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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 8 Kampf ist eins der Gottesurtheile. - Graf, 467, 561.

Nämlich der gerichtliche Zweikampf.

Altfries.: Die kamp is dera fyf ordela godes een. (Richthofen, 408, 13.)

9 Kampf ist Muthwille. - Graf, 351, 389.

Das alte deutsche Recht in Bezug auf Körperverletzungen infolge von Schlägereien, Mishandlungen u. s. w.

Mhd.: Kanff ist eyn motwille. (Klein.. Kaiserr., IV, 17.)

10 Kampf ist Sünde. - Graf, 351, 390.

Mhd.: Kamph ist sunde. (Daniels, Weichb., 333, 27.)

11 Kampf oder Ruh'; als Amboss sei geduldig, als Hammer schlage zu!

12 Kampf ohne Sang hat keinen Drang.

Heinrich's des Löwen Wahlspruch. Der Deutsche singt gern und oft, auch bei der Arbeit, und wir sind nicht das einzige Volk, das Lieder durch Gesang begeistert haben; dafür sprechen Ossian's. Lieder, spricht der Rolandsgesang, und in neuerer Zeit die marseiller Hymne.

13 Kampf verlegt alles Zeugniss. - Graf, 467, 566.

Einer der angeblich über einem Verbrechen (Diebstahl, Raub u. s. w.) erschlagen worden war, konnte durch sieben Eide für schuldig erklärt werden und für den Kläger blieb der Kampf ausgeschlossen. Wenn aber ein Verwandter des Erschlagenen ihn anbot, so kam es zu keinem Eide. Der Kampf verlegte das eidliche Zeugniss, weil er als Gottesurtheil, nach der Rechtsanschauung jener Zeit, über jeden Eid geht.

Mhd.: Mit kamphe, er vorleget allen gezeug. (Daniels, Weichb., 85.)

14 Mit Kampf wird niemand schuldig, als wer sieglos wird. - Graf, 467, 572.

Wer siegt, hat recht. So war es zur Zeit der Gottesurtheile, so ist es unter einer etwas veränderten Form noch heute. Wer gesiegt hat, dem hat Gott geholfen. Der Wolf hat dem Lamme gegenüber stets Recht. (S. Gott 656.)

Mhd.: Mit kampe wirt nicht me, wenn der schuldig, wenn der do Sygelos wirt. (Nering, V, 30.)

15 Ohne Kampf kein Sieg.

Böhm.: Co prichazi bez tezkosti, uz to nemuz byti ctnosti. (Celakovsky, 22.)

Engl.: No sweet without some sweat. - Sweet meat must have sour sauce.

Lat.: Laurea desidiae praebetur nulla. - Magna venit nulli sine magno fama labore et vaga sudorem gloria semper habet. (Philippi, I, 222 u. 234; Froberg, 429.)

16 Wer zum Kampfe geht, der muss kein Hasenblut in den Adern haben.

17 Wie Kampf, so Sieg. - Sprichwörtergarten, 421.

*18 In den Kampf gehen, wenn nichts mehr zu schlagen ist.

Wenn jemand nach Beendigung eines Geschäfts kommt.


Kämpfen.

1 Besser kämpfen, denn Hals ab.

Sprichwörtlicher Grundsatz, mit dem man sich oder andern zum Rechtszweikampf Muth machte. (Grimm, V, 146.) "Leichther stangen und Stab, pesser ist kempfen denn Hals ab." (S. Kampf.) (Fastnachtsspiele.)

2 Der kämpft gut, welcher nicht besiegt wird.

Frz.: Le plus grand commencement de la victoire, c'est de pourvoir a n'etre pas vaincu. (Cahier, 1792.)

