Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 13 Ein reicher Karger ist Salomons Esel. - Eyering, II, 164.

*14 Je mehr der Karge hat, je mehr will er haben (oder: je mehr gebricht ihm).

Mhd.: Je mer der karg hat, ie mer im gewirt. (Fastnachtsspiel, 527, 20; Zingerle, 79.)

15 Karger - arger. - Gruter, I, 52; Sailer, 70; Eiselein, 362.

Eiselein bemerkt hierbei: Karg heisst im Mittelhochdeutschen astutus und Arg auch iners, vecors.

16 Wenn ein karger stirbt, so wird sein gut erhoben, wie das Creutz, vnd kompt zu bösen vnd frommen wie die vögel im herbst. - Petri, II, 652.

17 Wer eins Kargen Schweiss haben wil, der muss jhn warm zudecken. - Petri, II, 793.


Karl.

1 Des Kaisers Carol warmes Bad ist eines Nutzen, des andern Schad'. - Pistor., III, 37; Körte, 797; Simrock, 5366.

Die warmen Heilquellen zu Karlsbad wurden bei Gelegenheit einer Jagd Kaiser Karl's IV. entdeckt, der das Bad gründete, welches nach ihm benannt wurde.

2 Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut, bei Nancy das Blut. - Eiselein, 103.

Nach dem Aargauer historischen Taschenbuch findet sich dieser Spruch auf einem alten Holzschnitt in folgender Fassung: Herzog Carolus verlor vor Elicurth den Muth (1474), vor Granson das Gut (1476), vor Murten den Hut (1476), vor Nancy das Blut (1477). Damit haben die Schweizer in wenig Worten das Andenken an ihre Kriege mit den Burgundern unter Karl dem Kühnen erhalten, indem sie uns an die Hauptschlachten in denselben erinnern. In der Schlacht bei Granson lernte Karl, dass die Schweizer ein kühnes Volk und nicht so leicht zu unterjochen seien; bei Murten verlor er grosse Reichthümer und bei Nancy gar das Leben.

3 König Karl stiftete Treue und Wahrheit. - Graf, 28, 13.

Nach der Rechtsanschauung des Mittelalters ist der König als Stellvertreter Gottes nicht nur die höchste Macht, sondern auch der Vertreter der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Altfries.: Kinig Kerl stifte trewa and werde. (Richthofen, 133, 12.)

4 Mä Karl sull a Ducktur wär, sagt der Bauer, denn der is ä Schwein, der ekelt sich o fer jahr nischt.

*5 Er hat's Karlis Hof. (Solothurn.) - Schild, 74, 193.

Abgekürzt auch blos: Er hat's Karlis, d. i. er thut sich gütlich, er schwelgt. (S. Fugger.) Wahrscheinlich aus der Zeit von Karl dem Kühnen.

*6 Er isch der Karli Abgänt1. (Solothurn.) - Schild, 73, 189.

1) Das Abgehende, die bereits vom Tische abgetragenen, übriggebliebenen Speisen. - Er kommt überall zu spät und zu kurz.

*7 Er ist Karl der Einfältige.

*8 Korle, mach, mach, doss de hehm kimmst, de Mutter braucht dich zum Schicken. (Oberlausitz.)

*9 Mei Korl wächst mer zu Kuppe.

Nicht blos, wenn sich der Sohn dem Vater nicht mehr unterordnen will, sondern auch wenn ein Unternehmen die Kräfte der Leitung übersteigt. Erinnert an den Gedanken, den Schiller im Don Carlos dem König in den Mund legt: "Der Knabe Don Carlos fängt an mir fürchterlich zu werden." (Büchmann, 26.) In Pommern hat man die Redensart: De Jung ward mi to kantig. (Dähnert, 217a.)


Karlchen.

Kaorlke, duck di, et kümmt 'n Sten. (Pommern.)


Karlemann.

Karlemann, zieh Hosen an! (Breslau.)


Karlinchen.

Dröck de, Karlienke, am End lett se to. - Frischbier2, 1888.

Karlinchen wird die Branntweinflasche genannt. Wenn der Inhalt geleert ist, pflegt man sie scherzweise zu drücken, damit sie noch einige Tropfen ausfliessen lasse.


Karlstag.

* Ein Kaiser Karlstag. (Oberösterreich.)

So nennt man einen Tag, an dem die Sonne nicht scheint, an dem es aber auch nicht regnet. Kaiser Karl soll an solchen Tagen am liebsten jagen gegangen sein.


[Spaltenumbruch]
Karmeliter.

Die Karmeliter sind nicht nur Unserer lieben Frauen Brüder, sondern auch Männer.

