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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Kaufmannsgut.

Kopmannsgod is Ebb' unn Flot. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4097; Eichwald, 1102.

Holl.: Koopmansgoed is ebbe en vloed. (Bohn, 331; Harrebomee, I, 436a.)


Kaufmannssohn.

Kaufmannssohn hat eine halbe Gilde voraus. - Graf, 504, 156.

"Geht ein Kaufmann von Todes wegen ab und hinterlässt mehr als einen ehelichen leiblichen Sohn, so behält der jüngste mit Zustimmung der andern Brüder die Kaufgelder gegen Bekenntnissgeld; die andern Brüder lösen halbes Werk." (Vgl. J. Wolf, Geschichte und Beschreibung der Stadt Duderstadt, Göttingen 1803, S. 97.)


Kaufmannswunde.

* Einem eine Kauffmannswunde hawen. - Mathesy, 178a.

D. h. eine grosse. (Vgl. Grimm, V, 343.)


Kaufschatz.

Dem Kaufschatz ist der Zoll vermeint. - Graf, 510, 182.

Mhd.: Dem koufschatz ist der zoll gezilt.


Kaufschlagen.

1 Es ist nicht wol gekauffschlaget, wenn man nichts gewinnt. - Petri, II, 276.

2 Kauffschlagen und Kremerey treiben ist eben misslich. - Petri, II, 414.


Kaufwein.

Chaufwi, Bottwi - thüre Wi. (Hauenstein.) - Schweiz, II, 184, 28.


Kaufzettel.

Wenn ein Kauffzettel angehefft ist, so sieht man, dass ein Gut feil ist. - Lehmann, 916, 5.


Kaule.

*1 Die Kaule läuft so.

D. h. so geht es. "So leuft die Kaul, wenn man ein Christ ist mit dem Maul." (Ringwald.)

*2 Er weiss die Kaule zu treiben.

"Du sollst ihn sehn, wenn er die Kaule treibt." (Rost, Schäfergedichte, 1744, S. 180.)

*3 Zwischen Kaul' und Kegel kommen. - Eyering, II, 384; Schottel, 1115a.

Soviel wie zwischen Thür und Angel, in die Klemme kommen. Die Redensart ist vom Kegelschieben entlehnt.


Kaulla.

* Hier logirt Kaulla. (Hohenzollern.)

Um zu sagen: Hier herrscht Reichttum. Kaulla ist ein bedeutendes Bankhaus jetzt in Stuttgart, früher in Hechingen und gilt im Hohenzollerschen für den personificirten Reichthum.


Kauz.

1 Das ist ein närrischer Kauz, der nüchtern auf Einem Bein hüpft.

Lat.: Nemo saltat sobrius, nisi forte insanit. (Cicero.) (Philippi, II, 16.)

2 Wer nit kauzen (Habicht) hat, der muss mit eulen beyssen. - Franck, II, 103b, 114a u. 124b; Eyering, III, 408; Petri, II, 741; Gruter, I, 74 u. 81; Henisch, 832, 5; Eiselein, 365; Simrock, 5345.

Frz.: Il faut faire la manche selon le bras.

It.: Se non puoi portar la seta, porta la lana.

Lat.: Mola salsa litant, qui thura non habent. - Ut quimus, ajunt, quando ut volumus non licet. (Terenz.) (Seybold, 660.)

*3 Da sitzt der Kauz.

"Da sitzt der Kautz zu Rom mit seinem Gaukelsack und locket alle Welt zu sich." (Luther's Werke, VIII, 339.)

*4 Den Kautzen streichen. - Franck, II, 11b; Sutor, 925.

