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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] und der damit einstimmen wird, ebenfalls. Wie Datham und Abiram soll er lebendig von der Erde verschlungen werden und zur Hölle fahren. Verzeihung seiner Sünden soll er erst dann erhalten, wenn der Teufel sie für die seinigen erhalten wird." Man glaubte aber später nicht besonders an die Folgen dieser Flüche, wie Joseph II. von Oesterreich und Max I. von Baiern beweisen, welche eine grosse Anzahl Klöster aufgehoben haben.

Engl.: King Henry robbed the church and died poor. (Bohn II, 11; Gaal, 1015.)

Frz.: Bien d'Eglise n'enrichit pas. (Cahier, 606.)

Lat.: Tolosanum aurum. (Philippi, II, 221.)

3 Kirchengut hat Adlersfedern. - Blum, 86; Pistor., VI, 29; Eisenhart, 192; Sutor, 349; Hillebrand, 45, 61; Eiselein, 379; Simrock, 5681; Braun, I, 1856.

Gedeiht nicht, bringt keinen Segen, verzehrt das andere mit. Wahrscheinlich liegt diesem Sprichwort die Fabel vom Adler zum Grunde, der vom Altar das Opferfleisch raubte, nicht wissend, dass er eine glühende Kohle mit davonführe, die sein Nest in Brand setzte und ihn, sein Nest nebst den Jungen verzehrte.

4 Kirchengut hat Adlersklauen. - Körte, 3409; Simrock, 5681; Hillebrand, 45, 60; Graf, 543, 46; Braun, I, 1856.

5 Kirchengut hat eiserne Zähne, frisst eines mit dem andern hin und bringt dem dritten Erben keinen Gewinn. - Sutor, 350; Pistor., VI, 29; Blum, 88; Eisenhart, 191; Hertius, II, 19; Sailer, 254; Hillebrand, 44, 59; Eiselein, 377; Simrock, 5680; Graf, 543, 47-48; Körte, 3409.

Unverletzbarkeit der Kirchengüter. Oder man will durch das Sprichwort anzeigen, dass diejenigen Güter, welche einmal als Eigenthum der Kirche zugefallen sind, nicht wieder zurück zu erlangen sein sollen. Sie halte dieselben fest. Dies der Sinn des Bildes "eiserne Zähne"; diese aber haben zu dem Verbot Veranlassung gegeben, kraft dessen die Kirchen nicht nur in evangelischen, sondern auch in verschiedenen katholischen Ländern der Erwerbung unbeweglicher Güter für unfähig erklärt worden sind. Die neuere Zeit hat übrigens (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien) gezeigt, dass sie mit den eisernen Zähnen fertig zu werden weiss.

Frz.: Qui hume le tronc du moustier est tout au diable luy et les siens. (Leroux, I, 10.)

Holl.: Kerkegoed heeft ejzerne tanden. (Harrebomee, I, 394a.)

Lat.: Quod divini juris est, id nullius in bonis est. (Binder II, 2871; Faselius, 220; Wiegand, 379.)

6 Kirchengut ist armer Menschen. - Graf, 543, 56; Hug, 28.

Daher sollten nach älterer Gewohnheit die Einkünfte in drei, nach neuerer in vier gleichen Theilen der Geistlichkeit, den Kirchengebäuden, dem Bischof und den Armen zugewendet werden.

7 Kirchengut kommt nicht auf den dritten Erben. - Gaal, 1015; Sutor, 349; Blum, 87; Pistor., VI, 26; Hillebrand, 46, 62; Graf, 543, 49; Simrock, 5682.

Drückt aus, dass das Vermögen der Kirche nicht auf dritte Personen zu kommen pflege. Nach älterm katholischen Kirchenrecht fiel, was ein Geistlicher aus geistlichen Einkünften erworben, bei seinem Tode an die Kirche zurück und er konnte blos über das aus Schenkung und Erbrecht erlangte Vermögen verfügen. Jetzt beerbt die Kirche nur dann einen Geistlichen, wenn er keine erbberechtigten Verwandten besitzt.