Die Karmeliter nannten sich "Unserer lieben Frauen Brüder." Bei den Bürgern zu Höchstädt im Mansfeldischen standen sie in dem Verdacht, deren Weiber zu verführen. Als einst einige dieser Bürger zu Dr. Luther kamen, ihn in einer gewissen Angelegenheit um Rath zu fragen, so erkundigte er sich beiläufig nach den dortigen Karmelitermönchen, indem er sagte: "Was machen denn >Unser lieben Frauen Brüder< Gutes?" Die Bürger antworteten: "Wenn sie nur immer >Unserer lieben Frauen Brüder< blieben, aber wir fürchten, dass sie auch bisweilen unserer lieben Frauen Männer sind." (Gesellschafter, Magdeburg 1783, II, 177.)


Karmelk.

1 Wenn de Karmelk kumt, so nimmt de Lenz Lüde an. (Holst.) - Schütze, III, 26.

Karmelk = Buttermilch, von karnen = buttern. Lenz oder Lens, die schlafmachende Kraft, wird in Holstein personificirt, wie es in diesem Sprichwort vorkommt. Wenn die, will es sagen, dem Volksglauben nach trägemachende Buttermilch gegessen wird, so gibt's der Trägen viel, so erhält der Lenz Leute, Anhänger.

*2 Dat is de Künst van de Karmelk, dat se blaulet. - Stürenburg, 349a.

*3 Waie is Karmelk's Börge. - Bueren, 1301.

Dies mir unverständliche Sprichwort habe ich sonst nirgends als am angeführten Orte gefunden.


Kärmen.

He kärmt (wehklagt, winselt) wie en Frau, die en 't Kendbett kommen well. (Meurs.) - (Firmenich, I, 404, 221.)


Karmut.

* Er ist wie ein Karmut, mit Seder in Sauflauge gerieben. - Burckhardt, 511.

Von einem Menschen, der sich nicht leicht finden, ergreifen lässt, sondern allen Nachforschungen spottet. Der Karmut ist ein Nilfisch ohne Schuppen mit einer ausserordentlich schlüpfrigen Haut, an sich schon schwer zu ergreifen und zu halten, ohne dass man ihn, was hier noch dazukommt, mit Seifenschaum glatt machen darf oder gar noch ein Drittes dazuthue. Seder, d. h. Blätter vom Sederbaume, welche getrocknet und gestossen von den ärmsten Volksklassen zum Händewaschen gebraucht werden.


Karnickel.

1 Das sind ganz hübsche Karnickel, sagte der Ochs, als er einige Ziegen sah.

Die Russen: Der Kürbis nennt die Melone eine Gurke. (Altmann VI, 389.)

2 Karnickel hat angefangen. (Berlin.)

Als ein Hund auf dem dortigen Markte ein Kaninchen erbissen und die Hökerin Bezahlung desselben verlangte, erwiderte der Besitzer des Hundes obiges Wort, das häufig wiederholt und Sprichwort wurde. Man wendet es an, wo die Ursache eines Streites u. s. w. einem unschuldigen Schwächern zugeschrieben oder aufgewälzt wird. Das Schlesische Morgenblatt (Breslau 1862, S. 256) enthält eine aus der Niederrheinischen Volkszeitung entlehnte politische Fabel, welche den Beweis für die Wahrheit führt, dass "das Karnickel angefangen".

*3 Das ist der gesundeste Karnickel im Stalle. (Schles.)

Scherzhaft, um von einer Person zu sagen, dass sie die gesundeste, lebhafteste und munterste in der Familie, im Hause sei.


Karnisseltag.

* Am (oder: auf den) Karnisseltag. (Oberösterreich.)

So hiessen bis in die Zeiten des Kaisers Joseph II. die Bewohner des Stiftes Kremsmünster den 11. December, an dem seit unvordenklicher Zeit das Andenken an den Todestag des Stifters Thassilo II., Herzogs von Baiern, durch ein sogenanntes Gespende gefeiert wurde. Jeder nämlich, der kam und verlangte, erhielt, in der Voraussetzung, dass er dem Trauergottesdienst für die Seele des Stifters andächtig beiwohne, eine Portion Brot mit Fleisch. Einmal wurden zu dem Zwecke 60 Rinder geschlachtet. (Baumgarten.)


Karnöffeln.

*1 Einen karnöffeln (karnüffeln). - Wurzbach II, 222.

Einen mit der Faust zerarbeiten, bleuen, durchprügeln. (Grimm, V, 221.)

*2 Karniffel em. (Mecklenburg.)

Im Kartenspiel: Stich ihn, schlag ihn.


Karnöffelspiel.

Im Karnöffelspiel stechen die mindern die mehrern, die untern die obern, und das Karnöffel sticht sie allesammt. - Eiselein, 362.

