Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 2 Kandel und Kundel sind keine guten Gespielen. - Parömiakon, 852. Das Laster der Trunkenheit entehrt schon den Mann, in einem weit höhern Grade aber das Weib. "Viel Unheil in der Ehe rührt daher, wenn Sauphia und Sophia beisammensitzen: wenn die Frau Bibiana den Herrn Calixtum zum Buhlen hat, und ist also zwischen der Mühle und Müllerin nur der Unterschied, dass die Mühle vom Wasser bewegt wird und klappert, die Müllerin aber vom Wein." (Judas der Erzschelm, II.) 3 Vom Kandel kommt man zum versoffenen Wandel. - Parömiakon, 459. Alle Laster fangen im kleinen an. "Der Trunkenbold hat zuerst ein Gläsel ausgetrunken, vom Gläsel ist er zum Glas, vom Glas zum Krug, vom Krug zum Kändel gegangen. Mit drei Jahren hat er geschrien: Mamma, trinken; mit vier Jahren hat er geschrien: Mutter, trinken; mit fünf Jahren: Vater, saufen. Im sechsten Jahre hat er seinen Vater ins Wirthshaus begleitet. Im sechzehnten Jahre ist er gangen am Sonntag zum Weissen Rösel, am Montag zum Blauen Kessel, am Mittwoch zum Grünen Gimpel, am Donnerstag zur Goldenen Sonne, am Freitag zum Wilden Manne, am Samstag bei den Grünen Linden, lässt sich also beim Saufen eine ganze Woche finden." (Judas der Erzschelm, I.) *4 Ich muss mich an die Kandel halten. - Eyering, III, 59. Kandelberg. * Die Festung Kandelberg belagern. - Judas der Erzschelm, III; Parömiakon, 1244. Von denen, die bei einem Trinkgelag sind und tapfer mit zechen. Kandelfreund. Kandelfreund ist Wandelfreund. - Judas der Erzschelm, III; Parömiakon, 1252. Von der Unzuverlässigkeit der Genussfreunde. Kandidat. *1 Ein Kandidat für Siegburg. (Niederrhein.) Für das Irrenhaus. In Schlesien sagte man sonst in ähnlicher Weise: "für Plagwitz", wo sich die Irrenanstalt befand, die aber seit einigen Jahren nach Bunzlau verlegt worden ist. Lat.: Porcum immola. (Philippi, II, 101.) *2 Es ist ein Kandidat des Todes. Kaninchen. 1 Ein Kaninchen, das man hält (in der Hand), ist mehr werth als ein Hase auf dem Feld. Holl.: Een konijn in 't hok is mij meer waard dan tien hazen in 't veld. (Harrebomee, I, 431b.) 2 Ein Kaninchen in der Hand ist besser als ein Hase über Land. 3 Ein Kaninchen und einen groben Kerl muss man mit der Hand angreifen. Man behauptet, Kaninchenfleisch sei besser zerrissen als geschnitten, und will damit sagen: man bringe aus einem groben Menschen mit harten Worten mehr als mit Liebkosung. Frz.: Le connil et le vilain a la main. (Kritzinger, 165.) 4 Ein Kaninchen weiss mehr als Ein Loch zur Höhle. Poln.: Nie jedne tylko krolik ma dziure do jamy. (Lompa, 25.) *5 As en Knien (Kaninchen) gibbelen (lachen). - (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 178. Kaninchenfleisch. Kaninchenfleisch soll man reissen, nicht schneiden. (S. Kaninchen 3.) Kaninchenstall. * He baut ennen Knienenstall on ritt en Haus neer (nieder). (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 295. Kaninchentag. * He hett Kanienkendage un'n dammasten Leven. (Ostfries.) - Hausfreund, IV. Kann sein. 