8 Kirchengut zerfliesst wie Salz, wenn's im Wasser ist. (Poln.)

Nach den Lehren der Kirche nämlich, wenn es weltliche Hände an sich gebracht haben.


Kirchenlehrer.

Ein rechter Kirchenlehrer lehrt mehr mit Werken als mit Worten und erbaut mehr mit einem unsträflichen Leben als mit dem Maul. - Opel, 376.


Kirchenlicht.

1 Die hohen Kirchenlichter brennen oft sehr trüb.

Sie rauchen oft mehr als sie leuchten und führen den Namen Licht nur ironisch.

Frz.: On dit communement en villes et villages que les grands clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.)

*2 Er ist kein (grosses) Kirchenlicht. - Eiselein, 378; Braun, I, 1858.

In Würzburg: 'R is ke Kirchalicht. (Sartorius, 169.) Ist in geistiger Hinsicht nicht besonders begabt, ragt nicht hervor, wie einst die Kirchenväter und Kirchenlehrer Tertullian, Origenes, Hieronymus, Augustinus u. a.

Frz.: Il n'est pas grand clerc en cette matiere. (Lendroy, 443.)


[Spaltenumbruch]
Kirchenmauer.

In einer alten Kirchenmauer ist zuweilen auch ein guter Stein.


Kirchenmaus.

1 Fette Kirchenmäuse, weisse Schwalben, und Spieler, die viel Geld, sind seltene Dinge in der Welt.

Holl.: Eene vette kerkmuis, eene witte zwaluw en eene rijke speelman zijn drie zeldzame dingen. (Harrebomee, I, 393b.)

2 Kirchenmäuse haben leichten Athem.

Weil sie sich nicht unmässig auffüttern können.


Kirchenmusik.

Die Kirchenmusik war erst eine heilige Nonne und wurde hernach eine wollüstige Dirne. - Klosterspiegel, 51, 14.


Kirchenpfad.

1 Ein Kirchpfad ist keine Heerbahn.

Ist also nicht ein Weg, den der Staat wie eine Landstrasse, sondern den die verbundenen Kirchengemeinden zu bauen und zu unterhalten haben.

Holl.: Een kerkpad is geene heerbaan. (Harrebomee, I, 393b.)

2 Wann 't reggent up den Kerkenpad, is et de ganze Weeke (Woche) nat. (Wald. Uppl.)


Kirchenpruchtel.

Wär' ich ein Kirchenpruchtel und Heiligthumdieb, noch hätt' ich Geld, so wär' ich lieb. - Schaltjahr, II, 260.


Kirchenrath.

Der Kirchenrath gehört zum Kirchenstaat.


Kirchensache.

In Kirchensachen soll man sich nicht mischen. - Reinsberg II, 123.

Frz.: Il ne faut pas mettre la main a l'encensoir. (Lendroy, 655.)


Kirchenschlüssel.

Der Kirchenschlüssel öffnet die Lade.

Von den Rechten, welche die Trauung den Verbundenen gewährt.


Kirchenvater.

Lasset in solchen Sachen die Kirchenväter grübeln, sagte der Beichtiger, als ihm die Nonne sagte, sie habe am Caro factum est gegrübelt. - Klosterspiegel, 79, 6.


Kirchgang.

Der Kirchgang kommt so süss ihm an, als wenn man kauet Enzian.


Kirchgänger.

De flitigsten Karkgaers sünd ni immer uns Hergott sin besten Kinner. (Rendsburg.)


Kirchherr.

Der Kirchherr verdient den Acker und sein Holz zum Feuer. - Graf, 544, 67.

Die Kirche ernährt ihre Diener.

Mhd.: Der kirchheer verdienet den acker vnd sein holz zu dem fewr. (Grimm, II, 570.)