Nach Campe, der Karniffel schreibt, ist das Karnöffelspiel ein unter den Bauern gewöhnliches Kartenspiel, welches mit 48 besonders dazu verfertigten Karten, die

[Spaltenumbruch] 13 Ein reicher Karger ist Salomons Esel.Eyering, II, 164.

*14 Je mehr der Karge hat, je mehr will er haben (oder: je mehr gebricht ihm).

Mhd.: Je mer der karg hat, ie mer im gewirt. (Fastnachtsspiel, 527, 20; Zingerle, 79.)

15 Karger – arger.Gruter, I, 52; Sailer, 70; Eiselein, 362.

Eiselein bemerkt hierbei: Karg heisst im Mittelhochdeutschen astutus und Arg auch iners, vecors.

16 Wenn ein karger stirbt, so wird sein gut erhoben, wie das Creutz, vnd kompt zu bösen vnd frommen wie die vögel im herbst.Petri, II, 652.

17 Wer eins Kargen Schweiss haben wil, der muss jhn warm zudecken.Petri, II, 793.


Karl.

1 Des Kaisers Carol warmes Bad ist eines Nutzen, des andern Schad'.Pistor., III, 37; Körte, 797; Simrock, 5366.

Die warmen Heilquellen zu Karlsbad wurden bei Gelegenheit einer Jagd Kaiser Karl's IV. entdeckt, der das Bad gründete, welches nach ihm benannt wurde.

2 Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut, bei Nancy das Blut.Eiselein, 103.

Nach dem Aargauer historischen Taschenbuch findet sich dieser Spruch auf einem alten Holzschnitt in folgender Fassung: Herzog Carolus verlor vor Elicurth den Muth (1474), vor Granson das Gut (1476), vor Murten den Hut (1476), vor Nancy das Blut (1477). Damit haben die Schweizer in wenig Worten das Andenken an ihre Kriege mit den Burgundern unter Karl dem Kühnen erhalten, indem sie uns an die Hauptschlachten in denselben erinnern. In der Schlacht bei Granson lernte Karl, dass die Schweizer ein kühnes Volk und nicht so leicht zu unterjochen seien; bei Murten verlor er grosse Reichthümer und bei Nancy gar das Leben.

3 König Karl stiftete Treue und Wahrheit.Graf, 28, 13.

Nach der Rechtsanschauung des Mittelalters ist der König als Stellvertreter Gottes nicht nur die höchste Macht, sondern auch der Vertreter der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Altfries.: Kinig Kerl stifte trewa and werde. (Richthofen, 133, 12.)

4 Mä Karl sull a Ducktur wär, sagt der Bauer, denn der is ä Schwein, der ekelt sich o fer jahr nischt.

*5 Er hat's Karlis Hof. (Solothurn.) – Schild, 74, 193.

Abgekürzt auch blos: Er hat's Karlis, d. i. er thut sich gütlich, er schwelgt. (S. Fugger.) Wahrscheinlich aus der Zeit von Karl dem Kühnen.

*6 Er isch der Karli Abgänt1. (Solothurn.) – Schild, 73, 189.

1) Das Abgehende, die bereits vom Tische abgetragenen, übriggebliebenen Speisen. – Er kommt überall zu spät und zu kurz.

*7 Er ist Karl der Einfältige.

*8 Korle, mach, mach, doss de hehm kimmst, de Mutter braucht dich zum Schicken. (Oberlausitz.)

*9 Mei Korl wächst mer zu Kuppe.

Nicht blos, wenn sich der Sohn dem Vater nicht mehr unterordnen will, sondern auch wenn ein Unternehmen die Kräfte der Leitung übersteigt. Erinnert an den Gedanken, den Schiller im Don Carlos dem König in den Mund legt: „Der Knabe Don Carlos fängt an mir fürchterlich zu werden.“ (Büchmann, 26.) In Pommern hat man die Redensart: De Jung ward mi to kantig. (Dähnert, 217a.)


Karlchen.

Kaorlke, duck di, et kümmt 'n Stên. (Pommern.)


Karlemann.

Karlemann, zieh Hosen an! (Breslau.)


Karlinchen.

Dröck de, Karlienke, am End lett se to.Frischbier2, 1888.

Karlinchen wird die Branntweinflasche genannt. Wenn der Inhalt geleert ist, pflegt man sie scherzweise zu drücken, damit sie noch einige Tropfen ausfliessen lasse.


Karlstag.

* Ein Kaiser Karlstag. (Oberösterreich.)

So nennt man einen Tag, an dem die Sonne nicht scheint, an dem es aber auch nicht regnet. Kaiser Karl soll an solchen Tagen am liebsten jagen gegangen sein.


[Spaltenumbruch]
Karmeliter.

Die Karmeliter sind nicht nur Unserer lieben Frauen Brüder, sondern auch Männer.