Fuchsschwänzen, schmeicheln. (S. Eiter 2 und Hengst 26.) Eine im 15. bis 17. Jahrhundert sehr gebrauchte, aber schwer zu erklärende Redensart. Die niederdeutsche Uebersetzung des Narrenschiff versteht unter Kauzen bestimmt den Vogel: "De de Kutzken afte ulen (Eulen) striken kan." Auch Murner denkt an den Vogel selbst, dem man die Federn viel mehr gegen den Strich streicht. Es ist also eigentlich entweder vom Streicheln des Kauzes gesagt, den sich ein Gönner zum Vogelfang hielt und den ein Schmarotzer liebkost, um sich bei jenem einzuschmeicheln, oder gleich vom Vogler selbst, der seinen Kauz streichelt, liebkosend, begütigend. So versteht man auch die gleichbedeutende Redensart: Den falben Hengst streichen, wol am besten ursprünglich vom Reiter; die Blume streichen, d. i. die Stirn des Rosses mit weissem Fleck (s. Blume 53), den Falken streichen, vom Falkner. (Vgl. Grimm, V, 369.) "Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kann vnd mit dem falben Hengst vmbgahn." (Brandt, Narrenschiff, in Kloster, I, 751.)

[Spaltenumbruch] *5 Einem reichen Kauz den Stein schneiden.

Bei ihm diebischerweise einbrechen und ihm sein Haus bestehlen; so sagt Grimmelshausen (Vogelnest, II): "Dass sie die morgige Nacht einem reichen Kautz einfahren und den Stein schneiden."

*6 Er ist ein Kauz und Brummel, so fein versteht er den Rummel.

*7 Es ist ein guter (gelehrter, närrischer, rechter) Kauz.

*8 Es ist ihm nicht gut den Kauzen streichen. - Eiselein, 365.

Lat.: Cui male si palpere, recalcitrat undique tutus. (Eiselein, 365.)

*9 Es muss auch solche Käuze geben. - Faust; Büchmann, 49; Reinsberg IV, 720.

*10 Es wird ein gelehrter Kautz werden, wenn er under die Stossvögel kompt. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 269; Simrock, 5546a; Körte, 3334.

*11 Käuze nach Athen tragen. - Goethe, 44, 212.


Kauzenstreicher.

* Es ist ein Kauzenstreicher. - Geiler, Nsch., 100; Grimm, V, 372.

Hof- und Schmeichelnarren. "Dise Narren nennt man auff mancherley weiss: falben hengststreicher (s. d.), Kutzenstreicher, Kreidenstreicher, Federleser, Schmeichler vnd Fuchssschwentzer (s. d.), deren kautzenstreicher, suppenfresser oder dellerschlecker, findt man an höffen vnd diensten sehr vil." (Kloster, I, 752.)


Kaviar.

* Das ist Kaviar fürs Volk. - Büchmann, 67.

Ein Gut, das nicht zu erreichen, ein Genuss, der zu theuer u. s. w. ist. Der Kladderadatsch (1868, S. 2381) sagt von der Sängerin Lucca, die den grössten Theil des Jahres abwesend ist, sie sei Kaviar für Berlin. Die Redensart ist aus Shakspeare's Hamlet (1. Act, 2. Scene) entlehnt und bei uns eingebürgert: It was caviare to the general.


Kawe, s. Kaff.

Kebsmann.

Den Kebsmann zum Schliesser des Harems machen. - Altmann VI, 524.


Kecht.

Halt den Kecht1, so fleucht er. - Franck, I, 69b.

1) Das Wort fehlt bei Grimm; ich habe auch in keinem andern der mir zugänglichen hochdeutschen und mundartlichen Wörterbücher etwas darauf Bezügliches gefunden. Franck gebraucht er zur Uebertragung des lateinischen Sprichworts: Inuitum cum retineas exire incitas: "Was man eim weret, das liebt jm erst. Halt den kecht, so fleucht er." Vielleicht Druckfehler für Knecht?


Keck.

1 Allzu keck liegt bald im Dreck.

Dän.: Alt for kaek er störste gaek. - Hvo faren elsker omkommer deri. (Prov. dan., 331.)

2 Gar zu keck geht (ist) nicht allezeit wohl.

Lat.: Qui nimis est audax, saepe infeliciter audet. (Sutor, 36; Seybold, 493.)

3 Keck holt die Braut weg.

Frz.: Jamais honteux n'eut belle amie.