3 Der weiss wohl zu kämpfen, der seine Affecten vermag zu dämpfen.

4 Jedermann muss kämpfen mit seinen Standesgenossen. - Graf, 467, 565.

Scheint sich auf den aussergerichtlichen Zweikampf zu beziehen. "Wenn jemand sagt (heisst es bei Graf, S. 471): >Du bist kein Mann und trägst keines Mannes Herz in deiner Brust<, und dieser antwortet: >Ich bin so viel Mann als du<; so sollen sich beide in Waffen treffen, wo sich drei Wege scheiden. Bleibt der aus, dem das Wort galt, so soll er fortan sein, was ihn jener hiess; kommt jener nicht, der das Wort gab, so soll er um das schlechter sein, dass er ein Wort ausspricht, das er nicht vertreten kann. Kommen sie beide und schlagen sich, und fällt, wer das Wort gab, so liege er auf unvergoltenem Acker, so büsse man ihn mit seinem Gelde."

Mhd.: Ein isleich man muoz cemphen mit seinem genozze. (Ficker, 71, 71.)

5 Kempfest du zu Not, so helff dir Gott. - Latendorf II, 18.

6 Niemand kann kämpfen, denn um die todte Hand. - Graf, 467, 563.

Der Zweikampf entschied vorherrschend in Criminalfällen als Gottesurtheil. In Mühlhausen: Nihein man din andirin gicemphi inmac, wan vmmi di toitiu hant. (Furstemann, 6.)

[Spaltenumbruch] 7 Wer gut kämpfen will, muss die Lanzen nicht grösser nehmen als die Hände sind. (Altgr.)

Sagen die, welche ein ihren Kräften entsprechendes Amt übernehmen uud ein solches ausschlagen, dem sie nicht gewachsen sind.

8 Wer mit sich selber kämpft, führt einen guten Krieg.

Die Russen: Das ist ein gerechter Krieg, den wir mit unsern Leidenschaften führen. (Altmann VI, 460.)

9 Wer kämpfen will, kann das Schwert nicht wegleihen.

Böhm.: Do boje se savle nepujcuje. (Celakovsky, 368.)

10 Wer nicht kämpft, wird nicht gekrönt.

Böhm.: Kdo nebojuje, nevitezi. (Celakovsky, 371.)

Frz.: Cil (celui-la) n'abet pas qui ne luite (lutte). (Leroux, II, 202.)

Lat.: Certandum est, nulli veniunt sine Marte triumphi et nisi certanti nulla corona datur. (Seybold, 374.) - Fortiter malum qui patitur idem post potitur bonum. (Plautus.) - Non nisi certanti laeta corona datur. (Froberg, 79 u. 484; Philippi, I, 80 u. 160; II, 40.)

11 Wer tapfer kämpft, bekommt den Preis.

Holl.: Die eerlic oorlocht, sal goede soen ontfaen. (Tunn., 13, 10.)

Lat.: Hic premietur ere, qui guerras ducit honeste. (Fallersleben, 311.)


Kämpfer.

1 Alle Kämpfer fechten in des Königs Bann. - Graf, 32, 54.

Der König (s. d.) ist oberster Heerführer und führt den ersten Schild, dann folgen die übrigen Heerschilder unter ihnen, der zweite die geistlichen Fürsten, der dritte, die weltlichen Fürsten und Herzoge, der vierte, die Freiherren.

Altfries.: Umbe thet fiuchtath alle campe binna thes kininges banne. (Friesisches Wörterbuch, I, 203.)

2 Beim Kämpfer steht's, ob er den Preis bekommt.

3 Ein alter Kämpfer weiss gemeiniglich einen Streich, welchen der junge Schnautzhan noch nie gesehen. - Herberger, I, 2, 79.

4 Es sind nicht alle Kempffer, die laut schreien. - Petri, II, 294.

5 Wo die Kämpfer fehlen, hat der Kampf ein Ende.


Kampfplatz.

* Vom Kampfplatz abtreten.

Lat.: Cedere arena. (Philippi, I, 78.)


Kanaille.

1 Du Kanaille, sagte der Hallore zu einem Jungen am Sonntag, heute fluch' ich nicht, aber morgen soll dir ein heiliges Kreuzdonnerwetter auf den Kopf fahren.

2 Teuw, Karnalj, wi sünd noch nich aut'nanner, säd' de Kuhnhahn1 to de Daumarrik2, as se em üm den Schnabel spaddelt3. (Mecklenburg.) - Hoefer, 659.

1) Truthahn.

2) Regenwurm.

3) Zappelt, sich windet, bewegt.