Die Karmeliter nannten sich „Unserer lieben Frauen Brüder.“ Bei den Bürgern zu Höchstädt im Mansfeldischen standen sie in dem Verdacht, deren Weiber zu verführen. Als einst einige dieser Bürger zu Dr. Luther kamen, ihn in einer gewissen Angelegenheit um Rath zu fragen, so erkundigte er sich beiläufig nach den dortigen Karmelitermönchen, indem er sagte: „Was machen denn ›Unser lieben Frauen Brüder‹ Gutes?“ Die Bürger antworteten: „Wenn sie nur immer ›Unserer lieben Frauen Brüder‹ blieben, aber wir fürchten, dass sie auch bisweilen unserer lieben Frauen Männer sind.“ (Gesellschafter, Magdeburg 1783, II, 177.)


Kârmelk.

1 Wenn de Kârmelk kumt, so nimmt de Lenz Lüde an. (Holst.) – Schütze, III, 26.

Kârmelk = Buttermilch, von kârnen = buttern. Lenz oder Lens, die schlafmachende Kraft, wird in Holstein personificirt, wie es in diesem Sprichwort vorkommt. Wenn die, will es sagen, dem Volksglauben nach trägemachende Buttermilch gegessen wird, so gibt's der Trägen viel, so erhält der Lenz Leute, Anhänger.

*2 Dat is de Künst van de Karmelk, dat se blaulet.Stürenburg, 349a.

*3 Waie is Karmelk's Börge.Bueren, 1301.

Dies mir unverständliche Sprichwort habe ich sonst nirgends als am angeführten Orte gefunden.


Kärmen.

He kärmt (wehklagt, winselt) wie en Frau, die en 't Kendbett kommen well. (Meurs.) – (Firmenich, I, 404, 221.)


Karmut.

* Er ist wie ein Karmut, mit Seder in Sauflauge gerieben.Burckhardt, 511.

Von einem Menschen, der sich nicht leicht finden, ergreifen lässt, sondern allen Nachforschungen spottet. Der Karmut ist ein Nilfisch ohne Schuppen mit einer ausserordentlich schlüpfrigen Haut, an sich schon schwer zu ergreifen und zu halten, ohne dass man ihn, was hier noch dazukommt, mit Seifenschaum glatt machen darf oder gar noch ein Drittes dazuthue. Seder, d. h. Blätter vom Sederbaume, welche getrocknet und gestossen von den ärmsten Volksklassen zum Händewaschen gebraucht werden.


Karnickel.

1 Das sind ganz hübsche Karnickel, sagte der Ochs, als er einige Ziegen sah.

Die Russen: Der Kürbis nennt die Melone eine Gurke. (Altmann VI, 389.)

2 Karnickel hat angefangen. (Berlin.)

Als ein Hund auf dem dortigen Markte ein Kaninchen erbissen und die Hökerin Bezahlung desselben verlangte, erwiderte der Besitzer des Hundes obiges Wort, das häufig wiederholt und Sprichwort wurde. Man wendet es an, wo die Ursache eines Streites u. s. w. einem unschuldigen Schwächern zugeschrieben oder aufgewälzt wird. Das Schlesische Morgenblatt (Breslau 1862, S. 256) enthält eine aus der Niederrheinischen Volkszeitung entlehnte politische Fabel, welche den Beweis für die Wahrheit führt, dass „das Karnickel angefangen“.

*3 Das ist der gesundeste Karnickel im Stalle. (Schles.)

Scherzhaft, um von einer Person zu sagen, dass sie die gesundeste, lebhafteste und munterste in der Familie, im Hause sei.


Karnisseltag.

* Am (oder: auf den) Karnisseltag. (Oberösterreich.)

So hiessen bis in die Zeiten des Kaisers Joseph II. die Bewohner des Stiftes Kremsmünster den 11. December, an dem seit unvordenklicher Zeit das Andenken an den Todestag des Stifters Thassilo II., Herzogs von Baiern, durch ein sogenanntes Gespende gefeiert wurde. Jeder nämlich, der kam und verlangte, erhielt, in der Voraussetzung, dass er dem Trauergottesdienst für die Seele des Stifters andächtig beiwohne, eine Portion Brot mit Fleisch. Einmal wurden zu dem Zwecke 60 Rinder geschlachtet. (Baumgarten.)


Karnöffeln.

*1 Einen karnöffeln (karnüffeln).Wurzbach II, 222.

Einen mit der Faust zerarbeiten, bleuen, durchprügeln. (Grimm, V, 221.)

*2 Karniffel em. (Mecklenburg.)

Im Kartenspiel: Stich ihn, schlag ihn.


Karnöffelspiel.

Im Karnöffelspiel stechen die mindern die mehrern, die untern die obern, und das Karnöffel sticht sie allesammt.Eiselein, 362.