Kirchhof.

1 Auf dem Kirchhof muss man nicht schlafen.

Holl.: Op een kerkhof moet men niet slapen. (Harrebomee, I, 395a.)

2 Auf dem Kirchhof treffen alle Wege zusammen. - Altmann VI, 403.

3 Auf dem Kirchhof werden alle Händel verglichen. - Winckler, XVII, 25.

4 Auf den Kirchhof kommt man immer noch zu früh.

Dän.: Ondt at komme ind hvor alle komme graedende ud. (Prov. dan., 352.)

5 Der Kirchhof blüht aus der Aerzte Credit.

6 Der Kirchhof deckt die Sünden der Aerzte.

Frz.: La terre couvre les fautes des medecins.

7 Man geht so lange am Kirchhof vorbei, bis man hinaufgetragen wird. - Altmann VI, 499.

8 Was auf dem Kirchhofe ist, soll man ruhen lassen.

9 Wer über den Kirchhof geht ohne Wind, durch die Marktgasse ohne Kind, an der Metzg vorbei ohne Spott, der hat grosse Gnad' vor Gott. (Lauingen.) - Birlinger, 1134.

10 Wer übern Kirchhof get ohne Wind, durch den langen Kram ohne zu kriegen ä Kind, den Steinweg 'naus ohne Spott, der dörf sich's

[Spaltenumbruch] und der damit einstimmen wird, ebenfalls. Wie Datham und Abiram soll er lebendig von der Erde verschlungen werden und zur Hölle fahren. Verzeihung seiner Sünden soll er erst dann erhalten, wenn der Teufel sie für die seinigen erhalten wird.“ Man glaubte aber später nicht besonders an die Folgen dieser Flüche, wie Joseph II. von Oesterreich und Max I. von Baiern beweisen, welche eine grosse Anzahl Klöster aufgehoben haben.

Engl.: King Henry robbed the church and died poor. (Bohn II, 11; Gaal, 1015.)

Frz.: Bien d'Église n'enrichit pas. (Cahier, 606.)

Lat.: Tolosanum aurum. (Philippi, II, 221.)

3 Kirchengut hat Adlersfedern.Blum, 86; Pistor., VI, 29; Eisenhart, 192; Sutor, 349; Hillebrand, 45, 61; Eiselein, 379; Simrock, 5681; Braun, I, 1856.

Gedeiht nicht, bringt keinen Segen, verzehrt das andere mit. Wahrscheinlich liegt diesem Sprichwort die Fabel vom Adler zum Grunde, der vom Altar das Opferfleisch raubte, nicht wissend, dass er eine glühende Kohle mit davonführe, die sein Nest in Brand setzte und ihn, sein Nest nebst den Jungen verzehrte.

4 Kirchengut hat Adlersklauen.Körte, 3409; Simrock, 5681; Hillebrand, 45, 60; Graf, 543, 46; Braun, I, 1856.

5 Kirchengut hat eiserne Zähne, frisst eines mit dem andern hin und bringt dem dritten Erben keinen Gewinn.Sutor, 350; Pistor., VI, 29; Blum, 88; Eisenhart, 191; Hertius, II, 19; Sailer, 254; Hillebrand, 44, 59; Eiselein, 377; Simrock, 5680; Graf, 543, 47-48; Körte, 3409.

Unverletzbarkeit der Kirchengüter. Oder man will durch das Sprichwort anzeigen, dass diejenigen Güter, welche einmal als Eigenthum der Kirche zugefallen sind, nicht wieder zurück zu erlangen sein sollen. Sie halte dieselben fest. Dies der Sinn des Bildes „eiserne Zähne“; diese aber haben zu dem Verbot Veranlassung gegeben, kraft dessen die Kirchen nicht nur in evangelischen, sondern auch in verschiedenen katholischen Ländern der Erwerbung unbeweglicher Güter für unfähig erklärt worden sind. Die neuere Zeit hat übrigens (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien) gezeigt, dass sie mit den eisernen Zähnen fertig zu werden weiss.