'S kann sein schützt vor Lügen. Engl.: Every may be hath a may not be. (Bohn II, 115.) Frz.: Peut etre engarde les gens de mentir. (Leroux, II, 282.) Kanne. 1 Alle Kannen und Kübel sind hohl. Von dem, was keinem Zweifel unterliegt, was gewiss und allbekannt ist. 2 Aus der Kanne des Corporals ist nicht gut trinken. (Schwed.) Aehnlich: Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen. 3 De Kann' geht esu lang zur Bach, bes se brich der Hals udder der Krag. (Bedburg.) 4 De Kann' geit so lang to Wata, bett se det Oeha valert. (Natangen.) - Frischbier2, 1875. [Spaltenumbruch] 5 Die Kannen müssen getragen werden, sagte der Böttcher, als ihn die Frau fragte, ob sie liefen. Die Frau wollte wissen, ob sie auch dicht wären, d. h. Wasser hielten; sie fragte: Laufen die Kannen? Worauf der Böttcher antwortete: Nein, sie laufen nicht, sie müssen getragen werden. 6 Kann' und Kantor (s. d. 7) reimen sich. 7 Kannen glück, bauchs vnglück. - Petri, II, 8; Henisch, 209, 1. 8 Man soll nicht aus einer Kanne trinken und nach einer andern schielen. 9 Nur noch eine Kanne, schreit der Mönch, wenn am Jüngsten Tage die Posaune zum dritten mal bläst. - Klosterspiegel, 77, 7. 10 Sieh nicht auf die Kanne, sondern auf das, was darin ist. 11 Wem die Kanne fehlt, der muss mit den Händen schöpfen. 12 Wenn die Kanne voll, so läuft sie über. Holl.: De volle kan loopt over. - De volle kan zwijgt niet. (Harrebomee, I, 378b.) 13 Wer da letzt ut dei Kann' drinken will, den föllt dei Deck'l up dei Schnut (Schnauze). (Mecklenburg.) - Firmenich, I, 73, 8; Mussäus, 122, 24; für Oldenburg: Goldschmidt, 158. Warnung vor Unmässigkeit. 14 Wie 't önderste üt de Kann drinkt, fellt den Deck'l op de Nöös. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 23. *15 Er hat in die Kanne geguckt. *16 Er lässt die Kanne nicht lange leer stehen. *17 Sett de Kann' weg on drink ut em Kros. - Frischbier2, 1876; Dähnert, 217a. Scherzweise, wenn jemand etwas thun soll und sagt: Ick kann nich. *18 Sett de Kannen vun der Hand und do 't mit 'n Händen. - Eichwald, 942. Kannegiesser. 1 Kannegiesser, die von Reichsstädten reden und ihren Rücken mit fremden Sachen beladen. - Eiselein, 361. *2 Er ist ein Kannegiesser. - Wurzbach II, 220; Braun, I, 1744. Eine Person, die in Gasthäusern ohne Kenntnisse über öffentliche Angelegenheiten redet, oder, wie man es auch nennt, politisirt. Kannengiessen war einst die wichtigste Arbeit im Handwerk der Zinngiesser und diese wurden daher nach derselben Kannengiesser genannt. Beim Meisterstück stand in Nürnberg obenan eine zwei Mass haltende Schenkkanne, zum Ehrenwein zu gebrauchen. Zu sprichwörtlichem Gebrauch gelangte das Wort durch einen Zufall von der Bühne herab. Es war im Jahre 1722, als in Kopenhagen Holberg's Lustspiel: Der politische Kannegiesser aufgeführt ward. Sein Ruhm verbreitete sich bald über Deutschland und die sprichwörtliche Redensart: Kannegiessern und andere zeigen noch, welchen Eindruck das Stück damals gemacht hat. Fortan hiess ein Bierbankpolitiker, ein beschränkter, leidenschaftlicher Zeitungsleser ein politischer Kannengiesser. Man übertrug es später