4 Keck schmeisst den Grossen in den Dreck.

5 Wer keck ist, greift dem Bock zum hörnern. - Lehmann, 466, 3.

*6 Keck wie ein Maikäfer.

Frz.: Etourdi comme un hanneton. (Leroux, I, 114.)

*7 So keck wie eine Muck, die scheisst'm König auf d' Nas'. (Nürtingen.)


Keddern.

* He keddert wie de Foss mit den Gäusen. (Hannover.)


Kegel.

1 Mancher will alle Kegel umwerfen und wirft ganz fehl.

Dän.: Mangen meener, maatte han kaste, vilde han ramme alle keglerne og kaster dog gandske feyl. (Prov. dan., 23.)

2 Wer Kegel schiebt, muss sich vom Kegeljungen sagen lassen, wie er geschoben hat.

Dies Sprichwort soll von Moses Mendelssohn herrühren. Derselbe hatte 1759 in den berliner Literaturbriefen ein Gedicht Friedrich's II. scharf beurtheilt. Als er vom Generalfiscal zur Verantwortung gezogen wurde, sagte er: "Wer Verse macht, schiebt Kegel; und wer Kegel schiebt, es sei König oder Bauer, muss sich gefallen lassen, dass der Kegeljunge sagt, wie er schiebt." (Vgl. Klein, Israelitischer Volkskalender für 1847, S. 143.)

*3 Bei meir trifft a verwoar nich Kägel. (Schles.) - Frommann, II, 248, 226.

[Spaltenumbruch]
Kaufmannsgut.

Kôpmannsgôd is Ebb' unn Flôt. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Eichwald, 1102.

Holl.: Koopmansgoed is ebbe en vloed. (Bohn, 331; Harrebomée, I, 436a.)


Kaufmannssohn.

Kaufmannssohn hat eine halbe Gilde voraus.Graf, 504, 156.

„Geht ein Kaufmann von Todes wegen ab und hinterlässt mehr als einen ehelichen leiblichen Sohn, so behält der jüngste mit Zustimmung der andern Brüder die Kaufgelder gegen Bekenntnissgeld; die andern Brüder lösen halbes Werk.“ (Vgl. J. Wolf, Geschichte und Beschreibung der Stadt Duderstadt, Göttingen 1803, S. 97.)


Kaufmannswunde.

* Einem eine Kauffmannswunde hawen.Mathesy, 178a.

D. h. eine grosse. (Vgl. Grimm, V, 343.)


Kaufschatz.

Dem Kaufschatz ist der Zoll vermeint.Graf, 510, 182.

Mhd.: Dem koufschatz ist der zoll gezilt.


Kaufschlagen.

1 Es ist nicht wol gekauffschlaget, wenn man nichts gewinnt.Petri, II, 276.

2 Kauffschlagen und Kremerey treiben ist eben misslich.Petri, II, 414.


Kaufwein.

Chaufwi, Bottwi – thüre Wi. (Hauenstein.) – Schweiz, II, 184, 28.


Kaufzettel.

Wenn ein Kauffzettel angehefft ist, so sieht man, dass ein Gut feil ist.Lehmann, 916, 5.


Kaule.

*1 Die Kaule läuft so.

D. h. so geht es. „So leuft die Kaul, wenn man ein Christ ist mit dem Maul.“ (Ringwald.)

*2 Er weiss die Kaule zu treiben.

„Du sollst ihn sehn, wenn er die Kaule treibt.“ (Rost, Schäfergedichte, 1744, S. 180.)

*3 Zwischen Kaul' und Kegel kommen.Eyering, II, 384; Schottel, 1115a.

Soviel wie zwischen Thür und Angel, in die Klemme kommen. Die Redensart ist vom Kegelschieben entlehnt.


Kaulla.

* Hier logirt Kaulla. (Hohenzollern.)

Um zu sagen: Hier herrscht Reichttum. Kaulla ist ein bedeutendes Bankhaus jetzt in Stuttgart, früher in Hechingen und gilt im Hohenzollerschen für den personificirten Reichthum.


Kauz.