Frz.: Qui hume le tronc du moustier est tout au diable luy et les siens. (Leroux, I, 10.)

Holl.: Kerkegoed heeft ejzerne tanden. (Harrebomée, I, 394a.)

Lat.: Quod divini juris est, id nullius in bonis est. (Binder II, 2871; Faselius, 220; Wiegand, 379.)

6 Kirchengut ist armer Menschen.Graf, 543, 56; Hug, 28.

Daher sollten nach älterer Gewohnheit die Einkünfte in drei, nach neuerer in vier gleichen Theilen der Geistlichkeit, den Kirchengebäuden, dem Bischof und den Armen zugewendet werden.

7 Kirchengut kommt nicht auf den dritten Erben.Gaal, 1015; Sutor, 349; Blum, 87; Pistor., VI, 26; Hillebrand, 46, 62; Graf, 543, 49; Simrock, 5682.

Drückt aus, dass das Vermögen der Kirche nicht auf dritte Personen zu kommen pflege. Nach älterm katholischen Kirchenrecht fiel, was ein Geistlicher aus geistlichen Einkünften erworben, bei seinem Tode an die Kirche zurück und er konnte blos über das aus Schenkung und Erbrecht erlangte Vermögen verfügen. Jetzt beerbt die Kirche nur dann einen Geistlichen, wenn er keine erbberechtigten Verwandten besitzt.

8 Kirchengut zerfliesst wie Salz, wenn's im Wasser ist. (Poln.)

Nach den Lehren der Kirche nämlich, wenn es weltliche Hände an sich gebracht haben.


Kirchenlehrer.

Ein rechter Kirchenlehrer lehrt mehr mit Werken als mit Worten und erbaut mehr mit einem unsträflichen Leben als mit dem Maul.Opel, 376.


Kirchenlicht.

1 Die hohen Kirchenlichter brennen oft sehr trüb.

Sie rauchen oft mehr als sie leuchten und führen den Namen Licht nur ironisch.

Frz.: On dit communément en villes et villages que les grands clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.)

*2 Er ist kein (grosses) Kirchenlicht.Eiselein, 378; Braun, I, 1858.

In Würzburg: 'R is ke Kirchalicht. (Sartorius, 169.) Ist in geistiger Hinsicht nicht besonders begabt, ragt nicht hervor, wie einst die Kirchenväter und Kirchenlehrer Tertullian, Origenes, Hieronymus, Augustinus u. a.

Frz.: Il n'est pas grand clerc en cette matière. (Lendroy, 443.)


[Spaltenumbruch]
Kirchenmauer.

In einer alten Kirchenmauer ist zuweilen auch ein guter Stein.


Kirchenmaus.

1 Fette Kirchenmäuse, weisse Schwalben, und Spieler, die viel Geld, sind seltene Dinge in der Welt.

Holl.: Eene vette kerkmuis, eene witte zwaluw en eene rijke speelman zijn drie zeldzame dingen. (Harrebomée, I, 393b.)

2 Kirchenmäuse haben leichten Athem.

Weil sie sich nicht unmässig auffüttern können.


Kirchenmusik.

Die Kirchenmusik war erst eine heilige Nonne und wurde hernach eine wollüstige Dirne.Klosterspiegel, 51, 14.


Kirchenpfad.

1 Ein Kirchpfad ist keine Heerbahn.

Ist also nicht ein Weg, den der Staat wie eine Landstrasse, sondern den die verbundenen Kirchengemeinden zu bauen und zu unterhalten haben.

Holl.: Een kerkpad is geene heerbaan. (Harrebomée, I, 393b.)

2 Wann 't reggent up den Kerkenpâd, is et de ganze Weeke (Woche) nât. (Wald. Uppl.)


Kirchenpruchtel.