Nach Campe, der Karniffel schreibt, ist das Karnöffelspiel ein unter den Bauern gewöhnliches Kartenspiel, welches mit 48 besonders dazu verfertigten Karten, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0578" n="[572]"/><cb n="1143"/>
13 Ein reicher Karger ist Salomons Esel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 164.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Je mehr der Karge hat, je mehr will er haben (oder: je mehr gebricht ihm).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Je mer der karg hat, ie mer im gewirt. (<hi rendition="#i">Fastnachtsspiel, 527, 20; Zingerle, 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Karger &#x2013; arger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 52; Sailer, 70; Eiselein, 362.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Eiselein</hi> bemerkt hierbei: Karg heisst im Mittelhochdeutschen astutus und Arg auch iners, vecors.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wenn ein karger stirbt, so wird sein gut erhoben, wie das Creutz, vnd kompt zu bösen vnd frommen wie die vögel im herbst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 652.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer eins Kargen Schweiss haben wil, der muss jhn warm zudecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 793.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Des Kaisers Carol warmes Bad ist eines Nutzen, des andern Schad'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., III, 37; Körte, 797; Simrock, 5366.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die warmen Heilquellen zu Karlsbad wurden bei Gelegenheit einer Jagd Kaiser Karl's IV. entdeckt, der das Bad gründete, welches nach ihm benannt wurde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut, bei Nancy das Blut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 103.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach dem <hi rendition="#i">Aargauer historischen Taschenbuch</hi> findet sich dieser Spruch auf einem alten Holzschnitt in folgender Fassung: Herzog Carolus verlor vor Elicurth den Muth (1474), vor Granson das Gut (1476), vor Murten den Hut (1476), vor Nancy das Blut (1477). Damit haben die Schweizer in wenig Worten das Andenken an ihre Kriege mit den Burgundern unter Karl dem Kühnen erhalten, indem sie uns an die Hauptschlachten in denselben erinnern. In der Schlacht bei Granson lernte Karl, dass die Schweizer ein kühnes Volk und nicht so leicht zu unterjochen seien; bei Murten verlor er grosse Reichthümer und bei Nancy gar das Leben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 König Karl stiftete Treue und Wahrheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 28, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach der Rechtsanschauung des Mittelalters ist der König als Stellvertreter Gottes nicht nur die höchste Macht, sondern auch der Vertreter der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Kinig Kerl stifte trewa and werde. (<hi rendition="#i">Richthofen, 133, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Mä Karl sull a Ducktur wär, sagt der Bauer, denn der is ä Schwein, der ekelt sich o fer jahr nischt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er hat's Karlis Hof.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 74, 193.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Abgekürzt auch blos: Er hat's Karlis, d. i. er thut sich gütlich, er schwelgt. (S.  Fugger.) Wahrscheinlich aus der Zeit von Karl dem Kühnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er isch der Karli Abgänt<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 73, 189.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Das Abgehende, die bereits vom Tische abgetragenen, übriggebliebenen Speisen. &#x2013; Er kommt überall zu spät und zu kurz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er ist Karl der Einfältige.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Korle, mach, mach, doss de hehm kimmst, de Mutter braucht dich zum Schicken.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Mei Korl wächst mer zu Kuppe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht blos, wenn sich der Sohn dem Vater nicht mehr unterordnen will, sondern auch wenn ein Unternehmen die Kräfte der Leitung übersteigt. Erinnert an den Gedanken, den <hi rendition="#i">Schiller</hi> im <hi rendition="#i">Don Carlos</hi> dem König in den Mund legt: &#x201E;Der Knabe Don Carlos fängt an mir fürchterlich zu werden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Büchmann, 26.</hi>) In Pommern hat man die Redensart: De Jung ward mi to kantig. (<hi rendition="#i">Dähnert, 217<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karlchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kaorlke, duck di, et kümmt 'n Stên.