Kanal.

* Er hat seine Kanäle.

Verbindungen, um irgendeinen Zweck zu erreichen.


Kanari.

Es het scho mängs Kanari angers (anders) afn pfyfen, was het wolle v'rsufe. - Jer. Gotthelf, Geldstag, 194.


Kanarienvogel.

Mein Kanarienvogel singt zwar nicht, sagte Töffel, aber er denkt desto mehr.

Holl.: Het gaat hem als mijn' kanarievogel, hij zingt wel niet, maar denkt zooveel te meer. (Harrebomee, I, 379a.) - Hij gelijkt den ekster van Bekman, hij denkt meer, dan hij praat. (Harrebomee, I, 38a.)


Kandel.

1 Kandel und Andel1 (Antel) bringen einen armen (bösen) Wandel. - Simrock, 5395; Braun, I, 1740; Parömiakon, 5.

1) Wein und Weib. - Von den übeln Folgen, welche die Unmässigkeit im Trunk, die Ausschweifungen anderer Art nach sich ziehen. "Desswegen sollte Bacchus von Rechts wegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus thut die Taschen leeren." (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.) Antel, eigentlich Anthal, ist ein Weinmass ausschliesslich für Ungarweine, unserm Eimer entsprechend. "Post diem Jovis folgt dies Veneris; wenn man jovialiter sauft, bleibt die Venus nicht aus."

[Spaltenumbruch] 8 Kampf ist eins der Gottesurtheile.Graf, 467, 561.

Nämlich der gerichtliche Zweikampf.

Altfries.: Die kamp is dera fyf ordela godes een. (Richthofen, 408, 13.)

9 Kampf ist Muthwille.Graf, 351, 389.

Das alte deutsche Recht in Bezug auf Körperverletzungen infolge von Schlägereien, Mishandlungen u. s. w.

Mhd.: Kanff ist eyn motwille. (Klein.. Kaiserr., IV, 17.)

10 Kampf ist Sünde.Graf, 351, 390.

Mhd.: Kamph ist sunde. (Daniels, Weichb., 333, 27.)

11 Kampf oder Ruh'; als Amboss sei geduldig, als Hammer schlage zu!

12 Kampf ohne Sang hat keinen Drang.

Heinrich's des Löwen Wahlspruch. Der Deutsche singt gern und oft, auch bei der Arbeit, und wir sind nicht das einzige Volk, das Lieder durch Gesang begeistert haben; dafür sprechen Ossian's. Lieder, spricht der Rolandsgesang, und in neuerer Zeit die marseiller Hymne.

13 Kampf verlegt alles Zeugniss.Graf, 467, 566.

Einer der angeblich über einem Verbrechen (Diebstahl, Raub u. s. w.) erschlagen worden war, konnte durch sieben Eide für schuldig erklärt werden und für den Kläger blieb der Kampf ausgeschlossen. Wenn aber ein Verwandter des Erschlagenen ihn anbot, so kam es zu keinem Eide. Der Kampf verlegte das eidliche Zeugniss, weil er als Gottesurtheil, nach der Rechtsanschauung jener Zeit, über jeden Eid geht.

Mhd.: Mit kamphe, er vorleget allen gezeug. (Daniels, Weichb., 85.)

14 Mit Kampf wird niemand schuldig, als wer sieglos wird.Graf, 467, 572.

Wer siegt, hat recht. So war es zur Zeit der Gottesurtheile, so ist es unter einer etwas veränderten Form noch heute. Wer gesiegt hat, dem hat Gott geholfen. Der Wolf hat dem Lamme gegenüber stets Recht. (S. Gott 656.)

Mhd.: Mit kampe wirt nicht me, wenn der schuldig, wenn der do Sygelos wirt. (Nering, V, 30.)

15 Ohne Kampf kein Sieg.

Böhm.: Co prichází bez tĕžkosti, už to nemůž býti ctností. (Čelakovsky, 22.)

Engl.: No sweet without some sweat. – Sweet meat must have sour sauce.

Lat.: Laurea desidiae praebetur nulla. – Magna venit nulli sine magno fama labore et vaga sudorem gloria semper habet. (Philippi, I, 222 u. 234; Froberg, 429.)