Wär' ich ein Kirchenpruchtel und Heiligthumdieb, noch hätt' ich Geld, so wär' ich lieb.Schaltjahr, II, 260.


Kirchenrath.

Der Kirchenrath gehört zum Kirchenstaat.


Kirchensache.

In Kirchensachen soll man sich nicht mischen.Reinsberg II, 123.

Frz.: Il ne faut pas mettre la main à l'encensoir. (Lendroy, 655.)


Kirchenschlüssel.

Der Kirchenschlüssel öffnet die Lade.

Von den Rechten, welche die Trauung den Verbundenen gewährt.


Kirchenvater.

Lasset in solchen Sachen die Kirchenväter grübeln, sagte der Beichtiger, als ihm die Nonne sagte, sie habe am Caro factum est gegrübelt.Klosterspiegel, 79, 6.


Kirchgang.

Der Kirchgang kommt so süss ihm an, als wenn man kauet Enzian.


Kirchgänger.

De flitigsten Karkgaers sünd ni immer uns Hergott sin besten Kinner. (Rendsburg.)


Kirchherr.

Der Kirchherr verdient den Acker und sein Holz zum Feuer.Graf, 544, 67.

Die Kirche ernährt ihre Diener.

Mhd.: Der kirchheer verdienet den acker vnd sein holz zu dem fewr. (Grimm, II, 570.)


Kirchhof.

1 Auf dem Kirchhof muss man nicht schlafen.

Holl.: Op een kerkhof moet men niet slapen. (Harrebomée, I, 395a.)

2 Auf dem Kirchhof treffen alle Wege zusammen.Altmann VI, 403.

3 Auf dem Kirchhof werden alle Händel verglichen.Winckler, XVII, 25.

4 Auf den Kirchhof kommt man immer noch zu früh.

Dän.: Ondt at komme ind hvor alle komme grædende ud. (Prov. dan., 352.)

5 Der Kirchhof blüht aus der Aerzte Credit.

6 Der Kirchhof deckt die Sünden der Aerzte.

Frz.: La terre couvre les fautes des médecins.

7 Man geht so lange am Kirchhof vorbei, bis man hinaufgetragen wird.Altmann VI, 499.

8 Was auf dem Kirchhofe ist, soll man ruhen lassen.

9 Wer über den Kirchhof geht ohne Wind, durch die Marktgasse ohne Kind, an der Metzg vorbei ohne Spott, der hat grosse Gnad' vor Gott. (Lauingen.) – Birlinger, 1134.

10 Wer übern Kirchhof get ohne Wind, durch den langen Kram ohne zu kriegen ä Kind, den Steinweg 'naus ohne Spott, der dörf sich's