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karlemann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Karlemann, zieh Hosen an!</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karlinchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dröck de, Karlienke, am End lett se to.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1888.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Karlinchen wird die Branntweinflasche genannt. Wenn der Inhalt geleert ist, pflegt man sie scherzweise zu drücken, damit sie noch einige Tropfen ausfliessen lasse.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karlstag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein Kaiser Karlstag.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man einen Tag, an dem die Sonne nicht scheint, an dem es aber auch nicht regnet. Kaiser Karl soll an solchen Tagen am liebsten jagen gegangen sein.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1144"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karmeliter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Die Karmeliter sind nicht nur Unserer lieben Frauen Brüder, sondern auch Männer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Karmeliter nannten sich &#x201E;Unserer lieben Frauen Brüder.&#x201C; Bei den Bürgern zu Höchstädt im Mansfeldischen standen sie in dem Verdacht, deren Weiber zu verführen. Als einst einige dieser Bürger zu Dr. Luther kamen, ihn in einer gewissen Angelegenheit um Rath zu fragen, so erkundigte er sich beiläufig nach den dortigen Karmelitermönchen, indem er sagte: &#x201E;Was machen denn &#x203A;Unser lieben Frauen Brüder&#x2039; Gutes?&#x201C; Die Bürger antworteten: &#x201E;Wenn sie nur immer &#x203A;Unserer lieben Frauen Brüder&#x2039; blieben, aber wir fürchten, dass sie auch bisweilen unserer lieben Frauen Männer sind.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gesellschafter, Magdeburg 1783, II, 177.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kârmelk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn de Kârmelk kumt, so nimmt de Lenz Lüde an.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Kârmelk = Buttermilch, von kârnen = buttern. Lenz oder Lens, die schlafmachende Kraft, wird in Holstein personificirt, wie es in diesem Sprichwort vorkommt. Wenn die, will es sagen, dem Volksglauben nach trägemachende Buttermilch gegessen wird, so gibt's der Trägen viel, so erhält der Lenz Leute, Anhänger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dat is de Künst van de Karmelk, dat se blaulet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 349<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Waie is Karmelk's Börge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1301.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies mir unverständliche Sprichwort habe ich sonst nirgends als am angeführten Orte gefunden.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kärmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">He kärmt (wehklagt, winselt) wie en Frau, die en 't Kendbett kommen well.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; (<hi rendition="#i">Firmenich, I, 404, 221.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karmut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist wie ein Karmut, mit Seder in Sauflauge gerieben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 511.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Menschen, der sich nicht leicht finden, ergreifen lässt, sondern allen Nachforschungen spottet. Der Karmut ist ein Nilfisch ohne Schuppen mit einer ausserordentlich schlüpfrigen Haut, an sich schon schwer zu ergreifen und zu halten, ohne dass man ihn, was hier noch dazukommt, mit Seifenschaum glatt machen darf oder gar noch ein Drittes dazuthue. Seder, d. h. Blätter vom Sederbaume, welche getrocknet und gestossen von den ärmsten Volksklassen zum Händewaschen gebraucht werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karnickel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das sind ganz hübsche Karnickel, sagte der Ochs, als er einige Ziegen sah.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Der Kürbis nennt die Melone eine Gurke. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 389.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Karnickel hat angefangen.</hi> (<hi rendition="#i">Berlin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Als ein Hund auf dem dortigen Markte ein Kaninchen erbissen und die Hökerin Bezahlung desselben verlangte, erwiderte der Besitzer des Hundes obiges Wort, das häufig wiederholt und Sprichwort wurde. Man wendet es an, wo die Ursache eines Streites u. s. w. einem unschuldigen Schwächern zugeschrieben oder aufgewälzt wird. Das <hi rendition="#i">Schlesische Morgenblatt (Breslau 1862, S. 256)</hi> enthält eine aus der <hi rendition="#i">Niederrheinischen Volkszeitung</hi> entlehnte politische Fabel, welche den Beweis für die Wahrheit führt, dass &#x201E;das Karnickel angefangen&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Das ist der gesundeste Karnickel im Stalle.