16 Wer zum Kampfe geht, der muss kein Hasenblut in den Adern haben.

17 Wie Kampf, so Sieg.Sprichwörtergarten, 421.

*18 In den Kampf gehen, wenn nichts mehr zu schlagen ist.

Wenn jemand nach Beendigung eines Geschäfts kommt.


Kämpfen.

1 Besser kämpfen, denn Hals ab.

Sprichwörtlicher Grundsatz, mit dem man sich oder andern zum Rechtszweikampf Muth machte. (Grimm, V, 146.) „Leichther stangen und Stab, pesser ist kempfen denn Hals ab.“ (S. Kampf.) (Fastnachtsspiele.)

2 Der kämpft gut, welcher nicht besiegt wird.

Frz.: Le plus grand commencement de la victoire, c'est de pourvoir à n'être pas vaincu. (Cahier, 1792.)

3 Der weiss wohl zu kämpfen, der seine Affecten vermag zu dämpfen.

4 Jedermann muss kämpfen mit seinen Standesgenossen.Graf, 467, 565.

Scheint sich auf den aussergerichtlichen Zweikampf zu beziehen. „Wenn jemand sagt (heisst es bei Graf, S. 471): ›Du bist kein Mann und trägst keines Mannes Herz in deiner Brust‹, und dieser antwortet: ›Ich bin so viel Mann als du‹; so sollen sich beide in Waffen treffen, wo sich drei Wege scheiden. Bleibt der aus, dem das Wort galt, so soll er fortan sein, was ihn jener hiess; kommt jener nicht, der das Wort gab, so soll er um das schlechter sein, dass er ein Wort ausspricht, das er nicht vertreten kann. Kommen sie beide und schlagen sich, und fällt, wer das Wort gab, so liege er auf unvergoltenem Acker, so büsse man ihn mit seinem Gelde.“

Mhd.: Ein isleich man muoz cemphen mit seinem genozze. (Ficker, 71, 71.)

5 Kempfest du zu Not, so helff dir Gott.Latendorf II, 18.

6 Niemand kann kämpfen, denn um die todte Hand.Graf, 467, 563.

Der Zweikampf entschied vorherrschend in Criminalfällen als Gottesurtheil. In Mühlhausen: Nihein man din andirin gicemphi inmac, wan vmmi di toitiu hant. (Furstemann, 6.)

[Spaltenumbruch] 7 Wer gut kämpfen will, muss die Lanzen nicht grösser nehmen als die Hände sind. (Altgr.)

Sagen die, welche ein ihren Kräften entsprechendes Amt übernehmen uud ein solches ausschlagen, dem sie nicht gewachsen sind.

8 Wer mit sich selber kämpft, führt einen guten Krieg.

Die Russen: Das ist ein gerechter Krieg, den wir mit unsern Leidenschaften führen. (Altmann VI, 460.)

9 Wer kämpfen will, kann das Schwert nicht wegleihen.

Böhm.: Do boje se šavle nepůjcuje. (Čelakovsky, 368.)

10 Wer nicht kämpft, wird nicht gekrönt.

Böhm.: Kdo nebojuje, nevítĕzí. (Čelakovsky, 371.)

Frz.: Cil (celui-la) n'abet pas qui ne luite (lutte). (Leroux, II, 202.)

Lat.: Certandum est, nulli veniunt sine Marte triumphi et nisi certanti nulla corona datur. (Seybold, 374.) – Fortiter malum qui patitur idem post potitur bonum. (Plautus.) – Non nisi certanti laeta corona datur. (Froberg, 79 u. 484; Philippi, I, 80 u. 160; II, 40.)

11 Wer tapfer kämpft, bekommt den Preis.

Holl.: Die eerlic oorlocht, sal goede soen ontfaen. (Tunn., 13, 10.)

Lat.: Hic premietur ere, qui guerras ducit honeste. (Fallersleben, 311.)


Kämpfer.