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[[674]/0680] und der damit einstimmen wird, ebenfalls. Wie Datham und Abiram soll er lebendig von der Erde verschlungen werden und zur Hölle fahren. Verzeihung seiner Sünden soll er erst dann erhalten, wenn der Teufel sie für die seinigen erhalten wird.“ Man glaubte aber später nicht besonders an die Folgen dieser Flüche, wie Joseph II. von Oesterreich und Max I. von Baiern beweisen, welche eine grosse Anzahl Klöster aufgehoben haben. Engl.: King Henry robbed the church and died poor. (Bohn II, 11; Gaal, 1015.) Frz.: Bien d'Église n'enrichit pas. (Cahier, 606.) Lat.: Tolosanum aurum. (Philippi, II, 221.) 3 Kirchengut hat Adlersfedern. – Blum, 86; Pistor., VI, 29; Eisenhart, 192; Sutor, 349; Hillebrand, 45, 61; Eiselein, 379; Simrock, 5681; Braun, I, 1856. Gedeiht nicht, bringt keinen Segen, verzehrt das andere mit. Wahrscheinlich liegt diesem Sprichwort die Fabel vom Adler zum Grunde, der vom Altar das Opferfleisch raubte, nicht wissend, dass er eine glühende Kohle mit davonführe, die sein Nest in Brand setzte und ihn, sein Nest nebst den Jungen verzehrte. 4 Kirchengut hat Adlersklauen. – Körte, 3409; Simrock, 5681; Hillebrand, 45, 60; Graf, 543, 46; Braun, I, 1856. 5 Kirchengut hat eiserne Zähne, frisst eines mit dem andern hin und bringt dem dritten Erben keinen Gewinn. – Sutor, 350; Pistor., VI, 29; Blum, 88; Eisenhart, 191; Hertius, II, 19; Sailer, 254; Hillebrand, 44, 59; Eiselein, 377; Simrock, 5680; Graf, 543, 47-48; Körte, 3409. Unverletzbarkeit der Kirchengüter. Oder man will durch das Sprichwort anzeigen, dass diejenigen Güter, welche einmal als Eigenthum der Kirche zugefallen sind, nicht wieder zurück zu erlangen sein sollen. Sie halte dieselben fest. Dies der Sinn des Bildes „eiserne Zähne“; diese aber haben zu dem Verbot Veranlassung gegeben, kraft dessen die Kirchen nicht nur in evangelischen, sondern auch in verschiedenen katholischen Ländern der Erwerbung unbeweglicher Güter für unfähig erklärt worden sind. Die neuere Zeit hat übrigens (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien) gezeigt, dass sie mit den eisernen Zähnen fertig zu werden weiss. Frz.: Qui hume le tronc du moustier est tout au diable luy et les siens. (Leroux, I, 10.) Holl.: Kerkegoed heeft ejzerne tanden. (Harrebomée, I, 394a.) Lat.: Quod divini juris est, id nullius in bonis est. (Binder II, 2871; Faselius, 220; Wiegand, 379.) 6 Kirchengut ist armer Menschen. – Graf, 543, 56; Hug, 28. Daher sollten nach älterer Gewohnheit die Einkünfte in drei, nach neuerer in vier gleichen Theilen der Geistlichkeit, den Kirchengebäuden, dem Bischof und den Armen zugewendet werden. 7 Kirchengut kommt nicht auf den dritten Erben. – Gaal, 1015; Sutor, 349; Blum, 87; Pistor., VI, 26; Hillebrand, 46, 62; Graf, 543, 49; Simrock, 5682. Drückt aus, dass das Vermögen der Kirche nicht auf dritte Personen zu kommen pflege. Nach älterm katholischen Kirchenrecht fiel, was ein Geistlicher aus geistlichen Einkünften erworben, bei seinem Tode an die Kirche zurück und er konnte blos über das aus Schenkung und Erbrecht erlangte Vermögen verfügen. Jetzt beerbt die Kirche nur dann einen Geistlichen, wenn er keine erbberechtigten Verwandten besitzt. 8 Kirchengut zerfliesst wie Salz, wenn's im Wasser ist. (Poln.) Nach den Lehren der Kirche nämlich, wenn es weltliche Hände an sich gebracht haben. Kirchenlehrer. Ein rechter Kirchenlehrer lehrt mehr mit Werken als mit Worten und erbaut mehr mit einem unsträflichen Leben als mit dem Maul. – Opel, 376. Kirchenlicht. 