auch auf leeres oder gemüthliches Geschwätz in andern Dingen und sprach von ästhetischen, theologischen u. s. w Kannengiessern. (Grimm, V, 167.) Kannegiesserei. * Eitel Kannegiesserei. Politisches Gerede, Geschwätz. Kannegiessern. * Sie kannegiessern. - Eiselein, 361. Politisiren. "Was übrigens jetzt uns in unsern Clubs einen gemeinschaftlichen Ton gibt, ist das politische Kannegiessern." (Jean Paul.) (Vgl. auch Grimm, V, 167.) Kannibalisch. * Es ist ihm kannibalisch wohl, wie tausend Säuen. Kännlein. Wer nur ein Kännlein vertragen kann, muss keine Kanne trinken. Holl.: Die een hoofd van een pintje heeft, moet geene kan willen drinken. (Harrebomee, I, 378b.) Kannicht. Hüte dich vor Kannicht. - Simrock, 5410. Kannichtmehr. Kannichtmehr liegt auf dem Kirchhof. Als Antwort auf die Aeusserung: Ich kann nicht mehr. Kanon. Vier Kanon sind allein in der Welt: Canon volo, Canon nolo, Canon jubeo, Canon oportet. Ich will, ich will nicht, ich befehle, es muss. [Spaltenumbruch] 2 Kandel und Kundel sind keine guten Gespielen. – Parömiakon, 852. Das Laster der Trunkenheit entehrt schon den Mann, in einem weit höhern Grade aber das Weib. „Viel Unheil in der Ehe rührt daher, wenn Sauphia und Sophia beisammensitzen: wenn die Frau Bibiana den Herrn Calixtum zum Buhlen hat, und ist also zwischen der Mühle und Müllerin nur der Unterschied, dass die Mühle vom Wasser bewegt wird und klappert, die Müllerin aber vom Wein.“ (Judas der Erzschelm, II.) 3 Vom Kandel kommt man zum versoffenen Wandel. – Parömiakon, 459. 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(Natangen.) – Frischbier2, 1875. [Spaltenumbruch] 5 Die Kannen müssen getragen werden, sagte der Böttcher, als ihn die Frau fragte, ob sie liefen. Die Frau wollte wissen, ob sie auch dicht wären, d. h. Wasser hielten; sie fragte: Laufen die Kannen? Worauf der Böttcher antwortete: Nein, sie laufen nicht, sie müssen getragen werden. 6 Kann' und Kantor (s. d. 7) reimen sich. 7 Kannen glück, bauchs vnglück. – Petri, II, 8; Henisch, 209, 1. 8 Man soll nicht aus einer Kanne trinken und nach einer andern schielen. 9 Nur noch eine Kanne, schreit der Mönch, wenn am Jüngsten Tage die Posaune zum dritten mal bläst. – Klosterspiegel, 77, 7. 10 Sieh nicht auf die Kanne, sondern auf das, was darin ist. 11 Wem die Kanne fehlt, der muss mit den Händen schöpfen. 12 Wenn die Kanne voll, so läuft sie über. Holl.: De volle kan loopt over. – De volle kan zwijgt niet. (Harrebomée, I, 378b.) 13 Wer da letzt ut dei Kann' drinken will, den föllt dei Deck'l up dei Schnut (Schnauze). 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2 Kandel und Kundel sind keine guten Gespielen. – Parömiakon, 852.
Das Laster der Trunkenheit entehrt schon den Mann, in einem weit höhern Grade aber das Weib. „Viel Unheil in der Ehe rührt daher, wenn Sauphia und Sophia beisammensitzen: wenn die Frau Bibiana den Herrn Calixtum zum Buhlen hat, und ist also zwischen der Mühle und Müllerin nur der Unterschied, dass die Mühle vom Wasser bewegt wird und klappert, die Müllerin aber vom Wein.“ (Judas der Erzschelm, II.)