1 Das ist ein närrischer Kauz, der nüchtern auf Einem Bein hüpft.

Lat.: Nemo saltat sobrius, nisi forte insanit. (Cicero.) (Philippi, II, 16.)

2 Wer nit kauzen (Habicht) hat, der muss mit eulen beyssen.Franck, II, 103b, 114a u. 124b; Eyering, III, 408; Petri, II, 741; Gruter, I, 74 u. 81; Henisch, 832, 5; Eiselein, 365; Simrock, 5345.

Frz.: Il faut faire la manche selon le bras.

It.: Se non puoi portar la seta, porta la lana.

Lat.: Mola salsa litant, qui thura non habent. – Ut quimus, ajunt, quando ut volumus non licet. (Terenz.) (Seybold, 660.)

*3 Da sitzt der Kauz.

„Da sitzt der Kautz zu Rom mit seinem Gaukelsack und locket alle Welt zu sich.“ (Luther's Werke, VIII, 339.)

*4 Den Kautzen streichen.Franck, II, 11b; Sutor, 925.

Fuchsschwänzen, schmeicheln. (S. Eiter 2 und Hengst 26.) Eine im 15. bis 17. Jahrhundert sehr gebrauchte, aber schwer zu erklärende Redensart. Die niederdeutsche Uebersetzung des Narrenschiff versteht unter Kauzen bestimmt den Vogel: „De de Kutzken afte ulen (Eulen) striken kan.“ Auch Murner denkt an den Vogel selbst, dem man die Federn viel mehr gegen den Strich streicht. Es ist also eigentlich entweder vom Streicheln des Kauzes gesagt, den sich ein Gönner zum Vogelfang hielt und den ein Schmarotzer liebkost, um sich bei jenem einzuschmeicheln, oder gleich vom Vogler selbst, der seinen Kauz streichelt, liebkosend, begütigend. So versteht man auch die gleichbedeutende Redensart: Den falben Hengst streichen, wol am besten ursprünglich vom Reiter; die Blume streichen, d. i. die Stirn des Rosses mit weissem Fleck (s. Blume 53), den Falken streichen, vom Falkner. (Vgl. Grimm, V, 369.) „Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kann vnd mit dem falben Hengst vmbgahn.“ (Brandt, Narrenschiff, in Kloster, I, 751.)

[Spaltenumbruch] *5 Einem reichen Kauz den Stein schneiden.

Bei ihm diebischerweise einbrechen und ihm sein Haus bestehlen; so sagt Grimmelshausen (Vogelnest, II): „Dass sie die morgige Nacht einem reichen Kautz einfahren und den Stein schneiden.“

*6 Er ist ein Kauz und Brummel, so fein versteht er den Rummel.

*7 Es ist ein guter (gelehrter, närrischer, rechter) Kauz.

*8 Es ist ihm nicht gut den Kauzen streichen.Eiselein, 365.

Lat.: Cui male si palpere, recalcitrat undique tutus. (Eiselein, 365.)

*9 Es muss auch solche Käuze geben.Faust; Büchmann, 49; Reinsberg IV, 720.

*10 Es wird ein gelehrter Kautz werden, wenn er under die Stossvögel kompt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 269; Simrock, 5546a; Körte, 3334.

*11 Käuze nach Athen tragen.Goethe, 44, 212.


Kauzenstreicher.

* Es ist ein Kauzenstreicher.Geiler, Nsch., 100; Grimm, V, 372.

Hof- und Schmeichelnarren. „Dise Narren nennt man auff mancherley weiss: falben hengststreicher (s. d.), Kutzenstreicher, Kreidenstreicher, Federleser, Schmeichler vnd Fuchssschwentzer (s. d.), deren kautzenstreicher, suppenfresser oder dellerschlecker, findt man an höffen vnd diensten sehr vil.“ (Kloster, I, 752.)


Kaviar.

* Das ist Kaviar fürs Volk.Büchmann, 67.