1 Die hohen Kirchenlichter brennen oft sehr trüb. Sie rauchen oft mehr als sie leuchten und führen den Namen Licht nur ironisch. Frz.: On dit communément en villes et villages que les grands clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.) *2 Er ist kein (grosses) Kirchenlicht. – Eiselein, 378; Braun, I, 1858. In Würzburg: 'R is ke Kirchalicht. (Sartorius, 169.) Ist in geistiger Hinsicht nicht besonders begabt, ragt nicht hervor, wie einst die Kirchenväter und Kirchenlehrer Tertullian, Origenes, Hieronymus, Augustinus u. a. Frz.: Il n'est pas grand clerc en cette matière. (Lendroy, 443.) Kirchenmauer. In einer alten Kirchenmauer ist zuweilen auch ein guter Stein. Kirchenmaus. 1 Fette Kirchenmäuse, weisse Schwalben, und Spieler, die viel Geld, sind seltene Dinge in der Welt. Holl.: Eene vette kerkmuis, eene witte zwaluw en eene rijke speelman zijn drie zeldzame dingen. (Harrebomée, I, 393b.) 2 Kirchenmäuse haben leichten Athem. Weil sie sich nicht unmässig auffüttern können. Kirchenmusik. Die Kirchenmusik war erst eine heilige Nonne und wurde hernach eine wollüstige Dirne. – Klosterspiegel, 51, 14. Kirchenpfad. 1 Ein Kirchpfad ist keine Heerbahn. Ist also nicht ein Weg, den der Staat wie eine Landstrasse, sondern den die verbundenen Kirchengemeinden zu bauen und zu unterhalten haben. Holl.: Een kerkpad is geene heerbaan. (Harrebomée, I, 393b.) 2 Wann 't reggent up den Kerkenpâd, is et de ganze Weeke (Woche) nât. (Wald. Uppl.) Kirchenpruchtel. Wär' ich ein Kirchenpruchtel und Heiligthumdieb, noch hätt' ich Geld, so wär' ich lieb. – Schaltjahr, II, 260. Kirchenrath. Der Kirchenrath gehört zum Kirchenstaat. Kirchensache. In Kirchensachen soll man sich nicht mischen. – Reinsberg II, 123. Frz.: Il ne faut pas mettre la main à l'encensoir. (Lendroy, 655.) Kirchenschlüssel. Der Kirchenschlüssel öffnet die Lade. Von den Rechten, welche die Trauung den Verbundenen gewährt. Kirchenvater. Lasset in solchen Sachen die Kirchenväter grübeln, sagte der Beichtiger, als ihm die Nonne sagte, sie habe am Caro factum est gegrübelt. – Klosterspiegel, 79, 6. Kirchgang. Der Kirchgang kommt so süss ihm an, als wenn man kauet Enzian. Kirchgänger. De flitigsten Karkgaers sünd ni immer uns Hergott sin besten Kinner. (Rendsburg.) Kirchherr. Der Kirchherr verdient den Acker und sein Holz zum Feuer. – Graf, 544, 67. Die Kirche ernährt ihre Diener. Mhd.: Der kirchheer verdienet den acker vnd sein holz zu dem fewr. (Grimm, II, 570.) Kirchhof. 1 Auf dem Kirchhof muss man nicht schlafen. Holl.: Op een kerkhof moet men niet slapen. (Harrebomée, I, 395a.) 2 Auf dem Kirchhof treffen alle Wege zusammen. – Altmann VI, 403. 3 Auf dem Kirchhof werden alle Händel verglichen. – Winckler, XVII, 25. 4 Auf den Kirchhof kommt man immer noch zu früh. Dän.: Ondt at komme ind hvor alle komme grædende ud. (Prov. dan., 352.) 5 Der Kirchhof blüht aus der Aerzte Credit. 6 Der Kirchhof deckt die Sünden der Aerzte. Frz.: La terre couvre les fautes des médecins. 7 Man geht so lange am Kirchhof vorbei, bis man hinaufgetragen wird. – Altmann VI, 499. 8 Was auf dem Kirchhofe ist, soll man ruhen lassen. 9 Wer über den Kirchhof geht ohne Wind, durch die Marktgasse ohne Kind, an der Metzg vorbei ohne Spott, der hat grosse Gnad' vor Gott. (Lauingen.) – Birlinger, 1134. 10 Wer übern Kirchhof get ohne Wind, durch den langen Kram ohne zu kriegen ä Kind, den Steinweg 'naus ohne Spott, der dörf sich's

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [674]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/680>, abgerufen am 21.11.2024.