1 Alle Kämpfer fechten in des Königs Bann.Graf, 32, 54.

Der König (s. d.) ist oberster Heerführer und führt den ersten Schild, dann folgen die übrigen Heerschilder unter ihnen, der zweite die geistlichen Fürsten, der dritte, die weltlichen Fürsten und Herzoge, der vierte, die Freiherren.

Altfries.: Umbe thet fiuchtath alle campe binna thes kininges banne. (Friesisches Wörterbuch, I, 203.)

2 Beim Kämpfer steht's, ob er den Preis bekommt.

3 Ein alter Kämpfer weiss gemeiniglich einen Streich, welchen der junge Schnautzhan noch nie gesehen.Herberger, I, 2, 79.

4 Es sind nicht alle Kempffer, die laut schreien.Petri, II, 294.

5 Wo die Kämpfer fehlen, hat der Kampf ein Ende.


Kampfplatz.

* Vom Kampfplatz abtreten.

Lat.: Cedere arena. (Philippi, I, 78.)


Kanaille.

1 Du Kanaille, sagte der Hallore zu einem Jungen am Sonntag, heute fluch' ich nicht, aber morgen soll dir ein heiliges Kreuzdonnerwetter auf den Kopf fahren.

2 Teuw, Karnalj, wi sünd noch nich ût'nanner, säd' de Kuhnhahn1 tô de Daumarrik2, as se em üm den Schnabel spaddelt3. (Mecklenburg.) – Hoefer, 659.

1) Truthahn.

2) Regenwurm.

3) Zappelt, sich windet, bewegt.


Kanal.

* Er hat seine Kanäle.

Verbindungen, um irgendeinen Zweck zu erreichen.


Kanari.

Es het scho mängs Kanari angers (anders) afn pfyfen, was het wolle v'rsufe.Jer. Gotthelf, Geldstag, 194.


Kanarienvogel.

Mein Kanarienvogel singt zwar nicht, sagte Töffel, aber er denkt desto mehr.

Holl.: Het gaat hem als mijn' kanarievogel, hij zingt wel niet, maar denkt zooveel te meer. (Harrebomée, I, 379a.) – Hij gelijkt den ekster van Bekman, hij denkt meer, dan hij praat. (Harrebomée, I, 38a.)


Kandel.

1 Kandel und Andel1 (Antel) bringen einen armen (bösen) Wandel.Simrock, 5395; Braun, I, 1740; Parömiakon, 5.

1) Wein und Weib. – Von den übeln Folgen, welche die Unmässigkeit im Trunk, die Ausschweifungen anderer Art nach sich ziehen. „Desswegen sollte Bacchus von Rechts wegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus thut die Taschen leeren.“ (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.) Antel, eigentlich Anthal, ist ein Weinmass ausschliesslich für Ungarweine, unserm Eimer entsprechend. „Post diem Jovis folgt dies Veneris; wenn man jovialiter sauft, bleibt die Venus nicht aus.“