3 Vom Kandel kommt man zum versoffenen Wandel. – Parömiakon, 459.
Alle Laster fangen im kleinen an. „Der Trunkenbold hat zuerst ein Gläsel ausgetrunken, vom Gläsel ist er zum Glas, vom Glas zum Krug, vom Krug zum Kändel gegangen. Mit drei Jahren hat er geschrien: Mamma, trinken; mit vier Jahren hat er geschrien: Mutter, trinken; mit fünf Jahren: Vater, saufen. Im sechsten Jahre hat er seinen Vater ins Wirthshaus begleitet. Im sechzehnten Jahre ist er gangen am Sonntag zum Weissen Rösel, am Montag zum Blauen Kessel, am Mittwoch zum Grünen Gimpel, am Donnerstag zur Goldenen Sonne, am Freitag zum Wilden Manne, am Samstag bei den Grünen Linden, lässt sich also beim Saufen eine ganze Woche finden.“ (Judas der Erzschelm, I.)
*4 Ich muss mich an die Kandel halten. – Eyering, III, 59.
Kandelberg.
* Die Festung Kandelberg belagern. – Judas der Erzschelm, III; Parömiakon, 1244.
Von denen, die bei einem Trinkgelag sind und tapfer mit zechen.
Kandelfreund.
Kandelfreund ist Wandelfreund. – Judas der Erzschelm, III; Parömiakon, 1252.
Von der Unzuverlässigkeit der Genussfreunde.
Kandidat.
*1 Ein Kandidat für Siegburg. (Niederrhein.)
Für das Irrenhaus. In Schlesien sagte man sonst in ähnlicher Weise: „für Plagwitz“, wo sich die Irrenanstalt befand, die aber seit einigen Jahren nach Bunzlau verlegt worden ist.
Lat.: Porcum immola. (Philippi, II, 101.)
*2 Es ist ein Kandidat des Todes.
Kaninchen.
1 Ein Kaninchen, das man hält (in der Hand), ist mehr werth als ein Hase auf dem Feld.
Holl.: Een konijn in 't hok is mij meer waard dan tien hazen in 't veld. (Harrebomée, I, 431b.)
2 Ein Kaninchen in der Hand ist besser als ein Hase über Land.
3 Ein Kaninchen und einen groben Kerl muss man mit der Hand angreifen.
Man behauptet, Kaninchenfleisch sei besser zerrissen als geschnitten, und will damit sagen: man bringe aus einem groben Menschen mit harten Worten mehr als mit Liebkosung.
Frz.: Le connil et le vilain à la main. (Kritzinger, 165.)
4 Ein Kaninchen weiss mehr als Ein Loch zur Höhle.
Poln.: Nie jednę tylko królik ma dziurę do jamy. (Lompa, 25.)
*5 As en Knien (Kaninchen) gibbelen (lachen). – (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 178.
Kaninchenfleisch.
Kaninchenfleisch soll man reissen, nicht schneiden. (S. Kaninchen 3.)
Kaninchenstall.
* He baut ennen Knienenstall on ritt en Hûs neer (nieder). (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 295.
Kaninchentag.
* He hett Kanienkendage un'n dammasten Leven. (Ostfries.) – Hausfreund, IV.
Kann sein.
'S kann sein schützt vor Lügen.
Engl.: Every may be hath a may not be. (Bohn II, 115.)
Frz.: Peut être engarde les gens de mentir. (Leroux, II, 282.)
Kanne.
1 Alle Kannen und Kübel sind hohl.
Von dem, was keinem Zweifel unterliegt, was gewiss und allbekannt ist.
2 Aus der Kanne des Corporals ist nicht gut trinken. (Schwed.)
Aehnlich: Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen.
3 De Kann' geht esu lang zur Bâch, bes se brich der Hals udder der Krag. (Bedburg.)
4 De Kann' geit so lang to Wata, bett se det Oeha valert. (Natangen.) – Frischbier2, 1875.
5 Die Kannen müssen getragen werden, sagte der Böttcher, als ihn die Frau fragte, ob sie liefen.
Die Frau wollte wissen, ob sie auch dicht wären, d. h. Wasser hielten; sie fragte: Laufen die Kannen? Worauf der Böttcher antwortete: Nein, sie laufen nicht, sie müssen getragen werden.