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft, um von einer Person zu sagen, dass sie die gesundeste, lebhafteste und munterste in der Familie, im Hause sei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karnisseltag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Am (oder: auf den) Karnisseltag.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So hiessen bis in die Zeiten des Kaisers Joseph II. die Bewohner des Stiftes Kremsmünster den 11. December, an dem seit unvordenklicher Zeit das Andenken an den Todestag des Stifters Thassilo II., Herzogs von Baiern, durch ein sogenanntes Gespende gefeiert wurde. Jeder nämlich, der kam und verlangte, erhielt, in der Voraussetzung, dass er dem Trauergottesdienst für die Seele des Stifters andächtig beiwohne, eine Portion Brot mit Fleisch. Einmal wurden zu dem Zwecke 60 Rinder geschlachtet. (<hi rendition="#i">Baumgarten.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karnöffeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen karnöffeln (karnüffeln).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen mit der Faust zerarbeiten, bleuen, durchprügeln. (<hi rendition="#i">Grimm, V, 221.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Karniffel em.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Kartenspiel: Stich ihn, schlag ihn.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Karnöffelspiel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Im Karnöffelspiel stechen die mindern die mehrern, die untern die obern, und das Karnöffel sticht sie allesammt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 362.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach <hi rendition="#i">Campe,</hi> der Karniffel schreibt, ist das Karnöffelspiel ein unter den Bauern gewöhnliches Kartenspiel, welches mit 48 besonders dazu verfertigten Karten, die
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[572]/0578] 13 Ein reicher Karger ist Salomons Esel. – Eyering, II, 164. *14 Je mehr der Karge hat, je mehr will er haben (oder: je mehr gebricht ihm). Mhd.: Je mer der karg hat, ie mer im gewirt. (Fastnachtsspiel, 527, 20; Zingerle, 79.) 15 Karger – arger. – Gruter, I, 52; Sailer, 70; Eiselein, 362. Eiselein bemerkt hierbei: Karg heisst im Mittelhochdeutschen astutus und Arg auch iners, vecors. 16 Wenn ein karger stirbt, so wird sein gut erhoben, wie das Creutz, vnd kompt zu bösen vnd frommen wie die vögel im herbst. – Petri, II, 652. 17 Wer eins Kargen Schweiss haben wil, der muss jhn warm zudecken. – Petri, II, 793. Karl. 1 Des Kaisers Carol warmes Bad ist eines Nutzen, des andern Schad'. – Pistor., III, 37; Körte, 797; Simrock, 5366. Die warmen Heilquellen zu Karlsbad wurden bei Gelegenheit einer Jagd Kaiser Karl's IV. entdeckt, der das Bad gründete, welches nach ihm benannt wurde. 2 Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut, bei Nancy das Blut. – Eiselein, 103. Nach dem Aargauer historischen Taschenbuch findet sich dieser Spruch auf einem alten Holzschnitt in folgender Fassung: Herzog Carolus verlor vor Elicurth den Muth (1474), vor Granson das Gut (1476), vor Murten den Hut (1476), vor Nancy das Blut (1477). Damit haben die Schweizer in wenig Worten das Andenken an ihre Kriege mit den Burgundern unter Karl dem Kühnen erhalten, indem sie uns an die Hauptschlachten in denselben erinnern. In der Schlacht bei Granson lernte Karl, dass die Schweizer ein kühnes Volk und nicht so leicht zu unterjochen seien; bei Murten verlor er grosse Reichthümer und bei Nancy gar das Leben. 3 König Karl stiftete Treue und Wahrheit. – Graf, 28, 13. Nach der Rechtsanschauung des Mittelalters ist der König als Stellvertreter Gottes nicht nur die höchste Macht, sondern auch der Vertreter der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Altfries.: Kinig Kerl stifte trewa and werde. (Richthofen, 133, 12.) 4 Mä Karl sull a Ducktur wär, sagt der Bauer, denn der is ä Schwein, der ekelt sich o fer jahr nischt. *5 Er hat's Karlis Hof. (Solothurn.) – Schild, 74, 193. Abgekürzt auch blos: Er hat's Karlis, d. i. er thut sich gütlich, er schwelgt. (S. Fugger.) Wahrscheinlich aus der Zeit von Karl dem Kühnen. *6 Er isch der Karli Abgänt1. (Solothurn.) – Schild, 73, 189. 1) Das Abgehende, die bereits vom Tische abgetragenen, übriggebliebenen Speisen. – Er kommt überall zu spät und zu kurz. *7 Er ist Karl der Einfältige. *8 Korle, mach, mach, doss de hehm kimmst, de Mutter braucht dich zum Schicken. (Oberlausitz.) *9 Mei Korl wächst mer zu Kuppe. Nicht blos, wenn sich der Sohn dem Vater nicht mehr unterordnen will, sondern auch wenn ein Unternehmen die Kräfte der Leitung übersteigt. Erinnert an den Gedanken, den Schiller im Don Carlos dem König in den Mund legt: „Der Knabe Don Carlos fängt an mir fürchterlich zu werden.