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[[564]/0570] 8 Kampf ist eins der Gottesurtheile. – Graf, 467, 561. Nämlich der gerichtliche Zweikampf. Altfries.: Die kamp is dera fyf ordela godes een. (Richthofen, 408, 13.) 9 Kampf ist Muthwille. – Graf, 351, 389. Das alte deutsche Recht in Bezug auf Körperverletzungen infolge von Schlägereien, Mishandlungen u. s. w. Mhd.: Kanff ist eyn motwille. (Klein.. Kaiserr., IV, 17.) 10 Kampf ist Sünde. – Graf, 351, 390. Mhd.: Kamph ist sunde. (Daniels, Weichb., 333, 27.) 11 Kampf oder Ruh'; als Amboss sei geduldig, als Hammer schlage zu! 12 Kampf ohne Sang hat keinen Drang. Heinrich's des Löwen Wahlspruch. Der Deutsche singt gern und oft, auch bei der Arbeit, und wir sind nicht das einzige Volk, das Lieder durch Gesang begeistert haben; dafür sprechen Ossian's. Lieder, spricht der Rolandsgesang, und in neuerer Zeit die marseiller Hymne. 13 Kampf verlegt alles Zeugniss. – Graf, 467, 566. Einer der angeblich über einem Verbrechen (Diebstahl, Raub u. s. w.) erschlagen worden war, konnte durch sieben Eide für schuldig erklärt werden und für den Kläger blieb der Kampf ausgeschlossen. Wenn aber ein Verwandter des Erschlagenen ihn anbot, so kam es zu keinem Eide. Der Kampf verlegte das eidliche Zeugniss, weil er als Gottesurtheil, nach der Rechtsanschauung jener Zeit, über jeden Eid geht. Mhd.: Mit kamphe, er vorleget allen gezeug. (Daniels, Weichb., 85.) 14 Mit Kampf wird niemand schuldig, als wer sieglos wird. – Graf, 467, 572. Wer siegt, hat recht. So war es zur Zeit der Gottesurtheile, so ist es unter einer etwas veränderten Form noch heute. Wer gesiegt hat, dem hat Gott geholfen. Der Wolf hat dem Lamme gegenüber stets Recht. (S. Gott 656.) Mhd.: Mit kampe wirt nicht me, wenn der schuldig, wenn der do Sygelos wirt. (Nering, V, 30.) 15 Ohne Kampf kein Sieg. Böhm.: Co prichází bez tĕžkosti, už to nemůž býti ctností. (Čelakovsky, 22.) Engl.: No sweet without some sweat. – Sweet meat must have sour sauce. Lat.: Laurea desidiae praebetur nulla. – Magna venit nulli sine magno fama labore et vaga sudorem gloria semper habet. (Philippi, I, 222 u. 234; Froberg, 429.) 16 Wer zum Kampfe geht, der muss kein Hasenblut in den Adern haben. 17 Wie Kampf, so Sieg. – Sprichwörtergarten, 421. *18 In den Kampf gehen, wenn nichts mehr zu schlagen ist. Wenn jemand nach Beendigung eines Geschäfts kommt. Kämpfen. 1 Besser kämpfen, denn Hals ab. Sprichwörtlicher Grundsatz, mit dem man sich oder andern zum Rechtszweikampf Muth machte. (Grimm, V, 146.) „Leichther stangen und Stab, pesser ist kempfen denn Hals ab.“ (S. Kampf.) (Fastnachtsspiele.) 2 Der kämpft gut, welcher nicht besiegt wird. Frz.: Le plus grand commencement de la victoire, c'est de pourvoir à n'être pas vaincu. (Cahier, 1792.) 3 Der weiss wohl zu kämpfen, der seine Affecten vermag zu dämpfen. 4 Jedermann muss kämpfen mit seinen Standesgenossen. – Graf, 467, 565. Scheint sich auf den aussergerichtlichen Zweikampf zu beziehen. „Wenn jemand sagt (heisst es bei Graf, S. 471): ›Du bist kein Mann und trägst keines Mannes Herz in deiner Brust‹, und dieser antwortet: ›Ich bin so viel Mann als du‹; so sollen sich beide in Waffen treffen, wo sich drei Wege scheiden. Bleibt der aus, dem das Wort galt, so soll er fortan sein, was ihn jener hiess; kommt jener nicht, der das Wort gab, so soll er um das schlechter sein, dass er ein Wort ausspricht, das er nicht vertreten kann. Kommen sie beide und schlagen sich, und fällt, wer das Wort gab, so liege er auf unvergoltenem Acker, so büsse man ihn mit seinem Gelde.“ Mhd.: Ein isleich man muoz cemphen mit seinem genozze. (Ficker, 71, 71.) 5 Kempfest du zu Not, so helff dir Gott. – Latendorf II, 18. 