6 Kann' und Kantor (s. d. 7) reimen sich.
7 Kannen glück, bauchs vnglück. – Petri, II, 8; Henisch, 209, 1.
8 Man soll nicht aus einer Kanne trinken und nach einer andern schielen.
9 Nur noch eine Kanne, schreit der Mönch, wenn am Jüngsten Tage die Posaune zum dritten mal bläst. – Klosterspiegel, 77, 7.
10 Sieh nicht auf die Kanne, sondern auf das, was darin ist.
11 Wem die Kanne fehlt, der muss mit den Händen schöpfen.
12 Wenn die Kanne voll, so läuft sie über.
Holl.: De volle kan loopt over. – De volle kan zwijgt niet. (Harrebomée, I, 378b.)
13 Wer da letzt ut dei Kann' drinken will, den föllt dei Deck'l up dei Schnut (Schnauze). (Mecklenburg.) – Firmenich, I, 73, 8; Mussäus, 122, 24; für Oldenburg: Goldschmidt, 158.
Warnung vor Unmässigkeit.
14 Wie 't önderste üt de Kann drinkt, fellt den Deck'l op de Nöös. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 23.
*15 Er hat in die Kanne geguckt.
*16 Er lässt die Kanne nicht lange leer stehen.
*17 Sett de Kann' weg on drink ut em Krôs. – Frischbier2, 1876; Dähnert, 217a.
Scherzweise, wenn jemand etwas thun soll und sagt: Ick kann nich.
*18 Sett de Kannen vun der Hand und do 't mit 'n Händen. – Eichwald, 942.
Kannegiesser.
1 Kannegiesser, die von Reichsstädten reden und ihren Rücken mit fremden Sachen beladen. – Eiselein, 361.
*2 Er ist ein Kannegiesser. – Wurzbach II, 220; Braun, I, 1744.
Eine Person, die in Gasthäusern ohne Kenntnisse über öffentliche Angelegenheiten redet, oder, wie man es auch nennt, politisirt. Kannengiessen war einst die wichtigste Arbeit im Handwerk der Zinngiesser und diese wurden daher nach derselben Kannengiesser genannt. Beim Meisterstück stand in Nürnberg obenan eine zwei Mass haltende Schenkkanne, zum Ehrenwein zu gebrauchen. Zu sprichwörtlichem Gebrauch gelangte das Wort durch einen Zufall von der Bühne herab. Es war im Jahre 1722, als in Kopenhagen Holberg's Lustspiel: Der politische Kannegiesser aufgeführt ward. Sein Ruhm verbreitete sich bald über Deutschland und die sprichwörtliche Redensart: Kannegiessern und andere zeigen noch, welchen Eindruck das Stück damals gemacht hat. Fortan hiess ein Bierbankpolitiker, ein beschränkter, leidenschaftlicher Zeitungsleser ein politischer Kannengiesser. Man übertrug es später auch auf leeres oder gemüthliches Geschwätz in andern Dingen und sprach von ästhetischen, theologischen u. s. w Kannengiessern. (Grimm, V, 167.)
Kannegiesserei.
* Eitel Kannegiesserei.
Politisches Gerede, Geschwätz.
Kannegiessern.
* Sie kannegiessern. – Eiselein, 361.
Politisiren. „Was übrigens jetzt uns in unsern Clubs einen gemeinschaftlichen Ton gibt, ist das politische Kannegiessern.“ (Jean Paul.) (Vgl. auch Grimm, V, 167.)
Kannibalisch.
* Es ist ihm kannibalisch wohl, wie tausend Säuen.
Kännlein.
Wer nur ein Kännlein vertragen kann, muss keine Kanne trinken.
Holl.: Die een hoofd van een pintje heeft, moet geene kan willen drinken. (Harrebomée, I, 378b.)
Kannicht.
Hüte dich vor Kannicht. – Simrock, 5410.
Kannichtmehr.
Kannichtmehr liegt auf dem Kirchhof.
Als Antwort auf die Aeusserung: Ich kann nicht mehr.
Kanon.
Vier Kanon sind allein in der Welt: Canon volo, Canon nolo, Canon jubeo, Canon oportet.
Ich will, ich will nicht, ich befehle, es muss.
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