besuche bei Freunden, namentlich auf dem Lande machen.
Grat.
Einen bis auf den grad schinden. – Pauli, Postilla, II, 269b.
Gräte.
1 Gräten biegen sich wol, aber sie stechen auch.
2 Ohne Grät kein Fisch man find, ohne Mangel die Leut nicht sind. – Lehmann, II, 490.
3 Ohne Gräte kein Fisch.
Nicht buchstäblich zu verstehen wegen der vielen Knorpelfische. – Niemand ist ganz fehlerfrei.
4 Wer gräte isst, der tröste sich des giffts. – Henisch, 1724, 59.
*5 An den hab i schon lang a Gradn g'funden. – Idiot. Austr.
Ein Hinderniss, wie eine im Halse steckende Gräte es ist.
*6 Er nimmt seine paar Gräten1. (Schles.)
Im Volksmunde vorherrschend: Kröten. – Seine wenige Baarschaft, seine geringen Habseligkeiten.
*7 Gräthe erlesen. – Kirchhofer, 253.
*8 He hangt man eben bi de Greden tohope. – Schütze, II, 61.
Er hängt blos bei den Gräten zusammen, er ist stockmager, besteht blos aus Haut und Knochen.
Gratia.
1 Cum gratia et privilegio, sagte der Pfaff und ging zur Abbatissin. – Hoefer, 834.
2 Deo gratias ist der Mönchen Tranckgelt. – Henisch, 1467, 8.
*3 Er kümmert sich weder um Gratias noch Benedicite.
Holl.: Het heeft gracie noch benedicite. (Harrebomée, I, 256.)
*4 Ich kam zum Gratias. – Eyering, III, 68.
Grätig.
* Er ist so grätig wie die Alse im Mai.
Dieser Fisch hat da die meisten kleinen Gräten, die wegen ihrer Feinheit beim Essen sehr beschwerlich sind. Daher von zwistigen Menschen. In Schlesien heisst „grätig sein“ verdriesslich, brummig, mürrisch sein. Und man ist sehr grätig auf etwas, wenn man sehr heftig es erlangen will.
Gratis.
* Er ist heut gratis zu sehen, wie der Graf Perpham. (Baiern.)
Graf Perpham war der äusserst verhasste Minister Maximilian Joseph's von Baiern. Da er sich aus dem Volke fast von niemand sprechen liess, wenn die Audienz nicht vorher bei seinem Günstling oder bei ihm selbst theuer erkauft worden, so wurde, als (1778) sein Körper auf dem Paradebett ausgestellt war, an die Hausthür angeheftet: Heute ist Graf Perpham das erste mal gratis zu sehen.
Gratsch.
1 Besser von a Gratsch1 a Patsch2 eider3 von a Narr a Kösch4. (Jüd.-deutsch. Brody.)
1)Tüchtiger, braver Mann.
2)Ohrfeige.
3)Als.
4)Kuss.
*2 In der Grâtsch sein. – Schöpf, 208.
Im Rückstände sein.
Gratz.
Was nützt mir Gratz, wenn ich den Ofen drin nicht habe. – Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 42.
So sagten die Türken, als sie die Stadt eingenommen hatten, aber das Schloss darin nicht zu bewältigen vermochten.
Grätzig.
* Er ist grätzig wie ein Kaulbarsch. (S. Borstig.) (Ostpreuss.) – Frischbier, 277; Frischbier2, 1944.
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