6 Niemand kann kämpfen, denn um die todte Hand. – Graf, 467, 563. Der Zweikampf entschied vorherrschend in Criminalfällen als Gottesurtheil. In Mühlhausen: Nihein man din andirin gicemphi inmac, wan vmmi di toitiu hant. (Furstemann, 6.) 7 Wer gut kämpfen will, muss die Lanzen nicht grösser nehmen als die Hände sind. (Altgr.) Sagen die, welche ein ihren Kräften entsprechendes Amt übernehmen uud ein solches ausschlagen, dem sie nicht gewachsen sind. 8 Wer mit sich selber kämpft, führt einen guten Krieg. Die Russen: Das ist ein gerechter Krieg, den wir mit unsern Leidenschaften führen. (Altmann VI, 460.) 9 Wer kämpfen will, kann das Schwert nicht wegleihen. Böhm.: Do boje se šavle nepůjcuje. (Čelakovsky, 368.) 10 Wer nicht kämpft, wird nicht gekrönt. Böhm.: Kdo nebojuje, nevítĕzí. (Čelakovsky, 371.) Frz.: Cil (celui-la) n'abet pas qui ne luite (lutte). (Leroux, II, 202.) Lat.: Certandum est, nulli veniunt sine Marte triumphi et nisi certanti nulla corona datur. (Seybold, 374.) – Fortiter malum qui patitur idem post potitur bonum. (Plautus.) – Non nisi certanti laeta corona datur. (Froberg, 79 u. 484; Philippi, I, 80 u. 160; II, 40.) 11 Wer tapfer kämpft, bekommt den Preis. Holl.: Die eerlic oorlocht, sal goede soen ontfaen. (Tunn., 13, 10.) Lat.: Hic premietur ere, qui guerras ducit honeste. (Fallersleben, 311.) Kämpfer. 1 Alle Kämpfer fechten in des Königs Bann. – Graf, 32, 54. Der König (s. d.) ist oberster Heerführer und führt den ersten Schild, dann folgen die übrigen Heerschilder unter ihnen, der zweite die geistlichen Fürsten, der dritte, die weltlichen Fürsten und Herzoge, der vierte, die Freiherren. Altfries.: Umbe thet fiuchtath alle campe binna thes kininges banne. (Friesisches Wörterbuch, I, 203.) 2 Beim Kämpfer steht's, ob er den Preis bekommt. 3 Ein alter Kämpfer weiss gemeiniglich einen Streich, welchen der junge Schnautzhan noch nie gesehen. – Herberger, I, 2, 79. 4 Es sind nicht alle Kempffer, die laut schreien. – Petri, II, 294. 5 Wo die Kämpfer fehlen, hat der Kampf ein Ende. Kampfplatz. * Vom Kampfplatz abtreten. Lat.: Cedere arena. (Philippi, I, 78.) Kanaille. 1 Du Kanaille, sagte der Hallore zu einem Jungen am Sonntag, heute fluch' ich nicht, aber morgen soll dir ein heiliges Kreuzdonnerwetter auf den Kopf fahren. 2 Teuw, Karnalj, wi sünd noch nich ût'nanner, säd' de Kuhnhahn1 tô de Daumarrik2, as se em üm den Schnabel spaddelt3. (Mecklenburg.) – Hoefer, 659. 1) Truthahn. 2) Regenwurm. 3) Zappelt, sich windet, bewegt. Kanal. * Er hat seine Kanäle. Verbindungen, um irgendeinen Zweck zu erreichen. Kanari. Es het scho mängs Kanari angers (anders) afn pfyfen, was het wolle v'rsufe. – Jer. Gotthelf, Geldstag, 194. Kanarienvogel. Mein Kanarienvogel singt zwar nicht, sagte Töffel, aber er denkt desto mehr. Holl.: Het gaat hem als mijn' kanarievogel, hij zingt wel niet, maar denkt zooveel te meer. (Harrebomée, I, 379a.) – Hij gelijkt den ekster van Bekman, hij denkt meer, dan hij praat. (Harrebomée, I, 38a.) Kandel. 1 Kandel und Andel1 (Antel) bringen einen armen (bösen) Wandel. – Simrock, 5395; Braun, I, 1740; Parömiakon, 5. 1) Wein und Weib. – Von den übeln Folgen, welche die Unmässigkeit im Trunk, die Ausschweifungen anderer Art nach sich ziehen. „Desswegen sollte Bacchus von Rechts wegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus thut die Taschen leeren.“ (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.) Antel, eigentlich Anthal, ist ein Weinmass ausschliesslich für Ungarweine, unserm Eimer entsprechend. „Post diem Jovis folgt dies Veneris; wenn man jovialiter sauft, bleibt die Venus nicht aus.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [564]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/570>, abgerufen am 21.11.2024.