Ein Gut, das nicht zu erreichen, ein Genuss, der zu theuer u. s. w. ist. Der Kladderadatsch (1868, S. 2381) sagt von der Sängerin Lucca, die den grössten Theil des Jahres abwesend ist, sie sei Kaviar für Berlin. Die Redensart ist aus Shakspeare's Hamlet (1. Act, 2. Scene) entlehnt und bei uns eingebürgert: It was caviare to the general.


Kawe, s. Kaff.

Kebsmann.

Den Kebsmann zum Schliesser des Harems machen.Altmann VI, 524.


Kecht.

Halt den Kecht1, so fleucht er.Franck, I, 69b.

1) Das Wort fehlt bei Grimm; ich habe auch in keinem andern der mir zugänglichen hochdeutschen und mundartlichen Wörterbücher etwas darauf Bezügliches gefunden. Franck gebraucht er zur Uebertragung des lateinischen Sprichworts: Inuitum cum retineas exire incitas: „Was man eim weret, das liebt jm erst. Halt den kecht, so fleucht er.“ Vielleicht Druckfehler für Knecht?


Keck.

1 Allzu keck liegt bald im Dreck.

Dän.: Alt for kæk er største gæk. – Hvo faren elsker omkommer deri. (Prov. dan., 331.)

2 Gar zu keck geht (ist) nicht allezeit wohl.

Lat.: Qui nimis est audax, saepe infeliciter audet. (Sutor, 36; Seybold, 493.)

3 Keck holt die Braut weg.

Frz.: Jamais honteux n'eut belle amie.

4 Keck schmeisst den Grossen in den Dreck.

5 Wer keck ist, greift dem Bock zum hörnern.Lehmann, 466, 3.

*6 Keck wie ein Maikäfer.

Frz.: Etourdi comme un hanneton. (Leroux, I, 114.)

*7 So keck wie eine Muck, die scheisst'm König auf d' Nas'. (Nürtingen.)


Keddern.

* He keddert wie de Foss mit den Gäusen. (Hannover.)


Kegel.

1 Mancher will alle Kegel umwerfen und wirft ganz fehl.

Dän.: Mangen meener, maatte han kaste, vilde han ramme alle keglerne og kaster dog gandske feyl. (Prov. dan., 23.)

2 Wer Kegel schiebt, muss sich vom Kegeljungen sagen lassen, wie er geschoben hat.

Dies Sprichwort soll von Moses Mendelssohn herrühren. Derselbe hatte 1759 in den berliner Literaturbriefen ein Gedicht Friedrich's II. scharf beurtheilt. Als er vom Generalfiscal zur Verantwortung gezogen wurde, sagte er: „Wer Verse macht, schiebt Kegel; und wer Kegel schiebt, es sei König oder Bauer, muss sich gefallen lassen, dass der Kegeljunge sagt, wie er schiebt.“ (Vgl. Klein, Israelitischer Volkskalender für 1847, S. 143.)