“ (Büchmann, 26.) In Pommern hat man die Redensart: De Jung ward mi to kantig. (Dähnert, 217a.) Karlchen. Kaorlke, duck di, et kümmt 'n Stên. (Pommern.) Karlemann. Karlemann, zieh Hosen an! (Breslau.) Karlinchen. Dröck de, Karlienke, am End lett se to. – Frischbier2, 1888. Karlinchen wird die Branntweinflasche genannt. Wenn der Inhalt geleert ist, pflegt man sie scherzweise zu drücken, damit sie noch einige Tropfen ausfliessen lasse. Karlstag. * Ein Kaiser Karlstag. (Oberösterreich.) So nennt man einen Tag, an dem die Sonne nicht scheint, an dem es aber auch nicht regnet. Kaiser Karl soll an solchen Tagen am liebsten jagen gegangen sein. Karmeliter. Die Karmeliter sind nicht nur Unserer lieben Frauen Brüder, sondern auch Männer. Die Karmeliter nannten sich „Unserer lieben Frauen Brüder.“ Bei den Bürgern zu Höchstädt im Mansfeldischen standen sie in dem Verdacht, deren Weiber zu verführen. Als einst einige dieser Bürger zu Dr. Luther kamen, ihn in einer gewissen Angelegenheit um Rath zu fragen, so erkundigte er sich beiläufig nach den dortigen Karmelitermönchen, indem er sagte: „Was machen denn ›Unser lieben Frauen Brüder‹ Gutes?“ Die Bürger antworteten: „Wenn sie nur immer ›Unserer lieben Frauen Brüder‹ blieben, aber wir fürchten, dass sie auch bisweilen unserer lieben Frauen Männer sind.“ (Gesellschafter, Magdeburg 1783, II, 177.) Kârmelk. 1 Wenn de Kârmelk kumt, so nimmt de Lenz Lüde an. (Holst.) – Schütze, III, 26. Kârmelk = Buttermilch, von kârnen = buttern. Lenz oder Lens, die schlafmachende Kraft, wird in Holstein personificirt, wie es in diesem Sprichwort vorkommt. Wenn die, will es sagen, dem Volksglauben nach trägemachende Buttermilch gegessen wird, so gibt's der Trägen viel, so erhält der Lenz Leute, Anhänger. *2 Dat is de Künst van de Karmelk, dat se blaulet. – Stürenburg, 349a. *3 Waie is Karmelk's Börge. – Bueren, 1301. Dies mir unverständliche Sprichwort habe ich sonst nirgends als am angeführten Orte gefunden. Kärmen. He kärmt (wehklagt, winselt) wie en Frau, die en 't Kendbett kommen well. (Meurs.) – (Firmenich, I, 404, 221.) Karmut. * Er ist wie ein Karmut, mit Seder in Sauflauge gerieben. – Burckhardt, 511. Von einem Menschen, der sich nicht leicht finden, ergreifen lässt, sondern allen Nachforschungen spottet. Der Karmut ist ein Nilfisch ohne Schuppen mit einer ausserordentlich schlüpfrigen Haut, an sich schon schwer zu ergreifen und zu halten, ohne dass man ihn, was hier noch dazukommt, mit Seifenschaum glatt machen darf oder gar noch ein Drittes dazuthue. Seder, d. h. Blätter vom Sederbaume, welche getrocknet und gestossen von den ärmsten Volksklassen zum Händewaschen gebraucht werden. Karnickel. 1 Das sind ganz hübsche Karnickel, sagte der Ochs, als er einige Ziegen sah. Die Russen: Der Kürbis nennt die Melone eine Gurke. (Altmann VI, 389.) 2 Karnickel hat angefangen. (Berlin.) Als ein Hund auf dem dortigen Markte ein Kaninchen erbissen und die Hökerin Bezahlung desselben verlangte, erwiderte der Besitzer des Hundes obiges Wort, das häufig wiederholt und Sprichwort wurde. Man wendet es an, wo die Ursache eines Streites u. s. w. einem unschuldigen Schwächern zugeschrieben oder aufgewälzt wird. Das Schlesische Morgenblatt (Breslau 1862, S. 256) enthält eine aus der Niederrheinischen Volkszeitung entlehnte politische Fabel, welche den Beweis für die Wahrheit führt, dass „das Karnickel angefangen“. *3 Das ist der gesundeste Karnickel im Stalle. (Schles.) Scherzhaft, um von einer Person zu sagen, dass sie die gesundeste, lebhafteste und munterste in der Familie, im Hause sei. Karnisseltag. * Am (oder: auf den) Karnisseltag. (Oberösterreich.) So hiessen bis in die Zeiten des Kaisers Joseph II. die Bewohner des Stiftes Kremsmünster den 11. December, an dem seit unvordenklicher Zeit das Andenken an den Todestag des Stifters Thassilo II., Herzogs von Baiern, durch ein sogenanntes Gespende gefeiert wurde. Jeder nämlich, der kam und verlangte, erhielt, in der Voraussetzung, dass er dem Trauergottesdienst für die Seele des Stifters andächtig beiwohne, eine Portion Brot mit Fleisch. Einmal wurden zu dem Zwecke 60 Rinder geschlachtet. (Baumgarten.) Karnöffeln. *1 Einen karnöffeln (karnüffeln). – Wurzbach II, 222. Einen mit der Faust zerarbeiten, bleuen, durchprügeln. (Grimm, V, 221.) *2 Karniffel em. (Mecklenburg.) Im Kartenspiel: Stich ihn, schlag ihn. Karnöffelspiel. Im Karnöffelspiel stechen die mindern die mehrern, die untern die obern, und das Karnöffel sticht sie allesammt. – Eiselein, 362. Nach Campe, der Karniffel schreibt, ist das Karnöffelspiel ein unter den Bauern gewöhnliches Kartenspiel, welches mit 48 besonders dazu verfertigten Karten, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/578
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [572]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/578>, abgerufen am 21.11.2024.