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[[616]/0622] Kaufmannsgut. Kôpmannsgôd is Ebb' unn Flôt. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Eichwald, 1102. Holl.: Koopmansgoed is ebbe en vloed. (Bohn, 331; Harrebomée, I, 436a.) Kaufmannssohn. Kaufmannssohn hat eine halbe Gilde voraus. – Graf, 504, 156. „Geht ein Kaufmann von Todes wegen ab und hinterlässt mehr als einen ehelichen leiblichen Sohn, so behält der jüngste mit Zustimmung der andern Brüder die Kaufgelder gegen Bekenntnissgeld; die andern Brüder lösen halbes Werk.“ (Vgl. J. Wolf, Geschichte und Beschreibung der Stadt Duderstadt, Göttingen 1803, S. 97.) Kaufmannswunde. * Einem eine Kauffmannswunde hawen. – Mathesy, 178a. D. h. eine grosse. (Vgl. Grimm, V, 343.) Kaufschatz. Dem Kaufschatz ist der Zoll vermeint. – Graf, 510, 182. Mhd.: Dem koufschatz ist der zoll gezilt. Kaufschlagen. 1 Es ist nicht wol gekauffschlaget, wenn man nichts gewinnt. – Petri, II, 276. 2 Kauffschlagen und Kremerey treiben ist eben misslich. – Petri, II, 414. Kaufwein. Chaufwi, Bottwi – thüre Wi. (Hauenstein.) – Schweiz, II, 184, 28. Kaufzettel. Wenn ein Kauffzettel angehefft ist, so sieht man, dass ein Gut feil ist. – Lehmann, 916, 5. Kaule. *1 Die Kaule läuft so. D. h. so geht es. „So leuft die Kaul, wenn man ein Christ ist mit dem Maul.“ (Ringwald.) *2 Er weiss die Kaule zu treiben. „Du sollst ihn sehn, wenn er die Kaule treibt.“ (Rost, Schäfergedichte, 1744, S. 180.) *3 Zwischen Kaul' und Kegel kommen. – Eyering, II, 384; Schottel, 1115a. Soviel wie zwischen Thür und Angel, in die Klemme kommen. Die Redensart ist vom Kegelschieben entlehnt. Kaulla. * Hier logirt Kaulla. (Hohenzollern.) Um zu sagen: Hier herrscht Reichttum. Kaulla ist ein bedeutendes Bankhaus jetzt in Stuttgart, früher in Hechingen und gilt im Hohenzollerschen für den personificirten Reichthum. Kauz. 1 Das ist ein närrischer Kauz, der nüchtern auf Einem Bein hüpft. Lat.: Nemo saltat sobrius, nisi forte insanit. (Cicero.) (Philippi, II, 16.) 2 Wer nit kauzen (Habicht) hat, der muss mit eulen beyssen. – Franck, II, 103b, 114a u. 124b; Eyering, III, 408; Petri, II, 741; Gruter, I, 74 u. 81; Henisch, 832, 5; Eiselein, 365; Simrock, 5345. Frz.: Il faut faire la manche selon le bras. It.: Se non puoi portar la seta, porta la lana. Lat.: Mola salsa litant, qui thura non habent. – Ut quimus, ajunt, quando ut volumus non licet. (Terenz.) (Seybold, 660.) *3 Da sitzt der Kauz. „Da sitzt der Kautz zu Rom mit seinem Gaukelsack und locket alle Welt zu sich.“ (Luther's Werke, VIII, 339.) *4 Den Kautzen streichen. – Franck, II, 11b; Sutor, 925. Fuchsschwänzen, schmeicheln. (S. Eiter 2 und Hengst 26.) Eine im 15. bis 17. Jahrhundert sehr gebrauchte, aber schwer zu erklärende Redensart. Die niederdeutsche Uebersetzung des Narrenschiff versteht unter Kauzen bestimmt den Vogel: „De de Kutzken afte ulen (Eulen) striken kan.“ Auch Murner denkt an den Vogel selbst, dem man die Federn viel mehr gegen den Strich streicht. Es ist also eigentlich entweder vom Streicheln des Kauzes gesagt, den sich ein Gönner zum Vogelfang hielt und den ein Schmarotzer liebkost, um sich bei jenem einzuschmeicheln, oder gleich vom Vogler selbst, der seinen Kauz streichelt, liebkosend, begütigend. So versteht man auch die gleichbedeutende Redensart: Den falben Hengst streichen, wol am besten ursprünglich vom Reiter; die Blume streichen, d. i. die Stirn des Rosses mit weissem Fleck (s. Blume 53), den Falken streichen, vom Falkner. (Vgl. Grimm, V, 369.) „Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kann vnd mit dem falben Hengst vmbgahn.“ (Brandt, Narrenschiff, in Kloster, I, 751.) *5 Einem reichen Kauz den Stein schneiden. Bei ihm diebischerweise einbrechen und ihm sein Haus bestehlen; so sagt Grimmelshausen (Vogelnest, II): „Dass sie die morgige Nacht einem reichen Kautz einfahren und den Stein schneiden.“ *6 Er ist ein Kauz und Brummel, so fein versteht er den Rummel. *7 Es ist ein guter (gelehrter, närrischer, rechter) Kauz. *8 Es ist ihm nicht gut den Kauzen streichen. – Eiselein, 365. Lat.: Cui male si palpere, recalcitrat undique tutus. (Eiselein, 365.) *9 Es muss auch solche Käuze geben. – Faust; Büchmann, 49; Reinsberg IV, 720. *10 Es wird ein gelehrter Kautz werden, wenn er under die Stossvögel kompt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 269; Simrock, 5546a; Körte, 3334. *11 Käuze nach Athen tragen. – Goethe, 44, 212. Kauzenstreicher. * Es ist ein Kauzenstreicher. – Geiler, Nsch., 100; Grimm, V, 372. Hof- und Schmeichelnarren. „Dise Narren nennt man auff mancherley weiss: falben hengststreicher (s. d.), Kutzenstreicher, Kreidenstreicher, Federleser, Schmeichler vnd Fuchssschwentzer (s. d.), deren kautzenstreicher, suppenfresser oder dellerschlecker, findt man an höffen vnd diensten sehr vil.“ (Kloster, I, 752.) Kaviar. * Das ist Kaviar fürs Volk. – Büchmann, 67. Ein Gut, das nicht zu erreichen, ein Genuss, der zu theuer u. s. w. ist. Der Kladderadatsch (1868, S. 2381) sagt von der Sängerin Lucca, die den grössten Theil des Jahres abwesend ist, sie sei Kaviar für Berlin. Die Redensart ist aus Shakspeare's Hamlet (1. Act, 2. Scene) entlehnt und bei uns eingebürgert: It was caviare to the general. Kawe, s. Kaff. Kebsmann. Den Kebsmann zum Schliesser des Harems machen. – Altmann VI, 524. Kecht. Halt den Kecht1, so fleucht er. – Franck, I, 69b. 1) Das Wort fehlt bei Grimm; ich habe auch in keinem andern der mir zugänglichen hochdeutschen und mundartlichen Wörterbücher etwas darauf Bezügliches gefunden. Franck gebraucht er zur Uebertragung des lateinischen Sprichworts: Inuitum cum retineas exire incitas: „Was man eim weret, das liebt jm erst. Halt den kecht, so fleucht er.“ Vielleicht Druckfehler für Knecht? Keck. 1 Allzu keck liegt bald im Dreck. Dän.: Alt for kæk er største gæk. – Hvo faren elsker omkommer deri. (Prov. dan., 331.) 2 Gar zu keck geht (ist) nicht allezeit wohl. Lat.: Qui nimis est audax, saepe infeliciter audet. (Sutor, 36; Seybold, 493.) 3 Keck holt die Braut weg. Frz.: Jamais honteux n'eut belle amie. 4 Keck schmeisst den Grossen in den Dreck. 5 Wer keck ist, greift dem Bock zum hörnern. – Lehmann, 466, 3. *6 Keck wie ein Maikäfer. Frz.: Etourdi comme un hanneton. (Leroux, I, 114.) *7 So keck wie eine Muck, die scheisst'm König auf d' Nas'. (Nürtingen.) Keddern. * He keddert wie de Foss mit den Gäusen. (Hannover.) Kegel. 1 Mancher will alle Kegel umwerfen und wirft ganz fehl. Dän.: Mangen meener, maatte han kaste, vilde han ramme alle keglerne og kaster dog gandske feyl. (Prov. dan., 23.) 2 Wer Kegel schiebt, muss sich vom Kegeljungen sagen lassen, wie er geschoben hat. Dies Sprichwort soll von Moses Mendelssohn herrühren. Derselbe hatte 1759 in den berliner Literaturbriefen ein Gedicht Friedrich's II. scharf beurtheilt. Als er vom Generalfiscal zur Verantwortung gezogen wurde, sagte er: „Wer Verse macht, schiebt Kegel; und wer Kegel schiebt, es sei König oder Bauer, muss sich gefallen lassen, dass der Kegeljunge sagt, wie er schiebt.“ (Vgl. Klein, Israelitischer Volkskalender für 1847, S. 143.) *3 Bei mîr trifft a verwoar nich Kägel. (Schles.) – Frommann, II, 248, 226.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [616]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/622>, abgerufen am 21.11.2024.